Hafen Hamburg lässt leicht nach

container_cma-cgm-alexander-von-humboldt-_copyright_hhm_glaubitt

Im Universalhafen Hamburg legt der Massengutumschlag in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 23,6 Millionen Tonnen um 12,3 Prozent zu. Der Containerumschlag erreicht im ersten Halbjahr insgesamt  4,5 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) und bleibt unter dem starken Vorjahresergebnis (-6,8 Prozent).

Beim Massengutumschlag sind es vor allem die starken Importe von Kohle und Erz im BereichGreifergut, der mit einem Umschlagergebnis von 11,5 Millionen Tonnen (+19,0 Prozent) sehr kräftig zulegte. Insbesondere der Import von Kohle, der 3,8 Millionen Tonnen erreichte, sorgte mit einem Plus von 46,3 Prozent für starkes Wachstum. Abnehmer der Kohle sind neben den Stahlwerken in Nord- und Ostdeutschland auch die Industrie und Kraftwerke, die Strom erzeugen. Das in Hamburg seit März 2015 im Betrieb befindliche neue Kohlekraftwerk Moorburg wird unter voller Auslastung einen jährlichen Steinkohlebedarf von bis zu 4,2 Millionen Tonnen haben. Die Importe von Kohle werden direkt an der werkseigenen Umschlaganlage gelöscht. „Mit dieser Kohlemenge können bis zu 11 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt werden, fast so viel wie Hamburg im Jahr benötigt. Dabei produziert das Kraftwerk ein Viertel weniger CO2 als ältere Steinkohlekraftwerke und ist zudem so flexibel steuerbar, dass es sehr gut auf die schwankende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien reagieren kann“, sagt Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter Vattenfalls für Hamburg und Norddeutschland. 

Der Bereich Sauggut erreichte insbesondere durch vermehrte Getreideexporte mit 5,3 Millionen Tonnen (+22,4 Prozent) ein sehr gutes Halbjahresergebnis. Der Umschlag von Flüssigladung blieb im ersten Halbjahr mit  6,7 Millionen Tonnen (-3,3 Prozent) leicht unter dem Ergebnis des vergleichbaren Vorjahres.

Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, von zum Beispiel großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb im ersten Halbjahr mit insgesamt 876.000 Tonnen (-5,8 Prozent)  unter dem Vorjahresergebnis. Auch der Containerumschlag entwickelte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 4,5 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) nicht so gut wie im starken Vorjahr. Der Rückgang (-6,8 Prozent) ist vor allem mit dem schwachen Außenhandel der beiden führenden Handelspartner China und Russland zu erklären, die im Containerverkehr via Hamburg mit 1,3 Millionen TEU (China: -10,9 Prozent) und 212.000 TEU (Russland: -35,9 Prozent) deutlich unter dem Vorjahresergebnis blieben.

Da Hamburg durch seine starken Ostseeverkehre im Vergleich mit Häfen wie Antwerpen und Rotterdam einen rund 6 Prozentpunkte höheren Anteil an Transhipmentladung aufweist, trifft der Rückgang der China- und Russlandladung Deutschlands größten Universalhafen im Containerumschlag besonders. Ein großer Teil der China- und Russlandladung wird im Transhipment via Hamburg vom großen Containerschiff auf Feederschiffe umgeschlagen. „Der gesamte Außenhandel Chinas ist im ersten Halbjahr 2015 deutlich um 6,9 Prozent geschrumpft. Die schwache Außenhandelsentwicklung wird besonders bei den Exporten aus China nach Europa durch den verteuerten Yuan geprägt. Der Euro lag in den ersten sechs Monaten des Jahres durchschnittlich 19 Prozent niedriger als der Yuan und verteuerte somit für europäische Importeure den Einkauf chinesischer Waren“, erläutert Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V.

Im Containerverkehr mit Russland sind neben den unverändert bestehenden Handelssanktionen auch Faktoren wie der schwache Rubel, der Ölpreisverfall und die wirtschaftliche Rezession Ursachen für den in Hamburg zu beobachtenden deutlichen Rückgang im Containerumschlag. „Für russische Importeure verteuern sich Waren aus dem Ausland. Die Konsum- und Investitionsbereitschaft in Russland lassen deutlich nach. Der IWF geht für dieses Jahr von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in Russland um 3,4 Prozent aus. Die Beschreibung der derzeitigen Wirtschaftslage unterstreicht auch die Tatsache, dass in den russischen Ostseehäfen im ersten Halbjahr 32,1 Prozent weniger Container umgeschlagen wurden als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum“, sagt Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V.

Egloff und Mattern betonten anlässlich der Hafen Hamburg Halbjahrespressekonferenz, dass die schwache Umschlagentwicklung mit China und Russland im Transhipment nicht durch die sehr gute Entwicklung der Hinterlandverkehre ausgeglichen werden konnte. Hamburgs Seehafenhinterlandverkehr entwickelte sich sehr erfreulich im ersten Halbjahr. „Insgesamt wurden 2,9 Millionen TEU transportiert (+2,3 Prozent). Das ist für den landseitigen Transport von Containern ein neuer Rekord. Der Containertransport auf der Schiene kletterte auf 1,2 Millionen TEU. Das ist ein Plus von 6,4 Prozent und macht deutlich, dass die Eisenbahn beim Containertransport überdurchschnittlich zulegen konnte“, sagt Mattern.

Das Halbjahresergebnis zeigt, wie wichtig es ist, die immer noch ausstehende Fahrrinnenanpassung zur besseren Abfertigung besonders großer Schiffe zu realisieren, damit auch weiterhin Transhipmentladung in großen Mengen nach Hamburg kommt und nicht bereits in anderen Nordrangehäfen umgeschlagen wird, weil die Restriktionen auf der Elbe die Ausnutzung der Transportkapazitäten großer Schiffe einschränken. „Ein besonders großes Containerschiff könnte nach einer Fahrrinnenanpassung einkommend und ausgehend bis zu 1800 beladene Container (TEU) mehr transportieren. Die Anzahl der besonders großen Containerschiffe stieg im ersten Halbjahr 2015 weiter an. Bis 13.999 TEU Stellplatzkapazität wurden 255 Anläufe (+18 Prozent) und über 14.000 TEU Stellplatzkapazität 53 Anläufe (+96 Prozent) registriert. Die noch nicht realisierte Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe darf dabei nicht zum Wettbewerbsnachteil von Deutschlands größtem Hafen werden.  Wir befinden uns vor dem Hintergrund neuer Umschlagkapazitäten in der Nordrange in einem intensiven Wettbewerb mit Großhäfen wie Rotterdam und Antwerpen. Dabei beobachten wir, dass ein insgesamt schwächelnder Containerumschlag und vereinzelte Direktdienste in die Ostseeregion diesen Wettbewerb noch zusätzlich erhöhen“, sagt Mattern.

Der Hamburger Hafen hat mehr als 153.000 Beschäftigte in der Metropolregion Hamburg und ist mit einer Bruttowertschöpfung von 20,5 Milliarden Euro auch von großer Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft. Um den Universalhafen weiterhin auf Wachstumskurs zu halten, sind nach Auffassung von Axel Mattern und Ingo Egloff neben der Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe auch die Zu- und Ablaufkorridore für den Gütertransport per Bahn, Lkw und Binnenschiff anzupassen und auszubauen. 

Für das Jahr 2015 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens mit einem weiteren Anstieg beim Massengutumschlag und einem insgesamt leichten Rückgang beim Containerumschlag. Zum Ende des Jahres sind 141 Millionen Tonnen Seegüterumschlag und davon 9,0 Millionen TEU möglich. Voraussetzung dafür ist, dass sich der seeseitige Außenhandel mit den Kernmärkten stabilisiert.

Quelle: HHM

Foto: Treffen der Container-Riesen: Die CMA CGM Alexander von Humboldt und die CSCL Venus im Waltershofer Hafen.   HHM/ Peter Glaubitt

 




Niedersachsens Seehäfen wachsen zweistellig im ersten Halbjahr

1298_vtimg1

Im ersten Halbjahr 2015 haben die neun niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven mit 25,74 Millionen Tonnen umgeschlagenen Gütern im Seeverkehr ein Plus von rund 13 % gegenüber dem Vorjahr erreicht (22,85 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2014).

So wuchs der seeseitige Umschlag von Massengütern in den niedersächsischen Seehäfen im ersten Halbjahr 2015 um 6 % auf insgesamt rund 20,41 Millionen Tonnen an (19,3 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Der Stückgutumschlag im Seeverkehr belief sich in den ersten sechs Monaten des Jahres auf rund 5,33 Millionen Tonnen (+ 49 % / 3,56 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2014). Hierzu zählen neben konventioneller Ladung wie z.B. Forstprodukten, rollender Ladung, Stahl und Projektladung auch Container. Das starke Wachstum im Stückgutbereich bezieht sich daher vor allem auf deutliche Volumensteigerungen am Container Terminal Wilhelmshaven, wo im ersten Halbjahr 197.013 TEU umgeschlagen worden sind (39.294 TEU im ersten Halbjahr 2014). Beim Neufahrzeugumschlag über die niedersächsischen Seehäfen ergab sich mit insgesamt 906.582 seeseitig umgeschlagenen Fahrzeugen ein Plus von etwa 4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (871.255 Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2014).

Inke Onnen-Lübben, Geschäftsführerin der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH: „Die Umschlagssteigerungen unserer niedersächsischen Seehäfen werden durch positive Entwicklungen sowohl im traditionell starken Massengutbereich als auch im wertschöpfungsintensiven Stückgutbereich getragen. Erfreulich sind hierbei natürlich die Zuwächse beim Containerumschlag in Wilhelmshaven, aber auch in mehreren weiteren Kernsegmenten der Seehäfen, wie etwa dem Umschlag von Neufahrzeugen, massenhaften Stückgütern oder Projektladung.“

In der Einzelbetrachtung der Seegüterumschläge der neun niedersächsischen Seehafenstandorte ergibt sich folgendes Bild:

Im Seehafen Brake konnte das Umschlagsvolumen um 1 % auf rund 3,21 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden (3,19 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2014). Vor allem das Stückgutgeschäft entwickelte sich bis zur Jahreshälfte positiv (+ 7 % / 867.036 Tonnen von Januar bis Juni 2015; 811.469 Tonnen von Januar bis Juni 2014).

In Cuxhaven sind im ersten Halbjahr 2015 mit rund 1,17 Millionen Tonnen im Seeverkehr etwa 8 % weniger Güter umgeschlagen worden als im Vorjahr (1,28 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Im Wesentlichen ist dies auf den verminderten Umschlag von Stückgütern zurückzuführen (- 17 % / 435.601 Tonnen im ersten Halbjahr 2015; 524.055 Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Hierzu gehören z.B. Offshore-Komponenten. Momentan fehlen im Markt entsprechende Windpark-Projekte, die über den Offshore-Basishafen Cuxhaven abgewickelt werden könnten. Der Umschlag von Neufahrzeugen bewegt sich indes auf dem hohen Niveau des Vorjahreszeitraums. Im ersten Halbjahr 2015 wurden 202.234 Neufahrzeuge umgeschlagen (201.984 Neufahrzeuge im ersten Halbjahr 2014).

Im Seehafen Emden belief sich das seeseitige Umschlagsvolumen auf rund 2,1 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015 (2,3 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Deutlich positiv entwickelte sich der Automobilumschlag in Emden mit 704.348 Neufahrzeugen im ersten Halbjahr 2015 (+ 5 % / 669.271 Neufahrzeuge im ersten Halbjahr 2014). Das Minus in der Gesamtstatistik von insgesamt rund 9 % ist im Wesentlichen auf Rückgänge beim Umschlag fester Massengüter, wie etwa Baumaterialien, zurückzuführen. Nach deutlichen Mengensteigerungen von Januar bis Juni 2014 bei den festen Massengütern (536.496 Tonnen), ist der Umschlag dieser Güter im ersten Halbjahr 2015 wieder zurückgegangen (284.454 Tonnen von Januar bis Juni 2015).

Der Hafen Leer kann für das erste Halbjahr 2015 auf ein Umschlagsergebnis von 18.121 Tonnen im Seeverkehr verweisen (+ 94 % / 9.353 Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Im Binnenverkehr belief sich das Umschlagsvolumen im ersten Halbjahr auf 180.793 Tonnen. In erster Linie werden in Leer Massengüter wie Baumaterialien, Getreide und Futtermittel umgeschlagen.

Im Seehafen Nordenham wurden von Januar bis Juni 2015 im Seeverkehr rund 1,24 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen (- 2 % / 1,27 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Steigende Volumen konnten bei Mineralölprodukten (151.138 Tonnen von Januar bis Juni 2015; 47.645 Tonnen von Januar bis Juni 2014) und Kohle (728.823 Tonnen von Januar bis Juni 2015; 622.841 Tonnen von Januar bis Juni 2014) registriert werden. Diese konnten Verschiebungen in anderen Ladungsbereichen jedoch nicht gänzlich auffangen.

In Oldenburg belief sich der Seegüterumschlag im ersten Halbjahr 2015 auf 41.975 Tonnen. Dies entspricht einem Minus von 16 % (50.159 im ersten Halbjahr 2014), vornehmlich aufgrund eines Rückgangs im Baustoffumschlag, da große Bauprojekte in der Region abgeschlossen wurden. Im Binnenumschlag wurden 503.772 Tonnen Güter im ersten Halbjahr 2015 registriert.

Der Hafen Papenburg erzielte im ersten Halbjahr 2015 im Seegüterverkehr ein Ergebnis von 336.443 Tonnen (254.212 Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Zuwachs von rund 32 %. Im Binnenverkehr wurden im ersten Halbjahr 2015 rund 64.829 Tonnen umgeschlagen (+ 15 % / 56.474 Tonnen im ersten Halbjahr 2014).

In Stade sind im ersten Halbjahr 2015 im Seeverkehr mit rund 2,99 Millionen Tonnen rund 15 % mehr Güter umgeschlagen worden als im Vorjahr (2,6 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Dieses resultiert insbesondere aus den Umschlagszuwächsen fester Massengüter (+ 27 % / 1,69 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015; 1,33 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014) sowie Steigerungen beim Umschlag flüssiger Massengüter (+ 3 % / 1,3 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015; 1,26 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014).

In Wilhelmshaven belief sich das Umschlagsvolumen im ersten Halbjahr 2015 auf rund 14,64 Millionen Tonnen. Gegenüber dem Vorjahr sind damit etwa 23 % mehr Güter umgeschlagen worden (11,9 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Sowohl der Massengutumschlag als auch der Umschlag von Stückgütern haben sich hier positiv entwickelt. So wurden rund 2,04 Millionen Tonnen Stückgüter (273.313 Tonnen im ersten Halbjahr 2014) registriert, die sich in erster Linie aus dem gestiegenen Containerumschlag ergeben. Am Containerterminal Wilhelmshaven wurden 197.013 TEU von Januar bis Juni 2015 umgeschlagen (39.294 TEU von Januar bis Juni 2014). Der Umschlag von festen Massengütern legte mit 1,83 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015 um rund 3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu (1,78 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2014). Auf rund 10,77 Millionen Tonnen wuchs der Umschlag flüssiger Massengüter (+ 9 % / 9,85 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2014). Hierzu zählen unter anderem der Im- und Export von Rohöl.

Foto und Quelle: Niedersachsens Seehäfen wuchsen im ersten Halbjahr zweistellig – auch aufgrund des erfolgreichen Automobilumschlags 




Bund unterstützt Binnenschifffahrt im Rahmen der maritimen Wirtschaftsförderung

150814 Binnenschifffahrt in der maritimen Wirtschaftsförderung

Im Rahmen der maritimen Wirtschaftsförderung wird der Bund auch Maßnahmen zur Förderung der Binnenschifffahrt ergreifen. Das geht aus dem vierten Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland hervor.

Damit die See- und Binnenhäfen ihre herausragende Funktion für die deutsche Volkswirtschaft weiterhin erfüllen und ausbauen können, sind die Engpässe bei den seewärtigen Zufahrten, Binnenwasserstraßen und der landseitigen Anbindung deutscher See- und Binnenhäfen mit nationaler und internationaler Bedeutung vordringlich zu beseitigen, heißt es in dem Bericht. Erfreulich ist, so der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), dass auch die Regierung hier anerkennt, dass notwendiger Infrastrukturausbau sich nicht durch verbessertes Fahrverhalten oder „logistische Optimierungen“ ersetzen lässt. Welche Binnenwasserstraßen konkret in den Genuss der vordringlichen Engpassbeseitigung kommen sollen, teilen die Verfasser laut BDB jedoch nicht mit.

Auf die größte infrastrukturelle Fehlentscheidung, nämlich auf einen Binnenwasserstraßenanschluss des „neuen“ Tiefseehafens JadeWeserPort in Wilhelmshaven zu verzichten, geht die Bundesregierung an dieser Stelle nicht ein, bemängelt der Verband. Während Straße und Schiene mit einer ganzjährig nutzbaren Infrastruktur an diesen Seehafen in Niedersachsen angebunden wurden, hat der Bund auf eine direkte Wasserstraßenanbindung (Kanal) verzichtet. Das ist ärgerlich, denn die eigens gegründete Projektgruppe Jade-Weser-Kanal stellte als Ergebnis ihrer Untersuchungen bereits vor 15 Jahren fest: „Der Nutzen-Kosten-Vorteil für eine Kanalanbindung wird je nach Variante mit 3 bis 6 abgeschätzt. Es erscheint sinnvoll, die Machbarkeit eines Wasserstraßenanschlusses weiterzuverfolgen.“

Dass es anders und besser geht, zeigen die Verkehrsentwicklungen in den westlichen Nachbarländern Niederlande und Belgien, die traditionell auf die besonders umweltfreundliche Binnenschifffahrt setzen und wo solche Infrastrukturentscheidungen wie in Wilhelmshaven undenkbar wären: In Antwerpen beträgt der Verkehrsträgeranteil der Binnenschifffahrt (modal split) im Seehafenhinterlandverkehr über 40 % (Rotterdam) bzw. über 30 % (Antwerpen). Tendenz: Steigend.

Um an dem prognostizierten Umschlagsmengen von rund 70 Mio. Tonnen p.a. in Wilhelmshaven teilhaben zu können, wird stattdessen nun von der Binnenschifffahrt erwartet, zukünftig über das Meer kurvend in Richtung Weser zu fahren. Das ist nicht unproblematisch, denn Binnenschiffe sind nicht typischerweise seegängig, schon gar nicht bei schlechtem Wetter. Deshalb legt die Bundesregierung einen „Förderschwerpunkt Schifffahrt“ auf. Ziel sei, so die Regierung, die Untersuchung „innovativer technischer Möglichkeiten eines Binnenschiffstransports vom Tiefwasserhafen in das Hinterland für alle Güterarten“. Hierbei gehe es auch um den Beitrag der Binnenschifffahrt zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und damit der Erfüllung der Klimaschutzziele der Bundesregierung, heißt es in dem Bericht weiter. Bereits vor über vier Jahren arbeitete das Land Niedersachsen an diesen Untersuchungen, die im Ergebnis nur einen halbherzigen Ersatz für die fehlende Wasserstraßeninfrastruktur darstellen können. Ob die speziell für die Seefahrt umzubauenden Schiffe am Ende betriebswirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden können, ist derzeit noch offen.

Die Weiterentwicklung alternativer Treibstoffe wird von der Bundesregierung ebenfalls im Hinblick auf die Binnenwasserstraßen vorangetrieben. Im sog. Schwerpunkt Binnenschifffahrt werden Forschungsvorhaben gefördert, die Schiffe und Technologien zum Transport von Flüssigerdgas, also LNG, von Seeterminals zu Abnehmern an Binnenwasserstraßen zum Gegenstand haben.

Quelle und Foto: BDB