„Hochspezialisierter Produktionsstandort“

81 Millionen Euro investierten die Unternehmen im CHEMPARK Krefeld-Uerdingen im Jahr 2016.

„Auch nach 140 Jahren gilt: Der Chempark Krefeld-Uerdingen ist und bleibt ein starker, hoch spezialisierter Produktionsstandort.“ Dieses Fazit zog Chempark-Leiter Ernst Grigat.

Bereits 140 Jahre steht das Werk in Uerdingen am Rhein. Die Erfolgsgeschichte des Standorts ist und war nur durch ständige Veränderungen möglich. „Kontinuität durch Wandel ist das Stichwort. Mit einem 150-Quadradmeter-Gebäude und einem einzelnen Schornstein hat 1877 alles angefangen“, erzählte der Chempark-Leiter. In der ersten Produktionsstätte stellte Edmund ter Meer Farbstoffe und Anilin her. Seitdem hat der Standort viel erlebt: Fusionen, Ausbau der Produktion, Veränderung der Produktpalette und Neuansiedlungen. Aus dem ersten Betrieb sind 40 verschiedene mit 2.000 Produkten geworden. Eins ist geblieben: Damals wie heute schätzen die Unternehmen die günstige Lage an Rhein und Eisenbahnlinie. Heute lebt der Chempark vom Verbund der 20 Unternehmen und ist der weltweit größte Standort für anorganische Pigmente. Diese Unternehmen investierten 2016 rund 81 Millionen Euro (2015: 153 Millionen Euro) in ihre Anlagen. „Mit Schwankungen bekommt der Standort Krefeld-Uerdingen jedes Jahr hohe Investitionen. Darin drückt sich das Vertrauen der Investoren in die Zukunft des Standorts aus“, sagte Grigat.

Bedeutender Arbeitgeber und Ausbilder in der Region
Insbesondere die Zahl der Beschäftigten unterstreicht die Bedeutung des Chempark als Arbeitgeber in der Region: Derzeit arbeiten hier über 7.000 Menschen, davon 4.912 Mitarbeiter bei den Chempark-Firmen und weitere 2.185 bei Partnerfirmen. Ihr Jahresnetto-Einkommen entspricht einer Kaufkraft von rund 200 Millionen Euro – ein Betrag, der Krefeld und der gesamten Region zugutekommt. Dies gilt auch für die Ausbildung im Chempark: 462 junge Menschen bildet der Standort-Betreiber Currenta derzeit in Krefeld-Uerdingen in technischen, naturwissenschaftlichen und kaufmännischen Berufen aus. Nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für Covestro, LANXESS und weitere Unternehmen.

Grigat mahnt politische Rahmenbedingungen an
„Mit dieser Bilanz des Chempark Krefeld-Uerdingen bin ich sehr zufrieden. Das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft“, freute sich Grigat beim Gespräch. Er betont jedoch, dass weitere langfristig angelegte Investitionen im Chempark keine Selbstläufer seien. In Richtung Politik kritisiert der Chempark-Leiter die unklaren Perspektiven für neue Projekte mit industrieller Nutzung von Strom und Dampf. Im Alltag sichtbarer seien jedoch die Probleme durch die mangelnde Instandhaltung öffentlicher Verkehrswege. „Eine gut funktionierende Infrastruktur ist wichtig für alle weiteren Geschäftsaktivitäten – für die Chempark-Standorte hat sie sogar existenzielle Bedeutung“, sagte Grigat.

„Dies gilt insbesondere für die Autobahn-Situation im westlichen NRW“, so der Chempark-Leiter. Als Beispiel nannte er die A40-Autobahnbrücke in Duisburg. „Der bereits vorgestellte Bundesverkehrswegeplan und der hierin vorgesehene Schwerpunkt auf unsere Region sind ein ganz wichtiges Signal. Jetzt ist es entscheidend, dass die budgetierten Milliarden mit Hochdruck ‚auf die Straße‘ gebracht werden.“

Underwriters Laboratories sorgt für Sicherheit im Alltag
Gastgeber des Jahresmediengesprächs war in diesem Jahr Underwriters Laboratories (UL). In dessen Testlabor (Thermoplastics Testing Center) im Chempark Krefeld-Uerdingen stellte Geschäftsführer Dr. Thorsten Niklas sein Unternehmen vor. Das UL-Prüfzeichen ist eines der bekanntesten Zertifizierungszeichen der Welt und vermutlich in jedem Krefelder Haushalt zu finden. Jährlich erscheint das Prüfzeichen auf über 22 Milliarden verschiedenen Produkten aus den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen, unter anderem auf Haushaltsgeräten, wie elektrischen Zahnbürsten, Laptops, Bügeleisen und Staubsaugern.

Das Thermoplastics Testing Center in Krefeld-Uerdingen ist ein weltweit führender Anbieter für Prüfung und Zertifizierung von innovativen Kunststoffen. Das akkreditierte Prüflabor bietet 500, größtenteils voll automatisierte Prüfungen von einfachen und Hochleistungskunststoffen an. Dabei ist die Brandprüfung eins der Kerngeschäfte. Deshalb werden im Testlabor Kunststoffe, aus denen zum Beispiel Gehäusen von Monitoren, Fernsehern oder Laptops hergestellt werden, in Brand gesetzt, um das Brandverhalten zu bewerten. Ziel dabei ist es, Wohn- und Arbeitsumgebungen sicherer zu machen.

In den vergangenen Jahren wurde das Prüfspektrum des Testlabors in Krefeld-Uerdingen deutlich erweitert. Schwerpunkt ist dabei die Automobilindustrie. Für deren spezifische Anforderungen wurden am Standort über eine Million Euro investiert. Dabei geht es im Besonderen um die Prüfung von Kunststoffen im Automobilbereich, welche später im Fahrzeuginnenraum oder unter der Motorhaube zu finden sind. Am Standort beschäftigt UL rund 100 Mitarbeiter.
Standortprojekte

Currenta modernisiert das Technische Ausbildungszentrum
Ein zukunftsweisendes Großprojekt ist beim Chempark-Manager und -Betreiber in Arbeit: Currenta modernisiert das Technische Ausbildungszentrum. Für die Komplettsanierung werden 2,7 Millionen Euro investiert. „Wir bieten jungen Menschen vielfältige, spannende Perspektiven und leisten einen Beitrag zur Fachkräftesicherung im Chemieland NRW“, betonte Grigat. Die Elektroausbildung, der erste Bauabschnitt, wurde im März 2017 fertiggestellt. Da die Sanierung abschnittweise durchgeführt wird, kann die technische Ausbildung während der Baumaßnahmen weiterhin sichergestellt werden. Die Gesamtprojektlaufzeit ist mit drei Jahren veranschlagt.

Currenta macht Dampf
Auch im vergangenen Jahr hat Currenta erheblich in die Infrastruktur des Standortes investiert. Um die Energieversorgung am Standort zu sichern, ist die Errichtung von bis zu acht neuen Dampfkesselanlagen geplant. Allein in den ersten Kessel investierte das Unternehmen rund 15 Millionen Euro. Dieser Kessel ist Anfang 2016 in Betrieb genommen worden. Für zwei weitere Kessel laufen die vorbereitenden Maßnahmen. Diese sollen voraussichtlich Ende 2017 in Betrieb genommen werden. Weitere Schritte hängen von den energiepolitischen Rahmenbedingungen ab.

LANXESS baut in Krefeld-Uerdingen seine Produktionsanlagen für chemische Zwischenprodukte aus
Der Spezialchemie-Konzern LANXESS setzt weiter auf Wachstum – auch am Standort Krefeld-Uerdingen. Der Geschäftsbereich Advanced Industrial Intermediates investiert hier bis zum Jahr 2020 rund 40 Millionen Euro. Aufgrund der wachsenden Nachfrage auf den Weltmärkten ist am Standort Krefeld-Uerdingen der Ausbau der Produktionen von Trimethylolpropan, Hexandiol und Menthol vorgesehen. Trimethylolpropan und Hexandiol sind wichtig für Produkte beispielsweise in der Automobil-, Möbel- und Bauindustrie. Synthetisches Menthol ist ein wichtiger Bestandteil in zahlreichen Aromen und pharmazeutischen Produkten. LANXESS hatte die Kapazitäten für diese Produkte bereits in den vergangenen Jahren sukzessive erhöht. Derzeit laufen die Planungen für die neuen Erweiterungen, die Bauarbeiten sollen 2018 beginnen. „Mit diesem Investitionsprogramm begleiten wir die dynamische Entwicklung unserer Kunden und ihrer Industrien“, sagte LANXESS-Vorstandsmitglied Dr. Hubert Fink. „Ein Großteil der geplanten neuen Kapazitäten ist bereits mit Kundenaufträgen hinterlegt.“

LANXESS ist der größte Arbeitgeber im CHEMPARK Krefeld-Uerdingen und beschäftigt vor Ort rund 1.700 Mitarbeiter in fünf verschiedenen Geschäftsbereichen. Krefeld ist weltweit der zweitgrößte Standort des Spezialchemie-Konzerns und Hauptsitz des Geschäftsbereichs Inorganic Pigments. Hier steht das weltweit größte Werk für die Herstellung von Eisenoxidpigmenten, die unter anderem in Farben für den Anstrich des Eiffelturms oder im roten Asphalt auf dem Platz vor dem Londoner Buckingham Palast zum Einsatz kommen. Der LANXESS-Geschäftsbereich High Performance Materials in Krefeld betreibt in Uerdingen eine der weltweit größten Kunststoffproduktionen.

„LANXESS ist wieder in der Erfolgsspur“, betonte Matthias Zachert, Vorsitzender des Vorstands der LANXESS AG, während der Bilanzpressekonferenz des Konzerns Mitte März. „Wir haben entscheidende Meilensteine beim Umbau von LANXESS hin zu einem noch stabileren und profitableren Konzern gesetzt und sind auf unserem Wachstumskurs ein gutes Stück vorangekommen. Das spiegelt sich in unseren sehr positiven Geschäftsergebnissen für 2016 wider.“ Der Spezialchemie-Konzern LANXESS blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurück: Das Konzernergebnis verbesserte sich deutlich um 16,4 Prozent von 165 Millionen Euro auf 192 Millionen Euro, der Umsatz lag bei 7,7 Milliarden Euro.

Covestro recycelt Abwasser
Seit der Ausgliederung aus dem Bayer-Konzern im September 2015 blickt das noch junge Unternehmen Covestro auf einen erfolgreichen Geschäftsverlauf zurück. Dies stimmt Kunden, Investoren und sonstige Stakeholder zufrieden. Maßgeblichen Anteil daran hat auch der Produktionsstandort Krefeld-Uerdingen, wo Vorprodukte zur Herstellung von Hochleistungskunststoffen für gute Ergebnisse sorgen. „Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit Kern unseres Handelns und hilft uns, unsere Vision zu erfüllen: Die Welt lebenswerter zu machen“, so Covestro-Vorstandsvorsitzender Patrick Thomas. Das Unternehmen hat dabei ehrgeizige Ziele – bis 2025 will es beispielsweise seinen CO₂-Ausstoß im Vergleich zu 2005 halbieren. Gleichzeitig strebt Covestro einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen an. In Krefeld-Uerdingen zeigt das Unternehmen konkret, wie so etwas geht: Seit 2016 recycelt es dort in einer Pilot-Anlage Salz aus Abwasser und geht so neue Wege hin zu einer möglichst umweltfreundlichen Rückgewinnung dieses wichtigen Chemie-Rohstoffs.  Das Projekt wurde im Rahmen des Umweltinnovationsprogramms mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) realisiert.

Das so gewonnene Salz ist sogar rein genug, um bei der Produktion von Chlor eingesetzt werden zu können. Chlor wiederum ist ein wichtiger Rohstoff für Polycarbonat und viele weitere Kunststoffe. „Die Abwasser-Recycling-Anlage bei uns in Krefeld-Uerdingen ist ein hervorragendes Beispiel für einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit Ressourcen“, so der Covestro-Vorstandsvorsitzende.

Die Anlage in Krefeld-Uerdingen gilt als Vorbild für ähnliche Anlagen an anderen Standorten. Im Rahmen des Projekts „Re-Salt“ entwickelt Covestro darüber hinaus gemeinsam mit Partnern Technologien zur weiteren Aufkonzentration der salzhaltigen Abwässer. Eine Demonstration in einem ersten kleineren technischen Maßstab am Standort Krefeld-Uerdingen ist ebenfalls geplant.

Huntsman spin-off Venator in den Startlöchern
Huntsman Pigments and Additives in Krefeld-Uerdingen ist ein Geschäftsbereich der Huntsman Corporation. Huntsman vermarktet weltweit ein vielfältigstes Spektrum an Pigmenten und Additiven. Die breite Produktpalette umfasst Titandioxid-Pigmente, Farbpigmente, Funktionsadditive sowie Chemikalien zur Nutzholz- und Wasserbehandlung. Huntsmans Pigmente und Additive geben tausenden Gegenständen des täglichen Gebrauchs mehr Leistung und Farbe – von Farben, Druckfarben, Kunststoffen und Beton bis hin zu Kosmetika, Pharmazeutika und Nahrungsmitteln. Huntsman nutzt dafür seine mehr als 200 Jahre Erfahrung weltweit an mehr als 30 Standorten.

Je nach Marktlage beabsichtigt Huntsman Corporation während des 2. Quartals 2017 die Abspaltung des Geschäftsbereichs Pigments and Additives. Die neue Gesellschaft wird unter dem Namen Venator Materials Corporation (Venator) firmieren. Unter www.venatorcorp.comfinden Sie hierzu aktuelle Informationen.

Quelle und Foto: Currenta