Hafen Antwerpen fordert Wandel

Der Hafen Antwerpen fordert einen mentalen Wandel zugunsten nachhaltiger und staufreier Alternativen für den Transport. Gerade vor dem Hintergrund potenzieller Störungen im Straßenverkehr während der jetzt beginnenden Maßnahmen zum Ausbau der Oosterweel-Verbindung gewinnen diese Mobilitätsalternativen an Bedeutung.

Jetzt müssten sich alle Anstrengungen auf mehr Binnenschiffs- und Schienenverkehr konzentrieren, betont die Hafenbehörde – und ruft dazu auf, die Möglichkeiten zum Nachttransport auf der Straße zu nutzen. Über die Bandbreite der Transportalternativen vom und zum belgischen Hafen konnten sich Vertreter von Terminals, Eisenbahnunternehmen und Verladern sowie Warenempfänger informieren. Bereits zum siebten Mal in Folge veranstaltete der Hafen Antwerpen seine jährliche Netzwerkveranstaltung zur Hafenmobilität.

„Es ist klar erkennbar, dass Änderungen an der Infrastruktur allein nicht ausreichen werden. Wir brauchen einen mentalen Wandel, um den Transport nicht nur von Gütern, sondern auch der Menschen in und um Antwerpen effizienter zu gestalten“, erklärte Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen.

Der Hafen Antwerpen hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Binnenschiffsverkehrs bis zum Jahr 2030 von derzeit 38 Prozent auf 42 Prozent zu erhöhen. Dies bedeutet, vier Prozent des aktuellen Transportvolumens von der Straße auf die Wasserstraße zu bringen. Der Aktionsplan für die Containerbinnenschifffahrt – eine von der Antwerpener Hafengemeinschaft getragene Logistikinitiative – soll die Zusammenarbeit zwischen allen Partnern in der Lieferkette weiter verbessern. Er setzt dabei auf eine Kombination aus Bündelung, Digitalisierung und Planung von Binnenschiffsbewegungen. Im Rahmen der Bündelung sollen Binnenschiffe jeweils die maximal mögliche Anzahl von Containern transportieren. Mit der Einführung von einer Mindest-Anlauf-Größe von 30 Containern pro Binnenschiff soll die Zahl der Lkw auf dem Antwerpener Ring deutlich gesenkt werden.

Der Hafen Antwerpen setzt sich zudem stark für die Nutzung von Shortsea-Verkehren ein, z. B. für Güter, die von Belgien nach Spanien oder in die Türkei befördert werden. Auch angesichts des drohenden Brexit sind Shortsea-Verkehre eine vielversprechende Alternative zum Lkw-Transport. Ein Binnenschiff bringt nicht nur eine große Anzahl von Containern von der Straße, sondern bedeutet auch weniger Zollformalitäten an den Grenzen.

Nicht minder ehrgeizig sind die Ambitionen des Hafens Antwerpen im Bereich Bahnverkehre: bis 2030 soll sich der Anteil der auf der Schiene beförderten Güter von aktuell 7 auf 15 Prozent verdoppeln. Gemeinsam mit Railport und dem belgischen Eisenbahninfrastrukturunternehmen Infrabel will die Hafenbehörde die vorhandenen Bahnkapazitäten des Hafens effizienter und flexibler nutzen. Zu den Maßnahmen gehören die Konsolidierung der auf der Schiene beförderten Mengen, vereinfachte Vorschriften sowie ein Pilotprojekt für ein „Rail Traffic System“ zum digitalen Informationsaustausch zwischen Bahnbetreibern und Terminals. Diese Initiativen haben das Potenzial, den Anteil des Straßenverkehrs, der derzeit bei über 55 Prozent liegt, deutlich zu verringern. Steve Declercq, Commercial Manager bei DP World: „Durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Seeterminals und die Konsolidierung sowohl der maritimen als auch der kontinentalen Ströme über den Rail-Hub des Antwerp-Gateway-Terminals können wir mehr Güter auf die Schiene am linken Scheldeufer bringen.“

Analog zum Binnenschiffsverkehr hat die Antwerpener Hafengemeinschaft auch rund zehn Workshops zum Nachtbetrieb der Containerterminals durchgeführt. Alle Beteiligten, darunter Terminals, Reedereien und andere Logistikunternehmen, haben sich zusammengeschlossen, um ein neues Pilotprojekt zu starten. Für einen Zeitraum von drei Monaten werden damit die Containerterminals am rechten Ufer der Schelde in Kürze auch nachts geöffnet sein. Dies gilt bereits für die Terminals und Depots am linken Scheldeufer. Der Nachtbetrieb ist die erste und wichtigste Voraussetzung für eine effizientere Nutzung der Straßenkapazitäten.

Bei planmäßigem Verlauf soll auf die Testphase eine zweijährige Umsetzungszeit folgen, in der der gesamte Markt in dieses Logistikprojekt eingebunden wird. „Als Community Builder arbeiten wir mit der Hafengemeinschaft zusammen, um einen guten Zugang zum Hafen zu gewährleisten. Wir setzen auf eine Vielzahl erfolgsversprechender Transportalternativen, sowohl für den Güterverkehr als auch für den Personenverkehr, um die Erreichbarkeit unseres Hafens auch während der Ausbaumaßnahmen zu gewährleisten“, erklärte Hafensenatorin Annick de Ridder.

Weitere Informationen zur Optimierung des Container-Binnenschifftransports sowie der Schienenverkehre gibt es hier und hier

Quelle und Foto: Hafen Antwerpen

 




EUROGATE mit solider Bilanz 2018

Die EUROGATE-Gruppe erwirtschaftete 2018 einen Jahresüberschuss von 67,3 Millionen Euro (2017: 85,2 Mio. Euro). Der Rückgang im Ergebnis um 20,9 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr, geht im Wesentlichen auf Einmaleffekte zurück, die 2017 noch erheblich zum Ergebnis beigetragen hatten.

Die Umsatzerlöse lagen mit 604,0 Millionen Euro nur knapp unter dem Wert des Vorjahres (2017: 607,9 Millionen Euro / -0,6 Prozent). Insgesamt war das Geschäftsjahr von den Auswirkungen der in den Vorjahren erfolgten Konsolidierungswelle innerhalb der Reederei-Allianzen geprägt, die für EUROGATE auch positive Entwicklungen bedeuteten. Das EUROGATE Container Terminal Hamburg konnte so im zweiten Halbjahr einen deutlichen Mengenanstieg verzeichnen und den Negativtrend der beiden Vorjahre umkehren. Das EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven profitiert vom steigenden Einsatz von Großcontainerschiffen mit bis zu 23.000 TEU Trans­portkapazität und verzeichnet im dritten Jahr in Folge ein zweistelliges Mengenwachstum. Der stetig steigende Kostendruck auf Seiten der Reedereien und der anhaltende Trend in der Schiffsgrößenentwicklung stellen die Häfen und deren Betreiber jedoch weiterhin vor große Herausforderungen.

Michael Blach, Vorsitzender der EUROGATE-Gruppengeschäftsführung: „2018 war für EUROGATE ein spannendes und wiederum herausforderndes Geschäftsjahr, welches wir aber letztlich mit einem akzeptablen Ergebnis abschließen konnten. Die umfangreichen Veränderungen durch die Restrukturierung der Allianzen haben wir als Chance verstanden und bestmöglich genutzt. Der positive Trend, den wir seit Mai 2018 in Hamburg und ganzjährig in Wilhelmshaven zu verzeichnen hatten, zeigt, dass sich unsere Anstrengungen gelohnt haben. Wir können mit den Zahlen für 2018 zufrieden sein, dürfen uns aber mit dem Erreichten nicht zufriedengeben. Der Wettbewerbsdruck unter den Reedern wird weiter steigen und stellt uns auch in Zukunft vor große Herausforderungen. Daher müssen wir weiter an unserer Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit arbeiten und uns auch künftig der Optimierung unserer Prozesse widmen. Dabei spielen Standardisierung und der Einsatz von Digitalisierungs- und Automatisierungstechnologien langfristig eine tragende Rolle.“

In Bremerhaven blieb der Containerumschlag mit gut 5,47 Mio. TEU auf konstantem Niveau (Vorjahr: 5,54 Mio. TEU / -1,3 Prozent). Die Fahrplanwechsel der Reederei-Allianzen im April/Mai 2018 haben sich an diesem Standort nicht nennenswert ausgewirkt. Die weiteren Aussichten werden zwar durch den Abzug von vier Transatlantik-Diensten der THE Alliance zum Jahresbeginn 2019 nach Hamburg-Altenwerder getrübt, aber die Entwicklungen am NTB North Sea Terminal Bremerhaven und bei MSC Gate sind vielversprechend und können den Umschlagsverlust unter Umständen mittelfristig weitgehend kompensieren.

Am EUROGATE Container Terminal Hamburg sank der Umschlag zwar leicht um insgesamt 3 Prozent auf knapp 1,64 Mio. TEU (Vorjahr: 1,69 Mio. TEU), aber die Integration von Hamburg Süd in den Maersk-Konzern und die erfolgreiche Akquisition von Hyundai Merchant Marine als neuen Kunden haben den durch strukturelle Veränderungen bei den Reederei-Allianzen bedingten Negativtrend der vergangenen Jahre gestoppt. Somit stieg die Auslastung des Terminals nach einem schwachen ersten Halbjahr mit Rückgängen von noch rund 16 Prozent im zweiten Halbjahr wieder deutlich an. Seit Januar 2019 läuft darüber hinaus ein großer Asien-Dienst der OCEAN Alliance das EUROGATE-Terminal an und trägt zu einer deutlich verbesserten Auslastung bei.

Das EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven zeigte in 2018 mit einem Zuwachs von 18,3 Prozent im dritten Jahr in Folge ein zweistelliges Wachstum. 2018 wurden hier über 655.000 TEU umgeschlagen. Der regelmäßige Anlauf eines Westafrika-Dienstes von Maersk, die neue Rolle als „Last Port of Call“ eines Fernost-Dienstes der 2M-Allianz sowie die Ganzjahreswirkung des unterjährig im Jahr 2017 akquirierten Fernost-Dienstes der OCEAN Alliance waren für die neuerliche Steigerung des Gesamtumschlags ausschlaggebend. Das Interesse der Reederei-Allianzen am EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven, vor allem für den Einsatz ihrer Ultra Large Container Ships (>18.000 TEU), ist aufgrund seiner nautischen Bedingungen und seiner Leistungsfähigkeit weiter gestiegen. Die Chancen für weiteres Wachstum im zweistelligen Prozentbereich stehen also sehr gut.

Die Qualität der Hinterland-Anbindungen der Seehäfen an die europäischen Wirtschaftszentren hat maßgeblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Hafenstandorte. Mit EUROGATE Intermodal bietet der EUROGATE-Konzern eigene Transportverbindungen ins europäische Binnenland an. Die EUROGATE-Tochtergesellschaft konnte die per Bahn und Lkw transportierten Mengen mit 654.560 TEU auf dem Niveau des Vorjahres (657.969 TEU / -0,5 Prozent) halten. Eine neue Direktverbindung des Hamburger Hafens mit dem Bahnterminal in Singen (Baden-Württemberg) erweitert seit Januar 2019 das Netzwerk von EUROGATE Intermodal.

Inklusive der internationalen Containertransporte in Italien, Portugal und Brasilien konnte EUROGATE die Mengen im intermodalen Netzwerk um 2,8 Prozent auf 1,05 Mio. TEU steigern.

Negativ beeinflusst werden die Umschlagszahlen 2018 durch deutliche Rückgänge an den Transshipment-Terminals in Italien. Vor allem Cagliari ist sehr stark von den Verschiebungen der Liniendienste an andere Terminals betroffen und verliert fast 50 Prozent der Umschlagsmenge. Gioia Tauro verzeichnet einen Rückgang von 4,5 Prozent, verbleibt jedoch auf einem soliden Niveau (2,29 Mio. TEU).

Positiv entgegen entwickelten sich die Terminals in La Spezia (1,35 Mio. TEU, +0,8 Prozent) und Salerno (332.000 TEU / +5,6 Prozent).

Erfolgreich zeigte sich auch der Geschäftsbereich Intermodal der CONTSHIP Italia-Gruppe. Die 2018 per Bahn transportierten Volumina stiegen um 3,3 Prozent auf 311.049 TEU (Vorjahr: 301.009 TEU).

An den weiteren Terminals der EUROGATE-Gruppe wurden im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ebenfalls stabile Umschlagsmengen erreicht. Dem streikbedingten Rückgang der Mengen in Lissabon, Portugal, von rund 30 Prozent auf 137.000 TEUsteht die positive Entwicklung des Standortes in Limassol, Zypern, mit rund 14 Prozent Wachstum auf inzwischen fast 394.000 TEU gegenüber. Die Lieferung und Inbetriebnahme zweier neuer Containerbrücken im ersten Quartal 2019 haben die Voraussetzung für weiteres Wachstum des Terminals in Limassol geschaffen.

Die Umschlagsmenge in Ust-Luga, Russland, lag sanktionsbedingt bei 69.000 TEU(Vorjahr: 74.000 TEU / -7,1 Prozent).

In Tanger, Marokko, war mit 1,38 Mio. TEU ein Umschlagsvolumen auf dem hohen Niveau des Vorjahres (1,38 Mio. TEU / -0,5 Prozent) zu verzeichnen. Die geographisch hervorragende Lage des Containerhafens, direkt an der Straße von Gibraltar und damit an den wesentlichen Ost-West-Routen der Containerschifffahrt, veranlassen EUROGATE, weiterhin in den Standort zu investieren und sich an dem Bau und Betrieb des TC3 zu beteiligen. Der TC3 befindet sich in dem Erweiterungsgebiet von TangerMed, westlich des heutigen Standorts von EUROGATE Tanger. EUROGATEs Partner in dem Projekt sind der marokkanische Hafenbetreiber Marsa Maroc und CONTSHIP Italia. Mitte 2020 wird das neueste Terminal des EUROGATE-Netzwerks in Betrieb gehen.

Die Rahmenbedingungen werden sich im Jahr 2019 für EUROGATE kaum verändern. Die Konsolidierungsbewegungen zwischen den Reedereien sind zwar noch nicht abgeschlossen, werden aber voraussichtlich im laufenden Jahr nicht zu gravierenden Veränderungen führen. Die jetzt schon starke Marktkonzentration unter den Reederei-Allianzen und die anhaltende Schiffsgrößenentwicklung lassen allerdings den Leistungs- und Kostendruck auf Seiten der Terminalbetreiber weiter ansteigen. EUROGATE muss und wird daher weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Insgesamt sieht sich das Unternehmen aber gut positioniert. Etliche Projekte zur Prozess-Optimierung sind bereits initiiert, um den Kunden mehr Leistung und Effizienz in der Abfertigung bieten zu können. Die mittel- bis langfristige Steigerung des Automatisierungsgrades im Containerumschlag und die Einführung moderner, digitaler Steuerungsmethoden für das operative Geschäft stehen dabei im Mittelpunkt der Bemühungen der Unternehmensgruppe.

Quelle: EUROGATE, Foto: EUROGATE / Luftfoto Scheer