Norddeutsche Länder sprechen über Häfen

Die norddeutschen Häfen sollen auch in Zukunft mit Blick auf den globalen Wettbewerb konkurrenz- und leistungsfähig aufgestellt sein. Die fünf norddeutschen Küstenländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben sich vor diesem Hintergrund in Oldenburg zum achten Hafenentwicklungsdialog getroffen.

Hier tauschen sich die für die Häfen zuständigen Ressortminister und Senatoren einmal im Jahr mit der Hafenwirtschaft und dem Bund über aktuelle hafenspezifische Themen aus und entwickeln gemeinsame Positionen. Die Zusammenarbeit zwischen den norddeutschen Häfen soll so verstärkt und die jeweilige Hafenpolitik – ungeachtet des Wettbewerbs untereinander – aufeinander abgestimmt werden, sodass gemeinsam das Bewusstsein für den Standort der norddeutschen Häfen sowie die europäische Konkurrenz hierdurch geschärft wird.

Bei dem Treffen wurden so insbesondere die neuen Möglichkeiten für die Zusammenarbeit der Häfen durch die Digitalisierung diskutiert und wie im Rahmen dieser Entwicklungen neues Personal gewonnen und ausgebildet werden kann. Darüber hinaus waren die Luftreinhaltung und der Klimaschutz in den Häfen, aktuelle hafenpolitische Entwicklungen in Europa sowie die Handelsbeschränkungen mit Russland und die Entwicklung der „Neuen Seidenstraße“ Thema der Gespräche.

Niedersachsens Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Berend Lindner: „Wir haben in unseren Häfen schon jetzt in vielen Bereichen digitale Prozesse fest etabliert. Trotzdem haben wir auch heute wieder gemerkt, dass es noch immer viel Raum für eine verstärkte digitale Kooperation zwischen unseren Seehäfen gibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass digitale Anwendungen und der Ansatz einer verstärkten Hafenkooperation als Innovationsfeld und Innovationstreiber eng zusammenspielen können. Vor diesem Hintergrund sind wir uns einig, dass wir erfolgversprechende Ansätze für eine bessere digitale Kooperation weiter verfolgen wollen. Die Digitalisierung ist die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Häfen zu erhalten und weiter auszubauen.“

Bremens Senatorin für Wissenschaft und Häfen Dr. Claudia Schilling: „Die Herausforderungen, die mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung einhergehen, sind seit einigen Jahren und mit unverändert wachsender Intensität ein zentraler Themenschwerpunkt in der maritimen Branche. Für die Zukunft wird es von hoher Bedeutung sein, die daraus resultierenden verändernden personellen Anforderungsprofile und Bedarfe früh zu erkennen und hierauf gemeinsame Antworten zu finden.“

Hamburgs Wirtschaftsstaatsrat Dr. Torsten Sevecke: „Die Umweltauswirkungen der Schifffahrt prägen die Diskussion der letzten Monate und Jahre. Erst wurden die Schiffe vor allem im Zusammenhang mit der Luftreinhaltung als Verursacher diskutiert, heute ist die Diskussion im Kontext der Bemühungen um die Senkung klimaschädlicher Emissionen in vollem Gang. Alle norddeutschen Länder stehen vor diesen Herausforderungen. Fortschritte bei der Luftreinhaltung inkl. Klimaschutz im Hafen werden wir nur erzielen, wenn wir Alternativen zur Stromversorgung durch Schiffsmotoren während der Liegezeiten anbieten können. Unsere Häfen stehen in einem internationalen Wettbewerb. Gerade in der Nordrange ist dieser außerordentlich ausgeprägt. Gleiches gilt sicherlich für die Ostsee. Die Häfen wollen aber keinen Wettbewerb zu Lasten der Umwelt. Deswegen arbeiten die Port Authorities der Nordrange bereits daran, ein level-playing-field zu schaffen. Wir wollen einheitliche Rahmenbedingungen in den europäischen Häfen.“

Mecklenburg-Vorpommerns Staatssekretärin für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Ina-Maria Ulbrich: „In Mecklenburg-Vorpommern haben wir kontinuierlich eine regionale Partnerschaft zum Leningrader Gebiet um St. Petersburg ausgebaut. Auch die Häfen des Landes haben in den vergangenen Jahren intensiven Kontakt in die russischen Partnerhäfen gehalten. Dabei rückte zuletzt die ‚Neue Seidenstraße‘ in den Fokus: Nachdem sich bereits zahlreiche Verbindungen zwischen China und deutschen Standorten etabliert haben, nehmen die Pläne von Rostock und Sassnitz, Teil neuer Routen zu werden, nun konkrete Form an. So erreichte gestern ein erster Test-Zug den Hafen Sassnitz-Mukran. Das zeigt, dass kontinuierliche Beziehungen sich auszahlen.“

Schleswig-Holsteins Verkehrs-Abteilungsleiter Michael Pirschel: „Die maritimen Verkehrswege sind unabdingbar, 95 Prozent des Welthandels gehen übers Schiff. Aber Schiffe verursachen Immissionen und Abfälle, die zum Teil in unseren Hafenstädten zu Problemen führen. Die EU Kommission unternimmt zunehmend erweiterte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, Verringerung des Schwefelgehalts im Kraftstoff, zum Aufbau von Infrastruktur für alternative Kraftstoffe – wie LNG – oder Hafenauffangeinrichtungen für Schiffsabfälle. Daher sind die aktuellen europäischen hafenpolitischen Entwicklungen, wie der „green deal“ der neuen Kommission unter Frau von der Leyen von hoher Bedeutung für alle norddeutschen Küstenländer.“

Frank Dreeke, Präsident des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe: „Die deutsche Hafenwirtschaft sichert bundesweit über 521.000 Arbeitsplätze und garantiert mit ihren leistungsstarken Umschlagsplätzen die Spitzenposition Deutschlands im internationalen Handel. Wir wollen die Rolle der Seehäfen im deutschen Im- und Export weiter festigen, indem wir mit der öffentlichen Hand zusammenarbeiten, um Standortnachteile auszuräumen. Bei der Einfuhrumsatzsteuer sind Bund und Länder sich einig, dass das Erhebungsverfahren an das unserer europäischen Nachbarstaaten angepasst werden muss. Für die Seehafenwirtschaft ist es von höchster Bedeutung, dass diese Anpassung jetzt schnell umgesetzt wird, damit die Wettbewerbsfähigkeit der Seehäfen gestärkt wird.“

Quelle und Film: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung