IHK fordert bessere Wasserstraßen

image_pdfimage_print
waStra
Die Transportmengen und der Marktanteil der Binnenschifffahrt schrumpfen seit Jahren. Und das, obwohl die Stärkung der Binnenschifffahrt erklärtes Ziel der Politik ist.

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve schlägt jetzt vor, die Wasserstraßenpolitik einer Überprüfung zu unterziehen. Im Rahmen ihrer Jahres-Pressekonferenz spricht sie sich für ein Wirtschaftsprogramm Wasserstraße aus.
Der Niederrhein ist der Hafenstandort schlechthin. Viele der ansässigen Betriebe und damit auch deren Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der Wasserstraße ab. Gerade im Massengut-, Container- und Schwergutverkehr hat die Binnenschifffahrt deutliche Kostenvorteile und entlastet Straße und Schiene. Deshalb ist sie bei den Industrie- und Logistikunternehmen, die am Wasser liegen, erste Wahl. Jedes Jahr passieren allein über 150 Millionen Tonnen Güter per Binnenschiff die Grenze bei Emmerich am Rhein. Würden diese Mengen mit dem Lkw transportiert, bräuchte man dafür rund 20.000 Lkw-Fahrten pro Tag. Das entspräche einer 300 Kilometer langen Lkw-Schlange von Duisburg bis Mannheim.
Die Niederrheinische IHK hat daher zu einer Stärkung des Systems Wasserstraße aufgerufen. „Es ist höchste Zeit für ein Wirtschaftsprogramm Wasserstraße“, sagte IHK-Präsident Burkhard Landers. Die Fehler, die bei der Straße gemacht wurden, dürften sich bei der Binnenschifffahrt nicht wiederholen, forderte Landers. Deshalb gelte es, rechtzeitig zu investieren.
Für eine noch leistungsfähigere Binnenschifffahrt braucht es allerdings nicht nur Sanierung, sondern auch Ausbau. Das gilt vor allem für den Rhein im Abschnitt zwischen Duisburg und Dormagen. Die dort geplante Anpassung der Fahrrinnentiefe um 30 cm führt dazu, dass ein Binnenschiff rund 400 Tonnen mehr Güter laden kann. Die Menge entspricht etwa 20 Lkw, die dadurch auf den Straßen eingespart werden könnten.
Ferner forderte die IHK, dass die Wasserstraße wettbewerbsfähig bleiben müsse. Die Absicht, mehr Güter auf den besonders umweltfreundlichen Verkehrsträger Binnenschiff zu verlagern, vertrage sich nicht mit einer Verteuerung. Hintergrund ist, dass der Bund das bestehende Gebührensystem für die Nutzung der Flüsse und Kanäle in Deutschland von Grund auf reformieren will.
Bündnis für den Niederrhein geplant
Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau, Infrastruktur und Breitbandversorgung – in diesen Bereichen sehen die Unternehmen am Niederrhein den drängendsten Handlungsbedarf für die künftige Landesregierung. Das ergab eine Befragung der IHK. Die Wünsche und Erwartungen der regionalen Wirtschaft hat die Niederrheinische IHK in ihrem aktuellen Positionspapier an die Kandidaten der Landtagswahl NRW zusammengefasst.
Die Unternehmen am Niederrhein brauchen belastbare Rahmenbedingungen, um sich weiterentwickeln und wachsen zu können. Dazu gehören unter anderem eine leistungsfähige Infrastruktur, um den Erfolg des Wirtschafts- und Logistikstandorts Niederrhein zu sichern, und ein modernes Glasfasernetz, um den Weg für die digitale Arbeitswelt zu bereiten. Diese beiden Handlungsfelder aus der Unternehmerbefragung stellte Landers ebenfalls exemplarisch vor.
Durch die rasante Entwicklung der Digitalisierung sind die Anforderungen an die Breitbandinfrastruktur in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Damit auch die Unternehmen am Niederrhein die Chance haben, die Anwendungen, Dienstleistungen und Produkte von morgen entwickeln zu können, brauchen sie die technischen Voraussetzungen dafür. Die Niederrheinische IHK fordert deshalb die Politik auf, noch stärker auf Glasfaser zu setzen und den Breitbandausbau zur Chefsache zu machen. Landers konkretisierte: „In jeder Kommune muss es einen Breitbandbeauftragten geben, der dafür sorgt, dass Unternehmen, Schulen, Krankenhäuser und Gewerbegebiete mit 100 Mbit und mehr versorgt werden.“
Ein Dauerthema ist die Instandhaltung und der Ausbau der regionalen Infrastruktur. Besonders in Duisburg beeinträchtigt die Überlastung mancher Strecken Unternehmen und Anwohner massiv. 270 Milliarden Euro will der Bund in den nächsten 13 Jahren in die Infrastruktur in Deutschland investieren. Allein 14 Milliarden für den Aus- und Neubau der Fernstraßen entfallen dabei auf NRW. Schwachstelle sind lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, insbesondere bei der Umsetzung von Erneuerungs- und Instandhaltungsprojekten. „Was wir brauchen, sind Konzepte, um Planungsläufe zu verkürzen und trotzdem eine angemessene Beteiligung der Öffentlichkeit sicherzustellen“, machte der IHK-Präsident deutlich.
Nach der Wahl lädt die Niederrheinische IHK die neu gewählten Mandatsträger aus der Region ein, ein Bündnis für den Niederrhein zu gründen. Ziel ist es, in der Politik für mehr Verständnis für wirtschaftliche Belange zu werben und den regelmäßigen Austausch zu fördern. „Wir wollen ein festes Bindeglied zwischen Unternehmerschaft am Niederrhein und Landespolitik schaffen. Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am Niederrhein bürokratiearm, wachstumsorientiert und zukunftsfest auszugestalten“, so Burkhard Landers.
Das Positionspapier steht ab sofort als Download auf der IHK-Website hier bereit.
Quelle und Grafik:Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg

Schreibe einen Kommentar