50.000 Tonnen Roheisen trafen in Rotterdam ein

Am Montag kam in einem Schüttgutschiff eine Rekordtonnage von 50.000 Roheisen im Hafen von Rotterdam an. Carbones Holding GmbH, ein großer österreichischer Händler von Metallprodukten, hat zum ersten Mal eine Ladung dieses Umfangs zusammengestellt und verschifft sie auf einmal.

Umschlagbetrieb ZHD Stevedores lagert das Roheisen und schlägt es um, wonach es weiter in Europa vertrieben wird.

Was ist Roheisen eigentlich? Bei Roheisen oder Englisch „pig iron“ handelt es sich um Eisen, das in die Form eines „Brötchens“ von ca. 10 cm Länge und 10 cm Breite gegossen ist. „An der Oberseite weist es eine Verformung auf, es sieht ein bisschen so aus, wie ein Kuchen, der aus der Backform kommt. Sie wiegen 10 bis 20 Kilo pro Stück, sind also recht schwer für einen Kuchen oder ein Brötchen“, sagt Dico Regoord, Vertriebsleiter bei ZHD Stevedores.

Carbones Holding GmbH, der österreichische Händler von Metallprodukten, hat die Rekordladung Roheisen zusammengestellt und verschifft sie an seine europäischen Kunden. Sebastian Brunner, Kaufmann bei Carbones: „Normalerweise werden 30.000 bis 35.000 Tonnen Roheisen transportiert. Jetzt jedoch 50.000 Tonnen. Dies ist eine Premiere für Roheisen! Wir sind sehr froh, dass es jetzt geklappt hat. Das Organisieren, Koordinieren und Planen des Verschiffens ist ein komplizierter Prozess, bei dem alle beteiligten Partner eng miteinander zusammenarbeiten müssen. Die Produktionsstandorte von Roheisen befinden sich nicht direkt am Hafen, sondern weiter landeinwärts. Vor dort aus muss die Fracht per Zug, LKW oder kleinerem Schiff zum großen Schiff im Hafen transportiert werden. Es ist eine ganz schön knifflige Angelegenheit, 50.000 Tonnen Roheisen von den verschiedensten Standorten aus rechtzeitig zum Schiff zu schaffen.“

Carbones vertreibt jährlich in einem Umfang von ca. 2,2 Millionen Metallprodukte (größtenteils Roheisen) an ca. 400 Kunden in Europa. Roheisen wird in der Stahlindustrie verwendet, unter anderem für den Maschinenbau. In der Automobilbranche werden beispielsweise Motorblöcke für Maschinen, Lastwagen, Autos und Busse daraus hergestellt. Aber auch Auspuffe, Bremsscheiben und Achsen. Und in der Windindustrie wird Roheisen in den Türmen verwendet, an die die Flügel montiert werden. Roheisen kommt hauptsächlich aus Russland und Brasilien. Diese Ladung stammt aus Brasilien, und wurde hauptsächlich von zwei bekannten Roheisenfabrikanten (Grupo AVG und Grupo PLANTAR) hergestellt. Der Wert der Ladung liegt bei ca. 25 Millionen Dollar. Für die Finanzierung der Verschiffung arbeitet Carbones mit einer Schweizer Bank zusammen. Sebastian Brunner: „Das Verschiffen einer großen Schüttgutladung wie dieser bedeutet Kosteneinsparung. Und davon profitieren unsere Kunden.“

Die Ladung wird ab Rio de Janeiro mit dem Seeschiff MV Yuanping Sea transportiert. Die MV Yuanping Sea ist 200 Meter lang und 32 Meter breit und hat einen Tiefgang von 12 Metern. Das Schiff hat seine Ladung im Hafen von Rio de Janeiro aufgenommen. Von dort ist es am 3. Oktober 2018 aufgebrochen.

Wenn das Schiff vor der Küste von Hoek van Holland eintrifft, geht es vor Anker und wartet auf die richtige Tide. Unter dem Geleit des Hafen-Koordinationszentrums und der Lotsen wird das Schiff zu den reservierten Bojen im Botlek gelotst und von den Festmachern festgemacht. Und dann ist ZHD Stevedores an der Reihe, das Umschlagunternehmen mit Niederlassungen in Dordrecht und Moerdijk. Das Unternehmen ist mit selbstfahrenden Hafenkränen auch in Rotterdam tätig.

Dico Regoord: „Wir löschen das Schiff mit unserem selbstfahrenden Hafenkran. Das haben wir schon vor Wochen vorbereitet. Das Schiff hat 5 Lagerräume, und transportiert mehrere Chargen unterschiedlicher Roheisensorten. Die Chargenladungen werden an Bord von sogenannten Abscheidern, die aus Brettern oder Segeln bestehen, getrennt. Das Löschen haben wir schon vor Wochen vorbereitet. Im Vorhinein arbeiten wir eng mit Carbones zusammen. Mit dem Schiffskapitän bestimmen wir gemeinsam, welche Charge für welchen Kunden wir als erste und welche als letzte löschen.

Sebastian Brunner ergänzt: „Auch einzigartig an dieser Ladung ist, dass es sich um unterschiedliche Sorten Roheisen handelt, allesamt von hoher Qualität. Den Unterschied kann man von außen nicht erkennen, aber die chemische Zusammensetzung der Chargen ist unterschiedlich. Es handelt sich schon um eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichen Sorten im Schiff nicht durcheinander geraten. Bei einer derart großen Operation wie dieser gibt es immer kleinere Probleme. So ist beispielsweise momentan der Rheinpegel für einen direkten Weitertransport per Schiff zu niedrig. Deshalb lagern wir 18.000 Tonnen bei ZHD Stevedores in Dordrecht. Vor dort aus transportieren wir die Ladung per Lastwagen oder Binnenschiff an unsere Kunden weiter wie Gießereien und Stahlfabrikanten in Dänemark, Schweden, der Schweiz, Frankreich und Belgien.“

Dico Regoord über die Zusammenarbeit: „Carbones ist schon seit 7 Jahren unser Kunde. Wir verfügen über den erforderlich Kranpark für derartige Arbeiten. Rotterdam ist für ein Projekt wie dieses der perfekte Hafen zum Löschen, aufgrund des Tiefgangs der Wasserstraße, der Umladung an den Bojen oder Pfählen und der weiteren Vertriebsmöglichkeiten. Bei einem Projekt wie diesem sind wir 24 Stunden am Tag bereit. Es ist sowohl für Carbones als auch für uns eine sehr spannende und spektakuläre Aufgabe!“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam