Hafen Hamburg setzt auf trimodale Anbindung

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Hafen Hamburg Marketing setzt auf eine trimodale Anbindung der Region Braunschweig und fordert gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft und Institutionen eine bessere Infrastruktur für die Binnenschifffahrt.

Im Rahmen der Veranstaltung „Trimodale Anbindung zwischen dem Hamburger Hafen und der Wirtschaftsregion Braunschweig“, zu der Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM) rund 60 Teilnehmer im Restaurant Heinrich in Braunschweig begrüßen konnte, informierten Vertreter aus der Hamburger Hafenwirtschaft über Herausforderungen und Logistikkonzepte zur Abwicklung der zu erwartenden zukünftigen Gütermengen.

Nach der Begrüßung durch Volker Hahn, HHM-Marktbetreuung Niedersachsen, und HHM-Vorstand Axel Mattern erläuterte Ingo Fehrs, stellvertretender Leiter Strategie Hafenentwicklung bei der Hamburg Port Authority (HPA), die strategische Entwicklung des Hamburger Hafens. Der HPA, verantwortlich für die Infrastruktur im Hafengebiet, sind Projekte wichtig, bei denen der Verkehrsfluss in Hamburg und in der Metropolregion positiv beeinflusst wird. Im Modal Split des Hamburger Hafens ist der Lkw der wichtigste Verkehrsträger, gefolgt von Bahn und Binnenschiff. Deshalb hat die HPA im Rahmen ihrer Initiative smartPORT logistics verschiedene Maßnahmen zur Optimierung der Verkehrsflüsse auf der Straße initiiert, wie ein Parkraummanagement, eine effizientere Lkw-Abfertigung an den Leer-Containerdepots oder SPL 1.0, eine App mit Informationen über die Verkehrslage im Hafen. Aber auch der Ausbau der Bahninfrastruktur, wie der Bau der Neuen Bahnbrücke Kattwyk, ist für die Abfertigung zukünftiger steigender Gütermengen von großer Bedeutung. „Die HPA unterstützt deshalb auch Infrastrukturprojekte des Bundes, die die Abwicklung im Hafen erleichtern, wie die Weiterführung der Autobahn A26-Ost oder den Ausbau des Bahn-Ost-Korridors über Stendal“, betonte Ingo Fehrs. Der Verkehrsträger Binnenschiff, obwohl effizient und am wenigsten die Umwelt belastend, spielt zurzeit noch eine untergeordnete Rolle beim Containertransport. Dies möchte die HPA, so Ingo Fehrs, durch die Bereitstellung einer IT-Infrastruktur für die effizientere Abfertigung an den Terminals und bei der Vergabe von Liegeplätzen im Hamburger Hafen ändern.

Stefan Kunze, Vorsitzender Elbe Allianz e.V. und Leiter der HHM-Repräsentanz Deutschland-Ost, griff das Thema Binnenschifffahrt in seinem Vortrag auf. Die vorhandenen Straßen sind für die steigenden Mengen im Hafenhinterlandverkehr nicht geeignet. Und auch die Schienenkapazitäten auf den Hauptrelationen sind nur noch bedingt aufnahmefähig. Schwerlast- und Projektladung kann nur unter erschwerten Bedingungen abgefertigt werden. Aus diesen Gründen ist eine stärkere Nutzung der Wasserstraßen im Gütertransport sinnvoll und macht Kapazitäten für die anderen Verkehrsträger frei. Das Binnenschiff sollte deshalb in die Strukturen moderner Logistikdienstleister besser integriert werden. Die Schaffung von trimodalen Logistikangeboten vom Seehafen bis zum Empfänger ist ein wichtiger Schritt, um vorhandene Infrastrukturkapazitäten und zukünftige Gütermengen effizient zu verknüpfen. Der Ausbau und die Instandhaltung der Verkehrswege ins Seehafenhinterland darf dabei nicht vernachlässigt werden. „Die Elbe Allianz setzt sich deshalb für die Aufnahme des Baus eines neuen Abstiegsbauwerks für das Schiffshebewerk in Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal in den Bundesverkehrswegeplan als vordringlicher Bedarf besonders ein. Im Zu- und Ablauf per Binnenschiff sind außerdem für den Hamburger Hafen, dem drittgrößten Binnenschiffshafen Deutschlands, vor allem der Elbe-Seitenkanal und die Elbe mit dem sich daran anschließenden Kanalsystem von großer Bedeutung. Um die Potentiale, die die Binnenschifffahrt bietet, optimal nutzen zu können, ist neben einer Troglänge in Scharnebeck von 225 Metern eine Ertüchtigung der Elbe mit einer garantierten Fahrrinnentiefe von 1,60 Meter dringend erforderlich“, hob Stefan Kunze hervor.

Jens Hohls, Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig GmbH, unterstützte in seiner Präsentation ebenfalls die Forderung nach einem Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur auf der Elbe und dem Elbe-Seitenkanal. Der am Mittellandkanal gelegene Hafen ist ein wichtiges Drehkreuz für die starke Wirtschaftsregion Braunschweig mit Unternehmen wie Volkswagen und IKEA, das in Salzgitter ein großes Logistiklager betreibt. Im Braunschweiger Hafen werden jährlich rund eine Million Tonnen umgeschlagen, ca. 80 Prozent der Menge ist Schiffsumschlag. Damit gehört der Hafen mit zu den größten Binnenschiffshäfen Norddeutschlands. Der Containerumschlag auf dem Terminal ist in den vergangenen Jahren auf rund 60.000 TEU jährlich gestiegen. Regelmäßig verkehren Binnenschiffe zwischen Braunschweig und dem Hamburger Hafen. „Um die trimodalen Angebote aus einer Hand für unsere Kunden noch flexibler und attraktiver gestalten zu können, sind auch wir für die Ertüchtigung der Elbe und den Ausbau des Schiffshebewerks in Scharnebeck“, bekräftigte Jens Hohls.

Den letzten Vortrag vor den interessierten Teilnehmern aus verladender Industrie, Transport- und Logistikunternehmen aus der Region hielt Michael Berger, Managing Director des drittgrößten Hamburger Umschlagsbetriebs Buss Port Logistics GmbH & Co. KG. Das Unternehmen betreibt in Hamburg das Multi-Purpose-Terminal Buss Hansa Terminal. Zu den Leistungen des Traditionsunternehmens gehören aber nicht nur der Hafenumschlag, sondern auch die Planung, Zollabwicklung und der Transport von Warenlieferungen sowie die Abwicklung der Seefracht. Der Kunde erhält so alle Logistikdienstleistungen aus einer Hand. Buss Port Logistics hat auf seinem Hubterminal in Hamburg dafür ein Netzwerk für Shortsea-Verkehre etabliert und erweitert dies ständig um neue Liniendienste. Die Nutzung dieses Netzwerks in Kombination mit den Verkehrsträgern Lkw, Bahn und Binnenschiff bietet dem Verlader eine hohe Flexibilität beim Transport seiner Ware. Buss Port Logistics betreibt eigene KV-Terminals im Hinterland mit regelmäßigen Verbindungen in verschiedene Seehäfen. „Die Verlagerung von Transporten im Stückgutbereich oder bei Projektladung vom Lkw auf das Binnenschiff oder die Bahn, würde helfen, Staus zu vermeiden und die Effizienz von intermodalen Ketten zu erhöhen. Deshalb sind auch wir für den Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur, um die Binnenschifffahrt für den Warentransport attraktiver zu machen“, sagte Michael Berger. Im Anschluss tauschten sich die Gäste mit den Logistikexperten aus Hamburg und der Metropolregion über die vorgestellten Themen aus und hatten die Möglichkeit, bestehende Kontakte zu intensivieren und neue zu knüpfen.

Der Hamburger Hafen ist für die verladende Wirtschaft in Deutschland das wichtigste Tor zur Welt. Im vergangenen Jahr wurden dort 9,7 Millionen TEU (20-Fuß-Standard-Container) umgeschlagen. Laut der aktuellen Umschlagpotenzialprognose wird der Containerumschlag bis 2030 in Deutschlands größtem Seehafen 18,1 Millionen TEU erreichen. Zwei Drittel der Güter, die in Hamburg be- und entladen werden, kommen oder gehen ins Hinterland, davon 80 Prozent aus Deutschland. Im ersten Halbjahr 2015 ist der Hinterlandverkehr per Lkw, Bahn und Binnenschiff weiter angestiegen. Für Hamburg und seine Kunden ist deshalb eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur nicht nur im Hafen, sondern auch im Binnenland von großer Bedeutung.

Quelle: HHM, Foto: HHM / Dietmar Hasenpusch

 

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