BDB fordert Nachbesserungen

151005kleinNationales Hafenkonzept

In einer Stellungnahme zum Entwurf eines Nationalen Hafenkonzeptes für die See- und Binnenhäfen 2015 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) gefordert, dass die Belange des Binnenschifffahrtsgewerbes stärker berücksichtigt werden. Auffällig ist nämlich, dass die Entwicklung der deutschen Seehäfen deutlich breiter in den Fokus gerückt wird als die der Binnenhäfen, was der großen Bedeutung der Hafenstandorte im Binnenland für die Sicherung von Arbeitsplätzen und der Stärkung der Wirtschaft in den umliegenden Regionen nicht gerecht wird.

Viel zu kurz kommt insbesondere der Aspekt, dass die ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) durch Kapazitätserweiterungen enorme Impulse für die Binnenschifffahrt auslösen. Angesichts der Tatsache, dass diese Häfen durch ihre Hinterlandverkehre für einen großen Teil des Güteraufkommens im Rheinstromgebiet sorgen, ist eine Fokussierung beinahe rein auf die deutschen Seehäfen unverständlich. Es ist nicht zu erwarten, dass dort geplante Investitionen der Binnenschifffahrt im Westen Deutschlands – wo sie einen überdurchschnittlich hohen Modal Split aufweist – wachstumsmäßig so stark zu Gute kommen wie jetzt schon getätigte Investitionen in den niederländischen und belgischen Seehäfen. Schließlich spielen insbesondere die niederländischen Häfen eine gewichtige Rolle beim Zustandekommen des deutsch-niederländischen Handelsvolumens, das mit 160 Mrd. Euro eines der größten Handelsvolumen der Welt ist.

Der Verband hat außerdem sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Förderrichtlinie zu Umschlagsstellen des Kombinierten Verkehrs (KV) zunächst nur um ein Jahr und nicht um mehrere Jahre verlängert werden soll und gebeten, den Förderkatalog um Maßnahmen wie der langfristigen Vermietung bzw. Verpachtung – in den Seehäfen längst übliche Praxis – zu erweitern.

Im Entwurf des Hafenkonzeptes genannte Vorhaben zur Erweiterung der Binnenhafeninfra- und suprastrukturen sind grundsätzlich begrüßenswert, sollten jedoch dahingehend ergänzt werden, dass künftig zusätzliche Lagerflächen für Leercontainer geschaffen werden. Vor dem Hintergrund der starken Entwicklung des Containergeschäfts sind derartige Flächen dringend erforderlich. Im Hinblick auf die Maßnahmen zur Erweiterung digitaler Infrastrukturen hat der BDB angeregt, Hotspots für den WLAN-Zugang entlang der Wasserstraßen einzurichten. Diese verbesserte Nutzungsmöglichkeit des Internets an Bord wird künftig auch für die Aus- und Weiterbildung von Schifffahrtstreibenden an Bedeutung gewinnen, da von einer Fortentwicklung von E-Learning-Angeboten für die Branche ausgegangen werden kann.

Wichtig und begrüßenswert ist, dass in dem Entwurf für ein Nationales Hafenkonzept 2015 auf die Schaffung neuer Stellen bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), z.B. für dringend benötigte Ingenieure in der Planung, hingewiesen wird. Deshalb setzt sich der BDB intensiv dafür ein, dass das Konzept in seiner finalen Version auch insgesamt einen Gewinn für das Binnenschifffahrtsgewerbe darstellt. Da die Branche im neuen „Aktionsplan Güterverkehr und Logistik“ leider keine nennenswerte Berücksichtigung findet, ist es besonders wichtig, Maßnahmen für die Binnenschifffahrt im Nationalen Hafenkonzept 2015 zu verankern.

Quelle und Foto: BDB

Deutsches Binnenschiff im Hafen von Rotterdam. Die niederländischen Häfen tragen maßgeblich zur Entstehung des deutsch-niederländischen Handelsvolumens bei, weshalb eine bessere Anbindung an die deutschen Binnenhäfen wichtig ist.