Biobasierte Chemikalien: Nischen- oder Wachstumsmarkt?

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Rotterdam will sich als Vorreiter in der Energiewende profilieren. Dabei spielen Alternativen für Chemikalien auf der Basis fossiler Rohstoffe eine wichtige Rolle. Sind biobasierte Chemikalien ein Nischen- oder ein Wachstumsmarkt?

Wie können wir den biobasierten Industriecluster weiterentwickeln? Mit diesen Fragen wandte sich der Hafenbetrieb Rotterdam an Lux Research Inc., ein Unternehmen, das die Chancen und Möglichkeiten für die Produktion biobasierter Chemikalien in der Rotterdamer Hafenindustrie untersuchte. Die Fragen waren außerdem Gegenstand eines Workshops während des Gipfels zur Energiewende.

„Bei Polymerverarbeitern wie Ikea, Nike und Coca-Cola steigt die Nachfrage nach Chemikalien aus erneuerbaren Quellen“, berichtet Arnold Bos, Consultant bei Lux Research. „Nicht nur ihres Images wegen und aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern auch, weil sie für die Zukunft gerüstet sein wollen. Sie wollen sich gegen die steigenden Ölpreise wappnen und ihre Möglichkeiten auf der Basis erneuerbarer Ressourcen erweitern.

Auch der Leistungsaspekt rückt zunehmend in den Fokus. Ging es bei biobasierten Chemikalien zunächst vor allem um die Umweltfreundlichkeit, so sind sie inzwischen in manchen Fällen einfach in jeder Hinsicht die bessere Alternative. Es entsteht also eine echte Nachfrage. Die großen Chemiekonzerne arbeiten an Business Cases für biobasierte Chemikalien. Der Markt ist zwar noch sehr klein, aber es tut sich wirklich etwas.“

Aus dem Hafenscan, den Lux Research in Zusammenarbeit mit dem Hafenbetrieb Rotterdam durchführte, ging hervor, dass sich in Rotterdam durchaus schon Chancen für biobasierte Chemikalien bieten. „Der einfachste Weg ist die sogenannte Drop-in-Lösung, also die Verwendung von Chemikalien, die mit den bislang im Cluster verwendeten Substanzen identisch sind, aber aus biobasierten Rohstoffen hergestellt werden. Beispiele hierfür sind Methanol und Ethylen. Diese Stoffe können auch in der biobasierten Variante in die bestehenden chemischen Prozesse integriert werden, wodurch ihre Einführung relativ einfach ist.“

„Es gibt jedoch verschiedene Hindernisse. Eines davon ist der Preisunterschied zwischen biobasierten Chemikalien und den herkömmlichen Varianten auf fossiler Basis. Dies ist unter anderem eine Folge der enormen Größenvorteile der Petrochemie. Eine Möglichkeit, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, wäre die Erhöhung des CO2-Preises, die Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam, forderte.“

Dies ist aber nicht das einzige Hindernis, das der Schaffung eines echten biobasierten Industrieclusters im Wege steht, erklärt Bos. „Man braucht eine Summe mehrerer Teile. Darunter ausreichendes Ausgangsmaterial, einen Absatzmarkt und eine funktionierende Lieferkette. Auch der Zugang zu Finanzierungen ist oft noch ein Problem. Die Investoren sind nicht sehr erpicht auf diese Branche, da es acht bis zehn Jahre dauern kann, bevor sich eine Investition auszahlt. Dann ist eine gemeinsame Investition, wie es etwa bei der Waste-to-Chemicals-Anlage der Fall war, eine gute Möglichkeit, die Risiken zu begrenzen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass ein Unternehmensklima herrscht, in dem Technologien entwickelt werden und Maßstabsvergrößerungen durchgeführt werden können. Das notwendige Wissen über all diese Faktoren ist in der Region zweifellos vorhanden. All diese verschiedenen Akteure müssen aber noch zusammengebracht werden, damit die Hindernisse gemeinsam beseitigt werden können.“

Der Hafenbetrieb Rotterdam will gern mit Interessenten und Beteiligten in Kontakt kommen, um die Entwicklung auf dem Gebiet der biobasierten Chemikalien vorantreiben und Hindernisse beseitigen zu können. Sie können sich an Stijn Effting, Business Manager Chemicals and Biobased Industry unter Nachricht senden wenden.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam