Hafen Antwerpen begrenzt den Schaden

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Der Gesamtumschlag des Hafens Antwerpen sank im ersten Halbjahr um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach einem starken ersten Quartal verzeichnete der Hafen einen Rückgang aller Güterströme mit Ausnahme des Containersegments. Trotz der Auswirkungen der Corona-Krise auf die globalen Produktions- und Logistikketten und des durch die Pandemie bedingten Nachfragerückgangs blieb der Hafen zu 100 Prozent betriebsbereit.

Der Containerverkehr nahm im ersten Quartal des Jahres zu, bekam aber ab April die Auswirkungen der gecancelten Abfahrten zu spüren. Im Zeitraum Januar – Juni 2020 erreichte der Containerumschlag trotzdem einen leichten Anstieg von +0,4 Prozent in TEU gegenüber dem Vorjahreszeitraum (mit April und Mai 2019 als absoluten Rekordmonaten). Die Anzahl der Schiffsanläufe ging zurück, was jedoch einerseits durch ein durchschnittlich höheres Volumen pro Schiff und andererseits durch zusätzliche Anläufe außerhalb der normalen Fahrpläne kompensiert wurde. Bemerkenswerte Zuwächse in dieser außergewöhnlichen Zeit wurden im Umschlag von pharmazeutischen Produkten, im E-Commerce und im Umschlag von gesunden Lebensmitteln erzielt. Anfang Juni empfing der Hafen auch das aktuell größte Containerschiff der Welt, die HMM Algeciras mit einer Kapazität von 23.964 TEU.

Seit Mitte 2019 wirken sich globale Handelsfragen anhaltend negativ auf die Güterströme im konventionellen Breakbulk aus. Daraus ergibt sich für den Zeitraum Januar – Juni im Vergleich zu 2019 ein Rückgang von insgesamt 29 Prozent, wobei die ein- und ausgehenden Verkehre in gleichem Maße betroffen sind. Der Umschlag von Eisen und Stahl, die wichtigste Frachtgruppe innerhalb dieses Segments, verzeichnete im Juni zwar den bisher besten Monat des Jahres 2020, im gesamten Halbjahr aber einen Rückgang von insgesamt 33,1 Prozent.

Die Automobilbranche hatte bereits 2019 mit der Einführung strengerer Vorschriften für Pkw-Emissionen in Europa zu kämpfen und dieser Trend setzte sich 2020 fort. Ab März kamen die Auswirkungen der Corona-Krise hinzu: im Neuwagenbereich weniger Exporte aus Europa und Importe aus Asien sowie Stillstand im Gebrauchtwagengeschäft aufgrund der Reisebeschränkungen. Der RoRo-Umschlag sank infolgedessen um 21,8 Prozent.

Während der Kohleumschlag im ersten Quartal noch zunahm, kam er im zweiten Quartal zum Erliegen. Dies führte zu einem Rückgang des Dry-Bulk-Umschlags im Zeitraum Januar – Juni 2020 um 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang ist zum einen auf das wachsende Angebot an Erneuerbarer Energie zurückzuführen, das den Bedarf an Kohle verringerte, zum anderen auf die geringere Nachfrage nach Kohle aus der Stahlindustrie und schließlich auch auf den Basiseffekt des starken zweiten Quartals im Vorjahr. Düngemittel, die den größten Anteil des Dry-Bulk-Volumens ausmachen, wuchsen im Vergleich zum Zeitraum Januar – Juni 2019 leicht um ein Prozent.

Liquid Bulk ging im ersten Halbjahr um 7,5 Prozent zurück, was auf die Kombination aus Corona-Krise und Preiskämpfen auf dem Ölmarkt zurückzuführen ist, wodurch die Nachfrage nach Ölprodukten stark reduziert wurde, Erst im Zuge der Lockerungen der Corona-Maßnahmen und der Erholung des Ölpreises stieg der Treibstoffumschlag im Mai und Juni wieder an. Auch die Chemie verzeichnete hauptsächlich aufgrund der geringeren Nachfrage vor allem aus dem Automobilsektor einen Rückgang von 8,9 Prozent.

In den vergangenen sechs Monaten liefen 6.797 Seeschiffe den Hafen Antwerpen an, was einem Rückgang von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Bruttotonnage dieser Schiffe sank um 7,9 Prozent auf 193 Millionen.

Nach Gesprächen mit der Antwerpener Hafengemeinschaft über die Folgen der Corona-Krise beschloss die Hafenbehörde, einen Zahlungsaufschub für die Seeschifffahrts- und Binnenschifffahrtsabgaben sowie für die Domänenkonzessionen zu gewähren.

Für das dritte Quartal erwartet der Hafen Antwerpen weiterhin Blanc Sailings, sieht aber gleichzeitig erste Anzeichen einer Erholung und eines Aufschwungs der europäischen Wirtschaft. Der Hafen Antwerpen unternimmt alle Anstrengungen, um den effizienten Hafenbetrieb weiterhin zu gewährleisten.

Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens Antwerpen: „Der Hafen Antwerpen ist ein Welthafen, der dem Rhythmus der europäischen und der Weltwirtschaft folgt. Die Auswirkungen der durch die Corona-Krise verursachten Unterbrechung der globalen Lieferkette waren ab dem zweiten Quartal zu spüren und werden sich in diesem Jahr auf den gesamten Güterumschlag auswirken. Der Hafen Antwerpen behauptet sich gut in der Hamburg − Le-Havre – Range, weil er in vielen Segmenten aktiv ist, nicht von einem einzigen Kontinent abhängt und aufgrund seiner Rolle als größter integrierter Chemie-Cluster Europas.“

Annick De Ridder, Hafenschöffin: „Als Hafen Antwerpen sind wir ein wichtiges Glied in der Kette zwischen Produzenten und Konsumenten und als solches ein perfekter Gradmesser für die Weltwirtschaft. Viel wird davon abhängen, wie schnell die Industrie wieder anlaufen kann und wie schnell das Vertrauen der Verbraucher zurückkehrt. Als Antwerpener Hafengemeinschaft waren wir während dieser globalen Krise zu 100 Prozent einsatzfähig, und unser Wissen und unsere Erfahrung sind als anerkanntes Markenzeichen in der ganzen Welt bestens bekannt“.

Quelle und Video: Port of Antwerp

 

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