Hafen Wien hat seine Position gestärkt

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Der Hafen Wien hat seine Position als nationale und internationale Warendrehscheibe an der Donau auch im Jahr 2019 weiter gestärkt und ausgebaut. Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke präsentierte gemeinsam mit Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer sowie den beiden Hafen-GeschäftsführerInnen Doris Pulker-Rohrhofer und Fritz Lehr die Bilanz des Hafen Wien für das Jahr 2019.

„Der Hafen Wien ist nicht nur eines der wichtigsten und größten Logistikzentren an der Donau, sondern auch ein starker Partner und eine erstklassige Wirtschaftsdrehscheibe für die Unternehmen in Wien und Österreich. In den letzten zehn Jahren haben wir konsequent in den Hafenausbau, die Digitalisierung und Modernisierung der Umschlagseinrichtungen aber auch in die Optimierung der Unternehmensstrukturen investiert. Der Einsatz hat sich gelohnt, wie auch die Bilanz für das Jahr 2019 zeigt. Der Hafen Wien ist ein starkes Unternehmen und das ist gerade vor dem Hintergrund der Corona-Krise ganz besonders wichtig“, so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

„Wir rüsten den Hafen Wien konsequent und nachhaltig für die Zukunft. So investieren wir weiter in die Infrastruktur vor Ort – zum Beispiel in ein neues Hochwasserschutztor für den Hafen Albern. Wir optimieren konsequent unsere Abläufe im operativen Geschäft, auch mit digitalen Systemen und durch Automatisierung. Wir setzen neue Akzente im Umwelt- und Klimaschutz. Und wir haben durch entsprechende Maßnahmen, wie die Fusionierung von Teilgesellschaften, die Strukturen des Hafen Wien verschlankt und effizienter gestaltet. Heute konzentriert sich der Hafen Wien auf das logistische Kerngeschäft, um auch in Zukunft mit seiner trimodalen Anbindung an die Verkehrsträger Wasser, Schiene und Straße zu punkten“, so Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer.

Neben den Unternehmen der Hafen Wien-Gruppe sind auf dem Hafenareal zahlreiche Unternehmen aus der Logistikbranche angesiedelt. Mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern und mit rund 100 Unternehmen und bis zu 5.000 Arbeitsplätzen am Standort ist der Hafen Wien ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Das Jahr 2019 war ein Jahr der Neustrukturierung im Hafen Wien. Die Hafengesellschaften wurden neu geordnet und fusioniert, mit dem Ziel, eine einzige Gesellschaft zu schaffen und damit einerseits alte – teilweise historisch gewachsene – Strukturen aufzubrechen und andererseits die Bündelung der Kräfte auf die klassische Güterlogistik in all ihren Facetten samt dazugehörigen Immobilien zu ermöglichen.

Deshalb wurden die Wiener Hafen und Lager Ausbau- und Vermögensverwaltung, GmbH & Co KG (WHV) und die Wiener Hafen, GmbH & Co KG (WHG) in die Wiener Hafen Management GmbH (WHM) verschmolzen und diese in Hafen Wien GmbH umfirmiert. Die neue Hafen Wien GmbH führt, managt und betreibt nun als schlanke, mittelgroße Kapitalgesellschaft den Hafen Wien und konzentriert sich mit ganzer Kraft und ohne Doppelgleisigkeiten auf das logistische Kerngeschäft.

Als zweite Maßnahme wurden die Gesellschaften im Personenschifffahrtsbereich nicht zuletzt aufgrund seiner großen touristischen Bedeutung und Fokussierung neu geordnet und vom Hafen Wien an die Wien Holding abgegeben. Konkret wurden die Beteiligungen des Hafen Wien an der Wiener Donauraum Länden und Ufer Betriebs- und Entwicklungsgesellschaft m.b.H. und an der DDSG Blue Danube Schiffahrt GmbH direkt in die Wien Holding GmbH eingegliedert. Die Wiener Donauraum betreibt den Personenhafen bei der Donau und die Schiffsstation Wien City beim Schwedenplatz. Außerdem ist sie für die Bewirtschaftung der Länden entlang der Donau verantwortlich. In die Wiener Donauraum verschmolzen wurde die Marina Wien GmbH mit ihrem Yachthafen.

Die Hafen Wien-Gruppe besteht nun nach der erfolgten Umstrukturierung der Gesellschaften im Wesentlichen aus den Unternehmen Hafen Wien GmbH, TerminalSped Speditionsgesellschaft m.b.H., WienCont Containerterminal GmbH sowie Fehringer´s Technical Service Consulting GmbH.

Vor dem Hintergrund der Umstrukturierung und um einen Vergleich mit dem Jahr 2018 in finanzwirtschaftlicher Hinsicht zu ermöglichen, wird die Hafen Wien-Gruppe im Folgenden so dargestellt, als hätte die aktuelle gesellschaftsrechtliche Struktur bereits im Jahr 2018 existiert. Dieser Vergleich zeigt, dass sich die Hafen Wien-Gruppe auch im Jahr 2019 wirtschaftlich sehr erfolgreich entwickelt hat.

In allen Geschäftsbereichen konnte das hohe Niveau des Vorjahres überschritten werden. Die Hafen Wien-Gruppe konnte im Berichtsjahr 2019 einen Umsatz in Höhe von 36,5 Mio. Euro (+7 %) und ein Betriebsergebnis in Höhe von 3,6 Mio. Euro (+12 %) erwirtschaften. Zu diesem ausgezeichneten Ergebnis haben nahezu alle Geschäftsbereiche durch entsprechende Steigerungen beigetragen.

„In den vergangenen zehn Jahren wurde der Ausbau des Hafen Wien stark vorangetrieben und gemeinsam mit Wien Holding, Stadt Wien und externen PartnerInnen über 200 Mio. Euro investiert. Alleine für das Projekt Hafentor Albern, welches gemeinsam vom Land Wien, Bund und Hafen finanziert wird, wurden insgesamt rund 22 Mio. Euro veranschlagt. Investiert wurde unter anderem in neue Umschlagseinrichtungen, in eine neue Straßen- und Schieneninfrastruktur, in den Containerterminal, in die Landgewinnung, in hafenspezifische Ausrüstungen und in Sanierungsmaßnahmen insbesondere für Gebäude und neue Immobilienprojekte, wie zum Beispiel auf dem Areal HQ7. Für das Jahr 2020 sind Investitionen von über sieben Mio. Euro vorgesehen. Bei diesen kommenden Investitionen steht vor allem der Bau des Hafentors Albern im Fokus“, so Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen Wien.

„Die Bedeutung des Hafen Wien als nationale und internationale Warendrehscheibe an der Donau steigt kontinuierlich. Das Herzstück des Hafen Wien, der trimodale Containerterminal, wickelte im Jahr 2019 rund 376.000 Containerumschläge ab (2018: 350.000 Containerumschläge). Das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um rund 7,4 %. In unserer Tochter WienCont wird die komplette Wertschöpfungskette durch Fullservice abgedeckt. Wir sind damit sehr erfolgreich, denn nicht nur die Umsätze der WienCont, sondern auch die Zahl der NeukundInnen sind im Jahr 2019 gestiegen. Mit namhaften Reedereien konnten langfristige Verträge abgeschlossen werden“, zeigt sich Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, erfreut. „Zusätzlich setzt die WienCont wie auch schon im Vorjahr auf eine deutliche Steigerung im Bereich Containerhandel und Containerreparatur.“

Mit neuen Services wurde das Angebot kundengerecht erweitert und wird weiterhin ausgebaut. Der im Jahr 2019 erfolgte Kauf einer Beteiligung im Reparatur- und Servicebereich – Fehringer´s Technical Service Consulting GmbH – erweitert zukünftig das Spektrum an Spezialleistungen um die Faktoren „mobil, flexibel & zeitsparend“. Container-Reparaturleistungen können nach Bedarf an jedem Standort im Großraum Wien abgewickelt werden.

Pro Woche können 100 Containerzüge, die zwischen dem Hafen Wien und den europäischen Güterverkehrszentren pendeln, verzeichnet werden. Und es wurden neue zusätzliche Verbindungen geschaffen: Seit Anfang Mai 2019 verkehrt das neue Shuttle Rotterdam-Wien und retour mit vier Zügen pro Woche über den Terminal der WienCont. Seit September gibt es weitere neue Verbindungen von Ludwigshafen und Rotterdam. Durch diese zusätzlichen Züge kann die WienCont eine Erhöhung der Umschlagszahlen im mittleren einstelligen Prozentbereich verzeichnen. Der Erfolg ist auch der Automatisierung des Containerterminals (Ingate) in den Jahren 2017 und 2018 zu verdanken. LKW‘s werden durch ein OCR-Fotogate (optical character recognition) bei der Einfahrt in den Terminal registriert. Dieser führt im Bereich der LKW-Verkehre zu einer signifikanten Zeitersparnis von bis zu 50 Prozent je Durchlauf.

Nachhaltigkeit wird ebenfalls großgeschrieben, seit August 2018 wird der gesamte ContainerTerminal mit Wasserkraft betrieben. Durch die Versorgung mit Wasserkraft-Energie werden rund 160 Tonnen CO2 pro Jahr in Wien eingespart.

Dass der Hafen Wien immer mehr als attraktiver Betriebsstandort punktet, zeigen die Erlöse aus Vermietung und Verpachtung, welche im Jahr 2019 bei rund 13 Mio. Euro (+4 % zum Vorjahr) lagen. Auch in den kommenden Jahren liegt ein starker Fokus auf dem Immobiliensektor. Das in den vergangenen zwei Jahren entwickelte Areal HQ7 hat gezeigt, dass Logistik keine Einbahnstraße ist und Logistikflächen auch in atypischen Branchen heiß begehrt sind. Die Auslastung im HQ7 beträgt für das Jahr 2019 rund 82,5 % (2018: 80 %).

Der Hafen Wien ist nicht nur Dienstleister im Bereich der klassischen Logistik, sondern hat sich inzwischen feste Standbeine in anderen Wirtschaftszweigen – wie der Filmwirtschaft – geschaffen. Das unterstreicht nochmals die logistische Vielfalt und die zunehmende Bedeutung der Logistikdrehscheibe Hafen Wien. So erreichten den Hafen Wien im Jahr 2019 über 50 Anfragen für Fotoshootings sowie Anmietungen von Immobilien für Filmdreharbeiten. Auf dem Industriegelände HQ7 wurden 16 Filmprojekte, darunter viele Studioprojekte, verwirklicht. Szenen von Serien, wie die Vorstadtweiber oder Tatort, wurden im Jahr 2019 im Hafen Wien gedreht. Ebenfalls wurden hier Sequenzen für die Filme „Das schaurige Haus“, „Südpol“ oder „Schachnovelle“ gedreht. Auch die Dokumentation „LiteraTOUR“ ist im Hafen Wien entstanden.

Die Auslastung in der Business-Unit Lagerlogistik liegt bei rund 80 % und konnte im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden (2018 rund 76 %). Alle Lagerflächen zusammen genommen entsprechen einer Fläche von insgesamt 270.000 m². Erfreulich ist auch die Entwicklung in der Business-Unit Autoterminal. Im Jahr 2019 wurden über 64.000 Fahrzeuge manipuliert – das entspricht einer Steigerung von rund 8 % im Vergleich zum Jahr 2018. Die Menge der am Hafen Wien umgeschlagenen Fahrzeuge beträgt etwa ein Fünftel der in Österreich registrierten PKWNeuzulassungen. Die Autoflächenauslastung liegt im Jahr 2019 bei 95 % und damit über dem Vorjahr (90 %). Im Februar und März 2019 wurde ein Rekordwert von über 98 % erzielt.

Im Bereich Hafenbetrieb der Business-Unit Massen- & Schwergut liegt die im Jahr 2019 umgeschlagene Menge in den drei Frachthäfen Freudenau, Albern und Lobau bei 1.135.933 Tonnen. Damit haben sich die Umschlagsmengen von 2018 um rund 168.000 Tonnen oder rund 17 % gesteigert.

In der klassischen Logistik hat der Hafen Wien im Jahr 2019 erfolgreich auf Nischen gesetzt. So konnte die Dienstleistung Containerstauung etabliert werden. Weiters wurden im Jahr 2019 von einem großen Industriebetrieb Fahrzeugteile und diverse Ausstattung für U-Bahngarnituren der saudischen Hauptstadt Riad im Lager des Hafen Freudenau eingelagert. Wegen des hohen Bedarfs an Streusalz aufgrund der Witterung in der Saison 2018/2019 wurden viele Straßenerhalter aus den Salzlagerhallen des Hafen Wien versorgt. Das hatte den positiven Effekt von stark gestiegener Umschlagstätigkeit zu Lande (plus 5 % gegenüber 2018).

Auch der thinkport VIENNA machte im Jahr 2019 von sich reden. Der thinkport VIENNA ist ein Mobilitätslabor, das sich in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur Wien den Herausforderungen der Logistik in urbanen Ballungsräumen stellt. Mission des thinkport VIENNA ist es, Katalysator und Multiplikator für neue Technologien, Dienstleistungen, Prozesse und Wissen zu sein, um güterlogistische Innovationen in Wien zu entwickeln, zu testen und umzusetzen. Der Wissenstransfer spielt im thinkport VIENNA eine relevante Rolle: So finden regelmäßig StakeholderWorkshops in den Räumlichkeiten des thinkport statt. Insgesamt wurden in den letzten Jahren rund 8.000 Personen mit Aktionen erreicht. So organisierte thinkport VIENNA im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Hafen Wien und der Botschaft des Königreichs der Niederlande in Wien den ersten durchgehend elektrischen temperaturgeführten Transport aus den Niederlanden nach Wien.

Das vielleicht zukunftsweisendste Projekt des thinkport VIENNA aus dem Jahr 2019 ist das ZustellService „Hubert“. Es wurde im März 2019 gestartet und steht für eine nachhaltige und effiziente Nahversorgung von Geschäfts- und Gewerbebetrieben der Stadt Wien. Der Hafen Wien lässt hier erproben, wie eine Last Mile-Alternative in der Praxis aussehen kann. Güter werden am Hafen Wien gebündelt und mittels umweltfreundlicher Rundläufe zugestellt. Das bringt den Vorteil einer besseren Planbarkeit der Zustellung mit sich. Durch die gebündelte Lieferung wird auch ein wertvoller Beitrag zur Reduktion von Abgasen in der Stadt geleistet.

Im ersten Quartal des Jahres konnte der Hafen Wien in vielen Bereichen an die Erfolge des Jahres 2019 anschließen. Der mit Mitte März 2020 erfolgte Corona-Shutdown ist aber auch am Hafen Wien nicht spurlos vorübergegangen, jedoch sind die Corona bedingten Auswirkungen im Hafen Wien geringer als zum Beispiel im Kultur- und Freizeitbereich der Wien Holding. Denn der Hafen Wien war während der gesamten Corona-Krise durchgehend in Betrieb und hat Wien und Österreich als starke Drehscheibe zum Beispiel für Güter des täglichen Bedarfs aber auch mit besonders gefragten Medizinprodukten weiterhin versorgt.

Wie stark die Corona-Krise im Endeffekt das Ergebnis des Hafen Wien im Jahr 2020 letztendlich beeinträchtigen wird, kann seriöserweise derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Abzuwarten ist, wie schnell sich Wirtschaft, Kaufkraft und Konjunktur wieder in Richtung eines normalen Niveaus entwickeln – auch in europa- bzw. weltweiter Hinsicht. Dank der ausgezeichneten Ergebnisse der letzten Jahre ist der Hafen Wien jedoch gut gerüstet, die Auswirkungen der Corona-Krise gut zu meistern.

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