Rotterdam: Umsatz stabil, Umschlag sinkt

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Der Umsatz des Hafenbetriebs ist im vergangenen Jahr nahezu stabil geblieben und hat € 675,4 Mio. erreicht. Da die Kosten unter Kontrolle sind, kann von einer gesunden Gewinnentwicklung gesprochen werden. Der Gewinn stieg um 5,0 % auf € 222,2 Mio.

Die beiden wichtigsten Einkommensquellen des Hafenbetriebs sind die Vermietung von Grundstücken und die Seehafengebühren, die für Schiffe beim Besuch des Hafens anfallen. Die Einnahmen aus der Vermietung von Grundstücken erhöhten sich um € 8,0 Mio. (+2,4 %) auf € 348,9 Mio.. Dieser Betrag stellt die Summe aus neuen Verträgen, den kürzlich abgeschlossen, hinzugefügten Verträgen, der Indexierung der Verträge sowie ihrer Verlängerung zu revidierten Preisen dar. Aufgrund des Rückgangs des Umschlags (-1,1 %), des durchschnittlichen Preises pro Tonne sowie der gestiegenen Nachlässe sanken die Einnahmen aus Hafengebühren um 2,3 % auf € 309,1 Mio.. Die Nachlässe für umweltfreundliche Schiffe stiegen um 21,3 % und wurden im Umfang von € 4,5 Mio. gewährt. Insgesamt blieben die Unternehmenserträge mit € 675,4 Mio. stabil.

Die Betriebskosten sanken um 4,5 % auf € 227,9 Mio., vor allem dank der Kostensenkungen im Zusammenhang mit der internen Betriebsführung sowie der Auflösung einiger Rücklagen. Das Ergebnis aus Beteiligungen belief sich auf € 8,5 Mio. und lag damit um ca. € 0,4 Mio. niedriger als im Vorjahr. Der Umfang dieses Postens wird, genauso wie in den Vorjahren, vor allem durch die erfolgreiche Beteiligung am Hafen von Sohar (Oman) bestimmt.

Im Vorjahr des Jahres 2016 hat der Hafenbetrieb € 100 Mio. der im Jahr 2008 abgeschlossenen Zinsderivate aufgekauft. Dafür wurden € 59,4 Mio. gezahlt. Von diesem Betrag wurden € 32,9 direkt zu Lasten des Ergebnisses im Jahr 2016 verbucht. Nach dem Aufkaufen verbleiben noch Zinsderivate im Wert von € 900 Millionen. Der Hafenbetrieb war in der Lage, die Zinsderivate abzubauen, da die ausstehenden variablen Verbindlichkeiten früher als vorgesehen gesunken sind. Dies ist auf die stabile Umsatzentwicklung, genaue Kostenkontrolle und das richtige Risikomanagement bei Investitionsprojekten zurückzuführen.

Gemäß den existierenden langfristigen Vereinbarungen macht der Hafenbetrieb den Aktionären, der Gemeinde Rotterdam (70,83 %) und dem Staat (29,17 %) den Vorschlag, im Rahmen der Dividende für 2016 € 92,8 Mio. (+2,0 %) auszuzahlen; € 65,7 Mio. für die Gemeinde und € 27,1 Mio. für den Staat.

Der Hafenbetrieb zielt darauf ab, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert zu generieren, indem er zusammen mit Kunden und Stakeholdern ein nachhaltiges Wachstum realisiert. Der Hafenbetrieb verwendet den erzielten Gewinn daher, abgesehen von der Tilgung von Verbindlichkeiten und der Auszahlung von Dividende, für Investitionen in die Entwicklung des Hafens. Im Jahr 2016 wurde unter anderem in die Kaimauern für Sif, Liegeplätze für de Stena Line, den Ersatz und ein Upgrade von Bojen und Dalben sowie die Entwicklung der Maasvlakte Plaza und der Kaimauern für Koole Terminals investiert. Insgesamt investierte der Hafenbetrieb im vergangenen Jahr € 179,8 Mio. gegenüber € 154,4 Mio. im Vorjahr (+16,4 %).

In den kommenden Jahren ist das Investmentportfolio gut mit Projekten gefüllt, zum Beispiel der Umplatzierung der ca. 4 km der Hafengleise über den Theemsweg. Es handelt sich hierbei um öffentliche Infrastruktur, die der Hafenbetrieb mit ca. € 100 Mio. bezuschussen wird. In den Konkurrenzhäfen in den Nachbarländern übernimmt der Staat die Kosten für die öffentliche Infrastruktur dieser Art. Daher ist es besonders bedauerlich, dass die Europäische Kommission beschlossen hat, dass der Hafenbetrieb ab dem 1. Januar 2017 Körperschaftssteuern entrichten soll. Der Hafenbetrieb hat gegen diesen Beschluss Widerspruch eingelegt, da er gegen den Grundsatz verstößt, dass in Europa gleiche Bedingungen herrschen sollten.

Der Güterumschlag in Rotterdam ist 2016 um 1,1 % auf 461,2 Mio. Tonnen gesunken. Der Rückgang ist größtenteils auf Trockenmassengut wie Erze und Kohle zurückzuführen. Beim flüssigen Massengut konnte das hohe Niveau von 2015 gehalten werden. Damals verzeichnete der Sektor ein Wachstum von über 10 %. Im vergangenen Jahr wurden 1,2 % mehr Container (TEU) umgeschlagen.

Allard Castelein, CEO Hafenbetrieb Rotterdam: „Nach dem außergewöhnlichen Wachstum von 4,9 % im Jahr 2015 sollten wir zufrieden sein, dass die meisten Sektoren im Jahr 2016 das gleiche Volumen erreichen bzw. sogar ein wenig übertreffen konnten. Der Rotterdamer Hafen- und Industriekomplex steht insbesondere bei der Digitalisierung und der Energiewende vor großen Herausforderungen und ist dem starken Wettbewerb der umliegenden Häfen ausgesetzt. Unterschiedliche Entwicklungen, wie zum Beispiel hohe Investitionen in unterschiedliche Raffinerien, einige Projekte im Bereich der Energiewende sowie neue, für Rotterdam günstige Fahrpläne der Containerreedereien, geben uns die Zuversicht, dass der Komplex diese Herausforderungen meistern wird.“

Paul Smits, CFO Hafenbetrieb Rotterdam: „Mit einem nahezu gleich hohen Umsatz sowie einem aufgrund der Kostenkontrolle gestiegenen Gewinn war das Jahr 2016 in finanzieller Hinsicht ein gutes und stabiles Jahr. Die Investitionen sind um 16 % gestiegen und werden im kommenden Jahr erwartungsgemäß mindestens mit dem Niveau von 2016 vergleichbar sein. Gleichzeitig wird der Hafenbetrieb ab 2017 Körperschaftssteuer entrichten. Das darf nicht zu Lasten unserer Kunden gehen, deswegen achten wir verstärkt auf unsere Kosten.“

Beim Umschlag von Rohöl gab es einen Rückgang um 1,2 % auf 101,9 Mio. Tonnen. Die Raffineriemargen sanken zwar ein wenig, blieben jedoch günstig, wodurch die gelieferte Menge Rohöl im oberen Bereich der historischen Bandbreite geblieben ist. Der An- und Abtransport von Ölprodukten stieg nach einer Steigung um 18,0 % im Jahr 2015 um 0,3 % auf 88,8 Mio. Tonnen. Es wurde weniger Heizöl, dafür aber mehr Gasöl, Diesel, Kerosin, Benzin und Naphtha abgefertigt. Nach einem Anstieg von über 90 % im Jahr 2015, sank der Umschlag von LNG um 26,1 % auf 1,7 Mio. Tonnen. Die Ursache dafür lag darin, dass es im Jahr 2016 bei den LNG-Preisen auf dem Weltmarkt weniger Arbitrage gab. In der Kategorie sonstiges Flüssigmassengut wurde ein Anstieg um 1,5 % auf 31,2 Mio. Tonnen verzeichnet. Diese Zahlen sind die Summe unterschiedlicher Sorten Ladung. Es wurde zum Beispiel mehr Biodiesel, dafür aber weniger Palmöl umgeschlagen. Insgesamt sank das Volumen von flüssigem Massengut um 0,5 % auf 223,5 Mio. Tonnen.

Der Umschlag von Erz und Altmetall sank um 7,8 % auf 31,2 Mio. Tonnen. Das Dumping von chinesischem Stahl stellte den wichtigsten Grund für diese Entwicklung dar. Einen Pluspunkt stellte dabei der Anstieg des Exports von Altmetall in die Türkei dar, die Antidumpingmaßnahmen angekündigt hat. Der Umfang umgeschlagener Kohle sank um 7,3 % auf 28,4 Mio. Tonnen. Die wichtigsten Gründe dafür sind die Schließung der Kohlekraftwerke in den Niederlanden und der Anstieg der Erzeugung von Solar- und Windenergie. Es wurden mehr agrarische Produkte aus Europa geliefert und weniger auf dem Seeweg, wodurch der Umschlag von Agrarmassengut um 3,6 % auf 10,4 Mio. Tonnen sank. Der Umfang des sonstigen Trockenmassenguts sank um 1,4 % auf 12,2 Mio. Tonnen, da etwas weniger Rohstoffe für den Bausektor und die Industrie importiert wurden. Insgesamt sank das Trockenmassengut um 6,2 % auf 82,3 Mio. Tonnen.

Der Containerumschlag stieg um 1,2 % auf 12,4 Mio. TEU („twenty feet equivalent unit“, Standardmaß für Container) und im Gewicht um 0,6 % auf 127,1 Mio. Tonnen. In der zweiten Jahreshälfte wurden 4,9 % mehr umgeschlagen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Es wurde mehr Fracht nach Fernost und Nordamerika und weniger nach Südamerika verschifft. Sowohl im Bereich Feederverkehr als auch bei Shortsea gab es innerhalb von Europa einen Anstieg von Transport zwischen Rotterdam und Großbritannien, Irland, Spanien und Portugal. Gleichzeitig verzeichnete der Containerverkehr im Fahrgebiet ScanBaltic einen Rückgang, vor allem wegen der Schwäche der russischen Wirtschaft. Die zwei neuen Containerterminals auf der Maasvlakte 2 haben im zweiten Halbjahr ein starkes Wachstum verzeichnet. Im ersten Halbjahr fertigten sie gemeinsam noch 0,6 Mio. TEU ab, im zweiten Halbjahr waren es 1,1 Mio. TEU. Der Marktanteil von Rotterdam an der Hamburg-Le Havre-Range beträgt, genauso wie in den letzten Jahren, ungefähr 30 %. Bei den Kooperationsverbänden der großen Containerreedereien haben zahlreiche Verschiebungen stattgefunden. Seit dem 1. April verwenden die Allianzen neue Fahrpläne. Sie fallen für Rotterdam günstig aus.

Trotz des angekündigten Brexits gab es einen Anstieg des Roro-Verkehrs („roll on roll off“). Es handelt sich nicht nur um den Transport nach Großbritannien, sondern auch nach Skandinavien, Spanien und Portugal. Der Roro-Verkehr verzeichnete ein Wachstum von 1,7 % auf 22,4 Mio. Tonnen. Der Umschlag von sonstigem Stückgut stieg um 3,0 % auf 5,9 Mio. Tonnen, vor allem wegen des Umschlagsanstiegs beim Stahl und Nichteisenmetallen. Roro und sonstiges Stückgut bilden gemeinsam die Kategorie Massenstückgut. In dieser Kategorie gab es einen Anstieg um 2,0 % auf 28,3 Mio. Tonnen.

Aufgrund des anhaltend niedrigen Ölpreises wird relativ wenig in Öl- und Gasförderung investiert, somit hat es der Offshore-Sektor sehr schwer. Viele Unternehmen in diesem für Rotterdam wichtigen Sektor waren gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen. Gelichzeitig begann Sif letztes Jahr auf der Maasvlakte 2 mit der Konstruktion von Monomasten für Windturbinen auf See.

Der Hafenbetrieb geht davon aus, dass das Umschlagsvolumen 2017 auf einem mit 2016 vergleichbaren Niveau liegen wird. Beim Containerumschlag wird eine Fortsetzung des Aufwärtstrends erwartet, es ist jedoch ungewiss, ob die anderen Sektoren die Ergebnisse von 2016 erneut erreichen werden.

Quelle und Foto: Hafenbetrieb Rotterdam