Rotterdamer Hafen 2050 emissionsfrei

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2050 ist der Rotterdamer Hafen immer noch ein Epizentrum wirtschaftlicher Tätigkeit mit vielen Arbeitsplätzen. Sie werden dann jedoch von nahezu emissionsfreier Industrie und Schifffahrt geschaffen.

Mehr noch: Wiederverwertung von Abfall wird die normalste Sache der Welt sein. Digitalisierung und neue Technologien machen den Hafen noch sicherer und gesünder. Und das menschliche Maß wird noch ausschlaggebender sein. Sehen Sie hier die langfristige Vision von Remco Neumann, dem Programmmanager Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung (CSR) des Hafenbetriebs Rotterdam, die seiner Meinung nach näher rückt, als man annehmen könnte.

„Prognosen sind schwierig, sicherlich wenn es um die Zukunft geht.“ Dennoch wagt es Neumann, im Bereich der Nachhaltigkeit dreißig Jahre in die Zukunft zu schauen. „Eine nahezu oder dann sogar völlig emissions- und lärmfreie Industrie und Logistik sind realistisch. Gegenwärtig sind wir uns dessen bewusst, dass das Wachstum im Industriezeitalter mit unerwünschten Effekten einherging. Im Jahr 2050 wird es keine Lärmbelästigung und keine Luftverschmutzung bzw. keinen Klimaeinfluss mehr geben. Es wächst das Bewusstsein, dass es so sein muss und das es auch möglich ist.“

Seine Zuversicht leitet Neumann nicht aus den gegenwärtigen Zahlen her. „Im Hafen und in den Niederlanden arbeiten wir gegenwärtig noch mit nur 6 % erneuerbarer Energie. Das wird jedoch exponentiell steigen.“ Wie es genau vor sich gehen wird, kann der CSR-Manager nicht voraussagen, aber dass es passieren wird, da ist er sich ganz sicher. „Technologisch ist jetzt schon sehr viel möglich. Vollständig funktionsfähige Autos fahren bereits mit Wasserstoff und Sonnenenergie. Letztes Jahr ist ein mit Sonnenenergie betriebenes Flugzeug um die ganze Welt geflogen. Jetzt geht es um die Maßstabsvergrößerung. Ich sehe optimistisch, was uns die Technologie bescheren wird. Schauen wir dreißig Jahre zurück. Da kamen gerade die ersten PC, es gab noch kein Internet und ein mobiles Telefon war noch ziemlich exotisch. Wenn man das mit heute vergleicht… So müssen wir auch das Jahr 2050 sehen.“

Trotz der Möglichkeiten der Technologie, ist sie nicht die treibende Kraft hinter der Nachhaltigkeitsrevolution, die auf uns zukommt. „Es geht hier um einen Geisteswandel in den Köpfen der Menschen. Die Gesellschaft verlangt immer nachdrücklicher, dass Nachhaltigkeit zur Norm wird. Das ist es, was die Dinge in Gang vorantreibt. Dadurch wird weitere Elektrifizierung sicherlich kommen und Dinge wie Sonnenenergie, Wasserstoff und Gezeitenstrom, die gegenwärtig noch in der Entwicklung sind, werden demnächst alltäglich zur Befriedigung unserer wachsenden Nachfrage nach sauberer Energie beitragen.“

„Man sieht den Geisteswandel auch in der Wirtschaft Fuß fassen. Große Unternehmen wie Unilever und Heineken stellen im Bereich der CO2-Senkung immer höhere Anforderungen an ihre Lieferanten und Spediteure.

Nachhaltigkeit stellt bei ihnen ein wichtiges Auswahlkriterium dar. Damit wird die Nachhaltigkeit immer häufiger zu einem Wettbewerbsfaktor. Dieses ökonomische Prinzip lässt sich nicht aufhalten. Die nachhaltige Gesellschaft wird sicherlich kommen. Deswegen sollte man lieber aktiv an ihr teilnehmen. Das tun wir auch als Rotterdamer Hafen. Es gibt bereits vollständig elektrische Containerterminals und hybride Schiffe, Restwärme und CO2 werden bereits wiederbenutzt und die Nutzung der Sonnenenergie nimmt rapide zu. Gegenwärtig ist liegt die Stromerzeugungskapazität im Hafen bei 1,6 MW. Es wird erwartet, dass sie sich im Jahr 2020 bereits verzehnfacht haben wird.“

Nachhaltigkeit ist mehr als nur Umwelt und Klima. Es geht auch um eine sichere und gesunde Umgebung sowie um Menschen und ihre Arbeit. Nach Meinung von Neumann gehen diese Themen oft Hand in Hand. „Weniger Ausstoß und Lärm bedeutet auch eine gesündere Wohnumgebung. Sicherheit hatte immer schon Priorität.“ Aufgrund der Robotisierung und der Digitalisierung werden Arbeitsplätze abgebaut, aber es kommen auch neue dazu. „Wichtig ist es, dass wir uns bewusst sind, dass die Arbeitswelt auch einem Wandel unterliegt und dass wir uns darauf vorbereiten. Das tun wir zum Beispiel, indem wir dieses Thema auf die Agenda unseres Nachhaltigkeitsprogramms setzen. Und auch indem wir mit den im Hafen ansässigen Unternehmen und ihren Mitarbeitern in einen Dialog treten. Es gibt das Risiko, dass manche Gruppen außen vor bleiben werden, aber auch diesen Punkt werden wir zweifellos lösen. Mehr noch, ich denke, dass der Hafen im Jahr 2050 noch inklusiver sein und unterschiedlichen Bevölkerungsschichten noch mehr Arbeit und Wohlstand bieten wird als heute.“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam