Zusammenarbeit als Chance für alle

image_pdfimage_print

Hafenzeitung, NDH, Plange Mühle

Projekt HARRM untersuchte die Hinterlandanbindungen
der Logistikregionen Niederrhein und Limburg

Am 30. April 2015 endete das von der Hochschule Neuss für Internationale Wirtschaft gemeinsam mit der niederländischen Fontys Hogeschool durchgeführte Forschungsprojekt HARRM.
Das steht für „Hafenregion Rhein-Maas“.

Im Rahmen dieses Projektes beschäftigten sich landesübergreifend
Teams mit den Seehafenhinterlandverkehren an Rhein und Maas. Und das ergab durchaus gute Ergebnisse für die Hafenstandorte Neuss und Düsseldorf, wie Prof. Dr. Hans-Georg Steffens, Professor für Operations Research an der Hochschule Neuss, erklärt. Aus dem Abschlussbericht ergeben sich aber auch wichtige Erkenntnisse,
um eine mögliche Verlagerung von LKW-Verkehren auf das  Binnenschiff zu erreichen.

An dem Projekt nahmen insgesamt 19 Partner vom Niederrhein
und aus der niederländischen Provinz Limburg teil – Verbände, Unternehmen, Kommunen und Hochschulen. Und eben auch Häfen: Neben den Neuss Düsseldorfer Häfen auch die Delta Port GmbH, Born, Stein, Venlo und Venray. Mit einer umfangreichen Analyse der Stärken und Schwächen der Häfen der Region konnte in einem
ersten Schritt verdeutlicht werden, dass die Binnenhäfen an Rhein und Maas über eine moderne Infrastruktur verfügen, aber  gleichwohl noch ein hohes Entwicklungspotenzial besitzen. Als
Basis dienten die Hauptkriterien Ansiedlungsflächen, Erreichbarkeit, Umgang mit Stakeholdern, Supra- und Infrastruktur sowie Marktaktivität. Dabei konnte die Rhein-Cargo als  Hafenbetreiber an den Standorten Neuss und Düsseldorf mit der hervorragenden Erreichbarkeit, der von einem Hafen dieser Größe zu erwartenden vielseitigen Supra- und Infrastruktur sowie dem entsprechenden Marktauftreten punkten. Gleichzeitig sehen die Wissenschaftler Probleme in dem Umgang mit Stakeholdern, außerdem seien Ansiedlungsflächen knapp.

Letzteres ließe sich aber in Kooperation mit Krefeld ausgleichen.
Denn auch das ist ein Ergebnis der Studie: Oft sind es gerade die kleineren Häfen, die in Nischen über Vorteile gegenüber den stärker
auf das Massengeschäft fokussierten größeren Häfen verfügen. Ein wesentliche Ergebnis der Analyse der Binnenhäfen in der HARRM-Region ist deshalb das Resultat, dass gerade die Kooperation der Häfen einen hohen Nutzen sowohl für die Logistikunternehmen
als Kunden der Häfen, aber auch für die Häfen als Anbieter besitzt.
Um Hafeninfrastruktur besser für die eigenen Logistikketten zu nutzen, bietet sichdas Konzept der Synchromodalität  an. Das bedeutet, dass der Auftraggeber dem Spediteur nicht vorschreibt,
welchen Transportweg er wählen muss, sondern ihm freie Hand lässt, je nach Verkehrslage, Wetter oder anderen Ereignissen, flexibel zu disponieren. Das beinhaltet auch die Möglichkeit,
verschiedene Lieferungen zu einer Fracht zusammen zu fassen. Diesem in den Niederlanden als Schwerpunkt für den Topsektor
Logistik angesehenen Konzept widmet sich der zweite Teil des Projektes. Unter der Federführung der Fontys Hogeschool aus Venlo entwickelten die niederländischen Partner Konzepte, die
einen schnellen und kostengünstigen Wechsel des Verkehrsträgers
ermöglichen.

Allerdings: In einer Modellrechnung ergaben sich zwar Vorteile, die Kosten ließen sich (noch) nicht senken, weil sich die Verkehre des
Beispielsauftraggebers nicht bündeln ließen. Zudem wäre für eine flexible Planung eine umfangreiche Datenbank erforderlich, die
Verkehrswege eben so enthält wie die derzeitigen Bedingungen
– eine Art Navi für Warentransporte, wie Ir. Hans Aarts, Directeur Fontys Hogeschool Techniek en Logistiek, Venlo, erklärt. Er betonte aber auch, dass in den Niederlanden bereits Dienstleister an genau solchen Systemen arbeiten. Mit ihnen ließe sich unter Vorgabe von speziellen Zielen wie Kostenreduzierung, Umweltfreundlichkeit und
Schnelligkeit des Transports das Konzept der Synchromodalität
umsetzen und so eine optimale Logistikkette definieren. Aarts: „In der Hafenregion Rhein-Maas sind die Voraussetzungen dafür  geschaffen, ein solches Konzept auch umzusetzen.“

Das dritte Arbeitspaket des Projektes befasst sich mit der Nutzung von Binnenschiffen zum umweltfreundlichen Transport von Gülle zur Versorgung von Biomassekraftwerken. Dieses Thema ist gerade in den ländlichen Bereichen der HARRM-Region von hoher Bedeutung. Im Rahmen des Projektes konnte ein idealer Standort für ein Biomassekraftwerk in Nimwegen ermittelt werden. Mit Simulationsrechnungen wird die Wirtschaftlichkeit dieses Verfahren untersucht.

„Durch das Projekt HARRM konnte die grenzüberschreitende deutsch-niederländische Hafenregion Rhein-Maas gestärkt werden“, so das erfreute Fazit von Steffens. „Es wurde eine Reihe von Impulsen zu einer nachhaltigen Kooperation der Binnenhäfen gegeben. Die durch HARRM definierte Kooperation wird auch nach
Ende der Förderung durch die Europäische Union, das Land Nordrhein-Westfalen und die Provinz Limburg fortbestehen.“

Schreibe einen Kommentar