Niedersachsens Seehäfen bewegen 23,8 Mio. Tonnen

18082016-01

Im ersten Halbjahr 2016 verzeichneten die neun niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven ein Gesamtumschlagsvolumen im Seeverkehr von rund 23,8 Millionen Tonnen. Im Stückgutbereich konnten weitere Zuwächse realisiert werden, der Massengutumschlag gab im Vergleich zum Vorjahr nach.

In Niedersachsens Seehäfen ist der Umschlag von Stückgütern im ersten Halbjahr des laufenden Jahres mit 5,7 Millionen Tonnen um 7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen (5,3 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Hierzu gehören vor allem massenhafte Stückgüter wie z.B. Eisen und Stahl, Zellstoff und Projektladungen aus dem Windenergiebereich, aber auch Neufahrzeuge. Auch der Umschlag am Containerterminal Wilhelmshaven hat zugelegt. Mit 255.652 TEU wurden rund 28 % mehr Container umgeschlagen als im ersten Halbjahr 2015 (197.013 TEU). Bei den Massengütern gab es hingegen Einbußen um 11 % (18,1 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2016; 20,4 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015), bedingt vor allem durch rückläufigen Umschlag von Rohöl und anderen flüssigen Massengütern. So sank etwa das Volumen von Rohöl um ca. 14 % auf rund 8,8 Millionen Tonnen (10,2 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). In der ersten Jahreshälfte 2016 führten sowohl planmäßige als auch unplanmäßige Anlagenstillstände in den angeschlossenen Raffinerien zu den benannten Einbußen beim Rohölumschlag. Insgesamt sind im reinen Seeverkehr mit rund 23,8 Millionen Tonnen 8 % weniger Güter umgeschlagen worden als im Vorjahreszeitraum (25,7 Millionen Tonnen).

„Nach einem sehr starken Vorjahr sehen wir momentan eine Konsolidierung des Umschlagsvolumens auf hohem Niveau in unseren neun niedersächsischen Seehäfen, denn wir liegen immer noch über dem Halbjahresergebnis aus 2014. Der Umschlag von Massengütern, der im ersten Halbjahr insgesamt zu einem rückläufigen Umschlagsergebnis geführt hat, unterliegt stets auch technischen Einflüssen und üblichen Marktschwankungen. Die positive Entwicklung im Stückgutumschlag kann dieses nicht gänzlich kompensieren. Nach wie vor sind unsere niedersächsischen Seehäfen auf einem sehr guten Weg, die Umschlagsvolumen mittelfristig deutlich zu steigern“, erklärte Inke Onnen-Lübben, Geschäftsführerin der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.

In der Einzelbetrachtung des seewärtigen Umschlagsvolumens der neun niedersächsischen Seehafenstandorte ergibt sich folgendes Bild:

Brake erreichte mit einem Umschlagsvolumen im Seeverkehr von 3,25 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr ein Plus von etwa 1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (3,21 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Die Entwicklung wird durch ein stabiles Geschäft beim Umschlag von Agrargütern, Forstprodukten und Windenergie-Komponenten getragen. Da die Umschlagsentwicklung im zweiten Halbjahr verhaltener ausfallen wird, ist auf Jahresbasis mit einer Umschlagsmenge auf Vorjahresniveau zu rechnen.

In Cuxhaven wurden im ersten Halbjahr 2016 rund 1,42 Millionen Tonnen Güter im Seeverkehr umgeschlagen. Dies entspricht einem Zuwachs von 22 % im Vergleich zu 2015 (1,17 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Zugrunde liegt diesem zum einen das Mengenwachstum beim Umschlag fester Massengüter (350.789 Tonnen von Januar bis Juni 2016 / 185.172 Tonnen von Januar bis Juni 2015). Zum anderen konnte auch der Umschlag von Stückgütern deutlich verbessert werden (+ 22 % / 533.904 Tonnen von Januar bis Juni 2016 / 436.350 Tonnen von Januar bis Juni 2015). Hierzu hat u.a. der Umschlag von Offshore-Komponenten beigetragen. Zudem konnte das Umschlagsvolumen von Neufahrzeugen in der ersten Jahreshälfte 2016 um 16 % auf 234.001 Stück gesteigert werden (202.557 im ersten Halbjahr 2015).

Im Hafen Emden belief sich das seeseitige Umschlagsvolumen auf rund 2,03 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2016 (- 3 % / 2,1 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Zuwächse gab es beim Umschlag von Forstprodukten wie Zellstoff und Papier, von denen im ersten Halbjahr 149.214 Tonnen über die Kaikanten im Emder Hafen bewegt worden sind (+ 43 % / 104.555 Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Auch der Umschlag von Windenergiekomponenten konnte im Vergleich zum Vorjahr im ersten Halbjahr 2016 gesteigert werden. Nach einem Rekordumschlag von 705.450 Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2015 ist der Automobilumschlag wieder auf Normalniveau zurückgekehrt: So wurden in der ersten Jahreshälfte des laufenden Jahres 649.297 Neufahrzeuge über den Emder Hafen verladen, was in etwa dem Volumen aus dem Vergleichszeitraum 2014 entspricht. Der Umschlag von festen Massengütern ging im ersten Halbjahr um 12 % auf 251.736 Tonnen zurück (284.454 Tonnen im ersten Halbjahr 2015).

In Leer wurde für das erste Halbjahr 2016 ein Umschlagsergebnis von 21.899 Tonnen im Seeverkehr ermittelt, was einem Plus von 21 % entspricht (18.121 Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Im für den Hafen ebenfalls bedeutenden Binnenverkehr belief sich das Umschlagsvolumen im ersten Halbjahr auf 120.420 Tonnen.

Der Seegüterumschlag in Nordenham lag mit rund 1,16 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2016 um etwa 6 % unter dem Vorjahresergebnis (1,24 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015). Während der Kohleumschlag um 2 % auf 744.788 Tonnen gesteigert werden konnte (728.823 Tonnen von Januar bis Juni 2015), wirkten sich Verschiebungen in anderen Ladungsbereichen letztlich jedoch negativ auf das Gesamtergebnis aus.

Der Oldenburger Hafen verzeichnete in der ersten Jahreshälfte ein seewärtiges Umschlagsvolumen von 34.090 Tonnen (41.975 Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Bedingt durch umfangreiche Baumaßnahmen eines der Hauptumschlagsunternehmen in Oldenburg zur Erweiterung der Umschlagsanlagen, werden im Augenblick Gütermengen zum Teil über andere Standorte des Unternehmens abgefertigt. Dies schlägt sich in einem temporär niedrigeren seewärtigen Umschlag in Oldenburg nieder, wobei nach Abschluss der Baumaßnahmen wieder steigende Umschlagsvolumen, gerade im Seeverkehr, zu erwarten sind. Im Binnenumschlag wurde mit 452.028 Tonnen Güter im ersten Halbjahr 2016 ein Plus von 4 % erreicht (435.377 Tonnen im ersten Halbjahr 2015).

In Papenburg sind im ersten Halbjahr 2016 mit 306.643 Tonnen im Seeverkehr etwa 9 % weniger Güter umgeschlagen worden als im Vorjahreszeitraum 2015 (336.443 Tonnen). Damit liegt das Seegüteraufkommen aber immer noch deutlich über dem Ergebnis aus 2014. Binnenseitig wurden im Papenburger Hafen in der ersten Jahreshälfte 77.904 Tonnen umgeschlagen (+ 20 % / 64.829 Tonnen in 2015).

Für den Seehafen Stade konnte im Seeverkehr von Januar bis Juni 2016 ein Umschlagsvolumen von rund 2,89 Millionen Tonnen registriert werden (- 3 % / 2,99 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015). Bei den flüssigen Massengütern gab es aufgrund einer geplanten technischen Revision in einem ansässigen Industrieunternehmen leichte Einbußen beim Umschlag (- 2 % / 1,28 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2016; 1,3 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Auch bei den festen Massengütern wurde insgesamt ein leicht verringertes Umschlagsvolumen registriert (- 4 % / 1,62 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2016; 1,7 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr 2015). Gerade für den Umschlag fester Massengüter wird aber bis Jahresende ein Ergebnis auf Vorjahresniveau erwartet.

In Wilhelmshaven ergibt sich für das erste Halbjahr 2016 ein Umschlagsvolumen von rund 12,64 Millionen Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang von 14 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (14,64 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015). Einbußen gab es vor allem bei den flüssigen Massengütern, zu denen Rohöl, Mineralölprodukte und chemische Grundstoffe zählen. Insgesamt wurden in diesem Ladungssegment gut 9 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr umgeschlagen, 2015 waren es im Vergleichszeitraum rund 10,78 Millionen Tonnen. Ursächlich waren vor allem Anlagenstillstände in den über Wilhelmshaven angeschlossenen Raffinerien, die während der ersten Jahreshälfte dazu führten, dass weniger Rohöl zur Produktion abgefordert wurde. Auch der Umschlag fester Massengüter blieb hinter dem Vorjahresergebnis zurück: Ein Volumen von rund 1,38 Millionen Tonnen macht gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 25 % in diesem Bereich aus (1,83 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015). Der Stückgutumschlag hingegen hat sich weiter positiv entwickelt. Mit rund 2,22 Millionen Tonnen konnte im ersten Halbjahr ein Plus von 9 % realisiert werden (2,04 Millionen Tonnen von Januar bis Juni 2015), das sich vor allem aus den zunehmenden Umschlagsaktivitäten am Containerterminal Wilhelmshaven ergab. Hier wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres 255.652 TEU umgeschlagen (197.013 TEU von Januar bis Juni 2015).

 




Logistikbranche expandiert in der Region

IHKLogistik

Die Logistikbranche ist der „Schmierstoff“ für die heimische Wirtschaft. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Prognos AG. Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat die Gesellschaft die Bedeutung der Logistik für die Region und die enge Verflechtung der Logistikbetriebe mit der hiesigen verladenden Wirtschaft untersucht.


„Die Logistikbranche am mittleren Niederrhein ist klar mittelständisch geprägt, knapp 80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter“, erklärt Prognos-Projektleiterin Dr. Jutta Peters. Allerdings expandiert die Branche vor Ort besonders stark. Von 2008 bis 2015 stieg die Mitarbeiterzahl um 36 Prozent. Auf Landesebene waren es 9,7 Prozent. Angeboten werden überwiegend Stück- und Massenguttransporte mit dem Lkw, aber immerhin zu 18 Prozent auch Wasser- und zu 15 Prozent Schienentransporte.

Eine Befragung der Logistikbetriebe und ihrer Auftraggeber zeigt, wie eng beide Seiten miteinander verflochten sind. Insbesondere die regionalen Schlüsselbranchen – Nahrungsmittelindustrie, metallverarbeitende Industrie, Chemie, Automotive und Maschinenbau – sind zentrale Kunden der Logistikdienstleister. „In der Regel bestehen zwischen ihnen langfristige Geschäftsbeziehungen“, sagt Peters. „Der Großteil der verladenden Wirtschaft vergibt ihre Aufträge an Logistiker aus der Region.“

Neben den klassischen logistischen Leistungen wie Transport, Lagerhaltung, Verteilung und Kommission von Waren übernehmen die Logistiker zunehmend auch sogenannte Value added services wie Planung und Beratung, die Etikettierung und die Qualitätskontrolle. Dieser Trend wird im Zuge der weiteren Digitalisierung an Bedeutung gewinnen. Denn intelligente Verkehrs- und Güterströme sind essenzielle Bestandteile von Industrie 4.0. Lieferzeiten werden sich noch weiter verkürzen, und die Ansprüche an die Flexibilität der logistischen Dienstleister werden weiter steigen.

Diese Entwicklung wird nicht ohne Auswirkungen auf das Berufsbild der in der Logistik Beschäftigten bleiben. Der „einfache“ Lagerarbeiter wird zunehmend durch Fachkräfte ersetzt. Entsprechend gibt mehr als die Hälfte der Logistikbetriebe an, in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren zu wollen.

„Logistik hat mit Vorurteilen zu kämpfen, die durch die Studie widerlegt werden“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Die Branche ist am Niederrhein ein Wachstums- und Beschäftigungsmotor. Davon profitieren wir sehr.“ Dabei sei Logistik zunehmend mehr als der Transport von einem Ort zum anderen. Um den Logistikstandort Mittlerer Niederrhein zukunftsfähig zu gestalten, müssen aber die infrastrukturellen Rahmenbedingungen verbessert werden. Deshalb fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer den Ersatzbau der Leverkusener Rheinbrücke auf der A 1. Wichtig sei zudem der sechsspurige Ausbau der A 61. Um Rückstaus an anderer Stelle zu vermeiden, muss gleichzeitig der sechsspurige Ausbau des Autobahnrings um Mönchengladbach mit der Fortsetzung über die A 44 bis zum Kreuz Meerbusch und die A 52 bis zum Kreuz Kaarst erfolgen.

Steinmetz weist außerdem darauf hin, dass bis zum Jahr 2025 alle grenzüberschreitenden Schienenstrecken das Limit ihrer Leistungskapazität erreicht haben. Aus diesem Grund müsse durch den zweigleisigen Ausbau der Strecke Köln-Kaldenkirchen ein Bypass zur Betuwe-Linie als Verbindung nach Rotterdam geschaffen werden. Zusätzlich müsse für die bereits heute hochbelastete Strecke über Aachen nach Antwerpen (Montzen-Route) eine weitere Schienenverbindung zwischen dem Niederrhein nach Antwerpen („Eiserner Rhein“) umgesetzt werden. Für die Verlagerung von Gütern auf die Schiene sei außerdem der Ausbau des Umschlagterminals in Krefeld-Linn wichtig.

Neben einer bedarfsgerechten Verkehrsinfrastruktur ist allerdings auch die Verfügbarkeit von Flächen für die Ansiedlung von Logistikbetrieben unerlässlich. Deshalb müssen im Regionalplan genügend Flächen speziell für Gewerbe- und Industriegebiete, die auch für Großvorhaben geeignet sind, ausgewiesen werden. „Dazu bieten sich insbesondere interkommunale Gewerbegebiete als Premiumflächen an“, betont Steinmetz.

Schließlich ist die „Digitalisierung“ für den IHK-Hauptgeschäftsführer ein wichtiges Thema. Im Wettbewerb der Standorte wird der schnelle Datentransfer ein immer entscheidenderer Faktor sein. „Das Thema Breitbandanbindung für aktuelle und potenzielle Standorte muss daher weiterhin ganz oben auf der Agenda stehen“, so Steinmetz.

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein, Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer) und Dr. Jutta Peters (Prognos AG) stellten die Studie „Logistik am Niederrhein – Verflechtungsanalyse von Logistikunternehmen und verladender Wirtschaft“ vor.