Binnenhäfen gegen den Verkehrsinfarkt

Unter der Schirmherrschaft von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst fand nun der erste Hafentag in Emmerich am Rhein statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Hafenkooperation „DeltaPort Niederrheinhäfen Orsoy – Voerde – Wesel – Emmerich“. Thema des Hafentages war die Bedeutung der Binnenhäfen in Zeiten des „Verkehrs-infarktes“.

Marode Straßen, gesperrte Brücken und täglich kilometerlange Staus. In keinem anderen Bundesland ist die Verkehrslage so angespannt wie in Nordrhein-Westfalen. Was für die Pendler nervenaufreibend ist, kann für die Wirtschaft erhebliche Folgen haben, wenn Waren nicht rechtzeitig an ihren Bestimmungsort gelangen. „Binnenhäfen können helfen den Verkehrsinfarkt abzumildern. Alle notwendigen Elemente sind vorhanden, um Großteile des Güterverkehrs von der Straße auf das Wasser zu verlagern“, führte DeltaPort Niederrheinhäfen-Geschäftsführer Andreas Stolte in seiner Begrüßung aus. Nur das Bewusstsein fehlt zum Teil noch. „Wir müssen Überzeugungsarbeit bei allen Ladungsbeteiligten leisten. Alle Ampeln für eine Verkehrsverlagerung müssen auf Grün gestellt werden.“

Dem konnte Verkehrsminister Hendrik Wüst nur beipflichten: „Das Bewusstsein der Menschen ist heute da, dass Verkehrsprojekte, die zur Entlastung der Straßen dienen, vorangetrieben werden müssen.“ Gerade bei der Binnenschifffahrt gäbe es, so Wüst, noch Luft nach oben. „Deshalb kann ich Sie zum Zusammenschluss nur beglückwünschen. Danke, dass Sie diesen Schritt gemacht haben“, so der Verkehrsminister.

Wüst selbst hat für den Verkehrsträger „Wasserstraßen“ im Haushaltsausschuss „Klinken geputzt.“ Mit Erfolg: Neben 30 neuen, bundesweiten Stellen in der Wasserstraßenschifffahrtsverwaltung konnte er für Nordrhein-Westfalen 15 Stellen „on top“ herausschlagen. „Ich freue mich, dass Sie die Initiative zur Stärkung des Hafenlogistikstandorts am Niederrhein vorantreiben. Wir unterstützen die Belange der Binnenschifffahrt gerne“, sagte Hendrik Wüst.

Die eingeladenen Referenten beleuchteten vor dem 130-köpfigen Fachpublikum ebenfalls die Rolle der Binnenhäfen und stellten die Vorteile des kombinierten Verkehrs dar. Jürgen Albersmann von der Contargo GmbH & Co.KG, Betreiberin von 24 Terminals an der Rheinschiene, verdeutlichte an einem Praxisbeispiel, wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) sich beim Gütertransport mit einem Binnenschiff einsparen lässt „Beim Gütertransport von unserem Terminal in Karlsruhe nach Rotterdam fallen per LKW 505 Kilogramm CO2 an. Legt man nur die 60 Kilometer vom Kunden bis zum Terminal per LKW zurück und steigt dann auf das Binnen-schiff um, spart man 334 Kilogramm CO2.“

„Wir sind prädestiniert die Straßen und die Umwelt zu entlasten“, sagten auch Sanne Maris vom Port of Rotterdam und Dr. Dieter Lindenblatt vom Port of Antwerp. Beide Seehäfen sehen sich mit enormen Gütermengen konfrontiert, die zum Teil nicht immer zeitnah umgeschlagen werden können. „Wir benötigen Hinterland-Hubs wie die Niederrheinhäfen. Durch unsere Zusammenarbeit können wir den Gütertransport optimieren und die Straßen entlasten.“

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion, an der auch die Bundestagsabgeordneten aus den Kreisen Kleve und Wesel, Stefan Rouenhoff (CDU) und Bernd Reuther (FDP), teilnahmen, ging es um die politischen Rahmenbedingungen. „Es liegt nicht am Geld, das ist da. Es liegt an der Umsetzung“, stellte Rouenhoff fest. „Als ich Mitte der 90er Jahre in die Politik gegangen bin, haben wir schon über die Betuwe-Linie gesprochen, heute reden wir immer noch darüber. Ich hoffe, dass das geplante Planungsbeschleunigungsgesetz hier Abhilfe schaffen wird.“ Auf das Gesetz baut auch Bernd Reuther ebenso wie auf den Masterplan „Binnenschifffahrt“, der derzeit vom Bundesverkehrsministerium erarbeitet wird. „Wir müssen an allen Verkehrsträgern arbeiten – aber an der Binnenschifffahrt im Besonderen. Ihr ist in der Vergangenheit seitens der Politik zu wenig Bedeutung beigemessen worden“, so Reuther.

Quelle und Foto: DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH, Erster Hafentag der DeltaPort Niederrheinhäfen in Emmerich (v. l.): Bürgermeister Peter Hinze (Emmerich), Andreas Stolte (DeltaPort Niederrheinhäfen), Udo Jessner (Port Emmerich/DeltaPort Niederrheinhäfen), NRW-Verkehrsminister Hendrick Wüst und Christian Kleinenhammann (NIAG/DeltaPort Niederrheinhäfen)

 




Containerumschlag bleibt auf Rekordniveau

Der Containerumschlag der Duisburger Hafen AG (duisport) betrug im ersten Halbjahr 2018 2,01 Mio. TEU. Damit wurde das Rekordniveau vom Vorjahr gehalten. Der Containerumschlag ist mit einem Anteil von rund 54 Prozent mit steigender Tendenz das wichtigste Gütersegment der duisport-Gruppe.

Der Gesamtgüterumschlag ging dagegen im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 32,6 Mio. Tonnen um 6 Prozent zurück. Dies ist ausschließlich auf den Rückgang des Kohleumschlags zurückzuführen. „Dieser Trend wird sich durch weitere Schließung von älteren Kraftwerken im Zuge der Energiewende fortsetzen“, so duisports-Vorstandsvorsitzender Erich Staake.

Dagegen erwartet duisport vor allem im Chinageschäft weiteres Wachstum. So verkehren bereits über 30 Züge wöchentlich zwischen duisport und verschiedenen Destinationen in China. Erst kürzlich hat duisport sich mit der 30-Millionen-Metropole Chongqing, der wichtigsten Logistikdrehscheibe China, darüber verständigt, bei gemeinsamen Projekten im Rahmen von „Belt & Road“ zu kooperieren. Dadurch sollen die Fahrzeiten der Güterzüge von bislang 12-13 Tagen weiter reduziert werden.

Staake: „Der E-Commerce und das Chinageschäft werden zukünftig die relevanten Umsatztreiber sein. Darauf zielt unsere Investitionspolitik in Duisburg, entlang des Seidenstraßenkorridors und in China selbst ab. “

Quelle: duisport, Foto: duisport/Hans Blossey, mit 2,01 Mio. TEU beim Containerumschlag der Duisburger Hafen AG (duisport) im ersten Halbjahr 2018, konnte das Rekordniveau aus dem Vorjahr gehalten werden.

 




Schwerlastverkehren zwischen Hamburg und NRW

Vertreter der Wirtschaft, Logistiker, Operateure haben mit Vertretern der Politik und Verwaltung diskutiert, wie Schwerlastverkehre zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen erleichtert und optimiert werden können.

Die Diskussion fand im Rahmen des Hamburg-NRWplus Projektes statt, das das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen und die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg ins Leben gerufen haben. Ziel des Projekts ist, mehr Verkehr zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen auf der Schiene und der Wasserstraße zu transportieren.

„Wir haben mit vielen Unternehmen in der Region gesprochen, um zu erfahren, wo die Probleme in der Praxis wirklich liegen. Diese wollen wir gemeinsam lösen“, erklärt Gunnar Platz, Geschäftsführer von PLANCO Consulting und (gemeinsam mit Hafen Hamburg Marketing) Projektleiter von Hamburg-NRWplus.

Eine in diesem Kontext durchgeführte Unternehmensbefragung hat ergeben, dass ein Optimierungsbedarf für Schwerlastverkehre auf dieser Relation besteht. Als Schwerlastverkehre werden in diesem Zusammenhang Verkehre bezeichnet, die entweder zu schwer oder von den Ausmaßen zu groß für einen „normalen“ Transport sind.

Ein anschauliches Beispiel für die Probleme beim Schwerguttransport lieferte der Anlagenbauer SMS Group aus Hilchenbach (Nordrhein-Westfalen). Ein 185 Tonnen schweres Großgetriebe sollte vom Hamburger Hafen nach Yantai in China verschifft werden. Der Weg innerhalb Deutschlands war dabei das größte Problem. Ein Straßentransport war nicht genehmigungsfähig. Weder die A45 bei Hilchenbach sei schwerlastfähig noch durchgängige Strecken zu den Häfen, so  Sebastian Scheffler, Leiter Servicelogistik Deutschland bei der SMS Group. Nach viermonatigem Genehmigungsvorlauf und hohem Planungsaufwand wurde das Großgetriebe auf einem 20achsigen Spezialwaggon nach Hamburg gebracht. Transportdauer: 13 Tage.

Für diese Verkehre sind Bahn und Binnenschiff prädestiniert. Insbesondere auch, weil auf der Straße zahlreiche Baustellen und Beschränkungen auf Brücken Schwergutverkehre erschweren.

Ein großes Problem für die Wirtschaft sind die aufwendigen und langwierigen Genehmigungsverfahren, insbesondere auch verursacht durch die vielen einzubindenden Genehmigungsbehörden. „Es ist unseren Kunden schwer vermittelbar, dass wir bis zu 30 Tage auf eine Transportgenehmigung warten müssen“, betonte Peter Bender, Geschäftsführer der Spedition Bender. Dies betrifft nach Ansicht von Bender insbesondere die Straße, aber auch die Transporte im  Vor- und Nachlauf zu den Terminals.

Kritisiert wurden unter anderem eine nicht immer praxisnahe Anwendung der Verwaltungsvorschrift und eine uneinheitliche Anwendung. Auch die Ausstellung von Dauergenehmigungen ist unbefriedigend. Ein Lösungsansatz könnte eine bevorzugte Behandlung von Genehmigungsverfahren für Vor- und Nachläufe zu Terminals sein, dies auch in Verbindung mit einer großzügigen Erteilung von Dauergenehmigungen.

Bei der Bahn wird eine flexiblere Genehmigungspraxis des Netzbetreibers gefordert. Insbesondere wäre es gut, wenn im Falle von Problemen mit vorgeschlagenen Routen Ausweichstrecken angeboten würden.

Seitens der Genehmigungsbehörden wurden aber auch Versäumnisse bei der Antragstellung bemängelt. Eine bessere Zusammenarbeit der Bundesländer könnte durch Übernahme bereits beantragter Fahrtwege den Aufwand bei Neubeantragungen reduzieren. Oft sind immer noch die Angaben in den Anträgen fehlerhaft und führen dadurch zu Mehraufwand.

Aus Sicht der Behörden ist zudem die steigende Zahl von Anträgen eine Herausforderung. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass zu viele Anträge gestellt werden, die am Ende nicht zur Umsetzung kommen. Dies führe zu einer unnötigen Belastung der Behörden.
„Der Hamburger Hafen jedenfalls investiert kräftig in seine Infrastruktur und setzt sich für eine Beschleunigung der Verfahren ein“, betonte Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing.

Der Workshop traf einmal mehr auf großes Interesse der Wirtschaft, der Logistiker und auch der Genehmigungsbehörden. Im Rahmen von Hamburg-NRWplus wird weiter daran gearbeitet, die erkannten Defizite zu beseitigen.

Quelle: HHM, Foto: SMS Group