Viel Wirbel beim Wasserstoff

Wasserstoff spielt im Energiesystem der Zukunft eine entscheidende Rolle. Das gilt zumindest, wenn dessen Herstellung auf nachhaltige Weise erfolgt. Im Rotterdamer Hafen werden in den kommenden drei Jahren Vorbereitungen getroffen, dort Europas größte grüne Wasserstofffabrik zu errichten. „Das Potenzial ist riesig, ebenso wie die Anzahl der Maßnahmen, die viele Akteure gemeinsam über einen längeren Zeitraum ergreifen müssen, um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen.“

Wasserstoff ist so etwas wie ein Wundermittel. Es ist ein Rohstoff für die Industrie, man kann damit Autos antreiben oder Wohnungen beheizen. Und das alles geschieht ohne Emissionen – das einzige Abfallprodukt ist Wasser. Bislang wird Wasserstoff jedoch vor allem gewonnen, indem man Erdgas bei hohen Temperaturen in Wasserstoff umwandelt. Damit ist jedoch wieder eine fossile Komponente verbunden, denn dabei wird CO2 freigesetzt. Aber es geht auch anders. Mit Hilfe der Elektrolyse werden Wassermoleküle (H2O) in Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) aufgespalten. Setzt man für die Elektrolyse grüne Energie ein – wie beispielsweise Wind- oder Solarenergie – dann ist der Wasserstoff CO2-neutral. Und genau dieses Konzept verfolgt man in Rotterdam.

Die BP-Raffinerie im Europoort wiederum setzt Wasserstoff auf eine andere Art und Weise ein, nämlich zur Entschwefelung von Brennstoffen, denn durch Schwefel entsteht saurer Regen. „Gemeinsam mit Nouryon und dem Hafenbetrieb Rotterdam stellen wir uns der Herausforderung zu untersuchen, ob es gelingt, hierfür eine grüne Wasserstoffversorgung zu schaffen“, erläutert Corné Boot, Head of Government Affairs bei BP Nederland. Die Anlage muss jährlich 45.000 Tonnen grünen Wasserstoff herstellen können und ist damit direkt die größte in Europa. „Damit sparen wir 350.000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Der Punkt ist nur, dass wir für die Elektrolyse einen 250 Megawatt-Anschluss an Ökostrom benötigen. Und wenn man bedenkt, dass eine aktuelle Offshore-Windkraftanlage eine durchschnittliche Kapazität von 6 bis 10 Megawatt hat, ist so etwas nicht im Handumdrehen geregelt.

Die drei Partner haben daher auch drei Jahre dafür veranschlagt, den Business Case unter Dach und Fach zu bringen. Nouryon, früher als AkzoNobel Specialty Chemicals bekannt, übernimmt hierbei die Verantwortung für den Bau und den Betrieb der Wasserstoffanlage. „Die komplexe technische Integration in eine bestehende industrielle Umgebung ist ein Aspekt dieser Planungsphase“, erklärt Marcel Galjee, Energy Director bei Nouryon. „Für die Realisierung solcher Projekte ist die exakte Umsetzung des kürzlich angekündigten Klimaabkommens von großer Bedeutung. Welche Anreize gibt es, und wie werden wir die notwendige Infrastruktur zum richtigen Zeitpunkt entwickeln? Die Komplexität ist riesengroß, und dabei spielt die technische Machbarkeit eine entscheidende Rolle. Die Realität von heute sieht so aus, dass der größte Wasserelektrolyseur Europas bei Nouryon in Norwegen steht. Dabei handelt es sich um eine 10 Megawatt-Anlage. Bei der BP-Raffinerie sprechen wir jedoch von einer Anlage, die 25 Mal so groß ist. Daran lässt sich gut die Herausforderung ablesen, vor der wir stehen.“

In den Ablauf sind eine Reihe von Zwischenschritten eingebaut worden – die jedoch nicht in Rotterdam abgearbeitet werden. Anfang nächsten Jahres muss der Plan für den Bau einer 20-Megawatt-Anlage durch Nouryon im Chemiepark Delfzijl abgeschlossen sein; ein Jahr später folgt die endgültige Entscheidung in Bezug auf eine 100-Megawatt-Wasserstoffanlage bei Tata Steel in IJmuiden. Galjee sagt dazu Folgendes: „Aus jedem Projekt ziehen wir unsere Lehren. Im Prinzip steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Das bedeutet, dass auch die gesamte, sich aus Energieversorgung, Zulieferern, Herstellern und Abnehmern zusammensetzende Wertschöpfungskette jedes Mal eine Art Quantensprung machen muss. Aus diesem Grunde ist die Zusammenarbeit so wichtig. Es ist daher entscheidend, dass wir in Rotterdam mit dem Herzstück dieser Kette an einem Tisch sitzen – den Hafenbetrieb natürlich eingeschlossen. Die Entwicklung von Lösungen für eine nachhaltige zukunftsfähige Industrie schafft man jedoch nicht allein – dafür bedarf es der Kooperation und neuer Partner.“

„Wir halten es für wichtig, bei dieser Entwicklung von Anfang an mit am Tisch zu sitzen, denn unsere Wuppertal-Studien haben gezeigt, dass wir 40 Fabriken dieser Größenordnung brauchen“, sagt Nico van Dooren, Manager für Energie- und Prozessindustrie beim Hafenbetrieb Rotterdam. „Es ist sowieso unsere Aufgabe, die Infrastruktur zu ermöglichen, wobei jedoch groß angelegte Elektrolyseure, die an Offshore-Windparks angeschlossen sind, für die Umsetzung unserer Klimazielsetzungen ebenfalls von entscheidender Bedeutung sind. Es ist keine Frage, dass es sich hierbei um ein Projekt voller Herausforderungen handelt, aber denen stellen wir uns gern voll und ganz. Wir möchten dazu beitragen, dass sich Rotterdam zu einer grünen Wasserstoff-Drehscheibe entwickelt.“

2022 wird die Entscheidung gefällt, ob die grüne Wasserstoffanlage tatsächlich Realität wird. In der Zwischenzeit wird die diesbezügliche Planentwicklung auf vielen Gebieten fortgesetzt. Das ist auch notwendig. Boot erläutert: „Die Planung sieht so aus, dass im Jahre 2030 im niederländischen Teil der Nordsee 12 Gigawatt an Offshore-Windenergie stehen. Nimmt man nur den Bedarf an Ökostrom und Wasserstoff, dann ist die gesamte Kapazität noch stets nicht hoch genug. Daher richten wir uns auch auf einen Maßnahmen- und Technologiemix, denn wir setzen voll und ganz auf eine Zukunft mit niedrigen CO2-Emissionen. Das beinhaltet Effizienz bei den Abläufen, Elektrifizierung, Abscheidung und Speicherung (CCS) von CO2, Wiederverwertung von Restwärme und grünen Wasserstoff. Mir gefällt auch sehr, dass der Rotterdamer Hafen auf vielen dieser Gebiete eine Vorreiterrolle spielen will. Dazu erhält er unsere ausdrückliche Unterstützung.“

Quelle und Video: Port of Rotterdam

 




Projekte zur Historie Hamburgs

Mit dem Elbkulturfonds 2020 werden im kommenden Jahr sieben Projekte der Freien Szene gefördert, die sich auf unterschiedlichste Weise mit drängenden gesellschaftlichen Fragen befassen – von der kolonialen Vergangenheit Hamburgs bis zum deutschen Rap.

So werden dieses Jahr mit „The Portal/Das Portal“ von HafenCity Kuratorin Ellen Blumenstein und „Female Decolonisation: The Re-Enactment of Things“ von Claude Jansen zwei Projekte gefördert, die sich geschichtlich mit Hamburg als Hafen- und Kolonialstadt auseinandersetzen. Ziel des spartenübergreifenden Förderinstruments ist die Stärkung der Vielfalt und Qualität der Freien Szene in Hamburg. Die Projekte sollen innovativ und vielseitig sein und überregionale Strahlkraft entwickeln.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die eingereichten Projekten zeigen die künstlerische Vielfalt der Freien Szene in Hamburg und ihre sprudelnde Kreativität. Der Elbkulturfonds hat sich als wichtiges Förderinstrument für Hamburgs Freie Szene entwickelt und hilft spartenübergreifend unterschiedlichste Projekte zu realisieren. Die Themen und Inhalte der ausgewählten Projekte zeigen die hohe Relevanz der Freien Szene und leisten einen Beitrag zu einem dringend notwendigen gesellschaftlichen Diskurs.“

Bereits zum achten Mal vergibt die Behörde für Kultur und Medien mit dem Elbkulturfonds Fördergelder für Projekte freischaffender Künstlerinnen und Künstler in Hamburg. Die Fördermittel in Höhe einer halben Million Euro stammen aus der Hamburger Kultur- und Tourismustaxe.

Die geförderten Projekte stammen in diesem Jahr aus den folgenden Genres: Kunst im öffentlichen Raum, Tanz, Performance, Musik und Literatur. Gefördert wird mit „THE PORTAL/DAS PORTAL“ ein künstlerischer Parcours entlang ehemaliger Kontrollpunkte durch den Hamburger Freihafen. Mit „TRANSGENERATOREN“ wird ein Festival für transgenerationelle Kunst gefördert und mit „DEUTSCH-RAP“ eine Radiosendung für Jugendliche, die sich kritisch mit dem deutschen Rap auseinandersetzt. Das geförderte Projekt „FEMALE DECOLONISATION: THE REENACTMENT OF THINGS“ setzt sich feministisch und performativ mit der Kolonialisierung auseinander. „IMPOSSIBLE LIBRARY“ versteht die Praxis des Publizierens explizit als Austauschformat, um gesellschaftliche Fragen öffentlich zu diskutieren. Im Bereich Tanz konnte das Konzept zum Projekt „QUEER IBERIA“ überzeugen, eine choreographische Auseinandersetzung mit der Pluralität von Kulturen und Sexualität. Ein weiteres gefördertes Projekt aus den performativen Künsten ist „DAS MISSVERSTÄNDNIS VON DER WELT“, welches sich der Frage widmet, was wir uns über den Zustand der Welt erzählen und warum wir dabei meist völlig daneben liegen.

Zur Fachjury gehörten in diesem Jahr: Oke Göttlich (Unternehmer im Musikvertrieb und Sportwissenschaftler, Hamburg), Prof. Kerstin Hof (Professorin für Kunst und Gesellschaft, Schwerpunkt Poesie an der Medical School Hamburg), Prof. Dr. Florian Matzner (Akademie der Bildenden Künste, München, Kunstwissenschaftler und Ausstellungsmacher), Barbara Riecke (Dramaturgin, Künstlerische Leitung, Hamburg) und Prof. Susanne Vincenz (Dramaturgin, Gastprofessorin MA Choreographie am hochschulübergreifenden Zentrum Tanz, Berlin).

Folgende Projekte werden aus Mitteln des Elbkulturfonds 2020 gefördert:

THE PORTAL/DAS PORTAL
Antragstellerin: Ellen Blumenstein
Fördersumme:  80.000 Euro

Impossible Library
Antragstellerin: Annika Dorau
Fördersumme:  74.000 Euro

Queer Iberia (AT)
Antragsteller: Josep Caballero Garcia
Fördersumme: 50.000 Euro

TRANSGENERATOREN: das Festival für transgenerationelle Kunst (AT)
Antragstellerin: Gundula Hölty
Fördersumme:  86.000 Euro

Female Decolonisation: The Re-Enactment of THINGS
Antragstellerin: Claude Jansen
Fördersumme:  95.000 Euro

Deutsch-Rap – eine Radiosendung bei ByteFM
Antragsteller:   Henning Kasbohm
Fördersumme: 40.000 Euro

Meyer&Kowski zeigt: DAS MISSVERSTÄNDNIS VON DER WELT
Antragstellerin: Susanne Reifenrath
Fördersumme:  75.000 Euro

Quelle und Grafik: Pressestelle Behörde für Kultur und Medien