Autonom fahrende, emissionsfreie Binnenschiffe in NRW

Einen Förderbescheid in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro hat der Staatssekretär im NRW-Verkehrsministerium, Dr. Hendrik Schulte, dem Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) in Duisburg bei einer Veranstaltung der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft zum Thema „Green & Smart Shipping in NRW – Wann kommt das autonom fahrende, emissionsfreie Binnenschiff?“ überreicht.

Hierbei informierten Vertreter der Kooperationspartner DST, der Universität Duisburg-Essen, der RWTH Aachen und der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer über den aktuellen Stand der Forschung sowie laufende und anvisierte Projekte.

In Kooperation zwischen dem DST, der Universität Duisburg-Essen und der RWTH Aachen wird unter dem Projektnamen „VELABI“ ein Versuchs- und Leitungszentrum für autonome Binnenschiffe eingerichtet. Insgesamt werden acht Wissenschaftler mit der Erforschung und Testung neuer Technologien und Verfahren über 10 Jahre beschäftigt sein. Diese Forschungsinfrastruktur ist die Grundlage für weitere, praxisnahe Projekte mit der Industrie und Partnern aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, wie Ingenieure, Informatiker, Stadtplaner oder Umweltforscher.

V.l.n.r.: Dirk Abel, IRT (RWTH Aachen); Dieter Schramm, Dekan (UDE); Hendrik Schulte, NRW-Verkehrsministerium, Bettar O. el Moctar, DST; Dieter Bathen, JRF; Ocke Hamann, Niederrheinische IHK

Der Förderbescheid wurde bei einer Veranstaltung der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft überreicht, die am 14. November 2019 im DST zum Thema „Green & Smart Shipping in NRW – Wann kommt das autonom fahrende, emissionsfreie Binnenschiff?“ stattgefunden hat. Hierbei informierten Vertreter der Kooperationspartner DST, der Universität Duisburg-Essen, der RWTH Aachen und der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer über den aktuellen Stand der Forschung sowie laufende und anvisierte Projekte. In einer Podiumsdiskussion diskutierten Sie mit dem Publikum und dem Staatssekretär über die Zukunft der Binnenschifffahrt in NRW.

„Gerade am Logistikstandort Nordrhein-Westfalen, dem wichtigsten Binnenschifffahrtsland in Deutschland, müssen wir die freien Kapazitäten auf den Wasserwegen nutzen. Dafür werden hier innovative Technologien entwickelt und auch die Chancen der Digitalisierung und Automatisierung genutzt“, sagte Hendrik Schulte.

Ocke Hamann, Geschäftsführer der Niederrheinischen IHK, die 2018 mit einer Machbarkeitsstudie den Impuls für das Leistungszentrum gegeben hatte, unterstrich: „In unserer Region sind alle erforderlichen Voraussetzungen gegeben, um autonome Binnenschiffe unter realen Bedingungen zu testen und ein Testfeld systematisch auf größere Hafenareale und die Flussfahrt zu erweitern.“

Sind autonom fahrende Binnenschiffe mit Elektroantrieb also die Zukunft? Die Beteiligten der Diskussionsrunde waren sich einig: Um das herauszufinden und erste Schritte in diese Richtung zu realisieren, ist NRW bestens geeignet: Mit Rhein, Ruhr und einem engen Kanalnetz bildet NRW eine ideale Modellregion.

„Bevor es aber überhaupt zu selbstfahrenden Schiffen auf unseren Flüssen kommt, muss noch viel programmiert und getestet werden. Das Projekt umfasst daher zwei Elemente: Zum einen das Versuchszentrum und zum anderen das Leitungszentrum“, erklärt Professor Dieter Schramm, Inhaber des Lehrstuhls für Mechatronik und Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen.

„Es gibt zwar bereits ein reales Testfeld auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Die Vorteile eines Versuchszentrums liegen aber auf der Hand: Die Steuerung kann zunächst in einem Simulator getestet werden, ohne Störungen und Unfälle auf der realen Wasserstraße zu provozieren. Neben etablierten Verfahren werden dabei zur Einschätzung der zukünftigen Manöver benachbarter und entgegenkommender Schiffe auch Methoden der künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen, die lernen, mit unterschiedlichen Situationen umzugehen. Erst dann geht es raus auf die Wasserstraße“, erläutert Professor Dirk Abel, Leiter des Instituts für Regelungstechnik an der RWTH Aachen.

Für einen längeren Zeitraum werden sich konventionelle und autonome Binnenschiffe den Platz auf den Wasserstraßen wohl teilen müssen. Damit es nicht zu Missverständnissen oder Kollision kommt, bedarf es eines Leitungszentrums, ähnlich den Fluglotsen im Flugverkehr. Dieses stellt Daten über Verkehrsteilnehmer, Wasserstraßenverhältnisse, Wassertiefen, Strömungen, Hindernisse, Hochwassersperren, Schleusenausfällen, usw. zur Verfügung. Das Besondere: In Zukunft wird das in zwei ‚Sprachen‘ erfolgen. Das autonome Schiff erhält die Informationen digital. Mit dem Schiffsführer auf dem konventionellen Schiff wird klassisch, z.B. über Funk, kommuniziert. Werden Binnenschiffs-Führer in Zukunft also entbehrlich? „Nicht sofort“, betont Professor Bettar el Moctar, Leiter sowohl des Instituts für Schiffstechnik und Transportsysteme an der Universität Duisburg-Essen als auch des DST. „In einer ersten Phase werden die Binnenschiffe vom Leitungszentrum gesteuert. Dabei sitzt der Schiffsführer bequem im DST und kann das Binnenschiff steuern, das sich auf dem Rhein, in einem Kanal oder irgendwo anders auf der Welt befindet.“

Das Projekt VELABI ist ein Baustein in einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die vom Land NRW und vom Bund finanziert werden, um die Binnenschifffahrt zukunftsfähig zu machen. Im Fokus stehen neben der smarten Erforschung autonomer Binnenschiffe auch Umweltaspekte. Binnenschiffe durchfahren besonders in NRW Großstädte, die ohnehin mit Luftschadstoffen zu kämpfen haben. Kann es gelingen, nicht nur autonome, sondern auch emissionsfreie Binnenschiffe auf unseren Wasserstraßen zu etablieren? „Dazu braucht es noch allerhand Forschung“, bekräftigt Dr. Rupert Henn, Geschäftsführer des DST. „Wir sehen eine Aufgabe für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Die Einschätzung von Bund und Land, dass es hier Forschungsbedarf gibt, teilen wir natürlich. Die bisher eingeworbenen Projekte sind vielversprechend. Um diese gemeinsam mit unseren vielfältigen Partnern noch besser koordinieren, bündeln und abwickeln zu können, planen wir die Einrichtung eines Kompetenzzentrums. Um Planungssicherheit zu haben, braucht es dafür aber eine Grundfinanzierung. Denn gerade die Kosten, die nicht aus den Projekten bestritten werden können, machen uns zu schaffen“, unterstreicht Henn.

Quelle: Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft e.V., Fotos: JRF e.V./ Alex Muchnik, modellhafter Aufbau des Leitungszentrums im DST, das mit den Fördermitteln des Verkehrsministeriums realisiert werden soll. Platziert: Joachim Zöllner, Koordinator Projektentwicklung am DST

 

 

 

 

 




Für die Verlagerung der Güter auf Bahn und Schiff

Die Deutsche Bahn (DB), das deutsche Bundeseisenbahnvermögen und der Kanton Basel-Stadt haben heute eine Vereinbarung zur engeren Zusammenarbeit bei der Verlagerung des künftigen Güterverkehrs auf Bahn und Schiff unterzeichnet.

Im Fokus steht der Ausbau der Verknüpfungen der Rheintalstrecke und der Rheinschifffahrt mit den Zufahrten zur Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) in Basel. An der deutsch-schweizerischen Grenze soll in den kommenden Jahren eine neue Logistikdrehscheibe realisiert werden. Diese umfasst Gütergleise, ein Container-Terminal mit Hafenbecken sowie einen Hafenbahnhof und stellt eine wesentliche Voraussetzung für eine Stadtentwicklung am Rhein dar.

Die neue Vereinbarung zwischen dem deutschen BEV / der DB und dem Kanton Basel-Stadt ergänzt eine Reihe bestehender deutsch-schweizerischer Staatsverträge von 1852 bis 2003. Darin wird die gegenseitige Berücksichtigung und Koordination der geplanten Bahn- und Logistikprojekte auf dem Gelände des Badischen Rangierbahnhofs in den kommenden Jahren vereinbart und so eine Basis für die damit verbundenen Grundstücksübertragungen geschaffen.

Ziel der Vereinbarung ist es, die Projekte der beteiligten Eisenbahn- und Hafeninfrastrukturbetreiber zu realisieren. Die DB baut die Rheintalstrecke Karlsruhe–Basel auf vier Gleise aus (Vierspuranschluss Basel Badischer Bahnhof) und schließt diese an die schweizerische NEAT an. Für den Umschlag des kombinierten Verkehrs dient als internationale Logistikdrehscheibe ein erweitertes Containerterminal der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene–Straße (DUSS) auf deutscher Seite und der Neubau des Terminals Gateway Basel Nord AG (GBN) auf der Schweizer Seite. Die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) schließen den Hafen an diese Drehscheibe an und machen sie damit trimodal (Bahn–Schiff–Straße). Dazu muss die DB-Güterstrecke Basel Badischer Bahnhof–Weil am Rhein teilweise verlegt werden. Schließlich will der Kanton Basel-Stadt die bestehende Hafenbahn so umbauen, dass deren Gleise südlich des Flusses Wiese zugunsten einer Stadtentwicklung verlegt werden können.

Die komplexen Abhängigkeiten sind in einem gemeinsamen Infrastruktur-Zielbild beschrieben, welches die Erfordernisse aller Beteiligten zwischen Basel Badischer Bahnhof (Schweiz) und Weil am Rhein / Haltingen (Deutschland) beinhaltet. Der Vierspuranschluss und die erste Etappe des Gateway-Terminals sollen als erste Schritte zum Zielbild durch das Bundesamt für Verkehr genehmigt werden. Für alle diese Projekte, die im Zeichen einer ökologischen Verkehrsverlagerung und damit für den Klimaschutz stehen, sind die Auswirkungen auf die Umwelt selbst die größte Herausforderung. Die etappierte Realisierung führt zu einer Großbaustelle im betroffenen Bereich über die Dauer von einem Jahrzehnt.

Das Gelände des Badischen Rangierbahnhofs ist schon seit Langem im Fokus von Entwicklungs- und Infrastrukturprojekten. Aus großen Brachflächen auf Basler Seite entwickelte sich ein wertvolles Naturobjekt. Gemäß den nationalen Vorgaben in der Schweiz und in Deutschland sowie der Festsetzung als Logistikstandort im kantonalen Richtplan Basel-Stadt und als „Zwischenergebnis Naturobjekt“ wird die Eisenbahn- und Hafeninfrastruktur im Sinne einer Innenentwicklung unter hohen Anforderungen des Naturschutzes verdichtet. Der Kanton Basel-Stadt unterstützt den Infrastrukturbau auch als bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Dem Parlament liegt ein Budgetantrag für das neue Hafenbecken über 115 Mio. Franken vor. Im Gegenzug soll der Kanton künftig die Möglichkeit erhalten, mit der Verlagerung von Hafen- und Bahninfrastrukturen das heute vom Hafen belegte Rheinufer für eine städtische Entwicklung zu nutzen.

Quelle: Deutsche Bahn, Foto: Wendel Hilti, Unterzeichnung der Zusammenarbeits-Vereinbarung: v.l.n.r. Jens Bergmann, Dr. Hans-Peter Wessels, Jürgen Lange, Beat Aeberhard

 




Kombiverkehr kooperiert mit ÖBB Rail Cargo Group

Die Frankfurter Kombiverkehr KG stellt ihr Leistungsangebot im Verkehr von und nach Österreich und Ungarn in Teilen um. Im Fokus der Veränderung steht eine neue Kooperation mit dem österreichischen Intermodal-Operateur RCO (Rail Cargo Operator). Gemeinsam werden beide Gesellschaften die Relation Wels – Wien/Budapest v.v. betreiben und vermarkten.


Die Abfahrt des ersten gemeinsam angebotenen Direktzuges zwischen Wels und Wien sowie Budapest soll am 16. November erfolgen. Von da an wird es regelmäßig drei wöchentliche Abfahrten geben, ab Wels sonntags, dienstags und donnerstags. In der Gegenrichtung verkehren die Züge ab Wien dienstags, donnerstags und samstags sowie ab Budapest montags, mittwochs und freitags. „Mit der neuen Kooperation fokussieren wir uns im Österreichverkehr nun voll und ganz auf das Terminal in Wels, welches mit einem breiten Angebot an möglichen Weiterleitungsverkehren unseren Kunden aus Spedition und Logistik erheblichen Mehrwert bietet, unter anderem mit Verbindungen sogar bis nach Südosteuropa“, betont Peter Dannewitz, Leiter Vertrieb der Kombiverkehr KG, die Bedeutung des neuen Angebots für die Kunden des Unternehmens. Im Vergleich zum heutigen Leistungsangebot wird das Terminal in Wien zwar mit einer Abfahrt weniger bedient, dafür bekommt die wichtige Ungarnanbindung von und nach Budapest Bilk eine Zugabfahrt hinzu. „Wir wissen um die heute gute Qualität des eingesetzten Eisenbahnverkehrsunternehmens im innerösterreichischen Verkehr mit Anschluss von und nach Budapest und gehen von einer erfolgreichen Entwicklung des neuen Zugproduktes aus. Dies wird letztlich auch zu einer Steigerung der Verkehrsfrequenz zukünftig auf allen Teilrelationen führen“, so Dannewitz weiter.

Die im Fahrplan enthaltenen Direktzüge Ludwigshafen – Wels v.v., Neuss – Wels v.v. und Duisburg – Wels v.v. wird Kombiverkehr mit unveränderten Versandtagen und Versandzeiten anbieten. Dannewitz: „Mit dem neuen Produktionskonzept steuern wir nun alle Sendungen auf das Terminal Wels zu, dass für uns zur zentralen Drehscheibe wird. Wir vereinfachen damit die Abwicklungsprozesse und bündeln die Mengen an einem Ort für einen effizienten Weitertransport auf der Schiene“. Im Gatewayverkehr sind über die bilateralen Österreichzüge verschiedene Terminals in Deutschland, Skandinavien und in den Westhäfen verknüpft.

Quelle: Kombiverkehr, Foto: ÖBB/Zenz, mit einer neuen Verbindung im Verkehr Wels – Wien/Budapest v.v. kooperiert die Frankfurter Kombiverkehr KG mit Rail Cargo Operator in Österreich und fokussiert sich im Gatewayverkehr auf das Terminal in Wels.