Niedersachsens Seehäfen auf Kurs

15 Jahre Niedersachsen Ports – Zeit für eine Bilanz: Rund 400 Millionen Tonnen Waren und Güter sind über die Standorte der niedersächsischen Hafengesellschaft umgeschlagen worden. Mehr als 139 Millionen Passagiere wurden in die und aus den Seehäfen während dieses Zeitraumes bewegt. Pro Jahr laufen durchschnittlich 40.000 Schiffe die Häfen entlang der niedersächsischen Nordseeküste an. Die Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Stade und Wilhelmshaven sowie die Inselversorgungshäfen sind gefragte Verkehrsknotenpunkte – jeder auf seine Weise.

2005 hat Niedersachsen Ports die Aufgaben der Häfen- und Schifffahrtsverwaltung des Landes Niedersachsen übernommen und seither nahezu eine Milliarde Euro in den Ausbau und die Unterhaltung der Häfen investiert. Neue Hafenareale wie der Niedersachsenkai in Brake oder die Offshore-Basis in Cuxhaven sind entstanden. Betagte Bauwerke wie die Nesserlander Schleuse in Emden oder die Umschlaganlage Niedersachsenbrücke in Wilhelmshaven sind heute auf dem neuesten Stand. Gleisanlagen, Straßen- Strom und Mobilfunknetze sind als Teil der Hafeninfrastruktur ausgebaut worden und sorgen für moderne sowie sichere Transport- und Logistikprozesse.

2020 kommen weitere 55 Millionen Euro für den Ausbau und die Unterhaltung der Häfen hinzu. Davon sind 40 Millionen Euro Landesmittel. „Unsere Häfen sind lebendige Orte, in denen wirtschaftlicher, technischer und gesellschaftlicher Wandel stattfindet. Das müssen wir unermüdlich mitgestalten. Nur so können wir für die Standorte und die niedersächsische Küstenregion den Mehrwert weiterentwickeln, der sich aus dem Warenumschlag, dem Transport und der Produktion von Gütern sowie aus den Dienstleistungen im Hafen ergibt“, erklärt Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG.

Über ihre Kernaufgaben, dem Planen, Bauen und der Unterhaltung der Häfen, geht die Hafengesellschaft einen Schritt weiter. Projekte, die aktuelle Fragen mit innovativen Ansätzen lösen, werden von den Hafenentwicklern in allen Standorten verfolgt.

Ein Überblick über die wesentlichen Entwicklungen in den Seehäfen von Niedersachsen Ports:

Brake –Digitalisierung stützt Energieeffizienz

Im Universalhafen an der Weser stehen auf einer Länge von 2,5 Kilometern Liegeplätze zur Verfügung. In den letzten Jahren ist im Hafen Brake die Südpier ausgebaut worden, dort können zwei Großschiffe mit einer Länge von 270 Metern gleichzeitig abgefertigt werden. Als weitere Verbesserung der Infrastruktur werden nun die Poller- und Fendereinrichtungen auf einer Länge von 460 Metern erneuert. Zudem wird weiter nördlich der durch die Havarie der Mount Hope vor knapp zwei Jahren zerstörte Anleger wieder hergestellt.

Um die Infrastruktur für den Umschlag im Hafen jederzeit bereitstellen zu können, wird viel Energie benötigt, beispielsweise für Umschlagsanlagen, Schleusentore, Krane oder Beleuchtung.

Im IHATEC-Projekt DashPort wird derzeit untersucht, wie die Energieflüsse am Hafenstandort Brake digital erfasst, analysiert und intelligent gesteuert werden können.

Cuxhaven – Digitalisierung fördert Sicherheit

Bei einem Lückenschluss zwischen dem Europakai und der Offshore-Basis könnte der Hafen Cuxhaven mehr als 3,5 Kilometer Stromliegeplätze an der Elbe bieten. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und die Genehmigung für die Liegeplätze 5-7 (Planfeststellungsbeschluss) wird in Kürze erwartet.

Mit dieser Maßnahme können die Umschlagskapazitäten im Hafen erweitert sowie das Wachstumsfeld „high and heavy“ gestärkt werden.

Der Bedarf ist da. Das zeigt sich auch an den Verhandlungen zur Übernahme des ehemaligen AMBAU-Standortes durch die TITAN Wind Energy GmbH, durch den der Bereich Offshore-Wind im Hafen Cuxhaven gestärkt werden kann.

Wie in allen NPorts-Standorten liegt jedoch der Großteil der Aufgaben nicht im Neubau von Hafenanlagen, sondern in der Unterhaltung der bestehenden Infrastruktur.

In besonderen Situationen, wie beispielsweise bei erhöhtem Verkehrsaufkommen, kommt es immer wieder zu Schäden an Schiffen und der Hafeninfrastruktur. Ziel des Projektes „SmartKai“ ist die Entwicklung eines schiffsunabhängigen Assistenzsystems, das auf der Hafenseite mit Hilfe von Sensoren eine sichere Navigation ermöglicht.

Emden – Grüner Wasserstoff für lebendiges Hafengeschehen

Der Standort Emden hat einen Außen- und Binnenhafen. Im Außenhafen, am geplanten Großschiffsliegeplatz zwischen Emskai und Emspier, werden die Vorbereitungen durch Baugrunduntersuchungen vorangetrieben.

Zugang und Lebensader zum Binnenhafen sind die zwei Hafenschleusen. In diesen Tagen wurde der Planungsauftrag für die Sanierung der über 100 Jahre alten Großen Seeschleuse vergeben. Der Planungsauftrag ist technisch anspruchsvoll. Besondere Anforderungen entstehen dadurch, dass die Instandsetzung der Schleuse nur im laufenden Betrieb erfolgen kann. Sperrzeiten müssen auf ein Minimum reduziert werden. Ende 2021 wird die komplette und detaillierte Ausführungsplanung als Grundlage für die Instandsetzung vorliegen.

Schleusenelektrik und Pumpanlagen benötigen große Energiemengen. Das gilt für den gesamten maritimen Sektor. In Emden ist man mit dem Wasserstoff-Projekt WASh2Emden anderen Standorten voraus: Dort wurden bereits die Möglichkeiten untersucht, Überschusswindstrom in Form von „grünem“ Wasserstoff zu speichern und im Hafen nutzbar zu machen.

Norden – Sie machen den Weg frei

7,7 Millionen Passagierbewegungen konnten über die niedersächsischen Insel- und Inselversorgungshäfen Norddeich, Bensersiel, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge gemessen werden. Rund 1,14 Millionen Tonnen Waren und Güter sind im letzten Jahr über diese Häfen verladen worden. Zudem hat sich Norddeich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Standort für die Versorgung von Offshore- Windparks entwickelt. Neben der Daueraufgabe der Sicherung der Wassertiefen in den Häfen, wird in den nächsten Jahren die Südmole am Fähranleger 1 auf Norderney saniert.

Diese Häfen liegen allesamt im niedersächsischen Wattenmeer. Daher ist es für NPorts naheliegend, als Teil des Projektes „Green Meth – Nutzung von Methanol als erneuerbarer Energieträger in maritimen Anwendungen“ einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Schifffahrt zu leisten. Die Entwicklung und Markteinführung von Methanol-basierten Antriebslösungen für kleine Schiffe stehen hierbei im Mittelpunkt.

Wilhelmshaven – Hafenbau in fünf Dimensionen

Im Alten Vorhafen in Wilhelmshaven schreiten die Sanierungsarbeiten des Helgolandkais voran, sie sind bis Mitte 2020 geplant. Zudem werden die Arbeiten am angrenzenden Wangeroogkai im Frühjahr beginnen.

Die Sanierung des Wangeroogkais ist ebenso wie die des Helgolandkais als Building Information Modeling (BIM)-Projekt ausgeschrieben. BIM bezeichnet eine kooperative, mehrdimensionale Arbeitsmethodik, mit der digitale Modelle eines Bauwerkes geschaffen werden. Die für seinen Lebenszyklus relevanten Daten werden dauerhaft erfasst. Zudem können sie in einer transparenten Kommunikation zwischen allen am Bau und im Betrieb Beteiligten ausgetauscht werden.

Der nördlichste Anleger am tiefen Fahrwasser der Jade ist die Umschlaganlage Voslapper Groden (UVG). 1979/80 gebaut, ist sie nun in die Jahre gekommen. Ab Frühjahr 2020 beginnen die Sanierungsarbeiten der Zufahrtsbrücke. Die sogenannten Jochbalken werden instand gesetzt.

„Mit einer ausgewogenen Investitions-Strategie haben wir uns erfolgreich in den letzten Jahren um die intensive Instandhaltung der bestehenden Hafenanlagen gekümmert und zugleich Neubauten realisiert. Das kann man nur schaffen, wenn man so wie wir gute Teams in allen Standorten im Einsatz hat, denen die Zukunft der Häfen am Herzen liegt“, betont Holger Banik.

Quelle und Foto: Niedersachsen Ports

 

 

 

 

 

 




Programm für künftige Hafenmanager

Die erste Teilnehmergruppe am Port Executive Leadership Circle ging am 3. Februar 2020 an den Start. Während einer intensiven Woche erhielten die Teilnehmer die Gelegenheit, ihr Hafenwissen auf akademischem Niveau aufzufrischen und ihre Kenntnisse miteinander auszutauschen.

Der Übergang von fossilen zu erneuerbaren Brennstoffen, die Automatisierung von Prozessen und die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Umwandlung alter Häfen in attraktive urbane Orte: Nicht nur Rotterdam, sondern alle Hafenstädte weltweit stehen vor diesen komplexen Herausforderungen.

„Damit Häfen und Hafenbetriebe zukunftsbeständig gemacht werden können, sind bei aufstrebenden Hafenmanagern andere Qualitäten gefragt. Anhand eines gemeinsamen Schulungsprogramms können wir unser Wissen und unsere Fähigkeiten mit den Hafenmanagern der Zukunft teilen und auf dieses Weise gewährleisten, dass die Häfen einen maximalen Einfluss auf die Gesellschaft erhalten“, sagt Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam.

„Die Zusammenführung wissenschaftlicher Erkenntnisse der Rotterdam School of Management und des Erasmus Centre for Urban Port and Transport Economics mit praktischem Wissen aus dem Hafen sorgt für eine besondere Interaktion. Das ist notwendig, weil die Herausforderungen, vor denen wir in Rotterdam stehen, besondere integrative Lösungen erfordern, wobei fachübergreifend gearbeitet wird. Durch die regionale Co-Kreation schaffen wir ein Sustainable Rotterdam Delta„, sagt Rutger Engels, Rektor der Erasmus Universität Rotterdam.

Die zukünftigen Führungskräfte des Hafenbetriebs kamen vom 3. bis 7. Februar 2020 beim Port Executive Leadership Circle zur Absolvierung eines intensiven Wochenprogramms zusammen. Im Gegensatz zu den meisten Führungsprogrammen arbeitet der Port Executive Leadership Circle mit Fallstudien, die von den Teilnehmern selbst eingebracht werden. Diese komplexen Probleme werden akademisch angegangen, damit die Teilnehmer sie in ihrer Gesamtheit besser verstehen und sich mit der Erarbeitung von Lösungsansätzen befassen können.

Was die Schulung noch spezieller macht, ist das personalisierte Entwicklungsprogramm. Dieses reicht vom eingehenden persönlichen Erstgespräch bis hin zur Entwicklung von maßgeschneiderten Lehrmaterialien, die auf dem Input der Teilnehmer und der anschließenden Fortsetzung der individuellen Führungsprogramme basieren.

„Man lernt nicht nur im Programm, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag dazu, indem man sein eigenes Wissen teilt. Auf diese Weise schaffen wir einen ongoing learning circle mit Menschen, die sich der Veränderung der Führung im Hafen widmen“, sagt Dr. Hannes Leroy, akademischer Direktor des Erasmus Centre for Leadership.

Der Port Executive Leadership Circle ist eine gemeinsame Initiative der Rotterdam School of Management, des Erasmus Centre for Urban, Port and Transport Economics und des Hafenbetriebs Rotterdam.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Michelle Muus