Situation der Fahrgastschiffe wird täglich dramatischer

Der am 16. April 2020 verkündete Beschluss des Bundes und der Länder zum weiteren Umgang mit der Coronavirus-Pandemie legt den Tourismus in Deutschland bis mindestens Anfang Mai komplett auf Eis: Bürger werden aufgefordert, generell auf private Reisen und Besuche zu verzichten. Das gilt auch im Inland und für überregionale tagestouristische Ausflüge. Die weltweite Reisewarnung bleibt aufrechterhalten. Übernachtungsangebote im Inland werden weiterhin nur für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt. Großveranstaltungen werden bis Ende August 2020 untersagt.

Dieser Beschluss hat weitreichende und dramatische Konsequenzen für die Tagesausflugs- und Kabinenschifffahrt in Deutschland. Beide stellen mit ihrem breit gefächerten Angebot an regionale und internationale Kundschaft wichtige Bausteine im Tourismussektor dar. In dem Maße, wie Ausflügler und Urlauber den beliebten Reisezielen in Deutschland fernbleiben, fehlen auch die Kunden an Bord. Die Umsatzeinbußen sind bereits jetzt dramatisch, nachdem der für März vorgesehene Saisonbeginn bereits nicht stattfinden konnte. Beliebte Eventfahrten werden abgesagt, internationale Gäste aus Asien und den USA stornieren ihre Buchungen für Flusskreuzfahrten.

Mit dem gestern getroffenen Beschluss schwinden die Hoffnungen auf einen verspäteten Saisonstart, der die wirtschaftlichen Verluste zumindest in Teilen hätte ausgleichen können, denn die Fahrgastschifffahrt ist im Wesentlichen ein Saisongeschäft, das zwischen März und Oktober betrieben wird. Die Branche geht von einer Welle von Mitarbeiterentlassungen aus; Unternehmensaufgaben und Insolvenzen werden unausweichlich sein, wenn es bei den Restriktionen bleibt.

BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen erklärt hierzu: „Die schnellstmögliche Wiederaufnahme des Geschäfts ist für die ‚Weiße Flotte‘ die einzige Möglichkeit, einen Totalausfall im Jahr 2020 mit dramatischen wirtschaftlichen Folgen, auch für die Arbeiter und Angestellten in diesem Sektor, noch abwenden zu können. Die Fahrgastschifffahrtsbetriebe sind in der Lage, ihr Angebot, angepasst an die aktuelle Situation, wiederaufzunehmen. Durch eine Reduzierung der Anzahl der Fahrgäste pro Schiff, die Einrichtung von ausreichendem Mindestabstand zwischen den Personen an Bord und die Umsetzung strenger Hygienemaßnahmen können die Kunden umfassend geschützt werden. Wir haben deshalb in dieser Woche in mehreren Briefen den dringenden Appell an die Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene gerichtet, die Fahrgastschifffahrt im Zuge weiterer geplanter Lockerungen umgehend zu berücksichtigen.“

Der BDB unterstützt dabei auch die Forderung des Deutschen Tourismusverbandes DTV, in Ergänzung zu den bisher beschlossenen Unterstützungsangeboten auf Bundes- und Länderebene ein wirksames Tourismusförderprogramm für die Folgezeit des „Re-Start“ aufzulegen. So könnten die nicht mehr nachzuholenden gewaltigen Umsatzeinbußen zumindest teilweise kompensiert werden.

Die Fahrgastschifffahrt ist ein wichtiger Teilmarkt im deutschen Binnenschifffahrtsgewerbe. Als größte „Weiße Flotte“ Europas mit über 1.000 Schiffen mit einer Personenkapazität von rund 210.000 (Tagesausflugsschifffahrt) bzw. einer Bettenkapazität von rund 8.700 (Kabinenschifffahrt) generierte sie im Jahr 2017 einen Umsatzerlös von rund 356 Mio. Euro.

Quelle und Foto: BDB

 

 




Die Ruhe nach dem Sturm

Sturmfluten sind ein stets wiederkehrendes Thema für Häfen. Vom Herbst bis zum Frühjahr ist Sturmflutsaison. Sie tritt auf, wenn die Wasserstände in Küstengebieten, ausgelöst durch starke Winde, eine Höhe von 1,5 m über dem Mittleren Hochwasser (MHW) übersteigen.

Sturmfluten können große Schäden verursachen. Umso wichtiger ist es für Häfen, umfassende Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Dass die NPorts-eigenen Häfen gut gewappnet sind, zeigt die diesjährige Sturmflutbilanz. Abgesehen von Unrat, der durch die starken Winde in die Hafenbereiche angetrieben wird, gab es nur leichte Schäden. Welche Maßnahmen an welchem Standort getroffen wurden, verrät ein kleiner Einblick in die NPorts-Niederlassungen Brake, Cuxhaven, Emden, Norden und Wilhelmshaven.

Brake

Im Seehafen Brake wurden zehn Sturmfluten gemessen. Davon fanden fünf im Februar dieses Jahres statt. Bei allen Sturmflutwarnungen wurden die Hochwassserschutztore geschlossen. Einmal wurden, als zusätzliche Schutzmaßnahme, Dammbalken gesetzt. Es gab keine nennenswerten Schäden im Zuge der Sturmflutsaison. Mithilfe des digitalen Notfall-Alarmierungssystems „RapidReach“ konnten notwendige Sicherheitsvorkehrungen rechtzeitig durchgeführt werden.

Cuxhaven

In der Sturmflutzeit vom 01.10.2019 bis zum 30.04.2020 gab es 18 Sturmfluten in Cuxhaven. Das sind sieben mehr als in der vergangenen Sturmflutsaison. Im Rahmen der Sturmfluteinsätze wurden, abhängig vom Wasserstand, die Sperrwerke, Flutschutztore und Regenwasserschieber geschlossen. Leichte Schäden gab es an dem Holzbauwerk „Alte Liebe“. Es entstanden zudem leichte Auskolkungen (Strudellöcher) am Rampenfuß im Deichvorland am Liegeplatz 8.

Emden

Der Seehafen Emden meldet elf leichte Sturmfluten und eine schwere Sturmflut zwischen November 2019 und März 2020. Die schwere Sturmflut am 12.02.2020 erreichte eine Höhe von +2,21 m. „Als Schutzmaßnahme haben wir alle neun Deichscharte geschlossen“, berichtet Holger Kamer, Leiter des Technisches Service bei NPorts in Emden. Es gab zwei nächtliche Einsätze von NPorts-Mitarbeitern, um alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Die Bemühungen zeigen ihre Erfolge. „Wir hatten nur kleine Ausspülungen in der Grasböschung am Rysumer Nacken im Bereich der Gaststätte „Strandlust“. Ansonsten gab es keine nennenswerten Schäden in dieser Sturmflutsaison“, sagt Kramer.

Norden

Der Standort Norden musste sich im Zeitraum vom 15.10.2019 bis 15.04.2020 nur auf zwei Sturmfluten vorbereiten. Das Nachthochwasser vom 10. auf den 11. Februar wurde mit +1,50 bis 2,00 m über dem MHW angekündigt. Das Wasser erreichte dann aber nur +1,40 m und verlief somit glimpflicher als erwartet. Die zweite Sturmflut fand in der Nacht vom 11. auf den 12.Februar statt und erreichte seinen höchsten Punkt mit +1,95 m über dem MHW.

Beide Sturmfluten verursachten keine Personen-, Umwelt- oder Sachschäden.

Wilhelmshaven

Im Hafen Wilhelmshaven sind acht Sturmfluten im Alarmtagebuch dokumentiert. „Bei allen Sturmflutvorhersagen haben wir Hafenbereiche wie die Parkplätze am Wangeroogekai, Helgolandkai und Nassauhafen abgesperrt und entsprechend kontrolliert“, erklärt Stefan Wrieden, Abteilungsleiter des Port Office bei NPorts in Wilhelmshaven „Wenn notwendig fordern wir Fahrzeugführer zum Räumen der Flächen auf. Ob die Deichtore geschlossen werden liegt hingegen in der Verantwortung der örtlichen Feuerwehr“.

Auch in Wilhelmshaven gab es nur kleinere Bagatellschäden. Einmal wurde eine Absperrbake in die Jade geweht und ein Rettungsringkasten beschädigt. Von der Baustelle am Wangerooge-/Helgolandkai wurde im Februar eine Holzverschalung beschädigt. Das Holz ist teilweise in die Jade getrieben, von wo es von der Baufirma geborgen werden konnte.

Quelle: Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG