Von der Ausnahme zur Normalität

Das Saugbaggerschiff „Scheldt River“ ist mittlerweile ein häufiger und gern gesehener Gast im Elbehafen Brunsbüttel. Gestern machte die Scheldt River erneut im Elbehafen fest, um unter anderem LNG (Liquefied Natural Gas) zu bunkern. Das Unternehmen Gasum lieferte in Zusammenarbeit mit LIQUIND Marine das LNG.

Dieses Mal wurde der emissionsarme Treibstoff im sogenannten truck-to-ship Verfahren aus insgesamt 4 LKW bezogen. Bei vorherigen Bebunkerungen wurde das LNG auch bereits mehrfach im ship-to-ship Verfahren aus einem Bunkerschiff gebunkert.

Im Elbehafen Brunsbüttel finden inzwischen regelmäßig LNG-Bebunkerungen statt. Die kontinuierlich steigende Anzahl an LNG-Bunkervorgängen unterstreicht, dass sich LNG weiter in der Seeschifffahrt etabliert. In Brunsbüttel wurde erstmalig im Januar 2017 ein Schiff mit LNG als Treibstoff versorgt. Der Zementfrachter „Ireland“ machte dafür im Elbehafen fest. Zu dem damaligen Zeitpunkt war dies ein besonderes Ereignis, da die Anzahl der Schiffe mit LNG-Antrieb noch sehr gering und der behördliche Genehmigungsprozess für den Bunkervorgang in vielen deutschen Häfen zudem noch nicht definiert war. Mit der Bebunkerung war Brunsbüttel somit ein Vorreiter an der deutschen Küste.

In der Folge wurden LNG-Bebunkerungen auch weiterhin als ein eigenes Sonderprojekt behandelt und jeweils individuell von der Hafenbehörde genehmigt. Mit der zunehmenden Anzahl von LNG-Bebunkerungen wurden Erfahrungen gesammelt, die im November 2018 in die Hafenbenutzungsordnung von Brunsbüttel Ports eingeflossen sind. In der sogenannten HBO sind seitdem die Bedingungen für LNG-bunkering im truck-to-ship Verfahren klar definiert, sodass Bebunkerungen dieser Art einen genehmigungsfreien Vorgang darstellen. Seitdem entfallen die zuvor notwendigen Einzelgenehmigungen bei gleichzeitiger Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Zur Etablierung von LNG als Schiffstreibstoff war dies ein wichtiges Signal für den Markt, und Brunsbüttel nahm erneut eine Vorreiterrolle ein.

Für die Versorgung der Schifffahrt mit großen Mengen LNG ist der Einsatz von LNG-Bunkerschiffen notwendig. Das LNG wird mit einem Seeschiff angeliefert und direkt aus den LNG-Tanks des Bunkerschiffes in die LNG-Treibstofftanks des zu versorgenden Schiffes gepumpt. Das sogenannte ship-to-ship Verfahren hatte seine Deutschlandpremiere am 2. März 2019 in Brunsbüttel. Die „Scheldt River“ wurde damals von dem Bunkerschiff „Kairos“ mit insgesamt 400 m³ LNG versorgt – ein Meilenstein für die Etablierung von LNG in der Seeschifffahrt in Deutschland. Seitdem hat die „Kairos“ mehrmals den Elbehafen Brunsbüttel für ship-to-ship Bebunkerungen genutzt. Im August 2020 nutzte auch erstmals das LNG-Bunkerschiff „Engie Zeebrugge“ den Elbehafen für einen Bunkervorgang.

„Wir freuen uns, dass sich der Elbehafen Brunsbüttel als bedeutender LNG-Bunkerstandort an der deutschen Nordseeküste etabliert hat. LNG-bunkering ist inzwischen ein regelmäßig stattfindender Prozess, der in die regulären Abläufe des Elbehafens integriert wurde. Sowohl truck-to-ship als auch ship-to-ship Bebunkerungen werden regelmäßig durchgeführt und die Anzahl der Anfragen aus dem Markt steigen weiterhin. LNG ist somit nicht mehr nur ein alternativer, sondern ein im Markt bereits etablierter Treibstoff für die Schifffahrt“, resümiert Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group, die Entwicklungen in Brunsbüttel und von LNG als Schiffstreibstoff. „Mit LNG als Treibstoff kann die Schifffahrt einen sofortigen und erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in den Hafenstädten und entlang der Schifffahrtsstraßen leisten“, führt Schnabel weiter aus.

Mit dem Einsatz von LNG kann eine Vielzahl von Emissionen, insbesondere von Schwefel, Stickstoff, Rußpartikeln und auch Kohlendioxid, signifikant verringert werden. Zahlreiche der aktuell im Bau befindlichen oder bei Werften in Auftrag gegebenen Schiffe werden über mit LNG angetriebene Motoren verfügen.

Quelle und Foto: Brunsbüttel Ports GmbH

 

 




Buss-Gruppe begeht 100-jähriges Firmenjubiläum

Die im Herbst 1920 als Gerd Buss Stauerei gegründete heutige Buss-Gruppe hat sich seit dem Generationenwechsel 1990 stark gewandelt und breit aufgestellt. Zu den Geschäftsfeldern gehören neben der Hafenlogistik heute auch Windenergie, Logistikimmobilien, Schifffahrt und Investments.


Die Buss-Gruppe wird in diesen Tagen 100 Jahre alt. Viele Jahrzehnte war Buss vor allem ein Hafenunternehmen mit in der Spitze vier Umschlagsterminals im Hamburger Hafen. Heute ist die inhabergeführte Unternehmensgruppe mit rund 500 Mitarbeitern in den Geschäftsfeldern Hafenlogistik, Windenergie, Logistikimmobilien, Schifffahrt und Investments breit aufgestellt.

Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges erlebte die Wirtschaft und damit auch der Hamburger Hafen einen Neubeginn. In diesem prosperierenden Umfeld gründete Gerd Buss, ehemaliger Offizier einer Reederei, die gleichnamige Stauerei. Das Unternehmen machte sich schnell einen Namen mit dem Be- und Entladen von Schiffen. Innerhalb von zehn Jahren entwickelte Gerd Buss gemeinsam mit seinem Bruder Hinrich die Gerd Buss Stauerei zu einer der größten in Hamburg.

100 Jahre später macht die Hafenlogistik nur noch einen kleinen Teil der Buss-Gruppe aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg prosperierte das Unternehmen vor allem in den Wirtschaftswunderjahren bis in die 80er-Jahre. Die seit den 60er-Jahren rasch fortschreitende Containerisierung der Stückgutverkehre machte das Kerngeschäft der Buss-Gruppe, den konventionellen Ladungsumschlag, zunehmend überflüssig. Buss musste sich neue Betätigungsfelder suchen.

Wichtige Meilensteine in der Buss-Geschichte waren der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg (1945), der Zusammenschluss mit der Reederei Aug. Bolten zur Stärkung der Kapitalbasis (1970), der Einstieg in das Logistikimmobiliengeschäft (1995), die Übernahme der Buss-Gruppe durch den heutigen geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Johann Killinger (2002), die Gründung des Investmenthauses Buss Capital (2003), die Einigung mit der Stadt Hamburg über die Schließung aller Buss-Terminals im Hamburger Hafen (2009), der Einstieg ins Schifffahrtsgeschäft (2009) sowie der Aufbau des Windenergiebereichs (ab 2011).

„Das 100-jährige Jubiläum haben wir erreicht, weil es uns gelungen ist, uns immer wieder an den rasch verändernden Markt anzupassen. Dafür möchte ich mich vor allem bei unseren Mitarbeitern bedanken. Ein ganz besonderer Dank gilt auch unseren Kunden, die uns teilweise schon über Jahrzehnte vertrauen“, so Dr. Killinger, geschäftsführender Gesellschafter.

Die Geschäftsfelder der heutigen Buss-Gruppe im Überblick:

Die hohen Aufwendungen im Zusammenhang mit der Schließung des Buss Hansa Terminals 2016 in Hamburg machten eine Neuordnung des Geschäftsbereichs „Hafen“ notwendig. Heute bietet Buss in Hamburg maritime Werkslogistikdienstleistungen und nach wie vor klassische Stauereidienstleistungen an. Außerhalb Hamburgs betreibt Buss allein oder in Partnerschaften Terminals in Sassnitz/Mukran, Stade, im niederländischen Eemshaven sowie einen Werkshafen in Duisburg. Die Hafenaktivitäten der Buss-Gruppe sind unter dem Namen „Buss Ports“ zusammengefasst.

Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war der Einstieg in das Logistik- und Logistikimmobiliengeschäft in den 90er-Jahren. Der Bereich ist heute unter dem Namen Ixocon ein wichtiges Standbein der Buss-Gruppe. Das Geschäftsmodell basiert darauf, Logistikzentren zu entwickeln und nach erfolgreicher Fertigstellung an Investoren zu verkaufen. Einige Logistikimmobilien hält Buss im eigenen Bestand. Seit der Gründung des Geschäftsbereichs 1995 hat Ixocon 54 Projekte mit mehr als 800.000 m2 Lagerfläche und einem Investitionsvolumen von mehr als 600 Mio. Euro realisiert. Geografischer Schwerpunkt war zunächst Hamburg. Heute entwickelt Ixocon Logistikimmobilien bundesweit. Das 2019 abgeschlossene Logistikprojekt für Amazon ist mit 150.000 m² das größte von Ixocon realisierte Logistikzentrum und auch für Amazon eines der größten in Europa.

2003 gründete Buss das Emissionshaus Buss Capital, das geschlossene Fonds im Bereich der maritimen Logistik konzipiert und vertreibt. Innerhalb weniger Jahre wird Buss Capital Marktführer bei Containerfonds und zugleich ein wichtiger Finanzpartner für Containerleasinggesellschaften. 2006 refinanziert Buss Capital die komplette Leasing-Flotte der chinesischen Leasinggesellschaft Florens für 860 Mio. US-Dollar. In den Folgejahren eschließt Buss Capital ab 2008 mit Immobilienfonds, Schiffsfonds und Fonds im boomenden Kreuzfahrtmarkt weitere Investitionsmärkte. Bislang haben rund 31.000 Investoren rund 1,1 Milliarden Euro Eigenkapital in insgesamt 88 Fonds und Direktinvestments sowie einen Alternativen Investmentfonds investiert. Das Gesamtinvestitionsvolumen der platzierten Investments beläuft sich auf rund 2,5 Milliarden Euro.

Gerade bei Containerinvestments baute Buss Capital im Laufe der Zeit einen erheblichen Wettbewerbsvorsprung auf. Dies betrifft den Einkauf der Container, die Verwaltung der Containerportfolien und den Verkauf. Für die innovative Verbriefung von Containerinvestments für den US-Kapitalmarkt erhielt Buss Capital zweimal die Auszeichnung „Deal of the Year“ von der Finanzmarktorganisation „Marine Money“.

Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung hat das Managementteam von Buss Capital 2020 eine neue Gesellschaft gegründet: Buss Capital Invest konzipiert und vertreibt Sachwertinvestments außerhalb geschlossener Fonds und Direktinvestments. Ihr Schwerpunkt liegt auf Namensschuldverschreibungen, anderen ähnlichen Vermögensanlagen sowie digitalen Kapitalanlagen. Ein erstes Produkt ist in Planung. Ein Zinsinvestment mit festen Zinsen und einer kurzen Laufzeit soll voraussichtlich Anfang Oktober in den Vertrieb kommen.

Die in Buss Shipping zusammengefassten Reedereiaktivitäten von Buss wurden 2017 mit der Traditionsreederei Leonhardt & Blumberg fusioniert. Das neue Gemeinschaftsunternehmen betreibt mehr als 45 Containerschiffe. Die Befrachtung übernimmt Hanseatic Unity Chartering. Diese Gesellschaft mit Sitz in Hamburg und Singapur bündelt die Befrachtungsaktivitäten von fünf Reedereien: Bernhard Schulte, Reederei Nord, Borealis Maritime, Atlantic Lloyd sowie Leonhardt & Blumberg mit zusammen mehr als 210 Containerschiffen. Die Fusion erweist sich seit drei Jahren als ein ausgesprochen sinnvoller Schritt in der seit 2009 krisengeschüttelten Containerschifffahrt.

Die Keimzelle des Bereichs Windenergie bildet das Buss Terminal in Eemshaven, das seit 2011 vorrangig als Basishafen für die Logistik von Offshore-Windparks in der Nordsee dient. Heute bietet Buss neben der Logistik von Offshore-Windkraftanlagen auch Installation und Service von Windkraftanlagen an Land und auf See an. Zuletzt kamen drohnenbasierte Inspektionsleistungen mit automatischer Schadenserkennung und wetterunabhängige Blattreparaturbühnen dazu. Darüber hinaus gründete Buss mit lokalen Partnern Joint Ventures in Frankreich und den USA, um mit den Märkten im Bereich der erneuerbaren Energien zu wachsen. Seit 2019 sind alle Windenergie-Aktivitäten von Buss in der Holding „Buss Energy Group“ gebündelt.

Dr. Johann Killinger ist geschäftsführender Gesellschafter der Buss Group. Er wurde 1960 in Hamburg geboren. Nach seinem Jura-Studium in Freiburg, München, Berlin und San Francisco absolvierte er 1990 das zweite juristische Staatsexamen in Berlin. Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

1991 stieg Dr. Killinger in die Buss-Gruppe ein, an der seine Familie seinerzeit eine Minderheitsbeteiligung hielt. Er baute die Geschäftsbereiche Logistik und Logistikimmobilien auf. Im Jahr 2000 übernahm er alle Gesellschaftsanteile dieser Bereiche, 2002 sämtliche Anteile an der Buss-Gruppe. 2003 gründete Dr. Killinger das Emissionshaus Buss Capital, 2009 folgte die Reederei Buss Shipping, die später mit Leonhardt und Blumberg Shipmanagement fusionierte, und 2011 der Einstieg in die Windenergie.

Quelle und Foto: Buss Group GmbH & Co. KG, Buss Ports bietet Hafenlogistik an und betreibt Terminals in Sassnitz, Stade und Eemshaven.