Der Hafen als Labor

Deutschland ist Logistikweltmeister, und NRW spielt dabei eine führende Rolle. Eine wichtige Drehscheibe ist Duisburg mit dem weltweit größten Binnenhafen. Damit dies so bleibt, fördert das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium ein neues Versuchszentrum für innovative Hafen- und Umschlagtechnologien: HaFoLa. Es wird von der UDE und dem Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) aufgebaut. Das Land finanziert das neue Hafenforschungslabor – Eröffnung voraussichtlich Ende 2021 – mit 1,5 Millionen Euro. Verkehrsminister Hendrik Wüst übergab den Förderbescheid jetzt persönlich.

„Die Mobilität der Zukunft ist digital, vernetzt und automatisiert. Wir wollen, dass die Mobilität 4.0 nicht nur in Nordrhein-Westfalen erforscht, entwickelt und getestet, sondern auch hier produziert und frühzeitig angewendet wird“, so Minister Hendrik Wüst. „Deshalb schaffen wir in Duisburg optimale Bedingungen für die Entwicklung der autonomen Binnenschifffahrt und fördern das Projekt Hafenforschungslabor.“

Die Uni und ihr An-Institut stärken mit dem neuen Versuchszentrum an der Oststraße in Duisburg ihre ohnehin schon herausragende Forschung zum vollautomatisierten Schiffsbetrieb und zur Hafenlogistik. Viele Bundes- und Landesmittel sind bereits in innovative Testumgebungen und Projekte geflossen. Dass HaFoLa realisiert werden kann, freut vor allem dessen Leiter Cyril Alias, der auch die Idee dazu hatte.

Alias verantwortet den Bereich Logistik & Verkehr am DST. Er sagt: „Mit dem neuen Versuchszentrum werden wir anwendungsorientierte Forschung zu Binnenschifffahrt und Hafenlogistik betreiben, um Lösungen und Prototypen bis zur technischen Machbarkeit zu entwickeln und in das Realumfeld überführen zu können. Das geht vom Anlegen und Festmachen des Schiffs über den Güterumschlag und den Kranbetrieb bis hin zum Management von Hafenressourcen.“

HaFoLa wird aus einer Halle bestehen, in der die Topografie eines Hafens abgebildet ist – samt Hafenbecken, Kaimauer, Schiffsmodellen, Containern und Umschlaggeräten. „Außerdem wird es ein Experimentierlabor geben, in dem wir untersuchen werden, wie sich die Hafen- und Schifftechnologien weiter digitalisieren lassen“, so Alias.

Denn wollen die deutschen Häfen wettbewerbsfähig bleiben, geht kein Weg an der schrittweisen Automatisierung vorbei. Um maschinelles Lernen, cyberphysische Systeme und Industrie 4.0-Anwendungen zu erproben, arbeitet das DST eng mit dem Lehrstuhl für Mechatronik der Uni zusammen. Eine bewährte Kooperation, setzen die beiden Partner doch schon andere Erfolgsprojekte gemeinsam um.

Ebenfalls vom NRW-Verkehrsministerium gefördert wurde das Versuchs- und Leitungszentrum für die Autonome Binnenschiffahrt VeLABi. Es geht noch in diesem Monat in Betrieb.

Quelle: Universität Duisburg Essen, Foto: UDE/ Cyril Alias, Übergabe des Förderbescheids an der Oststraße in Duisburg – dort wird die 390 qm große Versuchshalle entstehen. V.l.: Prof. Dieter Bathen (UDE und Vorstandsvorsitzender der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF)), Dr. Rupert Henn (Vorstandsmitglied DST), NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Prof. Dr. Bettar Ould el Moctar (Direktor DST sowie UDE/Schiffstechnik), Prof. Dr. Dieter Schramm (UDE/Mechatronik).




Gesetz zur Beschleunigung von Investitionen schärfen

Als dringenden Beitrag zur Stärkung der Verkehrsinfrastruktur begrüßt die Hafenwirtschaft das Investitionsbeschleunigungsgesetz, das derzeit von Bundestag und Bundesrat beraten wird. Der ZDS setzt sich jedoch für eine Schärfung des Gesetzes ein.

Denn der Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung von Investitionen (Investitionsbeschleunigungsgesetz) beinhaltet zwar unter anderem eine Verfahrensbeschleunigung durch Rechtswegverkürzung für den Hafenausbau, doch diese Privilegierung soll lediglich für den auf Bundesrecht gestützten Hafenausbau (§ 68 Wasserhaushaltsgesetz) gelten. Jedoch sollten auch Ausbauvorhaben von nationaler Bedeutung, die auf landesgesetzlich verankerter Planfeststellung beruhen, einbezogen werden.

Nach Ansicht des ZDS läuft die Regelung im aktuellen Entwurf mit seinem verengten Anwendungsbereich der beabsichtigten Beschleunigung von Investitionen in infrastrukturell und verkehrspolitisch bedeutsame Hafenausbauten zuwider. Eine Verfahrensbeschleunigung sollte nicht von der Rechtsgrundlage der Planfeststellung abhängig gemacht werden.

Ein Hafenausbau kann nämlich vielfach auch aufgrund einer landesgesetzlich verankerten Planfeststellung ergehen, wie dies zum Beispiel in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern geregelt ist.

Um Sinn und Zweck des Gesetzes gerecht zu werden, muss vielmehr sichergestellt sein, dass jede Planfeststellung für eine Hafenerrichtung, Hafenerweiterung oder Hafenumgestaltung erfasst ist, sofern sie planfeststellungspflichtig / -fähig ist. Die Konzentration auf das Wasserhaushaltsgesetz greift für eine Planfeststellung für die Errichtung, Erweiterung und Änderung von Häfen zu kurz, da diese Vorschrift lediglich den Gewässerausbau betrifft. Die wasserrechtliche Planfeststellung bildet demnach keine Rechtsgrundlage für Vorhaben, bei denen die Nutzung der landseitig an das Gewässer angrenzenden Flächen sowie die gesamte landseitige Infrastruktur eines Hafens erforderlich ist.

Die im Gesetzesentwurf vorgesehene Rechtswegverkürzung sollte sich nach Auffassung des ZDS daher nicht lediglich auf die gewässerbezogenen Teile eines Hafens beschränken, sondern den gesamten Hafen auch mit seinen landseitigen Flächen mit einbeziehen. Der einschränkende und in der Praxis zu Abgrenzungsschwierigkeiten führende Verweis auf das Wasserhaushaltsgesetz ist daher zu streichen.

Quelle: ZDS, Foto: HHM




Rotterdam im neuen Future Fuels Network

Der Hafenbetrieb Rotterdam gehört zu einem neuen „Future Fuels Network“ von Hafenorganisationen, das am 6. Oktober auf der maritimen SIBCON-Konferenz in Singapur angekündigt wurde. Gemeinsam mit den Schwesterunternehmen aus Singapur und Japan wird der Hafenbetrieb Rotterdam einen Strategieplan zur weiteren Einführung kohlenstoffarmer und sauberer Kraftstoffe für den maritimen Sektor entwickeln. Außer der Erarbeitung von Kenntnissen sind auch Demonstrationsprojekte im Bereich des Bunkerns vorgesehen.

Auf der Singapore International Bunkering Conference and Exhibition (SIBCON) wurde die Kooperationsvereinbarung virtuell unterzeichnet. Nach Ansicht von Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam, befindet sich „die Welt mit der Corona-Pandemie in einer außergewöhnlichen Situation. Dies ist auch ein Zeitpunkt, uns hinsichtlich der Zukunft neu zu orientieren und sicherzustellen, dass wir genügend Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen und auch den wirtschaftlichen Rückgang aufgreifen.”

Castelein zufolge ist das Future Fuels Network „ein Beispiel dafür, wie Hafenbetriebe einen Beitrag zur Dekarbonisierung des maritimen Sektors leisten können. Mit einem Strategieplan und einer neuen Infrastruktur für klimaneutrale und saubere Kraftstoffe für den maritimen Sektor können wir erfolgreich sein.” Das Future Fuels Network möchte künftig weitere Hafenbetriebe als Partner begrüßen.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Port of Rotterdam/ Danny Cornelissen