Über 205 Mio. Tonnen Güter auf deutschen Flüssen und Kanälen

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 205,1 Mio. t Güter auf den deutschen Flüssen und Kanälen befördert. Dies entspricht einem Plus von 3,6 % gegenüber dem Vorjahr (197,9 Mio. t). Die Verkehrsleistung, also das Produkt aus Wegstrecke und transportierter Menge, stieg im gleichen Zeitraum von 46,9 Mrd. Tonnenkilometer (tkm) auf 50,9 Mrd. tkm (+ 8,6 %). Damit ist ein deutlicher Erholungseffekt zu erkennen, nachdem die Binnenschifffahrt aufgrund des langanhaltenden Niedrigwassers im Jahr 2018 erhebliche Mengenverluste über sämtliche Gütergruppen hinweg zu verzeichnen hatte. Die Transportwerte aus dem Jahr 2017 (222,7 Mio. t; 55,5 Mrd. tkm) wurden allerdings nicht wieder erreicht.

Diese und weitere interessante Zahlen rund um die gewerbliche Binnenschifffahrt in Deutschland können in der aktuellen Broschüre „Daten & Fakten 2019/2020“ nachgelesen werden, die der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) vorgestellt hat.

Auch 2019 war das Rheingebiet mit 175,6 Mio. Tonnen Gütern (+ 6,1 % gegenüber 2018) wieder das tonnagestärkste Fahrtgebiet. Allein auf den Niederrhein entfielen dabei 158,1 Mio. t. Einige Fahrtgebiete konnten besonders hohe Zuwächse gegenüber dem Jahr 2018 verzeichnen: Der Neckar mit 5,6 Mio. t (+ 22,7 %), der Main mit 16,8 Mio. t (+ 20,8 %) sowie die deutsche Donau mit 4,7 Mio. t (+ 20,5 %). Größere Verluste gab es hingegen auf den Berliner Wasserstraßen (2,8 Mio. t; – 14,1 %), im Wesergebiet (7,0 Mio. t; – 11,2 %), auf der Mosel (7,9 Mio. t; – 11,1%) und im Elbegebiet (15,2 Mio. t; – 10,1 %).

In absoluten Zahlen betrachtet waren „Erze, Steine, Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse“ mit 54,8 Mio. t (+ 5,5 %) die größten Gütergruppen, gefolgt von „Kokerei- und Mineralölerzeugnissen“ mit 38,1 Mio. t und „Kohle, rohes Erdöl, Erdgas“ mit 23,3 Mio. t (- 11,1 %). Innerhalb der Gütergruppen ergaben sich besonders große Zuwächse in den Abteilungen „Kokerei- und Mineralölerzeugnisse“ (+ 15,8 %), „Maschinen und Ausrüstungen, langlebige Konsumgüter“ (+ 15,6 %) sowie „Konsumgüter zum kurzfristigen Verbrauch, Holzwaren“ (+ 7,3 %). Die Containerbeförderung auf deutschen Wasserstraßen sank hingegen auf 2,27 Mio. TEU (2018: 2,37 Mio. TEU).

Im deutschen Binnenschiffsregister waren Ende 2019 insgesamt 1.951 Güterschiffe eingetragen (2018: 1.980), davon u.a. 767 Motorgüterschiffe für trockene Ladung mit einer Tragfähigkeit von 1.068.383 t und 404 Tankmotorschiffe mit einer Tragfähigkeit von 737.256 t. Die „Weiße Flotte“ setzt sich aus 989 Tagesausflugsschiffen (Personenkapazität: 210.352) sowie 59 Kabinenschiffen (Bettenkapazität: 8.535) zusammen.

Die 784 Unternehmen in der gewerblichen Binnenschifffahrt (2017: 834) erwirtschafteten einen Umsatzerlös in Höhe von rund 1,57 Mrd. Euro (2017: 1,48 Mrd. Euro). Für das Jahr 2019 wird allerdings nach vorläufigen Daten von Destatis, u.a. aufgrund der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, ein deutlicher Umsatzrückgang von rund 11 % prognostiziert.

Die Anzahl der in der gesamten Binnenschifffahrt Beschäftigten entwickelte sich positiv. So arbeiteten im Jahr 2018 insgesamt 6.976 Personen (2017: 6.805) im Gewerbe.

Die Broschüre „Daten & Fakten 2019/2020“ enthält darüber hinaus Angaben zur Mengenentwicklung in den vergangenen 25 Jahren, vergleichende Betrachtungen mit anderen Verkehrsträgern, Detailinformationen zum Containertransport und zur Entwicklung der Ausbildungszahlen der letzten 18 Jahre. Die Broschüre kann kostenlos im Internetangebot des BDB hier abgerufen werden.

Quelle und Foto: BDB




Lichtblicke an der Donau

Es besteht kein Zweifel – eine Pandemie, die die ganze Welt in Atem hält, hätte kaum jemand für 2020 vorhergesehen. Auch die Donauschifffahrt wurde davon eiskalt erwischt. Während die Güterschifffahrt aufgrund unsicherer Rahmenbedingungen und rasch eingeführter Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie beeinträchtigt wurde, kam die Personenschifffahrt aufgrund der verhängten gesundheitsbehördlichen Sperren über viele Monate ganz zum Erliegen. Gleichwohl stellte sich gerade in dieser Zeit die bedeutende Rolle der Donau als Versorgungsachse der österreichischen Industrie klar heraus.

Ungeachtet der Ausgangsperren und Reisebeschränkungen, muss der Gütertransport weiterlaufen. Die Infrastruktur muss lückenlos befahrbar sein, Schleusen müssen effizient weiterarbeiten und Güter rasch Staatsgrenzen überqueren, damit die Rohstoffversorgung für die Industrie gewährleistet bleiben kann. All das ist in diesem Ausnahmejahr 2020 an der Donau eindrucksvoll gelungen. Mit viel Engagement und Kreativität wurden auch neue Transporte auf den Weg gebracht und eine starke Empfehlung für die Donau als verlässlicher Verkehrsträger der Zukunft gegeben.

Die Anzahl der geschleusten Güterschiffe war 2020 im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil. Das Personal an Bord, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häfen und an den Schleusen sowie die Logistikerinnen und Logistiker haben ohne Zweifel dieses Jahr Enormes geleistet, um den Strom dringend benötigter Güter und Waren nicht abreißen zu lassen.

Zusätzlich zu den bereits laufenden Verkehren, wurden 2020 neue Transporte auf der Donau entwickelt, die hoffentlich über dieses von der Corona-Krise geprägte Jahr hinaus weiterlaufen werden:

Der Hafen Wien konnte vor allem als Umschlagspunkt für Recyclingprodukte punkten. Im Jahr 2020 wurden Altmetalle in Form von Anlagenteilen entladen, die zusätzlich zu weiteren Mengen Stahlschrott, zwischengelagert und mit dem Binnenschiff in Richtung Türkei abtransportiert wurden. Aber auch andere Recycling- Materialien gewinnen stetig an Bedeutung. So wurden in diesem Jahr einige Ladungen Altholz aus dem Norden Europas mit dem Binnenschiff importiert und im Hafen Wien umgeschlagen.

Neue Wege geht seit diesem Jahr auch das Lagerhaus Absdorf-Ziersdorf im Bereich der landwirtschaftlichen Güter. Um die aktuell hohe Erntemenge bei Mais effizient abzutransportieren, wurden rund 1.000 Tonnen Nassmais direkt vom Feld in den Rhenus Hafen Krems gebracht und in ein Schiff verladen. 40 Stunden später war der Mais bereits über die Donau nach Aschach transportiert, getrocknet und zur Lagerung und späteren Weiterverarbeitung bereit. So konnten insgesamt 40 LKW-Fahrten eingespart werden.

Die Firma Pfister Consulting GmbH führte in diesem Jahr auch erstmals regelmäßige Transporte von Rundholz mit dem Binnenschiff vom Rhenus Hafen Krems nach Ungarn statt. Diese neuen Exporte haben sich aufgrund des aktuell großen Aufkommens an Holz ergeben. Dabei kann das Binnenschiff gerade bei solch großen Mengen optimal als Transportmittel eingesetzt werden.

All diese positiven Beispiele aus der Güterschifffahrt unterstreichen die wichtige Bedeutung der Donau als krisensicherer, umweltfreundlicher und kostengünstiger Verkehrsträger für den Wirtschaftsstandort Österreich. Auch die Personenschifffahrt wird rasch wieder zur Höchstform auflaufen, sobald die bereits beginnenden Impfkampagnen Wirkung zeigen und wieder einen uneingeschränkten Personenverkehr und Tourismus ermöglichen. Ein Lichtblick am Ende dieses Krisenjahres, der bei viadonau zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt.

Quelle: viadonau, Foto: viadonau/Pilo Pichler