Rotterdam bereitet sich auf den Ansturm vor

Nachdem die Blockade des Suezkanals beseitigt werden konnte und diese wichtige Handelsroute zwischen Ost und West wieder offen ist, berät der Hafenbetrieb Rotterdam proaktiv mit allen Beteiligten (Reedereien, Terminals, Binnenterminals, Hinterlandtransporteure), wie der bald wieder anschwellende Schiffsstrom möglichst reibungslos abgewickelt werden kann. Dies zu bewältigen, wird zweifellos eine herausfordernde Aufgabe; trotzdem denken wir, mit den richtigen Vorbereitungen diesen Zustrom gut abwickeln zu können.

Für die reibungslose Abwicklung von Schiffsladungen ist es wichtig, dass die Auslastung der Terminals weiterhin im Rahmen bleibt. Da ein höheres Aufkommen an Schiffen und Ladung als üblich erwartet wird, ist ein schneller Durchstrom wichtig – ebenso wie ein optimales Gleichgewicht zwischen Import- und Exportladung.

So werden z. B. Vereinbarungen mit den Deepsea-Containerterminals über die Anlieferung von Export-Containern getroffen; denn eine zu frühe Anlieferung von Export-Containern führt zu einer unnötigen Belegung und schränkt den seewärtigen Umschlag von Importcontainern ein. Außerdem ist es wichtig, dass die in Rotterdam ankommenden Container das Terminal so schnell wie möglich verlassen.

Da nicht allen gleichzeitig an den Terminals geholfen werden kann, wird auch an alle Beteiligten in der Logistikkette appelliert zu überprüfen, ob temporäre Änderungen in ihren Prozessen möglich sind. Diese Parteien sind zudem aufgefordert, rechtzeitige, vollständige und korrekte Daten auszutauschen, damit die Lieferkettenpartner proaktiv auf Änderungen eingehen können. So sind z. B. Deepsea-Containerterminals rund um die Uhr geöffnet, was aber nicht für die Öffnungszeiten vieler Containerempfänger gilt.

An dem Tag, an dem das Containerschiff Ever Given wieder flottgemacht wurde, wollten etwa 60 Schiffe über den Suezkanal nach Rotterdam fahren. Bei diesen 60 Schiffen handelt es sich um 56 Containerschiffe, 3 Tanker und 1 Autotransporter.

Zu dem Zeitpunkt, als die Ever Given wieder flott gemacht wurde, lagen etwa 20 dieser Schiffe vor Anker und war für sechs Schiffe die Entscheidung gefallen, den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung zu nehmen.

Die Schiffe, die den Rotterdamer Hafen in den nächsten 48 Stunden erreichen, können über die App Shiptracker verfolgt werden.

Nach Informationen, die uns von Dritten zur Verfügung gestellt wurden, werden in der kommenden Zeit stets kleine Gruppen von Schiffen den Suezkanal Richtung Europa im Abstand von 12 bis 15 Stunden durchfahren. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit von extremen Lastspitzen in den Zielhäfen.

In der Zwischenzeit haben sieben der genannten 60 Schiffe ihre Reise nach Rotterdam über den Suezkanal wieder aufgenommen. Normalerweise empfängt der Rotterdamer Hafen durchschnittlich 80 Seeschiffe pro Tag. Etwa 10 % dieser Anzahl, (d. h. durchschnittlich sieben Seeschiffe), kommen über den Suezkanal nach Rotterdam.

Dank des Einsatzes verschiedener digitaler Apps sind Reedereien und Schiffsagenten in der Lage, Hafenbesuche so effizient wie möglich zu planen. Für Importeure, die in den kommenden Wochen mitverfolgen möchten, wann ihr Container entladen wird und sich auf dem Weg zu seinem endgültigen Bestimmungsort befindet, steht ebenfalls ein Online-Service zur Verfügung.

Alle Häfen der Welt verfügen über eine bestimmte Länge von Kaimauern, an denen Schiffe anlegen können. Deepsea-Terminals haben eine mehr oder weniger vorgegebene Anzahl an Kranen zum Ent- und Beladen von Fracht. Diese Rahmenbedingungen bestimmen in hohem Maße, wie schnell Schiffe abgefertigt werden können. Doch auch die Verfügbarkeit der notwendigen Dienstleister wie Festmacher und Lotsen ist nicht unendlich. Mit dem erwarteten Zustrom von Schiffen nach der Deblockierung des Suezkanals bedeutet dies, dass Verzögerungen bei der Abwicklung von Schiffsbesuchen in den Häfen unvermeidlich sind – und das gilt ebenfalls für den Rotterdamer Hafen.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam