Antwerpen: Schlepper mit Methanolantrieb

Weltpremiere im Hafen von Antwerpen: Ein Schlepper wird auf den umweltfreundlichen Methanolantrieb umgerüstet. Dieser „Methatug“ ist Teil des europäischen Fastwater-Projekts. In diesem soll die Eignung von Methanol als nachhaltigem Kraftstoff für die Schifffahrt demonstriert werden. Die Europäische Kommission hat die entsprechende Genehmigung erteilt. Dieses weltweit erstmalige Projekt ist für den Hafen von Antwerpen ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen und CO2-neutralen Hafen. Auch die deutsche Firma Heinzmann ist an dem Projekt beteiligt.

Da Binnenschiffe und damit auch die im Hafen von Antwerpen eingesetzten Schlepper die Vorschriften der ZKR (Zentralkommission für die Rheinschifffahrt) einhalten müssen, ist für den „Methatug“ eine Sondergenehmigung erforderlich. Bereits vor rund 18 Monaten wurde daher das Projekt bei der CESNI, dem europäischen Komitee für die Festlegung von Normen in der Binnenschifffahrt, vorgestellt. Nach mehreren Feedback- und Anpassungsrunden wurde es bei der Europäischen Kommission eingereicht. Diese hat nun die formale Genehmigung erteilt, sodass in Kürze mit dem Umbau des Schleppers begonnen werden kann. Der „Methatug“ wird voraussichtlich Anfang 2022 einsatzbereit sein.

Der „Methatug“ ist Teil des Fastwater-Projekts, das von einem Konsortium aus führenden europäischen Unternehmen der maritimen Forschung und Technologie, darunter dem Hafen von Antwerpen, ins Leben gerufen wurde. Ziel des Konsortiums ist es, die Eignung von erneuerbarem Methanol als zukunftssicherem Kraftstoff für die CO2-neutrale Schifffahrt zu demonstrieren. Das Projekt wurde durch das europäische Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 gefördert.

Neben dem Hafen von Antwerpen, der den Schlepper liefert, sind weitere Partner an diesem Projekt beteiligt. Das belgische Ingenieurbüro Multi erstellte die Machbarkeitsstudie für das Projekt. Seitens des Fastwater-Konsortiums hat die schwedische Firma Scandinaos das gesamte Schiff entworfen, ABC (Anglo Belgian Corporation) ist für den Umbau des Motors sowie die Methanoltanks und -leitungen verantwortlich, und die deutsche Firma Heinzmann passt die Einspritzventile an.

Diese Premiere ist Teil eines integrierten Greening-Programms für die eigene Flotte des Hafens von Antwerpen. Im Rahmen dieses Programms sollen die systematisch umweltfreundlichsten Technologien zum Einsatz kommen. Bereits in den letzten Jahren wurden am Hafen von Antwerpen, dem fünftgrößten Bunkerhafen der Welt, Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG) in den Bunkermarkt integriert. Bis 2025 soll der Hafen ein vollwertiger Multi-Fuel-Port werden, in dem See- und Binnenschiffe neben konventionellen Kraftstoffen auch alternative, kohlenstoffarme Kraftstoffe wie Methanol, Wasserstoff oder Strom bunkern können.

Jacques Vandermeiren, CEO Hafen von Antwerpen: „Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir ständig auf der Suche nach innovativen Anwendungen und Möglichkeiten für die Umstellung auf alternative und erneuerbare Energiequellen. Der Methatug ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem nachhaltigen und CO2-neutralen Hafen. In diesem Projekt galt es zahlreiche technische und regulatorische Herausforderungen zu überwinden. Mit Projekten wie diesem ebnen wir den Weg und hoffen, dass andere Häfen unserem Beispiel folgen und sich von unseren Erfahrungen inspirieren lassen.“

Annick De Ridder, Hafenschöffin: „Genau wie mit dem Hydrotug, dem Wasserstoff-Schlepper, bekräftigen wir mit diesem Projekt unsere Vorreiterrolle im Bereich der Energiewende. Das Ökosystem der Antwerpener Hafenplattform ist dafür ein ideales Testfeld im großen Maßstab.“

CESNI-Sekretär Benjamin Boyer: „Das CESNI-Sekretariat ist begeistert von diesem umgerüsteten Schlepper und freut sich auf die Erfahrungen. Ein positiver Ausgang wäre in der Tat ein wichtiger Beitrag im Rahmen der laufenden regulatorischen Arbeiten, um Methanol als Kraftstoff zuzulassen und damit zur Energiewende in der Binnenschifffahrt beizutragen.“

Quelle




Autonomen Trucks im Hamburger Hafen

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der Münchner Lkw-Hersteller MAN Truck & Bus entwickeln und erproben im Projekt „Hamburg TruckPilot“ automatisierte Lkw für den Einsatz im Hub-to-Hub-Containerverkehr. Ende Mai wurden erstmals Praxistests mit einem autonomen Lkw im Regelverkehr auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) erfolgreich durchgeführt.

„So fühlt sich Zukunft an“, sagt Detlev Gosler, Fahrer der Emder Spedition Weets. Regelmäßig fährt er mit seinem Lkw den HHLA Container Terminal Altenwerder im Hamburger Hafen an. Er kennt die Abläufe genau. Doch diesmal war alles anders. Diesmal steuerte nicht er das Fahrzeug. Der Prototyp eines autonom fahrenden Lkw steuert nahezu selbstständig über das Terminalgelände.

Das Forschungsprojekts Hamburg TruckPilot hat zum Ziel, Automatisierungslösungen für den Straßentransport zu entwickeln. Konkret geht es um den kundenspezifischen Einsatz und die In-tegrationsmöglichkeiten von autonom fahrenden Lkw in den Containerumschlagprozess am CTA, der als hoch automatisiertes Testfeld dient. Nach der Vorbereitungs- und Testphase fanden Ende Mai Praxistestfahrten statt, bei denen der, mit elektronischen Automatisierungssystemen ausgestattete Prototypen-Lkw im logistischen Regelbetrieb fuhr. Mit Erfolg, wie die Projektbeteiligten resümierten.

Im Rahmen der zweitägigen Praxistests brachte die Spedition Weets 40-Fuß-Container im Auftrag der VW-Konzernlogistik vom Weets Logistic Center in Soltau nach Hamburg. Schon auf der Zubringerfahrt auf der Autobahn A7 wurden umfangreiche Daten für das automatisierte Fahren gesammelt. Bei der Einfahrt zum Terminal Altenwerder rückte der Weets-Fahrer am Check-Gate auf den Beifahrersitz und machte einem geschulten Sicherheitsfahrer von MAN Platz. Dieser überwachte die autonomen Fahrfunktionen und sollte im Bedarfsfall eingreifen und die Fahrertätigkeit übernehmen. Selbstständig gab der Prototypen-Lkw vorsichtig Gas, steuerte mit 25 km/h das Blocklager an und rangierte das Containerchassis rückwärts in die zugewiesene Fahrspur. Nach dem Containerumschlag erfolgte die autonome Rückfahrt zum Check-Gate. Der Sicherheitsfahrer musste kein einziges Mal eingreifen. Damit ist der entscheidende Schritt im Pilotprojekt Hamburg TruckPilot gelungen.

„Wir freuen uns, Teil des innovativen Forschungsprojekts zu sein und damit die Entwicklung von zukünftigen Automatisierungslösungen zu unterstützen“, so Jakob Weets, Geschäftsführer der Spedition Weets, mit Blick auf das Potenzial, das automatisierte Fahrfunktionen hinsichtlich der Entlastung von Lkw-Fahrern künftig bieten können.

Auch Till Schlumberger, Projektleiter bei der HHLA, freut sich über den gelungenen Praxistest: „Autonomes Fahren wird kommen. Das bestätigt das kürzlich verabschiedete Gesetz zum autonomen Fahren. Entsprechend wollen und müssen wir uns als HHLA frühzeitig darauf vorbereiten, dass perspektivisch autonome Lkw an unseren Terminals Container abholen beziehungsweise anliefern.“

Sebastian Völl, Projektleiter Automatisiertes Fahren bei MAN Truck & Bus, ergänzt: „Hamburg TruckPilot ist ein wichtiger technologischer Meilenstein auf dem Weg zur Hub-to-Hub-Automatisierung.“ In diesem Zusammenhang verweist er ebenfalls auf das kürzlich von Bundestag und Bundesrat beschlossene Gesetz, das den Einsatz autonomer Fahrzeugsysteme in Deutschland in festgelegten Betriebsbereichen, wie zum Beispiel auf Strecken zwischen Logstik-Hubs, über-wacht durch eine technische Aufsicht grundsätzlich ermöglicht.

Autonome Fahrfunktionen sollen Lkw-Fahrer künftig bei ihrer Arbeit entlasten und unterstützen. Weitere potenzielle Vorteile liegen in der Effizienzsteigerung durch das vorausschauende automatisierte Fahren. Dieses reduziert den Kraftstoffverbrauch signifikant und kann außerdem den allgemeinen Verkehrsfluss positiv beeinflussen. Nicht zuletzt versprechen sich die Projektpartner in allen Bereichen eine höhere Sicherheit.

Das Projekt Hamburg TruckPilot ist Teil der strategischen Mobilitätspartnerschaft zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Volkswagen Konzern. Auf dem ITS-Weltkongress im Oktober 2021 in Hamburg werden die Projektpartner die detaillierten Ergebnisse des Projekts vorstellen.

Weitere Informationen zu Hamburg TruckPilot finden Sie hier.

Quelle und Foto: HHLA