Basel, Mulhouse und Duisburg werden Partner

Die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) und die Ports de Mulhouse-Rhin (CCI Grand Est) unterzeichnen als Gesellschafter der RheinPorts GmbH (RheinPorts) eine Grundsatzvereinbarung über eine Partnerschaft mit der Duisburger Hafen AG (duisport). Dabei wird duisport den Gesellschafterkreis erweitern und ebenfalls in RheinPorts investieren. Die nötigen Gremienfreigaben liegen bereits vor, Gesellschaftsverträge werden kurzfristig unterzeichnet. Zentrales Ziel der Zusammenarbeit ist es, das von RheinPorts betriebene System „RheinPorts Information System“, eine digitale Verkehrsmanagementplattform für Containerverkehre per Binnenschiff, künftig unter Beteiligung von Europas bedeutendsten Hinterland-Hub effizient weiterzuentwickeln. Konkret soll die vorhandene Plattform schrittweise um Anwendungen erweitert sowie auf weitere Gütersegmente und Verkehrsträger – wie zum Beispiel die Schiene – ausgebaut werden.

Eine Partnerschaft auf Augenhöhe: Durch die bevorstehende Beteiligung von duisport erhält RheinPorts nicht nur einen weiteren Gesellschafter, sondern profitiert in seiner künftigen Entwicklung insbesondere von der umfassenden Erfahrung und dem Netzwerk des weltweit größten Binnenhafens. Gleichzeitig setzt duisport damit auf einen weiteren innovativen Lösungsansatz zur nachhaltigen Verbesserung der Logistikprozesse am Standort Duisburg, entlang des Rheins sowie generell im Hinterland.

Das RheinPorts Information System (RPIS) ist in Europa das erste umfängliche Hafenkommunikationssystem (Verkehrsmanagementplattform) im Hinterland. Es deckt heute die Abwicklung von Containerschiffen an zahlreichen Binnenhäfen am Oberrhein ab. Vereinfacht ausgedrückt werden über das System notwendige Informationen zwischen allen relevanten Anspruchsgruppen in internationalen Lieferketten ausgetauscht, um den physischen Warentransport und insbesondere den Umschlag an Logistik-Hubs bestmöglich zu unterstützen. Künftig wird das RPIS, insbesondere auch mit der Beteiligung von duisport, um weitere Funktionalitäten und Gütersegmente erweitert. So sollen zum Beispiel wesentliche Zollprozesse für die Binnenschifffahrt zwischen der Schweiz und der EU über das RPIS abgewickelt werden. Auch wird RPIS Anwendungen für den Schienengüterverkehr an Logistikknoten anbieten. RheinPorts hat das Ziel, das Hafenkommunikationssystem gemeinsam mit Partnern und Anwendern kontinuierlich funktional und geographisch gemäß Marktanforderungen zu erweitern. Die Plattform soll einen Standard am Rhein und im europäischen Hinterland bilden. Künftig wird RPIS als intelligente Dienstleistungsplattform ausgebaut und in die Warenströme und Lieferketten integriert, zu einer sogenannten „Smart Port and Logistics Service Platform“.

Florian Röthlingshöfer, Direktor Schweizerische Rheinhäfen: „Die Partnerschaft mit duisport ermöglicht es uns, die Digitalisierung zur Vernetzung der Häfen und der Binnenschifffahrt entlang des Rheins mit großen Schritten voran zu bringen. RPIS ist im Markt etabliert, die Mehrheit der Reedereien und Terminalbetreiber im Raum Basel nutzt die Plattform heute. duisport ist ein starker Partner. Gemeinsam wollen wir das System weiterentwickeln, neue Gütersegmente und Binnenhäfen einbinden.“

Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG: „Wir freuen uns sehr über die aussichtsreiche Partnerschaft zwischen duisport und RheinPorts. Das RPIS ist ein wichtiger Meilenstein zur Digitalisierung der Binnenschifffahrt in Europa. Das Konzept der Verkehrsmanagementplattform wird auch den Standort Duisburg voranbringen. Als Duisburger Hafen wollen wir maßgeblich zu der Weiterentwicklung des Systems beitragen, um so einen Mehrwert für die gesamte Branche zu schaffen“.

Gilbert Stimpflin, Präsident CCI Grand Est: „Der Port de Mulhouse ist einer der Gründungsväter der RheinPorts vor über 15 Jahren gewesen. Die Erfolgsgeschichte von RheinPorts beweist, dass der kollaborative Ansatz, mit vereinten Kräften Herausforderungen gemeinsam zu meistern, der richtige Weg ist. Wir freuen uns sehr und sind überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit duisport unsere führende Position in der Digitalisierung mit RPIS ausbaut und auch den Raum bieten wird, sich gemeinsam neuen Herausforderungen und Anforderungen aus der Politik und Wirtschaft zu widmen.“

Die RheinPorts GmbH (RheinPorts)ist eine Gesellschaft nach deutschem Recht. Beteiligt an der Gesellschaft sind aktuell die Schweizerischen Rheinhäfen und die Ports de Mulhouse-Rhin (CCI Grand Est). RheinPorts betreibt die elektronische Verkehrsmanagementplattform RheinPorts Information System. Geschäftsführer der RheinPorts GmbH ist Felix Harder, der Aufsichtsrat wird von Martin Nusser präsidiert.

MORE THAN A PORT – Die Duisburger Hafen AG ist die Eigentums- und Managementgesellschaft des Duisburger Hafens, des größten Binnenhafens der Welt. duisport bietet für den Hafen- und Logistikstandort Full- Service-Pakete in den Bereichen Infra- und Suprastruktur inkl. Ansiedlungsmanagement. Darüber hinaus erbringen die Tochtergesellschaften logistische Dienstleistungen wie beispielsweise den Aufbau und die Optimierung von Transport- und Logistikketten, Schienengüterverkehrsleistungen, Gebäudemanagement, Kontrakt- und Verpackungslogistik.

Quelle: duisport, Foto: Casper-Thiriet, Grundsatzvereinbarung unterzeichnet: In Basel trafen sich (v. l. n .r) Felix Harder, Geschäftsführer RheinPorts GmbH; Gilbert Stimpflin, Präsident CCI Grand Est; Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender Duisburger Hafen AG; Florian Röthlingshöfer, Direktor Schweizerische Rheinhäfen. 




DeltaPort wird Drehscheibe für H2

Nachhaltig produzierter Wasserstoff kann einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten. Dazu wird der alternative Energieträger künftig auch über die Überseehäfen importiert werden müssen. Dabei kommt den DeltaPort Niederrheinhäfen (DPN) als Drehscheibe eine wichtige Rolle für die Versorgung des Ruhrgebiets und der Rheinschiene zu. Gemeinsam mit dem Hafen Rotterdam und Unternehmen und Institutionen der Region haben sich die DPN nun zur Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „EcoPort 813 – H2UB DeltaPort“ zusammengeschlossen und einen Letter of Intent unterzeichnet.

Ziel ist es, die Aktivitäten zu bündeln und in die Wasserstoff-Strategie des Landes Nordrhein-Westfalen zu integrieren. Das Projekt habe „eine Impulswirkung weit über die Region hinaus“, freut sich Schirmherr Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW, jetzt bei der Unterzeichnung der Vereinbarung.

Experten sind sich einig, dass grüner, also mit regenerativen Energien nachhaltig produzierter Wasserstoff (H2) eine große Rolle im Energiemix der Zukunft spielen wird. Deswegen investieren Bund und Länder 8 Milliarden Euro, um nationale Wasserstoff-Projekte zu fördern. Um die deutsche Wirtschaft langfristig klimaneutral umzugestalten, bedarf es allerdings mehr H2 als in Deutschland produziert werden kann. In diesem Zusammenhang werden die Offshore-Windparks im Nordseeraum und die sonnenreichen Mittelmeeranrainerstaaten wichtige Produktionsstandorte werden. Der dort durch Wind- beziehungsweise Solarenergie entstandene Wasserstoff wird auf dem Weg zum Endverbraucher zunächst per Schiff in die Überseehäfen wie Rotterdam gelangen. Dort wird der Wasserstoff in Binnentanker verfüllt, die technisch umgerüstet wurden, und gelangt über den Rhein zu den DeltaPort Niederrheinhäfen. Alternativ könnte der Wasserstoff auch per Pipeline nach Wesel kommen, wo er in Druckgascontainer umgefüllt und an die Verbraucher in der Region verteilt wird.

„Wir haben die Bedarfe in der Region abgefragt und waren erstaunt, wie viele Unternehmen planen, künftig auf grünen Wasserstoff als Energieträger zu setzen. Die Nachfrage ist also definitiv da“, sagt Klaus-Peter Ehrlich-Schnelting von der Wasserstoff Projektentwicklungsgesellschaft H2 PEG. Die DeltaPort Niederrheinhäfen bedienen künftig diesen Bedarf und werden damit zur Drehscheibe für die weitere H2-Verteilung ins Hinterland. „Die geografische Lage unserer Häfen und ihre trimodale Anbindung machen sie zu idealen Standorten, um den Wasserstoff von hier aus in Europas größten Ballungsraum weiter zu transportieren“, sagt Andreas Stolte, Geschäftsführer der DeltaPort Niederrheinhäfen. Stolte verweist darauf, wie wichtig der Anschluss ans Kanalnetz für die klimaschonende Verteilung des Wasserstoffs sei. Er betont: „Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir die Rolle als Wasserstoff-Drehscheibe gerne annehmen und so die Energiewende aktiv mitgestalten.“

Um die H2-Aktivitäten in der Region zu bündeln, ein Netzwerk zu schaffen und die Maßnahmen der Beteiligten systematisch zu verzahnen, haben sich die DeltaPort Niederrheinhäfen mit dem Hafen Rotterdam und vielen Unternehmen und Institutionen der Region zur Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „EcoPort 813 – H2UB DeltaPort“ zusammengeschlossen. Ziel des Projekts ist es, durch den Einsatz von Wasserstofftechnik und Sektorenkopplung einen CO2-neutralen Hafen zu schaffen. Um Synergien zu schaffen, sollen die Aktivitäten darüber hinaus in die Wasserstoff-Strategie des Landes Nordrhein-Westfalen integriert werden. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten die Partner nun einen Letter of Intent (LoI / Projektbeteiligte: siehe Infokasten).

„Nordrhein-Westfalen bringt alles mit, um Wasserstoffstandort Nummer eins in Europa zu werden. Gemeinsam mit unseren innovativen Industrien und den vielen Forschungseinrichtungen haben wir beste Voraussetzungen, die Wasserstoffwirtschaft der Zukunft zu gestalten“, so Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bei der feierlichen Unterzeichnung der Vereinbarung. „Die Signalwirkung des Projekts geht dabei weit über die Region hinaus: Es ist in seiner Form einzigartig und wird uns bei der Weiterentwicklung der Wasserstoffstrategie für Nordrhein-Westfalen wichtige Impulse liefern.“

Ingo Brohl, der als Landrat des Kreises Wesel über die kreiseigene EntwicklungsAgentur Wirtschaft mit zu den Unterzeichnern des Letter of Intent gehört, äußert sich ebenfalls sehr erfreut. „Es macht mich stolz zu sehen, mit wie viel Einsatz und Innovationsfreude alle Beteiligten ihre Kompetenzen einbringen und den Strukturwandel in unserer Region vorantreiben.“ Seine Überzeugung sei es immer gewesen, „dass wir sehr gute Voraussetzungen haben, um im Kreis Wesel aktiv von der Energiewende und insbesondere mit einer Fokussierung auf Wasserstoff zu profitieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die DeltaPort Häfen besitzen sowohl durch ihre Lage, ihre Flächenpotentiale als auch ihre hervorragende trimodale Anbindung ideale Voraussetzungen, um im Kreis Wesel aktiv an der Energiewende mitzuwirken – insbesondere mit einer Fokussierung auf Wasserstoff. Von dieser Entwicklung kann die Wirtschaft im Kreis Wesel durch die Schaffung neuer Strukturen, Wertschöpfungsketten und damit auch Arbeitsplätzen profitieren“. Und auch Matthijs van Doorn, Manager Logistics von Europas größtem Seehafen Rotterdam, freut sich über die Zusammenarbeit. „Die Binnenschifffahrt zwischen NRW und Rotterdam spielt eine bedeutende Rolle für die Energiewende in Europa, auch und gerade im Hinblick auf grünen Wasserstoff. Wir sind froh, dass wir mit den Projektpartnern gemeinsam an den Lösungen für die Zukunft arbeiten können.”

Der erste Teil des Projektnamens bezieht sich auf das Leuchtturmprojekt „EcoPort 813“. Bei diesem Projekt wird – ganz im Sinne der Sektorenkopplung – im Hafen Voerde-Emmelsum, am Rheinkilometer 813, überschüssige Abwärme aus der Aluminiumproduktion der Firma TRIMET als ressourcenschonende Energiequelle genutzt. Die Anlage gewinnt bis zu 136 GWh nutzbare Wärme pro Jahr, womit sich mehr als 27.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen lassen. Ein großer Teil der CO2-neutralen Energie wird dabei von Deutschlands größtem Tiefkühllogistiker NORDFROST für sein Hafen-Hinterlandterminal mit angegliedertem Kühlhaus genutzt. Der zweite Teil des Projektnamens setzt sich zusammen aus der chemischen Formel für Wasserstoff (H2) und dem englischen Wort hub, das Drehscheibe bedeutet.

Innovative Techniken und das Ziel einer grünen Kreislaufwirtschaft sind wichtige Bestandteile von „EcoPort 813 – H2UB DeltaPort“. Beispielhaft zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang etwa ein Projekt des Sonsbecker Unternehmens GS-Recycling zur Produktion und Verwendung von Wasserstoff aus Schiffsgasen mittels einer neuartigen Hydriertechnik. Dabei werden die Ladetanks von anlegenden Schiffen entgast. Aus den Schiffsgasen lässt sich Dampf erzeugen, der sogenannte Spilling-Motoren antreibt. Der auf diese Weise gewonnene Strom versorgt wiederum einen Elektrolyseur, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Beide Bestandteile finden direkt vor Ort in verschiedenen Prozessen Verwendung. Der bei der Wasserstoffproduktion anfallende Sauerstoff wird beispielsweise zur Belüftung der Klärbecken in der Abwasserbiologie eingesetzt.

Die Unterzeichnung des Letter of Intent ist für die DeltaPort Niederrheinhäfen mit ihren Standorten in Rheinberg-Orsoy, Voerde, Wesel und Emmerich ein weiterer wichtiger Schritt in ihrem Engagement für den klimaneutralen Umbau der Logistik. Dazu arbeiten die DPN in vielen nationalen und internationalen Forschungsprojekten mit. So befassen sich die DPN beispielsweise im Rahmen des EU-Projekts MAGPIE (sMArt Green Ports as Integrated Efficient multimodal hubs) als einziger deutscher Hafen mit dem Megatrend nachhaltige Logistik. Im Projekt H2PORT untersuchen sie gemeinsam mit der Hochschule Rhein-Waal, wie die Binnenschifffahrt optimal für die Verteilung von grünem Wasserstoff eingesetzt werden kann. „Der Strukturwandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft betrifft uns als Teil der Gesellschaft und der Region, aber auch als Hafenbetreiber. Künftig werden große Volumina an Massengut wegfallen. Deswegen wenden wir uns alternativen Energieträgern zu, um die Herausforderungen als Chancen anzunehmen und fit für die Zukunft zu sein“, beschreibt Geschäftsführer Stolte die Motivation.

Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „EcoPort 813 – H2UB DeltaPort“ und Unterzeichner des Letter of Intent sind:
– DeltaPort GmbH und Co. KG
– NORDFROST GmbH & Co. KG
– E.ON Business Solution GmbH
– EntwicklungsAgentur Wirtschaft Kreis Wesel
– GS Recycling GmbH und Co. KG
– Niederrheinische Verkehrsbetriebe (NIAG)
– H2 PEG GmbH
– Zentrum für Brennstofftechnik GmbH (ZBT)
– AGRO-Anleg GmbH
– Port of Rotterdam
– Thyssengas GmbH
– TRIMET Aluminium SE

Quelle: DeltaPort, Foto: Port of Rotterdam