Güterbahnen: „bereit, Milliarden zu investieren

Zu Beginn des 11. Internationalen BME/VDV-Eisenbahnkongresses in Essen zeigte sich VDV-Vizepräsident Joachim Berends erfreut: „Es ist ein starkes Zeichen, dass wir uns zum Ende der Covid-Krise wieder in Präsenz auf einem ausverkauften Eisenbahnkongress treffen können. Im politischen Berlin und in der Branche stehen die Zeiten auf Wandel: Ausbau, Modernisierung, Digitalisierung und Vernetzung. Die Schiene soll und kann im Güterbereich auf einen Marktanteil von 25 Prozent wachsen. Die Branche ist bereit, Milliarden zu investieren, wenn die neue Bundesregierung ebenfalls ihren Beitrag leistet.“

120 Fachleute nehmen an dem zweitägigen Fachaustausch teil.

Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) betonte darüber hinaus die internationale Perspektive: „Unsere Mitglieder – allein rund zwei Drittel unserer Einkäufer sind in Industrieunternehmen tätig – stellen sich konsequent den Herausforderungen entlang weltweiter Lieferketten. Sie agieren global und sind deshalb sehr daran interessiert, dass der Abbau noch bestehender Grenzen im innereuropäischen Schienengüterverkehr vorangetrieben wird.“

Im Zentrum des Eisenbahnkongresses steht zum einen eine erste Bilanz des Marktes im auslaufenden „EU-Jahr der Schiene“, das von der Corona-Pandemie überschattet wurde. „Zum anderen bereitet sich die Branche darauf vor, deutlich zu wachsen – um die Verkehrsverlagerung auf die Schiene und damit das Erreichen der Klimaschutzziele zu ermöglichen. Neben den Möglichkeiten, die die Branche selbst hat, wird es auf nationaler Ebene entscheidend auf die Weichenstellungen ankommen, die die neue Bundesregierung vornimmt. Doch der Klimaschutz muss international und damit überall in der EU vorangetrieben werden. Hier sehen wir vorbildliche Innovationsbeispiele auch in anderen Ländern“, so Berends.

„Wir alle dürfen keine Zeit vergeuden. Denn die von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geforderte Verkehrswende steht am Scheideweg. Sie wird sich langfristig nur mithilfe einer gestärkten Bahn und einem intelligenten Kombinierten Verkehr gegenüber den anderen Verkehrsträgern durchsetzen können“, so Gundula Ullah abschließend.

Für das Ziel, bis 2030 rund ein Viertel aller Güter auf der Schiene zu transportieren, braucht es laut einem vom VDV beauftragten Gutachten von Roland Berger Investitionen in Höhe von 52 Milliarden Euro, wovon 13 Milliarden Euro die Güterbahn-Branche beitragen könne. Für die restlichen finanziellen Mittel ist gemäß den Autoren der Bund in der Pflicht, damit er seine internationalen Klimaschutz-Verpflichtungen erfüllen könne. Der Verkehrssektor ist nach wie vor das Sorgenkind bei den CO2-Emissionen.

Quelle: BME Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V., Foto: HHLA




Weltpremiere des TSB Cargo in Hamburg

Die Zukunft des leisen und nachhaltigen Containertransports hat begonnen: Ab Montag, den 11. Oktober präsentiert sich das von der Firmengruppe Max Bögl entwickelte TSB Cargo auf einer eigens dafür errichteten Demonstrationsanlage anlässlich des ITS World Congress 2021 in Hamburg erstmals der Weltöffentlichkeit.

Der Bund fördert das Projekt zur Entwicklung und Erprobung einer alternativen Technologie für einen umweltfreundlichen, nachhaltigen und effizienten Gütertransport. Der Startschuss für den Bau der Anlage war bereits im Mai dieses Jahres gefallen, nachdem das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im März den Zuwendungsbescheid zum Förderprojekt erteilt hatte.

Das TSB Cargo ist eine effiziente und flexible Lösung für den spurgeführten, individuellen Containertransport. TSB Cargo transportiert Container vollautomatisiert und sehr leise mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h sowie Taktfolgezeiten von 20 Sekunden. Die Technologie des TSB (Transport System Bögl) entwickelte die Firmengruppe Max Bögl in den vergangenen Jahren bereits für den Personennahverkehr zur Serienreife und setzt diese erfolgreich auf der hauseigenen Teststrecke in Sengenthal i.d.OPf. (Bayern) sowie auf einer Demonstrationsstrecke im chinesischen Chengdu ein. Mit dem Demonstrationsprojekt für den ITS World Congress folgt nun auch die Adaption auf den Gütertransport. Die Cargo Maglev Demonstrator GmbH übernimmt in diesem Zuge als neugegründete Gesellschaft die Projektabwicklung für das TSB Cargo Demonstrationsprojekt in Hamburg und stellt die Weichen für die erfolgreiche Entwicklung des Systems zur Markt- und Serienreife.

Auf einer Fläche des Cruise Center Steinwerder im Hamburger Hafen wird der automatisierte Fahrbetrieb, der Wechsel zwischen den Fahrspuren über eine Weiche und insbesondere der Containerumschlag zwischen TSB Cargo und anderen Transportmodalitäten – wie z. B. LKW – auf einer Streckenlänge von rund 120 Metern demonstriert. Mit dem System können später Containergrößen bis zu 45 Fuß unter Maximalgewicht effizient und individuell transportiert werden.

Mit einer Projektdauer von gerade einmal 6 Monaten von der Planung bis zur Inbetriebnahme, werden bereits vor Messebeginn die Vorteile der modularisierten Bauweise für die Infrastruktur unter Beweis gestellt. An der Demonstrationsanlage können sich Messebesucher vom 11.10.2021 bis zum 15.10.2021 selbst einen Eindruck von dem neuen System verschaffen. Im Anschluss an die Messe kann die Anlage noch bis Ende November nach Terminvereinbarung besichtigt werden. Zur Messe haben sich bereits über 160 interessierte Fachbesucher und geladene Gäste aus aller Welt bei dem Messeteam von Max Bögl angemeldet.

Neben der Demonstrationsanlage im Hamburger Hafen wird auch eine Präsenz am Gemeinschafts-stand „ITS Deutschland“ auf dem Hamburger Messegelände Besuchern die Möglichkeit geben, sich über das Projekt sowie die Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten zu informieren. Einsatzmöglichkeiten für die Technologie bestehen in der Verteilung von Gütern zwischen stark frequentierten Logistikhubs, wie z. B. Hafenterminals, oder in der Hinterlandanbindung von Hafen-terminals an sogenannte Dry Ports. Da aktuell im Container-Einzeltransport hauptsächlich LKW eingesetzt werden, führt die Verlagerung auf ein vollelektrisches System wie TSB Cargo zu einer CO2-Reduktion in der Transportkette und entlastet die Infrastrukturen im Hafen. Das TSB verwendet ein elektromagnetisches Schwebesystem und reduziert dadurch den Verschleiß an Fahrzeugen und Infrastruktur. Daraus folgt eine erhebliche Senkung von Betriebskosten wie auch Feinstaubemissionen im Vergleich zu konventionellen Systemen. Aus betriebs- wie auch volkswirtschaftlicher Sicht können Container wesentlich effizienter transportiert werden. Auf Basis erster Analysen sind Einsparungs-potenziale von 50 % der derzeit anfallenden Kosten möglich. Die schlanken, aufgeständerten Fahrwege vermeiden Flächenzerschneidungen und ermöglichen ebenfalls eine Integration in bereits bestehende Verkehrskorridore.

Kommentar Stefan Bögl, Vorstandsvorsitzender der Firmengruppe Max Bögl: „Die Realisierung dieses Demonstrationsprojektes im Hamburger Hafen bedeutet einen weiteren wichtigen Schritt zur ersten Anwendungsstrecke für das Transport System Bögl. Die planerische und bauliche Umsetzung unseres modularen Konzeptes in nur wenigen Monaten zeigt dessen Potenzial als kurzfristig verfügbare Lösung für die Herausforderungen eines nachhaltigen und effizienten Güter- und Personentransportes.

Die Förderung durch das Bundesverkehrsministerium hat in diesem Zusammenhang nicht nur nationale, sondern auch internationale Signalwirkung. Der Bau einer ersten Anwendungsstrecke ist nun im nächsten Schritt enorm wichtig, um zu zeigen, dass Deutschland nicht nur in der Entwicklung, sondern auch in der Einführung neuer Technologien eine führende Rolle einnehmen möchte.

An diesem Ziel werden wir als Firmengruppe Max Bögl weiterhin mit allen Beteiligten arbeiten und sind stolz, mit dieser Demonstrationsanlage bereits im Oktober dieses Jahres die ersten Erfolge sichtbar machen zu können.“

Kommentar Dr. Bert Zamzow, Geschäftsführer Cargo Maglev Demonstrator GmbH: „Wir freuen uns, dass wir – unterstützt durch die Zuwendung des Bundesverkehrsministeriums – direkt im Hamburger Hafen die Leistungsfähigkeit des TSB real einem internationalen Fachpublikum im Rahmen des ITS Congress live zeigen können. Wir werden uns in engem Austausch mit dem Hafen, der Stadt und dem Bund intensiv dafür einsetzen, im Anschluss eine Pilotanlage für den kommerziellen Containertransport im Hafenbereich zu realisieren.“

Quelle und Foto: Firmengruppe Max Bögl