Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet hat strategische Bedeutung

Der Elbschifffahrtstag in Hamburg zeigte klar, dass die Elbe eine wichtige Verkehrsader für Hamburg und alle Anrainer ist. Gleich in seinem Grußwort wies der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, auf die Wichtigkeit der Elbe für die Hansestadt hin.

„Hamburg ist der größte Binnenhafen im Elbstromgebiet. Die Elbe sichert seit jeher die wirtschaftliche Stärke und den Wohlstand unserer Stadt. Sie verbindet uns nicht nur mit den großen Seehäfen der Welt, sondern auch mit vielen Städten und Regionen im Hinterland. Die Binnenschifffahrt ist eine wichtige Säule des Güterverkehrs in Europa. Sie ist leistungsstark und im Vergleich zum Lkw-Transport deutlich umwelt- und klimafreundlicher. Neben den Straßen- und Schienenwegen gehören der Ausbau und die Sanierung der Infrastruktur für die Binnenschifffahrt zu den großen Projekten für die Modernisierung Deutschlands.“ Um auf die Attraktivität des Binnenschiffes aufmerksam zu machen, unterstützt Hamburg unter anderem mit einen Imagefilm Binnenschifffahrt, dessen Premiere Dr. Tschentscher im Alten Hauptzollamt vor rund 100 Experteninnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung startete.

Allerdings ist es dringend notwendig die Infrastruktur sowohl an der Elbe als auch im Elbe-Seitenkanal zu verbessern. „In den vergangenen Jahren hat sich ein großer Modernisierungsstau aufgebaut. Stichworte sind das Bottleneck Schiffshebewerk Scharnebeck, dessen Abmessungen eine Befahrung mit großen Binnenschiffen nicht zulassen, aber auch das Gesamtkonzept Elbe, mit dem eine ökologisch verträgliche Beseitigung von nautischen Schwachstellen vereinbart wurde“, betonte Stefan Kunze, Vorsitzender des Elbe Allianz e.V. auf dem Elbschifffahrtstag.

Das Engagement des Bundes als Eigentümer der Wasserstraßen unterstrich Daniela Kluckert, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, in ihrem Grußwort. „Unsere Wasserstraßen sind ein Teil unserer starken Wirtschaftskraft und stellen eine wesentliche Grundlage des Handelns für Bund und Länder dar. Die Elbe leistet dabei einen wesentlichen Beitrag für einen ökologisch verträglichen Güterverkehr und bietet daher großes Potenzial für die Verbesserung der CO2-Bilanz im Verkehrssektor. Unser Ziel ist es, die besondere wirtschafts- und gesellschaftspolitische Bedeutung der Wasserstraßen und der Binnenschifffahrt in Deutschland zu stärken und weiterhin für verlässliche, effizientere und sichere Schifffahrtsverhältnisse zu sorgen.“

In zwei Panels diskutierten Logistikexpertinnen und -experten sowohl über die Notwendigkeit und Möglichkeiten zur Transportverlagerung zur Sicherstellung der Versorgung der Wirtschaft im Elbstromgebiet als auch über konkrete Lösungsansätze für eine moderne Binnenschifffahrt.

Vor dem Hintergrund der sich verändernden Verkehrsströme aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges erläuterte der tschechische Vizeverkehrsminister Václav Bernard die zu erwartenden Warenströme auf der Elbe. „Allein zwei Millionen Tonnen Kohle und Erz werden für die Stahlproduzenten in Tschechien und der Slowakei benötigt. Diese kamen bisher per Bahn aus Russland und der Ukraine. Ersatzlieferungen müssen nunmehr über Seehäfen importiert werden,“ sagte Bernard. Dabei seien die Bahnkorridore bereits heute sehr gut ausgelastet, so dass die Alternative nur das Binnenschiff sein könne, wenn man nicht erhebliche Umweltbelastungen in Kauf nehmen möchte. „Notwendig ist daher eine Beschleunigung der Umsetzung des Gesamtkonzeptes Elbe, insbesondere die Beseitigung der nautischen Schwachstellen“ betonte Bernard. In der Tschechischen Republik werde daran bereits mit Hochdruck gearbeitet. Neben den Mengen aus der genannten Verlagerung besteht jedoch für die Wirtschaft Tschechiens auch ein großes Interesse an der Nutzung der Elbe als einzige Möglichkeit des Zuganges zum weltweiten Seeverkehr.

In der anschließenden Talkrunde wurde diskutiert, wie die Wasserstraßen im Elbstromgebiet ihrer strategischen Bedeutung gerecht werden können. Dabei dürfen die ökologischen Aspekte nicht aus dem Blick geraten, betonte Dr. Rocco Buchta, NABU-Naturschutzbund Deutschland. „Man solle aber überlegen, mit welchen kleinteiligen Maßnahmen eine schnelle Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen erreicht werden kann“, regte Buchta an und versprach eine fachliche Begleitung des NABU im Planungsprozess.

Neben der Infrastruktur ist aber auch ein moderner und leistungsfähiger Verkehrsträger Binnenschiff Voraussetzung für die bessere Integration in Logistikketten. In seinem Impulsvortrag betonte Björn Pistol, Hamburg Port Authority AöR (HPA), die Bedeutung des Binnenschiffs für den Hamburger Hafen. Dabei stellte er verschiedene Maßnahmen vor, mit denen die HPA das Gewerbe im Hafen unterstützt. So will der Hamburger Hafen weiterhin ein starker Partner im System Wasserstraße sein. Nach Aussage von Björn Pistol will die HPA durch eine transparente Bereitstellung nautischer und verkehrlicher Informationen sowie durch die Sicherung kurzer Verkehrswege diesem Wunsch nachkommen. Um dem System Wasserstraße den benötigten Innovationsschub zu geben, werden digitale und automatisierte Innovationen in der Binnenschifffahrt unterstützt und sukzessive eine technologieoffene Infrastruktur für klimafreundlichere Transporte geschaffen. In der anschließenden Talkrunde wurden einzelne Aspekte – von Digitalisierung über die Optimierung von Logistikprozessen bis hin zu modernen Antriebs- und Steuerungskonzepten für Binnenschiffe vorgestellt und diskutiert.

Der Elbe Allianz e.V. organisiert den Elbschifffahrtstag. Der Verein setzt sich für den Erhalt und Ausbau der strategisch wichtigen Verkehrsinfrastruktur im Elbstromgebiet ein und möchte den Verkehrsträger Binnenschiff stärken. „Der Elbschifffahrtstag 2022 brachte viele Anregungen für die weitere Arbeit zur Verbesserung der Situation der Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet und die Umsetzung des Gesamtkonzept Elbe. Eine Erfolgskontrolle wird dann auf dem Elbschifffahrtstag 2024 stattfinden,“ sagte Vereinsvorsitzender Kunze.

Quelle un d Foto: HHM, ausgerichtet von der Elbe Allianz unter Leitung von Stefan Kunze und moderiert von Anke Harnack unterstrich der Austausch der anwesenden Fachleute, wie wichtig ein Ausbau der Infrastruktur der Elbe für die Zukunft der Binnenschifffahrt im Elbstromgebiet ist.




Rhenus PartnerShip-CSPL feiert Jubiläum

Vor 100 Jahren wurde die Binnenschifffahrtsgesellschaft CSPL in der tschechischen Stadt Děčín gegründet. Wie kein anderes Unternehmen steht sie sinnbildlich für die gesamte Schifffahrt in Tschechien. Seit der Übernahme durch die Rhenus Gruppe im Jahr 2018 investiert das Unternehmen in seine Schiffsflotte und ist damit für zukünftige Herausforderungen gut aufgestellt.

Die Rhenus PartnerShip-CSPL mit Hauptsitz in Děčín verschifft Massen- und Schwergüter, Stückgut sowie Investitions- und Konstruktionsteile. Mit seiner Flotte befährt das Binnenschifffahrtsunternehmen die mitteleuropäischen Wasserstraßen. Sein Schwerpunkt liegt hierbei auf dem deutschen Kanalnetz und der Elbe. Mit der Übernahme des tschechischen Unternehmens komplettierte die Rhenus PartnerShip ihr Portfolio an Binnenschiffsaktivitäten. Im vergangenen Jahr verschiffte die Rhenus PartnerShip-CSPL insgesamt 315.753 Tonnen Güter.

Am 13. Juni 1922 wurde die CSPL als teilprivate Firma durch tschechische Banken und den Staat gegründet. Während die CSPL sich heute auf Binnenschiffstransporte spezialisiert, wickelte sie früher sämtliche Tätigkeiten rund um Spedition und Gütertransport ab. In den 1950er Jahren stellte das Unternehmen seine Flotte von Dampfschiffschleppern auf Motorschiffe um. In den 1970er Jahren erweiterten Schubschiffe das Portfolio. Im selben Jahrzehnt besaß die CSPL Werften und Häfen entlang der Elbe bis nach Hamburg. Nach 1989 erfolgte eine Privatisierungsphase. 2002 gründete das internationale Speditionsunternehmen Argo aus einem Teil der ursprünglichen Firma die neue CSPL A.S. Die Rhenus Gruppe übernahm die Binnenschifffahrtsgesellschaft im Jahr 2018. Seitdem firmiert sie unter dem Namen Rhenus PartnerShip-CSPL. „Die Übernahme durch Rhenus setzte den Startschuss für ein neues Kapitel der CSPL. Wir haben viel in unsere Schiffsflotte investiert und unsere Prozesse optimiert“, erklärt Pavel Hamalčik, Vertriebsleiter am Standort Děčín. Steigende Einsatzmöglichkeiten und neue Warenströme stellen für das tschechische Unternehmen eine Chance dar, noch mehr Tonnage zu bewegen. Für die nahe Zukunft hat sich die Rhenus PartnerShip CSPL den Ausbau ihrer Flotte zu einer nachhaltigen Binnenschifffahrt vorgenommen.

Zu Ehren des hundertjährigen Jubiläums der Binnenschifffahrt in Tschechien richtet die Stadt Děčín am 18. Juni 2022 ein Stadtfest aus, bei dem sich die Rhenus PartnerShip-CSPL mit einem eigenen Stand präsentiert.

Quelle und Foto: Rhenus PartnerShip-CSPL verschifft Massen- und Schwergüter, Stückgut sowie Investitions- und Konstruktionsteile.