Umfangreiches Radar- und Kameranetz

Der Port of Antwerp-Bruges hebt die Verkehrskontrolle mit der Einführung eines umfassenden digitalen Radar- und Kameranetzes auf die nächste Stufe. Die hochmoderne Ausrüstung überwacht das gesamte Antwerpener Hafengebiet und bildet das Rückgrat für einen sicheren und effizienten Schiffsverkehr. Nach dem kürzlich gestarteten Drohnennetz ist dies ein weiterer wichtiger Schritt zur Verwirklichung eines vollständig digitalen Nervensystems in diesem Gebiet.

Das riesige Antwerpener Hafengebiet umfasst mehr als 120 km2 mit 11.000 Hektar Wasserstraßen und Kais. Jährlich werden im Hafen rund 300.000 Schiffsbewegungen abgewickelt. Um dieses gesamte Gebiet und alle Schiffsbewegungen kontinuierlich zu überwachen, hat der Port of Antwerp-Bruges seine Kamera- und Radarinfrastruktur ausgebaut und digitalisiert.

Die 460 Kameras und 22 Radargeräte sind direkt mit dem Antwerpener Koordinationszentrum verbunden, so dass operative Dienste wie der Schiffsverkehrsdienst (VTS) und das Hafenmeisterbüroeinen vollständigen Überblick über den Hafen haben. Dies ermöglicht ihnen eine genaue Überwachung des Schiffsverkehrs und von Zwischenfällen sowie eine effizientere und sicherere Verwaltung von Wasserstraßen und Liegeplätzen nach den höchsten Standards der IALA(International Association of Lighthouse Authorities). Die Bilder werden von Kollegen mit Polizeibefugnissen gesichtet und analysiert und können an Sicherheitskräfte und andere Behörden weitergegeben werden.

Mit dem heute in Betrieb genommenen Netz verfügt der Hafen nun über eines der modernsten und leistungsfähigsten Hafensysteme der Welt. Dank der Digitalisierung des gesamten Netzes ist es auch bereit, sich mit APICA (Advanced Port Information and Control Assistant), dem digitalen Zwilling des Hafens, zu verbinden. Diese digitale Kopie des gesamten Hafengebiets scannt jede Sekunde ein Echtzeitbild von dem, was im Hafen passiert, basierend auf Tausenden von Daten aus einem Netzwerk von Kameras, Sensoren und Drohnen. APICA ist seit 2022 in Betrieb und unterstützt Hafenarbeiter dabei, sich schnell einen Überblick über die Situation vor Ort zu verschaffen und ihre Arbeit sicherer und effizienter zu erledigen.

Die intelligenten Kameras sind mit einer speziell entwickelten künstlichen Intelligenz ausgestattet, mit der sie Schiffe erkennen können. In Kombination mit detaillierten Radardaten werden diese Echtzeitdaten in Zukunft das Situationsbewusstsein weiter erhöhen, um zu einem vorausschauenden und lenkenden Verhalten zu gelangen.

Rob Smeets, Chief Operations Officer des Port of Antwerp-Bruges: „Dieses Netz ist ein großer Gewinn für unseren Hafen in Bezug auf Sicherheit und betriebliche Effizienz. Die neuen Sensoren bilden das technische Rückgrat der Schiffsführung. In der Vergangenheit gab es im Hafengebiet einige tote Winkel, in denen wir unerwartete Schiffsbewegungen oder Zwischenfälle nicht sehen konnten. Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit unseren Konzessionären konnten wir an vielen neuen Standorten Radare und Kameras installieren. Diesem ausgedehnten Netz entgeht kein Zentimeter Blaustein mehr.“

Erwin Verstraelen, Chief Digital and Innovation Officer des Port of Antwerp-Bruges: „Dank intelligenter und innovativer Technologie bauen wir einen virtuell sicheren Hafen. Dieses Netz ist für den weiteren Ausbau des digitalen Zwillings des Hafens und die Entwicklung eines digitalen Nervensystems, das uns helfen wird, unseren Hafen effizienter zu verwalten und den Verkehr noch sicherer und reibungsloser zu gestalten, von wesentlicher Bedeutung. Wenn in Zukunft mehr Daten und Anwendungen zur Verfügung stehen, wird der digitale Zwilling schließlich in der Lage sein, das riesige Hafengebiet permanent zu überwachen und zu kontrollieren.“

Annick De Ridder, Hafenrätin der Stadt Antwerpen und Vorstandsvorsitzende des Port of Antwerp-Bruges: „Dieses umfassende, hochmoderne Radar- und Kameranetz ist eine Premiere in der Hafenwelt. Außerdem nehmen wir es weniger als drei Monate nach dem Start des einzigartigen Drohnennetzes in Betrieb. Deshalb investiert unser Hafen weiterhin intensiv in modernste Technologien und Infrastrukturen. Das Ziel? Das Antwerpener Hafengebiet mit seinen 11.000 Hektar Wasserstraßen und Kais zu einem der sichersten und effizientesten der Welt zu machen und gleichzeitig die Dienstleistungen für die Kundenunternehmen zu verbessern und auszubauen.“

Quelle und Video: Port of Antwerp-Bruges




Digitale Freistellung: Mit Pilotpartnern zur Marktreife

Der digitale Freistellungsprozess für die deutschen Seehäfen erreicht das nächste Stadium. Im Rahmen der Pilotphase mit den Reedereien Hapag-Lloyd, MSC und CMA CGM sowie dem Logistikdienstleister Kühne+Nagel wurde das Projekt sowohl zur Marktreife gebracht als auch weitere Module hinzugefügt. Entwickelt wird die gesamtdeutsche Lösung unter dem Namen German Ports von den IT-Dienstleistern DAKOSY AG, Hamburg, und dbh Logistics IT AG, Bremen.

Die an der Pilotphase teilnehmenden Partner treibt das gemeinsame Interesse an. Sie wollen einen standardisierten, digitalisierten Freistellungsprozess für Importcontainer in den deutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven, Bremen und Wilhelmshaven realisieren. Die Resonanz aus dem Testbetrieb fassen die Prokuristen Dirk Gladiator von DAKOSY und Holger Hübner von dbh zusammen: „Die Pilotteilnehmer versprechen sich von der digitalen Freistellung einen hohen Automatisierungsgrad, erhöhte Sicherheit und einen Prozess, der in Echtzeit abläuft.“

Über die Bedeutung des Projekts für die Praxis berichtet Pilotteilnehmer Michael Schröder von Hapag-Lloyd: „Der Import-Freistellungsprozess verursacht bei Reedern und Spediteuren hohen manuellen Aufwand durch den bisherigen E-Mail- und PDF-Dokumentenaustausch. Die German Ports-Plattform ist ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung und Verschlankung des Verfahrens, an dessen Entwicklung wir von Anfang an beteiligt sind. Wir begrüßen dabei ausdrücklich die standortübergreifende Zusammenarbeit von DAKOSY und dbh, welche eine einheitliche Lösung für die deutschen Seehäfen gewährleistet.“

Um den E-Mail-Austausch in dem Ablauf zu vermeiden, integrieren DAKOSY und dbh aktuell neue Funktionen in German Ports. Eine davon ist der Depotwechsel für Leercontainer im Zuge der Freistellung. Dieses für Speditionen wichtige Merkmal beschreibt Fabian Gäbel von Kühne+Nagel: „Schon während der Pilotphase stellte sich die Möglichkeit, Freistellungen unter Angabe eines Wunsch Rückgabedepots zu stellen, als unverzichtbarer Baustein für unsere Systemintegration dar. Um in Zukunft unnötige E-Mail-Kommunikation weiter zu reduzieren, begrüßen wir sehr, dass auch der letzte Schritt gegangen wird und der Depotwechsel in die German Ports Plattform Einzug findet. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung eines kontinuierlichen Ausbaus unseres digitalen Ökosystems.“ Das neue Merkmal „abweichendes Rückgabedepot“ wird über German Ports sowohl über eine EDI-Schnittstelle als auch per Webapplikation zur Verfügung stehen.

Eine weitere neue Funktion ist die digitale Abtretungserklärung. Zum Hintergrund: Die Abtretungserklärung ermöglicht die Freistellung des im B/L genannten Bevollmächtigten (Consignee) an einen Dritten. „Aktuell wird diese per E-Mail oder Fax verschickt. Mit German Ports können wir diesen Prozess digitalisieren und standardisieren. Bei einem Anteil von Abtretungserklärungen zwischen 25 und 30 Prozent sehen wir für diese Funktion ein großes Potenzial“, berichtet Gladiator.    Die Rückmeldungen aus der Branche zeigen Gladiator und Hübner, dass die Funktionserweiterungen „abweichendes Rückgabedepot“ und „Abtretungserklärung“ bei den Speditionen auf ein großes Interesse stoßen.

Ergänzend zum Freistellungsprozess werden DAKOSY und dbh eine standortübergreifende Container- und Schiffsauskunft für die wichtigsten deutschen Nordseehäfen zur Verfügung stellen. „Beide Funktionen sind voraussichtlich im zweiten Halbjahr nutzbar“, stellt Hübner in Aussicht. Die Containerauskunft zeigt die aktuellen Verlade- oder Anlieferdaten sowie die wichtigsten Status-Informationen über den Fortschritt des jeweiligen Zollprozesses zentral an. Damit ist es nicht mehr erforderlich, je nach Umschlagshafen, in unterschiedliche Portale zu wechseln. Im Modul Schiffsauskunft können aktuelle Anlauf- und Abfahrtsdaten über die Plattform zentral für Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven abgerufen werden.

Quelle: Dakosy, dbh Logistics IT AG, Kühne+Nagel Deutschland, Foto: Hapag-Lloyd




BHV präsentiert „Projektlogistik-Monitor“

Das Jahr 2022 verlief für knapp 75 Prozent der von der BHV – Bremischen Hafen- und Logistikvertretung befragten Projektlogistiker trotz der vielen Herausforderungen besser als das Vorjahr. Fast die Hälfte erwartet für das laufende Jahr 2023, dass der Markt gegenüber 2022 noch weiter zulegt. Diese positive Markteinschätzung ist eines der zentralen Ergebnisse des „BHV-Projektlogistik-Monitors 2023“, den der Wirtschafts- und Interessenverband jetzt veröffentlicht hat. An der anonym durchgeführten Umfrage zum Stimmungsbild der Branche beteiligten sich über 70 Unternehmen.

Bei einer vergleichbaren Umfrage der BHV vor zwei Jahren gingen noch zwei Drittel der Befragten davon aus, dass die Kosten in der Projektlogistik weiterhin stark steigen werden. „Das hat sich geändert“, berichtet Dr.-Ing. Patric Drewes, der als Mitglied des BHV-Präsidiums die Umsetzung auch dieses zweiten Projektlogistik-Monitors initiiert und begleitet hat: „Aktuell erwartet die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen, dass die Transport- und Logistikkosten sowie die Frachtraten 2023 gegenüber dem Vorjahr sinken werden.“

Zwar sorge der Kostendruck quer durch die Logistikkette weiterhin für enorme Herausforderungen, „doch nun kommt der Fachkräftemangel als größtes von den Befragten genanntes Problem auch mit voller Wucht in der Projektlogistik an“, so Drewes weiter. „Und das vor dem Hintergrund, dass fast zwei Drittel der Unternehmen die Zahl ihrer Mitarbeiter im laufenden Jahr vor dem Hintergrund der guten Auftragslage aufstocken möchten.“

So leiden mittlerweile schon 75 Prozent der befragten Unternehmen unter einem Mangel an qualifizierten Bewerbern vor allem im kaufmännischen Bereich. „Vor zwei Jahren waren es ‚nur‘ die Hälfte“, vergleicht Drewes. Zudem bleibt mittlerweile jeder zweite Ausbildungsplatz unbesetzt. 2021 konnten immerhin noch zwei Drittel aller Plätze adäquat besetzt werden.

Unverändert steht das „persönliche“ Geschäft in der Projektlogistik über allem, einen Wandel zum automatisierten, digitalen Business sehen die Befragten wie auch schon vor zwei Jahren eher nicht. Allerdings hat es bei den befragten Unternehmen gegenüber 2021 kaum Fortschritte bei der Umsetzung konkreter digitaler Projekte, um beispielsweise für mehr Effizienz zu sorgen, gegeben. „Hier schlummert noch großes Potenzial“, sagt Drewes: „Rund die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, dass sich im Projektlogistikgeschäft neue Kunden durch eigene, innovative digitale Prozesse gewinnen lassen. Leider sind die Unternehmen noch sehr zögerlich, dieses Potenzial aktiv anzugehen.“

Abschließend wollte die BHV von den Befragten noch ihre Meinung einholen, wie sie die Umsetzung einer nationalen Hafenstrategie bewerten (zum Hintergrund: Dabei handelt es sich um ein von der Bundesregierung einzuführendes politisches Instrument, um die Entwicklung und Effizienz der deutschen Nordseehäfen im Wettbewerb zu den Rheinmündungshäfen zu fördern). Das Ergebnis: „Sowohl die Projektlogistiker mit 81 Prozent als auch die befragten Verlader mit 70 Prozent sprechen sich klar für die Umsetzung einer nationalen Hafenstrategie aus“, so Drewes.

„Aus den vielen wertvollen Ergebnissen der Umfrage nehmen wir als BHV wichtige Impulse für unsere laufende Arbeit mit, um unsere Mitgliedsunternehmen aus der Projektlogistik noch stärker im Markt zu unterstützen“, ergänzt BHV-Geschäftsführerin Petra Lüdeke.

So habe die Arbeitsgruppe Digitalisierung beispielsweise einen bundesweit beachteten „Kompetenzatlas Digitalisierung“ im Web veröffentlicht, auf dem BHV-Mitgliedsunternehmen ihre logistisch-maritim geprägten Digitalisierungs-Lösungen und -Projekte ausführlich vorstellen können.

Große Bedeutung kommt auch der BHV-Arbeitsgruppe „Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung“ zu, die eine Verbundausbildung innerhalb der BHV-Mitgliedsunternehmen angeschoben hat, um die Qualität und Attraktivität in den Ausbildungsberufen der Hafen- und Logistikbranche zu erhöhen. „Weitere Angebote zur Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern in enger Zusammenarbeit mit den Schulen im Kampf gegen den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel werden folgen“, kündigt Lüdeke an.

Zur Umsetzung des aktuellen „Projektlogistik-Monitors 2023“ haben die folgenden Unternehmen mit ihren Anzeigen maßgeblich beigetragen: Axxum GmbH, BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG, Drewes Group und die PTS Logistics GmbH.

Der „BHV-Projektlogistik-Monitor 2023“ steht auf Deutsch und Englisch als kostenloser Download unter folgenden Links zur Verfügung:
https://bhv-bremen.de/wp-content/uploads/2023/06/BHV-Projektlogistik-Monitor-2023_-Deutsch.pdf
https://bhv-bremen.de/wp-content/uploads/2023/06/BHV-Projektlogistik-Monitor-2023-Englisch.pdf

Quelle: BHV, Foto: bremenports




ZDS-Präsidentin Titzrath kritisiert Genehmigungsstau

Die Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) Angela Titzrath hat den Stau bei Genehmigungen für Großraum- und Schwerlasttransporte bei der Autobahn GmbH beanstandet. Insbesondere in der Region Nordwest, die für das Autobahnnetz unter anderem in weiten Teilen der Länder Niedersachsen und Bremen verantwortlich ist, gibt es massive Probleme.

ZDS-Präsidentin Titzrath: „In Politik und Wirtschaft betonen wir immer wieder die Bedeutung der deutschen Seehäfen für Industrie, Export und Energiewende. Wichtige Hinterlandlogistik von Großraum- und Schwerlasttransporten kommt derzeit aber in weiten Teilen zum Erliegen. Davon betroffen sind etwa industrielle Maschinenbauteile oder auch Komponenten von Windenergieanlagen. Grund hierfür sind starke Verzögerungen bei der Genehmigung solcher Transporte durch die Autobahn GmbH. Besonders dramatisch ist die Situation in der Region Nordwest der Autobahn GmbH, was die Hinterlandverkehre von wichtigen Seehäfen für Stückgut, wie Bremen, Brake, Cuxhaven, Emden sowie weitere Standorte in Hamburg und Schleswig-Holstein betrifft. Hier erreichen uns Berichte von Bearbeitungszeiträumen von bis zu vier Monaten. Das ist ein völlig inakzeptabler Zustand. Der internationale Imageschaden ist immens. Wir erwarten, dass der Bund eine hinreichende Verwaltung seiner Verkehrswege sicherstellt. Bund und Autobahn GmbH müssen nun mit Nachdruck daran arbeiten, die Bearbeitungszeiten auf ein akzeptables Maß zu reduzieren und den Genehmigungsstau abzubauen.“

Der ZDS ist auch Mitglied der Verbändeinitiative Großraum- und Schwertransporte. Deren aktuelles Forderungspapier ist hier zu finden.

Quelle: ZDS, Foto: HHLA