Digitalwende im Verkehr beschleunigen

Der Think Tank Deutsches Verkehrsforum DVF hat in einem Positionspapier ein Maßnahmenpaket für eine Digitalwende im Verkehrsbereich erarbeitet und zur schnellen Umsetzung einen Digitalpakt für intelligente Mobilität gefordert. Es gehe darum, die Menschen bei der Digitalisierung des Verkehrs mitzunehmen, die bereits vorhandenen technischen Lösungen konsequent breit umzusetzen und einen modernen einheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen.

„Die Digitalwende im Mobilitätssektor in Deutschland muss an Dynamik gewinnen. Wir brauchen nach den unzähligen Versuchs- und Pilotprojekten endlich eine Umsetzungskultur! Also schnellstens eine großflächige Anwendung der Digitalisierung bei allen Verkehrsträgern mit intelligenten Mobilitätslösungen, die auch der Allgemeinheit zugutekommen. Die technischen Lösungen sind da, setzen wir sie ein!“, äußerte sich DVF-Präsidiumsmitglied und Vorsitzende des Lenkungskreises Digitale Vernetzung Agnes Heftberger, Geschäftsführerin, VP Sales, IBM Global Markets, IBM Deutschland GmbH, anlässlich der Vorstellung des aktuellen DVF-Positionspapiers „Forderungen zu einem Digitalpakt intelligente Mobilität“.

Die Digitalisierung des Verkehrs sei nach den Worten von Heftberger einer der wichtigsten Bausteine, um die Mobilitätswende und die damit erhofften Klimaziele zu erreichen. Aber auch für den Wirtschafts- und Logistikstandort sei dies im Wettbewerb mit anderen Regionen überlebenswichtig. Dazu sei ein Digitalpakt für die Mobilität nötig, um in einer konzertierten Aktion die Akteure Wirtschaft, Wissenschaft, Bund, Länder und Kommunen ähnlich dem Hochschulpakt zusammenzubringen. Jedoch dürfe es hier nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleiben: „Wir haben viele smarte Unternehmen mit cleveren Lösungen in Deutschland und nutzen dieses Potenzial selten über die Pilot- oder Projektphase hinaus. Das muss sich ändern!“

„Für die kommende Bundesregierung muss eine durchgreifende Digitalisierung im Verkehrsbereich daher ganz oben auf der Agenda stehen und vor allem müssen die Maßnahmen mit mehr Tempo vorangetrieben werden. Neben der notwendigen Beseitigung der weißen Flecken ist auch die in jedem Bundesland unterschiedliche Auslegung der Datenschutzbestimmungen ein großes, aber leider nicht alleiniges Hemmnis. Nicht nur die Politik steht in der Verantwortung. Auch die Unternehmen der Mobilitätswirtschaft, Bau- und Technologiebranche sowie Telekommunikationsdienstleister müssen ihre Datenverfügbarkeit und Investitionen in IT und Personal erhöhen und die einzelnen Bausteine für intelligente Mobilität einsetzen“, so Heftberger weiter.

Eine zentrale Aufgabe des Digitalpaktes sei außerdem, die Menschen in ihren jeweiligen Rollen als Kundinnen und Kunden, Fahr-, Fluggäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Verwaltungsangestellte sowie Entscheiderinnen und Entscheider einzubeziehen und ihnen die neuen digitalen Möglichkeiten und deren Mehrwert näher zu bringen. „Es geht nicht nur um eine finanzielle Anreizsetzung, sondern um einen leichten Zugang zu vernetzter Mobilität, zuverlässige Informationen und einfache mobile Zahlungsmöglichkeiten.“

Das DVF-Positionspapier zum Digitalpakt zeigt konkrete Maßnahmen bei vier wesentlichen Handlungsfeldern: Menschen – Technische Basis – Umsetzungskultur – Rechts- und Regulierungsrahmen.

  1. Menschen: Kunden, Fahr-, Fluggäste, Mitarbeiter, Verwaltungsangestellte und Entscheider müssen bei der Digitalisierung von Logistik und Mobilität mitgenommen werden unter Einbindung ihrer Nutzerbedürfnisse. So müssen Anwendern die neuen digitalen Möglichkeiten und deren Mehrwert durch Verkehrsunternehmen und die öffentliche Hand aktiv nähergebracht und die Datenkompetenz auch der Behörden erhöht werden, etwa durch Fortbildung. Zudem sollte eine vernetzte Mobilität durch Steuer- und Anreizrahmen erleichtert werden mit dem Ziel einer bürokratiearmen, barrierefreien Incentivierung durch den Arbeitgeber und die Mobilitätsunternehmen.
  2. Technische Basis: Die Grundfunktionalität muss vorhanden sein, das bedeutet Datennetz, Datenverfügbarkeit, intelligente Infrastruktur und Rechtsrahmen. Notwendig ist eine schnellere Beseitigung weißer Flecke im Datennetz (Netzkataster auf kommunaler Ebene einführen). Hier ist eine zentrale Koordination von Mobilfunk- und Glasfaserstrategie gefordert. Wichtig ist weiterhin die engagierte Begleitung des Bundes bei der Digitalen Schiene Deutschland (DSD), die Digitalisierung der Binnenschifffahrt und der Luftfahrt und eine passende Förderkulisse mit Finanzierung auch für den öffentlichen Personenverkehr.
  3. Umsetzungskultur: Identifizierung, Implementierung und schrittweise Erweiterung der vorhandenen Lösungen, z. B. Mautdaten für Mehrwertdienste wie Verkehrslenkung nutzbar machen. Notwendige Daten zum Aufbau, der Durchführung und Steuerung von innovativen Mobilitäts- und Logistikleistungen so zur Verfügung stellen (einheitliche Datenbasis), dass diese in Echtzeit für die Koordinierung intermodaler Verkehre nutzbar werden. Dazu müssen Datensilos geöffnet und vernetzt werden, die Datenbasis für Echtzeitdaten ausgeweitet sowie Datentransparenz und Vernetzung sichergestellt werden, etwa bei DELFI im ÖPNV oder Schaffung EU-weiter digitaler Logistikketten durch elektronischen Frachtbrief und eFreight für Steuern und Zölle.
  4. Rechts- und Regulierungsrahmen: Bestehender Rechtsrahmen muss angepasst werden. Vor allem hinsichtlich der Ausweisung und Nutzung von Testgebieten, Gewährleistung der Verkehrs- und Betriebssicherheit und Haftung. Auf Seiten der Behörden müssen Zulassungs- und Genehmigungsprozesse deutlich vereinfacht und beschleunigt werden. Ausschreibungen müssen innovationsfreundlicher gestaltet, die Zuständigkeiten der öffentlichen Hand gebündelt und ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden (z. B. städtische und ländliche Verkehrskonzepte zusammenführen und bei Infrastrukturausbau mitplanen). Weiterhin müssen Mehrfachregulierungen aufgelöst werden (z. B. Diskrepanz zwischen PSI-Richtlinie und EU Delegierte Verordnung), ein internationaler Rahmen für Automatisierung geschaffen und der Datenschutz praxisgerecht gestaltet werden.

Das DVF hat in Szenarien skizziert, was für die Nutzerinnen und Nutzer, Unternehmen und Behörden über die Digitalisierung der gesamten Mobilitätskette einschließlich Infrastruktur geleistet und verbessert wird:

  • Nahtloser Personenverkehr – Mobility as a Service: Den Nutzern eröffnet sich dadurch eine große Vielfalt an Mobilitätsmöglichkeiten vom Mietrad bis zum Zug. Dabei ist das Smartphone der Zündschlüssel. Hierüber wird informiert, gebucht und bezahlt für den gewünschten und passen Verkehrsmittelmix. Auch der Individualverkehr wird mit den anderen Verkehrsmitteln vernetzt und mittels Routen, Parkraum und CO2-Fußabdruck in die Fahrentscheidung integriert.
  • Vernetzte Logistik – bedarfsgerechte Lieferung: Schon heute glätten Logistikdienstleister den Transportvorgang so, dass Übergänge und Umschläge für Verlader und Endkunden nicht spürbar sind. Die intermodale Nutzung der Verkehrsträger Straße, Schiene, Wasser und Luft wird durch digitale Anwendungen entsprechend ihrer Stärken noch besser miteinander kombiniert. Voraussetzung: Hohe Transparenz über Verkehrsmengen, deren Relationen, Umschlagaufwand und Verfügbarkeit etc. Dadurch ist eine sehr viel höhere Auslastung im Güterverkehr möglich. Die vollständige Synchronisation zwischen den Logistikpartner und Behörden ermöglicht vollautomatisierte Prozesse von der Reservierung des Schiffsliegeplatzes über die Zollabwicklung bis hin zur Verladung auf Zug oder Lkw.
  • Automatisierter Betrieb – optimierte, vorausschauende Wartung: Die Verkehrsmittel werden in optimaler Geschwindigkeit mit optimalem Abstand zueinander unterwegs sein. Assistenzsysteme übernehmen die Kontrolle, die Arbeitsplätze werden aufgewertet. KI-Systeme leiten rechtzeitig Instandhaltungsmaßnahmen, so dass die Lebensdauer von Infrastruktur und Verkehrsmittel erhöht wird. Dadurch werden Ausfallzeiten minimiert und Ersatzteile rechtzeitig bestellt.
  • Intelligente Infrastruktur – digitalisierte Planung: Eine übergeordnete Leit- und Sicherungstechnik schafft mehr Kapazität und höhere Sicherheit. Auf der Schiene mit ETCS und CBTC (für Nahverkehr), bei der Binnenschifffahrt mit RIS und in der Luft mit SESAR. Digitale Verkehrssignale steuern den Straßenverkehr, zeigen Lkw-Parkplätze an und optimieren diese.

Quelle und Foto: DVF




Jahrhundertchance für Hamburg und Norddeutschland

Das Bundesverkehrsministerium, die Stadt Hamburg und die Deutsche Bahn bringen eine Machbarkeitsstudie für eine Kapazitätserweiterung der Norderelbbrücke auf den Weg. Ziel der Prüfung ist die Machbarkeit der Kapazitätserweiterung der Norder- und Süderelbbrücke (Strecke Hamburg HBF – Hamburg-Harburg), um auf diese Weise einen zentralen Engpass im deutschen Schienenverkehr zu beseitigen.

Eine ohnehin anstehende Sanierung der Fernbahnbrücken könnte – bei einer erfolgreichen Machbarkeitsstudie und wenn der zusätzliche Bedarf festgestellt wird – mit dem Bau zweier zusätzlicher Gleise verbunden werden. Es wäre die erste Kapazitätserweiterung der Fernbahn in Hamburg über die Elbe seit fast 100 Jahren. Aktuell verengen sich die vier Gleise vom Hauptbahnhof und zwei Gleise aus Richtung Rothenburgsort im Bereich zwischen den beiden U- und S-Bahn-Stationen Elbbrücken zu vier Gleisen und bilden südlich des Hauptbahnhofs einen „Flaschenhals“ auf der Schiene.

„Mit der anstehenden Neuplanung der Norder- und Süderelbbrücken und der damit verbundenen Machbarkeitsstudie wollen wir eine Jahrhundert-Chance prüfen, ob die Schienenkapazität an einem echten Engpass für ganz Norddeutschland dauerhaft erweitert werden kann. Sechs statt vier Gleise über die Norderelbe für den Fern-, Regional und Güterverkehr wären ein echter Schub für die Mobilitätswende in Hamburg, die Region, aber auch für den Deutschland-Takt insgesamt. Es ist ein wichtiger Schritt, dass Bund, Bahn und Hamburg jetzt gemeinsam schauen wollen, ob und wenn ja wie wir diese große Chance ergreifen und umsetzen können. Wir werden diese Schritte eng und partnerschaftlich mit dem Land Niedersachsen abstimmen“, sagt Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende.

Und weiter: „Die Stadt Hamburg ist dafür jetzt einen wichtigen Schritt gegangen: Wir haben beschlossen, die anstehende Sanierung der Freihafenelbbrücke zu verschieben, um den notwendigen Platz für die Realisierung einer weiteren Brücke über die Elbe nicht zu verbauen. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende hat zudem eine Arbeitsgemeinschaft Elbbrücken ins Leben gerufen, um die komplizierten Prozesse der Neuplanung der Fernbahnbrücken, der Sanierung der Freihafenelbbrücke, des Neubaus der U-Bahnbrücke auf den Grasbrook sowie die Neubauten der A1 Norder- und Süderelbbrücken besser zu synchronisieren, die Chancen zu nutzen und die Auswirkungen zu minimieren. Zudem sind hier die diversen Belange der Stadtentwicklung auf dem Grasbrook, der Bau des Elbtowers und die stadtbildprägende Funktion der Brücken zu berücksichtigen. Ich bedanke mich bei allen Partnern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Die von DB Netz AG und Hamburg vorgeschlagene Kapazitätserweiterung der Norder- und Süderelbbrücke (Strecke Hamburg-Harburg – Hamburg Hbf) sind neue Projekte und daher im aktuellen Bedarfsplan für die Bundesschienenwege nicht enthalten.
Um die verkehrliche Sinnhaftigkeit einer Kapazitätserweiterung des Knotens Hamburg strategisch zu beurteilen, wird das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen einer Machbarkeitsstudie neben einer weiteren westlichen Elbquerung in Hamburg auch die Variante eines Kapazitätsausbaus der Bestandsstrecke, insbesondere der Elbbrücken, betrachten. Die Arbeiten an der Studie sollen noch in diesem Jahr beginnen. Erste Ergebnisse sollen 2022 vorliegen. Sollte sich im Ergebnis der gesetzlich vorgeschriebenen nun anstehenden Bedarfsplanüberprüfung (BPÜ) vor dem Hintergrund einer neuen Verkehrsprognose zusätzlicher Ausbaubedarf abzeichnen, können unter Berücksichtigung der Studienergebnisse die ggf. erforderlichen kapazitativen Maßnahmen im Knoten Hamburg bewertet und bei positivem Ergebnis in den Bedarfsplan aufgenommen werden. Wir streben an, die Untersuchungen zur BPÜ im Jahr 2023 abzuschließen.“

Manuela Herbort, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn AG für Hamburg und Schleswig-Holstein: „Die verkehrlichen Anforderungen an den Knoten Hamburg und auf die Verbindungen zwischen Hamburg und den angrenzenden Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden steigen. Die Engpassbeseitigung würde sich sehr positiv auf den Bahnverkehr im Norden auswirken und somit mehr Verkehr auf der umweltfreundlichen Schiene zulassen. Daher ist die Machbarkeitsstudie für die Kapazitätserweiterung über die Norderelbe der richtige Schritt.“
Auf der Norderlebbrücke besteht aktuell ein großer Engpass. Schon der Fahrplan 2020 ergab hier eine Überlastung des Streckenabschnitts und damit auch der Brücke. Die vorhandenen Engpässe führen in der Praxis dazu, dass zwischen Hauptbahnhof und Harburg teilweise keine freien Fahrbahntrassen mehr verfügbar sind. Die daraus resultierenden Einschränkungen wirken sich zeitweise negativ auf das gesamte Schienennetz aus. Auch für die Umsetzung der Mobilitätswende und des Deutschland-Taktes ist deshalb eine deutliche Steigerung der Kapazitäten nötig.
Um die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten zu können, hat der Hamburger Senat entschieden, die Vergabe für die geplante Sanierung der Freihafenelbbrücke vorerst zurückzustellen.

Quelle: Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, Foto: HHM / Hasenpusch Productions




Bund fördert den Umstieg bei Motoren

Das Bundesverkehrsministerium verstärkt seine Bemühungen, der Binnenschifffahrt den Umstieg auf besonders umweltschonende Antriebe zu ermöglichen und einen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu leisten: Am Mittwoch, 22. September 2021, trat die neue „Förderrichtlinie für die Beschaffung und den Einbau von emissionsärmeren Dieselmotoren“ in Kraft. Gefördert wird neben den Motoren außerdem die Nachrüstung mit Katalysatoren, Partikelfiltern und Kraftstoff-Wasser-Emulsionsanlagen.

Pünktlich zum Auftakt von Deutschlands größter Binnenschifffahrtsmesse in Kalkar wurde das neue Förderprogramm im Bundesanzeiger veröffentlicht. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) freut sich über diese Initiative. BDB-Präsident Martin Staats (MSG, Würzburg) erklärt hierzu:

„Im Flottenmodernisierungsprogramm, das im Juli in Kraft getreten ist, sind die allein mit Diesel betriebenen Motoren nicht enthalten. Ich habe in Gesprächen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer deutlich gemacht, dass das Schifffahrtsgewerbe zwar gerne bereit ist, in innovative Antriebe und in mit alternativen Kraftstoffen betriebene Motoren zu investieren. Wir sind aber insbesondere in der Großschifffahrt noch so lange auf den Dieselmotor angewiesen, bis leistungsstarke und bezahlbare Antriebsalternativen in Serienreife am Markt verfügbar sind, die entsprechende Versorgungsinfrastruktur europaweit gegeben ist und eindeutige Regelwerke zum Einsatz innovativer Schiffe vorliegen. Deshalb freut es mich, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer diese Hinweise mit dem neuen Förderprogramm aufgreift. Er unterstützt damit die klein- und mittelständisch strukturierten Unternehmen in der Güterschifffahrt bei ihrem Umstieg auf deutlich emissionsärmere Dieselmotoren. Das ist zugleich ein sinnvoller Beitrag für weniger Luftschadstoffe und für mehr Umweltschutz.“

Das neue Programm stellt eine sinnvolle und erfreuliche Ergänzung zum im Juli 2021 in Kraft getretenen Flottenmodernisierungsprogramm dar, auch wenn die Bezuschussung der Dieselmotoren hinter den Fördersummen dieses Programms zurückbleibt: Die Höhe der Zuwendung beträgt je nach Unternehmensgröße 40 % bis 60 % der sog. zuwendungsfähigen Investitionsausgaben, das heißt der nachgewiesenen Ausgaben für die Anschaffung des Dieselmotors bzw. des Abgasnachbehandlungssystems sowie die Aus- und Einbaukosten. Der Zuwendungshöchstbetrag je Unternehmen beträgt maximal 200.000 Euro in einem Zeitraum von drei Jahren.

Gefördert wird bis Ende 2022 der freiwillige Austausch von bereits im Einsatz befindlichen Dieselmotoren gegen emissionsärmere Stufe-V-Motoren der Klassen IWP, IWA, NRE (bis 560 kW) und als gleichwertig anerkannte Motoren im Sinne der europäischen NRMM-Verordnung. Fördervoraussetzung ist, dass diese Motoren mit einem Abgasnachbehandlungssystem ausgerüstet sind und die derzeit einzuhaltenden Emissionsgrenzwerte neuer Motoren deutlich unterschritten werden. Die Abgasnachbehandlungsanlagen sind förderfähig, wenn 90 % der Partikelmasse und 70 % der Stickstoffemissionen reduziert werden. Details regelt die neue Richtlinie, die nach der Veröffentlichung unter www.elwis.de, Rubrik „Service“ zu finden sein wird.

Ziel der Förderrichtlinie ist eine Beschleunigung der nachhaltigen Entwicklung der Binnenschiffsflotte durch den Austausch älterer, noch betriebsfähiger Dieselmotoren durch neue, die Emissionsgrenzwerte der Stufe V übererfüllende Dieselmotoren. Die deutsche Flotte mit knapp 3.500 Binnenschiffen hat ein hohes Durchschnittsalter. Auf diesen Binnenschiffen sind insgesamt etwa 12.000 Hauptantriebs-, Hilfsantriebs- und Schiffsbetriebsmotoren im Einsatz. Da Binnenschiffsmotoren bei guter Wartung jahrzehntelang halten, kann angenommen werden, dass etwa 75 % der deutschen Binnenschiffsflotte noch mit Motoren aus den Jahren vor 2003 fahren. Das Ende der wirtschaftlichen Lebensdauer der alten Dieselmotoren, die technisch noch funktionsfähig sind, ist oft noch nicht erreicht, so dass keine Notwendigkeit besteht, sie auszutauschen, während die Auswirkungen auf Umwelt und Klima mit neuen Motoren deutlich verbessert werden können. Die Richtlinie dient als Anreiz für Binnenschiffsunternehmen, die nicht über ausreichendes Eigenkapital verfügen, um in emissionsärmere Dieselmotoren zu investieren. Das Bundesverkehrsministerium erwartet, dass mit Hilfe dieser Förderung bis Ende 2022 rund 600 Motoren ausgetauscht werden können.

Quelle und Foto: BDB,  durch das neue Förderprogramm zur Umrüstung auf besonders emissionsarme Dieselmotoren wird das Flottenmodernisierungsprogramm für das Binnenschifffahrtsgewerbe sinnvoll ergänzt.




Bevorzugter Hub für COSCO-Verkehre

CSPL, ein in Hongkong notierter Terminalbetreiber und Mitglied der COSCO Shipping Gruppe, erhält eine 35-prozentige Minderheitsbeteiligung an dem Hamburger Containerterminal. Die HHLA sieht in der Beteiligung eine Stärkung der Kundenbeziehung mit dem chinesischen Partner sowie eine nachhaltige Planungssicherheit für den Container Terminal Tollerort, um Auslastung und Beschäftigung im Hamburger Hafen zu sichern. Mit der Minderheitsbeteiligung von CSPL wird der CTT zu einem sogenannten „Preferred Hub“ in Europa, also einem bevorzugten Umschlagpunkt von COSCO, wo Ladungsströme konzentriert werden.

Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA: „Die maritime Welt ist derzeit sehr starken Veränderungen ausgesetzt. Langjährige und vertrauensvolle Kundenbeziehungen, wie sie die HHLA seit 40 Jahren im Warenverkehr mit China pflegt, sind deshalb besonders wichtig. Schon 1982 wurde der erste chinesische Frachter am Tollerort abgefertigt. Seither hat sich der Terminal zu einem Knotenpunkt für Linienverkehre der heutigen COSCO Shipping Lines entwickelt. Vor diesem Hintergrund verfolgen HHLA und COSCO gleichermaßen das Ziel einer erfolgreichen Zukunftssicherung des CTT und noch stärkeren Verzahnung chinesischer Logistikströme am Standort Hamburg.“

Zhang Dayu, Managing Director von CSPL: „Der Container Terminal Tollerort in Hamburg ist eine wichtige Säule der Logistik in Europa und hat sehr gute Entwicklungsperspektiven für die Zukunft. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unserem Partner HHLA die vorhandenen Potenziale zu entfalten und den Standort erfolgreich weiterzuentwickeln.“

Am CTT werden heute unter anderem zwei Fernost-Dienste, ein Mittelmeer-Verkehr und ein Ostsee-Feeder-Dienst von COSCO abgefertigt. Ungeachtet der vereinbarten Minderheitsbeteiligung von CSPL wird der CTT im Netzwerk der HHLA auch weiterhin für alle Reedereikunden offen sein.

Der CTT ist einer von drei Containerterminals der HHLA im Hamburger Hafen. Die Anlage verfügt über vier Liegeplätze und 14 Containerbrücken. Hier werden unter anderem die größten Containerschiffe von COSCO mit einer Stellplatzkapazität von 20.000 TEU und mehr abgefertigt. Der Terminal-eigene Bahnhof ist mit seinen fünf Gleisen ausgezeichnet an das Hinterland angebunden, sodass Güter schnell zwischen den europäischen Zielmärkten und dem CTT bewegt werden können.

Der Hamburger Hafen ist der wichtigste logistische Knotenpunkt für den maritimen und den kontinentalen Warenverkehr zwischen China und Europa. Fast jeder dritte Container, der in Hamburg über die Kaikante geht, stammt aus China oder ist für den chinesischen Markt bestimmt. Durch die strategische Partnerschaft mit CSPL wird entsprechend nicht nur der CTT und die HHLA, sondern die Position Hamburgs als Logistikhub in der europäischen Nordrange und gegenüber dem Ostseeraum gestärkt.

Der Vollzug der Transaktion ist vorbehaltlich verschiedener wettbewerbs- und außenwirtschaftsrechtlicher Genehmigungen. Der Aufsichtsrat der HHLA hat der Minderheitsbeteiligung bereits zugestimmt.

Quelle: HHLA, Foto: HHM




Never walk alone – KI, 5G und Blockchain

Unter dem Motto »Never walk alone – KI, 5G und Blockchain mit Open Source und Open Innovation gemeinsam meistern« beteiligen sich rund 800 Teilnehmer am digitalen »Zukunftskongress Logistik – 39. Dortmunder Gespräche«. Dabei beleuchten Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Chancen gemeinsamer Innovationen in einer digitalen Plattformökonomie.

Der gemeinsam von Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und dem Digital Hub Logistics veranstaltete »Zukunftskongress Logistik – 39. Dortmunder Gespräche« fand aufgrund der Corona-Pandemie zum zweiten Mal als rein digitale Veranstaltung und für alle Teilnehmer kostenlos statt.

Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, erläuterte in seinem Eröffnungsvortrag, wie sich mit Hilfe von Open Source und Open Innovation die Potenziale von Technologien wie Künstliche Intelligenz, 5G und Blockchain gemeinsam heben lassen. »Das klare Bekenntnis führender Logistikunternehmen zu Open Source markiert einen Paradigmenwechsel in der Logistik. Nur so wird es gelingen, die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen und gemeinsam das Ecosystem einer zukünftigen Silicon Economy zu gestalten – und eine europäische Antwort auf die rasanten Entwicklungen in den USA oder China zu geben«, so ten Hompel.

Im Anschluss folgten neben einem Grußwort von Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, eine Keynote von Dr. Reinhold Achatz, ehemals thyssenkrupp, zum Thema »Datenräume – ein neues Paradigma für souveränen Datenaustausch« sowie eine Podiumsdiskussion zum Thema »Digitalisierung – gemeinsame Herausforderungen gemeinsam meistern« mit Prof. Michael ten Hompel, Dr. Reinhold Achatz, Dr. Stephan Peters, Vorstandsmitglied bei Rhenus, und Gordon Riske, Vorsitzender des Vorstands bei der KION GROUP. Weitere Schwerpunktthemen des ZukunftsPlenums am ersten Kongresstag waren Nachhaltigkeit in der Logistik und Blockchain.

In den themenspezifischen Sequenzen des Fraunhofer-Symposiums am zweiten und dritten Kongresstag ging es um Themen wie AGV-basierte Kommissionierung, Gamification, Blockchain-Start-ups, Künstliche Intelligenz (KI) in der Logistik, multimodale Transportketten und nachhaltige Logistikstandorte. Zudem stellt die Digital Sandbox an allen drei Kongresstagen aktuelle Innovationen aus dem Fraunhofer IML vor.

Auch die Preisträger des Digital Logistics Awards 2021, eine der bedeutendsten Auszeichnungen in der Logistik-Start-up-Szene, wurden am ersten Kongresstag gekürt: Die Start-ups Manyfolds, logistics.cloud und AllRead MLT haben es auf die ersten drei Plätze des Wettbewerbs um die innovativsten digitalen Lösungen für die Logistik geschafft und konnten somit Preisgelder im Gesamtwert von 22 000 Euro entgegennehmen. Erstmals gab es auch eine Sonderehrung in der Kategorie »Smart Logistics in Africa«. Als Gewinner in dieser Kategorie wurde das Unternehmen Chekkit Technologies aus Nigeria ausgezeichnet.

Quelle und Foto: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML




Hansefest in Neuss war voller Erfolg

Bürgermeister Reiner Breuer hatte am letzten Samstag alle teilnehmenden Hansestädte zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen und herzlichst begrüßt. Nach der coronabedingten Zwangspause, freuten sich die Hansestädte Brilon, Lübeck, Salzwedel, Wesel, Kalkar, Emmerich und Stralsund ganz besonders, in Neuss wieder ein richtiges Hansefest zu feiern.

Bei schönstem Wetter verwandelte sich die Innenstadt das ganze Wochenende in einen kunterbunten Markt mit vielen Ständen und verkaufsoffenen Geschäften. Für Bürgermeister Reiner Breuer war dies ein freudiges, fast ungewohntes Gefühl: „Die Pandemie ist ja leider noch nicht vorbei, daher sind wir sehr glücklich, dass es uns hier in Neuss gelungen ist, so ein Fest auf die Beine zu stellen. Zwar mit besonderen Spielregeln, aber ohne Zugangsbeschränkungen auf dem Markt.“ Dies ist auch ein Erfolg für den Veranstalter, die Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss e.V. (ZIN), denn neben vielen Neusserinnen und Neussern kamen zahlreiche Besucher aus dem Umland.

Ermöglicht wurde das Hansefest durch die enorme Unterstützung der Neusser Politik und der Stadtverwaltung. Ein ganz besonderes Highlight war in diesem Jahr das Räuberkonzert am Samstagabend. Für dieses Konzert am Samstagabend wurden jedoch Einlasskontrollen durchgeführt. Wer auf den Münsterplatz wollte, musste einen Nachweis erbringen, dass er eines von den drei G´s besitzt – also geimpft, genesen oder getestet (Antigen-Test) ist. An zahlreichen Ständen erhielten Interessierte Informationen über die Hansestädte Brilon, Lübeck, Salzwedel, Wesel, Kalkar, Emmerich und Stralsund. Auch die Stadt Neuss präsentierte sich ihren Besucherinnen und Besuchern ebenso wie die Neusser Jugendhanse und die Hanse-Gesellschaft Neuss. Die Präsentation hatte den Grund, auf den vom 26. bis 29. Mai 2022 in Neuss stattfindenden 42. Internationalen Hansetag hinzuweisen.

Weitere Stände waren die des Wassersportvereins „Pulchra Amphora“, der DGzRS, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, und der NEWI (Neusser Eine Welt Initiative), die zum Thema „Hanse, Handel, Fairer Handel“ einlud auf eine leckere Tasse „Neuss Cafe“. Außerdem gab es einen Stand der Stadt, der die Bürgerinnen und Bürger über die Planungen und Ideen für eine mögliche Landesgartenschau in Neuss informierte. Der Freithof verwandelte sich und gab einen spannenden Einblick in die Hansezeit des 16. Jahrhunderts. Es gab einen historischen Schauplatz mit Darstellerinnen und Darstellern in zeitgemäßen Gewändern. Die Besucherinnen und Besucher konnten in das alltägliche Dorfleben zur Blütezeit der Hanse eintauchen. Handwerker wie Stellmacher und Kerzenzieher und andere Künstler demonstrierten ihre Fertigkeiten. Es wurden Schaufechtkämpfe geboten und Interessierte erlebten, wie ein Rattenfänger versuchte der vierbeinigen Plage Herr zu werden.

Quelle und Foto: Stadt Neuss




Brennstoffzellen dürfen endlich an Bord

Nach mehr als 10 Jahren Entwicklungsarbeit hat die International Maritime Organization (IMO) Sicherheitsvorschriften für die Zulassung von Schiffen mit Brennstoffzellenantrieb verabschiedet, die nach Zustimmung des „Maritime Safety Committee“ im Mai 2022 in Kraft treten werden. Damit kann jetzt der Kurs auf die breite industrielle Anwendung in der kommerziellen Schifffahrt gesetzt werden, um mit effizienten Energiewandlern und klimaneutralen Treibstoffen emissionsfreie Schiffe zu realisieren.

Hierzu kommentiert Dr. Ralf Sören Marquardt, VSM-Geschäftsführer und IMO-Repräsentant des europäischen Schiffbauverbandes: „Dies ist ein Meilenstein für energieeffizientere Schiffe und alternative Energieträger. Die IMO-Entscheidung erfolgt gerade noch rechtzeitig, um die marktreifen Innovationen europäischer Werften und Anlagenhersteller in die praktische Anwendung zu bringen. Hierdurch werden Wettbewerbsvorteile ermöglicht und maritime Beiträge zu Klimaschutz und Energiewende geleistet.“

In Deutschland wurden im Rahmen des Verbundforschungsvorhabens „e4ships – Brennstoffzellen im maritimen Einsatz“ zahlreiche innovative Energieversorgungssysteme entwickelt. Noch in diesem Jahr wird die „Aidanova“ nachgerüstet und dann als weltweit erstes großes Kreuzfahrtschiff mit Brennstoffzellen in See stechen. Das Vorliegen international akzeptierter Sicherheitsstandards ist dabei eine unverzichtbare Voraussetzung für die Betriebserlaubnis der Flaggenstaatsverwaltung.

Zu diesem Erfolg hat insbesondere der im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie geförderte e4ships-Innovationscluster beigetragen, durch den unter VSM-Koordinierung Forschungsergebnisse und regulatorische Vorschläge direkt in die IMO-Vorschriftenentwicklung eingebracht werden konnten. Eine intensive Industriebeteiligung an der Entwicklung von Sicherheitsstandard ist weiterhin notwendig, um das Portfolio Brennstoffzellen geeigneter Treibstoffe zu erweitern.

Jetzt kommt es darauf an, verfügbare Technologien in großem Stil in Fahrt zu bringen. Nachhaltigkeitskriterien dürfen dabei nicht der Technikentwicklung hinterherhinken. VSM-Hauptgeschäftsführer, Dr. Reinhard Lüken, betont die europäische Dimension der Aufgabe: „Die IMO hat jetzt erstmal geliefert. Nun ist Brüssel die nächste Haltestelle auf dem Weg zu branchengerechten Rahmenbedingungen für die maritime Energiewende. Die dort just im Rahmen der Taxonomie festgeschriebenen Klimakriterien erkennen die Nutzung von synthetischem Methanol noch nicht als nachhaltige Option an. Solche handwerklichen Fehlsteuerungen dürfen wir uns nicht mehr leisten!“

Quelle und Foto: Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V., Dr. Ralf Sören Marquardt, VSM-Geschäftsführer und IMO-Repräsentant des europäischen Schiffbauverbandes




LIQVIS und VTG testen rollende Pipeline

Die VTG AG hat für die LIQVIS GmbH, eine Tochtergesellschaft von Uniper SE, einen ersten erfolgreichen Testtransport von tiefkalt verflüssigtem Erdgas – kurz LNG – im speziell entwickelten Kesselwagen erfolgreich durchgeführt. Die Beladung fand mit technischer Unterstützung durch Chart Ferox a.s. auf dem Gelände der Brunsbüttel Ports GmbH statt und wurde anschließend per Schienentransport zum rund 800 km entfernten Uniper-Kraftwerk Ingolstadt befördert.

LIQVIS möchte mit diesem Projekt, den Transport von LNG auf der Schiene als eine wichtige Alternative untersuchen, LNG sicher, wirtschaftlich und umweltschonend zu möglichen LNG-Verteilzentren zu bringen. Auf der Schiene könnten größere Mengen in einem Lot transportiert werden und dadurch Transportemissionen reduziert und Straßen entlastet werden. Zudem zeichnet sich der Transport von Gefahrgütern auf der Schiene durch eine allgemein hohe Sicherheit aus.

VTG engagiert sich seit vielen Jahren für den Energieträger LNG. Als erstes und bisher einziges Unternehmen im Bahnsektor hat VTG in Zusammenarbeit mit Chart Ferox a.s. einen innovativen Güterwagen entwickelt, der den Transport von LNG abseits der Seewege, des Straßentransports und eines Pipelinenetzes innerhalb Europas ermöglicht. Die neuartigen Kesselwaggons sind mit einem vakuumisolierten Tank ausgestattet, wodurch die Transporttemperatur, Einfülltemperatur für LNG sichergestellt ist und konstant gehalten wird. „VTG besitzt das erforderliche Know-how und die Logistikkonzepte, um bereits jetzt LNG zuverlässig, schnell und klimafreundlich über das europäische Schienennetz zu transportieren“, sagt Heinz-Jürgen Hiller, Business Development LNG Europe. „Als rollende Pipeline können unsere LNG-Kesselwagen Industrien mit einem großen Energiebedarf permanent mit Flüssigerdgas versorgen. Wir freuen uns über die Partnerschaft und schließen eine Lücke im Schienengüterverkehr.“

Sebastian Gröblinghoff, Geschäftsführer der LIQVIS GmbH: „Die durchgängige und sichere Belieferung unserer bestehenden und geplanten Tankstellen mit LNG ist für unsere Kunden und uns von zentraler Bedeutung. Dabei arbeiten wir daran, neben der Bereitstellung eines möglichst CO2-armen Produktes an unseren Tankstellen auch über die gesamte vorgelagerte  Wertschöpfungskette aktiv CO2-Emissionen einzusparen. Mit VTG haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der unsere Vision einer nachhaltigen Zukunft teilt und mit uns im Rahmen des Testprojektes prüft, wo es noch Optimierungspotenziale bei der Belieferung unseres Tankstellennetzwerkes mit LNG gibt.“

Für die Verladung wurde der Elbehafen der Brunsbüttel Ports GmbH gewählt, nachdem bereits die Erstbefüllung des speziell entwickelten VTG Kesselwaggons mit LNG im April 2016 dort durchgeführt wurde. „Der Brunsbütteler Elbehafen hat sich aufgrund der strategisch günstigen Lage am Schnittpunkt Elbe und Nord-Ostsee-Kanal, der direkten Nähe zum Hamburger Hafen sowie dem direkten Zugang zu den baltischen und skandinavischen Märkten über den NOK in den vergangenen Jahren zu einem der führenden LNG-Standorte an der deutschen Nordseeküste entwickelt“, erläutert Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group. Regelmäßig finden sowohl truck-to-ship als auch ship-to-ship  LNG-Bebunkerungen in Brunsbüttel statt. Die Planungen für ein LNG Import- und Distributionsterminal werden am Standort vorangetrieben. Eine Weiterverteilung des LNG könnte ab Brunsbüttel sowohl über die Schiene in Kooperation mit VTG als auch über LNG-Bunkerschiffe sowie über das Pipelinenetz erfolgen.

Quelle und Foto: VTG Aktiengesellschaft




Doppelbesatzungen in LKWs sparen Kosten

Ein LKW = ein Fahrer oder eine Fahrerin. Bisher gängige Praxis in der Logistik. Eine neue Studie der KLU zeigt nun, dass Unternehmen Kosten sparen können, wenn sie stattdessen auf einen Mix aus Einzel- und Zweierteams in ihren LKWs setzen. Das gilt auch für Länder mit hohem Lohnniveau – und es muss für die Teamfahrten nicht unbedingt mehr Personal eingestellt werden.

Effektives Flottenmanagement mit möglichst wenig Leerfahrten steht seit langem im Fokus von Wissenschaft und Praxis der Logistik. Ein bisher vernachlässigter Aspekt im Straßentransport: Wie können die vorhandenen Fahrer*innen bestmöglich auf die Fahrzeuge aufgeteilt werden? „Sehr viele Transportunternehmen setzen grundsätzlich nur eine Person pro Fahrzeug ein. Lediglich aus Sicherheitsgründen werden regelmäßig Teams eingesetzt“, sagt Asvin Goel, Professor für Logistik und Supply-Chain-Management an der KLU.

Seine aktuelle Studie untersucht, ob und unter welchen Bedingungen Doppelbesatzungen für LKW effizienter als Einzelfahrer*innen sind. Co- Autoren sind Prof. Thibaut Vidal von der Ingenieurs-Hochschule EPM in Montréal und Dr. Adrianus Leendert Kok, Chefentwickler des niederländischen Software-Unternehmens ORTEC. „Doppelbesatzungen sind vor allem auf langen Strecken im Vorteil“, erklärt Goel. Sie erreichten schneller ihr Ziel, da der LKW seltener aufgrund von vorgeschriebenen Pausenzeiten stehe.

Bisher zögern viele Transportunternehmen, Fahrerteams einzusetzen. Viele Unternehmen befürchten höhere Kosten oder Schwierigkeiten, überhaupt zusätzliche Fahrer*innen zu finden. Zudem fehlt es an geeigneten Tools, um schnell und effektiv den besten Mix zur Aufteilung der Besatzungen zu finden. „Wir haben in unserer Studie einen Lösungsansatz entwickelt, mit dem Routen- und Fahrereinsatzpläne gleichzeitig optimiert werden können“, erklärt Goel. Zum Einsatz kommt dabei ein eigens entwickelter Algorithmus. „Mithilfe des Algorithmus wird dann der effizienteste Routen- und Fahrereinsatzplan identifiziert und festgestellt, ob nur Einzelfahrer, Teams oder ein Mix aus beidem optimal für die geplanten Touren geeignet ist“, sagt Goel.

„In fast allen von uns simulierten Szenarien konnten die Kosten durch den Einsatz von Einzel- und Teambesetzungen signifikant gesenkt werden – auch

bei kurzen Strecken“, erklärt Goel. Da sich Fahrer- und Fahrerinnen bei Doppelbesatzungen abwechseln könnten, seien die Reisezeiten (inkl. aller Pausen und Ruhezeiten) häufig deutlich kürzer als bei Einzelbesatzungen. „Dadurch ist der Personalbedarf auch bei einem Einsatz von Doppelbesatzungen nicht zwangsweise höher“, so Goel.

Innerhalb der Studie wurde der neue Ansatz mit anonymisierten Daten eines Kunden, der bereits die Planungstools von ORTEC nutzt, getestet. Die Daten beinhalten Lieferorte, Verteilzentren und die gewünschten Lieferzeiten. „Obwohl die Prozesse bereits für den Einsatz von Einzelfahrern optimiert waren, konnten wir für diesen Anwendungsfall ein Einsparpotenzial von im Schnitt 0,8 bis 3,5 Prozent der Kosten durch den Einsatz von Teambesatzungen für einen Teil der Fahrzeugflotte nachweisen“, erklärt Goel. Im Rahmen zusätzlicher Testszenarien konnten sogar Einsparungen von im Schnitt 5,6 bis 7,2 Prozent erreicht werden. „Wenn man die typischerweise sehr niedrigen Gewinnmargen im Transportsektor berücksichtigt, können diese Einsparungen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil bedeuten“, sagt Goel.

„Insgesamt unterstreicht unsere Studie, dass eine optimale Fahrereinsatzplanung großes Potenzial für Unternehmen bietet, ihre Kosten zu senken. Es lohnt sich für Unternehmen, den Einsatz von Zweier-Teams nicht mehr grundsätzlich auszuschließen“, sagt Goel. „Selbst wenn sehr hohe Löhne berücksichtig wurden, zeigten unsere Experimente in vielen Fällen geringere Kosten für Fahrerteams.“

Publikation: A. Goel, T. Vidal and A. L. Kok, To team up or not – Single versus team driving in European road freight transport, in: Flexible Services and Manufacturing Journal (forthcoming), https://doi.org/10.1007/s10696-020-09398-0

Die staatlich anerkannte Kühne Logistics University – Wissenschaftliche Hochschule für Logistik und Unternehmensführung (KLU) ist eine private Hochschule mit Sitz in der Hamburger HafenCity. Die Forschung konzentriert sich auf die Schwerpunkte Sustainability, Digital Transformation und Creating Value in den Bereichen Transport, globale Logistik und Supply Chain Management.

Die KLU hat das Promotionsrecht und kann damit als eine von wenigen privaten Hochschulen in Deutschland eigenständig Doktortitel vergeben. Das Ranking der Wirtschaftswoche 2021 weist die KLU im Fach BWL als eine der forschungsstärksten Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Hinsichtlich der Forschungsleistung pro Professor*in belegt die KLU den 4. Platz in Deutschland und den 8. in der DACH-Region. Im neusten CHE-Hochschulranking erreicht die KLU in allen Hauptkriterien die Höchstbewertung.

Mit einem Bachelor- und drei Masterstudiengängen, einem strukturierten Doktorandenprogramm und einem berufsbegleitenden MBA bietet die KLU ihren 400 Studierenden eine hohe Spezialisierung und exzellente Studienbedingungen. Ein internationales Team von 24 Professorinnen und Professoren unterrichtet auf Englisch. Fach- und Führungskräfte profitieren in offenen und maßgeschneiderten Managementseminaren von der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf praktische Fragestellungen.

Quelle und Foto: KLU




Politik braucht mehr Mut für Innovationen

Deutschland und die EU müssen Innovationen schneller in den Markt bringen. Darin waren sich führende Vertreterinnen und Vertreter der Mobilitätswirtschaft und Politik auf der DVF-Veranstaltung zum Thema „Automatisierung des Mobilitätssektors“ einig. DVF-Präsidiumsmitglied Müslüm Yakisan, President DACH Region ALSTOM, setzte sich dabei für mehr Tempo bei der Umsetzung neuer Ideen ein: „Wir müssen schneller liefern, um den Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können. Dafür sind die politischen Ziele zum Klimaschutz mit Maßnahmen und Zeitplänen, klaren Verantwortlichkeiten und einer gesicherten Finanzierung zu hinterlegen.“

Egal ob alternative Antriebe, intelligente Systeme zur Fahrzeugkommunikation oder die digitale automatische Kupplung – alle Innovationen können ihren Nutzen erst mit ihrer Anwendung entfalten. Diese sei durch gezielte Förderungen seitens der EU, des Bundes und der Länder zu beschleunigen, so Yakisan. „Die Bahnindustrie zählt bereits heute zu den saubersten Branchen im Verkehrssektor. Dennoch gehen wir davon aus, dass bis 2035 rund 5.000 Dieselzüge zu ersetzen sind. Hierfür kommen nur alternative, emissionsfreie Lösungen wie Batterie- oder Wasserstoffantriebe in Frage. Gezielte Anreize dafür sind wichtig, damit es Aufgabenträgern in Deutschland leichter fällt, Investitionsentscheidungen in die richtige Richtung zu treffen. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass die Bahnindustrie ihren Beitrag leisten kann, um die europäischen Klimaziele zu erreichen.“

Stefan Muhle, Staatssekretär Digitalisierung Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, rief Politik und Staat auf, mutiger zu sein und Innovationen umzusetzen. In Deutschland sei die Wirtschaft der Treiber bei der Digitalisierung, weniger der Staat. Die staatlichen Institutionen müssten stärker zusammenarbeiten und die Grundlage für die Digitalisierung, also den Ausbau der digitalen Infrastruktur, vorantreiben.

Viel zu oft würden die EU-Mitgliedstaaten die notwendige Harmonisierung von Regeln auf europäischer Ebene ausbremsen, um ihre nationale Wirtschaft zu stützen, meinte Anna Deparnay-Grunenberg MdEP, Vize-Präsidentin Rail Forum Europe, Mitglied im Ausschuss für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments. Beispielgebend sei die fehlende europaweite Ticketbuchung: „Bei der Überarbeitung der Bahnpassagierrechte gab es leider keinen signifikanten Fortschritt. Hier muss die EU nachlegen, damit das Bahnfahren in der EU eine echte Alternative zum Fliegen wird. Dafür brauchen wir einen offenen Austausch und Zugang zu Ticketdaten. Notfalls in Form einer europäischen Buchungsplattform.“

Renata Jungo Brüngger, DVF-Präsidiumsmitglied, Vorstandsmitglied Integrität und Recht Daimler AG, als Vertreterin des Straßenverkehrs erklärte: „Für die erfolgreiche Digitalisierung der Mobilität brauchen wir vor allem zwei Dinge: eine moderne Infrastruktur und einen verbindlichen Rechtsrahmen.“ Hinsichtlich des automatisierten Fahrens seien die technischen Hürden hoch und der rechtliche Rahmen sehr komplex. Häufiger würden mehr die Risiken als die Chancen von Innovationen gesehen, woraus sich restriktive Rahmenbedingungen entwickeln. Gebraucht werde eine Harmonisierung der Regeln in Europa.

Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr, Vorstand Digitalisierung & Technik (kommissarisch), Deutsche Bahn AG, ging davon aus, dass bei der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) zu Jahresende ein technischer Standard europaweit definiert sei. Jetzt komme es darauf an, dass diese neue Technik seitens der EU und der Mitgliedstaaten gefördert werde. Die europäischen Bahnbetreiber könnten die Ausrüstung mit der DAK finanziell alleine nicht stemmen. „Der Güterverkehr auf der Schiene ist unser Ass im Ärmel für mehr Umweltschutz. Mit mehr Gütern auf der Schiene schaffen wir es, die Klimaziele in Europa zu erreichen. Durch die digitale Schiene werden wir deutlich mehr fahren können. Dafür müssen wir (nur) die 450.000 Güterwagen und 17.000 Loks in Europa mit der Digitalen Automatischen Kupplung ausrüsten. Klar ist, diese finanzielle Investition erfordert Europa“, so Nikutta.

Deparnay-Grunenberg bezeichnete die Schiene zum einen als Rückgrat für die Dekarbonisierung im Verkehr, zum anderen als industriepolitische Komponente: „Für ein leistungsfähiges europäisches Eisenbahnnetz ist ein europäisches Zugsicherungs- und Leitsystem unabdingbar. Wir brauchen die nachhaltige Schiene, um die Klimaziele zu erreichen. Leider besteht weiterhin ein nationaler Flickenteppich in Sachen ETCS, weil u. a. Mitgliedsländer europäische Gelder bevorzugt in nationale Umrüstungsprojekte fließen lassen. Für eine Beschleunigung müssen die Mitgliedsländer mehr eigenes Geld in die Hand nehmen. Ebenso müssen der Kommission Instrumente an die Hand gegeben werden, damit europäische Mittel prioritär für ECTS-Lücken im grenzüberschreitenden Bahnnetz eingesetzt werden.“

Zu den Anforderungen an die digitale Infrastruktur im Straßenverkehr sagte Jungo Brüngger: „Damit große Datenmengen zwischen zwei Fahrzeugen sowie über Ländergrenzen hinweg in Echtzeit übermittelt werden können, benötigt es innerhalb der EU einen flächendeckenden Ausbau des 5G-Datennetzes. Außerdem wird das Zusammenspiel aus neuen Technologien und Regulierungen immer komplexer. Hier erhoffen wir uns von der EU juristische und gesellschaftliche Orientierung.“

„Niedersachsen sorgt für Fortschritt im Verkehr. Mit der Entwicklung der Brennstoffzellenzüge wird der Bahnverkehr noch nachhaltiger“, so Staatssekretär Muhle. Außerdem hätten die Menschen Lust auf Technologie und würden gerne vernetzt reisen, weil sie außerdem wüssten, dass damit auch Arbeitsplätze zusammenhängen.

„2018 und 2020 konnten bereits zwei emissionsfreie Wasserstoff-Vorserienzüge mit ihrer Laufruhe, Zuverlässigkeit und Umweltfreundlichkeit die Passagiere in Niedersachsen begeistern. Ab 2022 rollen in und um Bremervörde nun die Serien-Wasserstoffzüge. Ich bin überzeugt, dass dieses Beispiel Schule macht“, freute sich Yakisan und zeigte sich sicher, dass es mit der Digitalisierung und Automatisierung möglich werde, die Infrastruktur besser zu nutzen und damit weniger Energie und Ressourcen zu verbrauchen.

Ein wesentlicher Aspekt bei der Automatisierung sei die Sicherheit, erklärte Jungo Brüngger: „Die Digitalisierung der Mobilität erhöht die Sicherheit und schont die Umwelt. So können digital vernetzte Fahrzeuge in Echtzeit vor Gefahren- und Unfallstellen warnen. Darüber hinaus macht die digitale Vernetzung den Verkehr effizienter und damit umweltfreundlicher, wenn zum Beispiel Staus und hohes Verkehrsaufkommen intelligent umfahren werden.“

Quelle und Video: DVF