BÖB sucht Kontakt und geht neue Wege

Einen neuen Kurs hat der Bundesverbandes öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) in Mannheim auf seiner Jahrestagung eingeschlagen: Nach den turnusmäßig anstehenden Neuwahlen des Präsidiums stehen dem für eine zweite Amtszeit wiedergewählten Präsidenten Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der Bayernhafen GmbH & Co KG, Foto, und seinen bewährten Mitstreitern Jens Hohls, Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig, und Franz Reindl, Hafenbetriebe Ludwigshafen am Rhein GmbH | Hafenbetriebe Rheinland-Pfalz GmbH, jetzt Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer der Rheincargo, und Carsten Strähle, Geschäftsführer der Hafen Stuttgart GmbH, neu zur Seite. Vorgestellt wurden sie von Marcel Lohbeck, den die Mitglieder als neuen Geschäftsführer bestätigt hatten.

Die neue Mannschaft hat sich auch gleich neuen Zielen verschreiben: Mit der Bestätigung Lohbergs wurde auch die geplante Vertiefung der Kooperation mit dem Verband für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraße e.V. (VBW) von den Mitgliedern gut geheißen. „Auch das ist einstimmig erfolgt“, berichtete Zimmermann, der in dem Zusammenhang von einem „zweiten wichtigen Meilenstein“ sprach. Wie der aussehen kann und soll wird in den kommenden Monaten erkundet, so der Auftrag der Mitglieder.

Angedacht sei insbesondere eine stärkere Zusammenarbeit in den einzelnen Fachausschüssen der beiden Verbände. „Wir haben aber heute auch festgehalten, dass diese Kooperation kein ,closed shop‘ ist sondern dass beide Verbände das Bestreben haben, eine Plattform zu schaffen für das System Wasserstraße, wo wir verstärkt auch mit anderen Verbänden kooperieren wollen und diese Arbeit koordinieren wollen, um auch gemeinsam für das System Wasserstraße insbesondere im politischen Raum tätig zu werden“, gab der Präsident die Richtung vor.

Das sei eine Einladung an die „einschlägigen Verbände des Systems Wasserstraße: Zuforderst der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt, gleichermaßen der Bundesverband der Selbständigen, die Vereinigung für Schifffahrt und Meerestechnologie. Aber natürlich auch außerhalb des Systems Wasserstraßen weil wir Binnenhäfen natürlich ja nicht nur monomodal unterwegs sind sondern in der Regel trimodal. Das heißt also auch unsere Zusammenarbeit, die wir mit den Speditions- und Logistikverbänden pflegen, mit dem Deutschen Verkehrsforum um nicht abschließend einige zu nennen.“ Geplant sei eine sehr breite, themenbezogene Plattform. Gleichzeitig gab Zimmermann Fusionen eine klare Absage: „Wichtig ist uns auch, dass wir die Eigenständigkeit dieses Verbandes erhalten aber wir das Thema Kooperation vertiefen. Und das kann ähnlich wie beim VBW in der Zusammenarbeit von Fachausschüssen, Projektgruppen und ähnlichen funktionieren. Und da sind alle eingeladen entsprechend mitzuarbeiten.“

Das soll auch an den nationalen Grenzen nicht enden: Wie Lohbeck betonte sei der BÖB unter anderem im europäischen Binnenhafenverband engagiert und pflege verschiedene weitere Anknüpfungspunkte. Und über den Partner VBW bestünden enge Verbindungen zu den niederländischen Gewerbeverbänden. „Diese Basis wollen wir vertiefen.“

Gleichzeitig will sich der BÖB zukünftig auch verstärkt auf Landesebene engagieren nachdem sich der Verband bislang hauptsächlich auf der bundespolitischen Ebene engagiert habe. Nachdem aber doch sehr viele hafenrelevante Entscheidungen in der Landespolitik erfolgten, so Zimmermann mit ausdrücklichem Blick nach NRW, möchte man sich in Fragen etwa der Regional- und Landesentwicklungsplanung auch dort mehr präsentieren und werde die Arbeitsgemeinschaften noch einmal verstärken. Unter anderem ist als sichtbares Zeichen im kommenden Jahr ein Landespolitischer Abend in NRW geplant. Anlass sei neben dem Landeshafengesetz auch die angekündigte Gründung einer Länderparlamentariergruppe Binnenschifffahrt und Wasserstraßen. Zimmermann: „Bei anderen Themen muss man schauen ob wir das clustern. Das bietet sich an bei benachbarten Bundesländern, wo es einen regen Austausch gibt.“

Den Masterplan Binnenschifffahrt sieht der Verband positiv. „Überall dort, wo die Wirtschaftsverbände im lead sind, sind wir schon sehr sehr weit“, so der Präsident. Die Bemühungen liefen jedoch ins Leere, wenn es auf der infrastrukturellen Seite stocke: „Und da haben wir nach wie vor Kapazitätsengpässe in den Bundeswasserstraßenverwaltungen und bei Genehmigungsthemen. Viele Dinge sind in Bearbeitung, aber es gibt schon infrastrukturelle Aufgaben, die nicht von heute auf morgen bewältigt werden können. Aber nach wie vor sind wir sehr froh, dass es diesen Masterplan gibt und dass sehr koordiniert daran gearbeitet wird“, so Zimmermann. Der BÖB, ergänzte Lohbeck, habe verschiedene Arbeiten übernommen, etwa Akteure im Bereich der Digitalisierung zu verzahnen, miteinander prioritäre Bedarfe zu definieren und Aufgaben zu verteilen. Zudem plane der Verband einen Dialog Wirtschaft-Verwaltung, bei dem es unter anderem um die Einbindung der Schifffahrt in die Logistik aber auch andere Aspekte der Digitalisierung von Binnenschifffahrt, Häfen und Wasserstraßen gehen soll. „Da haben wir als BÖB die Koordinierung und die Führung übernommen. In der nächsten Zeit werden wir dazu zeitnah einladen.“

Last but not least stand natürlich auch das Thema Corona auf der Tagesordnung. So wurde die an die Tagung anschließende Pressekonferenz sowohl persönlich als auch virtuell ausgerichtet. Die Häfen hätten sich, so Zimmermann, die Konjunkturpakete angesehen. „Wir wissen dass uns da noch viel Arbeit bleibt, die wirtschaftlichen Folgen für unsere Mitgliedsunternehmen so gelinde wie möglich zu gestalten und hier natürlich auch politisch einzuwirken.“ Corona habe gezeigt, wie wichtig Verkehrsinfrastruktur sei. „Das wurde vielleicht in Boomzeiten etwas vergessen. Aber nichtsdestotrotz brauchen wir Planungssicherheit, brauchen eine klare politische Stellungnahme in der Hafenhafenentwikclung versus Stadtentwicklung.

Die Jahrestagung stand – passenderweise in Mannheim – auch im Zeichen eines weiteren Hafenchefs: Manfred Hörner geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Angesichts seiner zahlreichen Verdienste ernannten ihn die Mitglieder zum Ehrenmitglied. Und auch diese Wahl erfolgte einstimmig, wie Zimmermann berichtete.

Quelle: hafenzeitung.de, Foto: BÖB