Digitale Frachtdokumente

Mit den Ergebnissen des SINLOG-Forschungsvorhabens zur Digitalisierung der Binnenschifffahrt wird ein weiterer, wichtiger Schritt zur Mobilität und Logistik 4.0 in Deutschland und in Europa geleistet. Frachtinformationen werden nicht mehr als Papier, sondern medienbruchfrei, digital zwischen allen Akteuren über die gesamte Logistikkette ausgetauscht. Die Praxistauglichkeit der entwickelten SINLOG Applikation wurde in einem umfangreichen Feldtest erfolgreich nachgewiesen.

Zudem wurde eine mögliche Absicherung des Datenaustauschs durch die Blockchain Technologie identifiziert und bewertet. Das Forschungsvorhaben wurde unter Leitung der Management- und Technologieberatung BearingPoint mit den Kooperationspartnern Fraunhofer Institut FIT, Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen, der Mainschifffahrts-Genossenschaft MSG, dem Hafen Trier und der Beratungsagentur PMMG durchgeführt.

Die Binnenschifffahrt stellt mit ihren Transportkapazitäten ein wichtiges Glied der multimodalen Logistikkette dar. Allerdings ist im Vergleich zu Straße und Schiene der Digitalisierungsgrad beim frachtbezogenen Datenaustausch noch wesentlich geringer. Medienbrüche und die damit verbundenen Integrationsschwierigkeiten in digitale Transportinformationssysteme bremsen das Wachstumspotenzial der Branche.

Um die Binnenschifffahrt mittels Digitalisierung besser in multimodale Transportketten zu integrieren, startete im August 2019 das Forschungsprojekt SINLOG (Laufzeit bis 10/2021) – mit einem Fördervolumen von 1.852.584 € gefördert durch die Initiative mFUND des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Der Feldtest wurde vom November 2020 bis Mai 2021 mit Partnern der Logistik unter Realbedingungen erfolgreich durchgeführt.

Eine Befragung unter den 85 Teilnehmenden des Feldtests ergab eine hohe Zufriedenheit mit der digitalen Anwendung. Die Teilnehmenden konnten durch Digitalisierung die Bearbeitung und Weitergabe von Frachtinformationen mit SINLOG schneller abwickeln, Doppelarbeit vermeiden sowie Kommunikations- und Übertragungsfehler reduzieren. Ein digitales Monitoring entlastete die Akteure in der Dokumentation und Kommunikation zum Warentransport zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern.

Für die Binnenschifffahrt bietet der Datenaustausch über SINLOG den Nutzen eines gemeinsamen Standards in den Frachtinformationen mit einer einfachen Datenübernahme in die eigenen IT-Systeme, um die Transportaufträge zu verwalten und zu steuern. Der digitale Austausch beruht auf einem Rollen- und Rechtekonzept und wahrt die individuellen wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Unternehmen. Das in SINLOG definierte Datenaustauschformat zu Frachtinformationen hat damit zudem bereits im Vorgriff auf eFTI und die EU-Vorgaben zu zukünftigen digitalen Meldungen im Transportwesen seinen Praxisbezug demonstriert.

In Summe wird mit den Ergebnissen des Forschungsvorhabens auch ein übergeordnetes Ziel der Mobilität unterstützt. Die Binnenschifffahrt wird als – auf den transportierten Tonnenkilometer bezogen – ökologischstes Transportmittel im Vergleich zu LKW und Güterzug digital im Wettbewerb gestärkt.

Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMDV seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um digitale datenbasierte Anwendungen für die Mobilität 4.0. Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD. Weitere Information finden Sie hier.

BearingPoint ist eine unabhängige Management- und Technologieberatung mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite. Das Unternehmen agiert in drei Geschäftsbereichen: Der erste Bereich umfasst das klassische Beratungsgeschäft, dessen Dienstleistungsportfolio People & Strategy, Customer & Growth, Finance & Risk, Operations sowie Technology umfasst. Im Bereich Business Services bietet BearingPoint Kunden IP-basierte Managed Services über SaaS hinaus. Im dritten Bereich entwickelt BearingPoint gemeinsam mit Kunden und Partnern neue, innovative Geschäftsmodelle.

Zu BearingPoints Kunden gehören viele der weltweit führenden Unternehmen und Organisationen. Das globale Netzwerk von BearingPoint mit mehr als 10.000 Mitarbeitern unterstützt Kunden in über 70 Ländern und engagiert sich gemeinsam mit ihnen für einen messbaren und langfristigen Geschäftserfolg.

Quelle: BearingPoint




Umschlagplatz für CO2 in Bremen geplant

Das Unternehmen CO2 Management AS plant den Aufbau eines Kohlendioxid-Umschlagplatzes in Bremen für eine anschließende Weiterverwertung oder geologische Speicherung des CO2. Das Projekt ermöglicht Branchen der schwer zu dekarbonisierenden Industrien (Zement-, Beton-, Chemie-, und Stahlindustrie sowie Abfallwirtschaft) die Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen und trägt somit zur Erreichung der Klimaschutzziele bei.

Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens darüber, dass der Verringerung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre eine Schüsselrolle zukommt, um die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Neben dem dringend erforderlichen zügigen Ausbau der regenerativen Energieerzeugung ist CCUS (Carbon Capture Utilization and Storage) eine innovative Lösung, an der aktuell in einer Vielzahl von Projekten geforscht und entwickelt wird. Dabei geht es um die Abscheidung von CO2 bevor es in die Atmosphäre gelangt und anschließender industrieller Weiterverwertung oder unterirdischer Speicherung, um es so für unser Klima unschädlich zu lagern. Dieses Vorgehen ist speziell für schwer zu dekarbonisierende Bereiche der deutschen Wirtschaft wichtig, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein.

Als nächsten Schritt für eine großflächige Umsetzung dieser Technologie plant das Unternehmen CO2 Management AS einen Kohlendioxidumschlagsplatz in Bremen zu etablieren und hat eine Absichtserklärung mit bremenports GmbH & Co. KG unterschrieben. Hierbei würde es sich um die erste Anlage dieser Art in Deutschland handeln. Das Gas soll in verflüssigter Form aus unterschiedlichen Industriestandorten gesammelt werden, um weiterverwertet oder auf Schiffe verladen und anschließend an die Speicherstätten exportiert zu werden.

Derzeit werden mit der Hafenmanagementgesellschaft denkbare Areale auf ihre Eignung bewertet. Dank der Anbindung an die Autobahn, das Wasserstraßennetz und Gleisen für den Zugtransport, ist die Infrastruktur hervorragend für das Projekt geeignet. Die Lage in Bremen ermöglicht dem geplanten Hub eine sehr gute Verbindung zu deutschen Industriebetrieben, aber auch zu den verschiedenen in Europa geplanten CO2-Speichermöglichkeiten. Für die deutsche Industrie, als größtem CO2 Verursacher Europas, bietet dieses Angebot eine gute Möglichkeit die Emissionen zu reduzieren. „Dieses Angebot ist konkurrenzlos, da es in Deutschland selbst keine CO2-Speicherstätten gibt“, so Dr. Torsten Porwol, Geschäftsführer der CO2 Management AS. Bis zu einer Inbetriebnahme ist noch mit einigen Jahren für Planung, Genehmigung und Aufbau der notwendigen Infrastruktur zu rechnen.

Das Unternehmen ist offen für Kooperationen und sucht interessierte Industriebetriebe. Dies betrifft nicht nur Großbetriebe mit hohem CO2-Ausstoß, es werden auch Lösungen für kleinere Emittenten angeboten. Das CO2 sollte idealerweise aus der energieintensiven Grundstoffindustrie stammen, wo prozessbedingt unvermeidlich CO2 entsteht. CCS ist als Ergänzung und nicht als Ersatz zu Erneuerbaren Energien zu sehen.

Die Rolle von bremenports wird es sein, die Bremischen Häfen auf geeignete Flächenpotentiale zu untersuchen und die erforderlichen Planungs- und Abstimmungsprozesse positiv zu begleiten.

„Der Umschlagplatz bietet ein großes Wachstumspotential sowohl für den Standort Bremen als auch für ganz Deutschland“, so Porwol. „Es entsteht eine hohe Verfügbarkeit von reinem industriellem CO2.“ Dieses kann z.B. für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen in der chemischen Industrie verwendet werden. „Das Projekt hat das Potential für eine neue und vielseitige Industrie rund um CO2, die für die Region interessante wirtschaftliche Perspektiven bringen kann.“

bremenports-Geschäftsführer Robert Howe freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem norwegischem Unternehmen und verweist darauf, dass den Häfen bei der Bekämpfung des Klimawandels eine wichtige Rolle zukommen werde. „Sowohl beim Import von regenerativ hergestelltem Wasserstoff, beim beschleunigten Aufbau der Offshore-Windindustrie als auch bei der dringenden Dekarbonisierung besonders schadstoffintensiver Industrien sind Häfen unverzichtbare Bausteine der erforderlichen Infrastruktur. Die Bremischen Häfen bereiten sich in vielfältiger Weise darauf vor, diese Rolle kompetent und zeitgerecht auszufüllen. Die Verabredung mit CO2-Management hat das Potential, nach weiterer Konkretisierung und entsprechender politischer Unterstützung einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und eine positive Hafenentwicklung zu leisten.“

CO2 Management AS wurde 2019 als Tochtergesellschaft der Petrolia SE in Bergen (Norwegen) gegründet. Die Gesellschaft liefert nachhaltige und schlüsselfertige Lösungen für die Reduktion des Klimagases Kohlendioxid in der Industrie. Als unabhängiger Lieferant, kann die Gesellschaft stets neuste verfügbare Technologien implementieren. Das Leistungsangebot beinhaltet die Abscheidung des Klimagases im industriellen Prozess und alle weiteren zur sicheren Endlagerung, unter dem Meeresgrund vor der norwegischen Küste, notwendigen Schritte. Die Gesellschaft investiert in zukunftsweisende Technologien, welche den CO2 Abdruck unserer Kunden nachhaltig reduzieren.

Seit Gründung der bremenports GmbH & Co. KG verwaltet und entwickelt im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen die Infrastruktur der Hafengruppe Bremen/Bremerhaven. Das öffentliche Unternehmen ist für die Hafenentwicklung, die Hafenplanung, den Hafenbau und die Hafeninstandhaltung zuständig.

Quelle und Grafik: CO2 Management




Ausbau zum trimodalen Umschlagplatz

Der Hafen Bückeburg-Berenbusch gehört zum Verbund „Hafenband am Mittellandkanal“. Das „Hafenband am Mittellandkanal“ ist eine Kooperation der Hafen Bückeburg-Berenbusch GmbH, der Stadt Espelkamp, der Wirtschafts-Betriebs-Gesellschaft Hille mbH, der Raiffeisen Lübbecker Land AG sowie der Mindener Hafen GmbH. Es unterstützt bei der Vermittlung zwischen Kunden und Unternehmen im Verbundraum und bei der Erarbeitung optimaler Transportketten.

Der Mittellandkanalhafen Bückeburg-Berenbusch liegt, unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen (NRW), verkehrsgünstig an der B 482. Der Hafen verfügt über einen Gleisanschluss an den Bahnhof Minden.

Ursprünglich als Heeresverpflegungslager gebaut, wurde das 10 Hektar große Gelände 1998 von der Stadt Bückeburg übernommen und seit einigen Jahren durch die Hafen Bückeburg- Berenbusch GmbH betrieben.

Im 1. Bauabschnitt (2011 bis 2014) wurden, vorwiegend im östlichen Teil des Hafens, umfangreiche Erneuerungsarbeiten auf dem Gelände vorgenommen. So sind u. a. die Entwässerungskanäle, einschließlich des Neubaus einer Regenwasserrückhaltung erneuert worden. Ebenso wurden die Erschließungsstraßen sowie sämtliche Versorgungsleitungen durch die Versorgungsbetriebe saniert.

Daneben wurde die Spundwand am Mittellandkanal ersetzt und einschließlich der Uferladestraße auf 400 m Nutzlänge verlängert. Nach Abbruch mehrere Gebäude (Speicher, Lagerhallen) entstanden großzügige Umschlagflächen für den Verkehrsträgerwechsel Schiff- Straße.

Von  2020  bis  2021 wurden  die  verbliebenen  alten Abwasserkanäle  erneuert,  die Erschließungsstraßen saniert, der Abbruch des Speichers B1 und die Schaffung einer Lager- und Umschlagfläche sowie einer Ladestraße für den Bahnumschlag realisiert.

Im Rahmen der Förderung durch den Bund und die Länder NRW und Niedersachsen wurden die vorhandenen Schienenstränge komplett erneuert und auf den heutigen Standard D4 ausgebaut. Die Umschlagfläche wurden aus dem Landesprogramm zur CO2-Minderung bezuschusst.  Hierbei  stand  im  Vordergrund,  die  emissionsarmen  Verkehrsträger Binnenschifffahrt und Bahn zu stärken. Diese Maßnahme ist nunmehr abgeschlossen.

Der Hafen Bückeburg-Berenbusch verfügt über eine 400 m lange Uferladestraße mit einer rund 9.000qm großen Freifläche. Ebenso besteht hier die Möglichkeit direkt von Zug auf Schiff oder umgekehrt zu verladen. Hierdurch ist eine gleichzeitige Beladung 2-er ÜGMS (135m) und eines GMS (110m) möglich. In unmittelbarer Nähe zur Uferladestraße befindet sich eine 4.200qm Freifläche, die ebenfalls per Bahn erreichbar ist.

Zusätzlich verfügt der Hafen über eine Ladestraße in der Gleisanlage. Hier kann ein bis zu 600 m langer Zug, aufgeteilt auf 2 Gleise, zur beidseitigen Be- oder Entladung gestellt werden. Auf den anliegenden Freiflächen bestehen weitere Lagermöglichkeiten auf einer Fläche von insgesamt 9.600 qm. Die Freiflächen können tages-, wochen- oder monatsweise gemietet werden. Bei entsprechendem Interesse können auf den asphaltierten Flächen auch Hallen errichtet werden.

Derzeit werden im Hafen ca. 200.000 t Schüttgüter im Jahr umgeschlagen. Der Hafen verfügt über Potential für weitere, regelmäßige Schiffsverkehre. In Absprache kann für regelmäßige Verkehre Umschlagequipment bereitgestellt werden. Weiterhin ist auch die Beladung einzelner Wagengruppen oder das Abstellen von Waggons möglich.

Quelle und Foto: Hafenband am Mittellandkanal, Foto: Hafen Bückeburg-Berenbusch GmbH




Fast ein Fünftel weniger Güter befördert

Auf den Binnenwasserstraßen des Landes Brandenburg wurden im Jahr 2021 insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Güter befördert. Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilt, ist das gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 497 500 Tonnen bzw. 19,2 Prozent.

Der Rückgang geht maßgeblich auf die Güterabteilungen „Erze, Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse“
(–222 500 Tonnen bzw. –63,8 Prozent), „Sekundärrohstoffe, Abfälle“ (–205 200 Tonnen bzw. –21,2 Prozent) sowie „Sonstige Mineralölerzeugnisse“ (–101 200 Tonnen bzw. –34,4 Prozent) zurück. Eine nennenswerte Zunahme gab es in der Güterabteilung „Landwirtschaftliche und verwandte Erzeugnisse“ (+85 700 Tonnen bzw. +16,3 Prozent).

Im Jahr 2021 fuhren gut zwei Drittel (67,6 Prozent) der 4 596 gezählten beladenen Schiffe mit und ohne eigenen Antrieb unter deutscher Flagge und 27,8 Prozent unter polnischer Flagge.

Container wurden bei der Güterbeförderung in der Brandenburger Binnenschifffahrt 2021 nicht umgeschlagen.

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Foto: SBKR




Virtuell die ganze Welt befahren

Die Niederlande sind führend in der maritimen Technologie. Im Rotterdamer Hafen sind viele Unternehmen in diesem Bereich tätig. Eines von ihnen ist VSTEP Simulation, Entwickler von Simulatoren und Software für maritime Trainingszwecke. Der Hafenbetrieb Rotterdam nutzt diese Lösungen, um Befehlshaber auf RPA-Schiffen zu schulen.

Als ehemaliger Entwickler von Schiffssimulationsspielen begann VSTEP, 2011 Simulatoren zu bauen. Zunächst nur für die Seeschifffahrt, später aber auch für die Binnenschifffahrt. Die Simulatoren werden von Reedereien, maritimen Trainingszentren und Schulen auf der ganzen Welt eingesetzt. Seit diesem Jahr lässt das „Scheepvaart en Transport College“ [Schifffahrts- und Transportkolleg] Rotterdam seine Studierenden auch an NAUTIS-Binnenschifffahrtssimulatoren von VSTEP trainieren. Mit diesen Simulatoren können sie virtuell alle Meere und Flüsse der Welt auf einem Schiff befahren, das sich ihren Trainingszielen anschließt. Von einem kleinen Fischerboot bis zu einem 400 Meter langen Containerschiff. Eine schöne Lösung, zum Beispiel auch zum Trainieren von Hafenlotsen, die Schiffe auch bei schwierigen Wetterbedingungen und dichtem Verkehr sicher in den und aus dem Hafen lotsen müssen.

„Das Training am Simulator hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Training an Bord“, sagt Tije Vos, kaufmännischer Direktor bei VSTEP. „Es ist kosteneffizient und sicher. In einem Simulator kann man einen Unfall verursachen, ohne dass Menschen oder Schiffe zu Schaden kommen. Man kann besser auswerten, was schief gelaufen ist und aus deinen Fehlern lernen. Wir nennen das auch Lernen durch Verwendung eines engineered Failure. Das passt zu unserer Vision: enabling learning by Simulation. Mit unseren Simulatoren ermöglichen wir unseren Kunden, ihre Trainingsziele zu erreichen. Unsere erste Frage ist denn auch immer: Was möchten Sie trainieren?“

Gemeinsam mit Sicherheitsexperten hat VSTEP eine spezielle virtuelle Umgebung für Sicherheitstrainings entwickelt: den Response Simulator. Unter anderem die Gemeinsame Feuerwehr in Rotterdam nutzt es zum Trainieren und zur Prüfung von Einsatzleitern. Vos: „Ein Einsatzleiter muss in der Lage sein, in kritischen Situationen schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir visualisieren die Ergebnisse dieser Entscheidungen, damit Befehlshaber schneller lernen können.“ Der Hafenbetrieb Rotterdam nutzte den Response Simulator der gemeinsamen Feuerwehr seit mehreren Jahren, um die Befehlshaber an Bord der RPA-Fahrzeuge zu trainieren. Anfang 2021 hat der Hafenbetrieb diese Software selbst gekauft. Vos: „Sie können darin ihre eigenen Szenarien erstellen. Man denke an ein brennendes Tankschiff. Wie muss man diese Situation antizipieren? Alle Trainings werden zur Auswertung aufgezeichnet.“

„Als Rotterdamer Unternehmen sind wir stolz darauf, den Hafenbetrieb als Kunden zu haben. Wir sind sehr gespannt, wie sich die Zusammenarbeit weiterentwickeln wird. Innerhalb des Hafenbetriebs haben wir einen festen Ansprechpartner für Virtualisierung und Simulation. Das funktioniert sehr gut.“ Obwohl VSTEP noch jung und relativ klein ist, kann es mit einer Reihe von großen Anbietern auf dem Markt mithalten. „Wir arbeiten hart und machen professionelle Schritte mit den Produkten, die wir anbieten. Wir haben mittlerweile weltweit mehr als 400 Simulatoren für die Seeschifffahrt verkauft. In den Niederlanden nutzen alle Binnenschifffahrtsschulen unsere Binnenschifffahrtssimulatoren und wir sind vollauf im Gespräch mit Binnenschifffahrtsschulen in ganz Europa.“

Seit 2018 arbeitet VSTEP mit dem Rotterdamer Start-up Captain AI zusammen, das Software für autonomes Fahren entwickelt. „Wir stellen unsere NAUTIS-Software zur Verfügung, um ihre Algorithmen zu trainieren“, erklärt Vos. „Unsere Software kann alle möglichen Wetterszenarien in kürzester Zeit simulieren und sie den Computern für das autonome Segeln vorlegen. So können sie schneller lernen. Mit der Zeit wird das autonome Fahren die maritime Industrie enorm effizient machen. VSTEP und Captain AI können sich in dieser Hinsicht gegenseitig verstärken. Jedes Jahr erhalten wir viele Anfragen zur Zusammenarbeit von ähnlichen Start-ups, aber wir entscheiden uns für unsere Nachbarn in Rotterdam. Wir arbeiten auch mit vielen anderen kleineren und größeren niederländischen Unternehmen zusammen. Damit sind die Niederlande führend in der maritimen Technologie.“

Die Coronapandemie hat den maritimen Sektor hart getroffen. Trainings wurden monatelang eingestellt, und die Flottenbesitzer hatten Schwierigkeiten, ihr Personal zu halten. Vos: „Wir sind auch von 70 auf 50 Mitarbeiter zurückgegangen, aber wir sind schon wieder bei 60. Die Aussichten sind gut: 2022 werden wieder viele Messen stattfinden und wir werden auch wieder ins Ausland gehen dürfen. Es gibt also alle Hände voll zu tun!“ Laut Vos ist es dabei eine Herausforderung, freie Stellen zu besetzen. Was die Techniker angeht, so fischen viele Unternehmen in einem kleinen Teich. „Für Engineeringaufgaben suchen wir technisch ausgebildete Akademiker mit hydrodynamischen Kenntnissen. Wir haben auch allgemeine Positionen. Unser Charme ist, dass wir ein kleines Familienunternehmen mit großartigen Kunden und klugen, straffen Produkten sind. Wir sind vor kurzem von der Weena in den ehemaligen Obstschuppen von Total Produce am Marconiplein gezogen. In diesem Gebäude, das dem Hafenbetrieb gehört, können wir Produktion und Büros kombinieren und wir sind dort zusammen mit anderen maritimen Unternehmen untergebracht. Es ist ein inspirierendes Arbeitsumfeld, in dem wir schnell schalten, Geschäfte machen und neue Ideen aufgreifen können.“

VSTEP hat ein ehrgeiziges Ziel: „Bis 2030 soll ein Drittel des maritimen Personals der Welt in einem unserer Simulatoren trainieren.“ In diesem Zusammenhang kommt das Unternehmen im Frühjahr 2022 mit einer Lösung für das Training zu Hause oder an Bord. „Ein Simulator ist die Endstation für Trainings. Das erfordert eine große Investition. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, müssen wir zugänglicher werden und auch Home Training mit der gleichen hohen Qualität wie im Simulator anbieten. Ein herausfordernder Weg, aber wir werden uns weiterentwickeln, um den maritimen Sektor in Zukunft noch tatkräftiger zu machen!“

Quelle und Video: Port of Rotterdam




Landstrom aus der Batterie für die Binnenschifffahrt

An der Maaskade in Rotterdam wartet kostenloser Landstrom auf große Binnenschiffe (CEMT-Klasse V und höher), die sich an einem Testprojekt mit Landstrom aus einem Batteriesystem beteiligen. Im Auftrag des Hafenbetriebs von Rotterdam hat Skoon Energy dort ein Batteriesystem installiert, um die lokale Landstrom-Versorgung für die Binnenschifffahrt zu stärken.

Im Zentrum von Rotterdam gilt ein Verbot für stillgelegte Generatoren für die Binnenschifffahrt. Die Binnenschifffahrt kann dort die Landstromversorgung nutzen. Aber einige Schiffe benötigen mehr Strom, als die Anlagen liefern können. Die Batterie unterstützt die Landstrom-Schränke am Kai, indem sie den im Hafen liegenden Schiffen mehr Strom bereitstellt. Der Versuch dauert bis zum 31. März 2022 und soll zeigen, ob das Batteriesystem zusammen mit dem lokalen Landstrom-Schrank diesen Bedarf decken kann.

Seit 2010 stehen an rund 60 Orten im Zentrum von Rotterdam Landstrom-Schränke für die Binnenschifffahrt. Diese Schränke können vier bis sechs Binnenschiffe bis maximal 40 Ampere mit Landstrom versorgen. Einige größere Binnenschiffe (in der CEMT-Klasse V und höher) benötigen heutzutage mehr Strom. Um dies ohne drastische Aktionen zu ermöglichen, hat sich der Hafenbetrieb für diese flexible Lösung entschieden.

Die Batterie wird zwischen dem bestehenden Landstrom-Schrank und dem Binnenschiff platziert. So kann die Batterie, wenn ein Binnenschiff mehr als 40A benötigt, die zusätzlich erforderliche Leistung bis zu einem Maximum von 63A liefern. Ohne die Batterie dazwischen würde in einem solchen Fall die Sicherung durchbrennen und das Binnenschiff wäre ohne Strom. Zudem können andere Binnenschiffe in der alten Situation diesen Landstrom-Anschluss nicht mehr nutzen, bis er repariert ist. Der Anschluss des Batteriesystems verhindert eine solche Situation und kann auch größere Schiffe mit Landstrom versorgen.

Skoon ist eine Online-Vermietungsplattform für die Nutzung mobiler Batterien und anderer Formen sauberer mobiler Energie. An einem zugänglichen Marktplatz können Firmen mobile Energiespeicher anbieten oder buchen. Skook bietet eine saubere und finanziell machbare Alternative zum umweltschädlichen Dieselgenerator – dank einer breiten Palette an Energielösungen und intelligenten Analysen. Festivals, Events, Baustellen, Filmsets, Schiffe und viele weitere Anwendungen haben über Skoon einfachen Zugang zu sauberer Energie.

Landstrom ist ein wichtiger Teil der Energiewende. Am Kai liegende Schiffe laufen oft auf Generatoren für die nötige Energie an Bord. Dabei stoßen sie unter anderem Feinstaub, Stickstoff und CO² aus. Mit Landstrom können diese Emissionen reduziert werden, indem Schiffe mit einer sauberen Energiequelle versorgt werden.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




„Fast-Tracking“ des Grünen Gas-Terminals in Wilhelmshaven

Tree Energy Solutions (TES) beschleunigt seine angekündigten Pläne, den deutschen Hafen Wilhelmshaven zu einem World-Scale-Hub für den Import von Grünem Gas zu entwickeln.  Die schnelle Umsetzung („Fast-Tracking“) wird für schnelle alternative Energieversorgung und -sicherheit für Deutschland und Europa sorgen und gleichzeitig das Wachstum der grünen Gasimporte zeitlich beschleunigen.

Mit grünem Wasserstoff als Grundlage ist das grüne Gasterminal Wilhelmshaven nachhaltig, klimaneutral und erlaubt die schnelle Deckung des kurz- und langfristigen Energiebedarfs der Bundesrepublik in nachhaltiger Weise.

Das 2019 initiierte Wilhelmshaven-Projekt von TES soll noch schneller eine bedeutende Rolle bei der Energieversorgung Deutschlands und einen nachhaltigen Beitrag zur europäischen Energiestrategie   spielen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum der regionalen Wirtschaft stärken.

TES bestätigt, dass eine Beschleunigung des Projekts in vollem Einklang mit den strategischen Prioritäten Nachhaltigkeit und Diversifizierung der Energieversorgung stehen und diese unterstützen wird, indem zusätzlich die Abwicklung von Gasimporten neben den geplanten Importen von grünem Gas in der Frühphase berücksichtigt wird. TES ist sich sicher, dass dieses Vorhaben die Möglichkeiten, die deutschen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, beschleunigen wird und keine Investitionen in später nicht mehr benötigte Anlagen erforderlich sind.

„Wir planen nun weitere Arbeiten, um einen operativen Start der Phase 1 bis Winter 2025 in großem Maßstab sicherzustellen. Angesichts unseres geplanten Umfangs (wir planen 6 unabhängige Tanks in Kombination mit 6 Schiffsliegeplätzen unter Verwendung eines neuartigen Ansatzes mit minimalen ökologischen und visuellen Auswirkungen) sind wir auch bereit, alle alternativen Gasimporteure konstruktiv einzubinden und den Zugang Dritter im Einklang mit den aktuellen Vorschriften und Praktiken der EU DG Energie sicherzustellen. TES begrüßt die Teilnahme anderer Unternehmen an dem Vorhaben- unter der Bedingung, dass diese das Projekt beschleunigen und die eindeutige langfristige Absichten und Selbstverpflichtung zu sauberer und grüner Energie, die für die TES-Unternehmensphilosophie von zentraler Bedeutung sind, nicht gefährden.  TES ist auch der Ansicht, dass die Bewältigung der aktuellen Krise so erfolgen sollte, dass langfristige Klimaziele nicht gefährdet werden oder beeinträchtigt werden müssen. Das TES-Wilhelmshaven-Projekt ist ein einzigartiges Projekt, das genau das leisten kann.“  sagt Paul van Poecke, Gründer und Geschäftsführer von TES.

Paul van Poecke fährt fort: „Das Projekt TES-Wilhelmshaven ist einzigartig in seiner Fähigkeit, die Pläne Deutschlands und Europas zur nachhaltigen Dekarbonisierung im industriellen Maßstab zu verwirklichen und gleichzeitig die aktuelle Energiekrise maßgeblich und umsichtig zu bewältigen. Wir wollen die Energiewende mutig vorantreiben mit dem Ziel, die Energieversorgung Deutschlands CO2-neutral zu gestalten. Erreicht wird dies durch die Entwicklung Wilhelmshavens als grüner Energiestandort. Die jüngsten Planungen der TES laufen dabei nicht gegen die energiepolitischen Ziele, die bis 2045 erreicht werden sollen. Bundeskanzler Scholz erwähnte bereits, wie Deutschland den Aufbau eines Importterminals in Wilhelmshaven mit Wasserstoffpotenzial unterstützen will. TES ist der festen Überzeugung, dass das vollständig nachhaltige Wilhelmshaven-Projekt mindestens die gleiche, wenn nicht sogar stärkere Unterstützung erhalten sollte, wie traditionelle LNG Terminals unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Klima-Krise.“

„Das Hauptziel der Dekarbonisierungspolitik der Europäischen Union ist es, die schnellstmögliche Reduzierung der CO2-Emissionen zu möglichst geringen Kosten zu erreichen“, sagte Otto Waterlander, Chief Commercial Officer bei TES.  „Das derzeitige rasante Wachstum der erneuerbaren Energien muss fortgesetzt werden. Aber es wird unmöglich sein, alle Moleküle durch Elektronen zu ersetzen. Da nur 28 % des Primärenergieverbrauchs der EU von 17.407 TWh aus Elektronen stammen, müssen wir uns auch auf die anderen 72 % konzentrieren, um unsere Netto-Null-Ziele zu erreichen. Der von TES importierte grüne Wasserstoff wird die Energiewende in Deutschland deutlich beschleunigen und den Sektoren Mobilität, Industrie und Energie helfen, ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen und das Problem der Energiespeicherung zu lösen. Es wird sich unmittelbar auf die CO2-Emissionen auswirken und Dekarbonisierungskosten der Kunden minimieren. Unser Projekt Wilhelmshaven wird bis 2045 10 % des gesamten jährlichen Primärenergiebedarfs Deutschlands decken, was etwa dem jährlichen Energieverbrauch von 43 Millionen Haushalten im Land entspricht.“

TES Grüner Wasserstoff wird hauptsächlich mit Solar-, Wind- und Wasserkraft in Ländern mit sehr gut verfügbaren erneuerbaren Energiequellen hergestellt, wonach dem Wasserstoff dann CO2 hinzugefügt wird, um grünes CH4 herzustellen, das als „Energieträger“ verwendet wird. Diese wird dann mit einer eigens konstruierten Flotte von Schiffen nach Wilhelmshaven transportiert. In Wilhelmshaven kann das grüne CH4 wieder in grünen Wasserstoff umgewandelt werden, wobei das entstehende CO2 abgeschieden und in einem kontinuierlichen geschlossenen Kreislaufsystem per Schiff in die Erzeugerländer zurückgeführt wird – so garantieren wir, dass das CO2 niemals den Kreislauf verlässt und vermeiden THG-Emissionen.

In der Anfangsphase von 25 TWh pro Jahr grünem Gasimport können in Wilhelmshaven mehr als eine halbe Million Tonnen Wasserstoff produziert und importiert werden.  Diese wird auf 250 TWh pro Jahr in einer Endstufe und damit auf mehr als 5 Millionen Tonnen Wasserstoff steigen. Mit dem Energiebeitrag des Projekts wird ein wesentlicher Meilenstein der deutschen und europäischen Wasserstoff- und Klimaschutzstrategie erreicht

Quelle: Seaports of Niedersachsen, Grafik: TES Wilhelmshaven




Schleswig-Holstein weiterhin drittgrößter Seehafenstandort

Der Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen (GvSH) lud mit Wirtschaftsminister Dr. Buchholz zum 12. Maritimen Parlamentarischen Frühstück in Berlin ein. Verkündung der Zahlen für 2021: +4,9% beim Ladungsumschlag; +23,8% bei den abgefertigten Passagieren. Schleswig-Holsteinische Häfen sind gestärkt aus der Corona-Krise gekommen.
Bereits zum zwölften Mal  fand das Maritime Parlamentarische Frühstück des GvSH in Berlin statt. Fast 50 Teilnehmer/-innen, darunter Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz, Staatssekretärin Sandra Gerken (Bevollmächtigte des Landes Schleswig-Holstein beim Bund) sowie zahlreiche Bundestagsabgeordnete fanden sich um 7:00 Uhr in der ständigen Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund ein.

Traditionell nutzt der GvSH das Maritime Parlamentarische Frühstück in Berlin, um auch die Umschlags- und Passagierzahlen des Vorjahres des Gesamthafenstandortes Schleswig-Holstein zu veröffentlichen. Frank Schnabel, Vorstandsvorsitzender des GvSH, konnte für das Jahr 2021 positive Zahlen vermelden. Der Umschlag von Waren und Gütern ist im vergangenen Jahr um 4,9% gestiegen und lag bei insgesamt 52,6 Millionen Tonnen Ladung. Damit liegen die Schleswig-Holsteinischen Häfen auf nahezu gleichem Niveau wie vor Corona und sind nach den Stadtstaaten Hamburg und Bremen weiterhin drittgrößter Seehafenstandort Deutschlands, bzw. der größte Seehafenstandort unter den Flächenbundesländern. Frank Schnabel kommentiert: „Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland mit Zugang zu zwei Meeren. Unsere vielfältige Hafenlandschaft ist unter anderem von Fähr- und RoRo-, Industrie-, Stück- und Massengut-, Kreuzfahrt-, Fischerei-, Insel- und Kanalhäfen geprägt. Daraus resultiert eine große Vielseitigkeit der Umschlagsgüter, sodass die Häfen eine bedeutende Handels-, Transport- und Dienstleistungsfunktion für Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa wahrnehmen“. Bei der Anzahl abgefertigter Passagiere lag das Wachstum sogar bei 23,8%. Somit war eine deutliche Erholung bei den Passagierverkehren nach dem Corona-Krisenjahr 2020 zu verzeichnen. Auch wenn die Passagierzahlen weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau lagen, wird im Jahr 2022 mit einer weiteren deutlichen Erholung der Passagierzahlen gerechnet.

Ehrengast des Maritimen Parlamentarischen Frühstücks war erneut Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein. Auch er unterstrich deutlich den hohen Stellenwert der Häfen als wichtiges Drehkreuz der maritimen Logistik: „Die Schleswig-Holsteinischen Häfen sind signifikante Knotenpunkte des internationalen Handels und des Personenverkehrs. Die systemrelevante Bedeutung der Häfen wurde auch besonders während der Corona-Pandemie deutlich, als die Häfen unter schwierigsten Bedingungen die Versorgungssicherheit der Menschen und Betriebe sicherstellen mussten. Dies wurde mit Bravour gemeistert. Umso erfreulicher ist es, zu sehen, dass die Schleswig-Holsteinischen Häfen nun gestärkt und mit großen Zuwächsen aus der Krise gekommen sind!“.

Ungeachtet der guten Entwicklungen in den Schleswig-Holsteinischen Häfen stellen diese bereits heute die Weichen Richtung Zukunft. Ein bedeutender Schwerpunkt liegt derzeit auf der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbilanz in der Schifffahrt. Der Ausbau von Landstromanlagen, Etablierung von emissionsreduzierten Treibstoffen, emissionsfreie Antriebe für Hafenumschlaggeräte und Flurförderfahrzeuge, Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien sowie die Positionierung der Häfen als Importterminals für grüne Energieträger sind nur einige Beispiele. „Die Schleswig-Holsteinischen Häfen sind sich ihrer Verantwortung bewusst, ihren Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele zu leisten. Hierfür werden hohe Investitionen in die Häfen getätigt. Auch werden die Häfen eine essenzielle Rolle spielen, um die Energiewende zu ermöglichen. Der notwendige Import von grünen Energieträgern wird über die Häfen erfolgen müssen. Darauf stellen wir uns ein“, erläutert Schnabel.

Trotz der derzeitigen weltpolitischen Entwicklungen mit dem Krieg in der Ukraine, deren langfristigen Folgen auf die Schleswig-Holsteinischen Häfen noch nicht abschließend zu beurteilen sind, können die Schleswig-Holsteinischen Häfen positiv in die Zukunft blicken. Insgesamt betrachtet nimmt jeder der Schleswig-Holsteinischen Häfen, unabhängig von seiner Größe, eine bedeutende Rolle ein und ist für die regionalen sowie überregionalen Warenströme von Bedeutung. „Unsere Häfen sind gut aufgestellt, sowohl heute als auch für die Zukunft“, fasst Schnabel zusammen.

Quelle und Foto: Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen e.V.




288,7 Millionen Tonnen Seegüterumschlag

Die deutschen Seehafenbetriebe haben im vergangenen Jahr 288,7 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen, also 4,7 Prozent mehr als im Jahr 2020. Das geht aus den aktuell veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Allerdings bleibt der Gesamtgüterumschlag weiterhin deutlich hinter den Vorkrisenjahren zurück. Auch im Zehnjahresrückblick ist die Gesamtentwicklung rückläufig.

Der Umschlag von Energieträgern wie Kohle, rohes Erdöl und Erdgas stieg im vergangenen Jahr um 9,7 Prozent, jener von landwirtschaftlichen Produkten sank um – 2,2 Prozent. Der Umschlag von Fahrzeugen auf Autoterminals stieg um 4,4 Prozent und von Maschinen und Ausrüstungen um 42,9 Prozent. Das Rohstoffsegment Erze, Steine und Erden stieg um 9,3 Prozent.

Der Containerumschlag insgesamt stieg nach Menge der transportierten Güter um 2,4 Prozent von 118,4 Mio. Tonnen auf 121,3 Mio. Tonnen und nach Anzahl von Standardcontainern um 5,9 Prozent, von 14,0 Mio. TEU auf 14,8 Mio. TEU.

Der Güterumschlag für die Region Europa ist gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent gestiegen, ebenso die Region Amerika mit 4,1 Prozent. Mit Asien sind die Güterverkehre im Gegensatz um – 7,1 Prozent gesunken.

Für die Ein- und Ausladeregion Russland lag der Umschlag in deutschen Seehäfen im vergangenen Jahr bei 26,7 Mio. Tonnen, 13,5 Prozent mehr als im Jahr 2020.

Die Anzahl der Schiffsbewegungen stieg im Zeitraum Januar bis Dezember 2021 um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bewegungen von Containerschiffen, die den höchsten Anteil an der Ladungsmenge ausmachen, stiegen um 0,9 Prozent; jene von Stückgutschiffen sanken um – 4,8 Prozent. Die Anzahl von Bewegungen von Kreuzfahrtschiffen stieg um 105,5 Prozent, von 145 auf 298. Die Anzahl von Bewegungen von Ro-Ro-Schiffen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, um 3,3 Prozent.

Im Jahr 2011 lag der Gesamtumschlag in deutschen Seehäfen bei 299,9 Mio. Tonnen, im Rekordjahr 2014 bei 304,1 Mio. Tonnen, und im Vorkrisenjahr 2019 bei 294,7 Mio. Tonnen. Auffällig sind dabei die rückläufigen Mengen nicht nur bei den Energieträgern Kohle, rohes Erdöl und Erdgas, sondern auch bei chemischen Erzeugnissen und Fahrzeugen. Der Containerumschlag lag im Jahr 2011 bei 15,3 Mio. TEU, im Jahr 2014 bei 15,9 Mio. TEU und im Jahr 2019 bei 15,1 Mio. TEU.

Das Passagieraufkommen in deutschen Seehäfen, darunter auch Inselversorgungshäfen wie Dagebüll und Norderney, stieg im Zeitraum Januar bis Dezember 2021 um 18,9 Prozent gegenüber dem schon von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum, von 16,4 Mio. auf 19,5 Mio. Passagiere. Bezogen nur auf Passagiere, die im Ausland ein- oder aussteigen, und somit Inselverkehre ausklammernd, stieg das Passagieraufkommen in deutschen Seehäfen um 27,2 Prozent.

Nach einer leichten Erholung im vergangenen Jahr bleibt der Ausblick angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und den damit verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen sowie angesichts der fortbestehenden COVID-19-Pandemie ungewiss.

Quelle: Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Foto: HHM




Landaufschüttung für „grüne“ Unternehmen

Auf der Maasvlakte 2 wurde mit den Arbeiten zur Aufschüttung von 55 ha Land begonnen. Dort sollen Unternehmen angesiedelt werden, die erneuerbare Brennstoffe und chemische Produkte herstellen.

Waterbouwbedrijf Van Oord begann vor kurzem mit den Tätigkeiten. Neben dem finnischen Unternehmen UPM, das beabsichtigt, sich auf dem neuen Gelände niederzulassen, will der Hafenbetrieb dort auch anderen Betrieben Platz bieten, die Produkte aus Reststoffen produzieren. Auf diese Weise soll ein Cluster von Unternehmen entstehen, die Infrastrukturen, wie beispielsweise Rohrleitungen, gemeinsam nutzen können.

Van Oord wird im südlichen Bereich des Prinses Alexiahavens insgesamt 5 Millionen m³ Sand aufschütten. Da bisher keine konkreten Nutzungspläne für das Gelände vorlagen, ist dieser Teil der Maasvlakte 2 noch nicht aufgeschüttet worden. Das neue Land wird circa 6 m über dem Amsterdamer Pegel liegen. Van Oord wird die Arbeiten voraussichtlich im Juni abschließen. Anschließend muss sich der Sand noch ein halbes Jahr lang setzen, bevor darauf gebaut werden kann. Der Sand wird mit einer Schicht Lehm bedeckt und mit Gras besät, damit er nicht vom Wind abgetragen wird.

Die Aufschüttung findet statt, weil das finnische Unternehmen UPM vor kurzem bekanntgab, Rotterdam als einzigen Standort für seine neue Bioraffinerie in Betracht zu ziehen. UPM wird damit vermutlich das erste Unternehmen eines neuen Clusters für die Produktion von erneuerbaren Brennstoffen und Chemikalien sein. Das Cluster wird eine Gesamtfläche von ca. 90 ha haben. Die endgültige Entscheidung von UPM im Hinblick auf die neue Fabrik wird nicht vor Ende dieses Jahres erwartet.

Der Hafenbetrieb legt großen Wert darauf, den Platz, der im Hafen zur Verfügung steht, effektiv zu nutzen. Maasvlakte 2 bietet noch Möglichkeiten für die Erweiterung des Containerumschlags sowie für Tätigkeiten, die der Energiewendestrategie des Hafens entsprechen, wie beispielsweise die Erzeugung von grünem Wasserstoff, die Anlandung von Windenergie und die Herstellung erneuerbarer Brennstoffe. Es gibt im Hafengebiet auch anderweitig noch freie Grundstücke, die jedoch meistens eher kleiner sind. Im Laufe der Zeit sollen außerdem mehrere Gelände neu erschlossen werden.

Quelle: Hafen Rotterdam, Foto: Port of Rotterdam/ Steven de Mos, der Bagger ist von Boskalis, weil Van Oord bei diesem Projekt auch Ausrüstung von Boskalis einsetzt. Grafik: Port of Rotterdam