Zukunftskonzept für Hafen Mannheim

Das Land, die Stadt Mannheim und der Hafen haben Gespräche zur künftigen Entwicklung des Landeshafens Mannheim im urbanen Umfeld aufgenommen. Der Hafen ist für das Gelingen von Verkehrs- und Energiewende von großer Bedeutung.

Vertreterinnen und Vertreter der Landesministerien für Verkehr und für Finanzen, der Stadt Mannheim sowie der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim unterzeichneten am 18. September 2024 einen Letter of Intent (LoI). In dieser gemeinsamen Absichtserklärung verständigten sich die Beteiligten auf einen „Zukunftsdialog Hafen Mannheim 2050“. Das gemeinsame Anliegen ist es, die unterschiedlichen Belange der Hafen- und Stadtentwicklung in wirtschaftlicher, räumlicher und verkehrlicher Hinsicht bestmöglich zu vereinbaren. Es geht darum, Lösungen für die Herausforderungen von Dekarbonisierung, Klimaveränderung, Versorgungssicherheit, Verkehrs- und Energiewende sowie wirtschaftlicher Entwicklung und Wohlstandssicherung zu erarbeiten.

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Angesichts des rasanten Klimawandels muss die Binnenschifffahrt als eine klimaschonende Transportmöglichkeit dringend gestärkt werden. Der Mannheimer Hafen bietet die Chance, zu einer wichtigen Drehscheibe für kombinierte Gütertransporte auf der Straße, der Schiene und auf dem Wasserweg zu werden.“

Finanzstaatssekretärin Gisela Splett sagte: „Wir wollen, dass der Hafen Mannheim eine gute Zukunft hat und dass die Liegenschaften des Landes bestmöglich genutzt werden. Im Dialog mit der Stadt wollen wir einen gemeinsamen Weg finden, der sowohl die Entwicklung des Hafens und den Klimaschutz voranbringt als auch Fragen der Stadtentwicklung beantwortet.“

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht sagte: „Der Mannheimer Hafen spielt als einer der größten Binnenhäfen Europas eine zentrale Rolle für die Versorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung in ganz Südwestdeutschland und Teilen Südwesteuropas. Mit dem Zukunftsdialog wollen wir den Hafen weiterentwickeln, die Innenstadt vom Schwerverkehr entlasten und gleichzeitig neue städtebauliche Entwicklungen ermöglichen.“

Hafendirektor Uwe Köhn sagte: „Der Hafen und seine über 420 Kunden brauchen Planungssicherheit für Investitionen, um damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze auch in der Zukunft sicherzustellen. Grundlage dafür ist ein verlässliches Bekenntnis der Stadt zum Hafen und ihre Unterstützung seiner künftigen Entwicklung mit all seinen Funktionalitäten für Logistik, Handel, Produktion und hafennahem Gewerbe. Im neuen Dialogverfahren werden wir die Erwartungen von Land, Stadt und Hafen herausarbeiten und gemeinsam nach Ansätzen für eine gute Zukunft des Hafens unter Berücksichtigung der Interessen der Stadt suchen.“

Aufgrund der engen Verknüpfungen und Wechselwirkungen sowie der Planungshoheit der Stadt für Flächen auf ihrer Gemarkung und der Auswirkungen städtischer Verkehrsleit- und Raumplanung auf den Hafen ist der gemeinsame Dialog zur Hafen- und Stadtentwicklung im gemeinsamen Interesse von Land, Hafengesellschaft und Stadt. In den Zukunftsdialog soll auch die regionale Wirtschaft einbezogen werden. Der Hafen Mannheim ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für ganz Baden-Württemberg, aber auch die direkte Anbindung über den Rhein an die See zu den ZARA-Häfen Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen.

Die Stadt Mannheim und der Hafen sind seit vielen Jahrzehnten eng verbunden. Beide müssen sich aktuellen Entwicklungen anpassen. Der Hafen muss auf den Wandel der Transportgüter reagieren, insbesondere im Hinblick auf den Rückgang von Kohletransporten. Gleichzeitig ergeben sich durch die anstehende Transformation im Bereich der Energiewende und damit dem (zukünftigen) Transport von Wasserstoff und anderen Stoffen, die für die Energiewende benötigt werden, Chancen für den Hafen, sich neu aufzustellen. Die zweitgrößte baden-württembergische Stadt Mannheim sieht sich mit Herausforderungen wie dem akuten Wohnungsmangel konfrontiert und braucht die Möglichkeit für eine entsprechende Stadtentwicklung.

Quelle: Staatsministerium Baden-Württemberg Pressestelle der Landesregierung, Foto:  Hafen Mannheim




Wiederverwendung von Abwasser

Diesen Monat beginnt das Projekt CHERISH2O (CHEmical industry water Reuse In a Sustainable Harbour) im Hafen von Antwerpen. Darin untersuchen Port of Antwerp-Bruges, VITO, essenscia, VMM und Antea Group die Möglichkeit, Industrieabwasser von Chemiebetrieben im Hafen in großem Maßstab für die Wiederverwendung aufzubereiten.

Dabei sind sie nicht allein: 12 Unternehmen beteiligen sich an dem Forschungsprojekt. Indem sie ihr eigenes Prozesswasser aus Abwasserströmen herstellen, reduzieren die Betriebe ihren Wasserverbrauch, und die Industrie kann das Risiko von Wasserknappheit im Falle von Dürren verringern und zur Sicherung der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung beitragen.

Die Chemiebetriebe Ashland, BASF, Bayer, Borealis, Envalior, Evonik, ExxonMobil, Ineos, Lanxess, 3M, Monument Chemical und TotalEnergies haben mindestens eines gemeinsam: Wasser ist für sie lebenswichtig. Aufgrund des Klimawandels ist eine ausreichende Wasserversorgung nicht immer gewährleistet. Daher wird im Rahmen des Projekts CHERISH2O nach langfristigen Lösungen gesucht, um die Kontinuität der Wasserversorgung sowohl für den eigenen Produktionsprozess als auch für die Trinkwasserversorgung durch die Umstellung auf eine zirkuläre Wassernutzung zu garantieren.

CHERISH2O ermittelt in einem ersten Schritt, wie viel Wasser die Betriebe benötigen und wie viel Abwasser sie derzeit einleiten. Anschließend wird untersucht, in welchem beziehungsweise welchen Wirtschaftszweig(en) die gemeinsame Wiederverwendung von Abwasser (den größten) Mehrwert bringt. Die Studie soll auch die Kosten, den Nutzen und die Umweltauswirkungen der Wiederverwendung von Abwasser ermitteln und die zur Aufbereitung des Wassers erforderlichen Technologien vergleichen. Ausgehend von diesem Grundkonzept wird eine Pilotanlage errichtet, um die Aufbereitung von Abfallströmen aus verschiedenen Unternehmen in der Praxis zu testen. Die Studie untersucht auch, wie bestimmte Stoffe im Abwasser als Ausgangsmaterial für andere Prozesse dienen können. Abschließend wird der rechtliche Rahmen geprüft und untersucht, welche Geschäftsmodelle eingesetzt werden können, um dies in großem Maßstab umzusetzen.

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 730.000 Euro, die zwischen den Projektpartnern und den teilnehmenden Betrieben aufgeteilt und mit Mitteln aus dem Blue Deal der flämischen Regierung unterstützt werden. Durch CHERISH2O werden Schritte unternommen, um das Ziel des flämischen Klimaanpassungsplans zu erreichen, Flandern weiter auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten. Dieser Plan strebt unter anderem an, dass Betriebe ihr Wasser bis 2040 vollständig recyceln und so wenig Trink- und Grundwasser wie möglich verbrauchen.

Dies ist das erste Mal, dass die Machbarkeit dezentraler Kreislaufwassernetze aus Industrieabwässern in einer Hafenumgebung in diesem Umfang untersucht wird.

Flämischer Umweltminister: „Wasser ist unser größter Verbündeter und eine unserer wertvollsten Ressourcen. Es ist daher ein absolutes Muss, dass wir es bewusst und sparsam einsetzen. Das erreichen wir in Flandern mit unserem Blue Deal: Zum ersten Mal steht die Wissenschaft im Mittelpunkt unserer Wasserpolitik. ​ Dass sich mit dem Chemiesektor im Hafen von Antwerpen einer der Hauptpfeiler unserer Wirtschaft engagiert, kann ich nur begrüßen. Denn Umweltprobleme, wie zum Beispiel Wasserknappheit, sind auch wirtschaftliche Probleme.“

Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges: „Die beeindruckende Liste der Chemiebetriebe in unserem Hafen, die an diesem Projekt teilnehmen, beweist einmal mehr, dass unsere Hafengemeinschaft eine Vorreiterrolle für mehr Nachhaltigkeit spielen möchte. Wenn diese Betriebe das Trinkwasser in ihrer Produktion durch aufbereitetes Abwasser ersetzen könnten, wäre das ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig würde es sie widerstandsfähiger gegen Wasserstress machen.“

Bernard De Potter, Generaldirektor VMM: „VMM ist begeistert von der Vorreiterrolle, die die chemische Industrie im Hafen von Antwerpen-Brügge bei der Erforschung von Möglichkeiten zur Wiederverwendung von Abwasser spielt. Als lösungsorientierter Partner sind wir fest entschlossen, diese wichtige Initiative in einem Umfeld des Klimawandels voll zu unterstützen.“

Ann Wurman, Direktorin von essenscia Flandern: „H20 ist die chemische Formel, die wahrscheinlich jeder kennt. Wasser ist auch für chemische Produktionsprozesse unerlässlich: als Kühlmittel, zur Dampferzeugung oder als Rohstoff. Demzufolge hat der sparsame Umgang mit Wasser für den Chemiesektor höchste Priorität. In den letzten zehn Jahren konnte der Trinkwasserverbrauch in diesem Sektor um ein Viertel gesenkt werden, aber wir sind weiterhin bestrebt, noch besser zu werden. Zusammenarbeit ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Regierung, die Wissenspartner und die Industrie ihre Kräfte bündeln, um Fortschritte zu erzielen und den richtigen Rahmen zu schaffen, um die Betriebe bei ihrem Wandel zu unterstützen.“

Leen Govaerts, VITO, Direktorin für Wasser und Energiewende: „Innovation zusammen mit der Industrie und der Regierung ist ein wichtiges Bindeglied, um Flanderns Wasserproblemen zu begegnen. Als Forschungspartner hilft VITO, über Einzelinteressen hinauszublicken und Technologie mit einem regionalen Ansatz geschickt zu verbinden. Auf diese Weise tragen wir zur nachhaltigen Wasserversorgung und zur Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in Flandern bei.“

Jan Parys, CEO der Antea Group Belgium: „Das Projekt CHERISH20 ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Wassernutzung in der chemischen Industrie im Hafen von Antwerpen. Wir von der Antea Group nutzen unser Wissen und unsere Erfahrung, um die Methode zur Bewertung der Auswirkungen kombinierter Einleitungen auf Wasserläufe zu entwickeln. Darüber hinaus beteiligen wir uns an der Machbarkeitsstudie für die zirkuläre Wiederverwendung von Abwasser. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir mit diesem Projekt dazu beitragen, die Wasserqualität zu verbessern und die Selbstversorgung des Sektors zu erhöhen.“

Quelle, Foto und Grafik: Port of Antwerp-Bruges




ECT-Terminals wechseln zu Landstrom

Die Containerterminals von Hutchison Ports ECT Rotterdam (ECT) werden in den kommenden Jahren mit Landstromanlagen ausgestattet. ECT hat diesbezüglich Vereinbarungen mit Rotterdam Shore Power (RSP), einer Partnerschaft zwischen Eneco und der Port of Rotterdam Authority, getroffen.

Die ersten Schiffe sollen 2028 an das Landstromnetz angeschlossen werden. Wenn die Anlagen an beiden Terminals 2030 betriebsbereit sind, können jährlich rund 5 000 Seeschiffe an Landstrom angeschlossen werden. Dadurch werden die CO2-Emissionen im Hafen um rund 35 000 Tonnen pro Jahr reduziert.

RSP wird die Landstromanlagen errichten und betreiben, während ECT und die Port of Rotterdam Authority für die zivile Integration der Anlagen am Kai und auf dem Terminalgelände sorgen werden. Die Projekte gehören zu den größten Landstromprojekten in Europa und umfassen zusammen rund 5 Kilometer Kai.

Der Rotterdamer Hafen hat das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden und gleichzeitig vital und wettbewerbsfähig zu bleiben. Des Weiteren erfüllt der Rotterdamer Hafen hiermit die europäischen Richtlinien, die Teil des European Green Deal sind.

Leo Ruijs, CEO von ECT: „Die Projekte stehen im Einklang mit unserem Ziel, ab 2035 emissionsfrei zu sein. Beim Besuch unserer Terminals stehen unseren Kunden Landstromanlagen zur Verfügung, die gut zur Philosophie unseres Logistikkonzepts passen.“

„Rotterdam Shore Power ist stolz darauf, Landstrom als Service auf der Maasvlakte anbieten zu können“, so Tiemo Arkesteijn und Ina Barge, die RSP leiten. „Auf diese Weise beseitigen wir Investitionshemmnisse und entlasten unsere Kunden und Partner, während wir gleichzeitig die Ökologisierung des Hafens und des maritimen Sektors beschleunigen.“

Robert Simons, Hafenbeigeordneter der Gemeinde Rotterdam: „Dies ist ein wunderbarer Meilenstein für den Rotterdamer Hafen und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem Ziel, alle Schiffe an den Rotterdamer Kais mit Landstrom zu versorgen! Wir gratulieren ECT Rotterdam, Rotterdam Shore Power und Port of Rotterdam Authority zu diesem Ergebnis. Diese Entwicklung trägt nicht nur zu sauberer Luft und weniger Lärmbelästigung bei, sondern beschleunigt auch die Nachhaltigkeit unseres Hafens und des maritimen Sektors.“

Quelle: Port of Rotterdam, Luftbild: Port of Rotterdam( MartensMultimedia, Gruppenfoto: Port of Rotterdam/ Marc Nolte, Leo Ruijs (CEO von ECT), Robert Simons (Hafenbeigeordneter der Gemeinde Rotterdam) und Boudewijn Siemons (CEO Port of Rotterdam Authority). 




MSC stärkt Hafen Hamburg Marketing

Hafen Hamburg Marketing (HHM) begrüßt die Entscheidung von MSC, den Verein künftig stärker finanziell zu unterstützen. Diese Partnerschaft markiert einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung und Vermarktung des Hamburger Hafens: Im Zuge der verstärkten Partnerschaft wird der Verein noch stärker auf die Expertise und das hervorragende globale Netzwerk der größten Containerschiffreederei der Welt zurückgreifen können.

„Wir sind froh darüber, dass MSC sich entschieden hat, sein Engagement bei uns zu erweitern. Diese Partnerschaft eröffnet uns Möglichkeiten, den Hamburger Hafen weltweit noch besser zu etablieren. Gemeinsam werden wir innovative Projekte entwickeln und die internationale Wahrnehmung stärken“, sagt Axel Mattern, CEO bei HHM.

Auch MSC blickt zuversichtlich auf die weitere Zusammenarbeit: „Wir freuen uns sehr, unser Engagement auszubauen. HHM ist beim Standortmarketing für den Hamburger Hafen sehr gut aufgestellt. Wir sind überzeugt, dass wir, gemeinsam mit allen Mitgliedern, die Arbeit von HHM weiterentwickeln können, um den Standort in seiner gesamten Vielfalt zu fördern“, sagt Nils Kahn, Geschäftsführer von MSC Germany.

Quelle: HHM, Foto: HHM/ Hirsch, MSC Germany Geschäftsführer Nils Kahn und Axel Mattern, CEO Hafen Hamburg Marketing, beim Handshake.




Die Zukunft des Rangierens im Hafen

„sH2unter@ports“ – hinter dem etwas kryptischen Namen verbirgt sich die eigentliche Fragestellung des Forschungsprojekts: Lassen sich Rangierloks (engl.: shunter), trotz der enormen Motorleistung die ihnen beim Rangieren in den Häfen abverlangt wird, auch klimafreundlich betreiben?

Sechs Verbundpartner aus Wirtschaft und Forschung konzentrierten Ihre Untersuchungen zunächst auf den Antrieb mit Wasserstoff (H2). Dazu statteten sie im ersten Schritt eine Rangierlok des Verbundpartners evb mit zahlreichen Messinstrumenten aus. Wie viel Energie verbraucht die Lok in Abhängigkeit vom jeweiligen Profil und Streckennetz der Häfen? Welche Leistungsspitzen müssen abgedeckt werden? Diese und viele weitere Daten zeichnete die Lok über mehrere Wochen bei ihrer täglichen Arbeit in den Häfen von Bremerhaven und Hamburg „Tatsächlich haben wir damit Neuland betreten. Derartig detailreiche Leistungsdaten aus dem Live-Betrieb einer Rangierlok wurden noch nicht erhoben“, berichtet die bremenports-Mitarbeiterin Insa Pohlenga, die das Gesamtprojekt leitete.

Die genauen Messungen bildeten die Grundlage, um Alternativen zum herkömmlichen Dieselantrieb im Rangierbetrieb der Häfen zu prüfen. Wasserstoff gilt dabei als Energieträger der Zukunft. Ein Vorteil, er kann schnell nachgetankt werden, doch die Loks müssen durch die geringe Dichte des Energieträgers deutlich häufiger auftanken.

Um zu überprüfen, was die effizienteste Lösung ist, wurden im Rahmen des Projekts auch weitere alternative Antriebe verglichen. Denkbar wäre, so das Ergebnis der Untersuchung, das bei der Abschlussveranstaltung des Projekts vorgestellt wurde, auch der Einsatz von E-Rangierloks mit Batterietechnik, die auf Teilen des Hafenschienennetzes direkt aus der Oberleitung mit Ökostrom versorgt und gleichzeitig ihre Batterien an Bord aufladen würden. Auf der sogenannten letzten Meile, wie den Terminals, wo meist keine Oberleitungen installiert werden können, würden die Rangierloks dann auf Batteriebetrieb umschalten. Die Verbundpartner bewerten das einstimmig als umsetzbare Alternative, vor allem im Überseehafen Bremerhaven, wo bereits über 60 % der Hafenbahn elektrifiziert sind. Der Verbundpartner aus Hamburg, die HPA, überprüft diese Option mit einer weiteren Studie, da der Grad der Elektrifizierung dort geringer ist.

Für beide Varianten– also sowohl für den Wasserstoff-Antrieb als auch die Versorgung mittels Oberleitung und Batterie – gilt indes: Entsprechende, für den Rangierbetrieb geeigneten Loks, gibt es in Deutschland noch nicht am Markt. Das allerdings soll sich ändern: Die Alstom Lokomotiven Service GmbH, eine der Verbundpartnerinnen des SH2unter@ports-Projekts- ist bereits mit der Entwicklung einer Wasserstoff-Rangierlok beschäftigt. Die projektbeteiligten Forschungsinstitute, das Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft, und das Smart Mobility Institute, führen umfangreiche Untersuchungen durch, um zu analysieren, welchen Einfluss die verschiedenen Loks und jeweiligen Infrastrukturanpassungen auf die Umwelt und auf die Wirtschaftlichkeit haben.

Bereits keine Zukunftsmusik mehr, sondern zumindest in Bremerhaven schon Alltag und ebenfalls Teil der Untersuchung gewesen sei hingegen die Umstellung der Rangierlok-Flotten auf hydriertes Pflanzenöl (HVO) als Treibstoff. Dieser Treibstoff ist insgesamt deutlich klimafreundlicher und bietet eine schnell einsetzbare Übergangslösung. Ob und welche Technik sich im Rahmen der klimafreundlichen Transformation der Häfen in der Zukunft durchsetzen wird? „Mit dem SH2unter@ports-Projekt, das bremenports leiten durfte, wurde zunächst einmal wertvolle und praxisnahe Grundlagenforschung betrieben und festgestellt, was überhaupt möglich ist. Klar ist aber auf jeden Fall, egal ob Wasserstoff oder E- bzw. Batterieantrieb: Beide Varianten erfordern enorme Investitionen in den Um- oder Neubau entsprechender Loks – und dafür werden letztlich entsprechende politische Rahmenbedingungen, die das möglich machen, nötig sein“, fasst es bremenports Geschäftsführer Robert Howe abschließend zusammen.

Voraussichtlich im Oktober werden sich die Projektverantwortlichen nun ein weiteres Mal in Bremerhaven treffen, um den Abschlussbericht abzustimmen.

INFO: Das Projekt sH2unter@ports, dass Ende 2022 gestartet wurde, ist im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert worden. Das Projektvolumen lag insgesamt bei rund 1,2 Millionen Euro. Die sechs Verbundpartner des Projektes waren die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb), das Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen GmbH, das Smart Mobility Institute an der Hochschule Bremerhaven, die ALSTOM Lokomotiven Service GmbH, die Hamburg Port Authority und die Hafenmanagementgesellschaft bremenports.

Quelle und Fotos: bremenports GmbH & Co. KG, mit dieser eigens mit Sensoren ausgestatten Rangierlok wurde in den Häfen von Bremerhaven und Hamburg wochenlang aufgezeichnet, welche Leistungen eine Rangierlok im Alltagsbetrieb zu bewältigen hat.




Inke Onnen-Lübben zurück bei Seaports of Niedersachsen GmbH

Zum 1. Januar 2025 kehrt die 43-jährige als Geschäftsführerin zur niedersächsischen Hafenmarketinggesellschaft nach Oldenburg zurück. Onnen-Lübben hatte sich im Auswahlverfahren, für das eine spezialisierte Personalberatung beauftragt worden war, unter einer Vielzahl von Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt.

2018 hatte sie die Seaports of Niedersachsen GmbH und den Geschäftsführungsposten auf eigenen Wunsch verlassen und ihre Kompetenzen seitdem in verschiedenen Positionen im Bereich der Hafen- und Logistikwirtschaft weiterentwickelt. So verantwortete die studierte Wirtschaftsingenieurin unter neuerem drei Jahre lang operativ den Aufbau von Automobillogistikaktivitäten am Standort Wilhelmshaven und war zuletzt als Geschäftsführerin des Binnenhafens und Industrieparks c-Port Küstenkanal vor allem für Unternehmensansiedlung und den strategischen Ausbau der Hafenaktivitäten zuständig.

„Inke Onnen-Lübben verfügt über die notwendigen Kenntnisse der komplexen Zusammenhänge in der Hafenwirtschaft und die entsprechende Marktexpertise sowie eine breite Vernetzung, um die niedersächsischen Seehäfen erfolgreich am Markt zu positionieren. Wir freuen uns sehr, dass wir sie für die Geschäftsführung unserer Hafenmarketinggesellschaft zurückgewinnen konnten“ erklärte Michael de Reese, Aufsichtsratsvorsitzender der Seaports of Niedersachsen GmbH.

Bis zur Übergabe am 1. Januar 2025 wird Andreas Bullwinkel weiterhin interimsmäßig die Geschäfte der Gesellschaft führen, die seit 20 Jahren als erfolgreiche Public Private Partnership zwischen dem Land Niedersachsen und der privaten niedersächsischen Hafenwirtschaft besteht.

Quelle und Foto: Seaports of Niedersachsen




Wasserstoff statt Diesel

Im Rahmen des Forschungsprojekts sH2unter@ports testete die Hamburg Port Authority (HPA) gemeinsam mit fünf Verbundpartnern aus Forschung und Wirtschaft innovative Antriebslösungen für den Rangierbetrieb. Heute wurden die Ergebnisse in den Räumlichkeiten der HPA präsentiert. Mehr als 90 Expertinnen und Experten sowie Interessierte aus den Bereichen Hafen, Schiene und Wasserstoff nahmen daran teil.

Das Projekt untersuchte Alternativen zum Dieseleinsatz im Rangierbetrieb – mit besonderem Fokus auf Wasserstoff. Es konnte festgestellt werden, dass Wasserstoff in verschiedenen Einsatzbereichen sowohl im Betrieb als auch in der Infrastruktur eine machbare Option darstellt. Um zu prüfen, ob Wasserstoff die effizienteste Lösung ist, wurden auch Antriebe mit Oberleitungen und Batterie sowie der Betrieb mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) untersucht und verglichen. Die Grundlage für diese Analysen bildeten umfangreiche Messreihen in den Seehäfen Hamburg und Bremerhaven.

Für den Standort Hamburg sind weiterführende Untersuchungen geplant, insbesondere zur Nutzung von oberleitungsbetriebenen Lokomotiven. Diese sollen die Infrastrukturkosten und Machbarkeit genauer beleuchten.

Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP II) mit über 1,2 Millionen Euro gefördert.

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard: „Alternative Antriebstechnologien spielen in der maritimen Branche und auch für den Hafenbetrieb künftig eine wichtige Rolle. Wasserstoff bietet für den Rangierbetrieb vielversprechende Möglichkeiten. Die entsprechenden Fachleute in Hamburg ermöglichen unsere Vorreiterrolle in der nachhaltigen Hafenlogistik. Die gewonnenen Erkenntnisse werden wir in zukünftige Projekte für klimafreundliche Transformationsvorhaben einfließen lassen.“

Harald Kreft, Leiter der Hafenbahn Hamburg: „Die Ergebnisse des Projekts sH2unter@ports unterstreichen das Potenzial von Wasserstoff und anderen alternativen Antrieben für den Rangierbetrieb in Häfen. Hamburg ist bereit, diese innovativen Lösungen weiter voranzutreiben, um unseren Hafen langfristig noch nachhaltiger zu gestalten.“

Übersicht der fünf Verbundpartner:
• bremenports GmbH & Co. KG
• evb GmbH
• Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft Bremen
• Smart Mobility Institute Bremerhaven
• ALSTOM Lokomotiven Service GmbH

Weitere Informationen unter http://www.sH2unter.com

Quelle: HPA, Foto: HHM




Geplante Belastung des Schienengüterverkehrs

Die deutsche Seehafenwirtschaft hat vor den negativen Folgen einer erneuten Erhöhung der Trassenpreise im Schienengüterverkehr gewarnt und die Politik zum schnellen Umsteuern aufgefordert.

„Die guten Bahnanbindungen der deutschen Seehäfen an die Wirtschaftszentren in Deutschland und weiter in die europäischen Länder sind ein entscheidender Wettbewerbs- und Nachhaltigkeitsvorteil des Hafenstandortes Deutschland“, betont Angela Titzrath, die Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). „Allein bei Containern erreicht die Bahn regelmäßig einen Anteil von deutlich über 50 % im Hinterlandverkehr. Die geplante erneute Erhöhung der Trassenentgelte bei der Bahn würde die deutschen Seehäfen empfindlich treffen und für eine Verlagerung der Verkehre von der Schiene auf die Straße sorgen. Das steht im direkten Widerspruch zu zentralen politischen Leitlinien, wie den Klimazielen, der Verkehrswende oder auch der Nationalen Hafenstrategie, da die deutschen Seehäfen im Wettbewerb deutlich geschwächt werden. Zudem werden bestehende Probleme wie Staus oder der Mangel an Fahrpersonal und LKW-Parkplätzen an Autobahnen deutlich verschärft. Zur Erinnerung: Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 LKW.“

Der ZDS schließt sich daher den Forderungen aus anderen Branchen nach Sofortmaßnahmen durch die Politik an. „Der Bundestag muss kurzfristig tätig werden und einen Kahlschlag auf der Schiene verhindern“, so Titzrath. „Konkret bedeutet das, die gesetzlich vorgesehene Verzinsung des Eigenkapitals der DB InfraGO zu reduzieren und die Mittel der Trassenpreisförderung zu erhöhen. Darüber hinaus muss die Finanzierung der Bahn in Deutschland grundsätzlich neu und vor allem verlässlich geregelt werden.“

Zum Hintergrund: Die gemeinwohlorientierte DB InfraGO verlangt von Eisenbahnverkehrsunternehmen Trassenentgelte für die Nutzung des DB-Netzes. 2025 steigen diese für Güter- und Personenverkehr im Schnitt um 6 %. Für 2026 plant die staatseigene DB InfraGO Presseberichten zufolge eine Erhöhung von durchschnittlich knapp 20 %. Dies muss noch von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Hintergrund hierfür ist die Einigung der Ampel-Koalition, die nötigen Gelder für Sanierung und Ausbau der Bahn nicht wie bislang üblich als Baukostenzuschüsse zu zahlen, sondern als Eigenkapitalerhöhung bzw. Darlehen an die DB. Diese sind von der DB zu verzinsen.

Quelle: ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Foto: HHM




Staatssekretär Luksic betont Wichtigkeit des Systems Wasserstraße

Dr. Christoph Kösters, Manager des Kompetenznetzes und Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) e.V. begrüßte jetzt mehr als 60 Entscheider aus Schifffahrt, Häfen, Logistik und der Industrie zum diesjährigen NetzwerkForum.

Die Veranstaltung des Kompetenznetzes Logistik.NRW, getragen vom LOG-IT Club e.V. und dem VVWL, befasste sich als Leitgedanken mit der nationalen Hafenpolitik und maritimen Logistik. Dr. Kösters führte ein, dass der Leitgedanke des Forums durch die Verabschiedung der Nationalen Hafenstrategie im Frühjahr 2024 praktisch vorgegeben wurde. Der Inhalt dieser Strategie und insbesondere die gleichwertige Fokussierung der Binnenhäfen zu den deutschen Seehäfen sei begrüßenswert. Jedoch müsse gerade diese Fokussierung im Rahmen der Umsetzung beibehalten werden, denn bei der Finanzierung der zahlreichen Maßnahmen (139 Stück) zeichneten sich bereits jetzt Probleme ab und eine etwaige Priorisierung dürfe nicht zu Lasten der binnenländischen Logistik und Hafenstandorte gehen. Im Zusammenhang mit dem Megatrend Nachhaltigkeit und Transformation betonte Dr. Kösters, dass der VVWL sich weiter für eine zuverlässige, nachvollziehbare und planungssichere Energie- und Transformationspolitik und für einen schnellen Aufbau der Ladeinfrastrukturen einsetze. Es müsse bei der Transformation insbesondere KMU finanziell unterstützt werden.

Als langjähriger Kooperationspartner des Forums und Mitglied des Kompetenznetzes Logistik.NRW stellte Werner Schaurte-Küppers als Präsident der Niederrheinischen Industrie und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve in seiner Begrüßung fest, dass sich die Politik und Wirtschaft bei den Zielen für das System Wasserstraße einig seien, jedoch fehle immer mehr das Geld und auch der Haushalt 2025 falle eher bescheiden aus, um die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen für das System vollumfänglich anpacken zu können.

Zum diesjährigen Eingangsstatement „Zukunft maritimer Hinterlandverkehr aufgrund der aktuellen Politik und Infrastruktur“ referierte Oliver Luksic, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMDV und machte eingangs unmittelbar deutlich, dass aus Sicht des Bundes leistungsfähige Häfen für Transport und Logistik eine überragende Rolle besäßen. Die Hafenfinanzierung für die Gesamtmaßnahmen der Nationalen Hafenstrategie seien sicherlich ein schwieriges Feld, würden aber intensiv diskutiert. Ziel für das System Wasserstraße bliebe die Erhaltung und der Ausbau unter Beachtung der veränderten Güterverkehrsströme. Als Chance für das System identifizierte Luksic den Groß- und Schwertransport. Hier seien die Antragsverfahren bereits besser geworden, jedoch weiterhin oftmals zu langsam – eine stärkere Digitalisierung sei wünschenswert. Er betonte die überragende Bedeutung des Rheins nicht nur für die Logistik, sondern auch für die Industrie in Deutschland. Es müsse durch sinnvolle Infrastrukturmaßnahmen die Nutzbarkeit rund um die Uhr gewährleistet werden. Hierzu zähle insbesondere die Abladeoptimierung Mittelrhein, wozu durch Minister Wissing eine Beschleunigungskommission eingesetzt wurde und nach und nach fehlende Stellen der GDWS mit Technikern besetzt werden. Ebenso sei die nicht minder wichtige Sohlstabilisierung am Niederrhein bereits in der Umsetzung: „Wir kommen hier weiter!“ Nicht zu vergessen sei das Kanalnetz, da auch hier eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung festzustellen ist. Die Zuverlässigkeit müsse erhalten bleiben und Brückenhöhen für den zweilagigen Containertransport angepasst werden. Abschließend konkretisierte Luksic bedeutende Verbindungsachsen wie den Ausbau der Betuwe-Linie sowie die Autobahnen A1, A2, A3, A40 und A45 sowie die für Europas größten Binnenhafen Duisburg wichtige A59 (Stichwort: Erneuerung Berliner Brücke)

Für den Polit-Talk begrüßte Sebastian Reimann, Chefredakteur DVZ, als Moderator neben Oliver Luksic die Politiker Henning Rehbaum, MdB, Verkehrsausschuss Bund und Parlamentsgruppe Binnenschifffahrt CDU/CSU, Frank Börner, MdL NRW, Verkehrsausschuss Land SPD, Michael Röls-Leitmann, MdL NRW, stv. Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Klimaschutz und Energiepolitik, DIE GRÜNEN. Die Diskutanten stellten übereinstimmend fest, dass die jüngsten Haushaltsverhandlungen ein hartes Ringen in der Koalition in Berlin waren. Luksic führte aus, dass große Knackpunkte im Verkehrsetat lagen und es besonders schwer war, Lösungen zu finden. Trotzdem sei es als Erfolg zu werten, dass die Investitionslinie für die Wasserstraßen beibehalten werden, auch wenn es schmerzlich gewesen sei, einzelne Förderprogramme abzuschmelzen. Die hohen Investitionen in die Schiene seien ein Muss! Als Oppositionspolitiker erkannte Henning Rehbaum an, dass es für die Haushaltsverhandlungen wegen der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts natürlich Finanzierungsprobleme gab. Jedoch seien die Ergebnisse nicht zufriedenstellend. Es müssten die Strukturen gerade bei der Deutschen Bahn zur Finanzierung überdacht werden. Besonders ärgerlich sei es, die enorme Finanzierungsquelle der LKW-Maut als geschlossenen Finanzierungskreislauf nicht wieder in die Straße fließen zu lassen – auf jeden Fall in der Verkehrshaushalt -, denn da gehöre das Geld hin. Zudem müssten Planungsverfahren deutlich gestrafft werden. Es sei zwingend notwendig, die Arbeitsplätze der GDWS interessanter zu machen und wohl auch besser zu vergüten, um die weiter vorhandenen unbesetzten Stellen aufzufüllen. Offensichtlich sei aber, die Wasserstraßen werden benötigt! Frank Börner betonte, die sicherlich guten Maßnahmen der Hafenstrategie. Jedoch müsse zwingend der Industrie ein zeitnaher Umsetzungskorridor kommuniziert werden, damit diese auch in Zukunft mit dem System Wasserstraße plane. Das gelte sowohl für Fahrrinnenoptimierungen südlich von Duisburg als auch für das Westdeutsche Kanalnetz. Michael Röls-Leitmann erinnerte daran, dass richtigerweise das System Wasserstraße mindestens 2,5 Milliarden € jährlich benötige. Mit Blick auf die Energiewende spiele ein funktionierendes System Wasserstraße eine große Rolle. Es bringe aber nichts, zu diskutieren, ob das System Schiene zu viel Geld erhalte. Am Ende der Tage benötige Logistik und Industrie eine funktionierende Infrastruktur und es mache keinen Sinn, Verkehrsträger gegeneinander auszuspielen! Für eine größere Planungssicherheit müsse mehr in die deutsche Infrastruktur investiert werden, um der Industrie eine verlässliche Versorgung zu garantieren.

Auf Nachfrage waren sich die Politiker einig, dass Baumaßnahmen schneller umgesetzt werden müssten – allein die Genehmigungsverfahren würden Millionen Kosten und viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Umweltschutz sei wichtig, dürfe aber nicht unverhältnismäßig behindern. Ein Industriestandort funktioniere nur, wenn Logistik richtig funktioniert!

Die Diskussionsrunde des Forums stand unter dem Motto „Märkte, Transformation und Nachhaltigkeit – aktuelle Herausforderungen der maritimen Logistik“. Hier diskutierten Hanna Stelzel, Director Containers Port of Rotterdam Authority, Markus Bangen, CEO duisport, Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Carsten Schmücker, Global Logistics Transport Procurement Overseas Lanxess Deutschland GmbH, Thijs van den Heuvel, Managing Director Contargo GmbH & Co. KG und Torsten Schütte Geschäftsführer Container Terminal Dortmund GmbH.

Die Diskutanten waren sich einig, dass der Umschlag insbesondere im ersten Halbjahr sehr bescheiden war – ein Hoffnungsschimmer sei mittlerweile der Containertransport, welches gerade in den Binnenhäfen sehr schnell zu Kapazitätsproblemen führe könne. Für die Zukunft prognostizierten Hanna Stelzel und Daniel Hosseus aus Sicht der Seehäfen nur vorsichtigen Optimismus und eher schwierige Perspektiven. Die Industrie in Person von Carsten Schmücker stellte fest, dass die Talsohle zwar durchschritten sei, aber auf relativ niedrigem Niveau – es „sei im Vergleich etwas besser als katastrophal“. Er betonte die Wichtigkeit einer Flexibilität, da lange Planungsphasen aufgrund geopolitischer Schwierigkeiten kaum möglich seien (Stichwort: Suezkanal). Hanna Stelzel bestätigte, dass auf externe geopolitische Einflüsse nur mit Flexibilität eine gewisse Resilienz geschaffen werden könne. Van den Heuvel betonte als Spediteur die Wichtigkeit des Zusammenspiels der einzelnen Verkehrsträger, um den Kunden optimal zu bedienen – der Kunde stehe im Mittelpunkt. Kooperationen seien gerade vor dem Hintergrund von Niedrigwasserereignissen wichtig. Insgesamt stellte er eine Rückverlagerung einzelner Waren auf die Straße fest. Grund: der Preis! Zum Thema Verfügbarkeit von Flächen bemerkte Markus Bangen, dass umfangreiche Erweiterungen in den Binnenhäfen häufig gar nicht mehr realisiert werden können. Es müsse vielmehr in neue Technologie investiert werden, um vorhandene Fläche logistisch zu optimieren. Zudem konkretisierte Torsten Schütte in dem Trend zu größeren Schiffen und Ladungen ein einhergehendes Problem mit einer zwangsläufigen Erweiterung der Fläche, welches in Dortmund glücklicherweise ausnahmsweise noch möglich sei.

In Bezug auf die Energiewende und Genehmigungsverfahren stellte Hanna Stelzel im Vergleich Deutschland zu den Niederlanden als gebürtige Deutsche fest, dass viele Probleme und Herausforderungen in den Niederlanden pragmatischer angegangen werden. In den Niederlanden bestünde eine größere Bereitschaft auf Veränderungen zu reagieren. Das würde sich insbesondere für die Energiewende und den Transport/Lagerung von Energieträgern positiv auswirken. Sowohl van den Heuvel als auch Markus Bangen sehen in der Energiewende für das System Wasserstraße sowohl für den Transport als auch für die Lagerung eine große Chance. Zudem würden hochqualifizierte Jobs entstehen. Dieser Prozess müsse allerdings im Schulterschluss mit der Politik erfolgen. Die Diskutanten waren sich einig, dass sowohl die Seehäfen als auch Binnenhäfen und Speditionen auf die Energiewende gut vorbereitet seien und spätestens seit dem Ukraine-Konflikt das Thema Liefersicherheit für die Häfen und Speditionen auf der Agenda ganz oben stehe. Carsten Schmücker bestätigte, dass die Industrie sehr genau prüfe, wie sicher eine Lieferkette ist. Dennoch dürfe laut Markus Bangen die Politik in ihren Regulierungsvorhaben beim Thema Lieferkettensicherheit nicht über das Ziel hinausschießen.

Quelle und Foto: VVWL




Telekom erforscht automatisiertes Fahren im Hafen

Die Deutsche Telekom unterstützt das öffentlich geförderte Projekt „AutoLog“ im Hafen von Emden mit zwei Innovationen aus dem Konzern. Es soll die Arbeitsabläufe auf Automobilterminals automatisieren und effizienter machen. Hierfür bringt die Telekom zwei neue Technologien ein: das 5G-Netzwerk mit einer speziellen Verbindung (Network-API) und ein Edge Data Center für die schnelle Datenverarbeitung vor Ort.

Zusammen mit den Partnern Volkswagen Konzernlogistik, dem Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) und dem Software-Experten Unikie werden neue und effiziente Lager- und Logistiklösungen mit automatisiertem Fahren auf dem Automobilterminal des Volkswagen Werks am Standort Emden entwickelt und getestet.

Automobilterminals sind wichtige Knotenpunkte für die Logistik in der deutschen Autoindustrie. Jedes Jahr verschifft die Volkswagen-Konzernlogistik etwa 2,4 Millionen Autos von rund 40 Häfen. Der größte Hafen in diesem Netzwerk ist in Emden. Die Betreiber der Terminals stehen dabei vor vielen Herausforderungen: Es gibt immer mehr Autos zu verschiffen, aber nicht genug Fachleute für die Abwicklung der Logistikprozesse. Zudem ist der Platz in den Terminals begrenzt und die Erwartungen an Flexibilität und Effizienz steigen. Deshalb wird jetzt getestet, wie das automatisierte Fahren helfen kann, die Prozesse in der Fahrzeuglogistik besser, sicherer und umweltfreundlicher zu machen sowie dem zunehmenden Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken.

Die Prozesse auf Automobilterminals befassen sich im Wesentlichen mit dem Umschlag von Fahrzeugen für den Weitertransport auf verschiedenen Verkehrsträgern (Bahn, LKW, Schiff). Der Standort Emden ist ein zentraler Knotenpunkt im Transportnetzwerk des VW-Konzerns mit einer Logistikfläche, die eine Größe von mehr als 100 Fußballfelder umfasst. Die Abwicklung der Fahrzeuge auf dem Automobilterminal erfordert dabei eine große Anzahl von Fachkräften, um die Fahrbewegungen der Fahrzeuge sowie die Shuttle-Transporte der Fahrer zum nächsten Fahrauftrag durchzuführen. Jährlich werden in Emden so mehr als 1 Mio. Fahrzeuge umgeschlagen – u.a. als Import aus Übersee-Standorten sowie als Export für die Versorgung weltweiter Zielmärkte.

Für das Projekt „AutoLog“ versorgt die Telekom die Logistikfläche im Hafen von Emden flächendeckend mit 5G. Das Volkswagen Werk in Emden ist direkt mit dem Hafen verbunden. So können verschiedene Verkehrssituationen, wie zum Beispiel der Mischbetrieb von manuell und automatisiert gefahrenen Fahrzeugen, getestet werden. Das Testfeld umfasst Parkflächen für Autos, mehrere Fahrwege und einen stark genutzten Kreisverkehr.

Für dieses Testfeld wird ein digitaler Zwilling der Parkflächen mit LiDAR-Sensoren erstellt, die im Hafen von Emden installiert werden. Die Abkürzung LiDAR steht für Light imaging, detection and ranging und bezeichnet eine Technik, die Licht nutzt, um Abstände und Geschwindigkeiten zu messen. Diese Sensoren können sehr kleine Details sehr genau und in Echtzeit erfassen. Sie nehmen alles wahr, was sich bewegt oder stillsteht – wie Menschen, Fahrzeuge und Gegenstände. Die Sensoren weisen eine hohe Zuverlässigkeit bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und bei schlechten Wetterbedingungen auf.

Das Software-Unternehmen Unikie liefert das System für die automatische Steuerung der Fahrzeuge, ein sogenanntes „Marshalling System“. Der digitale Nachbau der Parkflächen ist ein wesentlicher Bestandteil des Systems. Die Unikie Marshalling Solution (UMS) sorgt dafür, dass die Fahrzeuge genau und sicher gesteuert werden können, selbst in dicht befahrenen oder beengten Bereichen. Die Kommunikation zu den Fahrzeugen erfolgt dabei über das öffentliche 5G Netz. Auch die LiDAR-Sensoren nutzen zukünftig Mobilfunk, um sich mit der UMS zu verbinden. Das spart eine aufwendige Verkabelung. Für eine stabile Datenübertragung sorgt eine spezielle Schnittstelle (Quality on Demand Network API) ins 5G-Netz der Telekom. Sie sorgt für eine stets gleichbleibende Qualität und Zuverlässigkeit der Verbindung.

Die Telekom betreibt das UMS auf einem sogenannten Edge Data Center. Das sorgt dafür, dass die Kommunikation zwischen dem Marshalling System und dem Fahrzeug schnell und sicher erfolgt. Mit Edge-Cloud Computing werden Rechenleistung und Datenspeicher näher zum Nutzer gebracht.

Anders als beim traditionellen Cloud Computing, das auf zentralen Rechenzentren basiert, sind diese Ressourcen beim Edge-Cloud Computing an dezentralen Stellen am Rand des Netzes. Sie befinden sich genau dort, wo die Daten entstehen und genutzt werden. Das macht die Datenverarbeitung in Echtzeit besser und ermöglicht schnellere Reaktionen auf Anfragen von Nutzern.

Auf dem Testfeld im Emdener Hafen wollen die Partner herausfinden, welche Voraussetzungen für Prozesse und Infrastruktur auf Automobilterminals geschaffen werden müssen. Sie wollen auch klären, wie die technische Infrastruktur für eine sichere Fahrzeugsteuerung gestaltet werden muss. Außerdem wollen sie Möglichkeiten zur Verbesserung der Lager- und Logistikprozesse finden. Eine große Herausforderung ist es, gleichzeitig automatisch und manuell gesteuerte Fahrzeuge sowie Fußgänger sicher zu koordinieren.

Das Projekt „AutoLog“ soll zeigen, dass die Automatisierung der Hafenlogistik an Automobilterminals viele Vorteile hat. Sie kann zum Beispiel dabei helfen, den Mangel an Personal auszugleichen, die Sicherheit bei der Arbeit zu erhöhen und die Prozesse effizienter zu machen. Die Partner sehen auch großes Potenzial beim Thema Nachhaltigkeit: So können die Flächen auf dem Automobilterminal um etwa 20% effizienter genutzt werden. Außerdem kann eine reduzierte Anzahl an Shuttle-Fahrten die gefahrenen Kilometer und somit auch die CO2-Emmisionen der Shuttles um bis zu 25% reduzieren.

Das Verbundprojekt AutoLog (Entwicklung automatisierter Fahrprozesse und dynamischer Lager- und Logistikkonzepte auf Automobilterminals) läuft über 3 Jahre und hat ein Gesamtvolumen von 5,8 Millionen Euro. Es wird durch das Programm für Innovative Hafentechnologien (IHATEC II) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) insgesamt mit 3,2 Millionen Euro gefördert und vom TÜV Rheinland betreut. Mit dieser Förderung will der Bund innovative Technologien in deutschen See- und Binnenhäfen fördern und so ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Partner in dem Projekt sind die Volkswagen Konzernlogistik sowie das BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen. Assoziierte Partner sind die Deutsche Telekom und Unikie (München). Die wissenschaftlichen Ergebnisse aus diesem Projekt sollen auch für künftige Forschungen verwendet werden. Die Entwicklungen aus dem Projekt sollen auf viele Terminals übertragbar sein.

Quelle: Deutsche Telekom, Foto: Volkswagen, VW-Werk in Emden mit angeschlossenem Autoterminal