„Wenn möglich auf dem Wasserweg, wenn nötig auf der Straße“

Der Containertransport über die Wasserstraßen ist nachhaltig und effizient. Die Port of Rotterdam Authority unterstützt in mehreren Korridoren die Zusammenarbeit zwischen Binnenschiffsbetreibern, Deepsea- und Binnenterminals bei der Containerbündelung. Seit Jahren gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Beteiligten in der Provinz Limburg, um den multimodalen Transport zwischen Rotterdam und Limburg für Verlader, Logistikdienstleister und Reedereien attraktiver zu machen.

Wie hat sich der angestrebte „Grüne Korridor Rotterdam-Limburg“ entwickelt? Wir haben die Frage Zelissen Logistics & Services, Barge Terminal Born und Supply Chain Valley gestellt.

Zelissen Logistics & Services nutzt bereits seit zwei Jahren die Binnenschifffahrt für einen Kunden, der Container mit Autoteilen von China über Rotterdam nach Limburg bringt. Über den Limburg Express, eine Zusammenarbeit zwischen Hutchison Ports Venlo, Barge Terminal Born und der Danser Group, werden die Tiefseeterminals Rotterdam World Gateway, Hutchison Ports ECT Delta und ECT Euromax viermal wöchentlich per Binnenschiff mit den Binnenterminals in Venlo und Born verbunden. Vom Barge Terminal Born aus transportiert Zelissen die Container per Lkw zu seinem 22.000 m² großen Lager in Susteren, das nur wenige Kilometer entfernt liegt. Dort wird die Qualität der Güter geprüft und der Weitertransport zu den Automobilherstellern in Deutschland und Belgien vorbereitet.

„Es handelt sich um etwa 1.000 Container pro Jahr, die wir früher per Lkw von Rotterdam nach Susteren gebracht haben“, sagt Direktor Nick Zelissen. Die Binnenschifffahrt passt in die Nachhaltigkeitsstrategie von Zelissen, das über komplett gasfreie Lager und LED-Beleuchtung mit Bewegungssensoren verfügt und an allen Standorten den Abfall trennt. Berechnungen nach dem GLEC-Standard (Global Logistics Emissions Council, Quelle: Joint Corridors Off-Road) bestätigen den nachhaltigen Charakter des Containertransports auf dem Wasserweg. Von Rotterdam nach Susteren sind es 228 km mit dem Schiff und 4 km Nachtransport auf der Straße. Bei der Binnenschifffahrt liegen die CO2-Emissionen pro TEU bei 60 kg. Die CO2-Emissionen des direkten Straßentransports zwischen Rotterdam und Susteren (210 km) betragen 200 kg pro TEU. So spart die Verlagerung auf die Binnenschifffahrt 140 kg CO2 pro Container, von den vermiedenen Staus durch den Wegfall der Lkws auf der Straße ganz zu schweigen.

Allerdings entscheidet nicht Zelissen Logistics & Services BV selbst, sondern der chinesische Kunde, welchen Transportträger er zwischen Rotterdam und Susteren nutzen möchte. Dies wird jedes Jahr neu überprüft. „Preislich gesehen ist der Transport per Binnenschiff für unseren Kunden derzeit interessanter. Der Vorteil für uns ist, dass wir genau wissen, wann die Container gelöscht werden, sobald sie in Rotterdam auf das Binnenschiff verladen worden sind. Beim Transport auf der Straße kann man das viel weniger gut vorhersagen. Außerdem können wir gute Vereinbarungen mit dem Terminal in Born treffen, wo in der Regel 10 bis 30 Container auf einmal für uns gelöscht werden. Wenn wir einen Mangel an einem bestimmten Autoteil in unserem Lager haben, können wir den Container mit dem betreffenden Teil zuerst am Terminal abholen. Auf diese Weise bleiben wir flexibel. Wir können auch den täglichen Be- und Entladeverkehr besser organisieren. Wir sind sehr zufrieden mit dem Service des Terminals.“

Diese Worte hört Diedrik Ezendam, kaufmännischer Leiter von Barge Terminal Born, gerne. In den fast 35 Jahren seines Bestehens hat sich Barge Terminal Born zu einem der größten Binnenterminals der Niederlande entwickelt. Jährlich werden rund 140.000 TEU umgeschlagen. „Unsere Region hat sich zu einem wichtigen Standort für die Logistik mit vielen Distributionszentren entwickelt“, so Ezendam. „Aufgrund unserer Lage können wir auch Deutschland und den Osten Belgiens bedienen. Wir haben gute Verbindungen sowohl nach Rotterdam als auch nach Antwerpen.“

Am Barge Terminal Born werden sowohl Exporte als auch Importe abgewickelt. Während früher die Exporte den größten Teil darstellten, machen jetzt die Importe 65 % des Gesamtvolumens aus. Diese Trendwende ist teilweise auf die rückläufige Industrieproduktion in den Niederlanden, Deutschland und Belgien zurückzuführen. „Die verarbeitende und die chemische Industrie leiden unter den hohen Energiepreisen“, erläutert Ezendam. „In Lanaken hat die Papierfabrik Sappi, die ein wichtiger Exportkunde für uns war, kürzlich geschlossen. Idealerweise würde man den Container gerne gefüllt nach Rotterdam zurückschicken, aber die Leerverschiffung ist stark gestiegen. Derzeit vermissen wir auch das Volumen von VDL NedCar, aber wir vertrauen darauf, dass in zwei Jahren etwas Neues an deren Stelle kommt. Wir hoffen, dass die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.“

Um ein zuverlässiger Partner für Kunden zu sein, ist Barge Terminal Born unter anderem auf die reibungslose Abfertigung von Binnenschiffen im Hafen von Rotterdam angewiesen. „Mit den Deepsea-Terminals, die Partner im Limburg Express sind, können wir festgelegte Anläufe vereinbaren“, so Ezendam, der sich darüber freut, weil Binnenschiffe an den anderen Deepsea-Terminals immer noch durchschnittlich drei Stunden warten müssen, bevor sie abgefertigt werden. Er geht jedoch davon aus, dass Nextlogic die Situation mit der Zeit verbessern wird.

„Es wäre wünschenswert, denn ich sehe ein großes Potenzial für die Binnenschifffahrt. Reeder konzentrieren sich zunehmend auf Binnenterminals. Kostenmäßig ist die Binnenschifffahrt im Vergleich zum Straßentransport attraktiver geworden. Auch die europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinien spielen eine Rolle. Außerdem ziehen es viele Unternehmen vor, ihre Container an unserem Terminal zu lassen und nicht in Rotterdam. Damit sind sie näher dran und können ihr Lagerhaus genau zur richtigen Zeit bedienen. In unserer Region werden neue Häfen gebaut und bestehende Häfen erweitert. Dies sind positive Zeichen für die Binnenschifffahrt. Wir sind jedoch auf eine gute Infrastruktur angewiesen und kämpfen mit überfälliger Instandhaltung. An der Weurt-Schleuse, die für uns sehr wichtig ist, muss noch viel gearbeitet werden.“

In Limburg setzt Supply Chain Valley, unter anderem als Interessenvertreter des Logistiksektors, die nationale Vision Joint Corridors Off-Road um. Als Programm-Manager ermutigt Ivo Schepers Unternehmen, ihren Containertransport von der Straße auf die Wasserstraßen und die Schiene zu verlagern. In den letzten drei Jahren hat dies zu einer modalen Verlagerung von 370.000 TEU geführt, von denen 30 % auf die Schiene und 70% auf die Wasserstraßen verlagert wurden. Dies ergibt eine CO2-Einsparung von etwa 7.724.639 Tonnen. „Es ist nicht immer einfach und man muss viel Geduld haben“, sagt Schepers.

„Aufgrund der extrem niedrigen Kosten des Straßentransports haben wir in den letzten Monaten eine umgekehrte Verkehrsverlagerung erlebt, aber das ändert sich nun. Auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst; immer mehr Unternehmen werden durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dazu verpflichtet, über die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Umwelt zu berichten. Solange der Transport per Binnenschiff nichtwesentlich teurer ist als der Straßentransport, entscheiden sich Verlader für den Transport per Binnenschiff. Ist dies erst einmal in ihren Prozessen verankert, kehren sie auch kaum mehr zum Straßentransport zurück. Für Unternehmen, die den Umstieg planen, analysieren wir das Volumen, das von der Straße auf das Wasser verlagert werden kann. Wir finden dann heraus, wer was bezahlt und wo die Entscheidungsgewalt liegt: beim Verlader oder beim Spediteur. Das weiß man nämlich nicht immer.“

Laut Schepers sind nicht alle Produkte gleich leicht zu verlagern. Beim Kühlverkehr gelingt es vorerst noch nicht. „Es wird jedoch erforscht, wie auch diese Verkehrsverlagerung erfolgreich genutzt werden kann. Außerdem prüfen wir den Transport von Haushalts- und Gewerbeabfällen per Binnenschiff zu den Verbrennungsanlagen in Rotterdam. Auch Baumaterial aus Flandern und Wallonien haben Potenzial. Und landwirtschaftliche Produkte: Wir arbeiten bereits mit Zuckerrüben, aber wir erwägen auch, Getreide aus Nordfrankreich nach Limburg zu bringen. Der Vorteil Limburgs ist seine Lage parallel zum Rhein, der zunehmend von stark schwankenden Wasserständen betroffen ist. Dieses Problem haben wir auf der Maas nicht. Wir sind jedoch auf Schleusen angewiesen, die 24 Stunden in Betrieb sind. Dabei muss die Regierung gemeinsam mit den Wirtschaftsakteuren Verantwortung übernehmen.“

Unternehmen, die ihre Container von der Straße auf den Wasserweg verlagern, können in den ersten zwei Jahren einen Zuschuss von 11,76 Euro pro TEU erhalten. Das Interesse an dieser Fördermaßnahme ist groß. Schepers: „Insgesamt muss man jährlich mindestens 375 TEU umschlagen. Der Großteil der KMU erreicht dieses Mindestvolumen nicht. Das ist natürlich eine Hürde. Doch immer mehr Unternehmen erkennen die Effizienzvorteile des Containertransports per Binnenschiff zu regionalen Terminals. Man weiß genau, wann die Container gelöscht werden und kann sie auf Abruf in sein Lager bringen lassen. So kann man die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter besser planen und seine Prozesse optimieren. Und man muss auch einen Blick in die Zukunft wagen: Irgendwann wird es eine CO2- Abgabe geben, die Staus auf den Straßen werden wieder länger und das Verkehrsministerium steht vor einer großen Erneuerungsaufgabe. Außerdem nimmt der Mangel an Lkw-Fahrern rapide zu. Wer zu lange wartet, um den Schritt in die Binnenschifffahrt zu wagen, muss sich bald hinten anstellen. Wenn möglich auf dem Wasserweg, wenn nötig auf der Straße. Es handelt sich nicht um eine modale Verschiebung, sondern um eine Bewusstseinsveränderung.“

Der Korridor Rotterdam-Limburg ist ein großartiges Beispiel für effizienten und nachhaltigen Containertransport per Binnenschifffahrt, so Arwen Korteweg, Geschäftsführerin der Port of Rotterdam Authority. „Die Zusammenarbeit zwischen den Binnenterminals in Born und Venlo und den Deepsea-Terminals in Rotterdam ermöglicht Verladern und Logistikdienstleistern in Limburg den Transport über diesen grünen Korridor und spart neben Kosten auch CO2-Emissionen und Straßenkilometer. Zelissen Logistics hat den Weg zum Wasser gefunden und immer mehr Verlader und Logistikdienstleister nutzen die Binnenschifffahrt, um ihre Lieferketten nachhaltiger zu machen.“

Quelle und Grafik: Port of Rotterdam




Bremer Smartport-Community erhält Förderzuschlag

Riesenerfolg für die Bremer Smartport-Community: Erst im März haben mehr als 70 Unternehmen und Betriebe, gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Behörden, die Smartport-Strategie für die Bremischen Häfen auf den Weg gebracht und eine „Roadmap“ hin zum digitalisierten und intelligenten Hafen von morgen vorgezeichnet. Jetzt wurde die Smartport-Community für eine deutliche Unterstützung der weiteren Zusammenarbeit ausgewählt.

Nachdem die Hafenmanagementgesellschaft bremenports für das Sondervermögen Hafen und als Koordinatorin der Smartport-Initiative gemeinsam mit der Universität Bremen und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ihre Bewerbung für das Förderprojekt DATI-Pilot beim Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eingereicht hatte, kam nun erfreuliche Post aus Berlin: „Ihre Community hat sich unter knapp 500 Bewerbungen aus dem ganzen Land behaupten können. Hierzu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich“, hieß es darin.

Der hiesige Beitrag mit dem Titel „Smartport Transfer – Koopetition in den Bremischen Häfen als Innovationsbooster auf dem Weg zum Smartport (SPorT)“ ist damit eine von bundesweit nur 20 ausgewählten Initiativen, die sich im entsprechenden Auswahlverfahren durchsetzen konnten.

Für die hiesige Smartport-Community bedeutet dies konkret, dass deren Arbeit und Projekte in den nächsten vier Jahren eine Förderung von bis zu 5 Millionen Euro durch die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) im Rahmen des BMBF-Programms DATI-Pilot erhalten werden. Bereits Ende Juni wird nun ein erstes Orientierungsgespräch zur weiteren Strukturierung des Förderprojekts mit den 20 ausgewählten Innovationsgemeinschaften stattfinden. Offiziell starten wird das Projekt Anfang 2025. Das Besondere am DATI-Pilot-Programm ist, dass es speziell den Wissenstransfer aus der Forschung in die Anwendung vorantreiben und neue Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen generieren soll.

Die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt, ist begeistert von den Möglichkeiten, die dadurch entstehen: „Die Förderung der Smartport-Community durch das Bundesforschungsministerium ist ein gewaltiger Vertrauensbeweis in die Innovationskraft der Bremischen Häfen. Mit den bis zu fünf Millionen Euro können wir die digitale Transformation unserer Hafeninfrastruktur entscheidend vorantreiben. Gemeinsam mit Unternehmen, Wissenschaft und der gesamten maritimen Branche in Bremen werden wir zahlreiche zukunftsweisende Projekte realisieren. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen langfristig zu sichern und Bremen als Vorreiter intelligenter Hafenlösungen zu etablieren.“

Für die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft Kathrin Moosdorf bestätigt sich erneut eine zentrale Stärke der Bremischen Wissenschaftslandschaft: „Wir schaffen es hier in Bremen sehr gut, wissenschaftliche Ergebnisse in die Praxis und damit echte Lösungen in die Anwendung zu bringen. Für die Smartport-Community ist unser Forschungs- und Transferschwerpunkt Logistik Wegbereiter. Die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Hafenwirtschaft, der enge Austausch und das gemeinsame Weiter-Denken von Lösungen ist hier geübte Praxis und zahlt sich nun mit dieser positiven Entscheidung aus dem BMBF voll aus.“

Auch bremenports Geschäftsführer Robert Howe ist sich sicher: „Die Förderung wird dem Gesamtprojekt einen enormen Schwung geben und die Smartport-Community sowie die Digitalisierungsprojekte in den Bremischen Häfen deutlich nach vorne bringen.“

Für Martina Wellbrock, die die DATIpilot-Bewerbung als bremenports-Vertreterin für das Sondervermögen Hafen gemeinsam mit der Universität Bremen und dem ISL maßgeblich vorangetrieben hat, geht nun die Arbeit erst richtig los. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag, Sprecher des Forschungs- und Transferschwerpunktes Logistik des Landes Bremen und mit Prof. Dr. Frank Arendt, Geschäftsführer des ISL Bremen/Bremerhaven, bildet sie die Steuerungsgruppe für das besondere Förderprojekt: „Wir alle sind sehr auf diese neuartige Fördermöglichkeit gespannt – und freuen uns, dass wir ausgewählt wurden, in den nächsten Jahren digitale Hafenprojekte zu fördern, den Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen zu stärken und neue Methoden zur Verschlankung der Prozesse in der Förderlandschaft zu entwickeln und zu testen.“

Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag als Vertreter der Universität Bremen ergänzt: „Logistikforschung ist nicht für den Elfenbeinturm. Unsere Ergebnisse müssen gemeinsam mit den Unternehmen der Bremischen Häfen prototypisch umgesetzt werden. Nur so bringt die Forschung einen Mehrwert für die Wirtschaft, die Region und die Gesellschaft.“

Echte Chancen sieht auch der dritte Partner im Bund des Förderprojekts, Prof. Dr. Frank Arendt vom ISL: „SPorT bietet zudem eine erstklassige Möglichkeit, die bereits von den F&E-Einrichtungen im Land Bremen zum Thema Smartport entwickelten Konzepte und Software-Demonstratoren über diese Transferaktivität gemeinsam mit Unternehmen und Behörden weiterzuentwickeln.“

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Luftfoto Scheer




Hafen Wien 2023 mit Rekordergebnis

Der Hafen Wien – ein Unternehmen der Wien Holding – hat auch das Geschäftsjahr 2023 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. So wurde ein Umsatz von 61,7 Millionen Euro (+ 11,4 % gegenüber dem Vorjahr) und ein Betriebsergebnis von 8,7 Millionen Euro (+ 40,0 % gegenüber dem Vorjahr) erwirtschaftet. Darüber hinaus investierte der Hafen Wien insgesamt 15,3 Millionen Euro in seine Wettbewerbsfähigkeit, die Nachhaltigkeit und in neue Projekte.

„Der Hafen Wien ist mit seiner perfekten Anbindung an die Verkehrswege Wasser, Schiene und Straße sowie seiner Lage an drei TEN-T-Korridoren nicht nur eine der wichtigsten und größten Güter-Drehscheiben Mitteleuropas, sondern auch einer der wichtigsten Binnenhäfen an der Donau. Im Jahr 2023 hat sich der Hafen Wien ausgezeichnet geschlagen. Neben den Unternehmen des Hafen Wien befinden sich auf dem Hafen-Areal auch weitere rund 200 Betriebe, die rund 5.000 Arbeitsplätze sichern. Damit ist der Hafen Wien ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Der Erfolg unserer Strategie, den Hafen Wien als nationale und internationale Logistikdrehscheibe zu positionieren, schlägt sich auch in den wirtschaftlichen Kennzahlen und dem Rekordergebnis 2023 nieder“, so Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

„Auch als trimodaler Wirtschaftsstandort hat der Hafen Wien im Jahr 2023 stark aufgerüstet. Weit mehr als verdoppelt (+155 %) haben wir unsere Investitionen. Insgesamt 15,3 Millionen Euro sind in konkrete Projekte (Vorjahr: rund 6 Mio. Euro) geflossen, um die starke Position des Hafen Wien als Wirtschaftsfaktor weiter auszubauen. Dabei standen unter anderem die Landgewinnung Freudenau, der Ankauf des Objektes 1. Haidequerstraße/Haidestraße, die Errichtung von zwei Filmhallen und der Bau der ersten vier von insgesamt sechs Leichtbauhallen für einen Großkunden im Mittelpunkt. Damit konnten wir auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die Wettbewerbsfähigkeit der trimodalen Logistikdrehscheibe Hafen Wien konsequent stärken“, so Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer.

Weiters wurden im Jahr 2023 das Dach im HQ7 erneuert, eine Wasserleitung in der Lobau gebaut, das Lager für einen Neukunden umgebaut und die EDV-Systeme modernisiert. Für die Hafenlogistik wurden neue Maschinen (drei große Dieselstapler und zwei Elektro-Hubwagen) angeschafft.

Auch das Wirtschaftsjahr 2023 war kein einfaches, bedingt vor allem durch hohe Inflation und die weltweiten Krisen. Doch auch in schwierigen Zeiten befindet sich der Hafen Wien in starkem Aufwind, wie das Rekordergebnis für das Jahr 2023 zeigt. Die hohen Investitionen und der konsequente Ausbau des Hafen Wien machen sich bezahlt. Die Erfolgsbringer sind gleichermaßen die Geschäftsfelder Immobilien und Hafen-Logistik.

Durch Vermarktungserfolge in der Vermietung und Lagerlogistik konnten starke Umsatzzuwächse und ein außergewöhnlich gutes Ergebnis für die Hafen Wien GmbH erwirtschaftet werden. Die externen Umsätze in der Sparte Immobilien in Höhe von 18,2 Millionen Euro konnten zum Vorjahr (15 Mio. Euro) um rund 21 % gesteigert werden.

In der Business Unit Lagerlogistik sind 2023 Umsatzerlöse in Höhe von 6,4 Millionen Euro erwirtschaftet worden (Vorjahr: 4,1 Mio. Euro). Damit konnte eine Steigerung von rund 55 % durch erhöhte Aufträge bei bestehenden Großkunden erreicht werden.

Die Lagerflächenauslastung für 2023 lag im Durchschnitt bei 95,5 % und damit über dem Durchschnitt des vorjährigen Vergleichszeitraumes von 86,1 %. Waren wie Anlagenteile (div. Komponenten für Züge) Kinderfahrräder, Waffelmaschinen, Gipskartonplatten oder medizinische Wirtschaftswaren wurden im Jahr 2023 im Hafen Wien eingelagert.

In der Business Unit Massen- & Schwergut wurden die umgeschlagenen Tonnen am Wasser im Jahr 2023 um 37,1 % auf rund 977.200 Tonnen (2022: rund 713.000 Tonnen) erhöht.

Die Umsatzerlöse im Bereich Hafenbetrieb betrugen für das Jahr 2023 1,6 Millionen Euro (Vorjahr: 1,3 Mio. Euro, +18 %). Umsatzbringer sind im Hafenbetrieb unter anderem die über den Winter im Hafen Freudenau „geparkten“ Passagierschiffe. Denn der Hafen Freudenau ist auch ein Schutz- und Winterhafen. Die dort verankerten Kreuzfahrtschiffe werden vor Ort auch gewartet und für die neue Saison fit gemacht.

Durch die aktuelle wirtschaftliche Lage wurden im Vergleich zum Vorjahr geringere Umschlagstonnagen in den Häfen Freudenau und Albern erzielt. Die über Wasser umgeschlagenen Tonnagen konnten im Hafen Lobau deutlich gesteigert werden.

Die WienCont, ein Tochterunternehmen des Hafen Wien, konnte das Jahr 2023 erfolgreich abschließen. Die WienCont steigert den Umsatz von 16,9 Millionen Euro auf 19,4 Millionen Euro (+ 14,64 %) Als wesentliche Schnittstelle im europäischen Intermodalnetzwerk hat auch der Terminal die Auswirkungen der globalen Wirtschaftslage und der anhaltenden Rezession im Transportsektor zu spüren bekommen. Hohe Volatilität im Bereich der abgewickelten Volumina, geringe Planbarkeit und rückläufige Produktivität durch eine Vielzahl an Zugausfällen, prägten durchgehend das Jahr.

Dennoch konnten knapp 470.000 Containereinheiten (TEU) am Standort umgeschlagen werden. Zwar entspricht das einem Mengenrückgang von rund sieben Prozent gegenüber 2022, doch das ist deutlich besser als das in der Gesamtbranche in Österreich der Fall ist, die rund 11 Prozent weniger Umschlag verzeichnete.

„Erfreulicher entwickelte sich 2023 das Depotgeschäft, in dem das Containerlagertagvolumen um 3 Prozent gesteigert werden konnte“, zeigt sich Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, erfreut. „Auch konnten die Bereiche Reparatur (+ 6 % mehr reparierte Ladeeinheiten), Handel (+ 39 % verkaufte Container) und Containervermietung (+ 6 % mehr vermietete Container), trotz schwieriger Wirtschaftslage und atypischer Marktbedingungen, ihre Performance gegenüber dem Vorjahr weiter verbessern“.

Wesentliches Augenmerk liegt weiterhin auf dem Thema Nachhaltigkeit am Wirtschaftsstandort Wien. Durch den Kranterminal mit Schwungdurchfahrt ohne Diesel-Verschub ist ein CO2-neutraler Transport über den Standort in der Freudenau bereits möglich. Im Sinne der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien und zur Absicherung der Energieversorgung ist am Standort im Jahr 2023 eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 84 kWp in Betrieb genommen worden.

„Die Logistik ist keine Einbahnstraße, das zeigt nicht nur die Entstehung zweier neuer Filmhallen an einem der Standorte des Hafen Wien – im HQ7, sondern auch die Nachfrage für Filmproduktionen“, erläutert Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer des Hafen Wien. „Am Standort HQ7 gab es im Jahr 2023 insgesamt 31 Anfragen für Dreharbeiten, davon wurden 16 Produktionen durchgeführt. Szenen von TV-Serien wie ‚Tatort‘ oder ‚Schnell ermittelt‘ wurden im HQ7 gedreht. Unter anderem auch in der von Jori-Studios errichteten Pathologie und in einem Spital. Aber auch für die Sky-Serie ‚The Regime‘ und diverse andere Filmproduktionen wurden Räumlichkeiten im HQ7 für z.B. Requisiten und Kostüme angemietet“.

Neben der Filmbranche setzt nun auch der Wiener Gesundheitsverbund auf den Hafen Wien, der dafür als zentraler Lagerhalter dient. Dort werden nun 32.500 Produkte für die Standorte des Wiener Gesundheitsverbunds angenommen, kommissioniert, gelagert und verteilt – mit Ausnahme von Medikamenten. Die Lage der trimodalen Logistikdrehscheibe ist ideal, denn man ist in kürzester Zeit in allen Spitälern in Wien. Man kann hier außerdem sehr umweltfreundlich anliefern, und der Hafen Wien hat noch dazu ein sehr sicheres Gelände, das rund um die Uhr bewacht ist. Der Hafen Wien ist auch Zolldienstleister, daher kann der Hafen Wien das Rundum-Sorglos-Paket anbieten.

Mit der dritten Landgewinnung schüttet der Hafen Wien eigene Wasserflächen im Hafen Freudenau zu und gewinnt dadurch in Summe mit der ersten bis dritten Schüttung insgesamt 113.600 m² zusätzliche Betriebsfläche. Durch das Einbringen von aufgeschüttetem Material von rund einer Million Kubikmeter bei allen drei Schüttungen zusammen in das Wasser wird neue Fläche gewonnen und das Hafenbecken wurde so um rund ein Drittel verkleinert.

Dies ermöglicht die Schaffung zusätzlicher Landflächen, welche dann als Entwicklungsgebiet für das Container-Terminal genutzt werden sollen. Hierbei wird besonderes Augenmerk auf ressourcenschonendes Wirtschaften gelegt. Auch das kontaminationsfreie Aushubmaterial kommt von anderen Großbaustellen aus dem Wiener Bereich. Oberste Prämisse dabei ist es, das CO2 Ziel im Einklang mit der Stadt Wien im Auge zu behalten. Die Fertigstellung ist mit Sommer 2025 geplant.

Im Jahr 2023 wurde zudem gemeinsam mit Wien Energie die vierte Solaranlage am Gelände des Hafen Wien in Betrieb genommen. Damit wird der Strombedarf der Liegenschaften im Bereich Freudenauer Hafenstraße zu ca. 80 % aus Sonnenenergie gedeckt. Außerdem wird mit der Fertigstellung der beiden Filmhallen – die bereits fünfte Photovoltaikanlage am Hafen Wien errichtet. Somit kann 100 % des Solarstroms am Standort genutzt werden. Damit aber noch nicht genug, eine sechste Anlage ist ebenfalls für das Jahr 2025 (im Hafen Freudenau) in Planung.

Auf dem Weg zur CO2-Neutralität hat der Hafen Wien die Österreichische Energieagentur mit der Erstellung einer zweiten Studie beauftragt. Diese weist aus, dass der Gesamtenergieverbrauch gegenüber der letzten Studie aus dem Jahr 2019 um fast acht Prozent zurück gegangen ist und die CO2e-Emissionen standortübergreifend um 16 Prozent gesunken sind.

Das Innovationslabor thinkport VIENNA wurde im Jahr 2017 für nachhaltige urbane Logistik durch den Hafen Wien und das Institut für Produktionswirtschaft und Logistik (BOKU Wien) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Stakeholdern werden güterlogistische Innovationen aktiv entwickelt, getestet und deren Umsetzung unterstützt. Durch die Folgeförderung im Rahmen der Ausschreibung „Mobilität der Zukunft“ des BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) ist der Betrieb des Innovations-labors bis 2026 sichergestellt.

Im Jahr 2023 organisierte thinkport VIENNA im Rahmen des Projekts MultiRELOAD eine europaweite Open Innovation Challenge und unterstützte damit die Suche nach innovativen Lösungen für multimodale Transporte von Agrarprodukten auf der Binnenwasserstraße. Zudem wurde auch die Arbeit für und mit Magistratsabteilungen der Stadt Wien zu diversen Logistikthemen intensiviert. Durch die Aktivitäten von thinkport VIENNA konnten 2023 unterschiedlichste Stakeholder erreicht, Wissen vermittelt und Diskussionen rund um nachhaltigen Gütertransport und die Rolle der Logistik angeregt werden. Das Forum Green Logistics des thinkport VIENNA hat im vergangen Jahr Raum für einen wertschätzenden und konstruktiven Austausch zwischen den Forderungen der jungen Generation sowie den Zukunftsvisionen und Herausforderungen der Logistikbranche eröffnet.

Ausblick auf 2024

Oberstes Ziel ist weiterhin, die Position des Standortes Hafen Wien als einzige trimodale Logistikdrehscheibe in Wien zu stärken und den Bekanntheitsgrad dieser Position zu festigen.

Erfreulich ist, dass der Hafen Wien eine weitere Immobilie mit Anfang des Jahres 2024 erwerben konnte. Das „HQ1“ befindet sich an der Ecke Haidestraße und 1. Haidequerstraße, direkt bei der Schnellbahnstation S80 Haidestraße. Das Objekt mit historischem Hintergrund (ehemalige Lampenfabrik) wurde mit 1. Jänner 2024 erworben und wird bereits heuer im Sommer in Teilbetrieb gehen.

Die Digitalisierung weiterer Schritte in der Zugabwicklung soll eine Steigerung der Effizienz der Abläufe und in der Folge die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten in der Zugsabwicklung ermöglichen. Im Containerterminal 1 wird ein schienenseitiges OCR Foto-Gate errichtet, das die Eingangskontrolle der Züge und die Schadenserkennung- und -dokumentation erheblich erleichtern wird.

Und nicht zuletzt werden am Südufer des Hafen Freudenau die ersten vier Leichtbauhallen für einen Großkunden, mit deren Errichtung 2023 begonnen wurde, bereits im Juni 2024 eröffnet.

Angebunden an eine perfekte Straßen-, Schienen- und Wasserinfrastruktur liegt das größte Logistikzentrum Ostösterreichs, der Hafen Wien. Der Hafen Wien ist als Tochter der Wien Holding ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern fungiert er mit seinen drei Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau als trimodale Logistikdrehscheibe. Mehr Information zum Unternehmen unter: www.hafenwien.com

Quelle: Wien Holding, Foto: Luftbild Hafen Freudenau




Elektrolyseur und Windkraft-Übertragungspunkt

Zeevonk II, das den Zuschlag für den Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta erhalten hat, wird auf der Maasvlakte einen Elektrolyseur bauen. Dieser Elektrolyseur kann die im Windpark erzeugte Windenergie in grünen Wasserstoff umwandeln.

Die Port of Rotterdam Authority hat für den Gewinner der Ausschreibung mit dem zweiten Konversionspark auf der Maasvlakte einen Bauplatz reserviert. Dieses Grundstück bietet Platz für einen Elektrolyseur von bis zu 1 GW. Zeevonk II ist ein Joint Venture von Vattenfall und Copenhagen Infrastructure Partners (CIP).

Boudewijn Siemons, CEO Port of Rotterdam Authority: „Das Ziel der Port of Rotterdam Authority ist es, bis zum Jahr 2030 über 2 bis 2,5 GW an Elektrolyseleistung im Hafen zu verfügen. Mit dieser neuen Entwicklung rückt dieses Ziel ein Stück näher. Das Gelände auf der Maasvlakte bietet ausreichend Platz und die nötige Infrastruktur, wie z. B. den direkten Anschluss an das Wasserstoffnetz, das gerade angelegt wird. Es ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Wasserstoffwirtschaft in Rotterdam bereits Fahrt aufgenommen hat.“

Die Ausschreibung für den Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta soll dazu dienen, den erzeugten Strom in das Energiesystem zu integrieren. Das Projekt Zeevonk II umfasst die Realisierung eines 2-GW-Offshore-Windparks, eines schwimmenden Offshore-Solarparks mit einer Leistung von 50 MWp und eines Elektrolyseurs. Der Windpark wird voraussichtlich im Jahr 2029 in Betrieb genommen werden.

Der von der Port of Rotterdam Authority für den Gewinner der Ausschreibung reservierte Standort bietet Platz für eine Elektrolyseleistung von bis zu 1 GW und befindet sich neben dem neu gebauten Hochspannungsumspannwerk Amaliahaven (380 kV) von TenneT. Hier wird das 2-GW-Gleichstromkabel aus dem Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta ankommen. Der gesamte grüne Strom, der direkt in Wasserstoff umgewandelt wird, wird nicht in das Stromnetz eingespeist. Dadurch wird eine Zusatzbelastung des Netzes vermieden. Außerdem verläuft die Wasserstoffpipeline, die derzeit gebaut wird, unmittelbar neben dem Gelände. Der hier produzierte Wasserstoff kann so effizient zum Endkunden transportiert werden. Der Standort liegt auch in der Nähe der Evides-Wasserleitung.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Gute Aussichten für Elbverkehre

Mit der Unterschrift des tschechischen Präsidenten Petr Pavel ist das zwischen der deutschen und tschechischen Regierung geschlossene Abkommen „Über die Unterhaltung und Entwicklung der Binnenwasserstraße Elbe“ völkerrechtlich verbindlich. Beide Seiten verpflichteten sich bereits 2021 darin, Rahmenbedingungen für eine funktionierende Binnenschifffahrt zu schaffen.

Dies soll in einem wirtschaftlichen und ökologischen Rahmen geschehen. Auf deutscher Seite enthält der Vertrag eine Festlegung auf die im Gesamtkonzept Elbe (GKE) benannten verkehrlichen Maßnahmen und das Ziel einer Fahrrinnentiefe von 140 Zentimetern nach derzeit gültigem gleichwertigem Wasserstand an 345 Tagen im Jahr.

Der Vertrag liegt im strategischen und ökonomischen Interesse beider Länder. Tschechien verfügt mit der Elbe über den einzigen Zugang zu den Weltmärkten über eine Wasserstraße. Mit einer verlässlichen Wassertiefe kann der Transport bestimmter Projektladungen garantiert werden. Zudem sorgt der Wasserweg auch für eine Entlastung von Schiene und Straße. „Der Vertrag ist ein Impuls dafür, die verkehrlichen Ziele des GKE nicht aus den Augen zu verlieren und hier rasch Verbesserungen herbeizuführen. Als Hamburger Hafen begrüßen wir die Ratifikation des Abkommens durch die Tschechische Republik. Sie ist ein wichtiger Impuls für die Entwicklung der internationalen Wasserstraße Elbe in verkehrlicher und ökologischer Hinsicht sowie für die Stärkung der bilateralen Elbe-Kooperation“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V..

Bis zum vergangenen Oktober wurden die im Gesamtkonzept Elbe (GKE) benannten verkehrlichen Maßnahmen und das Ziel einer Fahrrinnentiefe von 140 Zentimetern auch von den Umweltverbänden akzeptiert. In der „Dessauer Elbe-Erklärung“ fordern sie jetzt jedoch ein Moratorium für die verkehrlichen Maßnahmen. Das widerspreche den Zielen des Abkommens, unterstreicht Mattern.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) begrüßt, dass das bereits 2021 unterzeichnete Elbe-Abkommen zwischen Deutschland und Tschechien nun in Kraft treten kann. BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen hatte zuletzt noch Anfang Mai 2024 in einer Anhörung vor dem Bundestags-Verkehrsausschuss betont, dass das GKE schnellstmöglich umgesetzt werden sollte: Der derzeitige Zustand, der fast in jedem Jahr für fünf Monate gewerbliche Schifffahrt unmöglich macht, steht der planbaren Nutzung dieses Verkehrsträgers im Wege.

Der BDB widerspricht entschieden der Darstellung von Umweltverbänden, dass die Elbe als Verkehrsweg keine Zukunft hat. Vielmehr zeigt der rege Güterschiffsverkehr, der alljährlich einsetzt, sobald die sommerliche Niedrigwasserperiode vorbei ist, dass die Elbe einen erheblichen Beitrag zur Verlagerung von Transporten auf klimafreundliche Verkehrsträger leisten kann. Der BDB fordert daher, das Gesamtkonzept Elbe nun zügig umzusetzen, um das volkswirtschaftliche Potenzial dieses Wasserweges zu heben.

Naturschutz und verkehrliche Interessen müssen dabei kein Widerspruch sein: Auch die Schifffahrt hat ein Interesse daran, die Erosion und schleichende Vertiefung des Flusses bei gleichzeitig immer schmalerer Fahrrinne zu stoppen.

Quelle: HHM und BDB, Foto:  HHM




Ökologie und Ökonomie liegen an Außenems dicht beieinander

Zum Ende der öffentlichen Auslegung der Pläne zur Anpassung der Fahrrinne in der Außenems weist die Emder Hafenförderungsgesellschaft e. V. (EHFG) darauf hin, dass sie die geplante Maßnahme als Chance sieht, Ökonomie und Ökologie an der Emsmündung miteinander in Einklang zu bringen. Schließlich ist die Anpassung des Fahrwassers nach Angaben von Emdens Hafenrepräsentant Reinhard Hegewald auch erforderlich, um den ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden, vor denen die regionale Wirtschaft steht.

Er nennt in diesem Zusammenhang den Transport von großen Teilen zur Errichtung von Offshore-Windkraftplattformen und -parks in der Nordsee. Diese erforderten ebenso tiefergehende Schiffe wie die Elektromobilität. Denn Elektrofahrzeuge seien nun einmal um rund ein Drittel schwerer als die bisherigen Fahrzeuge mit Verbrennerantrieb. Das habe naturgemäß Auswirkungen auf die Tiefgänge der Autotransporter. Zudem gäbe es Überlegungen, einen Teil des Baggergutes aus der Unterhaltung der Außenems an Land zu verbringen. Dort würde er – statt in der Emsmündung verklappt zu werden – reifen und danach zur Erhöhung der Deiche verwendet werden können. „Das macht auf jeden Fall mehr Sinn, als binnendeichs den dort ohnehin kaum noch verfügbaren Klei für den Deichbau zu entnehmen“, so Hegewald.

Die EHFG sieht die Außenems als „Nabelschnur“, die Emden und einen großen Teil der ostfriesischen Halbinsel mit der Welt verbinde und zum Erhalt von Arbeitsplätzen im Emder Hafen beitrage. Wenn die Anpassung ausbleiben würde, könnten Arbeitsplätze in Emden und in der Region in Gefahr geraten. Hegewald wies daraufhin, dass es die jetzt angestrebte Tiefe in der Außenems bereits gegeben habe als Emden noch einer der großen Erzumschlagshäfen war.

Der Seehafen Emden habe sich nach einem langen und schmerzlichen Umstrukturierungsprozess von einem Massenguthafen zu einem Hafen mit Umschlag von hochmodernen Stückgütern im Umfang von fast sechs Millionen Tonnen pro Jahr entwickelt. Rund 10.000 Menschen und deren Familien biete er sichere Arbeitsplätze. Die EHFG sieht den Seehafen jetzt an einem Wendepunkt. Denn gelänge es jetzt nicht, sich den zukünftigen ökologischen und ökonomischen Erfordernissen zu stellen und sich anzupassen, sei seine Stellung als wirtschaftliche „Herzkammer“ der Region gefährdet.

Die Menschen vor Ort brächten nach Einschätzung der EHFG seit jeher ein hohes Maß an Akzeptanz für die Notwendigkeiten der wirtschaftlichen Weiterentwicklung auf. Hegewald: „Wir leben hier nicht nur am Wasser, sondern wir leben mit und vor allem auch von dem Fluss und seiner Mündung und sehen die Chancen, die eine angepasste Außenems für die Region mit sich bringt“. Die Auslegung der Planunterlagen bezeichnet die EHFG als „Meilenstein“ auf dem Weg in eine sichere Zukunft für den Emder Hafen und sein Umland. „So weit wie jetzt waren wir mit den Planungen noch nie“.

Quelle: Seaport Emden, Foto: NPorts/ Christian O Bruch




Großer Elektrolyseur und Windkraft-Übertragungspunkt

Zeevonk II, das den Zuschlag für den Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta erhalten hat, wird auf der Maasvlakte einen Elektrolyseur bauen. Dieser Elektrolyseur kann die im Windpark erzeugte Windenergie in grünen Wasserstoff umwandeln.

Die Port of Rotterdam Authority hat für den Gewinner der Ausschreibung mit dem zweiten Konversionspark auf der Maasvlakte einen Bauplatz reserviert. Dieses Grundstück bietet Platz für einen Elektrolyseur von bis zu 1 GW. Zeevonk II ist ein Joint Venture von Vattenfall und Copenhagen Infrastructure Partners (CIP).

Boudewijn Siemons, CEO Port of Rotterdam Authority: „Das Ziel der Port of Rotterdam Authority ist es, bis zum Jahr 2030 über 2 bis 2,5 GW an Elektrolyseleistung im Hafen zu verfügen. Mit dieser neuen Entwicklung rückt dieses Ziel ein Stück näher. Das Gelände auf der Maasvlakte bietet ausreichend Platz und die nötige Infrastruktur, wie z. B. den direkten Anschluss an das Wasserstoffnetz, das gerade angelegt wird. Es ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Wasserstoffwirtschaft in Rotterdam bereits Fahrt aufgenommen hat.“

Die Ausschreibung für den Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta soll dazu dienen, den erzeugten Strom in das Energiesystem zu integrieren. Das Projekt Zeevonk II umfasst die Realisierung eines 2-GW-Offshore-Windparks, eines schwimmenden Offshore-Solarparks mit einer Leistung von 50 MWp und eines Elektrolyseurs. Der Windpark wird voraussichtlich im Jahr 2029 in Betrieb genommen werden.

Der von der Port of Rotterdam Authority für den Gewinner der Ausschreibung reservierte Standort bietet Platz für eine Elektrolyseleistung von bis zu 1 GW und befindet sich neben dem neu gebauten Hochspannungsumspannwerk Amaliahaven (380 kV) von TenneT. Hier wird das 2-GW-Gleichstromkabel aus dem Windpark IJmuiden Ver Parzelle Beta ankommen. Der gesamte grüne Strom, der direkt in Wasserstoff umgewandelt wird, wird nicht in das Stromnetz eingespeist. Dadurch wird eine Zusatzbelastung des Netzes vermieden. Außerdem verläuft die Wasserstoffpipeline, die derzeit gebaut wird, unmittelbar neben dem Gelände. Der hier produzierte Wasserstoff kann so effizient zum Endkunden transportiert werden. Der Standort liegt auch in der Nähe der Evides-Wasserleitung.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Flugdrohnen und Roboterhunde

Mit dem dronePORT Hamburg (Niedernfelder Ufer 2, 20457 Hamburg) eröffneten jetzt Hamburg Aviation, die Polizei Hamburg und die Hamburg Port Authority (HPA) gemeinsam den ersten Standort für unbemannte Luftfahrt und mobile Sensorik. Dieser ist die erste Bodeninfrastruktur dieser Art in Europa.

Zur Eröffnung durchschnitten Andreas Richter, Abteilungsleiter Innovation und Cluster bei der Behörde für Wirtschaft und Innovation, Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel und HPA-Geschäftsführer Jens Meier gemeinsam feierlich das rote Band.

Falk Schnabel, Polizeipräsident: „Drohnen werden die Polizeiarbeit der Zukunft verändern und prägen. Als emissions- und geräuscharme Einsatzmittel sind sie schon heute bei der Suche nach vermissten Personen, der Verkehrslenkung und bei Großveranstaltungen eine wertvolle Hilfe. Mit dem dronePORT setzt Hamburg den innovativen Maßstab – auch für die Polizei.“

Jens Meier, CEO, Hamburg Port Authority: „Mit der Eröffnung des dronePORTs haben wir den nächsten Meilenstein erreicht. Mit der Einführung von ferngesteuerten Drohnendiensten jenseits der Sichtlinie ist der dronePORT die erste Bodeninfrastruktur ihrer Art in Europa.“

Durch den Einsatz unbemannter Systeme bietet der dronePORT Hamburg neue Arbeitsmethoden für Infrastruktur- und Verkehrsmanagement. Möglich ist dies durch Flugdrohnen, Roboterhunde und Schwimm- und Unterwasserdrohnen. Die Vorteile sind vielseitig: Fachbereiche der HPA sowie der Katastrophenschutz und die Polizei können diese Technologien nutzen, um die benötigten Daten auf moderne und kosteneffiziente Weise zu erheben. Gleichzeitig werden CO2-Emmissionen reduziert. Teure Hubschrauberflüge bei der Polizei können beispielsweise durch Drohnenflüge ersetzt werden, welche die gleiche oder bessere Informationsqualität für die Polizeiarbeit liefern. Die HPA nutzt die Systeme für Inspektionen von Infrastrukturobjekten, wie Brücken, Straßen und großen Flächen oder zur Lagebilderfassung bei Katastrophen im Hafengebiet.

Im Rahmen der dronePORT-Eröffnung stellten HPA und Polizei sowie andere Partner unter anderem HHLA Sky, LSBG, Beagle Systems, Flynex, ZAL, HAW und EmQopter ihre Produkte und Projekte (zum Beispiel CITYAM, BLU-Space) vor.

Quelle: Hamburg Port Authority AöR, Foto: Hamburg Port Authority / Andreas Schmidt-Wiethoff, vlnr: Polizeipräsident Falk Schnabel, HPA-CEO Jens Meier, Andreas Richter (Abteilungsleiter Innovation und Cluster bei der Behörde für Wirtschaft und Innovation).




Flotte Hamburg setzt auf Nachhaltigkeit

Seit ihrer Gründung 2017 rüstet die Flotte Hamburg Neuanschaffungen konsequent mit emissionsarmen Antriebstechnologien aus. Für den besonderen Bereich der Alster, auf der, gemäß Senatsbeschluss der Freien und Hansestadt Hamburg, ab 2030 keine Schiffe mit Verbrennungsmotoren mehr fahren dürfen, gibt es nun auch die passenden Lösungen.

Den Zuschlag für den Bau der rund 16 Meter langen Schiffe erhielt die Schiffswerft Hermann Barthel GmbH aus Derben nach einer europaweiten Ausschreibung. Die Baukosten für die beiden Neubauten liegen bei ca. 8 Millionen Euro.

Karsten Schönewald, Geschäftsführer Flotte Hamburg: „Mit der Schiffswerft H. Barthel haben wir bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet. Wir freuen uns, dass diese Zusammenarbeit nun auch bei hoch innovativen Antrieben fortgesetzt wird“.

Der Beschaffungsprozess wurde durch die Abteilung „Neubau und Innovation“ der Flotte Hamburg geleitet, in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG).

Dr. Stefan Klotz, Geschäftsführer des LSBG: „Wir freuen uns, dass wir zukünftig unsere Arbeit in Hamburgs Gewässern mit emissionsarmen Schiffen durchführen werden. Das entspricht unserem Nachhaltigkeitsprinzip. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich Betriebe waren mit ihrer Expertise maßgeblich an der Planung der neuen Schiffe beteiligt, darauf sind wir sehr stolz.“

Die vollelektrischen Arbeitsschiffe werden als Transport- und Inspektionsschiffe, vorwiegend auf der Binnen- und Außenalster, aber auch im gesamten Hamburger Hafen, eingesetzt. Die geringen Brückendurchfahrtshöhen und Wassertiefen auf der Alster stellen zusätzliche Herausforderungen an den Entwurf dar. Unter anderem kann das Ruderhaus auf eine Durchfahrtshöhe von 2,35 m abgesenkt werden. Besonders im Stadt- und Wohngebiet wird der emissionsfreie und geräuscharme vollelektrische Antrieb eine deutliche Verbesserung erzielen. Die an Bord gespeicherte Energie ermöglicht den täglichen Betrieb der Schiffe ohne zusätzliche Zwischenladung.

Karsten Schönewald, Geschäftsführer Flotte Hamburg: „Die ersten vollelektrischen Arbeitsschiffe in Hamburg sind ein weiterer Meilenstein unserer Zero-Emission Agenda. Wir wollen als Vorreiter zeigen, dass emissionsfreie Schifffahrt möglich ist und sich in Häfen und innerstädtischen Bereichen bereits heute realisieren lässt.“

Technische Daten:

  • Länge über alles: 16,00 m
  • Breite über alle: 4,90 m
  • Tiefgang max.: 1,00 m
  • Geschwindigkeit: 14 km/h
  • Leistung: 2 x 105 KW
  • Besatzungsstärke: 2 Personen
  • Besonderheiten: Vollelektrisches Antriebssystem

Quelle: Hamburg Port Authority AöR, Grafik: Flotte Hamburg

 

 




Europas Seehäfen brauchen entschlossenes Handeln

In der neuen Legislaturperiode muss die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Seehäfen in den Fokus der Politik rücken. Das fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS) im Nachgang der Europawahl. „Das frisch gewählte Parlament und die nächste Europäische Kommission haben es mit vielen Krisen und Herausforderungen zu tun. Gerade deshalb muss sich die EU auf ihre Stärken besinnen: Gemeinsames Handeln, einen freien Binnenmarkt, eine offene und selbstbewusste Handelspolitik sowie fairer  Wettbewerb. All das sollte auch in eine umfassende europäische Hafenstrategie sowie eine gemeinsame maritime Industriestrategie einfließen“, erklärt dazu Angela Titzrath, Präsidentin des ZDS.

Nachdem die Bürgerinnen und Bürger der EU in der vergangenen Woche ein neues Europäisches Parlament gewählt haben, beginnt nun der Countdown zur Neubesetzung der EU-Kommission. Außerdem wird in den kommenden Wochen die strategische Agenda der EU für die Jahre 2024 bis 2029 finalisiert. „Um den Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können, brauchen wir starke Häfen. Wirtschaftskraft, Energiewende und Wehrhaftigkeit setzen leistungsfähige  Seehäfen  und effiziente Verkehrsanbindungen voraus. Für eine starke Europäische Union muss die maritime Logistik daher Priorität haben“, fordert Angela Titzrath.

Im Sinne der Wirtschaftlichkeit der europäischen Seehäfen ist es notwendig, dass die EU stabile Voraussetzungen für Investitionen schafft. Nur so können die Häfen als Anlandungs-, Speicher- und Versorgungsstellen für alle Arten von Energieträgern fungieren und das stetig wachsende Güterverkehrsaufkommen bewältigen. Daher muss auch das Beihilferecht für Häfen und Schifffahrt modernisiert werden, unter anderem mit der überfälligen Nachprüfung der einschlägigen Leitlinien für staatliche Beihilfen – für gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen europäischen Hafenstandorten. Außerdem muss die Kommission ihr Vorgehen beim Emissionshandel für die Schifffahrt verbessern. „Hier ist schnelles Handeln der EU gefragt, denn Reedereien sind längst dabei, neue Ladungsdrehkreuze außerhalb der EU zu etablieren“, erklärt Angela Titzrath.

Die europäischen Seehafenbetriebe stehen mit internationalen Wettbewerbern auch in Konkurrenz, wenn es um Investitionsmöglichkeiten geht, ob in Europa oder in Übersee. Die strategische Rolle von Häfen und Transportwegen als sicherheitsrelevante Infrastruktur ist dabei verstärkt zu berücksichtigen. Das darf aber nicht dazu führen, dass Investitionen internationaler Partner undifferenziert und unverhältnismäßig erschwert werden. Hier muss die nächste EU-Kommission schnell und mit Augenmaß Rechtssicherheit schaffen und Reziprozität gewährleisten.

„Die Europäische Union begründet Wohlstand und Frieden auf dem Kontinent. Als Unternehmerinnen und Unternehmer wie als Beschäftigte der Seehafenbetriebe werden wir uns mit voller Kraft in die Entscheidungsprozesse rund um die maritime Infrastruktur einbringen, um dieses Gemeinschaftsprojekt weiter voranzubringen“, ergänzt die ZDS-Präsidentin.

Quelle: ZDS, Foto: HHLA