DIT plant Duisburg-Wilhelmshaven-Shuttle

Das Duisburg Intermodal Terminal (DIT) bietet ab Januar 2023 auch eine Bahnverbindung in den Norden an. Der Duisburg-Wilhelmshaven-Shuttle verkehrt ab dem 16. Januar 2023 zunächst mit einem Rundlauf wöchentlich zwischen dem Duisburg Intermodal Terminal und Wilhelmshaven. Im 2. Quartal ist eine Erhöhung der Frequenz auf zwei Rundläufe pro Woche geplant.

Der erste Ganzzug wird am Abend des 15. Januars 2023 in Wilhelmshaven abfahren und am Morgen des 16. Januars am Duisburg Intermodal Terminal eintreffen. Das Produkt kann ab sofort am DIT Duisburg Intermodal Terminal gebucht werden.

„Besonders interessant bei diesem neuen Bahnprodukt ist die kurze Transitzeit zwischen dem Seehafen Wilhelmshaven und dem DIT“, sagt Andreas Mager, Managing Director Contargo Rail Services GmbH.

Ein Vorteil des Terminals im größten Binnenhafen Europas: Das DIT bietet Gateway-Verbindungen von und nach Österreich, Ungarn, Italien, Polen, Belgien und den Niederlanden an und im Nachlauf können die Container per Binnenschiff oder Lkw ihr Ziel erreichen.

„Der JadeWeserPort in Wilhelmshaven nimmt eine zunehmend wichtige Rolle als Tiefwasserhafen in Europa ein. Es freut uns daher sehr, dass wir unseren Kunden ab Januar ein neues Bahnprodukt anbieten können und mit diesem Schritt unser Netzwerk um einen weiteren Seehafen ausbauen“, sagt Bernd Putens, Managing Director DIT Duisburg Intermodal Terminal GmbH.

Quelle und Foto: Contargo




Direktverbindungen nach Rotterdam und Antwerpen

Die Transportbranche in Europa operiert unter erschwerten Rahmenbedingungen. Swissterminal setzt auf Zuverlässigkeit, Nachhaltigkeit und Direktverbindungen an die europäischen Westhäfen. Ab 2023 fährt der Schweizerzug mehrmals wöchentlich direkt zwischen der Schweiz und Rotterdam.

Drei Rundläufe die Woche stehen den Kunden ab Frenkendorf und ab Niederglatt zur Verfügung. Gleichzeitig baut Swissterminal ihr Angebot nach Antwerpen aus. Neu bietet der Schweizerzug vier wöchentliche Rundläufe zwischen Frenkendorf und zwei wöchentliche Rundläufe zwischen Niederglatt an.

Die Transportbranche in Europa operiert unter erschwerten Rahmenbedingungen. Die geopolitische Lage, der Fachkräftemangel und die Infrastrukturprobleme auf dem deutschen Schienennetz sorgten für ein turbulentes Jahr im Güterverkehr.

Swissterminal möchte beim Schweizerzug grösstmögliche Fahrplanstabilität und rasche Verbindungen zwischen dem Hinterland und den Hochseehäfen sicherstellen. «Nur schon kleine Verzögerungen können zu stark steigenden Produktionskosten unserer Kunden führen.», so Roman Mayer, CEO von Swissterminal.

Um die Transportketten robuster und widerstandsfähiger zu gestalten, setzt Swissterminal auf Direktverbindungen und eine Ausweitung des Fahrplans. Im kommenden Jahr fährt der Schweizerzug mehrmals wöchentlich von der Schweiz direkt nach Rotterdam. Gleichzeitig weitet das Unternehmen ihren Fahrplan nach Antwerpen aus.

Ab dem 1. Januar 2023 stehen Swissterminals Kunden je drei wöchentliche Rundläufe Frenkendorf-Rotterdam und Niederglatt-Rotterdam zur Verfügung. Die Direktverbindung zwischen Frenkendorf und Antwerpen wird viermal wöchentlich bedient, jene von / nach Niederglatt zweimal die Woche.

Swissterminal organisiert gemeinsam mit ihrem Partner DP World je nach Kundenwunsch die Umfuhren von den angefahrenen Terminals Rotterdam World Gateway und Antwerp Gateway, sowie den Transport von der ersten bis zur letzten Meile in der Schweiz.

«Unseren Kunden aus der Schweiz bieten wir damit eine One-Stop-Shop-Lösung ab Fabrik bis an die europäische Westhäfen. Durch weniger Schnittstellen lassen sich wertvolle Ressourcen einsparen. Wir stehen dabei für Zuverlässigkeit, Qualität und Nachhaltigkeit.», führt Mayer aus.

Quelle und Foto: Swissterminal, Swissterminal-DP-World-Frenkendorf




Binnenschiff ist Teil des Schwerlasttransports

Universal Transport, einer der führenden Großraum- und Schwerlastspezialisten in Deutschland, richtet angesichts der angespannten Situation in der Schwerlastbranche vermehrt den Fokus auf Alternativen auf dem Wasser. Das Unternehmen fordert Politik und Verlader auf, gemeinsam Wege zu finden, um die Potenziale des Binnenschiffs als Teil einer integrierten Logistik besser zu nutzen.

Das Paderborner Unternehmen – seit Sommer Teil des Südtiroler Unternehmens Gruber Logistics – ist als Spediteur daran interessiert, die Schwerlasttransporte schnell, pünktlich, sicher, preiswert und nachhaltig durchzuführen. Egal, mit welchem Verkehrsmittel. Die Binnenschifffahrt sammelt zwar Punkte in Nachhaltigkeit und Ökologie, denn pro Tonnenkilometer verursacht ein Binnenschiff gerade einmal ein Viertel der Treibhausgasemissionen, die bei einem Transport per Lkw entstehen. Aber bei Abwägung zieht das Schiff häufig den Kürzeren, weil es teurer und langsamer ist.

„Ökologische Logistik kostet oftmals Zeit und Geld“, weiß Holger Dechant, Geschäftsführer der Gruber Logistics-Tochter Universal Transport.

Dabei sind Binnenschiffe für Großraum- und Schwertransporte häufig geeignet, denn das System Wasserstraße ist bei großen Abmessungen und hohen Ladegewichten oft im Vorteil. Das sind auch jahrelange Erfahrungswerte aus der täglichen Arbeit der Universal Transport-Tochter Züst & Bachmeier, die im Bayernhafen Nürnberg einen Schwerlastterminal betreibt.

Geschäftsführer der Bayernhafen GmbH & Co. KG und Präsident des Bundesverbandes öffentlicher Binnenhäfen, BÖB, wirbt für einen Masterplan über alle Verkehrsträger, sieht aber die Verbesserung der Wasserstraßen-Infrastruktur als Top-Priorität, um die Straße und die Schiene kurz- und mittelfristig zu entlasten: „Schleusen und Hebewerke zu modernisieren und endlich die Fahrrinnenanpassung am Mittelrhein sowie Beschleunigung beim Donauausbau und am Elbe Gesamtkonzept umzusetzen, kann insgesamt schneller helfen, als auf die Verbesserung der Schiene und der Straße zu warten.  Zeitunkritisches Massengut muss auf das Schiff, die weitestgehend überlastete Schiene kann zusätzlich kaum etwas von der Straße übernehmen“.

„Wir sind Spediteure“, sagt Holger Dechant, „deshalb verschließen wir uns keinem Verkehrsträger. Das Binnenschiff kann durchaus eine sinnvolle Alternative sein, auch im Hinblick darauf, lange Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Allerdings müssen uns die Verlader frühzeitig in ihre Planungen miteinbeziehen, damit wir geeignete Verkehre auf die Wasserstraße verlagern können. Schlussendlich werden immer die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verkehrsträger gegeneinander abgewogen und der ideale Transportweg für die jeweilige Fracht gewählt“, betont Geschäftsführer Holger Dechant, der für Universal Transport auch im Vorstand von Gruber Logistics sitzt.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie zuverlässig, sicher und umweltfreundlich der Transport mit dem Binnenschiff ablaufen kann. Anfang September wurden zwei Anlagenteile für Stahlwerke zu ihren Einsatzorten in Belgien und England transportiert. Geplant, organisiert und abgewickelt wurde der Transport von 25 und 36 Tonnen schweren Anlagenteilen von der tschechischen Landesgesellschaft Universal Transport Praha.

Über Lkw und Binnenschiff ging es von Bratislava auf der Rhein-Main-Donau-Achse Richtung Nordsee. Die Anlieferung beim Empfänger in Belgien erfolgte direkt per Binnenschiff aufs Werksgelände mit Wasserzugang.

Für die Fracht nach England waren weitere Verkehrsträgerwechsel notwendig. Das Team der auf Projektladungen spezialisierten Spediteurs Züst & Bachmeier übernahm im Hafen Rotterdam die Verladung vom Binnen- aufs Seeschiff.

In England schließlich wurde das Anlagenteil noch einmal mit einem Mobilkran auf einen Lkw verladen und dem Empfänger zugestellt. Rund einen Monat war die Ware da bereits unterwegs.

Burkhard Jung, Geschäftsführer von Universal Transport Praha: „Schiffe sind nicht das schnellste Transportmittel, aber für große und schwere Ladung einfach prädestiniert. Darüber hinaus konnten wir durch die gewählte Route zwei Sendungen über einen Großteil der Strecke mit nur einem Schiff bewegen. Sammelgut in XXL sozusagen.“

Um die nachhaltige Verlagerung von Verkehren voranzubringen, setzt sich Universal Transport auch weiterhin auf politischer Ebene beim BMDV für die Förderung von Großraum- und Schwertransporten auf dem Binnenschiff sowie Umschlagskapazitäten in den Häfen ein.

Quelle: BÖB, Foto: Gruber Logistics




Start der Kampagne „Switch to Zero“

Unternehmen, die ihre Güter per Schiff importieren oder exportieren, haben in der Regel wenig Einfluss auf die Treibstoffwahl der (Container-)Reederei. GoodShipping ändert dies mit dem Konzept namens „Insetting“. Der Hafenbetrieb Rotterdam und GoodShipping führen gemeinsam eine Kampagne durch, damit Unternehmen dieses Konzept kennenlernen können und ihre Seefracht – oder einen Teil davon – mit nachhaltigem Treibstoff transportieren lassen können.

Ziel der Kampagne „Switch to Zero“ ist es, ungefähr zwanzig Seefrachtverlader dafür zu gewinnen. Swinkels Family Brewers, bekannt unter anderem für seine Marken Bavaria und Cornet, sowie Dille & Kamille sind die ersten, die ihre Teilnahme an dieser Kampagne angekündigt haben. Sie werden nächstes Jahr (einen Teil) ihrer Container mit nachhaltigem Treibstoff transportieren lassen.

Beim „Insetting“ wird die CO2-Reduktion nicht durch Kompensation („Offsetting“, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen) erreicht, sondern durch die Verwendung von nachhaltigem Treibstoff durch die Schifffahrtsindustrie selbst. Verlader, die häufig eine kleine Anzahl von Containern auf verschiedenen Schiffen transportieren lassen, können durch das „Insetting“ über GoodShipping eine bestimmte Menge an CO2-Reduktion erwerben. GoodShipping sorgt dafür, dass dies umgesetzt wird, indem ein Schiff mit nachhaltigem Treibstoff versorgt wird. Dazu braucht es nicht dasselbe Schiff zu sein, auf dem der Containertransport erfolgt.

Als Anreiz für die Logistikbranche, CO2 zu sparen, wollen GoodShipping und der Hafenbetrieb Rotterdam etwa zwanzig neue Seefrachtverlader finden, die bereit sind, diesen Service zu nutzen. Die Kampagne bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, sich zu beteiligen und zu einer konkreten Reduzierung der CO2-Emissionen beizutragen. Das Ziel lautet, gemeinsam mit diesen Verladern ein Schiff zu bunkern, so dass 2023 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre gelangen. Dies lässt sich mit der Menge an CO2 vergleichen, die beim Transport von ca. 15.000 TEU Containern zwischen Rotterdam und Göteborg freigesetzt wird.

Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam: „Die Schifffahrt liegt noch nicht gut im Zeitplan, bis 2050 kohlendioxidneutral zu sein. Gemeinsam mit Partnern entwickeln wir eine Reihe von Initiativen, die dazu beitragen sollen, die Logistik nachhaltiger zu gestalten: von der batteriebetriebenen Binnenschifffahrt bis hin zur Landstromversorgung von Seeschiffen und von der Bio-Kerosin-Produktion für die Luftfahrt bis hin zu den sogenannten Green Corridors (grünen Korridoren) für die Schifffahrt. Die Reduzierung in Höhe von 2023 Tonnen CO2 durch nachhaltigen Treibstoff ist dabei nur ein Beginn. Wir wollen zeigen, dass es möglich ist und dabei die Diskussion in Gang bringen. Das Ziel lautet Maßstabsvergrößerung und eine immer stärkere CO2-Senkung. Das Tempo beim Wandel muss erhöht werden.“

Dirk Kronemeijer, CEO Dirk Kronemeijer, CEO GoodShipping: „Wir haben in den letzten zwei Jahren eine enorme Beschleunigung der Energiewende bei den Verladern feststellen können, und deshalb wollen wir mehr Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre Fracht nachhaltig zu transportieren. Das Angebot des Hafenbetriebs Rotterdam, der als nachhaltigster Hafen der Welt gelten will, hierbei mitzuwirken, war daher eine einfache Entscheidung. Mit der „Switch to Zero“-Kampagne machen wir es den Unternehmen leicht, ihre Transporte ohne komplizierte Änderungen in der Lieferkette nachhaltiger zu gestalten.“

Harold Reusink, Supply Chain Manager Dille & Kamille: „Bei Dille & Kamille streben wir danach, unser Sortiment noch nachhaltiger zu gestalten. Aus diesem Grunde arbeiten wir im Hinblick auf unsere Übersee-Transporte mit GoodShipping zusammen. Das Großartige an dieser Zusammenarbeit ist, dass sie auch andere dazu inspiriert, sich mit den Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit zu beschäftigen. So entsteht eine Kettenreaktion innerhalb einer Kette, die ursprünglich eher konservativ ist, einfach dadurch, dass neue Fragen rund um die Organisation des Transports gestellt werden.“

Fred Hooft, Global Logistics Manager bei Swinkels Family Brewers: „Wir haben den Ehrgeiz, als Unternehmen vollständig kreislauffähig zu werden. In diesem Zusammenhang interessieren uns natürlich auch die CO2-Emissionen unseres Transports. Die „Switch to Zero“-Kampagne ist ein guter erster Schritt, um herauszufinden, wie wir unseren Seetransport nachhaltiger gestalten können. Wir hoffen, dass diese Initiative mehrere Unternehmen dazu bewegen wird, den Schritt zu wagen, und dass wir gemeinsam etwas Entscheidendes für die Reduzierung der Umwelt- und Klimabelastung tun können.“

Die Kampagne von GoodShipping und dem Hafenbetrieb Rotterdam, die rund zwanzig Verlader zur Teilnahme bewegen soll, beginnt am 5. Dezember, wobei sich Dille & Kamille und Swinkels Family Brewers bereits als Teilnehmer angemeldet haben. Teilnehmende Unternehmen können sich für eine Reduktion von 75, 100 oder 125 Tonnen CO2 entscheiden. GoodShipping und der Hafenbetrieb bieten einen beträchtlichen Rabatt pro Tonne CO2-Reduktion, was es für Unternehmen attraktiv macht, dieses Konzept auszuprobieren.

Die Schifffahrt ist für etwa 3 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, ist aber gleichzeitig ein komplexer Sektor, der lange Zeit aus den internationaler Klimaabkommen herausfiel. Außerdem ist die Kette bruchstückhaft, weil die Unternehmen oft nur einige wenige Container per Schiff transportieren.

Das niederländische Unternehmen GoodShipping ist Weltmarktführer im Bereich „Insetting“, dem Service für Verlader und Produzenten, die Seefracht mit nachhaltigem Treibstoff anstelle von herkömmlichem, fossilem Treibstoff transportieren lassen. Durch diese Form des „Insetting“ wird die Energiewende im Transportsektor beschleunigt. Die Initiative liegt hierbei nicht bei den Reedereien, sondern bei den Ladungseignern. GoodShipping ist bereits für große Akteure wie DHL, IKEA, BMW, Tony’s Chocolonely, Beiersdorf und Kings of Indigo tätig. Der Treibstoff wird aus zertifizierten nachhaltigen Energieströmen hergestellt, zu denen auch Frittierfett und tierische Fette gehören, die als 100%ige Abfälle gekennzeichnet sind und nicht weiter verwendet werden können. Außerdem konkurrieren diese sogenannten modernen Biokraftstoffe nicht mit der Nahrungskette und beeinträchtigt die Produktion keine wichtigen Ökosysteme wie den Regenwald. Dies wird von einem unabhängigen Nachhaltigkeitsrat überwacht.

Quelle und Grafik: Port of Rotterdam




Großanlage zur Ammoniakspaltung im Rotterdamer Hafen

Eine aus 18 Unternehmen bestehende und vom Hafenbetrieb Rotterdam ins Leben gerufene Initiative untersucht die mögliche Errichtung einer Großanlage zur Ammoniakspaltung, zwecks des jährlichen Imports von einer (1) Million Tonnen Wasserstoff für die nachhaltigere Gestaltung von Industrie und Mobilität.

Die Teilnehmer beauftragten Fluor, das Potenzial für eine große zentrale Spaltanlage im Hafengebiet zu untersuchen, in der importiertes Ammoniak wieder in 1 Million Tonnen Wasserstoff pro Jahr umgewandelt werden kann. Der Wasserstoff kann dann im Hafen verwendet oder über Pipelines zur Dekarbonisierung anderer Industriecluster in Nordwesteuropa weiter transportiert werden. Generell gilt, dass eine Million Tonnen grüner Wasserstoff etwa eine Reduzierung um 10 Millionen Tonnen CO2 bewirken kann.

Wasserstoff und Derivate wie Ammoniak spielen eine Schlüsselrolle bei der Energiewende, wenn es um den Ersatz von Erdgas und den nachhaltigen Transport geht. Zudem sind sie als Rohstoffe für die Industrie und ökologische Chemie sehr wichtig. Einen Großteil des Wasserstoffs für Nordwesteuropa wird man importieren müssen, unter anderem in Form von Ammoniak, das sich einfacher als Wasserstoff transportieren lässt.

Allard Castelein, CEO Hafenbetrieb Rotterdam: „Europa wird zur Erreichung seiner Klimaziele große Mengen an Wasserstoff benötigen, und ein erheblicher Teil davon kann über den Rotterdamer Hafen importiert werden. Ammoniak ist einer der effizientesten Energieträger für Wasserstofftransport. Und wenn es uns gelingt, eine einzige zentrale Ammoniakspaltanlage zu errichten, können wir Zeit, Platz und Ressourcen sparen, um den Import von einer Million Tonnen Wasserstoff pro Jahr zu ermöglichen.“

Abgesehen vom Hafenbetrieb Rotterdam gehören auch Air Liquide, Aramco, bp, Essent/E.ON, ExxonMobil, Gasunie, GES, HES international, Koole Terminals, Linde, OCI, RWE, Shell, Sasol, Uniper, Vopak und VTTI dieser Initiative an. Die Machbarkeitsstudie wird sich auf die technischen, wirtschaftlichen, umwelt- und sicherheitsbezogenen Anforderungen einer großen Spaltanlage richten. Die ersten Ergebnisse dieser Studie werden Anfang 2023 erwartet.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Interesse am HHLA Clean Port & Logistics Cluster

Wie Wasserstoff verlässlich zur Versorgung von Hafentechnik und -logistik eingesetzt werden kann soll zukünftig das Clean Port & Logistics Cluster der HHLA heraus finden. Zur virtuellen Kick-Off-Veranstaltung schalteten sich Partnerunternehmen aus der ganzen Welt hinzu.

Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, begrüßte die Partnerunternehmen im Rahmen der Veranstaltung und betonte: „Ich freue mich sehr, dass Partner aus verschiedenen Branchen, Universitäten, Städten und Häfen im Innovationscluster Clean Port & Logistics zusammenarbeiten. Durch die Bündelung von Kompetenzen über Branchen, Länder und Kontinente hinweg, haben wir gemeinsam die Chance, den Übergang zu einem emissionsfreien Schwerlastlogistik- und Hafenbetrieb zu beschleunigen. Das Beste daran: Wir gestalten bereits heute gemeinsam die Zukunft und setzen damit einen weiteren Meilenstein für die Dekarbonisierung in der Logistik.“

Das Innovationscluster will Lösungen entwickeln, um wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge und Terminalgeräte in kurzer Zeit zur Marktreife zu bringen und die für den Einsatz notwendigen Maßnahmen vorzubereiten. Die entwickelten Konzepte für Betrieb, Sicherheit, Reparatur, Wartung, Betankung und Versorgung werden dazu im praktischen Betrieb erprobt und optimiert. Dazu führt das Cluster neben den theoretischen Untersuchungen auch Tests durch und erarbeitet Ausbildungs- und Schulungskonzepte.

Die Mitglieder des CPL Innovationsclusters setzen sich aus interessierten Unternehmen zusammen, die sich mit der Dekarbonisierung von Hafenumschlag und Schwerlastverkehr beschäftigen. Dazu gehören insbesondere Hersteller und Nutzer von Geräten (Trucks, Hafenumschlagsgeräte, Tankstellen usw.), Lieferanten von Wasserstoff und anderen fossilfreien Antriebsenergien, Verantwortliche für die logistische Infrastruktur (z.B. Port Authorities), Consulting-, Zertifizierungs- und sonstige Dienstleistungsunternehmen sowie wissenschaftliche Partner. Gegenwärtig finden sich unter den Mitgliedern des Clusters Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Estland sowie den USA. Die Zusammenarbeit bei CPL wird die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Prozesse zu dekarbonisieren und sinnvolle, klimafreundliche Investitionen zu tätigen, indem sie erforderliche Informationen und praktische Erfahrungen sammeln. Die Teilnahme steht grundsätzlich allen interessierten Unternehmen offen. Auch nach dem Kick-off können Unternehmen dem Cluster noch beitreten.

Kernstück des CPL Innovationsclusters ist ein Testcenter am HHLA Container Terminal Tollerort in Hamburg, auf dem wasserstoffbetriebene Geräte für den Hafenumschlag und Schwerlastverkehr im Betrieb erprobt werden können. Im Umfeld des Testfelds können sich alle beteiligten Akteure miteinander vernetzen. Die erste Gerätelieferung soll Anfang 2023 erfolgen. Die geplanten Geräteklassen für die Testumgebung sind Straddle Carrier, Leercontainerstapler, Gabelstapler, Reachstacker, Terminalzugmaschinen und Trucks. Darüber hinaus ist das Testfeld offen dafür, weitere Geräteklassen und Anlagen im Terminalbetrieb zu erproben.

Das Cluster wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.

Quelle: HHLA, Grafik: HHLA / Redaktion4




Der Norden im Zeichen künstlicher Intelligenz

Auf den ersten Blick mögen sie nicht sofort zueinander passen, doch die Logistik hat einiges mit der Energieversorgung gemeinsam. Es geht dabei hauptsächlich um eine konstante, permanente Lieferkette. Seien es nun Waren und Güter oder Energie aus den verschiedensten Quellen. Beide Bereiche wurden in den vergangenen Monaten, ja fast schon Jahren, sehr strapaziert.

Die Digitalisierung und mit ihr einhergehend auch Künstliche Intelligenz (KI) können zwar nicht allein für Stabilität und Sicherheit in den Lieferketten sorgen. Sie sind aber in der Lage in einem gewissen Bereich Vorhersagen zu treffen, die wiederum dabei unterstützen, rechtzeitig auf Ereignisse reagieren zu können. Davon konnten sich die rund 250 Präsenz- und Onlineteilnehmenden bei der 3. Zukunftskonferenz für Industrie, Logistik und Häfen unter dem Titel „KI-Standort Norddeutschland – Logistikkinnovationen und sichere Energieversorgung mit Hilfe von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz“ überzeugen.

Im Digital Hub Logistics Hamburg skizzierte Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher welch wichtige Rolle digitale Innovationen für eine sichere Energieversorgung und Logistik spielen: „Hamburg ist ein idealer Standort für die Entwicklung neuer digitaler Anwendungen in der Logistik. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Hochleistungscomputern bietet ein großes Potenzial für noch effizientere und nachhaltigere Prozesse. Die Zukunftskonferenz für Industrie, Logistik und Häfen ist eine wichtige Plattform für den Dialog über neue Entwicklungen in diesen Zukunftsbranchen.“

Welche Vorteile moderne Techniken haben können, beschrieb Dr. Susan Wegner, verantwortlich für den Bereich Künstliche Intelligenz & Datenanalyse bei Lufthansa Industry Solutions. „Ob unterschiedlichste Vorhersagen in der Logistikwertschöpfungskette wie dynamische Preise oder der Ersatzwertbildung und eine automatisierte Texterkennung und -klassifizierung in der Energieindustrie: Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz können in Unternehmen aller Branchen sowohl höhere Effizienzen erzielt, fundiertere Entscheidungen getroffen als auch völlig neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.“

Im Bereich der maritimen Hafenwirtschaft existieren bereits einige Lösungen, die ihre Analysen zum einen aus Echtzeitdaten aufbauen und zum anderen Geschäftsprozesse automatisieren. Das Projekt „SANTANA“ der HPA und DAKOSY will die existierenden Netzwerke der Logistik und der Infrastruktur des Hamburger Hafens verbinden. Wie so etwas in der Praxis aussieht, stellte Evelyn Eggers, Leitung Business Development bei DAKOSY vor und betonte: „Man muss nicht alles neu erfinden, auch die Vernetzung bestehender Plattformen ist eine intelligente Form von Innovation. In Hamburg arbeiten wir daran mit „SANTANA“, dem Netzwerk der Netzwerke.“

Eine atemberaubende Lösung baut HHLA Sky auf: eine zukunftsfähige Plattform für den skalierbaren Drohnenbetrieb. HHLA Sky-Geschäftsführer Matthias Gronstedt und sein Team haben dafür ein Gesamtsystem entwickelt, das die aktive und intelligente Steuerung und Überwachung von mehr als 100 automatisierten Drohnen, autonomen mobilen Robotern (AMR) und deren Aufgaben ermöglicht. „Unsere Plattform ist in der Lage, hunderte von autonomen Geräten wie Drohnen aber auch fahrende und auch bald schwimmende Roboter sicher zu steuern. So können beispielsweise Drohnen vielfältige Aufgaben wie den Transport von Gütern oder die Inspektion von Bauwerken oder Containerbrücken bewältigen“, erläuterte Gronstedt.

Mit einer etwas anders gearteten Anwendung der künstlichen Intelligenz beschäftigt sich der Intralogistik-Spezialist KION. Seit vielen Jahren nimmt in diesem Bereich der Anteil der Digitalisierung zu. „Wir müssen in Deutschland insbesondere in der Intralogistik mit den Folgen der Demographie umgehen, was naturgemäß einen Reflex hin zur Automatisierung auslöst. Eine Umsetzung von Automatisierungslösungen ohne den Faktor Mensch hinreichend zu berücksichtigen, ist dabei häufig nicht nachhaltig“ erläuterte Tino Krüger-Basjmeleh, Projekt „IIL – Industrielle Indoor-Lokalisierung“ sowie Senior Robotics Expert, KION Group, und zeigte gleich eine mögliche Lösung auf: „Die Entwicklung menschzentrierter Robotik für die Intralogistik kann zentrale Fragestellungen der Automatisierung besser beantworten, da die Zusammenführung von Technologien mit der Arbeitsweise von Menschen und Organisationen höchste Synergien erzeugen kann.“

Die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz gehören damit in der Logistik bereits zum Alltag. Aber auch bei der Energieversorgung und insbesondere -sicherheit werden sie immer häufiger eingesetzt, obwohl hier vieles noch am Anfang ist. „Solaranlagen auf Dach- oder Freiflächen ab einer Größe von 135 Kilowatt benötigen in Deutschland eine Zertifizierung, bevor sie an Netz gehen dürfen. Dieses Verfahren ist aber extrem langwierig. Das dauert teilweise Monate. Diesen Prozess wollen wir digitalisieren und mithilfe künstlicher Intelligenz beschleunigen“, sagte Marko Ibsch, Founder & CEO bei CarbonFreed, und ergänzt: „Hierfür wollen wir standardisierte Schnittstellen schaffen, denn nur so haben alle Prozessbeteiligten die Chance, ihre Daten automatisiert auszutauschen.“ Wenn die Lösung fruchtet, sollen die Genehmigungsverfahren nahezu in Echtzeit erledigt werden.

Auf ein etwas anders gelagertes Problem bei der Umstellung auf erneuerbare Energien wies Prof. Dr. Martin Leucker, Direktor des Instituts für Softwaretechnik und Programmiersprachen an der Universität zu Lübeck und Verbundpartner beim Projekt „KI-Transfer-Hub Schleswig-Holstein“, hin: „Durch die Umstellung auf regenerative Energien entstehen viele kleine Kraftwerke, die zu unterschiedliche Zeiten, unterschiedliche Mengen an Energie einspeisen. Das kann zu einer Instabilität des Netzes führen. Hierfür benötigen wir eine intelligente Steuerung, um die Stabilität des Stromnetzes zu garantieren.“ Gleichzeitig wünschte sich Leucker, möglichst lokal autarke Netze zu schaffen, sogenannte dezentrale Mikro-Grids. Das könne auch ein Haushalt sein. Hier wiederum wäre es dann auch sinnvoll, die Stromlasten sinnvoll zu steuern. Dafür bedarf es künstlicher Intelligenz.

„Diese Beispiele zeigten, wie weit die Digitalisierung in der Logistik und bei der Energieversorgung schon fortgeschritten ist. Sie machten aber auch deutlich, dass vieles nur möglich ist, wenn die Daten stimmen“, resümierte Ingo Egloff, ehemaliger Vorstand bei Hafen Hamburg Marketing und Initiator der Zukunftskonferenz. Gleich 13 Veranstalter sorgten in diesem Jahr für ein gutes Gelingen. Das waren ARIC, Digital Hub Logistics Hamburg, egw:wirtschaftsförderung, Hafen Hamburg Marketing, Hamburg Invest, Hamburg Port Authority, Handelskammer Hamburg, Hansestadt Stade, IFB Hamburg, IVH Industrieverband, KPMG, Stadt Brunsbüttel und UMCO. Durch die Veranstaltung führten Marina Tcharnetsky, Chief Business Development Officer bei ARIC und Ulrich Balke, Director Consulting bei KPMG.

Quelle: HHM, Foto: HHM / Johannes Koop Photography, Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (2.v.l.) hielt das Grußwort auf der 3. Zukunftskonferenz. Johannes Berg, Managing Director beim Digital Hub Logistics (1.v.l.) stellte die Location zur Verfügung. Durch die Konferenz führten die Moderatorin Marina Tcharnetsky, Chief Business Development Officer beim Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) und Ulrich Balke, Director Consulting bei der KPMG AG




Grünes Ammoniak-Importterminal im Hafen Antwerpen-Brügge

Der Hafen Antwerpen-Brügge festigt seine Stellung innerhalb der europäischen Wasserstoffstrategie. Bis 2027 soll ein neues Importterminal für nachhaltiges Ammoniak entstehen. Um Logistik und Industrie bei der Dekarbonisierung mit dem Import und der Lagerung von grüner Energie und Rohstoffen zu unterstützen, bündeln die Unternehmen Fluxys, Advario Stolthaven Antwerpen und Advario Gas Terminal ihre Stärken und ihr Fachwissen in den Bereichen Logistik, Lagerung und Pipelinetransport. Mitte November stellten sie im Rahmen einer Deutschland-Roadshow des Hafens Antwerpen-Brügge den rund 40 geladenen Gästen relevanter Wirtschaftsbereiche ihr Vorhaben und den konkreten Zeitplan bis zur Inbetriebnahme vor.

Das künftige Terminal im Hafen Antwerpen-Brügge wird Lösungen für die Lagerung sowie den Transport per Bahn und Binnenschiff ins Hinterland bieten. Auch ein direkter Pipeline-Anschluss an Industriestandorte ist möglich. Darüber hinaus werden am Terminal Anlagen zur Rückumwandlung von Ammoniak in Wasserstoff entstehen. Dieser kann dann in das Wasserstoffnetz von Fluxys eingespeist oder auf Lkw verladen werden und so die Versorgung in ganz Nordwesteuropa sicherstellen.

„Deutschland und speziell die Industrie- und Logistikstandorte entlang des Rheins sind für Fluxys und Advario wichtige Zielregionen. Im Rahmen des Events in Mannheim konnten wir mit potenziellen Partnern und künftigen Abnehmern ins Gespräch kommen“, sagten Bart Seliaerts, Strategy and Transformation Lead bei Advario Belgium, und Hadrien Bown, Business Development and M&A bei Fluxys.

Deutschlandrepräsentant des Hafens Antwerpen-Brügge, Elmar Ockenfels, betonte im Rahmen der Veranstaltung die Bedeutung des Projekts: „Wir haben uns seit Jahren der konsequenten Förderung und Umsetzung der Energie-Transition verschrieben. Das neue Ammoniak-Terminal ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Energiewende für Belgien und Europa und auf unserem Weg zu Klimaneutralität.“

Der erst kürzlich fusionierte Hafen Antwerpen-Brügge sieht sich in einer Schlüsselrolle für den Import, die lokale Herstellung, die Verarbeitung und den Transport von grünem Wasserstoff und Wasserstoffträgern wie Ammoniak und Methanol ins Binnenland. Möglich wird dies auch durch die gemeinsame Infrastruktur und Synergieeffekte, die sich durch die Fusion der beiden Hafenstandorte ergeben. Abseits des neuen Ammoniak-Terminals sind mehrere weitere Projekte im Bereich Wasserstoffwirtschaft geplant. Bereits ab 2026 sollen so die ersten grünen Wasserstoffmoleküle auf den beiden Hafen-Plattformen ankommen.

Quelle: Hafen Antwerpen-Brügge, Advario, vertreten durch Bart Seliaerts (links im Bild), und Fluxys, vertreten durch Hadrien Bown (rechts im Bild), präsentieren ihre Pläne für ein Ammoniak-Importterminal auf einer Roadshow des Hafens Antwerpen-Brügge in Mannheim




Reedereien bewältigen Herausforderungen

Die deutschen Reedereien trotzen den aktuellen Krisen: Pandemie und Ukrainekrieg beeinträchtigen Lieferketten und Kapazitäten, doch die maritime Schifffahrt bewältigt Prozessstörungen bei Vollauslastung. Parallel investieren die Reeder in Wachstum und Modernisierung, wobei dem Fachkräftemangel eine besondere Bedeutung zukommt. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung großer Herausforderungen sind nach einem ganzen Jahrzehnt der Krisenbewältigung und Konsolidierung wieder gut: Die maritime Schifffahrt boomt – diese Einschätzung teilen neun von zehn deutschen Reedereien.

Der Aufschwung ist mittlerweile bis zu den kleinsten Schiffseigentümern vorgedrungen, in 93 Prozent der deutschen Hochseereedereien sind alle Schiffe ausgelastet. Auch der Blick in die Zukunft ist von Zuversicht geprägt: Drei von vier Reedern rechnen mit Wachstum. Sorgen bereitet der Branche jedoch der Fachkräftemangel. Zu diesen Ergebnissen kommt die 14. Reederstudie, für die PwC Deutschland 106 Entscheider:innen in deutschen Hochseereedereien zu ihrem Blick auf den Markt und in die Zukunft befragt hat.

Diese positive Entwicklung führt der Experte zum einen auf die Nachholeffekte nach dem pandemischen Handelsstau zurück. Gleichzeitig haben sich aus seiner Sicht die strukturellen Gegebenheiten in der deutschen maritimen Industrie nach den Konsolidierungsmaßnahmen in Folge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 verändert: „Die Nachholeffekte treffen auf eine Unternehmenslandschaft, die eine Dekade aus Krisen und Konsolidierung hinter sich hat.“

Die Schifffahrtsbranche blickt optimistisch in die Zukunft: 74 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit Wachstum. Zum Vergleich: Im ersten Pandemiejahr 2020 lag der Anteil der Optimisten lediglich bei 33 Prozent. Mit 65 Prozent geht zudem weiterhin ein Großteil der Reeder davon aus, dass das weltweite Ladungsaufkommen in den kommenden fünf Jahren steigen wird (2021: 75 Prozent).

Mit Blick auf die Charterraten scheint das Ende der Fahnenstange erreicht: 62 Prozent rechnen mit einer Stagnation, wenngleich auf hohem Niveau; der hohe Nachholbedarf an weltweiten Transporten nach den ersten beiden Pandemiejahren hat die Fracht- und Charterraten in die Höhe getrieben.

Und auch die Flotten sind in den vergangenen beiden Jahren wieder gewachsen: Pro Reederei werden im Schnitt sieben mehr Schiffe betreut als noch 2020. Mit Blick auf Neukäufe sind die Reeder jedoch vorsichtig: 69 Prozent befürchten, dass die vielen Neubestellungen für Containerschiffe in ein paar Jahren zu Überkapazitäten führen werden.

Die größeren und umsatzstärkeren Reedereien fokussieren sich in ihrer Planung und Umsetzung mehrheitlich auf energieeffiziente und umweltfreundliche Schiffsneubauten. Die Reedereien mit kleineren Flotten und weniger Mitarbeitenden planen eher mit Gebrauchtschiffen.

Folglich geben fast drei Viertel der kleineren Reedereien an, dass es derzeit viel mehr Schiffsneubestellungen gäbe, wenn diese Situation klarer wäre.

In Sachen Personal sind die Reeder ebenfalls auf Wachstumskurs: In den vergangenen zwölf Monaten haben 73 Prozent neue Mitarbeiter:innen eingestellt – und wollen dies auch in naher Zukunft tun. 69 Prozent planen in den kommenden zwölf Monaten mit Neueinstellungen. Entlassungen sind dagegen kaum mehr ein Thema: Nur 13 Prozent haben im vergangenen Jahr Beschäftigte entlassen.

Laut Befragung ist die Personalsituation für mehr als jede zweite Reederei (55 Prozent) aktuell das gravierendste Problem.

Die Corona-Pandemie bleibt ebenfalls eine Herausforderung, auch wenn sich die Reedereien mittlerweile gut auf die Situation eingestellt haben: 93 Prozent der Befragten geben an, dass sie inzwischen nicht mehr so starke Beeinträchtigungen ihrer Geschäftsprozesse durch Corona registrieren wie noch vor ein oder zwei Jahren. Lediglich noch zwölf Prozent sind der Meinung, dass die Mehrzahl der deutschen Container-Reedereien es nach der Corona-Krise nur mit staatlicher Hilfe schafft, weiterzumachen. 2020 befürchteten dies noch 41 Prozent der Befragten.

Laut Befragung haben die Ansteckungen auf den Schiffen in den vergangenen zwölf Monaten sogar zugenommen: 65 Prozent berichten über Infektionen an Bord (2021: 52 Prozent; 2020: 10 Prozent). Aber nur noch eine von drei Reedereien musste über einzelne oder mehrere Schiffe eine Quarantäne verhängen. Im Vorjahr war es mit 46 Prozent noch beinahe jede zweite Reederei. Den Rückgang der Quarantänemaßnahmen für ganze Schiffe wertet Burkhard Sommer als Indiz dafür, dass die Reedereien wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen haben.

Nicht zuletzt hat die anhaltende Invasion Russlands in der Ukraine gravierende Auswirkungen auf die Reedereien: So ist knapp jede:r Zweite (48 Prozent) der Meinung, dass die Geschäftsprozesse im Unternehmen durch den Krieg nachhaltig beeinträchtigt werden. 40 Prozent der Reeder bewerten die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs als eher negativ. 14 Prozent geben hingegen an, dass sie eher positive wirtschaftliche Auswirkungen in ihren Unternehmen spüren. Dazu zählen einzelne Fracht- und Charterratenerhöhungen oder Ertragssteigerungen durch die Verschiebung von Warenströmen. Bei 17 Prozent halten sich die positiven und negativen Folgen die Waage. 29 Prozent der Reeder bemerken derzeit gar keine Auswirkungen des Kriegs auf ihr Geschäft.

Zum Download der Studie geht es hier.

Quelle: PwC Germany, Foto: HHM/ Hasenpusch




Rivergate: automatische Erkennung von Containern

duisport geht den nächsten wichtigen Schritt auf dem Weg zum digitalen Hafen der Zukunft: Während der Einsatz von „Optical Character Recognition“ (OCR)-Gates auf der Bahn- und der Straßenseite im Duisburger Hafen schon realisiert wurde, gab es auf der Wasserseite bisher keine Lösung.

Gemeinsam mit VITRONIC, einem der weltweit führenden Unternehmen für industrielle Bildverarbeitung, hat duisport in nur 15 Monaten ein auf der Basis von hochauflösenden 12K-Kameras arbeitendes „Rivergate“ entwickelt und erfolgreich an zwei Kränen getestet. Hiermit wurde eine nachhaltige Lösung geschaffen, um beim Be- und Entladen eines Binnenschiffs in wenigen Sekunden und mit einer Erkennungsrate von fast 100 Prozent die ID des Containers digital zu erfassen und mit der Ladeliste abzugleichen.

In Kombination mit dem „Crane Management System“ (CMS) der Firma POLO KNOW-HOW ist es damit möglich, Fehlverladungen zu vermeiden, da in Fällen eines sogenannten „Misspickings“ der Spreader nicht mehr entriegelt werden kann. Gleichzeitig ist das System in der Lage, die Unversehrtheit des Zollsiegels sowie etwaige Beschädigungen am Container zu erkennen. Dadurch werden bestehende Prozesse im Arbeitsalltag optimiert, und die Digitalisierung des weltweit größten Binnenhafens wird weiter vorangetrieben.

Das Tor zum digitalen Güterterminal

Zum Einsatz kommt das Rivergate zunächst auf einem Kran des Duisburg Trimodal Terminal (D3T) auf logport I in Duisburg-Rheinhausen sowie auf einem Kran auf dem Terminal GWW auf logport II in Duisburg-Hochfeld. Durch die Installation der speziell entwickelten Kamerasysteme wird eine effiziente und transparente Zustandsdokumentation und Erfassung in Echtzeit ermöglicht – auch nachts und bei schlechten Wetterbedingungen.

Während der Container die Kranbrücke passiert, erfasst das System den Zustand der Ladeeinheit in hochauflösenden Bildern. Im Hintergrund arbeiten mehrere speziell entwickelte Algorithmen, die die Daten umgehend dem Crane-Management-System (CMS) sowie dem Terminal-Operation-System (TOS) zur Verfügung stellen. So kann die Containernummer mit der Ladeliste abgeglichen werden, um eine Fehlverladung zu verhindern.

Rivergate ermöglicht nicht nur eine wichtige Prozessoptimierung, sondern ist ein weiterer Meilenstein bei der Digitalisierung des Duisburger Hafens. Dies ist ein großer Mehrwert für duisport und das gesamte Kunden- und Partnernetzwerk der zentralen Logistikdrehscheibe im Herzen Europas.

„Beim Entladen von Containern haben Kranführer selten die Chance, deren Zustand zu prüfen. Einmal abgesetzt gilt die Ladeeinheit als einwandfrei angenommen, auch wenn sie bereits beschädigt war. Dank des Rivergate können wir den Zustand der Container ab sofort beweiskräftig belegen und ihren Aufenthalt im Terminal lückenlos dokumentieren“, sagt Prof. Thomas Schlipköther, duisport-Vorstand für Technik und Betrieb, der sich schon seit vielen Jahren für die Digitalisierung der Hafenterminals einsetzt und dazu zahlreiche Projekte initiiert hat.

„Mit der Lösung Rivergate erschließt VITRONIC ein neues Geschäftsfeld. Wir nutzen die Technologie bereits in anderen Anwendungsbereichen, wie in der Mauterfassung oder der Identifikation von Paketen. Diese Expertise nutzen wir jetzt, um die Digitalisierung auch im Güterverkehr weiter voranzutreiben“, berichtet Daniel Scholz-Stein, Geschäftsführer (CEO) von VITRONIC.

Quelle: duisport, Foto: Copyright VITRONIC/Hosan