Rumpf von AVATAR in Gent angekommen

Eines der Ziele von AVATAR ist der Bau eines neuen, hochautomatisierten Schiffes (Ladekapazität 25 Tonnen, emissionsfrei), das für die Güterverteilung in der Stadt eingesetzt werden soll. Der Rumpf des neuen AVATAR-Schiffs ist jetzt in Gent angekommen.

Seit 2020 arbeitet die Logistik-Initiative Hamburg gemeinsam mit 9 Partnern aus Deutschland, Belgien, Niederlande und Schweden an Konzepten für die Zukunft der letzten Meile durch die Nutzung von Kanälen und Wasserwegen. Beim Bau des „AVATAR-Schiffs wurde nun ein wichtiger Meilenstein erreicht. Der Rumpf des Schiffs wurde in einem niederländischen Werftbetrieb fertiggestellt und zur weiteren Entwicklung Mitte Januar 2022 nach Belgien transportiert, wo es in Gent bald zum Einsatz kommen soll.

In Absprache mit den Schiffbauarchitekten, den technischen Ingenieuren und der Werft wurden dabei im Laufe des letzten Jahres zahlreiche Anpassungen am ursprünglichen Entwurf des Schiffes vorgenommen. So wurden beispielsweise Ballasttanks für 10.000 Liter Ballast eingebaut, die es uns ermöglichen, das Schiff zum Be- und Entladen auf verschiedene Kaihöhen anzuheben. Dies trägt auch zur Stabilität des Schiffes bei und ermöglicht es uns, unter den vielen historischen Brücken Gents hindurchzufahren, die nicht mehr geöffnet werden können.

Die Schiffskonstruktion ist an die Binnenwasserstraßen der Stadt Gent angepasst. Es handelt sich um ein Flachschiffmodell mit einem Fassungsvermögen von 25 Tonnen, das aus Aluminium gefertigt ist. Mit einer Größe von ca. 15 m x 4 m und einem Tiefgang von 0,4 m ist es perfekt für die flachen Gewässer der mittelalterlichen Stadt geeignet. Der Antrieb erfolgt über einen vollelektrischen Motor mit einem Batteriepaket, wodurch das Schiff emissionsfrei unterwegs ist. Die mögliche Fahrzeit einer Batterieladung wird mindestens acht Stunden bei einer Geschwindigkeit von 9 km/h betragen. Das Schiff wird von einem Skipper gesegelt, ist aber bereits für automatisiertes Segeln auf hohem Niveau vorbereitet.

Im nächsten Schritt wird das Projektteam das neue AVATAR-Schiff mit dem entsprechenden Motor und der entsprechenden Ausrüstung ausstatten. Die Projektpartner E. Van WingenKU Leuven und SEAFAR werden federführend an dieser Entwicklung beteiligt sein. Ziel ist es, mit dem neuen AVATAR-Schiff am Sommer 2022 in der Stadt Gent mit Tests unter realitätsnahen Bedingungen zu beginnen. Zusammen mit den federführenden Projektpartnern wird hierfür aktuell ein Koordinierungsplan erstellt.

Quelle: Logistik-Initiative Hamburg Management GmbH, Foto: Opleidingscentrum voor Hout en Bouw vzw – Peter Geirnaert




ZKR und viadonau rücken Landstrom in den Fokus

160 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 14 europäischen Ländern trafen sich jetzt im virtuellen Konferenzraum der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) und viadonau, um sich über das Thema Landstrom an Liegestellen auszutauschen.

Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer von viadonau, und Yann Quiquandon, als Vertreter der französischen ZKR-Präsidentschaft, eröffneten den Workshop und umrissen in ihren Grußworten die Herausforderungen, vor denen die Binnenschifffahrt in den kommenden Jahren stehen wird. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Emissionsreduzierung und die damit zusammenhängende Anpassung der Infrastruktur. Das Ziel, eine emissionsfreie Binnenschifffahrt bis 2050 zu erreichen, betrifft nicht nur die Antriebsanlagen der Binnenschiffe, sondern auch die Energieversorgung zum Betrieb der Anlagen an Bord während des Liegens an Liegestellen. Es müssen gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, um sowohl Treibhausgas-, Schadstoff- als auch Lärmemissionen zu reduzieren bzw. größtenteils zu eliminieren. Nicht zuletzt stellt dies einen wichtigen Beitrag dar zur Akzeptanz und damit zum Erhalt von Liegestellen insbesondere im innerstädtischen Bereich.

Als Einstieg in den Workshop wurde der Stand der Entwicklung der land- und schiffsseitigen europäischen Normen sowie der Stand des Aufbaus von Landstromanschlüssen in den Niederlanden und den dort eingesetzten Standards präsentiert. Es wurde betont, dass nicht nur eine länderübergreifende Standardisierung des Landstromanschlusses, sondern auch eine Vereinheitlichung des Bedien- und Bezahlsystems sowie eine Schließung der aus Sicht der Teilnehmer:innen noch bestehenden Normungslücken, zum Beispiel für Anschlüsse zwischen 125 und 250 Ampere, erforderlich ist.

Aus der Perspektive der Benutzer:innen wurde über praktische Erfahrungen mit der Nutzung von Landstromanschlüssen berichtet. Insbesondere wurde die Frage nach der Bedienfreundlichkeit der Landstromanlagen aufgeworfen, beispielsweise hinsichtlich der technischen Verfügbarkeit, der Vereinheitlichung der Anschlüsse, aber auch hinsichtlich erforderlicher Ansprechpartner bei technischen Problemen. Es bestand Konsens bei den Vertreter:innen des Binnenschifffahrtsgewerbes darüber, dass die Liegestellen als ein Teil des Gesamtsystems Binnenschifffahrt gedacht werden müssen. Liegestellen haben eine bedeutende Rolle für die Schifffahrt, insbesondere für die Besatzung. Dabei sollten auch die Bedürfnisse des Menschen in das Zentrum des Systems Binnenschifffahrt gerückt werden. Dies bedeutet, dass nicht zuletzt auch die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz der Binnenschiffer:innen im Vordergrund stehen muss.

Erste Erfahrungen aus Pilotprojekten zur Ausstattung von Liegestellen mit Landstrom liegen vor und weitere Pilotvorhaben sind in Planung. Vertreter:innen von Behörden und Betreibern wiesen auf den Handlungs- und Klärungsbedarf zu betrieblichen, technischen und praktischen Aspekten hin, zum Beispiel zu ausreichenden Stromstärken oder auch zur Kabelverlegung beim Liegen in doppelter Breite. Es zeigte sich, dass noch nicht auf alle Fragen Antworten vorliegen und weiterhin Bedarf für gegenseitigen Informationsaustausch über den Binnenschifffahrtsektor hinaus besteht. Die schiffsseitigen Anforderungen und Randbedingungen müssen mit denen der Infrastruktur landseitig wechselseitig betrachtet und gemeinsam entwickelt werden. Nicht zuletzt muss im Blick behalten werden, wie sich die schiffsseitige Ausstattung mit Akkumulatoren zur autarken Stromversorgung während des Liegens entwickeln wird.

Der Workshop lenkte den Blick auch in die Zukunft. Es wurde die Frage gestellt, wie die zukünftigen Antriebsformen aussehen werden. Die Roadmap der ZKR gibt hierzu erste Hinweise. Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren der Bedarf nach Strom für den Antrieb steigen und dies die landseitigen Stromnetze vor neue Herausforderungen stellen wird. Eine weitere Herausforderung wird darin bestehen, nachhaltig produzierten Strom der Binnenschifffahrt in ausreichender Menge verfügbar machen zu können. Die zukünftigen Entwicklungen müssen auf jeden Fall weiter aufmerksam verfolgt werden.

In der anschließenden Diskussion waren sich die Teilnehmer:innen einig, dass die Versorgung der Schiffe an den Liegestellen mit Landstrom einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Emissionsziele und zur Zukunftsfähigkeit der Binnenschifffahrt liefert, nicht zuletzt im Kontext der Roadmap der ZKR und des Europäischen „Green Deals“. Die Teilnehmer:innen appellierten, dass Unterstützung durch die Staaten und die Europäische Kommission für eine erfolgreiche Umsetzung unerlässlich ist. Es müssen Partnerschaften gebildet und es muss außerhalb gewohnter Muster gedacht werden. Bei den Liegestellen – wie auch bei anderen Aspekten die Binnenschifffahrt betreffend – sollte ein Korridoransatz verfolgt werden, um zum Beispiel die Verteilung der Landstromanschlüsse mit dem Bedarf in Einklang zu bringen.

Der Workshop war ein Element in einer Reihe von Aktivitäten, die mit dem durch die ZKR und viadonau 2018 in Wien organisierten Workshop zum Thema Liegestellen begannen und die gemeinsam im Interesse der Rheinschifffahrt und europäischen Binnenschifffahrt vorangebracht werden müssen. Mit diesen Aktivitäten unterstützen beide Organisationen die zentrale Forderung seitens der Vertreter der Binnenschifffahrt nach einer international abgestimmten Umsetzung und nach einem offenen Dialog mit den Beteiligten.

Der Workshop lieferte zu den verschiedenen Fragestellungen wichtige Impulse und bot eine Plattform für eine offene Diskussion aller am Wasserstraßentransport Beteiligten. Es liegt noch viel Arbeit vor den Entscheidungsträger:innen und Planer:innen. Die Herausforderungen sollten gemeinsam angegangen und die Lösungen international und interdisziplinär abgestimmt werden. Die Binnenschifffahrt spielt bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels eine wichtige Rolle und muss daher intensiv unterstützt werden.

Informationen zum Workshop sowie die Präsentationen gibt es auf der Webseite der ZKR.

Quelle und Foto: via donau – Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH




Projekt Antwerp@C halbiert CO2 Fußabdruck

Antwerp@C, eine Initiative von Air Liquide, BASF, Borealis, ExxonMobil, INEOS7, TotalEnergies, Fluxys und dem Hafen von Antwerpen hat zum Ziel, die Bemühungen der Industrie zur Halbierung der CO2-Emissionen im Hafen von Antwerpen bis 2030 durch die Errichtung einer gemeinsamen CO2-Infrastruktur zu unterstützen. Mit dem Beginn der technischen Studien hat das Projekt nun einen neuen Meilenstein erreicht, um einen nachhaltigeren, kohlenstoffärmeren Betrieb rund um den Hafen von Antwerpen zu ermöglichen.

Es wäre eine der ersten und weltweit größten multimodalen CO2-Exportanlagen mit öffentlichem Zugang. Die sieben führenden Chemie- und Energieunternehmen wollen damit einen wesentlichen Beitrag zu den Klimazielen Belgiens und der EU leisten.

Nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie in 2021 tritt Antwerp@C nun mit dem Beginn technischer Studien in die nächste Phase ein. Dabei wird der Bau eines zentralen „Backbone“ im gesamten Hafen von Antwerpen entlang der Industriegebiete am rechten und linken Scheldeufer weiter untersucht. Teil der technischen Studien ist auch eine gemeinsame CO2-Verflüssigungsanlage mit Zwischenlagerung und Schiffsladeeinrichtungen für den grenzüberschreitenden Transport. Diese Studien werden teilweise durch Zuschüsse der Connecting Europe Facility (CEF) und der flämischen Regierung zur Machbarkeitsstudie und durch Beiträge aller Teilnehmenden des Konsortiums finanziert. Nach Abschluss der technischen Studien wird eine endgültige Investitionsentscheidung für die erste Phase Ende 2022 erwartet.

In der Zwischenzeit haben Fluxys, Air Liquide und Pipelink (eine Tochtergesellschaft des Hafens von Antwerpen) eine „Open Season“ organisiert, um die anfängliche Nachfrage nach der geplanten CO2-Infrastruktur zu ermitteln. Die Open Season war eine Einladung an alle Unternehmen im weiteren Umkreis des Hafens von Antwerpen, ihr Interesse an einer CO2-Transport- und/oder CO2-Terminierungsinfrastruktur in Antwerpen zu bekunden. Die vom Markt gesammelte Reaktion wird berücksichtigt, um eine endgültige Investitionsentscheidung zu treffen.

Der Hafen von Antwerpen beherbergt den größten integrierten Energie- und Chemiecluster Europas. Damit ist er der ideale Standort für neue, grenzüberschreitende Kooperationsprojekte zur innovativen CO2-Reduzierung. Zu diesem Zweck haben sich die genannten Unternehmen Ende 2019 unter dem Namen Antwerp@C zusammengeschlossen, um die technische und wirtschaftliche Machbarkeit des Aufbaus einer CO2-Infrastruktur zur Unterstützung künftiger CCUS-Anwendungen (Carbon Capture Utilization & Storage) zu untersuchen. Das bedeutet, dass Abscheidung, (Wieder-)Verwendung und Speicherung von CO2 als wichtige Wege für den Übergang des Antwerpener Hafens zu einem kohlenstoffneutralen Hafen angesehen werden.

Jacques Vandermeiren, CEO des Hafens von Antwerpen: „Es ist an der Zeit, den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft zu vollziehen. Europa nimmt auf globaler Ebene eine Vorreiterrolle ein. Mit Antwerp@C verfügt der Hafen von Antwerpen über den Schlüssel zur Realisierung eines innovativen grenzüberschreitenden CCUS-Projekts, das hinsichtlich seines Konzepts und Umfangs einzigartig ist. Wir möchten gerne in die nächste Phase der technischen Studien eintreten, da dieses Projekt einen Beitrag zu den flämischen, belgischen und europäischen Klimazielen und zu den erhöhten EU-Zielen für 2030 zur Emissionsreduzierung auf mindestens 55 Prozent leisten wird.“

Wouter de Geest, Vorstandsvorsitzender von Antwerp@C: „Die wichtige Entscheidung, mit der Planung eines so komplexen Projekts zu beginnen, bestätigt das Engagement aller Partner für ihre Klimaziele. Die Unterstützung dieses Engagements durch verschiedene Behörden war unerlässlich, um diese Entscheidung zu treffen, und wird auch während der weiteren Entwicklung des Projekts unerlässlich bleiben. Gemeinsam sind wir viel stärker und können das Industriecluster im Hafen von Antwerpen umgestalten.“

Pascal De Buck, CEO von Fluxys: „Das Antwerp@C-Projekt ist Teil des allgemeinen Projektansatzes von Fluxys, um den Aufbau der erforderlichen Dekarbonisierungsinfrastruktur in ganz Belgien und in Richtung der Nachbarländer zu unterstützen. Sowohl für CO2 als auch für Wasserstoff arbeiten wir mit spezifischen Infrastrukturvorschlägen, derzeit in fünf und in Kürze in sechs wichtigen Industrieclustern. Gemeinsam mit dem Markt bereiten wir die Infrastruktur Schritt für Schritt vor. Innerhalb der Industriecluster, zwischen den Clustern und auch mit Verbindungen zu den Nachbarländern wie in Antwerpen. Auf diese Weise wird unser Land zu einer Drehscheibe für die Moleküle für eine kohlenstoffneutrale Zukunft.“

Quelle und Foto: Port of Antwerp




Wieviel Güterverkehr kann die Schiene?

Der Vizepräsident der gemeinnützigen Verkehrsinitiative Pro Mobilität e.V., BGL-Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt (Foto), hat jetzt die Studie „Faktencheck Güterverkehr in Deutschland – Von der fehlenden Infrastruktur zum Verlagerungspotenzial“ in einer Online-Pressekonferenz vorgestellt. Die Studie wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) e.V. unter Federführung von IW-Senior Economist Thomas Puls im Auftrag von Pro Mobilität erarbeitet.

Ziel des Faktenchecks war es, das Verlagerungspotenzial der Schiene im Güterverkehr zu untersuchen. Nachdem jede Bundesregierung aufs Neue mehr Verlagerung auf die Schiene gefordert hat, galt es einmal festzustellen: Wieviel Güterverkehr kann die Schiene wirklich?

Ø  Der Gütertransport ist unverzichtbares und unvermeidbares Fundament unseres Wohlstandes. Konsument/-innen nutzen immer stärker den Onlinehandel, was steigenden Güterverkehr nach sich zieht.

Ø  Der bauliche Zustand und die Kapazität der Verkehrsinfrastruktur (Straße und Schiene) sind bereits den heutigen Anforderungen nicht gewachsen, und den zukünftigen noch viel weniger: Hier muss nicht nur massiv investiert werden – es gilt ebenso, die Planungsdauer signifikant zu verkürzen und die Organisation der Baudurchführung zu optimieren!

Ø  Unterschiedliche Verkehrsträger bedienen unterschiedliche Märkte: Eisenbahn und Binnenschiff dominieren den Massenguttransport über lange Strecken, der Lkw ist im Baubereich, bei Lebensmitteln und beim Verteilerverkehr in der Fläche führend.

Ø  Fazit: Das Verlagerungspotential ist stark begrenzt. Traditionelle Transportgüter der Schiene, wie Kohle und Mineralölerzeugnisse werden an Bedeutung verlieren. Aufgrund der Struktur der beförderten Güter ist eine Verlagerung vom Lkw auf die Schiene mengenmäßig schlicht limitiert. Gerade der boomende Onlinehandel bedarf aufgrund der Kleinteiligkeit der Sendungen der Feinverteilung mit dem Lkw.

Ø  Wo geht noch was? Der Kombinierte Verkehr Straße/Schiene ist seit Jahren das wichtigste Wachstumssegment im Schienengüterverkehr, und hier liegt auch das größte Verlagerungspotenzial für die Zukunft, das es zu heben gilt!

Pro Mobilität-Vizepräsident Prof. Dr. Dirk Engelhardt: „Ein solcher Faktencheck war lange überfällig. Jahrzehntelang betreibt die deutsche Politik Verkehrsverlagerung – mit stark überschaubarem Erfolg. Das hat Gründe, wie die Studie jetzt zeigt. Zum einen sind enorme finanzielle, juristische und organisatorische Anstrengungen erforderlich, um die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zukunftsfit zu machen – dies gilt sowohl für die Straße als auch für die Schiene! Zum anderen dürfen die beiden Verkehrsträger nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen miteinander verzahnt werden! Das gelingt am besten im Kombinierten Verkehr Straße/Schiene.

Unabhängig davon ist zu konstatieren, dass alle Prognosen den Lkw auch im Jahre 2050 als den mengenmäßig wichtigsten Verkehrsträger erachten. Das zeigt mit Blick auf den Klimaschutz: Der Schlüssel zum klimaneutralen Güterverkehr liegt in der Dekarbonisierung der Energieversorgung des Lkw-Verkehrs.“

Und Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln erläutert: „Eine qualitativ hochwertige und umfassende Abdeckung mit Güterverkehrsleistungen wird nur möglich sein, wenn die Stärken der einzelnen Verkehrsträger in einem Gesamtsystem kombiniert werden. Ein Gegeneinander von Straße, Schiene und Wasserstraße ist der sichere Weg zum Scheitern, denn keiner der Verkehrsträger ist auf absehbare Zeit in der Lage die Transportaufgaben eines anderen zu übernehmen.

Alle Verkehrsträger stehen derzeit vor großen Problemen. Lkw und Bahn haben einen spürbaren Mangel an Fahrpersonal. Hinzu kommt eine überlastete Infrastruktur. Insbesondere auf den Hauptkorridoren des Güterverkehrs in Deutschland sind die Kapazitäten voll ausgelastet und überfällige Sanierungen sorgen für deutliche Störungen im Warenfluss.

Deutschland ist das logistische Herz des europäischen Wirtschaftsraums. Die aus dem Langstreckentransport resultierenden Probleme werden sich nicht ohne enge Koordination mit den Nachbarn lösen lassen.

Der Güterverkehr in Deutschland wird weiterwachsen. So sieht der Koalitionsvertrag beispielsweise eine starke Ausweitung der Bautätigkeit in Deutschland vor. Wohnungsbau, Infrastruktursanierung aber auch der Ausbau der Windenergie erfordern den Transport großer Materialmengen – und der wird primär über den Lkw abgewickelt werden.“

Quelle und Foto: BGL




Digitales Testfeld im Hamburger Hafen

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) wird die Errichtung eines digitalen Testfelds im Hamburger Hafen mit knapp 15 Millionen Euro fördern.

Im Mittelpunkt des Projektes SANTANA (Services and Data Network Port of Hamburg) der Hamburg Port Authority (HPA) und der DAKOSY Datenkommunikationssystem AG, welches über 30 Monate laufen wird, steht der Aufbau einer digitalen Infrastruktur, welche die privatwirtschaftlich organisierte Logistik und das öffentlichen Infrastruktur- und Verkehrsmanagement noch stärker miteinander vernetzen soll. Ziel ist, ein gemeinsames „Netzwerk der Netzwerke“ zu schaffen. Die digitalen Serviceangebote werden über einen gemeinsamen Markplatz für die an den Transportprozessen beteiligten Akteure in Hafen und Hinterland leichter zugänglich gemacht.

„Ich freue mich über die Förderung des Projektes SANTANA. Diese Förderung zeigt einmal mehr die nationale Bedeutung des Hamburger Hafens. Es ist wichtig, bisher nicht erschlossene Potenziale in der Vernetzung multimodaler Transport- und Logistikketten zu heben und dabei sowohl volkswirtschaftlichen Nutzen zu schaffen als auch Emissionen zu reduzieren“, sagt Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation.

„Durch die Verbindung von logistischen Daten mit Informationen aus dem Infrastruktursektor erreichen wir einen Quantensprung an digitaler Transparenz. Dies wird die Prozesse im Hafen und Hinterland weiter beschleunigen“, konstatiert Dieter Spark, Vorstand der DAKOSY.

Gemeinsam mit den assoziierten Partnern HHLA, EUROGATE und dem Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC) werden die Verbundpartner HPA und DAKOSY in diesem Projekt insgesamt sechs Maßnahmen umsetzen, um die Ablaufsteuerung zu Wasser, auf der Straße und auf der Schiene zu optimieren. Unter anderem ist die Verkehrsoptimierung auf dem Straßennetz im Hafen durch quanten-inspirierte Technologie zur Echtzeitsteuerung des Ampelnetzes geplant.

„Die offene Testfeldarchitektur wird über geplante Living Labs ein Umfeld mit einfachem Zugang für künftige Innovationen aus Wirtschaft und Wissenschaft anbieten. SANTANA bildet somit die Grundlage für die Entwicklung digitaler Service- und Produktinnovationen, die Erprobung unter Realbedingungen und die Integration in den Hafenbetrieb“, sagt Jens Meier, CEO der HPA.

Quelle: HPA und DAKOSY, Foto: HPA/ Andreas Schmidt-Wiehoff




Entwicklung von Digitalen Testfeldern

Für den Güterverkehr in Deutschland und Europa ist auch die Binnenschifffahrt eine wichtige Säule. Gerade vor dem Hintergrund der Erreichung der Klimaziele, hat der Verkehrsträger Binnenschiff ein enormes Potential. Der Energieverbrauch ist niedrig und es gibt freie Kapazitäten, die gerade im Bereich der Nebenwasserstraßen noch deutlich gestärkt werden können. Eine engagierte Digitalisierung soll dieses Potential unterstützen und damit nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt erhöhen.

Mit der „Förderrichtlinie zur Forschung und Entwicklung von Digitalen Testfeldern an Bundeswasserstraßen (DTW II)“ und dem sich darauf beziehenden Förderaufruf zur Antragseinreichung sollen diese Bestrebungen gefördert werden.

Folgende konkrete Förderschwerpunkte sieht die Richtlinie vor:
a) Einrichtung physischer und virtueller Testfelder der Binnenschifffahrt und küstennahen Schifffahrt zur Erprobung und Evaluation oben genannter innovativer Automatisierungslösungen
b) Funktionsentwicklung und Demonstration von Assistenzsystemen der Automatisierungsstufen 3 bis 5 (nach Definition der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) bedingte Automatisierung, erweiterte Automatisierung sowie Vollautomatisierung)
c) Digitalisierung und Vernetzung der Landseite mit Bordsystemen
d) Berücksichtigung und Analyse rechtlicher Aspekte von Automatisierung und Assistenzsystemen mit Bezug auf die Vorbereitung und spätere Umsetzung von neuen Richtlinien, Vorschiften und Standards

Für die geförderten Projekte des 2. Aufrufs wird eine Laufzeit bis spätestens zum 31.12.2024 festgelegt.

Die BAV ist vom BMDV beauftragt, die administrative Abwicklung des Förderprogrammes zu übernehmen.

Anträge auf Gewährung einer Bundeszuwendung können über das elektronische Formularsystem für Anträge, Angebote und Skizzen, kurz: easy-Online gestellt werden.

Hier gelangen Sie direkt zum Antragsportal easy-Online.

Quelle: BAV – Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen, Foto: BDB




Trend Report „Future of Work in Logistics“

Im aktuellen Trendreport „Future of Work in Logistics“ untersucht DHL, wie sich die Arbeitswelt – genauer die Stellenprofile, Verantwortlichkeiten, Systeme, Zeitpläne, Tools und Arbeitsbedingungen von Logistikmitarbeitern – im kommenden Jahrzehnt verändern wird. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und des Werbens um Talente müssen Unternehmen Strategien entwickeln, um Mitarbeiter im digitalen Zeitalter für sich zu gewinnen, an sich zu binden, zu fördern und langfristig zu motivieren.

Mehr als 7.000 Fachleute der Logistik- und Lieferkettenbranche haben sich für den Trend Report zu den Chancen und Herausforderungen geäußert, mit denen sie sich aktuell konfrontiert sehen.

Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Zahl der Digital Natives die derjenigen übersteigen, die ihre berufliche Laufbahn noch vor dem Internet begonnen haben. Dieser anhaltende Zustrom junger Menschen in die Belegschaften beschleunigt einen Wertewandel am Arbeitsplatz. Millennials und die Generation Z setzen die Logistikbranche unter Druck, neue Erwartungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Vielfalt und Inklusion, das Wohlbefinden der Mitarbeiter und ein technologieorientiertes Umfeld zu erfüllen. In Kombination mit Verbesserungen in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz hat dies bereits heute erhebliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Arbeitsstätten und sogar auf ganze Branchen weltweit.

„Während 9 von 10 Befragten der Meinung sind, dass Technologie für ihre Karriere hilfreich war, gaben immerhin mehr als 50 % zu, dass sie künstliche Intelligenz und Automatisierung auch als potenzielle Bedrohung ansehen“, sagte Matthias Heutger, SVP und Global Head of Innovation bei DHL. „Dies stellt eine große Chance und Verantwortung für Unternehmen und Regierungen dar, schnell und gemeinsam zu handeln, um Bedenken zu zerstreuen. Es braucht transparente Strategien für die Zukunft und erfolgreiche Beispiele von Arbeitsplätzen an denen Mensch und Maschine bereits zusammenarbeiten müssen stärker herausgestellt werden, um den Mitarbeitern Vertrauen in dieses neue Form der Zusammenarbeit zu geben.“

Die Experten gehen nicht davon aus, dass in der Logistikbranche ein dramatischer Wechsel von der menschlichen Arbeit hin zu einer vollständigen Automatisierung stattfinden wird. Die Befragten sehen vielmehr einen graduellen Wandel über einen Zeitraum von 30 Jahren, in dem Beschäftigte vermehrt mit neuen Technologie zusammenarbeiten, anstatt mit diesen Technologien zu konkurrieren – entgegen der Befürchtungen einiger Arbeitnehmer. Darüber hinaus erwarten die Autoren des Trend Reports eine geografisch eher ungleichmäßige Verteilung des Einsatzes neuer Technologien. Einige Regionen und Teams entlang der Lieferketten werden dabei geringere oder zumindest langsamere Veränderungen erfahren als andere.

„Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie wir leben und wie wir Geschäfte machen, bereits heute grundlegend. Die Pandemie hat die Umsetzung von Plänen, die Unternehmen bereits länger ins Auge gefasst hatten, nur beschleunigt. Wir gehen davon aus, dass bis 2030 rund 30-35 Prozent aller Tätigkeiten automatisiert werden könnten. Dennoch sind wir der festen Überzeugung, dass der Großteil unserer Wertschöpfung weiterhin von Menschen erbracht wird“, sagt Thomas Ogilvie, Personalvorstand von Deutsche Post DHL Group. „Es besteht kein Zweifel, dass sich bestimmte Arbeitsplätze zwar verändern werden, aber die Arbeit als solche wird bleiben. Das zeigt uns, dass lebenslanges Lernen mehr denn je der Schlüssel zum Erfolg im digitalen Zeitalter ist.“

Um diese neue Zukunft der Arbeit zu schaffen, ist es unerlässlich, nicht nur die Treiber dieser Trends zu verstehen, sondern auch auf die Bedürfnisse und Sorgen der Arbeitnehmer einzugehen. So gab ein Großteil der Befragten beispielsweise an, dass sie auch weiterhin in Teil- oder Vollzeit aus dem Büro arbeiten wollen. 6 von 10 Mitarbeitern im operativen Bereich wollen zumindest einmal pro Woche aus der Ferne arbeiten. Bei den Büromitarbeitern waren dies 5 von 10 Befragten. Die Unternehmen müssen sich also überlegen, wie sie flexible Arbeit durch neue Personalrichtlinien und Technologien wie Telearbeit leichter zugänglich machen können.

 „Es ist wichtig, die Mitarbeiter zu fragen, wie sie sich fühlen und was sie sich wünschen. Wir verlassen uns stark auf dieses Feedback, um flexiblere Arbeitszeiten und -umgebungen einzuführen und neue, technologiegestützte Arbeitsmethoden zu entwickeln. Wir konzentrieren uns aber auch auf Maßnahmen wie „Moments that matter“, damit sich unsere Mitarbeiter nicht nur fachlich sondern auch emotional aufgehoben fühlen“, sagt Sabine Müller, CEO von DHL Consulting. „DHL Consulting ist stolz darauf, an diesem Trend Report mitgewirkt zu haben, und ist zuversichtlich, dass die Branche von den Erkenntnissen profitieren wird, die wir als Global Player in der Logistik vermitteln können.“

Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass es wichtig ist Art, Umfang und Geschwindigkeit dieser digitalen Veränderungen zu verstehen, um entsprechende Antworten für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zu finden. Innerhalb nur weniger Wochen konnte ein Virus Veränderungen in der  Arbeitswelt einleiten, für die Unternehmen normalerweise Jahre oder sogar Jahrzehnte gebraucht hätten. Während Geschäfte und Restaurants monatelang geschlossen blieben, erlebte der elektronische Handel weltweit ein beispielloses Wachstum. Immer mehr Menschen kauften online ein und Unternehmen, die traditionell im stationären Handel tätig waren, schlossen sich der Online-Wirtschaft an. Dieses Wachstum im e-Commerce hat auch zu einem massiven Anstieg der Nachfrage nach Logistikkräften geführt, die bei der Kommissionierung, dem Transport und der Auslieferung von Milliarden Bestellungen pro Jahr helfen. Um die wachsende Nachfrage nach Logistik zu befriedigen, den Fachkräftemangel zu lindern und die Lieferketten stabiler zu machen, wurde die digitale Transformation der Logistik in Zeiten von Covid-19 stark vorangetrieben.

Teil 1 des Trend Reports ist nun verfügbar – digital und in mobil optimiertem Format. Die fünfte Ausgabe des interaktiven DHL Logistics Trend Radars, ein Kompass für die 29 wichtigsten geschäftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Trends, die die Logistikbranche in den nächsten zehn Jahren am meisten beeinflussen werden, ist zudem abrufbar unter www.dhl.com/trendradar.

Quelle und Foto: DHL




startport begrüßt 31 neue Logistik-Startups

Im nun sechsten Jahrgang nimmt die Innovationsplattform startport 31 neue Startups aus dem Bereich Logistik und Supply Chain auf. Beworben hatten sich 97 Startups aus der ganzen Welt. In den kommenden zwölf Monaten unterstützt startport die ausgewählten Startups unter anderem durch Workshops und individuelles Coaching bei der Initiierung von Pilotprojekten und der Vernetzung innerhalb der Logistik-Branche.

Nachdem das Onboarding von Batch #5 digital stattfand konnte der sechste Jahrgang hybrid begrüßt werden: zur Hälfte digital und zur Hälfte vor Ort. „Mit startport wollen wir bewusst am Logistik-Standort Duisburg an den Logistik-Lösungen von morgen tüfteln! So treiben wir die Innovationen direkt in die Logistik-Branche. Durch das Onboarding und auch die zukünftige Zusammenarbeit vor Ort können wir zudem das Netzwerken und den Austausch untereinander wieder verstärken“, so Peter Trapp, startport-Geschäftsführer. Die ausgewählten Startups treiben Logistik-Innovationen in zahlreichen Bereichen, erklärt Jana Honeftidis, startport-Startup-Managerin: „Die 31 Startups beschäftigen sich mit Logistik-Lösungen in den Bereichen Logistics Digitalisation, Sustainability, Asset Management, Supply Chain, Fleet Management, Sustainability, Packaging, Smart City und Terminal Automation. Das Thema Nachhaltigkeit konzentriert sich mittlerweile nicht nur auf einzelne Startups, sondern ist ein wichtiger Bestandteil aller Geschäftsmodelle. Wichtig war uns insgesamt wieder, dass unsere Startups relevante Logistik-Herausforderungen angehen. Um das sicherzustellen, wählen wir die Startups gemeinsam mit Partnern aus.“

Bei startport erwartet die GründerInnen eine enge Betreuung durch Mentoren im Partner-Netzwerk, individuelles Matching für Projekte und potenzielle Kunden, exklusiven Zugang zu logistischen Assets, individuell zugeschnittene und kostenfreie Workshops und attraktive Arbeitsplätze im Co-Working-Space. Hinzu kommen spannende Veranstaltungen und aktives Netzwerken. startport coacht und hilft ebenfalls bei der Akquise potenzieller Investoren. Aus dem sechsten Jahrgang werden dabei 28 Startups im Accelerator-Programm und 3 im Incubator-Programm eng betreut.

startport verfolgt ein offenes Partnermodell und wird inhaltlich und finanziell durch regionale Akteure wie duisport, Duisburg Intermodal Terminal, Bohnen Logistik, der RAG Stiftung, dem Initiativkreis Ruhr, der Borussia Dortmund und den Wirtschaftsbetrieben Duisburg getragen. Sie stehen den Startups als Sparring-Partner und Anwender zur Seite – eine Win-Win Situation, welche Duisburg zu einem innovativen Standort macht.




Kommissionierung zum Anfassen

Am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML ist das »Picking Lab« entstanden, in dem sich verschiedene Kommissioniertechnologien und Warehouse-Management-Systeme (WMS) testen und vergleichen lassen. Davon profitieren Forschung und Industrie gleichermaßen.

Datenbrillen, Pick-by-Voice oder doch die klassische Pickliste mit Scanner? Es gibt viele Möglichkeiten, Kommissioniertätigkeiten durchzuführen. Häufig wissen Unternehmen nicht, welche Technologie sich am besten für ihr Lager eignet. Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer IML haben deshalb im Rahmen des »Leistungszentrums Logistik und IT« ein Picking Lab aufgebaut, in dem sich die verschiedenen Varianten testen lassen. Dafür haben sie Fachbodenregale mit verschiedenen Behältern aufgebaut, um realitätsgetreue und standardisierte Testbedingungen zu schaffen.

»In unserem Picking Lab können typische intralogistische Bereiche wie E-Commerce, Kleinteilekommissionierung oder Lastenhandhabung simuliert werden. Wir untersuchen und bewerten die Technologien nach ergonomischen Kriterien und objektiven Leistungskriterien in einem Person-zur-Ware-Kommissioniersetting«, erklärt Dr. Veronika Kretschmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IML.

Im Rahmen des Picking Labs arbeitet das Institut mit verschiedenen Unternehmen zusammen: Zu den Partnern zählen der WMS-Anbieter Logistics Reply GmbH, der WMS- und Pick-by-Voice-Anbieter proLogistik GmbH + Co KG, der ePaper- und Pick-by-Light-Anbieter Crosscan GmbH sowie der Anbieter von Lager- und Betriebseinrichtungen BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH, der ein ähnliches Testzentrum errichtet hat.

Das Motto des Picking Labs lautet »Technology, Transfer and Training« und verdeutlicht die drei Ziele, die die Forscherinnen und Forscher damit verfolgen. Sie vergleichen dafür beispielsweise klassische Kommissioniertechnologien wie Picklisten, Scanner und Geräte zur mobilen Datenerfassung (MDE) mit modernen wie Datenbrillen, Voice-Systemen oder der Pick-by-Light-Technik. Auch mechanische Assistenzsysteme wie Exoskelette, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter körperlich entlasten und nicht von der eigentlichen Tätigkeit ablenken sollen, werden herstellerunabhängig im Picking Lab getestet. Die Beteiligten planen, in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund ein Bewertungsmodell für die unterschiedlichen Kommissioniertechnologien zu erstellen. Daneben evaluieren sie verschiedene Warehouse-Management-Systeme.

Die Ergebnisse der Studien sollen direkt in die Forschung einfließen. Dafür kooperiert das Fraunhofer IML mit dem Lehrstuhl für Förder- und Lagerwesen der TU Dortmund sowie verschiedenen Forschungsinstituten der Region.

Die Unternehmen profitieren ebenfalls vom Picking Lab und den Forschungsergebnissen: Sie können die Entwicklungen der Forschungspartner oder auch Eigenentwicklungen testen und erhalten so eine Entscheidungsgrundlage für die passende Hard- und Software in ihrem Kommissionierlager. Anhand der Ergebnisse können die Unternehmen die Technologien auch gemeinsam mit dem Fraunhofer IML weiterentwickeln. Zudem können die Firmen im Picking Lab Besuchertage oder Workshops vor Ort durchführen oder ihre Produkte ausstellen, um Neukunden zu gewinnen.

Das Projekt läuft im Rahmen des Leistungszentrums Logistik und IT und soll am Fraunhofer IML verstetigt werden. An einer Teilnahme interessierte Unternehmen können sich per E-Mail an veronika.kretschmer@iml.fraunhofer.de wenden. Eine Beteiligung mit Warengütern ist noch bis zum 15. November 2021 möglich. Weitere Informationen: https://twitter.com/LZ_LogIT/status/1457730379335483400

Quelle und Foto: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML




Großes Potential für kombinierten Verkehr

Zahlreiche kleinere und mittlere Transportunternehmen könnten den Kombinierten Verkehr (KV) von Lkw und Bahnen für den Hauptlauf auf geeigneten Transportrelationen nutzen und so Güterverkehre auf die Schiene verlagern. Doch viele dieser Firmen machen davon keinen Gebrauch. Dies zeigt die erste systematische Befragung von Transportunternehmen in Deutschland zu diesem Thema. Die Umfrage führten Allianz pro Schiene und Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. innerhalb des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Projekts Truck2Train gemeinsam durch.

62 Prozent der befragten kleinen und mittelständischen Anbieter gaben dabei an, Waren auf Strecken von 300 Kilometern und mehr mit dem Lkw zu transportieren. Ab dieser Entfernung kann der umweltfreundliche KV seine wirtschaftlichen Vorteile ausspielen. Ebenfalls 62 Prozent der Befragten erklärten zugleich, dass sie diese Möglichkeit derzeit nicht nutzen. Insgesamt nahmen mehr als 200 Unternehmen an der Befragung teil.  

„Diese Umfrage belegt eindrucksvoll, welch großes Potential der Kombinierte Verkehr für mehr Klimaschutz beim Gütertransport in Deutschland bietet, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Dienstag in Berlin. „Die Schiene ist eine Option für viele kleine und mittlere Transportunternehmen. Umso wichtiger ist, die Einstiegshürden abzubauen. Diese Chance für mehr Klimaschutz im Verkehr darf sich Deutschland nicht länger entgehen lassen“, so Flege weiter.

BGL-Vorstandssprecher Professor Dr. Dirk Engelhardt (Foto) betonte: „Uns war wichtig, die Transportunternehmen selbst reden zu lassen und die Hindernisse bei der Nutzung der Schiene offen zu legen. Mit den Rückmeldungen wollen wir helfen, bestehende Hürden abzubauen und aufzeigen, warum die Verlagerungsziele bisher nicht erreicht wurden. Anstatt immer nur nach einer Verlagerung zu rufen, wollen wir gemeinsam mit der Allianz pro Schiene Lösungen anbieten und die Nutzung des Kombinierten Verkehrs für kleine und mittelständische Transportunternehmen Realität werden lassen.“

Vor allem drei Hürden verhindern laut der Umfrage derzeit, dass der KV sein Potential bei kleineren und mittleren Unternehmen ausschöpft. Für viele Firmen ist aufgrund begrenzter Personalkapazitäten der Planungsaufwand für den Wechsel vom Lkw zu Bahnen und zurück zu hoch und das notwendige Know-how fehlt. Ihnen stehen im eigenen Fuhrpark zudem oft keine Ladeeinheiten zur Verfügung, die ein Kran zum Umladen auf die Schiene greifen kann. Nur so aber ist häufig im KV der Wechsel vom Lkw und zurück möglich. Schließlich sind vielen schlicht die Angebote und die Preise der KV-Operateure nicht bekannt. Oftmals fehlen aber auch geeignete KV-Zugverbindungen in Standortnähe. Ein wichtiges Thema für die Befragten sind zudem Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Schienengüterverkehr.

Die Allianz pro Schiene und der BGL arbeiten gemeinsam mit den Unternehmen des Transportsektors daran, die Zugangshürden zur Schiene abzubauen. Dafür führen sie in dem vom BMVI geförderten Projekt Truck2Train den Dialog mit Unternehmen und Verbänden des Straßen- und Schienengüterverkehrs. Ziel ist es, eine markgerechte Blaupause für digitale KV-Einstiegsportale zu erarbeiten, die auch den kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zur Schiene ermöglicht.

Die Allianz pro Schiene und der BGL treiben die Nutzung des Kombinierten Verkehrs durch kleinere und mittlere Unternehmen gemeinsam voran. Dafür arbeiten sie im Rahmen der Verlagerungsziele des Masterplans Schienengüterverkehr in dem vom BMVI geförderten Projekt Truck2Train intensiv zusammen. Zudem nutzen sie den Austausch mit weiteren Projekten, die in eine ähnliche Richtung zielen.

So fördert die EU im Rahmen des Life-Programms den Aufbau eines KV-Einstiegsportals auf europäischer Ebene. Dieser Intermodal Capacity Broker (www.rail-flow.com/intermodal-capacity-broker-spediteure/) der Rail-Flow GmbH richtet sich speziell an kleinere Unternehmen.

Modility (www.modility.com/) ist eine Plattform für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene, die von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ins Leben gerufen wurde. Gefördert wird die laufende Pilotphase vom BMVI mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Zukunft Schienengüterverkehr, mit dem Piloten und Tests im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs gefördert werden.

Quelle und Foto: BGL