Hellmann wird Regionalbotschafter

Jutta Oeltjendiers wird Regionalbotschafterin für das Land Niedersachsen (NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge / Bernd Brundert)

Tausende Menschen kommen jedes Jahr nach Deutschland, um hier ein neues Leben aufzubauen. Gleichzeitig stellt der Fachkräftemangel die deutsche Wirtschaft zunehmend vor Herausforderungen. Um diese Situation zukunftsorientiert in Einklang zu bringen, hat sich das „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ zum Ziel gesetzt, Arbeitgeber aktiv bei der Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten zu unterstützen. Die Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat deutschlandweit rund 2.700 Mitgliedsunternehmen, die gemeinsam eine integrative Personalpolitik umsetzen.

Seit über fünf Jahren ist auch Hellmann Worldwide Logistics Teil des NETZWERKES und nimmt mit der Ernennung von Jutta Oeltjendiers, Ausbildungsreferentin Integration & Sprache, zur Regionalbotschafterin des Landes Niedersachsen künftig eine wichtige Rolle in dem Verbund ein. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufgabe, als zentrale Ansprechpartnerin die weitere Vernetzung von regionalen Unternehmen voranzutreiben, um so den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zu fördern. Gleichzeitig wird Jutta Oeltjendiers ihr Know-How als Vermittlerin zwischen Wirtschaft und Politik für das Land Niedersachsen einbringen.

„Bei Hellmann haben wir schon seit vielen Jahren zahlreiche Initiativen, um geflüchtete Menschen zu integrieren und damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Gleichzeitig ist dies auch eine Möglichkeit, gegen den Fachkräftemangel anzugehen. Ich freue mich sehr darauf, meine langjährigen Erfahrungen mit anderen Unternehmen zu teilen und die niedersächsische Wirtschaft so noch integrativer zu gestalten. Mir ist es ein großes Anliegen, den oft jungen Geflüchteten eine Orientierung zu geben. Denn sie haben oft eine enorme Motivation und wünschen sich eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft“, sagt Jutta Oeltjendiers, Ausbildungsreferentin Integration & Sprache, Hellmann Worldwide Logistics Germany.

„Gerade in Zeiten wie diesen ist es uns als Unternehmen sehr wichtig, geflüchteten Menschen durch die aktive Integration in den Arbeitsmarkt eine Perspektive aufzuzeigen. Wir haben bei uns insbesondere unter den Auszubildenden und jungen Arbeitnehmer*innen viele Kolleg*innen mit Migrationshintergrund, die sich auch dank der praxisnahen Unterstützung des NETZWERKES schnell eingelebt und Fuß gefasst haben. Ich freue mich, dass Jutta Oeltjendiers als Regionalbotschafterin des Landes Niedersachsen jetzt andere Unternehmen dabei unterstützen kann, eine integrative Personalpolitik umzusetzen“, so Christa Stienen, Chief HR Officer, Hellmann Worldwide Logistics.

Das NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge wurde 2016 als gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gegründet. Mittlerweile haben sich mehr als 2.700 Unternehmen dem bundesweiten NETZWERK angeschlossen, um die Ausbildung und Beschäftigung von Geflüchteten gemeinsam und praxisorientiert voranzutreiben. Die Angebote des NETZWERKs wie Beratung, Informationsmaterialien, Webinare, Workshops und Veranstaltungen sind, ebenso wie die Mitgliedschaft, kostenfrei. Weitere Informationen unter www.nuif.de

2019 wurde das Konzept der Regionalbotschafterinnen und -botschafter ins Leben gerufen, um aus dem riesigen Erfahrungsschatz der Mitgliedsunternehmen regionale Besonderheiten herauszustellen und ein Netzwerk aus Expertinnen und Experten aufzubauen, das die Arbeitsmarktintegration praktisch lebt und die Expertise an Betriebe in der Region weitergibt. Nach einem Jahr ernennen die Regionalbotschafter Mitte 2022 ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger.

Seit seiner Gründung vor 150 Jahren hat sich Hellmann Worldwide Logistics zu einem der großen internationalen Logistik-Anbieter entwickelt. Der Hellmann-Konzern hat 2020 mit 10.601 MitarbeiterInnen einen Umsatz von rund EUR 2.5 Mrd. erzielt. Die Dienstleistungspalette umfasst die klassischen Speditionsleistungen per LKW, Schiene, Luft- und Seefracht, genauso wie ein umfangreiches Angebot für KEP-Dienste, Kontraktlogistik, Branchen- und IT-Lösungen.

Quelle und Foto: Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG





Minister wirbt für Berufe auf der Schiene

In der Bahnbranche gibt es tausende offene Stellen. Und neben der Lokführerin oder dem Lokführer werden vielfältige Berufsmöglichkeiten auf und an der Schiene angeboten. Das neue Jobportal der Mobilitätsmarke bwegt bündelt unter bwegt.de/karriere offene Stellen der Eisenbahnverkehrsunternehmen in Baden-Württemberg.

Zum Start des Portals traf Verkehrsminister Winfried Hermann MdL fünf Auszubildende, die den Sprung in eine neue berufliche Zukunft wagen. Der Minister sagte: „Der Schienenverkehr ist eine tragende Säule der Verkehrswende hin zu einer klimaverträglichen Mobilität. Dafür brauchen wir motiviertes Personal. Nicht nur Lokführer und -führerinnen oder Kundenbetreuerinnen und -betreuer, sondern auch Ingenieure, Kaufmänner und -frauen oder Elektriker und Elektrikerinnen. Die zukunftsträchtige Branche ist vielseitig und bietet auch Quereinsteigern viele Möglichkeiten.“

Zirka 60 Prozent der Zugausfälle im Regionalverkehr in Baden-Württemberg der vergangenen Jahre war den Verkehrsunternehmen anzulasten. 25 Prozent davon waren personalbedingt. Der Personalbedarf ist also weiterhin groß. Mit dem Portal unter bwegt.de ist erstmals eine gebündelte Jobsuche in der Bahnbranche im Land möglich. Das Portal bietet einen Anlaufpunkt sowohl für interessierte Jobsuchende als auch einen weiteren für die EVUs, auf dem sie ihre Gesuche veröffentlichen können. Etwa 600 offene Stellen lassen sich derzeit auf der Seite finden, die gemeinsam mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen Schritt für Schritt ausgebaut wird.

Die Suche in dem Portal kann gefiltert werden nach:

  • Beschäftigungsart (Berufserfahrene, Einsteiger, Quereinsteiger, Schüler, Studierende)
  • Aufgabenbereich (Einkauf, Fahrdienst & Verkehr, Finanzen, Immobilien, Ingenieurwesen, IT, Kundenservice, Logistik, Marketing, Personal, Produktion & Instandhaltung, Projektmanagement, Qualitätsmanagement, Recht, Vertrieb, Verwaltung)
  • Standort (alle möglichen Standorte in BW)
  • Arbeitgeber (die in BW tätigen EVUs sowie NVBW)

Minister Hermann erläuterte: „Neben der Qualifizierung Geflüchteter zu Triebfahrzeugführern und dem Aufbau eines Personalpools von Lokführern gehen wir mit bwegt einen weiteren Weg, um Interessierte für Bahnberufe anzusprechen. Als Dachmarke für den öffentlichen Verkehr wollen wir die Attraktivität der Branche als Arbeitgeber deutlich machen und unterstützen. Dazu gehört ein leicht zu bedienendes Jobportal.“

Quelle: Verkehrsministerium Baden Württemberg, Foto: Verkehrsministerium Baden Württemberg/ Sebastian Berger




Energieverfügbarkeit und Infrastrukturausbau

Politische Rahmenbedingungen zur Stärkung der Industrie im Land Schleswig-Holstein unabdingbar. Werkleiterrunde begrüßt Studienergebnisse der TU Hamburg zur Vereinbarkeit von LNG und Wasserstoff am Standort Brunsbüttel. Bahnausbau zwingend notwendig, um Industrie- und Hafenstandort für die Zukunft zu rüsten.

Im Rahmen der Standortrunde des ChemCoast Park Brunsbüttel am 31. August 2021 empfing die Werkleiterrunde gemeinsam mit weiteren Akteuren der Region den schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz. Hintergrund der gemeinsamen Sitzung, die aufgrund der anhaltenden Corona-Lage in Form einer Videokonferenz stattfand, war der Austausch zu diversen Themen aus der Wirtschafts-, Verkehrs- und Energiepolitik, der üblicherweise traditionell auf dem jährlichen Brunsbütteler Industriegespräch (BIG) stattfindet. Aufgrund der aktuellen Corona-Entwicklungen hat sich die Werkleiterrunde jedoch auch in diesem Jahr dazu entschieden, das BIG zu verschieben.

Frank Schnabel, Sprecher der Werkleiterrunde des ChemCoast Park Brunsbüttel, begrüßt den kontinuierlichen Austausch mit der Politik und insbesondere den guten Dialog mit Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Buchholz auch in dieser besonderen Zeit: „Das Gespräch mit dem Minister unterstreicht die Bedeutung des ChemCoast Park Brunsbüttel für das Land Schleswig-Holstein. Mit rund 4.500 Industriearbeitsplätzen und einer Bruttowertschöpfung von jährlich rund 870 Mio. Euro stellt unser Industrie- und Hafenstandort den industriellen Kern des Landes Schleswig-Holstein dar. Um diesen weiterzuentwickeln und die Industrie im Land insgesamt zu stärken, sind wirtschafts-, verkehrs- und energiepolitische Rahmenbedingungen für die ansässigen Unternehmen sowie für den gesamten Standort wichtiger denn je.“

Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat vor Kurzem in einer Veröffentlichung die Bedeutung der Industrie hervorgehoben und empfohlen, die Weiterentwicklung industrieller Kerne politisch zu fokussieren und so den Anteil des Landes Schleswig-Holstein am deutschen Bruttoinlandsprodukt weiter auszubauen. Insbesondere die Verfügbarkeit von Energie in Form von elektrischer Energie, grünem Wasserstoff und LNG sind aus Sicht der Werkleiterrunde wichtige Impulse für weitere Ansiedlungen von Industrieunternehmen im ChemCoast Park Brunsbüttel. „In diesem Zusammenhang begrüßen wir insbesondere die kürzlich veröffentlichten Studienergebnisse der TU Hamburg (TUHH), dass das in Brunsbüttel geplante LNG-Terminal über die derzeit geplante Verwendung hinaus auch perspektivisch zum Aufbau einer Infrastruktur für eine zukünftige klimaneutrale Energieversorgung auf der Basis importierter regenerativer Energie beitragen kann, und dass Brunsbüttel als Wasserstoff-Import-Hub für Norddeutschland grundsätzlich sehr gut geeignet ist. Dieses Ergebnis unterstreicht, dass sich fossile und regenerative Energieträger nicht gegenseitig kategorisch ausschließen, sondern sich sinnvoll ergänzen, um die Energieversorgung der Zukunft zu sichern. Außerdem ist auch der in der Region erzeugte regenerative Windstrom, der zukünftig vor Ort auch zu grünem Wasserstoff umgewandelt und gespeichert werden kann, ein einzigartiger Standortvorteil für die Ansiedlung von Unternehmen“, so Schnabel.

Mit ca. 2.000 Hektar Fläche ist der ChemCoast Park Brunsbüttel das größte zusammenhängende Industriegebiet in Schleswig-Holstein und hat sich zu einem pulsierenden Cluster für Unternehmen aus der Chemie-, Energie- und Logistikbranche entwickelt. Zudem ist Brunsbüttel mit rund 13 Mio. Tonnen Ladung pro Jahr der sechstgrößte und einer der dynamischsten Seehafenstandorte Deutschlands. Aktuell investieren angesiedelte Unternehmen hohe dreistellige Millionenbeträge in ihre Anlagen – ein klares Bekenntnis der Unternehmen zur Attraktivität des Standortes. Außerdem bietet der Standort genügend Freiflächen, um weitere Unternehmen anzusiedeln.

Um die großen Potenziale, die der Industrie- und Hafenstandort bietet, nutzen zu können, muss die infrastrukturelle Anbindung des ChemCoast Park Brunsbüttel weiter verbessert werden. Seit vielen Jahren fordert die Werkleiterrunde die Weiterführung der A20 inklusive westlicher Elbquerung bei Glückstadt, den dreispurigen Ausbau der Bundestraße 5 über Wilster hinaus, die zeitnahe Fertigstellung der 5. Schleusenkammer in Brunsbüttel und den Ausbau des NOKs. Insbesondere ist außerdem der zweigleisige Bahnausbau inklusive Elektrifizierung vom Industriegebiet Brunsbüttel bis Wilster/Itzehoe erforderlich, um die wachsenden Gütermengen auf die Schiene verlagern zu können.

„Dank der Entscheidung des Landes Schleswig-Holstein, die Marschbahn zu elektrifizieren, kann die bisherige Lücke zwischen Bundesverkehrswegeplan und Schienenwegeausbaugesetz geschlossen werden, sodass der Planungsauftrag zur Elektrifizierung der Güterbahnstrecke Brunsbüttel-Wilster/Itzehoe nun vom Bundesverkehrsministerium vergeben werden kann. An dieser Stelle möchten wir allen politischen Akteuren für ihren Einsatz danken. Für den zweigleisigen Ausbau und die weiteren Infrastrukturthemen werden wir auch in Zukunft weiter werben, um unseren dynamischen Industrie- und Hafenstandort weiter für die Zukunft zu rüsten“, so Schnabel abschließend.

Quelle und Foto: Brunsbüttel Ports




IHK Schleswig-Holstein zur maritimen Wirtschaft

Big Data, Automatisierung, emissionsfreie Schifffahrt, Häfen 4.0, Offshore-Energie – an Zukunftsfeldern mangelt es der maritimen Wirtschaft nicht. Umso größer ist das Potenzial für Digitalisierung: Gemeinsam mit Unternehmen und Fachleuten hat die IHK Schleswig-Holstein ein Positionspapier zur digitalen Transformation in der maritimen Wirtschaft vorgelegt und es im Rahmen des 3. Maritimen Parlamentarischen Abends vorgestellt.

„Unsere maritime Wirtschaft hat durch die Tradition und ihre große Vielfalt beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft – allerdings nur, wenn wir die Digitalisierung auch ernsthaft vorantreiben. Wir müssen datengetriebene Geschäftsmodelle entwickeln und auch unsere Haltung zum Datenschutz grundlegend ändern, sonst werden wir aus dem Fahrwasser der anderen überhaupt nicht mehr rauskommen“, sagt IHK-Vizepräsident Klaus-Hinrich Vater.

Zwar sei der Investitionswille in den Unternehmen vorhanden, es bedürfe aber der richtigen Rahmenbedingungen und innovativer, unbürokratischer Konzepte, um international nicht abgehängt zu werden. Die Verknüpfung von digitalisierten Daten und die Echtzeitkommunikation auf See und mit dem Land eröffne ganz neue Geschäftsfelder. In der Hafenlogistik verkürze die Digitalisierung Wartezeiten. Echtzeitdaten aus der Meerestechnik und Aquakultur böten die Chance auf neue Erkenntnisse. Vater: „Die Herausforderungen für Schiffbau, maritime Dienstleistungen, Häfen und Verwaltungen sollten wir nicht als Hindernis, sondern als eine Chance betrachten. Glasfaser und Hochleistungsmobilfunk müssen aber zügig ausgebaut werden. Hier brauchen wir eine hohe Investitionsbereitschaft. Die Infrastruktur darf nicht länger das digitale Nadelöhr sein.“

Auch Norbert Brackmann, maritimer Koordinator der Bundesregierung, beschreibt die digitale Infrastruktur als Grundvoraussetzung: „Vernetzung, Big Data, autonome Systeme und Robotik bilden die Basis für Bau, Betrieb und Wartung von Schiffen und maritimer Infrastruktur – onshore und offshore. Der Bund unterstützt mit seinen Förderprogrammen die Digitalisierung – auf See und in den Häfen. Das macht Schiffe und Logistik schneller und effizienter. Und ist gut für unsere Umwelt und das Klima.“ Gleichzeitig wachse die Bedrohung durch Cyberkriminalität. Diese stelle neue Anforderungen an den Sicherheitsrahmen. Brackmann: „Deutschland muss sich deshalb frühzeitig in internationale Abkommen und Standardisierungsprozesse einbringen.“

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz sieht in der Digitalisierung und den damit verbundenen Innovationen vor allem großes Potenzial: „Erst vor wenigen Tagen durfte ich bei der Hitzler-Werft in Lauenburg den Prototypen eines Offshore-Zubringers besichtigen, der mit einer einzigartigen Technologie den Seegang ausgleichen und damit beispielsweise den Crew-Wechsel auf hoher See auch bei schlechtem Wetter ermöglichen kann. Das ist hochinnovativ, chancenreich und zukunftsträchtig – ebenso wie die jüngste Entwicklung eines autonomen und emissionsfreien Boots auf der Schlei durch ein Schleswiger Start-up“, so Buchholz. Dies seien Themen, die vor allem die Werftenbranche auf ihr Radar nehmen müsse. „Denn auch im Bereich der Schifffahrt werden erneuerbare Energien und intelligente Antriebe eine Schlüsselrolle einnehmen – und genau da können wir vorn mitspielen und wieder auf die Überholspur kommen.“

Besonderer Bedeutung kommt dabei den Häfen als Schnittstellen und Testfeldern zu. „Die Häfen nehmen eine zentrale Rolle in der gesamten Transportkette ein. Das führt dazu, dass sich die Häfen immer mehr zu einer Datendrehscheibe entwickeln“, sagt Prof. Dr. Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH. Die elektronische Datenkommunikation unter allen Akteuren der Transportkette finde heute nahezu in Echtzeit statt und sei unabdingbar, um die kurzen Umschlags- und Liegezeiten zu ermöglichen. Das trage dazu bei, die Abläufe, Prozesse und Flächennutzung im Hafen zu harmonisieren, neue Geschäftsprozesse in der Transportkette zu etablieren und die Folgeprozesse beim Kunden zu optimieren.

Sowohl beim Bau als auch bei der Konstruktion von Schiffen sei es notwendig, riesige Datenmengen zu bewegen, um Material und Informationen zusammenzubringen, betont Andreas Burmester von der Thyssenkrupp Marine Systems GmbH. „Ohne Digitalisierung würde es heute in Deutschland keinen Marineschiffbau mehr geben. Bei konventioneller Vorgehensweise mit Papier und Bleistift würden Projekte nicht mehr Jahre, sondern Jahrzehnte dauern“, sagt Burmester. Mit zunehmender Veränderung in der Gesellschaft forderten Mitarbeitende mehr Homeoffice. „Das ist heute und in Zukunft nur durch leistungsfähige und sichere IT-Infrastruktur möglich. Insofern handelt es sich um einen echten Wettbewerbsfaktor für Unternehmen aus dem Schiffbau.“

Die maritime Wirtschaft kann neben Schiffbau und Hafenwirtschaft mit vielen weiteren zukunftsweisenden Themen aufwarten. Nele Dageförde, Geschäftsführerin der TransMarTech Schleswig-Holstein GmbH, dazu: „Für mehr Innovationspotential in der maritimen Branche müssen wir erkennen, dass neben den klassischen Kernthemen Mobilität und Logistik die größten Potenziale in den Themen Meeressäuberung, Biomaterialien und Nahrungsmittel aus dem Meer liegen. Hier warten Herausforderungen mit globaler Reichweite darauf, gelöst zu werden. Wenn wir die vorhandenen Kompetenzen aus Wissenschaft und Wirtschaft nutzen und uns für neue Wege der interdisziplinären Zusammenarbeit entscheiden, kann die maritime Wirtschaft in Schleswig-Holstein im internationalen Vergleich eine echte Vorreiterrolle einnehmen.“

Das Forderungspapier der IHK Schleswig-Holstein ist abrufbar unter www.ihk-sh.de/maritime-digitalisierung. Neben Problembeschreibungen sowie Daten, Zahlen und Fakten zur Digitalisierung finden sich darin Trends, aber auch Ideen, Projekte und Forderungen der Wirtschaft.

Quelle: IHK Schleswig-Holstein, Foto: BMWI/ Susanne Eriksson, Norbert Brackmann. Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft

 




Mobilitätsstudie zu geräuscharmer Logistik

Die Landesregierung unterstützt die Entwicklung von innovativen Citylogistik-Konzepten für einen nachhaltigen Güter- und Lieferverkehr in Innenstädten. Ziel ist es, Waren möglichst stadtverträglich und verkehrssicher auszuliefern sowie Verkehrsflüsse weiter zu verbessern. Jetzt hat Verkehrsminister Hendrik Wüst MdL einen Zuwendungsbescheid über 506.700 Euro an das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML für eine Mobilitätsstudie zu geräuscharmer Logistik übergeben.

„Wir machen Nordrhein-Westfalen zur Heimat der Mobilität 4.0 und nutzen die Chancen der Digitalisierung“, so Verkehrsminister Hendrik Wüst MdL. „Dank innovativer und nachhaltiger Mobilitätslösungen zur City-Logistik können Lkw mit alternativen Antrieben Geschäfte während Tagesrandzeiten und nachts so beliefern, dass der Verkehr in den Städten besser fließt. Freie Straßen heißt auch mehr Ruhe für Anwohner. Das steigert die Lebensqualität in den Städten. So wird Mobilität besser, sicherer und sauberer.“

Professor Dr. Alex Vastag, Leiter Verkehrslogistik im Fraunhofer IML: „Stadtlogistik muss nicht laut sein. Innovative und nachhaltige Lösungen für geräuscharme Logistik in Innenstädten sind erforderlich und auch realisierbar. Mit der vom Ministerium für Verkehr geförderten Studie wollen wir es erleichtern, freie Räume und freie Zeiten für die Belieferung zu nutzen. Für Unternehmen werden Anreize geschaffen, vermehrt Lkw mit alternativen, umweltschonenderen Antrieben einzusetzen.“

Ein Ziel des bewilligten Projektes ist es, festzulegen, wie Geräuschemissionen bei Liefervorgängen gemessen werden sollen. Dabei werden Musterfälle für eine Belieferung in der Nacht definiert und Realmessungen mit ausgewählten Fahrzeugen durchgeführt. Neben Elektro-Lkw werden auch weitere verfügbare alternative Antriebe wie Gas und Hybrid einbezogen.

Im Ergebnis wird mit Kommunen und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen eine Handreichung mit empfohlenen Berechnungsverfahren erstellt. Diese soll das Genehmigungsverfahren in Kommunen vereinfachen und Unternehmen eine Verlagerung von Güterverkehren in Tagesrandzeiten und die Nacht ermöglichen. Während der bereits abgeschlossenen Pilotversuche mit geräuscharmen E-Fahrzeugen und Umschlagsequipment gab es von Anwohnern, Passanten, Kunden sowie dem Filialpersonal durchweg positive Rückmeldungen.

Mehrere Städte in Nordrhein-Westfalen haben großes Interesse am Fraunhofer-Projekt signalisiert. Sie sehen die geräuscharme Logistik in den Tagesrandzeiten als einen wertvollen Baustein für bessere Verkehrs- und Logistikkonzepte und als Möglichkeit, staugeplagte Innenstädte auch in Zukunft effizient und umweltschonend beliefern zu können.

Mittelfristig ist geplant, das Projekt „Geräuscharme Logistik – Systematisierung empfohlener Berechnungsverfahren für die schalltechnische Prognose von geräuscharmen Nutzfahrzeugen und Umschlagsequipment“ auch auf andere Branchen auszuweiten.

Quelle: Ministerium für Verkehr NRW, MV NRW/ Ralph Sondermann




Wasserstofftechnologiezentrum für Luft- und Schifffahrt

Mit dem Entscheid des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wird in Norddeutschland ein auf die Wasserstofftechnologie ausgerichtetes Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) für die Luftfahrt und die Schifffahrt errichtet. Dieses ITZ Nord soll als ein neuartiges Dienstleistungszentrum im künftigen Netzwerk des Deutschen Zentrums für die Mobilität der Zukunft aufgebaut werden. Es ist für die Luftfahrt und für die Schifffahrt konzipiert und wird sein Leistungsangebot an den Standorten Bremen/Bremerhaven, Hamburg und Stade erbringen. Mit seiner Unterstützung setzt der Bund einmal mehr ein entscheidendes Zeichen für den Ausbau Norddeutschlands zu einer Wasserstoffhochburg.

Dr. Bernd Althusmann, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung: „Wir wollen mit dem ITZ Nord ein Dienstleistungsangebot für Industrie, kleine und mittlere Unternehmen sowie für Gründer schaffen und Norddeutschland als Zentrum der Luftfahrt und Schifffahrt stärken. Die Standorte Stade, Hamburg und Bremen erhalten so die große Chance, ihre besonderen Kompetenzen in den Bereichen Wasserstoff- und Brennstoffzellensystemen entlang der Wertschöpfungskette einzubringen und weiterzuentwickeln.“

Bundesminister Andreas Scheuer: „Wir schaffen eine Mobilität der Zukunft mit H2. Deswegen spannen wir das Innovations- und Technologiezentrum Wasserstoff über ganz Deutschland. Das Ergebnis unseres Standortwettbewerbs ist 3 plus 1: Chemnitz, Duisburg, Pfeffenhausen und Norddeutschland. Damit wollen wir die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Westen, Osten, Süden und Norden unterstützen – ganzheitlich. Die Standorte greifen dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse der Industrie auf und haben verschiedene Schwerpunkte. Denn es ist uns wichtig, dass jeder Standort seine Stärken mit einbringt. Hier im Norden beispielsweise im maritimen und luftfahrttechnischen Bereich. Insgesamt nehmen wir damit alle Verkehrsträger wie Schiene, Schiff, Auto und Flieger in den Blick. Nur so können wir die Arbeitsplätze in Deutschland erhalten und unsere Mobilität gleichzeitig klimafreundlich gestalten. Damit die Standorte schnell ihre Arbeit aufnehmen können, stellen wir bis Ende 2024 bis zu 290 Millionen Euro zur Verfügung – davon gehen bis zu 70 Millionen Euro in den Norden. Die Länder greifen den Projekten zusätzlich auch noch unter die Arme. Mit der heutigen Entscheidung gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg, Deutschland zum „Wasserstoffland“ zu machen.“

Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Hamburg ist die Mobilitätsmetropole im Norden – als weltweit drittgrößter Standort der zivilen Luftfahrt, als Hafenstadt und Drehscheibe des internationalen Güterverkehrs, als zentraler Eisenbahn-Knotenpunkt in Europa. Auf dem Wasser, im Schwerlastverkehr und in der Luftfahrt kann Wasserstoff fossile Brennstoffe ersetzen und die Logistik damit klimafreundlicher machen. Das zukünftige ITZ Nord ist ein weiterer starker Impuls für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie in der Metropolregion Hamburg. Es unterstützt Startups sowie kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Wasserstoff-Vorhaben. Hamburg ist eine Modellregion für innovativen Klimaschutz. Wir wollen zeigen, wie der Umstieg auf nachhaltige Energieträger gelingt. Ich danke dem Bund für dieses Engagement und wünsche dem ITZ Nord viel Erfolg.“

Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg: „Das neue ITZ Nord wird eine enorme Schubkraft für den Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonisierung von Luftfahrt und Schifffahrt bewirken. Schon seine Entstehungsgeschichte ist richtungsweisend: Hand in Hand gehen unsere drei norddeutschen Standorte voran, um Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft die gemeinsame Arbeit an diesen für uns alle so bedeutsamen Themen zu ermöglichen. Dass uns dabei die Unterstützung der Bundesregierung sicher ist, freut uns ganz besonders – denn nur im Schulterschluss kann uns ein schneller Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft gelingen. Die ganze Welt redet über Wasserstoff – und wir sind stolz darauf, dass Norddeutschland dabei einmal mehr eine wichtige Rolle spielt.“

Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa der Freien Hansestadt Bremen: „Das gemeinsame Innovations- und Technologiezentrum an den drei Standorten ist ein großartiger Erfolg der norddeutschen Zusammenarbeit und wird auch ein Leuchtturm im Rahmen der Norddeutschen Wasserstoffstrategie werden. Langjährige Erfahrung mit Wasserstoff, sehr gute Voraussetzungen bei der Infrastruktur und mutige Ideen für die Zukunft erhalten mit dem ITZ Nord einen Ort, um noch zielgerichteter an einer nachhaltigen Mobilität auf dem Meer und in der Luft zu arbeiten. Jetzt sind wir alle gefragt, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die neuen Technologien auch wirtschaftlich eingesetzt werden können.“

Mit dem Innovations- und Technologiezentrum für Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie in der Mobilität (Straße, Schiene, Wasser, Luft) setzt das BMVI eine Maßnahme der im Juni 2020 von der Bundesregierung beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie um. Das ITZ wird Teil des Netzwerks des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft werden und dabei nicht auf Forschung und Entwicklung im klassischen Sinne fokussiert sein, sondern stark anwendungsorientiert arbeiten und unter anderem mittelständische Unternehmen und Start-Ups adressieren. Bei einem vom BMVI ausgerichteten Standortwettbewerb wurden bis Ende Januar 2021 insgesamt 15 Konzeptskizzen aus dem gesamten Bundesgebiet eingereicht.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte bekannt gegeben, dass die drei Standorte in Norddeutschland im Rahmen des Wettbewerbs mit ihrem gemeinsamen ITZ Nord ebenso wie Konzepte aus Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen endgültig zur Förderung ausgewählt wurden.

Das Konzept mit dem Fokus auf Schifffahrt und Luftfahrt von Bremen/Bremerhaven, Hamburg und Stade adressiert ein auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) und Start-Ups ausgerichtetes Dienstleistungszentrum, segmentspezifische Test- und Innovationszentren sowie Laborkapazitäten. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung und Integration von Brennstoffzellensystemen und hiermit korrespondierenden Komponenten, auf der Hybridisierung von Antrieben, Betankungskonzepten, der Logistik, Lagerung und Aufbereitung grünen Wasserstoffs und wasserstoffbasierter Brennstoffe sowie dem Testen von Komponenten und Systemen. Weiterhin werden unter enger Einbeziehung von Klassifikationsgesellschaften Kompetenzen zu Fragestellungen bei Normierung, Standardisierung und Zertifizierung gebündelt. Das ITZ Nord steht explizit im Kontext der seit vielen Jahren erfolgreichen Zusammenarbeit der drei norddeutschen Nachbarländer.

Bereits vorab haben weit über 100 Unternehmen aus den Bereichen Werften, Flugzeugbau, Zulieferer, Energiewirtschaft, Infrastruktur, Reedereien, Ingenieurdienstleister, Zertifizierungsgesellschaften sowie Verbände, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen dem Vorhaben ihre Unterstützung erklärt.

Zum Innovations- und Technologiezentrum Wasserstoff (ITZ):

Brennstoffzellentechnologie in Deutschland zu fördern ist der Antrieb bei der Schaffung des ITZ. Mit dem ITZ setzt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Maßnahme der Nationalen Wasserstoffstrategie von Juni 2020 um. Mit dem Wasserstoffzentrum soll eine Entwicklungs- und Testeinrichtung geschaffen werden, die Angebote vorhält, die so am Markt nicht beziehungsweise nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Eine besondere Fokussierung soll dabei auf der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Startups, Gründern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen liegen. Im internationalen Kontext soll das ITZ zudem einen Beitrag dazu leisten, technische und ökonomische Standards zu setzen. Das ITZ soll Teil des Netzwerks des Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft werden.

Zum Standortwettbewerb:

Aus der ersten Wettbewerbsphase zur Teilnahme an der Machbarkeitsstudie zur weiteren Standortauswahl des ITZ gingen drei Standorte im April dieses Jahres als Gewinner hervor. Dies waren die drei Standorte Chemnitz, Duisburg und Pfeffenhausen im Landkreis Landshut. Ein norddeutsches Cluster für maritime und Luftfahrtanwendungen aus Bremerhaven, Hamburg und Stade wurde zusätzlich zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie ausgewählt. Das BMVI hat für die Bewertung der Standortkonzepte und zur Analyse der Machbarkeit einen Dienstleister, ein Konsortium um die Prognos AG, mit der Durchführung beauftragt. Nach einem intensiven Bewertungsverfahren der einzelnen Standortkonzepte zur Umsetzung des ITZ und der Erhebung konkreter Bedarfsanforderungen unter Einbeziehung der Industrie im Bereich Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie steht nun die Standortwahl fest.

Zum Deutschen Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM):

Mit dem Zentrum Mobilität der Zukunft soll ein über mehrere Standorte verteilter Ort geschaffen werden, an dem die Mobilität von Morgen neu gedacht und entwickelt wird. Das Zentrum soll auf Basis neuer technologischer Möglichkeiten Antworten darauf finden, wie sich Menschen fortbewegen und Waren transportiert werden können.

Das DZM soll den notwendigen Freiraum schaffen, kreativ, querdenkend, interdisziplinär und innovativ zukunftsweisende Mobilitätskonzepte zu erdenken (Think Tank), zu entwickeln (Entwicklungszentren) und in der Praxis unmittelbar zu erproben (Praxiscampus).

Eine wissenschaftliche Anbindung soll über entsprechende Lehrstühle mit einer engen Zusammenarbeit mit der Industrie über gemeinsame Forschungs- und Innovations-Vorhaben erfolgen. Dabei geht es auch um die Erprobung neuer Technologien bis hin zur Marktreife und um die Unterstützung bis zur Gründung von neuen Unternehmen. Entwicklungsschwerpunkte sind hierbei unter anderem Wasserstofftechnologien, synthetische Kraftstoffe, innovative Logistikkonzepte und vor allem auch digitale, plattformbasierte Mobilitätskonzepte.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung des Landes Niedersachsen, Foto: MW/Martin Rohrmann




NetzwerkForum SchifffahrtHafenLogistik

In hybrider Veranstaltungsform begrüßte Dr. Christoph Kösters, Manager des Kompetenz­netzes und Hauptgeschäftsführer des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) NRW e.V. rund 70 Entscheider aus Schifffahrt, Häfen, Logistik und der Industrie für die Veranstalter Kompetenznetz Logistik NRW, seinem Träger­verein LOG-IT Club e.V. und dem VVWL. Er stellte fest, dass seit mehr als einem Jahr die Corona-Krise die Gesellschaft und globale Wirtschaft erheblich beeinträchtigt.

Im NetzwerkForum sollten nunmehr Lösungsansätze konkretisiert werden, wie sich die Logistik künftig resilienter aufstellen kann. Es sei aber auch festzustellen, dass die Logistik in der Krise Systemrelevanz bewiesen hat und viele Lieferketten trotz aller exogenen Schocks insgesamt im Wesentlichen funktionierten. Dr. Kösters wies aber auch darauf hin, dass Resilienz und Robustheit maritimer Logistiklieferketten in Zeiten des Klimawandels angewiesen seien auf entsprechende Umfeld- und Rahmenbedingungen: „Zu diesen entsprechenden „Settings“ gehören Faktoren wie leistungsfähige und resiliente Verkehrs- und digitale Infrastrukturen, hinreichende Versorgungsinfrastrukturen für dekarbonisierte Carrier und auch das ausreichend skalierte Angebot von alternativen Antriebstechnologien“. Hier sei noch viel zu tun.

Als langjähriger Kooperationspartner des Forums und Mitglied des Kompetenznetzes Logis­tik.NRW stellte Frau Susanne Convent-Schramm, Vizepräsidentin der Niederrheinischen In­dustrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg in ihrer Eröffnungsrede ebenfalls fest, dass die Folgen der Pandemie, aber auch andere Ereignisse, wie z. B. die Ha­varie der Ever Given, noch lange spürbar sein werden. Susanne Convent-Schramm formulierte drei Gedanken für eine erfolgreiche künftige maritime Logistik. See- wie auch Binnenhäfen müss­ten ihre Kapazitäten besser nutzen und innovative Lösungen vorantreiben. Hierzu gehöre es auch, die Abläufe in den Europäischen Seehäfen und Hinterlandverkehren dringend zu optimieren. Zudem sei durch gezielte Förderprogramme, wie z. B. die Modernisierung von Binnen­schiffen, die Leistungsfähigkeit des Systems Wasserstraße zu sichern. „Eine wichtige Lessons to Learn ist es, die Ausbildung im Sinne des Systems Wasserstraße zu intensivieren“, benannte Susanne Convent-Schramm einen dritten Aspekt.

Professor Dr. Burkhard Lemper, Vorsitzender der Geschäftsführung des ISL Institut für See­verkehrswirtschaft und Logistik, analysierte, welche Auswirkungen die Krise auf die Märkte und die Leistungsfähigkeit der Logistik und Industrie gehabt hat und skizzierte zukünftige Sze­narien. Er stellte eingangs fest, dass sich bereits vor Corona das wirtschaftliche Wachstum konjunkturbedingt verlangsamte. Die Coronakrise bewirkte dann zunächst deutliche Mengen­einbrüche, die in eine schnelle Erholung und bereits im Spätsommer 2020 in ein leichtes Wachstum mündeten. Damit war im ersten Coronajahr letztlich nur ein geringer Mengenrück­gang von rund -1 % zu verzeichnen. Am stärksten aus der Krise herausgekommen seien er­wartungsgemäß China und Nordamerika. Für die Zukunft wird insbesondere für 2021 ein star­ker Zuwachs im Containerumschlag von bis zu 10 % prognostiziert, der aber in den Folgejahren moderater ausfallen werde. Aufgrund des zu erwartenden Wachstums würden sich die derzeit schon bestehenden Kapazitäts-Engpässe bei Containerschiffen intensivieren und Fracht­raten weiter auf einem hohen Niveau verbleiben. Eine Normalisierung der Containermärkte sei nicht vor Mitte 2022 zu erwarten. Mit Inbetriebnahme der vielen Neubaubestellungen 2023/24 sei ab diesem Zeitpunkt wieder eine Entwicklung zu Schiffsraum-Überkapazitäten nicht auszuschließen.

Dr. Herbert Eichelkraut, Geschäftsführer Technik Hüttenwerke Krupp-Mannesmann GmbH (HKM), betonte in seinem Impulsvortrag, dass neben den Folgen der Corona- und Wirtschaftskrise für die HKM die Transformation, d.h. der Weg zu einer nachhaltigen Stahlerzeugung, die größte Herausforde­rung für die Zukunft bedeute. Hier stehe man in der Stahlindustrie vor der größten Transformationsperiode seit Jahrzehnten. HKM habe das Ziel, bereits bis 2025 die Emissionen um 30 % zu verringern, um mit einer Wasserstoff-Nachhaltigkeitsstrategie bis 2045 weitestgehend kli­maneutral zu sein. Damit werde Wasserstoff letztendlich die wesentliche Rolle in der Transfor­mation spielen: „Für den größten Stahlstandort Europas wird hierzu ca. 1 Mio. t Wasserstoff pro Jahr benötigt“. In diesem Zusammenhang betonte Dr. Eichelkraut, dass für den Prozess der Transformation die HKM auf eine zuverlässige Logistik und insbesondere auf die Binnenschiff­fahrt angewiesen sei. Hierzu führte er aus: „Eine gelungene Transformation der kompletten logistischen Anwendung ist notwendig, um den Standort weiter sicher mit Rohstoffen versorgen zu können.“ Ebenfalls sei entscheidend, die Auswirkungen des Klimawandels auf die logisti­sche Anbindung durch den Ausbau und die Sicherung der Wasserstraßeninfrastruktur so gering wie möglich zu halten.

In einem anschließenden Trialog diskutierte neben Professor Dr. Burkhard Lemper und Dr. Herbert Eichelkraut auch Michael Viefers, Mitglied des Vorstandes Rhenus SE und Co. KG unter der Moderation von Sebastian Reimann, Chefredakteur der Deutschen Verkehrs-Zeitung DVZ. Michael Viefers stellte fest, dass auch für die Logistik die energetische Transformation eine starke Herausforderung sei. Derzeit sei es für jeglichen Verkehrsträger schwierig, in Bezug auf die Art der nachhaltigen Antriebstechnologie Investitionsentscheidungen zu treffen. Es fehle weiterhin eine verlässliche Strategie der Politik, nicht zuletzt in Bezug auf den regulatorischen und infrastrukturellen Rahmen und seien die Anschaffungskosten und die Kraftstoffpreise für alternative Antriebslösungen weiterhin sehr hoch. Dr. Eichelkraut sieht etwa beim Wasserstoff in 5 bis 6 Jahren Preise von 4,50 bis 2,50 € / Liter als durchaus machbar an. Er bestätigte zudem aus Verladersicht das schwierige Umfeld für Investitionen vor dem Hintergrund noch weitgehend feh­lender Infrastruktur. Bei der Antriebsart bestehe nach Ansicht von Herrn Professor Lemper zudem weiterhin, insbesondere für die Binnenschifffahrt, noch Klärungsbedarf (Wasserstoff, LNG, Methanol, Ammoniak etc.). Michael Viefers betonte, dass durch die Dekarbonisierung gerade für die Schifffahrt Märkte wegbrechen (Kohle, Montangüter) und neue aufzubauen seien.

Beim Thema resilientere Lieferketten durch eine Abkehr von der Globalisierung gab Michael Viefers zu bedenken, dass hierdurch eine Verteuerung einiger Produkte entstehen könnte. Zudem sei der nationale Fachkräftemangel weiterhin ein großes Thema. Dr. Lemper stellte auf Nachfrage zum Thema expansive Geschäftspolitik der Container-Reedereien fest, dass diese aufgrund der großen Nach­frage derzeit nicht nur in neue Containerschiffe investieren, sondern vertikal Logistikdienstleis­tungen im Hinterland anbieten und damit versuchen, Speditionen zu verdrängen. Herr Viefers gab hierzu zu bedenken, dass diese Geschäftsideen nicht neu seien und in der Vergangenheit immer wieder mal zu beobachten waren.

Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass aktuell die Lieferkettenengpässe deutlich spürbar seien und sich dies in den Frachtraten nachhaltig niederschlage. Dr. Herbert Eichelkraut räumte ein, dass man derzeit auch Probleme bei der Kundenbelieferung habe.

Die zweite Podiumsdiskussion des Forums stand unter dem Motto „Aus der Krise 2020/2021 Plus: Strategien und konkrete Aufgaben für Wirtschaft, Branche und Politik“. Hier diskutierten Steffen Bauer, Chief Executive Officer HGK Shipping GmbH, Gerd Deimel, Geschäftsführer der c2i Consulting to Infrastructure, Emile Hoogsteden, Vice President Port of Rotterdam, und Robert Howe, Geschäftsführer bremenports GmbH & Co. KG.

Angesprochen auf die Corona- und Wirtschaftskrise 2020/21 bestätigten die Diskutanten eine grundsätzlich positive Entwicklung in den letzten Monaten. Robert Howe stellte bei den bremenports einen deutlichen Zuwachs in 2021 fest. Steffen Bauer betonte, dass für die grundsätzlich positive Einschätzung neben eigenen Stärken auch die guten politischen Rahmenbedingungen in der Krise, wie z. B. die Kurzarbeit, gesorgt haben. Das sei mit Blick zu anderen Ländern in der EU nicht selbstverständlich. Dem gegenüber kritisierte jedoch Gerd Deimel, dass das politische Krisenmanage­ment länderübergreifend nicht so gut funktioniert habe und es an den Grenzen immer wieder Engpässe gab. Dennoch betonte Emile Hoogsteden, dass insbesondere die Politik in Belgien, den Niederlanden und Deutschland die Logistik als systemrelevant anerkannt habe und damit im Wesentlichen den Güterverkehr und die internationalen Lieferketten in Europa geschützt hat. Das sei eine wichtige Entscheidung für Gesamteuropa gewesen.

Die Diskutanten waren sich einig, dass eine gemeinsame EU-weite Strategie eine Grundvo­raussetzung für Planungssicherheit und Resilienz der Logistik im Hinblick auf pandemiebedingte interna­tionale Krisen ist. Genauso müsse aber auch bei den anderen wichtigen Zukunftsthemen wie dem Klimawandel und der damit einhergehenden Verkehrswende z. B. bei der Wasserstofflogistik EU-weit zusammengearbeitet werden. Es verbiete sich ein nationales Denken.

Ebenfalls für eine international vertikale Zusammenarbeit warb Emile Hoogsteden beim schon vor Corona drängenden Problem Optimierung / Wartezeiten in den Seehäfen. Als guten Lösungsansatz thematisierte er hierfür eine Verstärkung der Digitalisierung und Vernetzung der jeweiligen Verkehrsträger hin bis zu einem Datenaustausch in Echtzeit. Kontrovers wurde zur Entlastung der Seehäfen die Errichtung von Hinterlandhubs diskutiert. Hierdurch würde zwar eine Entzerrung stattfinden, gleichzeitig könnte sich aber der Transport durch weitere Umschlagsprozesse verteuern. Steffen Bauer sieht in Bezug auf eine resilientere maritime Logistik auch noch Potentiale in der Binnenschifffahrt (freiwerdende Kapazitäten durch energetische Transformation) und in der Flächennutzung (z.B. freiwerdende Noch-Bulk-Umschlagflächen in Häfen).

Einigkeit bestand auch bei den beiden Hafenmanagern Robert Howe und Emile Hoogsteden zum Schluss der Diskussion darin, dass neben einer vernünftigen Vernetzung der Verkehrsträger die großen Seehäfen in Deutschland und den Niederlanden im Sinne einer schnelleren digitalen Abwicklung der Verkehrs- und Umschlagsprozesse kooperieren sollten.

Quelle und Foto: VVWL, v.l.n.r.: Dr. Christoph Kösters, Gerd Deimel, Steffen Bauer, Emile Hoogsteden, Robert Howe, Sebastian Reimann




Verständnis für die Stückgutlogistik

Die Stückgutlogistik (auch: Systemlogistik oder Sammelgutverkehr) ist ein entscheidendes Scharnier zwischen den Wertschöpfungsstufen der wichtigsten Industriezweige und den Beschaffungsschnittstellen des Handels. Gleichzeitig gewinnt sie wachsende Anteile am B2C-Geschäft.

In 15 Stückgutnetzen mit jeweils bis zu 100 Depotstandorten wird heute die flächendeckende Abholung, Bündelung und Zustellung von mehr als 120 Millionen Sendungen jährlich allein in Deutschland organisiert – mit stark steigender Tendenz. Gleichwohl stehen die wirtschaftliche Bedeutung und das ökologische Potential des Sammelgutverkehrs wie bei kaum einem anderen Segment der Logistik in so einem signifikanten Missverhältnis zu seiner Wahrnehmung.

Um das Verständnis bei politischen Entscheidungsträgern und in der Öffentlichkeit für dieses logistische Spezialsegment zu stärken, hat der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik das Marktvolumen der Stückgutlogistik im Rahmen einer Studie erheben lassen. Neben einer grundlegenden Erläuterung der systemischen Prozesse liefert die Studie durch Expertenbefragungen auch Einschätzungen zu Herausforderungen und Zukunftsentwicklungen des Sammelgutverkehrs.

In Summe beläuft sich das Gesamtaufkommen inzwischen auf annähernd 40 Millionen Tonnen abgefertigter Fertig- und Halbfertigerzeugnisse jährlich. Knapp die Hälfte des Volumens wird durch die Nachfragebranchen Maschinen- und Anlagenbau, Lebensmittelsektor sowie Bauwirtschaft bestimmt, die andere Hälfte verteilt sich unter anderem auf Groß- und Einzelhandelsunternehmen, Bau- und Gartenmärkte, Automotive-Zulieferer, Handwerksbetriebe, Krankenhäuser sowie Hotels.

„Das komplexe Räderwerk der Systemlogistiker bedient mit insgesamt 111.000 kaufmännisch und gewerblich Beschäftigten die Beschaffungs- und Absatzwege von Produktion und Handel geräuschlos und störungsfrei. Diese Leistung ist gleichzeitig ihr Dilemma“, so DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster (Foto). „Denn während sich politische Debatten oft nur auf den Ordnungsrahmen mit Blick auf Paketdienste und schwere Lkw-Fernverkehre konzentrieren, wird das mehrstufige und ökologisch äußerst effiziente System Sammelgut vom Gesetzgeber oftmals nicht verstanden – zum Teil mit negativen Folgen für die Netzbetreiber. Die Studie soll deshalb zum allgemeinen Erkenntnisgewinn über den mehrstufigen Produktionsprozess bestehend aus regionaler Abholung, Umschlag, Konsolidierung, Hauptlauf, regionaler Zustellung und über die Zusammenarbeit der Akteure beitragen.“

Die noch im Vorkrisenjahr 2019 in 150 Depotstandorten durchgeführte repräsentative Erhebung hat eine tägliche Depot-Umschlagleistung von durchschnittlich 590 Tonnen, verteilt auf 1.815 überwiegend verpackte und palettierte Sendungen ergeben. Bei einer Gewichtsspanne von 30 bis 2.500 kg betrug das durchschnittliche Sendungsgewicht 325 kg.

Mehr als 30 Prozent aller Sendungen werden in urbanen Zentren ausgeliefert. Damit trägt die Stückgutlogistik entscheidend zur Versorgung der Städte bei. Der Anteil der Sendungen, die dem Endverbraucher direkt zugestellt werden (B2C), ist während der Corona-Krise sprunghaft um 61 Prozent auf 17 Prozent am Gesamtaufkommen des Sammelgutverkehrs gestiegen – allerdings mit deutlich höheren Prozesskosten als im B2B-Geschäft.

In der Flächenabholung und -zustellung dominieren Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 12 bis 18 Tonnen. Angesichts der Sendungsgrößen scheidet eine Aufgliederung der regionalen Lieferrelationen in kleinere Fahrzeugeinheiten oder – wie politisch oft blauäugig gefordert – der alternative Einsatz von Lastenfahrrädern in der Regel aus. Auch die Einrichtung zusätzlicher urbaner Konsolidierungszentren würde der Studie zufolge die Komplexität des Sammelgutverkehrs eher erhöhen und ist deshalb als Lösung zur Bewältigung des innerstädtischen Verkehrsaufkommens – mit 5,3 Prozent der Fahrleistung trägt die Stückgutlogistik hier nur marginal und punktuell bei – ungeeignet. Vordringliches Problem für die städtische Lieferlogistik bleibt deshalb die Flächenkonkurrenz. Huster hierzu: „Es fehlen exklusive Be- und Entladezonen. Die Lieferlogistik muss sowohl in der konkreten Städte- und Verkehrsplanung auf kommunaler Ebene als auch bei der Ausgestaltung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften auf Bundesebene stärker als bisher berücksichtigt werden.“

Neben dem wachsenden Fachkräftebedarf sieht die Studie ihren Beitrag zur Klimaneutralität des Verkehrs als wesentliche zukünftige Herausforderung für die Stückgutnetzbetreiber. Zusätzlich zu den Personal- und Prozesskosten steigen vor allem die direkten und indirekten Umweltkosten kontinuierlich.

Die Studie Stückgutlogistik in Deutschland wurde in Zusammenarbeit mit dem Steinbeis-Beratungszantrum FORLOGIC und der Hochschule Heilbronn erstellt.

Quelle: DSLV, Foto: DSLV/ Sepp Spiegl




181 Schienenprojekte mit mehr Priorität

Auf Basis einer neuen wirtschaftlichen Bewertung rückt der Deutschlandtakt als Ganzes in die höchste Dringlichkeits-Kategorie des Bedarfsplans für die Bundesschienenwege, den „Vordringlichen Bedarf“, auf und erhält damit oberste Priorität. Das bedeutet konkret: für weitere 181 Infrastrukturprojekte mit einem Investitionsvolumen von rund 40 Milliarden Euro kann nun die Planung vorbereitet werden. Das BMVI vollendet damit seine ambitionierte Ausbaukonzeption für das deutsche Schienennetz.

Bundesminister Andreas Scheuer: „Wir takten Deutschland. Die Arbeiten am Bundesverkehrswegeplan 2030 sind abgeschlossen – ein vollständiges Ausbauprogramm zur Ertüchtigung des Schienennetzes liegt vor. Damit sind die Weichen langfristig für den Deutschlandtakt gestellt, in den wir weiterhin massiv investieren wollen und müssen. Eine lohnende Investition, wie sich gezeigt hat. Denn für jeden Euro, den wir investieren, erhalten wir 1,40 Euro an Nutzen zurück. Für die Fahrgäste geht es so auf der umweltfreundlichen Schiene künftig überall öfter und schneller von A nach B. Ich werde mich weiter mit ganzer Kraft für dieses größte Schienenprojekt seit der Bahnreform einsetzen.“

Zusammen mit den Partnern aus der Branche – dem Zukunftsbündnis Schiene – haben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, in dieser Legislaturperiode das Konzept für den Deutschlandtakt entwickelt und die schrittweise Umsetzung vorangetrieben. Bereits im Jahr 2016 wurden mit dem Beschluss des novellierten Schienenwegeausbaugesetzes 23 Vorhaben mit einem Gesamtwertumfang 35 Milliarden Euro in den Vordringlichen Bedarf aufgenommen. Im November 2018 folgten dann 29 weitere Vorhaben (22 Neu- und Ausbauvorhaben, komplexe Ausbauprogramme für sechs große Eisenbahnknoten sowie ein Sammelprojekt zum Ausbau des deutschen Schienennetzes für 740-meterlange Güterzüge) mit einem Gesamtwertumfang von 23 Milliarden Euro.

Enak Ferlemann, Bundesschienenverkehrsbeauftragter und Parlamentarischer Staatssekretär: „Die Eisenbahn ist das Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts. Nirgendwo wird dies deutlicher als im Deutschlandtakt, der den klimaschonenden Bahnverkehr in Deutschland mit häufigeren Zugangeboten, kürzeren Fahrzeiten und pünktlichen Umsteigeverbindungen revolutionieren wird. Das Konzept ist fertig, die letzten Prüfungen sind mit positivem Ergebnis bestanden und die Umsetzung ist mit voller Kraft gestartet.“

Weil der Deutschlandtakt auch betrieblich rasch umgesetzt werden muss, ist vor kurzem das Eisenbahnregulierungsgesetz geändert worden. Danach wird eine Reihe von Pilotprojekten starten, in denen mit der DB Netz AG neue Modelle zur Fahrplanerstellung und Trassenvergabe im Sinne des Deutschlandtakts erprobt werden. Der Bund wird dabei als Dirigent im Deutschlandtakt ein gemeinsam erarbeitetes Kapazitätsnutzungskonzept vorlegen, das als Zielfahrplan Richtwerte für eine optimale Nutzung des Netzes durch alle Verkehrsarten beinhaltet. Damit werden die Vorteile des Deutschlandtakts schnell für immer mehr Netznutzer und Reisende erfahrbar.

Der Zielfahrplan für den Deutschlandtakt zeigt die künftige Angebotsvision: ein deutschlandweit abgestimmter Taktfahrplan für den Schienenpersonen- und Schienengüterverkehr. Mit ihm werden Verbindungen optimiert und verbessert, damit die Fahrgäste überall in Deutschland schneller und öfter – auf den Hauptverkehrsstrecken im Halbstundentakt – ans Ziel kommen. Fern- und Regionalverkehr werden dabei optimal miteinander vernetzt – für kurze Umsteigezeiten und schnellere Verbindungen. Auch der Schienengüterverkehr wird im Taktgefüge des Deutschlandtakts optimal berücksichtigt und profitiert dadurch von attraktiveren Transportzeiten.

Für ein besseres Angebot braucht es aber die dafür passende Schieneninfrastruktur. Das Prinzip: Der Fahrplan bestimmt den Infrastrukturausbau. Das heißt: Wenn aufgrund von Engpässen oder zu langer Fahrzeiten Strecken neu oder ausgebaut werden, geschieht dies auf Basis des Deutschlandtakts immer mit Blick auf die optimale Vernetzung der Verkehre auf der Schiene bzw. die Verkürzung der Reise- und Umsteigezeiten.

In den vergangenen Jahren hat das BMVI die Investitionen für die Schiene massiv angehoben – eine wichtige Voraussetzung, um den Deutschlandtakt schrittweise umsetzen zu können:

  • Die Mittel für Aus- und Neubau sowie Erhalt und Modernisierung stiegen von 7,6 Milliarden in 2020 auf 8,5 Milliarden Euro in 2021. Die Finanzplanung sieht vor, dass im Jahr 2022 erstmals im Haushalt des BMVI mehr Geld für die Schiene vorgesehen ist, als für die Straße. Das gab es zuvor noch nie.
  • Die Investitionsmittel für den schienengebundenen Nahverkehr (sog. GVFG-Mittel) werden versechsfacht. Von ursprünglich jährlich rund 330 Millionen Euro auf jährlich zwei Milliarden Euro im Jahr 2025.
  • Mit den sog. Regionalisierungsmitteln des Bundes können die Länder den öffentlichen Personennahverkehr finanzieren. Diese Mittel betragen im Jahr 2021 bereits rund 9,3 Milliarden Euro und werden bis 2031 jährlich mit 1,8 Prozent dynamisiert.

Das BMVI wirbt dafür, dass der Deutsche Bundestag als Haushaltsgesetzgeber die für den Deutschlandtakt und die weiteren Maßnahmen des Bedarfsplans Schiene notwendigen Mittel bereitstellt und im Interesse einer schnellen Umsetzung aufstockt.

Die Liste der einzelnen Projekte gibt es hier

Ein finaler Abschlussbericht zum Projekt Deutschlandtakt wird derzeit durch die Gutachter erarbeitet. Dieser soll in den kommenden Wochen vorliegen und wird zeitnah im Download-Bereich auf der Website

www.deutschlandtakt.de veröffentlicht.

Quelle und Grafik: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur




Herausforderungen und Perspektiven der Binnenschifffahrt

Die Binnenschifffahrt spielt für die Wirtschaft in den Bundesländern entlang des Nord-/Nord-Ostdeutschen Wasserstraßengebietes und damit auch für den Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens eine bedeutende Rolle. Um die Chancen des umweltfreundlichen Verkehrsträgers zu erkennen und Potenziale auszuschöpfen, hat Hafen Hamburg Marketing (HHM) gemeinsam mit dem Bündnis Elbe-Seitenkanal (BESK) und der Elbe Allianz (EA) eine Studie zur Ermittlung des Systemcharakters des nord- und nordostdeutschen Binnenwasserstraßennetzes in Auftrag gegeben. Im Rahmen einer live übertragenen Online-Pressekonferenz wurden gestern die Ergebnisse der Marktanalysen diskutiert und Handlungsempfehlungen aufgestellt.


„Die Bedeutung der Binnenhäfen und der Binnenschifffahrt wird kaum oder zu wenig wahrgenommen und muss deutlicher herausgestellt werden,“ appelliert Gunnar Platz, Planco. „Dabei muss deutlich gemacht werden, dass es für die regionale Wirtschaft in den meisten Fällen keine Alternative zu den Binnenschiffsverkehren gibt. Ein Ausfall der Binnenschifffahrt würde zu Versorgungsengpässen und Arbeitsplatzverlusten in der Region führen,“ betont Platz. Für den Hafen Lüneburg wurde zum Beispiel ermittelt, dass 4.600 Arbeitsplätze direkt und indirekt vom Hafen abhängen. Im Jahr 2020 wurden in Lüneburg rund 340.000 Tonnen umgeschlagen, was 13 Beschäftigten pro 1.000 Tonnen Umschlag entspricht. Zudem könnten die 14,4 Millionen Tonnen Güter, die derzeit per Binnenschiff im Seehafenhinterlandverkehr transportiert werden, gar nicht über andere Verkehrsträger aufgefangen werden. Diese Zahlen unterstreichen die Wichtigkeit der Wasserstraßen und verdeutlichen vor allem, dass Investitionen in Instandhaltung und Ausbau der Wasserwege für die Region unabdingbar sind.

Um den Transport per Binnenschiff in der Region sicherzustellen, müssen in den nächsten Jahren zahlreiche Instandsetzungsmaßnahmen an der Infrastruktur durchgeführt werden. Engpässe, wie zum Beispiel das Schiffshebewerk Scharnebeck oder Fehlstellen der Elbe, werden bereits erneuert bzw. mit der Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe (GKE) beseitigt, um die Kapazität und damit die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Binnenschiffsverkehrs in Zukunft zu erhöhen. „Die Studie zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial die Binnenschifffahrt in Norddeutschland hat. Allerdings müssen wir massiv in die Infrastruktur investieren und unsere Bauwerke sanieren oder neu bauen, um diese Potentiale nachhaltig zu heben,“ bestätigt Tobias Siewert, BESK. „Mit der neuen Schleuse Lüneburg können wir eine spürbare Verlagerung in Richtung Wasserstraße anstoßen. Eins ist aber ebenfalls klar, Planungs- und Bauphasen müssen beschleunigt werden.“

Besonders im Massengutbereich sind diese Verlagerungspotenziale sichtbar. In den Großraum Magdeburg/Braunschweig werden beispielsweise rund 6 Millionen Tonnen Eisenerz und 2,1 Millionen Tonnen Kohle via Hamburg per Bahn importiert. Auch im Containerverkehr sieht Stefan Kunze, HHM, großes Potenzial: Im Großraum Braunschweig/Wolfsburg werden im Jahr rund 55.000 TEU per LKW transportiert, im Raum Magdeburg weitere 50.000 TEU. „Teile dieser Mengen könnte die Binnenschifffahrt problemlos abschöpfen,“ erklärt er. Zudem sichere das GKE in Zukunft die Möglichkeit dreilagiger Containerverkehre bis Riesa, den Anschluss von Häfen wie Wittenberge und die Zurückgewinnung von Marktanteilen in Verkehren oberhalb Magdeburgs. Diese Verlagerungspotenziale sind besonders relevant im Hinblick auf die Klimaziele der Europäischen Union und Deutschlands.

Das Binnenschiff ist der bei Weitem umweltfreundlichste Verkehrsträger. Daher könne beispielsweise die Reduktion der Luftschadstoffe als Investitionsanreiz herausgestellt werden, erklärt Platz. „Die Digitalisierung in der Binnenschifffahrt sollte ebenfalls konsequent vorangetrieben werden.“, sagt Platz. Auf diese Weise könne auch eine bessere Routenplanung umgesetzt und eine exaktere Ankunftszeit (ETA) ermittelt werden. Auch Informationsketten zwischen See- und Binnenhäfen könnten so optimiert werden. Dies wiederum würde die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt in der Region gegenüber anderen Verkehrsträgern stärken.

Die Binnenhäfen in der Region sichern Beschäftigung und Wertschöpfung, der Transport über die Wasserstraße ist umweltfreundlich und wirtschaftlich. Das hat die gemeinsame Studie gezeigt. Nun kommt es darauf an, den erkannten Herausforderungen entgegenzutreten und Potenziale zu heben. „Dafür müssen diese sichtbar gemacht werden, Anreize für Investitionen geschaffen und Rahmenbedingungen verbessert werden,“ fasst Sebastian Poser, EA, zusammen. „Wir müssen die Binnenschifffahrt sowohl im Markt als auch in der Politik stärker ins Bewusstsein setzen.“ Die Projektpartner sind fest entschlossen, die Binnenschifffahrt in der Region mit Hilfe dieser Erkenntnisse zu fördern und fit für die Zukunft zu machen. „Von einem Mehr an Binnenschifffahrt profitieren in der Region sowohl die Häfen als auch die verladende Wirtschaft,“ bringt es Tobias Siewert auf den Punkt.

Die gesamte Studie gibt ab dem 6. 9. 2021 von der Webseite von Hamburg Marketing. Mehr Details zur Binnenschifffahrt sowie die Aufzeichnung der Veranstaltung und die Präsentationscharts gibt es hier.

Quelle und Foto: HHM