GEODIS chartert Tonnage auf Asien-Europa Route

GEODIS, ein weltweit führender Supply Chain Dienstleister, bietet seinen Kunden einen garantierten Frachtraum von China nach Europa als Reaktion auf die besonders angespannte Situation auf dem Seefrachtmarkt.


Das erste Schiff mit einer Kapazität von 1.000 TEU, das ausschließlich von GEODIS betrieben wird, soll am 28. Februar in Hamburg eintreffen. Es befördert insgesamt 435 40-Fuß-Container für Kunden, die aufgrund der derzeitigen Kapazitätsengpässe Probleme hatten, sich Frachtraum bei regulären Carriern zu sichern, zu realisierbaren Raten. Das nächste Charterschiff soll Shanghai am 10. Februar verlassen. Je nach Bedarf plant GEODIS in den kommenden Wochen weitere Fahrten.

„Wir kennen die aktuellen Herausforderungen am Markt, die sich aus der starken Kundennachfrage und den Kapazitätsengpässen bei Ocean Carriern und Seetransporten aus China und anderen Teilen Asiens ergeben“, erläutert Matthias Hansen, Senior Vice President Global Ocean Freight bei GEODIS, die Situation. „Wir arbeiten hart daran, Lösungen für unsere Kunden zu finden. Daher ergänzt dieses exklusive Charterangebot die festen langfristigen Vereinbarungen, die wir mit den für uns wichtigen Reedereien getroffen haben. Unser Ziel ist es, Kunden in einem instabilen Markt mehr Sicherheit zu bieten.“

„Die derzeitigen Marktkräfte haben zu schwankenden und unvorhergesehenen Nachfragespitzen bei Gütern aus Asien geführt“, kommentiert Onno Boots, GEODIS Regional President and CEO for Asia Pacific. „Unser Hauptziel ist es, unseren Bestandskunden multimodale Lösungen anzubieten, damit diese ihre Ware pünktlich und kosteneffizient versenden können. Als flexibler und innovativer Dienstleister sucht GEODIS kontinuierlich nach Alternativen, die Bahntransporte, See- und Luftfrachten umfassen, um die hohen Erwartungen bei Verladern auf der zunehmend volatilen Far East West Bound (FEWB) – Route zu erfüllen.“

Quelle und Foto: Geodis, Das erste Schiff mit einer Kapazität von 1.000 TEU, das ausschließlich von GEODIS betrieben wird, soll am 28. Februar in Hamburg eintreffen.




Bahndienstleister bündeln ihre Kräfte

Die Zunahme des Güterumschlags auf der Schiene entlang der Neuen Seidenstraße erfordert dringend Antworten auf die infrastrukturellen Herausforderungen sowie eine Erhöhung der Kapazitäten des grenzüberschreitenden Verkehrs. Bahnunternehmen, Häfen und Dienstleister streben eine engere Zusammenarbeit zur Gewährleistung eines störungsfreien Transits an.


Auf Initiative des russisch-kasachisch-belarussischen Logistikdienstleisters „United Transport and Logistics Company – Eurasian Rail Alliance” (UTLC ERA) diskutierten Spitzenmanager chinesischer, russischer und europäischer Unternehmen im Rahmen des sogenannten „One-Million-Clubs“ Ende Januar in einer Digitalkonferenz die Entwicklungen im Jahr 2020/21 sowie staatliche und privatwirtschaftliche Initiativen zur Aufstockung des Containerumschlags auf der Strecke China-Europa-China.

Bis 2025 könnte der Güterumschlag auf der euroasiatischen Route auf rund eine Million Standardcontainer (TEU) ansteigen. Dieses Ziel bestätige Alexey Grom, Generaldirektor von UTLC ERA. „Die Pandemie hat zu einem Zuwachs der Bahntransporte von teilweise über 64 Prozent im Jahr 2020 geführt. Dieser Trend zeigt, dass es jetzt nicht so sehr um die Erhöhung der Geschwindigkeit der Züge selbst, sondern vielmehr darum geht, die Zeitpläne einzuhalten und die Zahl der Grenzübergänge und -abfertigungen zu erhöhen“, erklärte Grom.

Bereits 2020 transportierte UTLC ERA, das 91 Prozent aller Bahntransporte auf der Breitspurbahn der Neuen Seidenstraße verantwortet, 546.900 TEU von Europa nach China und von China nach Europa. Das bedeutet einen Anstieg um 64 Prozent gegenüber 2019. Vor allem der Austausch medizinischer Präparate und Geräte, aber auch von Autoteilen, Elektronik und Kühlmitteln, lief auf Hochtouren. Positiv ausgewirkt hat sich ebenso, dass Russland seit Frühjahr 2020 den Transit sogenannter Sanktionswaren, vor allem Obst, Gemüse und hochwertige Lebensmittel, durch sein Gebiet erlaubt.

Nach Ansicht vieler Teilnehmer der Konferenz wird der Schienenverkehr zwischen Europa und China, der trotz aller Zuwächse etwa drei Prozent am Gesamttransport ausmacht, Frachttransporte auf See immer stärker ergänzen. Insgesamt beläuft sich der Container-Umsatz im Europa-Asien-Verkehr auf etwa 23 Millionen TEU.

Zwar sei die Fracht auf See billiger als auf der Schiene, aber viele Wochen länger unterwegs, manchmal sogar Monate. Die Fahrtzeiten der Bahntransporte würden dagegen immer kürzer und betrügen jetzt bereits im Schnitt zwölf Tage. Gleichzeitig nehme die Anzahl der täglich abgefertigten Züge zu. Berechnungen zufolge verursacht der Transport per Bahn 95 Prozent weniger CO2-Emissionen als Luftfracht.

Dem eurasischen Containerverkehr sind laut UTLC ERA 21 Länder und 92 Städte angeschlossen. Besonders für Deutschland ist der Vorteil der Bahn spürbar. Fast die Hälfte aller Güterzüge, die zwischen China und Europa verkehren, haben Deutschland als Bestimmungsort und machen das Land zur Drehscheibe zwischen Europa und China. DB Cargo Eurasia, eine Tochter der Deutschen Bahn, hat im vergangenen Jahr 12.000 Züge mit insgesamt 200.000 Containern befördert – 3000 Züge mehr als im Jahr 2019. Die Züge verkehren auf der 11.000 Kilometer langen Strecke zwischen Duisburg beziehungsweise Hamburg in die chinesischen Wirtschaftszentren von Chongquing, Xi’an, Heifei und Zhengzhou.

Für alle auf dem Eurasischen Eisenbahnkorridor operierenden Unternehmen aus West und Ost sei es wichtig, „nicht in Konkurrenz zueinander zu stehen, sondern sich zusammenzuschließen und gemeinsame Kooperationsformate zu entwickeln und zu pflegen“, forderte Fabio Amato, Vizepräsident des italienischen Eisenbahnunternehmens „Mercitalia Rail“.

Seit 2019 gibt es neue Verbindungen über die Häfen Mukran und Rostock nach Kaliningrad, von denen u.a. auch Italien profitiert. So kooperiert eines der größten italienischen Logistikterminals Porto Quadrante Europa in Verona mit UTLC ERA und dem Hafen Rostock und trägt so zur weiteren Entwicklung der multimodalen Routen bei.

„Die ersten Lieferungen über multimodale Strecken zeigen bereits ein sehr hohes Potenzial. Der Erfolg der neuen Verbindung hängt aber vom Grad der Integration und der Interaktion aller Verkehrsteilnehmer ab. Wir freuen uns daher auf die weitere Entwicklung unseres Gemeinschaftsprojekts“, sagte in der Konferenz Alberto Milotti, Geschäftsführer von Interporto Quadrante Europa Verona, des zweitgrößten Logistikterminals in Europa. Das Unternehmen plant seine Kapazitäten in den nächsten Jahren auszubauen, z.B. ist der Bau eines neuen 750m-langen Terminals geplant.

Die multimodalen Routen, Bahn-Schiff-Bahn, über den Hafen Baltysk im russisch-polnischen Grenzgebiet Kaliningrad haben sich insgesamt als gute Alternative erwiesen, die Transporte zu diversifizieren. Der Hafen im russisch-polnischen Grenzgebiet kann bis zu 16 Züge am Tag abfertigen und ist über kurze Seewege mit dem gesamten deutschen Ostseeraum, auch den skandinavischen Ländern, verbunden.

Mehrere Diskussionsredner verwiesen auf die bereits in Angriff genommenen Modernisierungen und Innovationen. So arbeite man daran, die Züge energiesparender zu machen, die Abfertigung an den Grenzübergängen zwischen Europa und China sowie die Umladungen auf Grund der verschiedenen Spurbreiten, von 1520 mm in Kasachstan, Russland und Belarus, auf 1435 mm in Europa, zu beschleunigen.

In Kasachstan sind fünf neue Umschlagterminals geplant. Zudem würden neben dem bislang wichtigsten Grenzübergang bei Brest zwischen Polen und Belarus neue Grenzübergänge getestet, um eine Diversifizierung der Transportwege zu erreichen.

Auch Deutschland plant, die neue Route über Kaliningrad in Zusammenarbeit mit UTLC ERA im nächsten Jahr noch aktiver zu nutzen, erklärte Dr. Carsten Hinne, CEO DB Cargo AG. Insgesamt hat das Unternehmen vor, im Jahr 2021, das von der EU-Kommission zum Europäischen Jahr der Schiene erklärt wurde, mehr auf die Strategie des nachhaltigen Wachstums zu setzen und die Präsenz im eurasischen Schienenverkehr auszubauen. Zudem ist geplant, mehr digitale Lösungen und umweltfreundliche neue Technologien anzuwenden. Dazu gehörten die papierlose Abwicklung von Transportaufträgen oder digitale Transportverfolgung.

„Unser ‚One-Million-Club‘ bekommt immer mehr Zuspruch. Die Zahl der an einer Zusammenarbeit interessierten Unternehmen wächst stetig. Das zeigt auch das starke Interesse an unserer heutigen Veranstaltung. Ich bin optimistisch, dass wir in 2021 gemeinsam eine Steigerung der TEU um 20 Prozent schaffen können und uns damit unserem Ziel, 2025 auf rund eine Million TEU zu kommen, weiter annähern. Deshalb ist es jetzt unsere wichtigste Aufgabe, uns gegenseitig zu neuen Rekorden zu motivieren, Engpässe zu identifizieren und gemeinsam zu beseitigen“, fasste Alexey Grom die Diskussion zusammen.

Quelle und Grafik: United Transport and Logistics Company – Eurasian Rail Alliance UTLC ERA




Lage vieler Unternehmen ist existenzbedrohend

„Verlässlichkeit und Planbarkeit sind für die Unternehmen in unserer Region mit Blick auf die finanziellen Hilfen und die Öffnungsperspektive entscheidend, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Ohne sie wird der Aufschwung kaum gelingen.“ Mit diesem Appell wenden sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und Mitglieder des Landtags NRW in einem gemeinsamen, überparteilichen Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

„In den Umfragen der IHK Mittlerer Niederrhein und den vielen Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern zeichnet sich ein dramatisches Bild ab“, heißt es in dem Schreiben. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen in Krefeld, Mönchengladbach, im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Viersen sei prekär, für viele sei die Situation existenzbedrohend. „In einer aktuellen IHK-Umfrage unter Kleingewerbetreibenden gaben 20 Prozent an, über eine Aufgabe ihres Gewerbes nachzudenken. Im schlimmsten Fall bedeutet dies: Rund 10.000 Kleingewerbetreibende alleine in unserer Region müssten schließen.“

Gerade diese Betroffenen benötigten eine rasche Auszahlung, verlässliche Regeln und ein unbürokratisches Verfahren. Deshalb fordern die Unterzeichner: „Die technischen Voraussetzungen für die Bearbeitung der Direktanträge bei der November- und Dezemberhilfe müssen schnellstmöglich geschaffen werden. Alle Hilfsprogramme müssen gleichermaßen mit Hochdruck vorangetrieben werden.“

Darüber hinaus benötigten die Unternehmen verlässliche Öffnungsperspektiven. „Statt auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein, möchten sie wirtschaftlich wieder auf eigenen Füßen stehen. Die Unternehmen sind mit Hygienekonzepten gut vorbereitet“, heißt es. Für die Betriebe sei ein Öffnungspfad, der konkrete Voraussetzungen für eine schrittweise Rücknahme der Einschränkungen für die Betriebe beschreibe, jetzt wichtiger denn je. Daher begrüße man es, dass auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz auch über konkrete Voraussetzungen für Öffnungsschritte gesprochen werden soll.

Die Unterzeichner sind sich einig, dass Bund und Länder gemeinsam Kriterien entwickeln sollten, die zunächst aufzeigen, wann ein Ende der allgemeinen Kontaktreduzierung möglich ist. „Die weitere Prioritätenreihenfolge und auch Festlegung der Schutzbedingungen für eine Öffnung im Einzelfall sollten dann ebenfalls anhand nachvollziehbarer Kriterien aufgezeigt werden“, heißt es.

Unterzeichnet haben den Brief: Jürgen Steinmetz (IHK-Hauptgeschäftsführer, Foto), Marc Blondin (CDU), Frank Boss (CDU), Dietmar Brockes (FDP), Dr. Jörg Geerlings (CDU), Oliver Keymis (Bündnis 90/Die Grünen), Jochen Klenner (CDU), Hans-Willi Körfges (SPD), Britta Oellers (CDU), Dr. Marcus Optendrenk (CDU), Ina Spanier-Oppermann (SPD), Andreas Terhaag (FDP) und Heike Troles (CDU).

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein




„Border One Stop Shop“ stärkt Hamburger Hafen

Der Hamburger Hafen ist ein bedeutender europäischer Standort für die Ein- und Ausfuhr von Waren. Im Rahmen einer europäischen Strategie sollen alle EU-Mitgliedsstaaten an allen europäischen Eingangsstellen die verschiedenen Kontrollen nach Möglichkeit zur selben Zeit und am selben Ort vornehmen. In Deutschland wird Hamburg vorangehen und im nationalen Pilotprojekt „Border One Stop Shop“ (BOSS) die veterinär- und lebensmittelrechtlichen Einfuhrkontrollen, die Pflanzengesundheitskontrollen, die Konformitätskontrollen und die Zollkontrollen am Standort Waltershof/Finkenwerder Straße, an dem bisher schon das Zollamt Hamburg tätig ist, zusammenführen.

An dem Projekt sind die für die Wareneinfuhrkontrollen zuständige Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, die Behörde für Wirtschaft und Innovation sowie die Generalzolldirektion und die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung beteiligt. Seit April 2019 wurden die Vorprüfungen für ein mögliches Projekt durchgeführt, die mit einem positiven Ergebnis für das Projekt und den Standort abgeschlossen wurden. Mit dem heutigen Senatsbeschluss geht das Projekt nun in die nächste Phase in der das Realisierungskonzept erarbeitet wird.

Ziel des Projektes BOSS unter Federführung der Behörde für Justiz- und Verbraucherschutz ist die Schaffung eines gemeinsamen Abfertigungszentrums, um die behördlichen Kontrollen bei Eingang der Sendungen im Hamburger Hafen an einem Ort und zur selben Zeit durchführen zu können. Die Einfuhrabfertigung von Containern wird hierdurch effizienter gestaltet. Die Kosten sowie der organisatorische und zeitliche Aufwand für die Wirtschaft werden reduziert und Synergieeffekte für die beteiligten Behörden erzeugt. Auf diese Weise soll die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens gesteigert und ein wichtiger Beitrag zur modernen Hafenentwicklung geleistet werden.

Am BOSS-Standort soll neben dem Zoll das Veterinär- und Einfuhramt Hamburg vertreten sein, das seine bisherigen Kontrollzentren am Reiherdamm und am Altenwerder Kirchtal aufgeben wird. Ebenso werden die Pflanzengesundheitskontrolle sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung jeweils eine Einrichtung am BOSS-Standort unterhalten. BOSS dient außerdem der Umsetzung neuer europäischer und nationaler Vorgaben hinsichtlich der Einfuhr von Waren aus Drittländern sowie künftiger rechtlicher Kontrollanforderungen.

Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina sagt: „BOSS ist eine große Chance für Hamburg. Mit dem heutigen Senatsbeschluss ist der Startschuss für die nationale Pilotierung gefallen. Wir freuen uns darüber, gemeinsam mit dem Bund ein zentrales Behördenkontrollzentrum im Hamburger Hafen zu errichten. Wir haben das Ziel für die Kundinnen und Kunden des Hamburger Hafens durch das gemeinsame Abfertigungszentrum erhebliche Verbesserungen zu erreichen und die Kontrollen noch effizienter zu organisieren. Neben dem neuen Standort, an dem die Kontrollen perspektivisch gebündelt werden, sollen auch IT-gestützte Abfertigungsprozesse zur Effizienzsteigerung beitragen.“

Der Senator für Wirtschaft und Innovation Michael Westhagemann sagt: „Durch das Zusammenwirken aller Kontrollbehörden werden wir unseren Hafen noch attraktiver machen. Wir werden den logistischen Aufwand für Unternehmen reduzieren, klimapolitische Ziele verwirklichen und die Containerabfertigung beschleunigen. Das gemeinsame Abfertigungszentrum hat Modellcharakter auch für andere Standorte in Deutschland.“

Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen Dr. Rolf Bösinger sagt: „Das Pilotprojekt BOSS bedeutet mehr Effizienz und weniger Bürokratie in der Abfertigung des Warenumschlags im Hamburger Hafen. Das ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland von elementarer Bedeutung.“

Quelle: Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, Foto: HHM/ Michael Lindner




Online-Jahresauftakt der Logistikbranche

Frank Oelschläger als Vorsitzender des Steuerungsgremiums des Kompetenznetzes Logistik.NRW und Präsident des LOG-IT Club e.V. gemeinsam mit dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) begrüßte zum diesjährigen Jahresauftakt des Kompetenznetzes Logistik.NRW rund 60 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik, die sich virtuell zugeschaltet hatten. Am eigentlichen Veranstaltungsort in der Düsseldorfer Geschäftsstelle des VVWL waren pandemiebedingt nur die Vortragenden anwesend.

In seiner Eröffnungsrede betonte Oelschläger die Wichtigkeit, trotz oder gerade wegen der aktuellen Krise weiter intensiv an den Themen Ansiedlungsflächen, Infrastruktur, Fachkräfte und Digitalisierung gearbeitet werden muss. In Bezug auf den Güterverkehr mahnte er ein europaeinheitliches Vorgehen gegen die Pandemie an, um die Grenzen für den Waren- und Güterverkehr offen zu halten und gleichzeitig den Schutz der Gesundheit und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ebenso müssten für die weit über 100.000 in deutschen Unternehmen beschäftigten Fahrer aus Mittel- und Osteuropa praktikable Ausnahmen geschaffen werden.

Nach der anschließenden Ehrung der LogistiKids des Jahres 2020 durch Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (s. gesonderte Pressemitteilung) hielt dieser einen Impulsvortrag zu den politischen und wirtschaftspolitischen Schwerpunkten der NRW-Landesregierung in 2021. Dabei hob er hervor, dass NRW der Logistikstandort schlechthin sei. Dies gelte auch für die Entwicklung und Umsetzung der Technologien zur Entwicklung und Umsetzung alternativer Antriebstechnologien und der Digitalisierung von Branche und Industrie. Der Minister nannte unter anderem den Digitalhub Logistik und Block-Chain basierte digitale Technologien für den Handelsaustausch.

Insgesamt stelle die Pandemie hohe Anforderungen an die Logistik – zum Beispiel Transport des Impfstoffes Biontech bei -70°. „Das wäre ohne eine gute Logistik nicht darstellbar. Es ist sehr beruhigend, dass wir uns auf Spedition und Logistik verlassen können – Danke schön!“, lobte er die Leistungen der Branche. Das Thema Homeoffice sei richtig und wichtig, könne aber nicht jedes Unternehmen umsetzen und sei auch nicht für jeden Arbeitnehmer geeignet. Dennoch sollte es überall dort, wo es geht, zum Beispiel mit wechselnden Teams, realisiert werden, um wirksam die Pandemie bekämpfen zu können. Auch abseits der Pandemie würde es den Verkehr bereits erheblich entlasten, wenn Arbeitnehmer „nur“ ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice verbleiben; bereits hiermit könne ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2030 geleistet und für die Logistik staufreiere Transporte gewährleistet werden.

Generell dürfe das Zusammenspiel einer erfolgreichen Wirtschaft und einer nachhaltigen Umwelt keine Gegensätze darstellen. Hierzu leiste die Logistik, namentlich das Kompetenznetz und des VVWL mit ihren Unternehmen einen starken Beitrag, zum Beispiel bei der Zurverfügungstellung von großen Flächen zur Umsetzung von Photovoltaik-Projekten. Im Rahmen der Forschung für alternative Antriebe engagiert sich NRW stark für den Bereich Wasserstoff (Wasserstoff-Roadmap). Dieser Kraftstoff sei für alle Verkehrsträger geeignet und insbesondere für große Einheiten und lange Strecken. NRW habe eine enorme Forschungspower und kombiniert mit der Photovoltaik sollte ein echter Durchbruch gelingen, um Logistik noch umweltfreundlicher zu machen.

Rückblickend für 2020 sei die Wirtschaft trotz Pandemie mit einem blauen Auge davongekommen (Einbruch bei „nur“ circa 5 Prozent). Das lag auch insbesondere daran, dass wegen einer guten Grenzpolitik in NRW internationale Lieferketten sich schnell erholen konnten. Wenn die Politik die Pandemie weiter verantwortungsvoll bekämpfe, könne der Export in 2021 um circa 10 Prozent wachsen. Jetzt müsse zudem nachhaltig in die Transformation investiert und weiter die Forschung gefördert werden, damit wir im Inland Erfolge wie bei der Impfstoffherstellung generieren können.

In Bezug auf den Brexit betonte der Minister, dass NRW weiter mit Großbritannien als traditionell wichtigen Handelspartner zusammenarbeiten werde; viele britische Firmen seien in NRW angesiedelt. Auch aus diesen Gründen habe NRW auf ein Handelsabkommen mit GB gedrängt. Es liege allen daran, die gute Zusammenarbeit fortzusetzen.

Anschließend diskutierte Minister Pinkwart unter der Moderation von Dr. Christoph Kösters, Manager Kompetenznetz Logistik.NRW / Hauptgeschäftsführer VVWL e.V. gemeinsam mit Frank Oelschläger, Horst Kottmeyer (Vorsitzender VVWL NRW e.V. / Aufsichtsratsvorsitzender BGL e.V.), Joachim Brendel (Federführer Verkehr Die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen (IHK NRW)) und Peter Abelmann (Manager Kompetenznetz Logistik.NRW / Geschäftsführer LOG-IT Club e.V.) über Wege aus der Krise.

Beim Thema Digitalisierung wies Frank Oelschläger auf den Aspekt sich verändernder Geschäftsmodelle hin. Joachim Brendel sah die digitalen Plattformen und ihre Technologien und Effekte als eine Herausforderung für mittelständische Handels- und Logistikunternehmen und richtete an den Minister die Forderung, in der Pandemie verstärkt dem Einzelhandel zu helfen.

Kottmeyer betonte in Bezug auf die Herausforderungen bei der Dekarbonisierung, dass die Logistik sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst sei, aber hinsichtlich der Investitionen in den Fuhrpark Planungssicherheit bräuchten. Wichtig sei auch die Forschung – den technologischen Vorsprung in Deutschland dürfe z. B. bei alternativen Antrieben nicht verloren werden. So sei es bedenklich, wenn erste Wasserstoff-Nutzfahrzeuge nicht aus Deutschland, sondern aus Ost-Asien kämen. Eine erfolgreiche Dekarbonisierung sei davon abhängig, wie schnell und zu welchen Kosten neue Technologie komme; ebenfalls sei eine angemessene Förderkulisse notwendig. Derzeit sei Wasserstoff auf 100 km noch dreimal so teuer wie Diesel. Dem pflichtete Brendel bei und ergänzte, es liege nicht am Willen der Unternehmen, eher am Mangel der Technologie; das sei der Ansatzpunkt und hier sei Politik und Forschung gefordert. Es müsse sich noch einiges bewegen.

Nach den im Jahresauftakt vorgestellten Zahlen des NRW-Logistikindexes aus seiner Befragung zum Jahreswechsel rechnen 68 Prozent der Befragten aus der Logistikbranche mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 80 Prozent erwarten steigende Preise, 87 Prozent auch steigende Kosten, nicht zuletzt wegen der CO2-Besteuerung. Insgesamt bewerteten die Befragten die Perspektiven als verhalten optimistisch. Generell schloss sich Frank Oelschläger dieser Prognose an, gab allerdings zu bedenken, dass dies stark abhängig von der weiteren Entwicklung der Pandemie sei. Zudem sei wichtig, sich von China zu lösen (Stichwort: Seidenstraße) und sich auf eigene Stärken zu besinnen; die Wirtschaft Deutschlands sei stark genug, um die Krise zu meistern. Kottmeyer gab dabei zu bedenken, dass die Zahlen vom Logistikindex aus einer Periode vor Weihnachten stammen, als noch keine Virusvarianzen im Umlauf waren. Insgesamt sei mit einer höheren Arbeitslosenzahl zu rechnen. Mit Brendel teilte er die Hoffnung, dass sich die Handelsbeziehungen mit den USA unter der Führung des neuen Präsidenten wieder verbessern würden, allerdings ging Brendel davon aus, dass Präsident Biden die Außenpolitik nach dem Motto: „Buy American“ ausrichten werde. Hinsichtlich des Brexits berichtete der auf Großbritannien-Verkehre spezialisierte Unternehmer Kottmeyer, dass seit Januar völliges Chaos herrsche und noch keine Fahrt ohne Probleme beendet werden konnte. Hieran seien ein Übermaß an Bürokratie und die neuen Zollvorschriften Schuld. Denn Großbritannien sein nun mit allen Konsequenzen ein EU-Drittland. Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen nicht zuletzt in Großbritannien seien nicht genug vorbereitet, genauso wenig wie die englische Administration, deren Abläufe nicht oder nur unzureichend digitalisiert wären.

In seinem Schlusswort betonte Dr. Kösters, dass Minister Pinkwart große Affinität zur Branche dargestellt habe und dankt für die lobenden Worte des Ministers zur Rolle der Logistik in der Pandemie. Das klare Bekenntnis des Ministers zum Logistikstandort NRW sei hervorzuheben. Die Branche wiederum bekenne sich in aller Konsequenz zum Infektions- und Hygieneschutz. Wichtig sei in der aktuellen Pandemie-Situation aber, die Freiheit des Warenverkehrs und der damit Beschäftigten im Sinne der „EU-Green-Lanes“ zu sichern bzw. wiederherzustellen.

Quelle und Foto: VVWL, coronagerechtes Auditorium und Vortragende




Nachhaltig und ohne Barrieren auf der Donau

Eingebettet in die Europäische Strategie für den Donauraum (EUSDR) ging viadonau im Rahmen einer Arbeitsgruppe zum Abbau administrativer Barrieren gemeinsam mit den Donauanrainerstaaten daran, praxisorientierte Lösungen zu erarbeiten – wichtige Wegmarken vor allem auch für viadonau-Logistikexpertin Deniza Staewa, die als Leiterin der Arbeitsgruppe den Fokus auf das gemeinsam Erreichte richtet: Die Veröffentlichung eines Handbuchs zu Grenzkontrollen, der die nun schrittweise in den Anrainerstaaten der Mittleren und Unteren Donau eingeführten international standardisierten Grenzkontrollformulare (DAVID, Danube Navigation Standard Forms) folgen sollten.

Die Vorstellung erfolgte im Rahmen eines Webinar „Nachhaltig und ohne Barrieren auf der Donau“ der GSV, die Plattform für Mobilität, das sich der Frage widmete, wie der Verkehr am Strom angesichts einer steigenden Nutzung der Wasserstraße noch besser im Fluss gehalten werden kann. Top-Experten im digitalen Dialog: viadonau-Logistikprofis Simon Hartl und Deniza Staewa sowie Thomas Bogler, Vizepräsident, Nautik und Technik, Viking River Cruises.

Die Qualität eines Verkehrsträgers bemisst sich vor allem an Rahmenbedingungen, die einen möglichst unterbrechungsfreien Verkehrsfluss ermöglichen. Blickt man allein auf ihre Kapazitäten, ist die Wasserstraße längst Klassenprimus. Dennoch müssen Kapitäne insbesondere der grenzüberschreitenden Güter- und Kabinenschifffahrt auch auf der Donau oft zeitraubende Hürden überwinden. Neben den unumgänglichen Schleusungen bringen vor allem die unterschiedlichsten Grenzkontrollprozeduren den Verkehr ins Stocken. Verzögerungen, die nicht nur die Effizienz von Gütertransporten beeinträchtigen, sondern auch unangenehm für Passagiere sind. Ausgangspunkt für den Verbesserungsbedarf in Sachen administrative Barrieren ist für viadonau-Logistikexperte Simon Hartl daher nicht zuletzt die immer stärkere Nutzung der Wasserstraße durch die internationale Passagierschifffahrt: Während an der Oberen Donau bestehende Tourismusangebote weiter optimiert und Kreuzfahrten auch außerhalb der Tourismussaison immer beliebter werden, würden an der Mittleren und Unteren Donau neue Tourismusdestinationen erschlossen. Demgegenüber standen bisher oft fehlende Informationen zu den jeweiligen teils sehr unterschiedlichen Grenzkontrollformalitäten und mangelnde zwischenbehördliche Koordination. Eingebettet in die Europäische Strategie für den Donauraum (EUSDR) ging viadonau im Rahmen einer Arbeitsgruppe zum Abbau administrativer Barrieren gemeinsam mit den Donauanrainerstaaten daran, praxisorientierte Lösungen zu erarbeiten – wichtige Wegmarken vor allem auch für viadonau-Logistikexpertin Deniza Staewa, die als Leiterin der Arbeitsgruppe den Fokus auf das gemeinsam Erreichte richtet. So zeitigten im Dreiklang „Vereinfachung, Harmonisierung und Digitalisierung“ die länderübergreifenden Bemühungen rasch zukunftsweisende Erfolge. Konkret: die Veröffentlichung eines Handbuchs zu Grenzkontrollen, der die nun schrittweise in den Anrainerstaaten der Mittleren und Unteren Donau eingeführten international standardisierten Grenzkontrollformulare (DAVID, Danube Navigation Standard Forms) folgen sollten.

Vereinheitlichung und Digitalisierung sind auch in der Schifffahrt selbst Trumpf. Das bestätigt einmal mehr Thomas Bogler von Viking River Cruises – vom erleichterten Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt in Sachen Binnenschifffahrt bis zur Einhegung der Kreuzfahrtschiffe in ein digitales Informationsnetz für optimale Sicherheit und Instandhaltung der Schiffe und maßgeschneiderte Services für Passagiere. Gleichzeitig rückten Umwelt und Schiffstechnik noch näher zusammen. Antriebstechniken würden – vor allem in Richtung Hybrid- und elektrische Antriebe – weiter verbessert, ebenso halte zeitgemäße Energieversorgung für Schiffe an Liegestellen durch die Einbindung in das landseitige Stromnetz Einzug.

Klar ist: Schifffahrt und Wasserstraßenverwaltungen fahren einen zunehmend modernen, zukunftsorientierten Kurs. Die Donau spielt eine wachsende Rolle im europäischen Transportnetz. Wie steht es um ihren Stellenwert in den einzelnen Donauländern? Simon Hartl zeigt sich optimistisch: Nicht nur könne man sich auf einen starken Rückhalt aus Brüssel verlassen – während die Donau für Österreich als Binnenland seit jeher eine essentielle Verkehrsader ist, spüre man auch in den übrigen Donauanrainerstaaten Bereitschaft zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Wasserstraße. Vor allem mit Ländern wie Rumänien, dessen Donauabschnitt mit der unmittelbaren Anbindung an das Schwarze Meer besonders stark frequentiert wird, entwickelte sich eine hervorragende Zusammenarbeit.

Die Coronavirus-Pandemie traf vor allem die Passagierschifffahrt an der Donau schwer und führte zu einem historischen Einbruch einer Branche, die in den Jahren zuvor stetige Zuwächse erlebt hatte. Auch für 2021 ist die Pandemie derzeit noch eine ernstzunehmende Herausforderung. Entsprechende Prognosen sind sowohl für Bogler als auch Hartl schwierig. Zwar kam die Güterschifffahrt bisher gut durch die Krise, dennoch gebe es noch viel ungenutztes Potenzial. Es dürfe laut Hartl jedoch nicht nur um die transportierte Tonnage auf der Donau gehen, sondern auch um die mit den Transporten einhergehende Wertschöpfung. Für übergroße Schwertransporte – Stichwort: High & Heavy – wie Teile von Windkraftanlagen aber auch für nachwachsende Rohstoffe und Recyclingprodukte erweise sich die Donau als geradezu prädestiniert. Mit der Umsetzung der überall in Europa nun anstehenden Impfpläne dürfe auch in der Tourismusschifffahrt wieder gehofft werden.

Quelle: viadonau, Foto: viadonau/Zinner

 




Hafenentwicklungsdialog: Wüst will mehr Tempo

Beim 9. Hafenentwicklungsdialog, bei dem die zuständigen Minister und Senatoren der Küstenländer, Vertreter der Bundesregierung und der Präsident des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) aktuelle Themen der Hafen- und Verkehrspolitik diskutierten, betonte der ZDS, dass die deutschen Seehäfen trotz der unwägbaren Umstände mit den richtigen Rahmenbedingungen wieder auf Wachstumskurs gebracht werden können.

„In der Corona-Krise ist einmal mehr sichtbar geworden, dass die deutsche Hafenwirtschaft auch in schwierigen Zeiten die Lieferketten aufrechterhalten und die Versorgung von Bevölkerung und Industrie sicherstellen kann. Corona hat aber auch gezeigt, dass wir die bereits laufenden Transformationsprozesse im Hafen – sei es Digitalisierung oder die Umstellung auf alternative Kraftstoffe im Rahmen der Energiewende – beschleunigen und in bewährter Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und mit der öffentlichen Hand weiter aktiv begleiten müssen“, sagte Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des ZDS. „Die Hafenwirtschaft steht in einem hart geführten internationalen Wettbewerb, an dem sich zum einen Standorte und zum anderen internationale Hafen- und Schifffahrtsunternehmen beteiligen. Wir müssen gemeinsam Wettbewerbsnachteile abbauen und einen fairen ordnungspolitischen Rahmen für die maritime Logistik schaffen.“

Im Zuge der Corona-Krise sank der Güterumschlag in deutschen Seehäfen im Zeitraum Januar bis September 2020 um – 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im letzten Quartal gab es allerdings Anzeichen einer Erholung. Im Jahr 2021 wird es laut der neuesten Gleitenden Mittelfristprognose des Bundesamtes für Güterverkehr im Seegüterverkehr zu einer klaren Aufholbewegung kommen. Allerdings ist angesichts der Unsicherheiten durch die anhaltende Corona-Krise schwer vorauszusagen, wie sich die Lage in Deutschland, in Mittel- und Osteuropa und in Übersee entwickeln wird.

Neben den Folgen der Corona-Krise diskutierten die Teilnehmer des 9. Hafenentwicklungsdialogs den europäischen Green Deal im Kontext der Häfen, die Auswirkungen der Energiewende sowie aktuelle Marktentwicklungen und die volkswirtschaftliche Bedeutung der Häfen.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst erinnerte im Gespräch mit Vertretern von Bund und norddeutschen Küstenländern an die Bedeutung von leistungsfähigen Wasserstraßen, modernen Hinterlandverkehren sowie Digitalisierung und Vernetzung für eine bessere und saubere Mobilität.„Seehäfen sind für das Exportland Nordrhein-Westfalen das Tor zum globalen Handel“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst. Wegen der geographischen Lage werde zurzeit der Größte Teil über die ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam) abgewickelt. „Aber ich bin um jede Tonne froh, die wir nicht von unseren starken Mittelständlern in Ost- und Südwestfalen quer durchs Ruhrgebiet und Rheinland fahren“, so Wüst. „Deshalb unterstützen wir das Projekt ‚Hamburg-NRW-Plus‘ mit einer direkten Containerzug-Verbindung zum Hamburger Hafen und sind offen für weitere, enge Zusammenarbeit mit den deutschen Seehäfen.“

Die Landesregierung nutzt für eine leistungsstarke Binnenschifffahrt auch die Chancen der Digitalisierung und Vernetzung. In Duisburg fördert das Land ein Versuchs- und Leitungszentrum für autonome Binnenschiffe mit 1,5 Millionen Euro. Die Automatisierung der Binnenschifffahrt ist gerade für Regionen mit hoher Verkehrs- und Industriedichte spannend, weil damit zur Entlastung des Straßenverkehrs beigetragen und für bessere und saubere Mobilität gesorgt werden kann.

Hinzu kommt ein weiteres spannendes Digitalisierungsprojekt in Duisburg, das die Landesregierung ebenfalls mit 1,5 Millionen Euro fördert: ein Versuchszentrum für innovative Hafen- und Umschlagtechnologien, wo am Hafen der Zukunft geforscht wird.

Weitere Themen des Hafenentwicklungsdialogs, der in diesem Jahr als Online-Treffen stattfand, waren die Herausforderungen für die Maritime Wirtschaft durch den von der EU-Kommission 2019 vorgestellten europäischen Green Deal, die Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz in der Schifffahrt sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Häfen.

Der Gastgeber des 9. Hafenentwicklungsdialogs, Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, sagte:

„Der heutige Hafenentwicklungsdialog hat gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Beteiligung des Binnenlandes Nordrhein-Westfalen unterstreicht die herausragende Bedeutung der Seehäfen für die Versorgung aller Regionen Deutschlands mit verschiedensten Gütern.“

Quelle und Logo: ZDS




SMM DIGITAL: Startschuss „maritime Transition“

Die maritime Weltleitmesse SMM DIGITAL beginnt.  Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie läuft sie in diesem Jahr erstmalig in Form einer digitalen Konferenz. Zum Start der SMM DIGITAL beleuchten führende Branchenvertreter in der Online-Auftaktpressekonferenz die aktuelle Lage unter Covid-19-Bedingungen und die Perspektiven unter anderem im Hinblick auf Digitalisierung und Klimaschutz. Im Mittelpunkt der SMM DIGITAL steht das breitgefächerte Konferenzprogramm mit internationalen hochkarätigen Teilnehmern. Alle Konferenzen der SMM DIGITAL sind für die Zuschauer in diesem Jahr kostenfrei.


Am Vorabend der SMM DIGITAL meldete sich Kitack Lim, Generalsekretär der Weltschifffahrtsorganisation IMO, mit einer Grußbotschaft zu Wort. Er beschrieb in seinem Statement zur Online-Auftaktpressekonferenz die aktuellen Herausforderungen für die Branche durch die Pandemie und hob die Bedeutung von Schifffahrt und Seeleuten für funktionierende Lieferketten hervor. Außerdem betonte er die positiven Aspekte der Maßnahmen zur Emissionsreduzierung, auf die sich die IMO-Mitgliedsstaaten Ende Oktober geeinigt haben. Sie würden der Branche wichtige Impulse auf dem Weg zu einer karbonfreien Zukunft geben. Der Entwicklung alternativer Brennstoffe komme hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Diese Position vertrat auch der ausgewiesene Branchenkenner Dr. Martin Stopford, Präsident des maritimen Analyseunternehmens Clarkson. Für das Erreichen der Klimaziele seien enorme Anstrengungen nötig. Es reiche nicht, die bestehenden Flotten emissionsfreundlicher zu machen, es brauche darüber hinaus kohlenstofffreie Antriebssysteme. „Diese Strategien sind für die Weltwirtschaft essenziell wichtig. Aber sie werden nur zum Erfolg führen, wenn die Branche substanzielle Ressourcen für den Aufbau der Teams und Organisationsstrukturen bereitstellt, die zu ihrer Realisierung benötigt werden“, so Stopford. „Das ist gegenwärtig nicht gerade eine Stärke der Branche. Es ist also erhebliche Denkarbeit notwendig, und nicht nur bei den Reedereien.“

Gefragt sind hier auch Motorenhersteller wie Rolls-Royce Power Systems. Dessen CEO Andreas Schell unterstrich die nachhaltige Ausrichtung seines Unternehmens. „Das diesjährige Motto der SMM ‚Driving the maritime transition‘ zeigt den richtigen Kurs für unsere Branche an. Als Anbieter von Energie- und Antriebslösungen für eine klimaneutrale Zukunft verfolgen wir diesen konsequent. Auch das letzte schwierige Jahr hat nichts daran geändert, dass die Klimaschutzziele ganz vorne auf der Agenda der maritimen Industrie bleiben. Wir unterstützen das und setzen alles daran, die maritime Energiewende mit neuen Technologien voranzutreiben“, sagte Schell.

Die Bedeutung einer Kooperation entlang der gesamten Lieferkette betonte in diesem Zusammenhang Knut Ørbeck-Nilssen, CEO des führenden Klassifikations- und Beratungsunternehmens DNV GL – Maritime: „Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um die Ziele der IMO für 2050 zu erreichen.“ Bereits jetzt geschehe das in noch nie dagewesenem Ausmaß. Ørbeck-Nilssen ist davon überzeugt, dass „wir in ein Jahrzehnt der Innovation und Zusammenarbeit eintreten, das eine maritime Renaissance einläutet“. Die beiden Säulen seien der Schlüssel für den Fortschritt der Branche.

Auf einem guten Weg sieht sich die Hamburger Linienreederei Hapag-Lloyd, wie deren Chief Operating Officer Dr. Maximilian Rothkopf erklärte. „Das vergangene Jahr war eine ziemliche Herausforderung, aber wir und die gesamte Containerschiffsbranche haben sie gut gemeistert, indem wir flexibel auf die Veränderungen reagiert haben.“ Nun müsse die Branche den gleichen Ehrgeiz zeigen, wenn sie ihr „übergeordnetes Ziel“ angehe, so Rothkopf – die Reduzierung der Treibhausgasemissionen.

Welchen Beitrag die Schiffbauer und Zulieferer zu diesem Aufbruch zu neuen Ufern leisten können, skizzierte Kjersti Kleven, Vorsitzende des europäischen Branchenverbands SEA Europe. „Covid-19 hat Europas Werften und die maritimen Zulieferer hart getroffen – und das zu einer Zeit, in der der Sektor bereits unter wachsendem Handelsprotektionismus und fehlenden staatlichen Beihilfen litt“, so Kleven. Doch sie sieht in der aktuellen Situation auch eine enorme Chance: „Mit Unterstützung der Politik können Werften und Ausrüster nicht nur die aktuellen Herausforderungen durch die Pandemie bewältigen – wir können auch dem Klimawandel begegnen. Denn wir haben das Werkzeug, die dafür nötigen Technologien zu liefern und so das vielversprechende Potenzial der Digitalisierung, Automatisierung und der Blue Economy voll auszuschöpfen.“

Die Gastgeber der SMM DIGITAL blicken ebenfalls voller Erwartung auf die kommenden vier Tage: „Wir freuen uns, dass wir für das vielfältige Online-Konferenzprogramm der SMM DIGITAL mehr als 160 hochkarätige Branchenvertreter und Experten gewinnen konnten und versprechen uns – gerade in dieser für uns alle außergewöhnlichen Situation – viele anregende Diskussionen“, sagt Bernd Aufderheide, Präsident und CEO der Hamburg Messe und Congress GmbH.

Die Teilnahme an den digitalen Fachkonferenzen der SMM DIGITAL ist in diesem Jahr für die Zuschauer kostenfrei. Damit unterstreicht die maritime Weltleitmesse in dieser herausfordernden Zeit ihre Verbundenheit mit der Branche der maritimen Wirtschaft. Die Konferenzen der SMM DIGITAL sowie weitere Sessions und Interviews der maritimen Branche werden an den vier Tagen über zwei Streams online übertragen.

Über eine digitale Q&A Funktion können die Zuschauer Fragen an die Panelisten im Conference Stream stellen. Die Moderatoren sammeln die Fragen und richten sie am Ende jeder Session an die Speaker. Zusätzlich können sich die Zuschauer über eine Chatfunktion untereinander in der maritimen Community austauschen. Darüber hinaus haben die Macher der SMM DIGITAL eine zusätzliche Kommunikationsplattform geschaffen. Über MariMatch@SMM gibt es die Möglichkeit, potenzielle Geschäfts- und Forschungspartner kennenzulernen und das eigene maritime Netzwerk zu erweitern.

Mehr Informationen zur SMM DIGITAL sowie das gesamte Konferenzprogramm und den kostenfreien Zugang zu allen Konferenzen gibt es unter: www.smm-hamburg.com

Quelle: Hamburg Messen, Foto: Hamburg Messen/ Michael Zapf, SMM DIGITAL Pressekonferenz Moderator Daniel Münter und Bernd Aufderheide, Präsident und CEO Hamburg Messe und Congress GmbH.

 




Intelligent arbeiten für eine bessere Mobilität

Der Hafen Antwerpen engagiert sich seit Jahren für die Verlagerung weiterer Verkehre von der Straße auf die Schiene. Die Maßnahmen und Projekte werden unter dem Projektnamen BRaiNS zusammengefasst, der für die Bereiche Binnenschifffahrt, Railverkehr, Nachtlogistik und Short-Sea steht. Die BRaiNS-Highlights und Herausforderungen des vergangenen Jahres hat der  Mobilitätsmanager des Hafens Antwerpen, Tom Verlinden, zusammengefasst. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er Tag für Tag daran, intelligente Antworten auf viele Fragen zu finden. und dabei dreht sich alles um „BRaiNS“.

Bis 2030 will der Hafen Antwerpen weitere Verkehre während des Tages von der Straße auf andere Verkehrsträger verlagern. Welche Schritte haben Sie im Jahr 2020 dazu unternommen?

„Unsere Aktivitäten und Bemühungen drehen sich alle um ‚BRaiNS‘. Die Abkürzung steht bei uns für Binnenschifffahrt, Railverkehr, Nachtlogistik und Short-Sea, also alle Alternativen, die wir anbieten, um den Straßengüterverkehr – vor allem tagsüber – auf ein Minimum zu reduzieren. Wir konzentrieren uns dabei hauptsächlich auf den Containerverkehr, den größten und am schnellsten wachsenden Bereich unseres Umschlags, da hier mehr als die Hälfte der Hinterlandtransporte per Lkw erfolgen. Für den Hafen insgesamt erreicht die Binnenschifffahrt bereits einen größeren Anteil an den Verkehrsströmen als der Straßentransport.“

Warum haben Sie die Bemühungen zum Modal Shift 2020 noch einmal verstärkt?

„Es handelt sich nicht um einen plötzlichen Kurswechsel. Wir arbeiten ja schon seit langem daran, die Verkehre zu verlagern. Aber natürlich spielen die Arbeiten an der Oosterweel-Verbindung auf dem Antwerpener Ring eine große Rolle. Wir haben uns gut vorbereitet und noch intensiver mit dem Thema beschäftigt, um weitere Staus zu vermeiden. 2020 war natürlich auch ein sehr untypisches Jahr: Wegen des Lockdowns ging der Personenverkehr zurück und es gab daher kaum Staus. Auffällig ist nämlich, dass der Güterverkehr auf den Autobahnen auch 2020 nicht wesentlich zurückgegangen ist.

Dies zeigt noch einmal, wie wichtig es ist, sich auf Alternativen zu konzentrieren. Die logistische Lage des Hafens Antwerpen ist unser größter Trumpf: zentral in Europa, am Knotenpunkt dreier großer Schienenkorridore und mit Binnenschiffsverbindungen zu Schelde, Rhein und Maas. Diesen Trumpf müssen wir voll ausspielen. Außerdem sind wir über den Seeweg Short-Sea mit vielen Regionen in Europa verbunden. Auch in Bezug auf die Umwelt können all diese Alternativen punkten. Allein ein Short-Sea-Schiff holt beispielsweise tausende von Lkw von der Straße. Nachhaltigkeit gewinnt nicht nur für den Hafen, sondern auch für die Industrie und den Endverbraucher, der seine Waren online bestellt, immer mehr an Bedeutung.“

Haben Logistikmanager Angst vor einer Verkehrsverlagerung, beispielsweise vom Lkw aufs Binnenschiff?

„Sie haben keine Angst, aber eine gewisse Zurückhaltung ist durchaus vorhanden. Das ist ja auch verständlich, schließlich geht es darum, eingespielte Routinen zu verändern. Dennoch ist es sinnvoll, unter Berücksichtigung der eigenen Anforderungen, die vorhandenen Alternativen zu prüfen. Dabei kommt es vor allem auf vier Faktoren an, nämlich auf die Kosten, die Frequenz, die Laufzeit und die Zuverlässigkeit des Transportmittels. Ist die zurückzulegende Strecke kürzer als 100 Kilometer, mag der LKW als das passendste Transportmittel erscheinen. Aber, um Staus zu vermeiden, können Verlader hier immer noch auf die Nachtlogistik ausweichen. Darüber hinaus bietet z. B. auch das Binnenschiff auf kurzen Strecken großartige Lösungen. Bei Transportwegen über 100 Kilometern sind die alternativen Optionen in jedem Fall zahlreich und oft sogar zuverlässiger und günstiger als die Straße.“

Was haben Sie im Jahr 2020 getan, um diese Alternativen noch attraktiver und bekannter zu machen?

„Wir haben eine Reihe wichtiger Maßnahmen umsetzen können, darunter zusätzliche Bahn- und Short-Sea-Verbindungen sowie die Öffnung der größten Terminals am Hafen auch in der Nacht. Auch unser Intermodal Marketplace, eine Ausstellung, die wir 2020 zum zweiten Mal veranstaltet haben, hat großen Zuspruch erfahren. Rund 500 Teilnehmer waren, in diesem Jahr natürlich virtuell, dabei. Der Intermodal Marketplace dient dazu, Logistikakteure mit Transportunternehmen zusammenzubringen, um die neuesten Verbindungen und Transportmöglichkeiten zu entdecken. Darüber hinaus haben wir zwei Webinare veranstaltet, in denen unsere Mobilitätsberater Fragen beantwortet haben. Da tut sich also einiges.

Wie reagieren die Akteure, die bereits auf alternative Verkehrsträger umgestiegen sind?

„Absolut positiv. Da die Verkehrssituation auf der Straße infolge des Lockdowns allgemein ruhiger war, gab es zwar weniger Bedarf vom Lkw auf andere Verkehrsträger umzusteigen – entsprechend konnte auch keine wesentliche Verlagerung verzeichnet werden. Aber die Zahlen bleiben stabil, d. h. wer einmal umgestiegen ist, scheint mit seiner Wahl zufrieden zu sein. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, werden wir das Angebot weiter ausbauen und beratend zur Seite stehen. Um das Thema weiter in den Fokus zu stellen, haben wir ein spielerisches Quiz erstellt. Teilnehmer können dort herausfinden, welcher Typ von Supply Chain Manager sie sind und Tipps erhalten, um ihre Logistikkette zu verbessern. https://www.portofantwerp.com/en/mobility-quiz

Die Highlights von Mobility Manager Tom Verlinden

Das hat sich 2020 in Sachen Binnenschifffahrt, Railverkehr, Nachtlogistik und Short-Sea getan:

BINNENSCHIFFFAHRT: Effizienter und zuverlässiger

„Wir haben uns mit Akteuren der gesamten Binnenschifffahrts-Branche an einen Tisch gesetzt, um die Prozesse im Hafen zu optimieren. Wir haben unter anderem ein Zeitfenstermanagement-Verfahren für Binnenschiffe eingeführt und vereinbart, die Minimum-Call-Size an den Terminals auf 20 Containerbewegungen festzulegen. Dies erforderte einen großen Aufwand von allen Akteuren, die zu diesem Zweck ihre Mengen bündeln mussten. Aber das Ergebnis ist spürbar: 40 Prozent weniger Schiffe an den Terminals, was die Abfertigung effizienter und zuverlässiger macht. Eine Win-Win-Situation für alle.“

RAILVERKEHR: Neue Verbindungen und Infrastruktur

„Es gibt eine Reihe wichtiger Errungenschaften im Schienenverkehr: Viele neue Verbindungen innerhalb Europas wurden geschaffen, insbesondere zwischen Antwerpen und Deutschland, Österreich sowie Polen, auch die Frequenz der bestehenden Güterzüge steigt. Gemeinsam mit dem belgischen Bahninfrastrukturdienstleister Infrabel arbeiten wir an der Elektrifizierung der letzten Meile von Antwerpen Nord zum Terminal. So können die internationalen Züge direkt zu den großen Terminals fahren, was einen erheblichen Gewinn an Effizienz und Nachhaltigkeit mit sich bringen wird.“

NACHTLOGISTIK: Tiefsee-Terminals 24/5 geöffnet

„Seit 2020 sind alle großen maritimen Containerterminals 24/5 geöffnet. Ein riesiger Vorteil, denn eine Lieferkette, die sich allein auf Stoßzeiten konzentriert, ist nicht mehr zeitgemäß. Verlader, die sich dafür entscheiden, ihren Container nachts abzusetzen oder abzuholen, sind leicht doppelt so schnell. Darüber hinaus werden ab 2021 zwei Konsolidierungszentren eröffnet, die Container bündeln und nachts zu den Seeterminals bringen. Wir fördern solche Initiativen natürlich.“

SHORT-SEA: Erweiterung des Angebots

„Short-Sea-Verkehre haben mit dem Brexit an Bedeutung gewonnen und sind der bevorzugte Verkehrsweg in das Vereinigte Königreich. Sie vermeiden mit nur einem Schiff bereits tausende von Fahrern, die andernfalls Kontrollen und Staus an der Grenze passieren müssten. Zugleich werden Tausende Lkw eingespart, was Short-Sea zudem umweltfreundlicher macht. Obendrein ist es auch noch sehr zuverlässig. Das Angebot von und nach Antwerpen wurde 2020 stark erweitert, insbesondere in das Vereinigte Königreich sowie nach Spanien, Portugal und Russland. Bei den Verbindungen in die Türkei und nach Israel war der Hafen Antwerpen schon zuvor Marktführer.“

Quelle: Hafen Antwerpen. Fotos: Hafen Antwerpen/ Stephanie Fraikin und Hafen Antwerpen/ Jonathan Ramael




Nutzen der Schifffahrtsförderung

In diesem Jahr laufen drei der wichtigsten Förderinstrumente für die Beschäftigung von hochqualifiziertem Bordpersonal am Schifffahrtsstandort Deutschland aus. Dies betrifft sowohl den vollständigen Lohnsteuereinbehalt als auch die Zuschüsse zur Senkung der Lohnnebenkosten. Gleiches gilt für die Anpassung der Schiffsbesetzungsverordnung an den europäischen Standard. Vor diesem Hintergrund hat der Verband Deutscher Reeder (VDR) bei der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland eine Studie in Auftrag gegeben, um diese Maßnahmen zu evaluieren. Gleichzeitig ließ auch das Bundesministerium für Verkehr die Förderung unter die Lupe nehmen.

Alfred Hartmann, Präsident des VDR, kommentiert die nun vorliegenden Ergebnisse: „Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Förderung geholfen hat, Ausbildung und Beschäftigung trotz stark geschrumpfter Handelsflotte weitestgehend zu stabilisieren. Das stellt auch klar: Die an die Beschäftigung hochqualifizierten Personals geknüpften Maßnahmen sind keine „Reederförderung“ einzelner Unternehmen, sondern sie dienen der Sicherung maritimen Know-hows sowie der Beschäftigung und Ausbildung am Standort insgesamt.“ Ohne das Maßnahmenpaket, so Hartmann weiter, wäre die Anzahl der Schiffe unter deutscher Flagge sowie einheimischer Seeleute weiter erheblich gesunken, mit substanziellen Folgen für das maritime Cluster.

Das Paket zur besseren Förderung der Beschäftigung einheimischen Seepersonals war beschlossen worden, nachdem im Zuge der auf die Finanzkrise folgenden Schifffahrtskrise zahlreiche der Unternehmen der Branche in schweres Fahrwasser geraten waren und damit der maritime Standort insgesamt bedroht war. Zudem sollte deutschen Reedereien der Einsatz von hochqualifiziertem Bordpersonal und das Führen der deutschen Flagge zukünftig unter ähnlichen Voraussetzungen wie an anderen EU-Schifffahrtsstandorten ermöglicht werden. Als die drei Maßnahmen in den Jahren 2016 und 2017 in Kraft traten, war eine Evaluierung bereits mit vereinbart worden.

Die wesentlichen Ergebnisse der PwC-Evaluierung:

Zwar ist die Anzahl der Schiffe der deutschen Handelsflotte in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich zurückgegangen – immer noch eine Folge der weltweiten Wirtschaftskrise nach der Lehman-Pleite. Auch die Anzahl der Schiffe, die unter deutscher Flagge fahren, hat sich reduziert. „Durch das bestehende Maßnahmenpaket ist es jedoch gelungen, den Anteil der Tonnage unter deutscher Flagge deutlich zu stabilisieren“, heißt es in der Studie. Die Abschwächung des negativen Trends lässt sich klar erkennen, zuletzt entwickelte er sich sogar positiv: Im Vergleich zu 2016 ist der Anteil der deutschen Flagge an in deutschen Seeschiffsregistern registrierten Schiffe bis Ende 2019 um drei Prozentpunkte gestiegen.

Die Anzahl der inländischen oder am Standort ansässigen Seeleuten konnte durch die Krise hindurch annährend stabil gehalten, die besetzten Ausbildungsplätze pro Schiff sogar gesteigert werden. Dies zeigt: das Know-how um den Betrieb von Schiffen konnte in Deutschland gesichert werden, trotz schwieriger Lage und einer schrumpfenden Flotte. Und dies ist dank der Förderung auch weiterhin zu erwarten: 78 Prozent der befragten Reedereien gaben etwa an, dass sie ohne die Maßnahmen nicht ausgebildet hätten.

Fazit der PwC-Studie: „Für das Fortbestehen des maritimen Knowhows am Standort Deutschland ist es unbedingt notwendig, die existierenden Maßnahmen fortzuführen, um dafür Sorge zu tragen, dass die Ausbildung von Seeleuten am Standort Deutschland sowohl qualitativ als auch quantitativ weiterhin auf einem hohen Niveau erfolgt. Zudem müssen die Voraussetzungen dafür erhalten bleiben, dass Seeleute auch nach Abschluss der Ausbildung Beschäftigung in der Seeschifffahrt finden.“

Fast parallel zu PwC Deutschland evaluierte auch die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) im Auftrag des Bundes die Maßnahmen auf ähnliche Weise und kam zu denselben Ergebnissen. Das Bundesministerium für Verkehr (BMVI) stellte entsprechend im Dezember eine Verlängerung der Maßnahmen durch die Bundesregierung um sechs Jahre in Aussicht.

VDR-Präsident Hartmann erwartet vor diesem Hintergrund eine baldige Umsetzung der Verlängerung: „Dies ist für Planungssicherheit in den Unternehmen hierzulande wichtig. Ganz entscheidend wird in den kommenden Monaten die Ausgangsposition sein, von der man ins Rennen der Post-Corona-Zeit geht“. Die aktuelle Wettbewerbssituation des Schifffahrtsstandorts Deutschland im Vergleich mit anderen EU-Staaten soll auch wichtiges Thema auf der nächsten Nationalen Maritimen Konferenz im Mai sein. Hartmann abschließend: „Wir sind gern bereit, gemeinsam mit allen Akteuren dort weitere Maßnahmen zur Sicherung und zum Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit zu erarbeiten.“

Quelle: Verband Deutscher Reeder (VDR), Foto: www.mediaserver.hamburg.de/ Andreas Vallbracht