Es fehlen 340 Lkw-Stellplätze

Überfüllte Raststätten, verkehrswidrig auf Standstreifen oder an den Zufahrten abgestellte Fahrzeuge, verzweifelte Fahrer auf der Suche nach einem Stellplatz – der Mangel an Lkw-Parkplätzen wird auch in Krefeld ein immer größeres Problem. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat die Situation nun in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen auf 16 Autobahn-Rastanlagen und zwei Autohöfen in ihrem Bezirk (Krefeld, Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen) untersucht. Demnach fehlen schon jetzt 340 Lkw-Stellplätze in der Region.

„Mit den Folgen dieses Mangels haben unsere Transportunternehmen täglich zu kämpfen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Fahrer und Unternehmen müssen inzwischen zusätzliche Zeit für die Parkplatzsuche einplanen.“ Die Parkplatznot sorgt für Verkehrsstörungen und steigert die Unfallgefahr. Das Fahrpersonal ist oft gezwungen, die Autobahn zu verlassen und Parkmöglichkeiten in Wohn- und Gewerbegebieten zu suchen. „Das führt natürlich zu Konflikten“, so Steinmetz.

In Krefeld ist die Situation besonders problematisch im Hafengebiet. Die Lkw-Fahrer parken ihre Fahrzeuge inzwischen nicht nur direkt am Hafen, sondern auch in den angrenzenden Wohnvierteln. „Die Zustände sind wegen fehlender Ver- und Entsorgungsstrukturen vielfach unhaltbar für alle Beteiligten“, sagt Wolfgang Baumeister, Leiter des IHK-Bereichs Verkehr und Infrastruktur. Er erinnert daran, dass die Fahrer dazu gezwungen sind, ihre gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten. Das Fahrpersonal muss bis zu elf Stunden zwischen zwei Schichten oder bis zu 45 Stunden zwischen zwei Arbeitswochen pausieren.

Mit der Zunahme des Güterverkehrsauskommens wird sich die Situation noch verschärfen. Bis zum Jahr 2030 wird der Stellplatzbedarf im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein nur an den Autobahnen von heute 936 auf 1.137 steigen. Aktuelle Planungen des Landesbetriebes Straßen.NRW sehen den Neubau von etwa 266 zusätzlichen Lkw-Parkplätzen an Rastanlagen im IHK-Bezirk vor. „Die geplanten zusätzlichen Aus- und Neubauten decken nicht einmal den heutigen Bedarf“, erklärt Steinmetz. „Deshalb müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden.“ Beispielsweise sollte über die Schaffung von Parkplätzen abseits der Autobahnen und digitale Stellplatz-Reservierungssysteme nachgedacht werden. Ein guter Ansatz aus Sicht der IHK ist das Online-Parkplatz-Informationssystem für das Hafengebiet Neuss.

Es wird auch darum gehen, die Verlader bei der Lösung des Problems einzubinden. „Schließlich lösen die Handels- und Produktionsbetriebe diese Verkehre aus“, so Steinmetz. „Daher sollten sie auch ihren Beitrag leisten und unter Umständen Parkflächen zur Verfügung stellen – soweit dies möglich ist.“

Die IHK wird nun im nächsten Schritt in den Kommunen, bei den Unternehmen sowie bei den Landes- und Bundesstraßenämtern für Runde Tische werben, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Folgende Rasthöfe wurden untersucht: Hoxhöfe Nord, Hoxhöfe Süd, TOTAL Autohof Krefeld, Vierwinden (Süd), Vierwinden (Nord), Herrather-Linde (Süd), Herrather-Linde (Nord), Cloerbruch Nord, Cloerbruch Süd
Bockerter Heide (Nord), Wolfskull (Süd), Geismühle Ost, Geismühle West
Morgensternsheide Ost, Morgensternsheide West, Nievenheim Ost
Nievenheim West, Shell Autohof Pflipsen.

Die Studie „Herausforderung: Lkw-Parken“ ist online abrufbar unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/25203

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein, IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und Wolfgang Baumeister, Leiter des IHK-Bereichs Verkehr und Infrastruktur haben die Studie „Herausforderung: Lkw-Parken“ vorgestellt.         




Suezkanal: Auswirkungen auch am Niederrhein

Der Suezkanal ist wieder befahrbar, doch schon jetzt ist klar: Der Welthandel wird noch Monate aus dem Takt sein. Auf die Seehäfen Antwerpen und Rotterdam rollt bald ein Container-Tsunami zu. Für die Hinterland-Logistik bedeutet das: Umfuhren, umladen, deutlich längere Wartezeiten und zusätzlicher Aufwand. Das wird auch für die Logistiker und Häfen in Duisburg und am Niederrhein herausfordernd sein, rät IHK-Geschäftsführer und Verkehrsexperte Ocke Hamann.

Ein weiteres Problem für den Niederrhein: Ausgerechnet jetzt ist die Güterrennstrecke, die Betuwe-Linie, durch Bauarbeiten für 14 Tage gesperrt. Den Logistikunternehmen stehen anstrengende Wochen bevor.

„Eine solche Situation hat es bislang noch nicht gegeben, allen Beteiligten fehlen Erfahrungswerte. Wir hoffen sehr, dass Bahn und Binnenschifffahrt in dieser Situation nicht den Kürzeren ziehen. Schon heute müssen die Binnenschiffe oft 80 Stunden und mehr in Rotterdam warten, bis sie an den Kai dürfen. Seeschiffe haben Vorfahrt, ihre Liegezeit ist deutlich teurer als die der Binnenschiffe. Wichtig ist, dass jetzt alle Akteure frühzeitig miteinander das Gespräch suchen. Besonders exportorientierte Unternehmen sollten zeitnah ihre Planungen überprüfen“, rät Hamann.

Quelle und Foto: Niederrheinische IHK



8 Prozent weniger in NRW-Binnenhäfen

In den nordrhein-westfälischen Binnenhäfen wurden im Jahr 2020 rund 106,5 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, lag der Güterumschlag damit um 8,0 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres und um 16,7 Prozent niedriger als im Jahr 2017.

Bei gut einem Viertel (28,0 Prozent) der beförderten Tonnage handelte es sich im Jahr 2020 um Gefahrgut. Die wichtigste Binnenwasserstraße in Nordrhein-Westfalen ist der Rhein. Drei Viertel (75,6 Prozent) der Güter wurden 2020 auf dieser Wasserstraße umgeschlagen.

Güterumschlag von Binnengüterschiffen in den NRW-Binnenhäfen
Güterabteilung 2019 2020
in Millionen Tonnen Veränderung1)
1) gegenüber dem  Vorjahr
Insgesamt 115,8 106,5 −8,0 %
  darunter
    Erze, Steine und Erden u. Ä. 33,3 29,4 −11,7 %
    Kokerei- und Mineralölerzeugnisse 22,6 22,0 −2,8 %
    Kohle, rohes Erdöl und Erdgas 15,8 12,2 −22,6 %
    chemische Erzeugnisse 13,8 13,2 −4,2 %

Zwischen 2017 und 2020 sanken die Umschlagmengen der Binnenschiffahrt in NRW in nahezu allen Güterabteilungen. Der Rückgang geht in diesem Zeitraum aber insbesondere auf die niedrigeren Tonnagen in den Güterabteilungen „Erze, Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse” (−7,2 Millionen Tonnen; −19,7 Prozent) und „Kohle, rohes Erdöl und Erdgas” (−6,6 Millionen Tonnen; −35,2 Prozent) zurück.

Wie die Statistiker weiter mitteilen, war beim Containerumschlag im Jahr 2020 ein Rückgang von 1,5 Prozent auf rund 1 115 500 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) zu verzeichnen: Der Empfang von Containern (rund 526 000 TEU) war dabei um 3,1 Prozent niedriger, der Containerversand blieb mit rund 589 400 TEU zum Jahr 2019 nahezu unverändert. Die in Containern beförderte Tonnage stieg um 7,0 Prozent.

Die beförderte Zahl an Containern wird in sog. TEU gemessen. Ein TEU entspricht einem ISO-Container, der 6,058 Meter lang, 2,438 Meter breit und 2,591 Meter hoch ist.

Quelle und Grafik: IT.NRW




Minister Wüst eröffnet neues Logistik-Center in Langenfeld

Die Zukunft der Mobilität ist digital und vernetzt – das gilt auch für die Citylogistik, den Waren- und Güterverkehr in Innenstädten. Gerade in urbanen Regionen können Online-Supermärkte die Versorgung mit Lebensmitteln unterstützen. Das Unternehmen Picnic hat nun in Langenfeld ein drittes sogenanntes „Fulfillment-Center“ in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Lagerhalle, in der auch Kundenbestellungen zur Auslieferung abgefertigt werden. Wenige Stunden nach Anlieferung wird die Ware umgeschlagen und an die Kunden ausgeliefert.

„Intelligente Citylogistik ist Voraussetzung dafür, Mobilität in unseren Städten besser und sauberer zu machen. Waren und Güter in kleinen, emissionsarmen Fahrzeugen auszuliefern kann dazu einen Beitrag leisten“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst.

Picnic liefert Lebensmittel und Drogerieartikel direkt nach Hause. Der Einkauf wird über eine Handy-App bestellt. In den Warenlagern werden die Einkäufe zusammengestellt und dann mit Elektrofahrzeugen in einem festgelegten Zeitfenster ausgeliefert. Um die besten Lieferwege zu finden, nutzt das Unternehmen ein Routing-System, das auf künstlicher Intelligenz basiert.

Der Lieferverkehr in den Innenstädten nimmt in Nordrhein-Westfalen stetig zu. Deshalb strebt das Land an, Verkehr zu vermeiden, Warenströme auf emissionsarme Fahrzeuge umzulagern und Verkehrsflüsse zu verbessern. Das Land unterstützt zum Beispiel Kommunen dabei, maßgeschneiderte Mobilitätskonzepte für eine intelligente und nachhaltige Citylogistik zu erstellen und fördert sie über die Förderrichtlinie vernetzte Mobilität und Mobilitätsmanagement. Über diese Richtlinie wird unter anderem ein Projekt der IHK Mittlerer Niederrhein gefördert. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Studie zum Thema „Mikro-Depots“ am Beispiel der Kommunen Krefeld, Mönchengladbach und Neuss. Dadurch sollen intelligente Logistiklösungen erarbeitet werden, für eine bessere, sichere und saubere Mobilität in Nordrhein-Westfalen.

Quelle: und Foto: Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Foto: Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen/ Ralph Sondermann




Informationen zur Sperrung des Suezkanals

Die Sperrung des Suezkanals durch ein havariertes Frachtschiff hält an. Seriöse und wichtige Hintergründe und Analysen auch zu diesem Thema haben wir auf unserer Facebook-Seite gesammelt. https://www.facebook.com/www.hafenzeitung.de. Es lohnt sich, einmal einen Blick zu werfen.




„Den Hafen der Zukunft neu denken“

Naturschutz, Sturmflutsicherheit und grüner Wasserstoff: Anlässlich eines Besuchs in Bremerhaven hat sich die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Dr. Maike Schaefer, über aktuelle Themen der Hafengesellschaft bremenports informiert. „Der Hafen ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land Bremen, sondern auch ein Treiber in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Deshalb ist mir sehr an einem intensiven Austausch über gemeinsame Themen gelegen“, so Senatorin Dr. Schaefer.

bremenports-Geschäftsführer Robert Howe hatte die für Naturschutz zuständige Senatorin zunächst auf der Luneplate über die Besonderheiten des Gebietes informiert (Foto). Die Luneplate ist das größte Naturschutzgebiet im Land Bremen und war vor mehr als zehn Jahren im Zuge der Hafenprojekte am Containerterminal als Ausgleichsmaßnahme entwickelt worden. Inzwischen ist die rund 1000 Hektar große Fläche ein europaweit bedeutender Rückzugsraum für zahlreiche Vogelarten. Die Flächen werden mit Wasserbüffeln bewirtschaftet, die dafür Sorge tragen, dass die vernässten Flächen ausreichend verdichtet bleiben. Robert Howe: „Wir sind durchaus stolz, dass es uns in relativ kurzer Zeit gelungen ist, einen solch bedeutenden Naturraum zu entwickeln. Für bremenports ist die Pflege und Entwicklung dieses Gebietes Teil der Unternehmensidentität.“

Ein weiteres Thema des Besuchs an der Luneplate war der Schutz vor Sturmfluten. Die etwa 22 Kilometer lange Deichlinie Bremerhavens ist inzwischen von bremenports weitgehend auf die derzeitigen Sollhöhen gebracht worden. Dennoch ist es absehbar, dass künftig weitere Ertüchtigungen der Deichanlagen erforderlich werden. Für diesen Fall, so Robert Howe, könne Kleiboden aus der Erschließung des künftigen Gewerbegebiet „Green Economy“ deponiert werden, um zu einem späteren Zeitpunkt kostengünstige Lösungen für weitere Deichertüchtigungen zu ermöglichen. bremenports sei daran gelegen, dass das erforderliche Genehmigungsverfahren keine unüberwindbare Hürde für dieses ökonomisch und ökologisch sinnvolle Bodenrecycling aufbaue.

Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs war ein ausführlicher Gedankenaustausch zum Thema Wasserstoff. bremenports hatte erst vor 14 Tagen eine umfangreiche Projektskizze beim Bundeswirtschaftsministerium eingereicht, die jetzt auf  Realisierungsmöglichkeiten geprüft werden. Insgesamt geht es derzeit um sieben Großprojekte mit einem Gesamtvolumen von 330 Millionen Euro. Das Wettbewerbsverfahren ist im Rahmen der europäischen Greendeal-Offensive ausgeschrieben worden. Über mögliche Förderungen soll im Laufe dieses Jahres entschieden werden. Howe: „Es geht darum, den Hafen der Zukunft neu zu denken. Gerade für den Verkehrsbereich kann der Hafen eine Fülle von Akzenten setzen.“ Im Einzelnen gehe es um die Entwicklung von Schiffen, Rangierloks oder auch LKW, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Dazu bedarf es einer großen Menge durch Windenergie hergestellten Stroms, der mittels Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt wird. Howe: „Hafen kann dabei für eine Vielzahl von Anwendungen ein Innovationsmotor sein.  Diese Chance möchten wir nutzen, um den Hafen klimaneutral zu entwickeln und zugleich auch wettbewerbsfähig zu halten.“

Senatorin Dr. Schaefer betonte, dass sie für eine Industriepolitik, die auf Klimaneutralität setze, im Hafen ein erhebliches Entwicklungspotential sehe. „Die Wasserstofftechnologie bietet eine riesige Chance für den Klimaschutz. Gerade die Kombination aus Windenergie, Hafen und grünem Wasserstoff ist ein zukunftsfähiges nachhaltiges Cluster für Bremerhaven. Hier können neue Arbeitsplätze entstehen und ein Beitrag für die Erreichung der Klimaziele des Landes Bremen geleistet werden.“

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Scheer




Umschlagsrückgang unterstreicht Handlungsbedarf

Bedingt durch die Corona-Krise ist der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. Um die Erholung der Hafenwirtschaft voranzutreiben, fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mehr Unterstützung der Politik im harten internationalen Standortwettbewerb und bei den großen Transformationsthemen Digitalisierung und Klimaschutz.

Die veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass der Gesamtumschlag im Jahr 2020 um – 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Von Januar bis Dezember 2020 wurden 275,7 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen, das sind rund 18,8 Mio. Tonnen weniger als 2019. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren schwankte der Umschlag um weniger als ein Prozent und lag bei rund 300 Mio. Tonnen pro Jahr.

Der Containerumschlag ist 2020 mit 14 Mio. TEU um – 6,9 Prozent gefallen. Der Umschlag von Fahrzeugen fiel um – 22,6 Prozent, bei Kohle, rohem Erdöl und Erdgas gab es einen Rückgang von – 20,7 Prozent. Besonders stark sind die Rückgänge auch im Passagierbereich, da aufgrund der Corona-Pandemie Insel- und Fährverkehre stark abnahmen und der Kreuzfahrtbetrieb fast komplett eingestellt wurde. Das Passagieraufkommen in deutschen Häfen fiel demnach im Jahr 2020 von 31,3 Mio. auf 16,4 Mio. Passagiere – das ist ein Rückgang um – 47,7 Prozent. Der Passagierverkehr, bei dem die Passagiere im Ausland ein- oder ausgestiegen sind, ging sogar um – 65,1 Prozent zurück. Schiffsbewegungen von Kreuzfahrtschiffen in deutschen Häfen fielen um – 82,3 Prozent.

Die Rückgänge in den Umschlag- und Abfertigungszahlen haben sich auf die Betriebsergebnisse und damit auch auf die Investitionsfähigkeit der Hafenunternehmen negativ ausgewirkt.

Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des ZDS: „Die durch die Corona-Krise verursachten Verluste treffen auf ein ohnehin schon schwieriges Umfeld: Der globale Wettbewerb wird immer schärfer. Gleichzeitig müssen sich die Seehafenbetriebe den Anforderungen der fortschreitenden Digitalisierung und der für den Klimaschutz notwendigen Maßnahmen stellen. Wir benötigen den weiteren Abbau von Standortnachteilen und nachhaltige Innovationsförderung, damit die Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen können.“

Die Hafenstandorte und Seehafenbetriebe in Deutschland bekommen zunehmend den Wettbewerbsdruck aus den Westhäfen, aber auch von Standorten aus dem Ostsee- und Mittelmeerraum und von den Schifffahrtslinien selbst, zu spüren. Damit dieser Wettbewerb fair abläuft, müssen auch die Rahmenbedingungen fair sein.

Etwa beim Erhebungsverfahren zur Einfuhrumsatzsteuer sollte daher auf die bereits im vergangenen Jahr von Bund und Ländern umgesetzten wichtigen Maßnahmen nun das Verrechnungsmodell folgen.

Ebenso gilt es, faire Bedingungen im Wettbewerb zwischen schiffsbasierten und landbasierten Logistikunternehmen zu schaffen. Schifffahrtsunternehmen profitieren dabei von vorteilhaften Sonderstellungen im Kartellrecht, im Beihilferecht und im Steuerrecht. Terminalbetreiber am Standort Deutschland geraten dadurch unter erheblichen Druck. Der ZDS fordert eine Nachjustierung der entsprechenden Rechtsinstrumente.

In den Häfen laufen bereits viele Transformationsprozesse, die die Digitalisierung ebenso wie die Umstellung auf alternative Energieträger im Rahmen der Energiewende vorantreiben sollen. Diese laufende Transformation muss weiter von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Damit Häfen die Energiewende aktiv mitgestalten können, müssen hohe Investitionen in die Ausstattung von Terminals und Verteilinfrastruktur für Energieträger wie Liquified Natural Gas (LNG) und Wasserstoff getätigt werden. Aber auch die Umrüstung und Neuanschaffung von Nutz- und Spezialfahrzeugen sowie Gerätschaften, die im Hafen zum Einsatz kommen, muss in Förderprogrammen berücksichtigt werden.

Daniel Hosseus: „In unseren Häfen ist viel in Bewegung. Die Unternehmen wollen sich für die Zukunft aufstellen und investieren dafür hohe Beträge. Trotz der Corona-Krise werden wir mit der flankierenden Unterstützung der öffentlichen Hand weiterhin unsere Position als führende Umschlagsplätze halten können.“

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e. V. (ZDS) ist der Bundesverband der rund 160 am Seegüterumschlag in den Häfen beteiligten Betriebe in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der ZDS vertritt die gemeinsamen wirtschafts-, gewerbe-, sozial- und tarifpolitischen Interessen der Unternehmen und schließt für seine tarifgebundenen Mitglieder Tarifverträge für die Hafenarbeiter. Präsident: Frank Dreeke, Vizepräsident: Jens Aurel Scharner, Präsidiumsmitglieder: Prof. Dr. Sebastian Jürgens, Jan Müller, Angela Titzrath. Der Sitz des Zentralverbandes ist Hamburg.

Quelle: ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Foto: HHM/ Luftbild Schlick




Öffnungsperspektive für Fahrgastschifffahrt

Mit großer Enttäuschung und Unverständnis hat der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) die Beschlüsse der jüngsten Bund-Länder-Konferenz zur Lage der Coronavirus-Pandemie vom 3. März aufgenommen. Trotz zuvor erfolgtem dringendem Appell des BDB an das Bundeskanzleramt, die zuständigen Bundesministerien und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder war das deutsche Fahrgastschifffahrtsgewerbe, eine wichtige Säule für den inländischen Tourismus, nicht Gegenstand der Beschlussfassung.

„Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass man der deutschen Fahrgastschifffahrt erneut keinerlei konkrete Öffnungsperspektive gegeben hat. Für uns bedeutet dies bis auf Weiteres eine große Ungewissheit, wann wir in die Saison starten können“, so BDB-Vizepräsident Dr. Achim Schloemer (KD).

Die Unternehmen der „Weißen Flotte“ werden damit auf die nächsten Bund-Länder-Gespräche am 22. März vertröstet, wobei völlig unklar ist, ob dann seitens der Politik endlich umfangreichere Lockerungen für die Bereiche Freizeit und Gastronomie, denen auch die Fahrgastschifffahrt unterfällt, ins Auge gefasst werden. Selbst die Öffnung der Außengastronomie rückt durch die aktuell gefassten Beschlüsse in weite Ferne.

„Auch wenn eine Vielzahl der Unternehmen in unserer Branche auch einen Verkauf von Speisen und Getränken an Bord anbieten und eine Wiederfreigabe von Ausflugsfahrten daher im Idealfall gemeinsam mit der Gastronomie erfolgt, hätten wir uns erhofft, dass zunächst zumindest die reine Beförderung von Fahrgästen im Linienverkehr wieder ermöglicht wird“, so Dr. Achim Schloemer.

Die Nichtberücksichtigung der „Weißen Flotte“ ist auch vor dem Hintergrund unverständlich, dass die Unternehmen bereits im vergangenen Jahr funktionierende Abstands- und Hygienekonzepte im Hinblick auf den Betrieb an Bord und das Fahrgastmanagement erarbeitet und diese auch schon erfolgreich erprobt haben. Zudem befinden sich viele der Sitzplätze auf den luftigen Freidecks der Schiffe, so dass ohnehin ein äußerst geringes Infektionsrisiko besteht.

„Das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist auf einem Fahrgastschiff keinesfalls höher als beim Besuch eines Museums oder eines Gartencenters. Wir sind jederzeit bereit, unsere Fahrgäste sicher zu befördern und ihnen in diesen schweren Zeiten Momente der Erholung auf dem Wasser anzubieten. Daher fordern wir die Politik nochmals dazu auf, dass unserer Branche, die durch die Corona-Pandemie und die staatlich verhängten Maßnahmen ganz besonders stark betroffen ist, schnellstmöglich konkrete Öffnungsperspektiven aufgezeigt werden“, erklärt der BDB-Vizepräsident.

Die Fahrgastschifffahrt ist durch die Covid19-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung verhängten staatlichen Maßnahmen unverschuldet in ihre größte Krise seit der Nachkriegszeit geraten. Dies liegt insbesondere daran, dass der Start in die Saison im Jahr 2020 erst im Verlauf des Monats Mai gestattet wurde, was dazu geführt hat, dass in diesen ersten Wochen ganz erhebliche Umsatzverluste eingetreten sind, welche dann im Saisonverlauf, gerade auch durch den Betrieb mit deutlich weniger Fahrgästen, nicht mehr aufgeholt werden konnten.

Gleichzeitig müssen die hohen Fixkosten, u.a. für Personal, Wartung und Pflege der Schiffsflotte sowie für kostenintensive Investitionen in den Schiffsraum zur Erfüllung der geltenden technischen Standards, weiterhin bedient werden. Erschwerend trat hinzu, dass aufgrund der reihenweisen Absage von Veranstaltungen und Events entlang der Flüsse und Seen auch keine Sonderfahrten stattfinden konnten. Da die Kapitaldecke der Unternehmen aufgrund dieser Umstände massiv belastet ist, ist ein schnellstmöglicher Start in das Saisongeschäft und damit die Chance, wieder Umsätze zu generieren, für die Branche von größter Wichtigkeit.

Quelle: BDB, Foto: KD




34 Millionen Euro für Gleisanschlüsse

Mit der Veröffentlichung der neuen, ab dem 1. März 2021 geltenden „Richtlinie zur Förderung des Neu- und Ausbaus, der Reaktivierung und des Ersatzes von Gleisanschlüssen sowie weiteren Anlagen des Schienengüterverkehrs (Anschlussförderrichtlinie)“ gibt der VDV Hilfestellung bei der Beantragung der Fördermittel.

VDV-Vizepräsident Joachim Berends: „Für unser übergeordnetes Ziel, bis 2030 rund 25 Prozent Marktanteil beim Schienengüterverkehr zu erreichen, gibt es weiterhin diese wichtige Förderung von Gleisanschlüssen seitens des Bundes. Mit Hilfe des aktualisierten Info-Flyer ‚Zeichen setzen, Weichen stellen‘, werden Unternehmen aus der verladenden Wirtschaft auf die Gleisanschlussförderung und deren Möglichkeiten hingewiesen. Ziel ist es, den am Schienengüterverkehr interessierten Verladern, Transport- und Logistikunternehmen auf einen Blick schnelle Hilfe und Orientierung bei der Realisierung von Gleisanschlussprojekten zu geben.“

Das Fördervolumen beträgt rund 34 Millionen Euro. Hervorzuheben ist die erstmalige finanzielle Förderung für die Errichtung multifunktionaler Terminals in Höhe von bis zu 80 Prozent. Dadurch kann das bestehende Terminalnetz nur erhalten und ausgebaut werden. Neben weiteren Verbesserungen bei der Richtlinie ist nun eine Kumulierung von Bundes- und Landesmitteln ist genauso möglich, wie die Förderung von Investitionen in logistische Infrastruktur und die Zwischenabstellung.

Die neu aufgelegte VDV-Information „Zeichen setzen, Weichen stellen“ steht hier zum Herunterladen bereit. Auf Wunsch werden Interessenten auch gedruckte Exemplare zur Verfügung gestellt.

Der Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) begrüßt die seit 1. März 2021 geltende Richtlinie zur Anschlussgleis-Förderung als einen wichtigen Meilenstein zur Umsetzung der Gleisanschluss-Charta. Sie unterstützt die Verlader aus Handel und Industrie, Speditionen und Eisenbahnen bei Aus-/Neubau, Reaktivierung und Erhalt von Gleisanschlüssen und multifunktionalen Güterterminals.

Besonders zu begrüßen ist die erstmalige finanzielle Förderung von Ersatzinvestitionen in bestehende Gleisanschlüsse sowie die Erneuerung der Anschlussweiche. Auch die verbesserte Förderung von multifunktionalen Terminals wird der Entwicklung multimodaler Verkehre einen wichtigen Schub geben.

Förderfähig sind nun auch Industriestamm- und Zuführungsgleise, wenn diese durch ein Unternehmen in Privatrechtsform betrieben werden. Dies ist ein neues und wichtiges Förderinstrument für vorgelagerte Infrastrukturen in direkter Nähe zu den Zugangsstellen der Schiene.

„Viele unserer Mitgliedsunternehmen aus Handel und Industrie sehen großes Potential für die Verlagerung ihrer Gütertransporte auf die Schiene. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Investitionen verfügt aber nur ein Teil der Kunden und Transportpartner über einen eigenen oder in der Nähe gelegenen Gleisanschluss. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Förderrichtlinie ist ein dringend erforderlicher Schritt in die richtige Richtung“, so BWVL-Präsident Jochen Quick.

Die Gleisanschluss-Charta haben 43 Verbände und Vereine aus Industrie, Handel, Logistik, Entsorgung, Bauwirtschaft, Agrar-/ Forstwirtschaft und öffentlichen Einrichtungen mitgezeichnet. Die Gleisanschluss-Charta setzt sich für eine stärkere Fokussierung der verkehrspolitischen Diskussion auf die wesentliche Schlüsselfunktion von Gleisanschlüssen, kundennahen Zugangsstellen und regionalen Eisenbahninfrastrukturen ein. Ziel ist es, dem Markt leistungsfähige und wirtschaftlich darstellbare Transportsysteme im Kombinierten Verkehr und im Wagenladungsverkehr anbieten zu können. Mit der neuen Gleisanschlussförderrichtlinie ist dem Bund der Einstieg in die Umsetzung der Vorschläge aus der Gleisanschluss-Charta gelungen.

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) und Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik e.V. (BWVL), Foto: DEGES2020




SYSTEMRELEVANT AUS KOMMUNALER SICHT

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat gemeinsam mit der Initiative Logistikimmobilien (Logix) im Sommer 2020 eine Umfrage unter Kommunen in ganz Deutschland zur Sicht auf Logistikansiedlungen durchgeführt. Ein zentrales Ergebnis der Studie: 9 von 10 Kommunen schätzen Logistik als systemrelevant ein. Nicht zuletzt die Erfahrungen aus der CoronaPandemie verstärken diesen Befund.

Die gemeinsame Umfrage des DStGB und Logix richtete sich an Kommunen in ganz Deutschland. Konzipiert wurde die Studie inhaltlich von Prof. Dr. Christian Kille, Hochschule Würzburg. Kommunalvertreter*innen wurden hierbei zu den Themen Logistikimmobilien, Bedeutung von E-Commerce für den lokalen Handel, Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität befragt. Darüber hinaus wurde eine ähnliche Umfrage unter Wirtschaftsvertreter*innen der Logistikbranche für eine parallele Studie durchgeführt. Dies soll den direkten Vergleich der Blickwinkel und Einschätzungen ermöglichen.

Dr. Malte-Maria Münchow, Sprecher der Logix Initiative, betont: „Unsere Studie hat gezeigt, dass die besondere Bedeutung von Logistikimmobilien innerhalb der Wertschöpfungskette auch auf kommunaler Ebene sehr präsent ist. Dies ist ein erfreulich positives Bild unserer Branche.“ In der Umfrage hatten 9 von 10 Kommunen die Logistik als systemrelevant eingestuft.

Die Umfrage legte zudem offen, welche Kriterien den kommunalen Entscheidern bei einer Logistikansiedlung besonders wichtig sind. „Überraschend – gerade aus Sicht der Logistikansiedler – ist, dass ein konkretes Verkehrs- und Nachhaltigkeitskonzept einen weitaus höheren Stellenwert hat, als beispielsweise ein ÖPNV-Anschluss oder eine Ausbildungsoffensive für junge Menschen“, skizziert Prof. Dr. Christian Kille die Ergebnisse der Studie. Auch die Einbindung der Bevölkerung in das Ansiedlungsvorhaben ist, anders als von den Entwicklern erwartet, nicht das wichtigste Kriterium für die Kommunen. „Wenn die möglichen Vorbehalte – etwa gegen die Verkehrsbelastung – bereits im Vorfeld geklärt werden können, scheint es weniger relevant zu sein, die Bevölkerung in den Ansiedlungsprozess einzubinden“, so Kille.

Neben dem Blick auf Kriterien für eine konkrete Ansiedlung versucht die Studie auch den Blick auf die Makroebene zu weiten und die kommunale Meinung zu Themen wie Nachhaltigkeit oder Wirtschaftsstrukturen einzufangen. So ergab die Befragung, dass regionale Wirtschaftskreisläufe nach Einschätzung rund 70% der Befragten in Zukunft eine größere Bedeutung erhalten würden. Ca. 64% der Kommunalvertreter halten es für zentral, dass mehr Wertschöpfung in den Kommunen stattfinde. Rund 40% der Befragten erwarten, dass die Logistik dazu einen Beitrag leisten könne und an Bedeutung zunehmen werde.

„Viele Kommunen sehen zwar eine Entwicklung hin zu mehr regionalen Wirt-schaftskreisläufen, dies kann gerade vor dem Hintergrund der CoronaPandemie und den temporären Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Medizinprodukten und Schutzkleidung gesehen werden. Allerdings sind die meisten Städte und Ge-meinden dennoch davon überzeugt, dass die globalen Wirtschaftsstrukturen ihren Platz im wirtschaftlichen Gefüge behalten werden. Logistikansiedlungen werden somit immer eine Systemrelevanz für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort haben“, so Alexander Handschuh, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Zudem sei, laut Handschuh, die Nachhaltigkeit ein zentrales Element bei der Konzeption, Umsetzung und Bewertung von Logistikansiedlungen für Kommunen.

Die vollständige Studie des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und Logix wird Ende des Jahres veröffentlicht werden.

Quelle: Deutschen Städte- und Gemeindebundes und Logix, Foto: Tanja Pickartz