BMVI-Programm: Logistikkonzept für die Zukunft

Bei der Vorstellung des Innovationsprogramms Logistik 2030 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, ein wegweisendes Logistikkonzept präsentiert: Es soll Deutschland zur Marktführerschaft in einer Plattformökonomie verhelfen.

Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden bisherige Geschäftsmodelle völlig auf den Kopf stellen. Aus dem Zusammenspiel von Plattformen, künstlicher Intelligenz und interagierenden Systemen entsteht eine Welt, in der Daten über alle Grenzen hinweg kommuniziert werden müssen. Damit deutsche Unternehmen in dieser entstehenden Plattformökonomie konkurrenzfähig sind, müssen die Weichen jetzt gestellt werden – und die Logistik wird dabei zur Schlüsselbranche. Das betonte ten Hompel am 4. September in Berlin. »Die Potenziale für den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Logistik sind enorm und die Logistik wird die erste Branche sein, in der sich KI-Verfahren massenhaft durchsetzen werden. Wer die Logistikketten der Welt steuert, der steuert die Wirtschaft der Welt«, so ten Hompel.

»Im Privatkundenbereich (B2C) ist die Chance vertan. Plattformen wie Amazon, Uber oder Alibaba haben als Monopolisten längst gesamtwirtschaftliche Geschäfts- und Logistikprozesse übernommen. Die logistische Marktführerschaft im Bereich der B2B-Plattformen wird gerade erst entschieden. Gewinnen werden digitale Plattformen und KI-Algorithmen, die die gesamte Logistik und damit wesentliche Teile der Wirtschaft durchdringen. Es entsteht ein Silicon Valley des B2B-Wettbewerbs, die Silicon Economy«, erklärt ten Hompel weiter. Wie diese Silicon Economy konkret aussehen kann und welche Schritte jetzt nötig sind, um sie umzusetzen, hat ten Hompel in einem Impulsvortrag im Rahmen der Vorstellung des Innovationsprogramms durch Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, am 4. September im BMVI in Berlin präsentiert. Dazu gehörten auch konkrete Entwicklungen des Fraunhofer IML, in denen verschiedene Schlüsseltechnologien bereits umgesetzt sind.

Den gesamten Vortrag und die Vorstellung des Innovationsprogramms Logisitk 2030 gibt es als Video hier 

Bundesminister Andreas Scheuer und der Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Steffen Bilger, hatten auf einer Fachkonferenz das gemeinsam mit der Branche erarbeitete Innovationsprogramm Logistik 2030 vorgestellt.

Bundesminister Andreas Scheuer: Die Logistik boomt – weltweit, und vor allem bei uns. Aber: Wir können uns auf den Erfolgen nicht ausruhen. Aktuell steht die Logistikbranche vor großen Herausforderungen, etwa vor der gemeinsamen Aufgabe, mehr Transporte und mehr Mobilität bei weniger Verkehr zu ermöglichen. Wir wollen eine intelligente Infrastruktur vorantreiben, die Verkehrsträger noch effizienter vernetzen, mehr Güter von der Straße auf Schiene und Wasserwege verlagern – und mit alledem auch die Emissionen im Güterverkehr reduzieren. Es geht weiter darum, die Berufe weiterzuentwickeln. Nur wenn logistische Prozesse auch in Zukunft mit neuesten Technologien gut gemanagt werden, ist es möglich, an der zunehmend global orientierten Wirtschaft teilzuhaben und Arbeitsplätze zu erhalten oder neue zu schaffen.

Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär und Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik: Die digitale Transformation der Transport- und Logistikwirtschaft ist in vollem Gange. Mit dem Innovationsprogramm legen wir den Fokus auf die Zukunft. Viele Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft und der Wissenschaft haben sich in den Prozess eingebracht und engagiert. Allen Beteiligten möchte ich danken für das Engagement, die konstruktiven Diskussionen und die Beiträge, die uns dabei unterstützt haben, das Innovationsprogramm so auszugestalten, wie es heute vorliegt. Dieses Innovationsprogramm ist ein lebendes Werk, das uns für Güterverkehr und Logistik ein Leitbild für die Zukunft sein soll. Aktuelle Entwicklungen will ich aktiv in das Innovationsprogramm einbringen. Daher werde ich eine Innovationskommission unter meiner Leitung berufen, in der ich gemeinsam mit Experten aus Unternehmen und Wissenschaft das Innovationsprogramm weiterentwickeln will.

Das BMVI hat damit einen weiteren Auftrag aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Mit dem Programm werden in 10 Themenfeldern Ziele und Umsetzungsschritte dargestellt, mit denen Deutschland als Logistikstandort zukunftsfähig gemacht werden soll.

1: Digitale Infrastrukturen, Datenverarbeitung und Plattformlösungen
Maßnahmen u.a.:

  • Schaffung einer zukunftssicheren und flexibel erweiterbaren Datenaustauschinfrastruktur, über die innovative neue Informationsangebote im Bereich der Mobilität und Logistik einfach mit den verfügbaren Datenangeboten versorgt werden können.
  • Der Einsatz Künstlicher Intelligenz soll im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen des BMVI gefördert werden.

2: Verkehrsträgerübergreifendes digitales Transportmanagement – Supply Chain digital
Maßnahmen u.a.:

  • Schaffung von geeigneten Datenschnittstellen, um die Kommunikation und den datenschutzkonformen Informationsaustausch zwischen Behörden und Unternehmen auf elektronischem Weg zu ermöglichen.
  • Förderung von neutralen Plattformen und Blockchain-Lösungen, die transparente und sichere Informationsflüsse über eine globale Lieferkette ermöglichen.

3: Berufswelt der Zukunft
Maßnahmen u.a.:

  • Nachwuchssicherung durch konsequente Umsetzung der Maßnahmen in den Masterplänen Schienengüterverkehr und Binnenschifffahrt
  • Das BMVI setzt sich für die Weiterentwicklung des Förderprogramms für die Weiterbildung in Unternehmen des Straßengüterverkehrs mit schweren Nutzfahrzeugen mit Fokus auf digitale Instrumente und Informationstechnologie ein.

4: Mit innovativem Güterverkehr auf Klimaschutzkurs
Maßnahmen u.a.:

  • Das BMVI will die Fördermaßnahmen für alternative Antriebe und Kraftstoffe im Verkehrssektor ausweiten und verstetigen.
  • Das Förderprogramm für energieeffiziente und/oder CO2-arme Lkw wird verstetigt und bei Bedarf aufgestockt. Die Mautgestaltung soll deutliche Anreize für umweltfreundliche und emissionsarme Lkw setzen. Daher setzt sich das BMVI auf EU-Ebene für eine CO2-gespreizte Lkw-Maut ein.

5: Vernetzte Transportwelt
Maßnahmen u.a.:

  • KV-Umschlaganlagen in ausreichender Menge errichten bzw. ausbauen, so dass der bis 2030 prognostizierte Zuwachs des KV bewältigt werden kann. Zur schnellstmöglichen Abwicklung der Umschläge und Reduzierung der Aufenthaltszeiten aller Transport- mittel KV-Terminals digitalisieren und den Betrieb vermehrt automatisieren.
  • Errichtung bzw. Ausbau von multimodalen Zugangspunkten zur Schiene in Kundennähe und in unmittelbarer Nähe von Verkehrsknotenpunkten.

6: Schlaue Schiene, Intelligente Bahn
Maßnahmen u.a.:

  • Das BMVI unterstützt aktiv Innovationen im Schienengüterverkehr. Wichtige Maßnahmen dazu sind die Digitalisierung und Automatisierung der Zugbildung, die europaweite Einführung einer Digitalen Automatischen Kupplung, das Projekt Innovativer Güterwagen II, in dem u.a.auch Lösungsansätze für eine sichere, genaue und hochverfügbare Ortung von Einzelwagen entwickelt werden.
  • Es soll ein Testfeld für Digitalisierung und Automatisierung der Zugbildung im Schienengüterverkehr aufgebaut werden.
  • Das Projekt intelligenter Güterzug soll auf vorhandenen Erkenntnissen aus dem Innovativer-Güterwagen-Projekt aufbauen und neben der modularen Bauweise zukünftiger Güterwagen auch die technischen und rechtlichen Grundlagen für die Digitalisierung und Automatisierung des Schienengüterverkehrs schaffen.

7: Intelligente Häfen und Wasserstraßen
Maßnahmen u.a.:

  • Das BMVI erarbeitet eine neue Förderrichtlinie Innovative Hafentechnologien (Ihatec II) sowie Förderrichtlinien u.a. für Digitale Testfelder und umweltfreundliche Antriebe von Binnenschiffen und lässt Maßnahmen zu Innovationen der Logistik 4.0 unter Realbedingungen erproben.
  • Die Wirtschaft führt Machbarkeitsuntersuchungen und Einsatztests von neuen Transportsystemen wie Hyperloop und Schwerlastdrohnen durch.

8: Innovative Luftfracht
Maßnahmen u.a.:

  • Das BMVI prüft die Einrichtung eines digitalen Testfelds Flughafen nach dem Vorbild des digitalen Testfelds „Seehafen Hamburg“. Damit sollen Beteiligte in der Luftfracht-Logistikkette die Möglichkeit erhalten, neue und innovative Prozessansätze unter realen Bedingungen umfassend zu testen.
  • Das BMVI erarbeitet einen „Aktionsplan Unbemannte Luftfahrtsysteme und innovative Luftfahrtkonzepte“, um den Einsatz von automatisierten und ferngesteuerten UAS zu ermöglichen.
  • Das BMVI wird gemeinsam mit den Stakeholdern zeitnah die Voraussetzungen für die Anwendung der neuen EU-Drohnenverordnungen schaffen, die einen flexiblen Rechtsrahmen für den Betrieb der meisten Unbemannten Fluggeräte schaffen. Das Genehmigungsverfahren für kommerzielle Drohnenflüge in Deutschland wird vereinheitlicht und beschleunigt.

9: Straße der Zukunft
Maßnahmen u.a.:

  • Das BMVI schreibt den Intelligente-Verkehrs-Systeme- Aktionsplan „Straße“ fort und entwickelt erste Intelligente Verkehrsdienste auf Bundesautobahnen.
  • Das BMVI sorgt für eine Verknüpfung von meteorologischen Analysen, Modellvorhersagen sowie Daten zu Verkehrsbeeinträchtigungen und logistischer Planung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz.
  • Auf Bundesautobahnen sollen ab 2022 auf ausgewählten Parkplätzen telematische Lkw-Parkleitsysteme sukzessive mit der Technik für intelligente Verkehrssysteme ausgestattet werden.

10: Wege auf der letzten Meile
Maßnahmen u.a.:

  • Mit einer neuen Förderrichtlinie des BMVI zur Städtischen Logistik werden Kommunen und Landkreise unterstützt bei der Erstellung von Logistikkonzepten, Machbarkeitsstudien und konkreten Einzelvorhaben im Bereich der städtischen Logistik wie zum Beispiel Mikrohubs, bei denen auch Lastenräder in der Auslieferung zum Einsatz kommen. Damit unterstützen wir auch den Einsatz von alternativen Fahrzeugen wie Lastenrädern auf der letzten Meile.
  • Das BMVI prüft, wie die Bahn und das Binnenschiff stärker miteinbezogen werden können und neue Logistikmöglichkeiten, z. B. die Nachtbelieferung von Geschäften oder den Transport von Gütern aus dem Vor- in die Innenstädte durch Röhren, unterstützen.
  • Das BMVI unterstützt die Evaluierung von lokal zu genehmigenden Pilotvorhaben zum Einsatz teleoperierter Lieferroboter im öffentlichen Straßenverkehr, um auf Basis der Ergebnisse die Schaffung des rechtlichen Rahmens für den Regelbetrieb voranzutreiben.
  • Das BMVI setzt sich dafür ein, dass Instrumente der Raumordnung und Flächennutzungsplanung mit Blick auf Bedarfe der letzten Meile angepasst werden.
  • Das BMVI setzt sich dafür ein, dass die Länder und Kommunen innovative Modellvorhaben umsetzen, z. B. zur Nutzung des ÖPNV, zur Nachtlogistik oder zur Nutzung unterirdischer Rohrwege zum Transport von Gütern.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. ZDS begrüßt das Innovationsprogramm Logistik 2030 und unterstützt die darin vom BMVI genannten Ziele. Aus Sicht des ZDS enthält das Programm viele Maßnahmen, die zu der Erhaltung der hohen Leistungsfähigkeit der Häfen und damit auch zur Sicherung des Logistikstandortes Deutschland beitragen werden. Wichtig ist nun eine zügige Umsetzung der Pläne, damit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seehäfen mit Blick auf die internationale Konkurrenz gestärkt wird. In diesem Zusammenhang begrüßt der ZDS auch den Kommentar von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zur EEG-Umlage. Bei der Präsentation des Innovationsprogramms Logistik 2030 sprach er sich für eine Absenkung der EEG-Umlage, die nur in Deutschland erhoben wird, auf Landstrom aus.

Für den Ausbau der Spitzenposition der deutschen Seehäfen im internationalen Wettbewerb bietet das Innovationsprogramm eine gute Grundlage. Notwendig sind aber aus Sicht des ZDS vor allem auch die Optimierung des Erhebungsverfahrens der Einfuhrumsatzsteuer sowie eine Verkürzung von Planungs- und Bauprozessen für Infrastrukturvorhaben. Deutsche Häfen sichern bundesweit über 520.000 Arbeitsplätze und generieren Umsätze in Höhe von 62 Mrd. Euro jährlich. Sie sind systemrelevant für die deutsche Wirtschaft und ihr weiterer Erfolg muss auch durch die Beseitigung von Standortnachteilen wie dem Erhebungsverfahren der Einfuhrumsatzsteuer gesichert werden.

Bezüglich der Weiterentwicklung des Innovationsprogramms Logistik 2030 hat das BMVI angekündigt, dass eine Innovationskommission unter der Leitung von Steffen Bilger MdB, parlamentarischer Staatssekretär beim BMVI und Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, einberufen wird. Die Kommission soll aus Experten von Unternehmen und Wissenschaft bestehen.Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, BMVI, ZDS, Foto: wuermser.communications, Diskussionsrunde (von l. nach r.): Prof. Michael ten Hompel (Geschäftsführender Institutsleiter, Fraunhofer IML), Dominik Fürste (Chief Information Officer, TX Logistik AG), Moderatorin Dr. Antje Grobe (Unternehmensleitung, Dialog Basis), Steffen Bilger MdB (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik), Dr. Rainer Wend (Executive Vice President, Politik und Regulierungsmanagement, Deutsche Post DHL Group)

 




Bund deutscher Baumschulen begeistert

Das wird ihn freuen: Der Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. begrüßt das „Innovationsprogramm Logistik 2030“, das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und sein Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger (CDU) in Berlin vorgestellt haben.


Das Innovationsprogramm Logistik 2030 umfasst zehn Maßnahmenfelder, bei denen laut Bilger der Schwerpunkt auf den Klimaschutz und die Digitalisierung gelegt werden soll . „Automatisiert, vernetzt, digitalisiert, aber auch klima- und umweltfreundlich“, so sieht Andreas Scheurer die Zukunft der Logistik. Digitale Frachtinformationen, LNG-betriebene Containerschiffe, hochautomatisierte Hafenkräne und elektrifizierte Schienenstrecken gehören dabei u.a.zu den Zukunftsszenarien.

In dem Programm werden auch für die Baumschul-Branche konkrete Maßnahmen aufgezeigt, um die logistischen Aufgabenstellungen in den nächsten zehn Jahren zu bewältigen.

So soll im Rahmen des Programms ein Zertifizierungssystem für geräuscharme Logistik entwickelt werden, damit E-Lkws nachts geräuscharm durch Innenstädte fahren und im Stadtverkehr so gut wie geräuschlos bleiben. Der BdB befürwortet diesen Schritt, denn Nachtlogistik ist in den Niederlanden bereits gängige Praxis. BdB-Hauptgeschäftsführer Markus Guhl: „Das Ziel, bei der Logistik in Zukunft das Thema Klimaschutz ganz vorne anzusiedeln, befürworten wir ausdrücklich. Und die digitale Transformation der Transport- und Logistikwirtschaft ist ein Thema, dass auch die Baumschulwirtschaft zukünftig beeinflussen wird. Das Innovationsprogramm Logistik 2030 ist somit ein wichtiger Schritt nach vorne. Wir fordern in diesem Zusammenhang, die Ladeinfrastruktur für E-LKW auf den Verladehöfen der Baumschulen staatlich massiv zu fördern.“

Quelle: Bund Deutscher Baumschulen e.V. (BdB), Foto: Ministerium für Verkehr

 

 

 




Binnenschifffahrt klar umweltfreundlich

Der Güterverkehr per Binnenschiff trägt lediglich mit 0,8 % (1,1 Mrd. Euro) – und damit so wenig wie kein anderer Verkehrsträger – zu den jährlichen externen Gesamtkosten des Verkehrs in Deutschland in Höhe von 149 Mrd. Euro bei. Darunter versteht man jene Kosten, die durch die Mobilitätsteilnehmer verursacht, aber nicht von ihnen getragen werden, z.B. durch Klimabelastung, Luftverschmutzung, Unfälle oder Lärm. Negativer „Spitzenreiter“ ist der Straßengüterverkehr, der allein für 141 Mrd. Euro (94,5 %) der Kosten verantwortlich ist. Mit großem Abstand folgen der Schienenverkehr mit 5,7 Mrd. Euro (3,8 %) und der inländische Luftverkehr mit 1,3 Mrd. Euro (0,9 %).

Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie mit dem Titel „Externe Kosten des Verkehrs in Deutschland – Straßen-, Schienen- und Binnenschiffverkehr 2017“, die im Auftrag des Verkehrsbündnisses „Allianz pro Schiene e.V.“ vom Züricher Institut INFRAS durchgeführt wurde. Damit wird bestätigt, dass die Binnenschifffahrt ein effizienter und umweltfreundlicher Verkehrsträger ist.

Untersucht wurden auch die Durchschnittskosten des Güterverkehrs in Deutschland im Jahr 2017. Eingeflossen in die Berechnung sind die für die Ermittlung der externen Verkehrskosten maßgeblichen Kostenbereiche „Vor- und nachgelagerte Prozesse“, „Natur und Landschaft“, „Lärm“, „Unfälle“, „Luftschadstoffe“ und „Klima“. Die Binnenschifffahrt liegt dabei mit 2,19 Cent pro tkm nur kurz hinter der Güterbahn (2,04 Cent pro tkm). Die mit Abstand höchsten Durchschnittskosten des Güterverkehrs verursacht der Lkw mit 4,46 Cent pro tkm.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) begrüßt, dass die „Allianz pro Schiene“ mit der vorliegenden Studie eine profunde und verkehrsträgervergleichende wissenschaftliche Untersuchung zu den Kosten des Verkehrs in Auftrag gegeben hat. Immerhin datiert die letzte Studie dieser Art, das sog. „Planco-Gutachten“, das seinerzeit vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben worden war, aus dem Jahr 2007, das Bezugsjahr für die Datengrundlagen war das Jahr 2005. Somit bestand immenser Bedarf, endlich einen aktuellen Verkehrsträgervergleich zu erstellen.

Der BDB hatte in den vergangenen Jahren, gerade vor dem Hintergrund einer immer intensiver geführten Umweltdebatte um die Emissionen des Verkehrs, gegenüber dem BMVI immer wieder angeregt, die Planco-Studie zu aktualisieren. Nur mit fundiertem und aktuellem Datenmaterial ist eine fachliche Diskussionsführung über die Umweltbilanz von Verkehrsträgern überhaupt möglich. Diese Bemühungen waren leider vergeblich. Umso erfreulicher ist es, dass INFRAS nun entsprechende Berechnungen veröffentlicht hat.

Die Ergebnisse der nun vorliegenden Studie zu den externen Verkehrskosten in Deutschland zeigen deutlich auf, wie unsachlich in jüngster Vergangenheit geäußerte Vorwürfe in Richtung der Binnenschifffahrt waren. Beispielhaft genannt seien die Behauptung, Binnenschiffe würden maßgeblich zur Schadstoffbelastung in Innenstädten beitragen oder die daraus abgeleitete unsinnige Forderung nach einem „Tempolimit“ auf dem Rhein. Dies wird umso deutlicher, wenn man die nun errechneten externen Folgekosten ins Verhältnis mit der transportierten Gütermenge der einzelnen Verkehrsträger im Bezugsjahr 2017 setzt. Demnach verursacht die Binnenschifffahrt mit lediglich 4,93 Euro pro Tonne die geringsten Folgekosten. Zum Vergleich: Die externen Folgekosten pro Tonne betragen bei der Güterbahn 14,22 Euro, beim Lkw 44,59 Euro pro Tonne.

Trotz des guten Ergebnisses für die Binnenschifffahrt ist das Gewerbe bestrebt, künftig noch umweltfreundlicher zu werden, beispielsweise durch Investitionen in moderne und emissionsärmere Antriebe.

Quelle: BDB

 

 

 




NRW investiert 2020 weiter auf Rekordniveau

Das Verkehrsministerium setzt mit dem Haushalt 2020 den Planungs-, Genehmigungs- und Bauhochlauf fort. Vernetzung und Digitalisierung, Reaktivierung von Schienenstrecken und Ausgaben in den ÖPNV sowie der Ausbau des Radwegenetzes sind weitere Schwerpunkte im Haushaltsentwurf 2020.

Der Etat des Verkehrsministeriums soll im nächsten Jahr weiter steigen auf insgesamt 2,93 Milliarden Euro. Das sind 65 Millionen Euro mehr als in 2019. „Wir erhöhen das Tempo. Mehr Personal für schnellere Planung und Genehmigung, Ausbau und Sanierung, mehr Mittel für Vernetzung und Digitalisierung. Die Investitionen in unsere Infrastruktur bleiben auf Rekordniveau. Noch nie zuvor wurde auch so viel Geld in das Radwegenetz in Nordrhein-Westfalen investiert wie heute“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst bei der Vorstellung der Haushaltseckdaten in Düsseldorf.

Um die deutlich gestiegenen Planungen möglichst schnell zu genehmigen, werden die für Genehmigung zuständigen Bezirksregierungen personell gestärkt. Sie sollen acht Stellen für Planfeststellungen bekommen. „Voraussetzung für den Bauhochlauf ist ein Planungs- und Genehmigungshochlauf. In den vergangenen zwei Jahren gab es mehr Mitarbeiter für Planung. Jetzt machen wir weiter Tempo bei den Genehmigungen“, erklärte Hendrik Wüst.

Die wesentlichen Haushaltszahlen im Überblick:

  • Erstmals sind für Maßnahmen der Digitalisierung und Vernetzung im ÖPNV in einem eigenen Haushaltsansatz Mittel von 12,8 Millionen Euro reserviert.
  • Für vernetzte Mobilität sind 11,5 Millionen Euro veranschlagt.
  • Für den ÖPNV sind in 2020 insgesamt über 1,8 Milliarden Euro eingeplant. Das sind rund 57,8 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr. Rund 1,5 Milliarden davon sind Bundesmittel.
  • Für das Azubi-Ticket sind 9 Millionen Euro eingeplant. Für die Ausbildungsverkehre insgesamt sind im Haushaltsentwurf 2020 etwa 139 Millionen Euro eingeplant.
  • 2020 sind für Investitionen in das Radverkehrsnetz 47 Millionen eingeplant: 12,4 Millionen Euro für Radwege an Landesstraßen, 17,1 Millionen für kommunalen Radwegebau, 9,25 Millionen für Radschnellwege und 8,5 Millionen Euro für Radwege an Bundesstraßen. Das entspricht dem Niveau von 2019.
  • Die Förderung der Nahmobilität wird verstetigt und bleibt im Etatansatz auf der Höhe von 26,77 Millionen Euro.
  • Die Investitionen in die Landesstraßen sollen steigen:

o   plus 5 Millionen Euro für den Ausbau von Landesstraßen von 47 auf 52 Millionen

o   plus 10 Millionen Euro für den Erhalt von Landesstraßen von 175 auf 185 Millionen

  • Die Ausgaben für den kommunalen Straßenbau sollen ebenfalls steigen, um 5 Millionen Euro. Das Verkehrsministerium hatte im März 2019 die Fördersätze von 60 auf 70 Prozent erhöht: Finanzschwache Kommunen erhalten einen erhöhten Satz von 75 Prozent. Für alle Kommunen beträgt die Förderung des kommunalen Anteils bei der Beseitigung und Sicherung von Bahnübergängen jetzt 80 Prozent statt bisher 70 bzw. 75 Prozent.
  • Das Land kompensiert die Entflechtungsmittel des Bundes, die die Kommunen erhalten haben. Die Mittel werden je zur Hälfte für Projekte im ÖPNV oder im kommunalen Straßenbau verwendet. Nordrhein-Westfalen kompensiert diese Bundesmittel von 259,5 Millionen Euro vollständig aus dem Landeshaushalt.
  • Der im vergangenen Jahr erhöhte Topf für kleinere Um- und Ausbaumaßnahmen von Landesstraßen (bis 3 Millionen Euro) wird auf dem Niveau von 2019 mit 10 Millionen Euro weitergeführt.
  • Die Förderung der NE-Bahnen wird auf dem Vorjahresniveau in Höhe von 6 Millionen Euro fortgeschrieben.
  • Für das Bündnis für Mobilität stehen auch 2020 weiterhin 1,25 Millionen Euro zur Verfügung, um frühe Bürgerbeteiligung zu gewährleisten.

Quelle und Foto: Ministerium für Verkehr des Landes NRW, Foto: Ministerium für Verkehr des Landes NRW/ Ralph Sondermann

 

 

 




3. Internationalen BME/VDV-Intermodalkongress

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) landen zum 3. Internationalen BME/VDV-Intermodalkongress am 29. und 30. Oktober in in Bremen ein. Der Kongress steht unter dem Motto „Intermodalverkehre über die Seehäfen der Nordrange – Strategien, Innovationen und Zukunftsperspektiven“

Die Schiene soll in Zukunft (noch) erheblich mehr Mengen transportieren, damit der Verkehrsbereich seinen Beitrag zum Klimawandel leisten kann. Aber wie sehen die Rahmenbedingungen für ein weiteres Wachstum aus? Nach einem rasanten Wachstum der Containerverkehre über die Seehäfen stößt die Schiene immer mehr an Kapazitätsgrenzen in den Häfen und im Hinterland. Die zentralen Frage lauten also: Wie können zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden? Wo stecken Potenziale in der Infrastruktur, beim Umschlag, beim Personal, bei Fahrzeugen und bei der Gestaltung der Prozesse in den Logistikketten.

Der 3. Internationale BME/VDV-Intermodalkongress wird Antworten auf diese Fragen suchen. Die Teilnehmer werden einen Blick in die Zukunftswerkstatt der unterschiedlichen Akteure werfen und sich mit Rahmenbedingungen, Potenzialen und Maßnahmen für Mehrverkehr auf der Schiene über die Seehäfen der Nordrange beschäftigen. Die Organisatoren erwarten mehr als 100 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern Europas. Die Kongresssprachen sind Deutsch und Englisch (Simultanübersetzung wird angeboten).

Die Teilnehmer können die Gelegenheit zum Networking, Erfahrungsaustausch und Benchmarking mit nationalen und internationalen Vertretern von Transportkunden, Eisenbahnen, Bahnspeditionen, Intermodaloperateuren, Hafen-und Terminalbetreibern, Fahrzeuganbietern, Behörden, Verbänden und anderen Unternehmen/ Institutionen nutzen. Außerdem wartet auf sie ein attraktives Rahmenprogramm:  Am 28. Oktober gibt es ab 14.30 Uhr „Intermodalverkehr zum Anfassen“ wenn der Hafen Bremerhaven besucht und ein Blick in das Eurogate Container Terminal Bremerhaven geworfen wird.

Anmelden sind hier möglich

Quelle: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)

 




Konsolidierte Paketzustellung lohnt sich nicht

Die Konsolidierung von Paketsendungen für ein Stadtgebiet wird seit Längerem als ein Konzept diskutiert, mit dem eine entscheidende, zumindest nennenswerte, Verkehrsreduzierung erreicht werden könnte. Stimmt das? Nein, wie die neue Studie „Quantitative Untersuchung der konsolidierten Zustellung auf der letzten Meile am Beispiel zweier KEP-Unternehmen in den Städten Nürnberg und München“ aufzeigt.

In der Studie, die der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) beauftragt hat, wurde erstmals anhand realer Sendungsdaten eine Gebietskonsolidierung zweier KEP-Unternehmen am Beispiel der Städte Nürnberg und München in Szenarien quantitativ untersucht. Das Gesamtfazit: Konsolidierte Paketzustellung lohnt sich nicht.

Zentrale Erkenntnisse der Studie sind:

  • Eine Gebietskonsolidierung reduziert die Zahl der Zustellfahrzeuge in den Szenarien entweder nicht oder um maximal ein Zustellfahrzeug, d. h. um ca. 10 %. Positive verkehrliche Effekte sind damit in den Zustellgebieten kaum spürbar.
  • Die konsolidierten Zustelltouren haben kürzere Stoppdistanzen und Tourenlängen bei nur geringfügig veränderter Auslastung, infolgedessen sinkt teilweise die erforderliche logistische Leistung auf den einzelnen Touren.
  • Die geringen Konsolidierungsgewinne an logistischer Leistung gehen durch die dann erforderlichen Inter-Depot-Verkehre selbst bei günstigen Depotlagen ganz oder teilweise verloren. Ungünstige Depotlagen führen zu erheblichen Mehrverkehren.
  • Die eigentliche tourenplanerische Restriktion auf der letzten Meile ist die Arbeitszeit des Zustellers und nicht die Auslastung der Fahrzeuge in Gewicht oder Volumen.
  • Inter-Depot-Verkehre verursachen zusätzliche Schwerlastverkehre und Transportkosten und führen zu Laufzeitverlusten in der Zustellung und Abholung von jeweils einem Tag.
  • Die Wettbewerbsposition beider KEP-Unternehmen verschlechtert sich, insbesondere die des abgebenden KEP-Unternehmens.

Für eine nachhaltige Stadtlogistik sind also andere Konzepte zielführend.

Parallel zur Studie hat der BIEK ein Positionspapier zum Thema erstellt, in dem unter anderem das Konzept der konsolidierten Zustellung bewertet wird. Das Konzept wird abgelehnt, weil

  • die möglichen verkehrsreduzierenden Wirkungen sehr gering sind.
  • Qualitätsverluste zu Lasten der Versender und Empfänger erheblich sind.
  • die erforderlichen Voraussetzungen hinsichtlich neuer Flächen für Konsolidierungsdepots praktisch nicht gegeben sind.
  • erforderliche Personalmehrbedarfe nicht gedeckt werden und nicht durch das bestehende Personal sozial angemessen (Arbeitszeit) aufgefangen werden können.
  • betriebswirtschaftliche Zusatzkosten wegen fehlender Produktivitätssteigerung nicht zu erwirtschaften sind.

Stattdessen hebt der BIEK sinnvolle, alternative Konzepte zur Reduzierung des Verkehrsaufwandes hervor, darunter folgende Aspekte: Interaktion mit den Empfängern, Routenoptimierung, Ladezonen, Arbeitsplatzbelieferung, Mikro-Depots und Lastenräder, anbieterübergreifende Paketstationen, Paketshops und optimierte Verpackungen. „Diese Maßnahmen und Konzepte garantieren eine effiziente und bürokratiearme Zustellung“, so der BIEK-Vorsitzende Marten Bosselmann. „Ihre Wirkungen können durch Unterstützung der Beteiligten erheblich verstärkt werden. Im Gegensatz dazu bedeutet ein Regulierungskonzept wie die konsolidierte Gebietszustellung erheblichen Verwaltungsmehraufwand für die diskriminierungsfreie Ausschreibung, Installation und Steuerung bei den Städten, ohne spürbare verkehrliche Entlastungswirkungen im gesamten Stadtgebiet.“

Autor der Studie ist Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski, Professor für Nachhaltige Unternehmensführung und Logistik an der Fakultät Betriebswirtschaft der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Die vollständige Studie steht hier zum kostenlosen Download bereit.

Das BIEK-Positionspapier zur konsolidierten Zustellung von Paketsendungen kann hierheruntergeladen werden.

Im 1982 gegründeten Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) sind die führenden Anbieter für Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland organisiert: DPD, GLS, GO!, Hermes und UPS. Die Mitgliedsunternehmen bieten ihren Kunden eine bundesweit flächendeckende Zustellung von der Hallig bis zur Alm. Die Branche realisierte im Jahr 2018 Umsätze in Höhe von 20,4 Milliarden Euro und beförderte 3,52 Milliarden Sendungen.

Quelle: BIEK, Foto: UPS

 

 




BME engagiert sich in Westchina

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) als Fachverband für Einkäufer, Supply Chain Manager und Logistiker in Deutschland und Kontinentaleuropa, möchte seinen Mitgliedern den Zugang zu potenziellen Lieferanten im Südwesten der Volksrepublik erleichtern. Die aufstrebende Region ist Teil der 2013 von der politischen Führung in Beijing ins Leben gerufenen „Belt and Road Initiative“.

Der BME richtet den Fokus auf Westchina. In der aufstrebenden Region hat der Einkäuferverband den Zuschlag für ein Förderprojekt erhalten. „Unsere Kooperationspartner sind die IAIT-Institut für Automatisierung und Industrie Technologie GmbH (IAIT) sowie Regierungsorganisationen der Provinz Sichuan und der Stadt Chengdu/Pujiang. Ebenfalls dabei ist die Sino-German (Pujiang) SME Cooperation Zone“, teilte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch am Dienstag in Eschborn mit. Gerade Westchina profitiere von der 2013 von der politischen Führung in Beijing ins Leben gerufenen „Belt and Road Initiative“.

„BME und IAIT werden gemeinsam mit ihren chinesischen Partnern zunächst die Potenziale des westchinesischen Beschaffungsmarktes ermitteln. Später sollen dann Lieferanten der Region mit interessierten Unternehmen zusammengeführt werden“, erklärte BME-China-Beauftragter Riccardo Kurto. Dafür werde derzeit eine onlinebasierte „Sino German Procurement Platform“ aufgebaut. Das Motto dieser Konzeption laute „Beschaffungsnachfrage trifft auf Angebote der Region“.

Das 2013 ins Leben gerufene chinesische Staatsprojekt „Neue Seidenstraße“ soll zusätzliche Handelsrouten zwischen Asien, Afrika und Europa schaffen und alte wiederbeleben. Dabei handelt es sich um das größte Investitionsprogramm in der Geschichte Chinas. Kurto: „Der BME hat das Thema Ende Juli 2018 in den Mittelpunkt des 2. Sino-German Procurement 4.0 Summit in Chengdu gestellt. Die größte Metropole im Westen des Landes gilt als Knotenpunkt der Belt and Road Initiative. Auf der gemeinsam von BME und IAIT organisierten Veranstaltung sei es im vergangenen Jahr gelungen, die mitgereisten Einkäufer namhafter deutscher/europäischer Industrieunternehmen, darunter Reyher, Airbus, FCA, Schaeffler und Phoenix Contact, für Geschäftsmöglichkeiten im Westen Chinas zu sensibilisieren.

„Für deutsche und europäische Unternehmen ist diese Initiative besonders interessant, da Chengdu eine rasant wachsende Wirtschaftsregion ist, in der die chinesische Zentralregierung massiv in Infrastruktur und Wirtschaft investiert“, sagte Thomas Nolting, Geschäftsführer der IAIT.

Der 1954 gegründete Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) ist der Fachverband für Einkäufer, Supply Chain Manager und Logistiker in Deutschland und Kontinentaleuropa. Wir verstehen uns als Dienstleister für unsere Mitglieder, die allen Branchen und Sektoren angehören: Beispielsweise der Industrie, dem Handel, den öffentlichen Einrichtungen oder dem Finanzbereich. Zu unseren Zielen gehören der Transfer von Know-how durch einen ständigen Erfahrungsaustausch, die Aus- und Weiterbildung von qualifiziertem Personal und die wissenschaftliche Arbeit an neuen Methoden, Verfahren und Techniken. Außerdem unterstützt der BME seine Mitglieder bei der Erschließung neuer Märkte und gestaltet wirtschaftliche Prozesse und globale Entwicklungen mit.

Quelle und Foto: BME e.V., auf dem 2. Sino-German Procurement 4.0 Summit im Juli 2018 in Chengdu war der BME mit einer großen Unternehmerdelegation vor Ort. Am Rande der Fachveranstaltung bewarb sich der Einkäuferverband für das Förderprojekt in Westchina, für das er nun den Zuschlag erhalten hat. 

 

 

 




Weiterbildung mit der IHK

Die Nachfrage nach gut ausgebildetem Personal übersteigt bereits heute in vielen Branchen die Zahl der verfügbaren Fachkräfte. „Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die wichtigsten Ressourcen, über die wir verfügen. Die Sicherung des Fachkräftebedarfes gehört zu den zentralen Herausforderungen unserer Region“, sagt der Leiter des Bereichs Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Dr. Egbert Schwarz.

Berufliche Bildung sei hierbei ein wichtiger Wegbereiter für betriebliche Innovationen. Welche Möglichkeiten es gibt, zeigt das neue IHK-Weiterbildungsprogramm, das gerade erschienen ist.

„Unser neues Programm 2019/2020 umfasst wieder bewährte und oft nachgefragte Veranstaltungen – aber zugleich zahlreiche inhaltliche und methodische Neuerungen, mit denen unsere Weiterbildungsangebote mit der fortschreitender Digitalisierung Schritt halten“, sagt Schwarz. Insgesamt gibt es 229 Weiterbildungsangebote für Fach- und Führungskräfte im kaufmännischen und gewerblich-technischen Bereich – davon 43 neue Kurse. Zu den neuen Kursen zählen beispielsweise die Zertifikatslehrgänge Digital Sales Manager und Digitalisierungsmanager oder Google Search Console für Einsteiger. „Mit unserem Weiterbildungsangebot bieten wir ein breit gefächertes Spektrum an Tagesseminaren, Zertifikatslehrgängen und Prüfungslehrgängen mit bundesweit anerkannten Abschlüssen“, so Schwarz. Die IHK-Weiterbildung qualifiziert mit ihren erfahrenen Dozentinnen und Dozenten aus der Praxis – für die Praxis. Zudem konzipiert das IHK-Weiterbildungsteam unternehmensindividuelle Seminare und Lehrgänge zu gewünschten Themen und geben somit Unterstützung bei der Personal- und Organisationsentwicklung. Schwarz: „Unsere IHK-Weiterbildung steht dabei für eine verlässliche Qualität, hohen Praxisbezug und bundesweit einheitliche Prüfungsstandards.“

Weitere Informationen zum neuen Weiterbildungsprogramm der IHK gibt es unter Tel. 02151 635-455, per E-Mail an: bildung@mittlerer-niederrhein.ihk.desowie im Internet unter www.weiterbildung-ihk.de. Dort ist auch das aktuelle Weiterbildungsprogramm als Blätterkatalog und als PDF zum Download verfügbar.

Eine Übersicht über weitere Anbieter von Vorbereitungslehrgängen ist unter www.weiterbildung-ihk.de/7215zu finden.

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein

 




Tief fahren, hoch stapeln

Der Juni 2019 war der wärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Ein Anzeichen dafür, dass – ähnlich wie 2018 – wieder ein langer Sommer mit wochenlanger Dürre und Niedrigwasser im Rhein bevorstehen könnte. Das Container-Hinterlandlogistik-Netzwerk Contargo hat vorsorglich seit Herbst 2018 vier Binnenschiffe seiner Flotte so umbauen lassen, dass sie 10-15 cm mehr Tiefgang im Kleinwasser haben.

„Für rund 75 Prozent unserer Containertransporte setzen wir Binnenschiffe ein“, sagt Cok Vinke, Managing Director Contargo Waterway Logistics. „Kleinwasserperioden wie im vergangenen Jahr führen zu erheblichen Einbußen bei den Transportmengen und zusätzlichen Kosten durch den Zukauf von Schiffsraum oder anderen Transportkapazitäten.“

Deshalb hat Contargo 2018 damit begonnen, Binnenschiffe von Partikulieren umbauen zu lassen. Auf zwei Werften in Antwerpen und Dordrecht wurde den vier Schiffen ein Blech so angeschweißt, dass sie nur noch 130 statt 150 cm tief im Wasser liegen müssen, damit die Propeller genug Wasser bekommen. Dank dieser Investition von rund 10.000 Euro pro Schiff können die Schiffe bei gleichem Wasserstand mit 10-15 cm mehr Tiefgang fahren und so bei Niedrigwasser 200-300 Tonnen mehr Ladung transportieren.

Bei Niedrigwasser wird dann kein Wasser mehr in den rückwärtigen Ballasttanks benötigt. So können die Schiffe auch bei sehr niedrigem Wasser über die flachste Stelle bei Kaub fahren.

„Die Pegelstände des Rheins unterliegen schon immer jahreszeitlichen Schwankungen. Doch aus verkehrswirtschaftlichen und Klimaschutz- Gründen sollte der Gütertransport mit dem Binnenschiff gestärkt werden. Darum muss die Politik schnellstmöglich ihrerseits Maßnahmen ergreifen, um vorhandene Engpässe zu beseitigen. Der Abladeoptimierung der Fahrrinnen am Mittelrhein wird im aktuellen Bundesverkehrswegeplan ein vordringlicher Bedarf zugeschrieben. Wir hoffen, dass diese möglichst schnell umgesetzt wird“, sagt Cok Vinke.

Quelle und Grafik: Contargo

 

 

 




Diskussion über Chancen und Risiken

Gemeinsam mit der stellvertretenden chinesischen Generalkonsulin Frau Huang Ying diskutierten Vertreter aus Wirtschaft und Verbänden zu dem sehr aktuellen Thema „Seidenstraße – Chance oder Risiko für die Wirtschaft in Neuss?!“

Eingeladen hatte die Mittelstandsvereinigung Neuss, vertreten durch das Vorstandsmitglied Bärbel Edith Kohler, und die Deutsch-Chinesischen-Gesellschaft Neuss unter Leitung ihres Vorsitzenden Ludger Baten, der auch die Moderation der Diskussion übernahm.

Trotz sommerlicher Temperaturen waren viele Interessenten in das Restaurant „Essenz“ gekommen, die dem Vortrag der Generalkonsulin folgten, die erst seit drei Monaten in dieser Funktion in Düsseldorf ist. Ihre exzellenten Deutschkenntnisse erleichterten die Kommunikation, wobei das fachlich ausgewählte Gremium im Podium sich als gut im Thema verankert darstellte.

Im Vortrag kamen die weltumspannenden Handelswege zum Ausdruck, die es einmal bereits im Mittelalter gegeben hatte und deren Wiederbelebung heute in der globalisierten Welt eine Voraussetzung für das Gestalten des 21. Jahrhunderts sind. Dabei sind die technischen Fortschritte die Basis für das zeitliche und räumliche Zusammenkommen der Kontinente. Als wichtiges Detail bezeichnete die Generalkonsulin die freundschaftliche Kommunikation, um Fragen und Bedenken jederzeit klären zu können.

Von der Firma UPS Deutschland war Jens Poggensee, Vice President, der Wortführer für diejenigen, die die Seidenstraße als Chance für den Welthandel bezeichneten, ohne die Risiken dabei aus dem Auge zu verlieren.

Zustimmung bekam er dahingehend auch von Dr. Oppel, Geschäftsführer Seacon GmbH, und auch von Jörg Raspe, Consultant International Business der IHK Mittlerer Niederrhein, der nicht nur für die Logistikunternehmen sprechen konnte, sondern auch für das produzierende Gewerbe.

Ein engagiertes Statement für die Nutzung der neuen logistischen Wege für den Handel, die bei partnerschaftlicher Zusammenarbeit Vorteile für alle beteiligten Akteure kam vom Unternehmensberater Ulrich Gross, der als ehemaliger Geschäftsführer der NDH von Erfahrungen aus seiner beruflichen Tätigkeit berichten konnte.

In der anschließenden Diskussion mit den vielen Gästen im Raum kamen die Bedenken und Hoffnungen zum Ausdruck, die bereits mit den Aktivitäten der chinesischen Regierung gemacht worden waren oder aber die Befürchtungen, die aus der Beobachtung verschiedener Schritte Chinas mit europäischen Staaten. Die Teilnehmer im Podium konnten nicht alle Befürchtungen ausräumen, da viele nur auf politischer Ebene entschieden werden können. Für die Wirtschaft wird gerade im logistischen Bereich die neue Seidenstraße als Chance für die Zukunft gesehen, die auch auf Neusser Unternehmen positive Auswirkungen haben kann.

Zum Abschluss bedankte sich die Generalkonsulin für die Teilnahme an dieser sehr interessanten Diskussion und erbat von allen Teilnehmern im Gespräch zu bleiben, um eventuelle Bedenken besprechen zu können.

Quelle und Foto: MIT Neuss, v.l.n.r. Dr. Oppel (Seacon GmbH), Ulrich Gross (Unternehmensberater), Bärbel Edith Kohler (Vorstand MIT Neuss), Hunag Ying (stellv. Generalkonsulin der Volksrepublik China in Düsseldorf), Hens Poggensee (UPS Deutschland), Jörg Raspe (IHK Mittlerer Niederrhein), Ludger Baten (Vorsitzender der DCGN)