Noch mehr Wert

Niedersachen Ports zeigt, wie viel Mehrwert in den Nordsee-Häfen steckt. Der erste Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens liefert Zahlen, Fakten und Geschichten, die deutlich machen wie zukunftsfähiges Hafenmanagement funktioniert.

Was haben unbequeme Schuhe und Nachhaltigkeitsberichte gemeinsam? Sie landen allzu oft im Regal. Dem ersten Nachhaltigkeitsbericht von Niedersachsen Ports täte dieses Schicksal Unrecht, denn: Neben Zahlen, Daten und Fakten liefert er spannende Geschichten aus den Häfen. Welches nachhaltige Leuchtmittel eignet sich am besten für Häfen, die rund um die Uhr beleuchtet sein müssen? Was bedeutet es, umweltschonend zu baggern? Welche Rolle spielt Wasserstoff im Hafen der Zukunft? Seit einigen Jahren schon treibt Niedersachsen Ports diese und weitere nachhaltige Entwicklungen voran. „Im Bericht finden Experten relevante Informationen aber auch alle, die Neues über unsere Häfen erfahren und sich darüber austauschen möchten. Auf diese Weise vertiefen wir den Dialog mit unseren Stakeholdern“, sagt Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG.

In verschiedenen Projekten zeigt das Unternehmen NPorts, wie es heute schon gelingen kann, die Häfen von morgen zu gestalten. Dabei geht es vor allem um Energie und Digitalisierung. Neue Technologien bieten wirtschaftliche und ressourcenschonende Lösungen für den Hafenbetrieb. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit hafenaffinen Unternehmen sind hier der Schlüssel zum Erfolg. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Hafenbranche europaweit und darüber hinaus vor den gleichen Herausforderungen steht. Das schafft eine große Motivation, gemeinsam etwas zu bewirken“, sagt Matthäus Wuczkowski, Nachhaltigkeitsmanager bei NPorts. Zwei aktuelle Projekte sind zum Beispiel „WASh2Emden“ und „dashPORT“. Das Erste erforscht mögliche Anwendungen von Wasserstoff im Hafenumfeld. Das Zweite beschäftigt sich mit der Entwicklung eines digitalen Kontrollraums, um Energieflüsse zu analysieren und zu steuern. Ausführliche Informationen zu diesen und weiteren Projekten finden Sie hier.

Der Bericht ist Teil der Nachhaltigkeitsinitiative hafen+ des Unternehmens. Er ist sowohl in Übereinstimmung mit den internationalen GRI-Standards: Option »Kern« erstellt worden als auch mit den globalen Nachhaltigkeitszielen aus der Agenda 2030. Integriert sind im Bericht zudem die Daten und Informationen zum hafenspezifischen Umweltmanagement- Standard PERS. All das liefert einen Bezugsrahmen, zu dem die Hafengesellschaft einen Beitrag leisten möchte. Durch ihre Tätigkeit und ihr Engagement trägt sie direkt und indirekt dazu bei, diverse Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

NPorts hat sich dazu entschieden, den Nachhaltigkeitsbericht überwiegend digital zur Verfügung zu stellen. Sie finden ihn hier.

Quelle und Foto: Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG

 




BVL-Versammlung wählt neuen Vorstand

Bei der 41. Ordentlichen Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung Logistik (BVL), die im Rahmen der Leitmesse transport logistic in München stattfand, erstatteten Robert Blackburn, Vorstandsvorsitzender der BVL, Prof. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung, und der kaufmännische Geschäftsführer Uwe Peters den gut 100 teilnehmende Mitgliedern Bericht über die Arbeit des Vereins im Jahr 2018 und die Planungen für 2019.

Besonders hervorgehoben wurden die Aktivitäten der Regionalgruppen, die großen Veranstaltungen Deutscher Logistik-Kongress, Forum Automobillogistik, Forum Ersatzteillogistik und Forum Chemielogistik, das Start-up BVL.digital, der Tag der Logistik, der Relaunch des Corporate Designs des Vereins, die strategische Partnerschaft mit MX Manufacturing Excellence sowie die Beteiligung an der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ mit ihrer übergreifenden Imagekampagne „Logistikhelden“.

Die Jahresrechnung 2018 und das Budget für 2019 wurden einstimmig genehmigt. Vorstand und Kassenprüfer wurden bei jeweils eigener Enthaltung einstimmig entlastet. Kassenprüfer Lutz Peper, Geschäftsführender Gesellschafter der Peper und Söhne GmbH, Bremen hat das Amt nach acht Jahren auf eigenen Wunsch niedergelegt. Als seinen Nachfolger wählte die Mitgliederversammlung Dr. Maik Speel, Head of Logistics Solutions, Lufthansa Technik Logistik Services GmbH. Wiedergewählt wurde Wolfgang Simonis, Associate Partner, Metroplan Production Management GmbH, Hamburg.

Sechs neue Vorstandsmitglieder wurden von der Mitgliederversammlung einstimmig gewählt: Alexander Doll, Vorstand Finanzen, Güterverkehr und Logistik, Deutsche Bahn AG, Berlin; Dr. Christian Jacobi, Geschäftsführer, agiplan GmbH, Mülheim a. d. Ruhr; Stephan Wohler, Vorstand IT und Logistik, EDEKA Minden-Hannover Stiftung & Co. KG, Minden; Tim Scharwath, Vorstandsmitglied, Deutsche Post DHL, Bonn; Andreas Reutter, Mitglied der Geschäftsleitung, Robert BOSCH GmbH, Stuttgart und Prof. Dr.-Ing. Kai Furmans, KIT, Universität Karlsruhe.

Nach Ende ihrer dreijährigen Wahlperiode stellten sich fünf Vorstandsmitglieder zur Wiederwahl: Peter Gerber, Vorsitzender des Vorstands, Lufthansa Cargo AG, Frankfurt/Main; Karl Gernandt, Executive Chairman, Kühne Holding AG, Schindellegi / Schweiz; Torsten Mallée, Director International Business Development, AEB SE, Stuttgart, Vertreter der Regionalgruppensprecher im Vorstand; Josip T. Tomasevic, Senior Vice President & Chief Procurement Officer, CPO, AGCO Corporation, Duluth, USA, Board Representative of the Chapter Chairpersons und Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bundesvereinigung Logistik e.V., Bremen, Fachgebiet Angewandte Logistik, Universität Bremen. Ihre Wiederwahl erfolgte einstimmig.

Frauke Heistermann, Board of Directors, BEFESA S.A, Ratingen und Vorsitzende des Rats für Technologie, Rheinland-Pfalz, Mainz, wurde nach vier Amtszeiten satzungsgemäß aus dem Vorstand verabschiedet und für ihr vorbildliches Engagement mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Ebenfalls verabschiedet und mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet wurde Jürgen Gerdes, Geschäftsführer der Porta Holding GmbH & Co. KG, Porta Westfalica.

Der Vorstand der BVL im Überblick: www.bvl.de/vorstand

Quelle: Bundesvereinigung Logistik, Foto: Kai Bublitz/BVL

 

 

 




„Wasserstraße stärken heißt Binnenschifffahrt stärken“

Anlässlich der „Regionalkonferenz Wasserstraßen im Ruhrgebiet“ im Landschaftspark Nord in Duisburg machte Frank Wittig, Vize-Präsident der Niederrheinischen IHK und Vorsitzender der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V. die Bedeutung der Binnenschifffahrt deutlich.

„Die Wirtschaft an Rhein und Ruhr ist auf die Binnenschifffahrt und eine intakte Wasserstraßeninfrastruktur ganz besonders angewiesen. Der Masterplan Binnenschifffahrt ist dafür ein richtiges Signal. Jetzt muss es darum gehen, die wichtigsten Maßnahmen im Wasserstraßenland Nummer eins Nordrhein-Westfalen anzuschieben und umzusetzen. Das heißt: Schleusen sanieren, Brücken anheben und Maßnahmen zum Umgang mit Niedrigwasser entwickeln. Unsere Region hat hervorragende Voraussetzungen, um die Zukunft der Binnenschifffahrt aktiv und an vorderster Stelle mitzugestalten. Ein Testfeld für autonome Binnenschiffe in unserem Wasserstraßennetz einzurichten, wäre daher ein wichtiger und konsequenter Schritt.“

Quelle und Foto: Niederrheinische Industrie- und Handelskammer

 




Erfolgsfaktor Logistik in der Chemie

In Kooperation mit der Branchenzeitung CHEManager hat Miebach Consulting eine neue Marktstudie über Logistik in Chemieunternehmen durchgeführt. Darin werden die aktuellen Ergebnisse auch mit der Vorgängerstudie von 2016 verglichen, um Entwicklungen aufzuzeigen, die seither die Industrie umtreiben.

„Seit 5 – 10 Jahren ist die Chemieindustrie aus dem logistischen Dornröschenschlaf erwacht. Zunehmender Wettbewerbsdruck, erhöhte Preissensibilität der Kunden, Verschiebung von Beschaffungs- und Absatzmärkten sowie zunehmende Safety- und Security-Regularien stellen die Logistik der Chemieunternehmen vor neue Herausforderungen“ – so Dr. Klaus-Peter Jung, Mitglied der Geschäftsleitung, Miebach Consulting.

Entgegen anderslautender wissenschaftlicher Publikationen kann unter den teilnehmenden Unternehmen keine klare Ausrichtung ihrer Supply Chains der Unternehmen bezüglich „lean“, „agil“ oder „serviceorientiert“ festgestellt werden. Nicht „one Supply Chain fits all“, sondern eine Produkt- und marktspezifische Ausrichtung der Supply Chains und die Parallelität verschiedener Supply Chains sind angesagt.

Logistikoutsourcing hinkt weiterhin vielen anderen Industrien hinterher – deutliche Verschiebung bezüglich der erwarteten zukünftigen Wachstumssegmente

Der Logistikoutsourcinggrad ist in der chemischen Industrie noch immer deutlich geringer als in anderen produzierenden Bereichen. Dabei hat gerade die zunehmende Professionalisierung der Logistikdienstleister in den letzten Jahren in diesem Industriesegment weitergehende Möglichkeiten eröffnet, Prozesse auszulagern.

Während in der Studie 2016 das größte zukünftige Wachstum in Relation zum bisherigen Outsourcinggrad in der Abfüllung, der Analytik sowie im Betreiben von Silolägern prognostiziert wurde, erwarten die Teilnehmer der Studie 2019 vor allen Dingen zukünftiges Wachstum in den Bereichen Tanklager-Bewirtschaftung, interne Werkstransporte, und Verladen/Etikettieren.

Obwohl sich der 4PL-Ansatz ein Stück weit in der chemischen Industrie etablieren konnte, zeigen die aktuellen Studienergebnisse, dass weder signifikante Kosten- noch Qualitätsvorteile durch ein 4PL-Konzept von den Teilnehmern erwartet werden. Vielmehr bieten Alternativen wie Supply-Chain-Visibility oder Control-Tower-Ansätze ähnliche Vorteile, ohne Abhängigkeitsprobleme zu schaffen.
Die doch sehr kritische Bewertung des 4PL-Konzepts impliziert demnach, dass dieses sehr spezielle Konzept offensichtlich nur für wenige Unternehmen geeignet erscheint und daher eher ein Nischendasein fristen als einen Hype erleben wird.

Von den überdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen haben über 70% eine überdurchschnittliche Logistikperformance (2016: 64%), hingegen haben von den unterdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen auch ca. 56% (2016: 80%) eine unterdurchschnittliche Logistikperformance. Mit einer schlechten Logistik überdurchschnittliche Unternehmensergebnisse zu erwirtschaften, schaffen in der Studie 2019 nur noch 13% aller Teilnehmer (2016: 23%).

„Ist dies ein Indiz dafür, dass eine schlechtere bzw. bessere Logistikperformance gegebenenfalls auch eine schlechtere bzw. bessere Unternehmensperformance nach sich ziehen? Zumindest legen die Befragungsergebnisse einen solchen Zusammenhang nahe – auch wenn die Auswertungen nicht statistisch signifikant sein mögen“ – so Dr. Klaus-Peter Jung.

Es sind deutliche Schwerpunkte vergangener Projekte auf strategischer, infrastruktureller und operativer Ebene mit unterschiedlichen Zielsetzungen auszumachen. Dabei wird sich nach Einschätzung der Teilnehmer zukünftig der Fokus der Zielrichtung der Projekte weg von Kostensenkung mehr in Richtung Serviceverbesserung verschieben.

Auch 2019 wird als wesentlicher Treiber für Logistikprojekte in den vergangenen fünf Jahren das eigene Unternehmenswachstum identifiziert. Neu hingegen sind die Themen demografischer Wandel auf Platz 2, Brexit auf Platz 3 und Personalmangel in der Logistik auf Platz 4.

Die vollständige Studie kann angefordert werden unter .

Quelle und Foto: Miebach Consulting GmbH 

 

 

 

 

 

 

 

 




Eine klare politische Weichenstellung

Das BMVI hat die Erarbeitung des Masterplans Binnenschifffahrt in einem vorbildlichen partnerschaftlichen Prozess organisiert. Über ein Jahr lang haben Bundesverkehrsministerium (BMVI), Wirtschaftsverbände und Forschungseinrichtungen in Arbeitsgruppen zu den fünf Handlungsfeldern Infrastruktur, Umweltfreundlichkeit und Flottenstruktur, Digitalisierung, Stärkung der Multimodalität und Fachkräftesicherung gearbeitet und die 90 Maßnahmen des Masterplans entwickelt.

VBW-Präsidentin Patricia Erb-Korn (KVVH Rheinhäfen GmbH, Karlsruhe) begrüßte das Maßnahmenpaket ausdrücklich: „Mit dem Masterplan Binnenschifffahrt gibt es nun eine klare politische Weichenstellung für eine zukunftsweisende Entwicklung des Systems Schiff/Wasserstraße/Häfen, an der sich Politik, Verwaltung und auch die Wirtschaft messen lassen können. Ich freue mich sehr, dass sich viele Punkte aus den Handlungsempfehlungen des VBW zur Beschleunigung der Infrastruktur, zur ökologischen Modernisierung der Flotte und zur Digitalisierung im Masterplan wiederfinden. Die intensive Vorarbeit, die unsere Fachausschüsse geleistet haben, hat sich gelohnt.“

Das Vorhaben, vordringliche Infrastrukturprojekte mit einem besonders hohen Nutzen-Kosten-Verhältnis durch ein Vorschaltgesetz zu identifizieren und die Planungsabläufe dieser Projekte später durch Maßnahmengesetze zu beschleunigen ist ein mutiger Schritt vorwärts und ein Paradigmenwechsel in der Infrastrukturpolitik.

Im Bereich der Flottenmodernisierung und der ökologischen Erneuerung hatten die Verbände BDS, BÖB, VBW und VSM bereits im April 2018 ein ausgearbeitetes Konzept für eine Novelle des bewährten Förderprogramms „Nachhaltige Modernisierung von Binnenschiffen“ vorgelegt. Die Vorschläge bilden eine gute Grundlage, um das im Masterplan formulierte Ziel des BMVI, eine neue technologieoffene Förderrichtlinie bis zum 01.01.2020 aufzulegen, zu erreichen.

Der VBW begrüßt ebenfalls die Ausschreibung einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung der Struktur der Flotte unter besonderer Berücksichtigung des Bedarfes und der Fördermöglichkeiten für den Bau kleinerer und besonders flachgehender Schiffe. Der VBW hatte im Masterplanprozess eine Substitutionsstrategie unter dem Titel „Alt für Neu Programm“ empfohlen, mit dem Schiffsbetreiber, die ein kleines altes Schiff aus dem Markt nehmen und durch ein gleichwertiges modernes Schiff ersetzen, unterstützt werden sollen. Auch diese Variante soll auf ihre Machbarkeit untersucht werden.

Erfreulich ist auch, dass der Masterplan eine Ausrüstung der bedeutenden Wasserstraßen mit 5G Mobilfunknetzen vorsieht. Der VBW sieht hierin die Basis für die weitere Digitalisierung der Binnenschifffahrt.

Quelle: VBW, Foto: BMVI, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit VBW-Präsidentin Patricia Erb-Korn und VBW-Geschäftsführer Marcel Lohbeck

 

 

 




Ernsthafte Alternative zur Straße

Wie lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt verbessern? Welche technischen Möglichkeiten bringt die Digitalisierung, um das umweltfreundliche Transportsystem zu stärken? Von welchen internationalen Modellprojekten lässt sich lernen?  Fragen, die auf der Konferenz „#IWTS 2.0 – Innovation and Competence Delivered“ in Bremerhaven intensiv diskutiert worden sind.

IWTS steht für inland waterway transportation system, die international übliche Abkürzung für Binnenschifffahrt. Experten aus Deutschland, den Niederlanden und Schweden erläuterten vor Entscheidern aus Speditionen und Logistik  mit welchen Praxis-Ansätzen die Binnenschifffahrt in Zukunft wieder mehr Bedeutung erlangen kann. In seiner Einleitung erläuterte Jörg Peters, verantwortlich für Hafenentwicklung beim  Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, die Zielsetzung des Bremer Senats: „Binnenschifffahrt ist nicht nur ein Thema für den Rhein, sondern gerade auch für die Nordhäfen“, so Peters. „Wir möchten erreichen, dass dieses Transportmittel als eine ernsthafte Alternative insbesondere zum Transport über die Straße wahrgenommen wird.“

Die Veranstaltung zur Zukunft der Binnenschifffahrt ist Teil eines INTEREGG-Projektes, das bremenports mit flämischen und niederländischen Partnern gemeinsam durchführt. Hauptpartner ist die Maritime Akademie Harlingen (MAH), ein führender Anbieter von Berufsausbildung für die Branche. Für die MAH berichtete Jörn Boll über Projekte, mit denen auch kleinere Wasserstraßen in den Niederlanden für die Binnenschifffahrt nutzbar gemacht werden. So will eine große Molkerei ihre Export-Container vollständig per Binnenschiff zum Seehafen  versenden. Bisher war dies nur mit einem Lkw-Vorlauf durch die Stadt Leeuwarden möglich. Um diese kleinen Wasserstraßen vermehrt nutzen zu können, muss unter anderem die Schulung der Binnenschiffer mittels Simulation weiter ausgebaut werden.

Dr. Vendela Santén, Projektleiterin am schwedischen Forschungsinstitut SSPA mit Sitz in Göteborg berichtete über den erstmaligen Einsatz der Binnenschifffahrt im Containerhinterland-Verkehr des Hafens Göteborg. Entlang des Göta Alv, des Flusses der Göteborg mit seinem nord-östlichen Hinterland verbindet, finden derzeit Pilotprojekte statt, per Binnenschiff Container zu bewegen. Was in anderen Häfen üblich ist, war bis 2014 in Schweden wirtschaftlich kaum darstellbar: Zu diesem Zeitpunkt trat ein nationaler Rechtsrahmen für die Flussschifffahrt in Kraft, der es ermöglichte, Binnenschiffe auf vielen Seen und Flüssen des Landes einzusetzen. Bis dato war Schifffahrt nur mit teuren Seeschiffen möglich. In einer engen Kooperation von staatlichen Stellen, Häfen, Verladern und Transporteuren wird jetzt systemattisch daran gearbeitet, die neuen Möglichkeiten wirtschaftlich attraktiv zu gestalten, um das Transportmittel Schiff konkurrenzfähig zu machen.

Dr.-Ing. Marius Brinkmann, Geschäftsführer des ZDIN OFFIS e.V. – Institut für Informatik, Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN) erläuterte, wie in der Seeschifffahrt der Austausch zwischen den Partnern einer Lieferkette im digitalen Zeitalter von statten gehen soll. Das vom OFFIS entwickelte Tool „Maritime Connectivity Platform (MCP)” könne auch für die Binnenschifffahrt Vorteile bringen, so Brinkmann.

Die insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen der Binnenschifffahrt betonte  Christopher Beplat, Geschäftsführer, Norddeutsche Wasserweg-Logistik GmbH: Nach wie vor sei die Infrastruktur mangelhaft. Darüber hinaus mache der Binnenschifffahrt auch die zunehmende Konzentration auf Reederseite und der Handelsstreit zwischen der USA und der EU Probleme. Die  Oligopolisierung im Seeverkehr drücke die Preise, der Fachkräftemangel sei ein Problem.  Zudem gebe es Aufklärungsbedarf über die Möglichkeit der inländischen Wasserwege. Selbst die Disponenten der Speditionen wüssten oftmals nicht über die Möglichkeiten der Binnenschifffahrt als alternativer Verkehrsträger Bescheid.

Im Rahmen des INTEREGG-Projektes soll auch diesem Mangel begegnet werden. So kommt bremenports die Aufgabe zu,  junge Entscheidungsträger in Speditionen und Logistikdienstleistern entsprechend zu schulen. Projektleiter Dr. Lars Stemmler: „Neue Technologien bieten auch für die Binnenschifffahrt neue Chancen. Wir wollen unter dem Motto „modal shift is mind shift“ dem Logistik-Nachwuchs durch eine Internet-basierte Trainingsplattform die Möglichkeiten aufzeigen, die die inländischen Wasserwege und die Binnenschifffahrt bieten.“

Im kommenden Jahr wird es dazu einen Wettbewerbsaufruf an den Nachwuchs geben, digital-basierte Vorschläge zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu machen.

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Henk Hinze

 

 

 




Bauindustrie begrüßt Masterplan

„Es ist ein Erfolg aller Beteiligten, dass dieser Plan zur konkreten Umsetzung von Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag so zügig und effektiv aufgestellt werden konnte“, so Thomas Groß, der Vorsitzende der Bundesfachabteilung Wasserbau im Bauindustrieverband.

Die Bundesfachabteilung mit ihren Mitgliedsunternehmen aus dem Wasserbaubereich hat ihr Fachwissen und ihre Positionen in der Erarbeitungsphase eingebracht. Die Leitung der Arbeitsgruppe zum Handlungsfeld I „ Bereitstellung einer bedarfsgerechten Infrastruktur“ wurde durch die BFA Wasserbau gemeinsam mit dem BMVI übernommen, Viele von der BFA Wasserbau eingebrachte Aspekte sind in den Masterplan eingeflossen. „Die Beschleunigung der Umsetzung von priorisierten Projekten zur Herstellung einer leistungsfähigen Wasserstraßeninfrastruktur ist ein Kernpunkt unserer Forderungen“, so Groß. Zum Erreichen dieses Ziels sieht der Maßnahmenplan neben dem Prinzip Erhalt vor Neubau auch eine Anzahl von Maßnahmen zur Beseitigung des Planungs- und Ausschreibungsstaus bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vor. „Geld allein reicht nicht aus, um wichtige Projekte voranzutreiben und umzusetzen. Es müssen bei den zuständigen Dienststellen die personellen Maßnahmen getroffen werden, damit die Projekte überhaupt in Gang kommen. Hier ist noch sehr viel zu tun“, sagt Thomas Groß.

Auch in der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und ausführenden Firmen soll sich einiges ändern, um die Abläufe zum Wohl der Wasser- und Schifffahrtsprojekte reibungsloser und effektiver zu gestalten. „Neben der angestrebten Vertiefung der Digitalisierung ist vor allen Dingen die partnerschaftliche Projektzusammenarbeit und die vorgesehene Vergabe von Planung und Bau in eine Hand ein ganz wichtiges Anliegen der Bauindustrie“, so Groß weiter. Auch die weiteren Kernfelder des Masterplans zur Stärkung des leistungsfähigen und dabei umweltfreundlichen Transportsystems Wasserstraße wie Sicherung des Fachkräftebedarfs und Verbesserung der multimodalen Transportkette sind alles Schritte in die richtige Richtung. „Nun wird es darauf ankommen, dass den Worten auch Taten folgen und die Maßnahmen von allen Beteiligten zügig vorangebracht werden“, so Groß.

Die Bauindustrie sieht sich hierfür bestens aufgestellt und wird ihren Beitrag zur Umsetzung der Maßnahmen dieses Masterplans leisten.

Quelle: Die Deutsche Bauindustrie, Foto: Huelskens

 

 

 




Großer Schritt bei größerer Nachhaltigkeit

Seit dem 6. Mai gibt es CoolRail, eine direkte Bahnverbindung für Frischprodukte. Dreimal wöchentlich transportiert dieser gekühlte Zug die Frischprodukte zwischen Valencia und Rotterdam.

Der Transport über die neue direkte Bahnverbindung in die Niederlande verläuft ebenso schnell wie der Transport über die Straße, jedoch wesentlich nachhaltiger. Es wird nämlich eine CO2-Reduktion von 70 – 90 Prozent realisiert. CoolRail ist eine Initiative von Euro Pool System, Anbieter von Logistikdienstleistungen und wiederverwendbaren Verpackungen für die Frischekette. An dieser nachhaltigen Initiative beteiligen sich Partner aus dem Handel, der Logistik und der Obst- und Gemüsebranche.

CoolRail ermöglicht eine signifikante CO2-Ersparnis. Durch die Beförderung per Bahn verringert sich die Anzahl der Lkw-Transporte jährlich um 12.096; außerdem werden 22 Mio. Straßenkilometer eingespart. Dadurch wird jährlich ca. 15.000 t CO2 weniger ausgestoßen (dies ist die gleiche Ersparnis wie der Jahresertrag von fast 6 großen Windkraftanlagen). Ab dem Beginn am 6. Mai werden 42 Container mit dem Zug hin und zurück befördert, 3-mal wöchentlich und 48 Wochen im Jahr. „Nach ausführlichen Vorbereitungen und dem ersten Pilotprojekt setzen wir nun den großen Schritt zur drastischen Senkung der CO2-Bilanz für den Transport von Frischprodukten“, so Gerjo Scheringa, CEO der Euro Pool Group.

Ein wichtiger Grund für die Beteiligten ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit des Transports zwischen Spanien und den Niederlanden. Spanien ist für Nordwesteuropa der größte Handelspartner für den Import von frischem Obst und Gemüse wie Salat, Tomaten, Gurken und Orangen. Bakker Barendrecht wirkt seit der ersten Stunde an CoolRail mit und entwickelte zusammen mit Euro Pool System diese Bahnstrecke zwischen Spanien und den Niederlanden. Die CoolRail-Initiative passt zur Bestrebung, den gesamten Prozess in der Frischekette nachhaltiger zu gestalten.

Spanien ist ein bedeutender Handelspartner der Niederlande im Bereich der Frischeprodukte. Die Strecke nach Valencia ist der Beginn eines Netzes. Es soll noch weiter ausgebaut werden; es ist vorgesehen, CoolRail-Bahnverbindungen nach Deutschland, Skandinavien und dem Vereinigten Königreich einzurichten.

Euro Pool System arbeitet mit folgenden Partnern zusammen. Shuttlewise, Bakker Barendrecht/Albert Heijn, Visbeen, Kloosterboer, DailyFresh, EasyFresh, Primaflor, Bollo, Agroiris, Fruveg, TobSine, Pozo Sur und Samskip.

Quelle Port of Rotterdam, Foto: Port of Rotterdam/ Foto: Sandra Zeilstra

 

 




Vom Kohlenkahn zum KI-Schiff

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat die MS Wissenschaft mit einer Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz auf die Reise geschickt. Gäste sollen selbst erleben, was KI leisten kann – und welche Probleme noch gelöst werden müssen.

A oder B? Anja Karliczek hat die Wahl. Sie steht vor einem großen Display, auf dem ihr Fragen zur Künstlichen Intelligenz gestellt werden. Die Bundesforschungsministerin soll die richtige Antwort finden und dann, wie in der berühmten Spielshow „1,2 oder 3“, auf Felder hüpfen, um die Antwort einzuloggen. „Was sind künstliche neuronale Netze?“, lautet die erste Frage. Die Ministerin entscheidet sich für B (sinngemäß: vom Menschen abgeschaute Methoden und Verknüpfungen) – und das ist richtig.

Das Spiel macht der Ministerin sichtlich Spaß. Nur leider ist sie nicht zum Spielen gekommen. Sie besucht an diesem Tag die Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz (KI) auf der MS Wissenschaft, die in diesen Tagen von Berlin aus wieder auf große Deutschlandtour geht. Noch liegt das Schiff, das früher Kohlen und Container durch ganz Europa schipperte, sicher vertäut an einem Berliner Kanal. Am Montag (20.5.) geht es weiter nach Potsdam.

KI, das ist eines der Themen, die der Ministerin ganz besonders am Herzen liegen. Nicht umsonst hat Karliczek auch das Wissenschaftsjahr 2019 ganz den Technologien der Zukunft gewidmet. „KI ist in aller Munde, es werden weltweit Milliarden investiert“, sagte die Ministerin zum offiziellen Auftakt der Ausstellung. „Aber die Menschen fragen auch: Wo führt das hin? Für die Bundesregierung steht fest: Es liegt in unseren Händen“, so Karliczek. Die Möglichkeiten zur Wertschöpfung müssten genutzt werden, ohne dabei die Herausforderungen aus den Augen zu verlieren.

Wie dies gelingen kann, zeigt die Ausstellung auf der MS Wissenschaft auf beeindruckende Weise. Anhand von insgesamt 34 Exponaten wird den Gästen die Welt der KI nahegebracht. Der Eintritt ist frei.

Karliczek lässt sich viele der Exponate vorführen, testet selbst. Da ist zum Beispiel die Roboterhand, die nicht mehr wie bisher üblich aus vielen kleinen Gelenken besteht, die alle einzeln angesteuert werden müssen. Vielmehr hat die Hand fünf gummiartige Schläuche, die mit Pressluft gefüllt werden. Das hat den Vorteil, dass sich die Hand besser an Gegenstände anschmiegen kann. Außerdem ist die Ansteuerung viel leichter zu programmieren. „Wissenschaft und Forschung in KI sind der Garant für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre. KI kann uns unseren Alltag erleichtern“, sagt Karliczek.

Zum Beispiel im Auto. Autonomes Fahren ist längst technisch umsetzbar. Aber sind wir Menschen überhaupt schon dazu bereit, das Steuer einfach abzugeben und einer Maschine zu überlassen? Genau das kann jeder Gast in einem speziellen Fahrsimulator testen. Konkret geht es darum, wie sich das Empfinden gegenüber dem autonomen Fahren ändert, wenn der Computer erklärt, was er gerade macht. Und vor allen Dingen: warum. Die Besucherinnen und Besucher werden so gleichzeitig Teil eines großen Forschungsprojekts: Sie werden vorher und nachher zu ihrem Empfinden gegenüber autonomem Fahren befragt.

Auch das ist Karliczek immer besonders wichtig, wenn es um KI geht: den Mensch mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht die neue Technik. Nur wenn die Technik dem Menschen dient, ist sie auch gut – das ist ihr Credo.

Die MS Wissenschaft wird in den kommenden Monaten in insgesamt 27 Städten Station machen, darunter Bremen, Köln, Bonn, Mannheim und Frankfurt a.M. An Bord werden die Gäste auch mit provokanten Fragen konfrontiert. Kann KI moralisch handeln? Welchen IQ hat KI? Und gibt es Grenzen, die wir technisch zwar überschreiten könnten – es aber vielleicht lieber doch lassen? Das sind nur einige davon. Sie regen zum Nachdenken an, und wenn am Ende jeder für sich selbst beantworten kann, was KI ist und was sie leisten kann, hat die Ausstellung ihr Ziel erreicht.

Die Ministerin jedenfalls betont, dass noch viel mehr getan werden muss. „Wir brauchen mehr Professuren, mehr Lehre, mehr Transfer“, sagt sie. Die Leuchttürme, die in der deutschen KI-Entwicklung zweifelsfrei bereits existieren, sollten ihr Licht in aller Welt zum Leuchten bringen. Den Anfang macht die MS Wissenschaft.

Die MS Wissenschaft tourt bis Oktober durch Deutschland. Die Ausstellung hat täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Menschen, die im Rollstuhl sitzen, werden um Voranmeldung unter 0172/1765936 gebeten. Hier gibt es den offiziellen Tourplan mit allen wichtigen Informationen.

Quelle: BMBF, Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel, Bundesministerin Anja Karliczek während ihres Rundgangs durch die Ausstellung auf der MS Wissenschaft.

 

 

 

 




ARTE-Sendung über Lkw sorgt für Irritationen

Am 7. Mai sendete der Kultursender ARTE eine neunzigminütige Doku-Soap mit dem grotesken Titel „Wahnsinn Lkw – Wie der globale Schwerverkehr uns alle kaputtmacht“. In Fachkreisen sorgte der Beitrag für Irritationen, da die getroffenen Feststellungen von stark schwankender Qualität sind. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. aus Frankfurt am Main äußert sich dazu wie folgt.

Wäre der im Kultursender ARTE gezeigte Film „Wahnsinn Lkw“ – um in kulturellen Dimensionen zu bleiben – ein Gemälde von Lucas Cranach, könnte man genau diejenigen Stellen benennen, bei denen der Meister selbst Hand anlegte, aber auch die Stellen, die der Meister den Lehrlingen seiner Werkstatt überlassen hat: so unterschiedlich ist die Qualität der in diesem Filmbeitrag getroffenen Aussagen.

Zuzustimmen ist beispielsweise Aussagen wie dem Hinweis auf die wahren Profiteure des auch vom BGL seit Jahren immer wieder angeprangerten Sozialdumpings durch osteuropäische Transportunternehmen und Spediteure. Dessen Profiteure sind nicht in deren Büros zu suchen, sondern bei ihren Auftraggebern. Auch der Feststellung, dass die Zunahme des Straßengüterverkehrs wesentlich durch das Verbraucherverhalten namentlich durch massiven Anstieg der Onlinebestellungen bedingt ist, ist rundum zuzustimmen. Ebenso zutreffend ist die Aussage, dass Lkw-Kontrollen richtig und wichtig sind, da sie nicht nur der Verkehrssicherheit dienen, sondern auch gesetzestreue Unternehmen vor schwarzen Schafen schützen. Auch der Ruf nach mehr Kontrollpersonal ist nicht neu: Der BGL fordert schon seit vielen Jahren eine solche Aufstockung und begrüßt die dementsprechenden Ankündigungen von Staatssekretär Steffen Bilger ausdrücklich!

Leider weist der Filmbeitrag auch eine Reihe von Stellen mit handwerklichen Fehlern auf. Einige dieser Stellen seien hier exemplarisch genannt. Zunächst wenden wir uns dagegen, dass der Verkehrsträger Eisenbahn in den Medien systematisch heruntergeschrieben wird, ganz so, als ob bei der Eisenbahn nichts geleistet werde – das Gegenteil ist richtig: Die Verkehrsleistung auf der Schiene hat sich seit der Bahnreform mehr als verdoppelt. Im letzten Jahr vor der Bahnreform (1993) waren es noch 65,6 Mrd. Tonnenkilometer (tkm), im Jahre 2018 bereits 133,7 Mrd. tkm – das ist ein Anstieg um 103,8 Prozent! Auf der Straße gab es zur gleichen Zeit ein Plus von 101,6 Prozent von 251,5 tkm auf 506,9 Mrd. tkm. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass an den im Film beklagten Wettbewerbsnachteilen der Güterbahn erhebliche Zweifel angebracht sind.

Auch bei der Verwendung verschiedener statistischer Zahlen war der Umgang zuweilen nicht unbedingt meisterlich: So wurde z.B. moniert, dass der Leerfahrten-Anteil deutscher Lkw 2017 nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 37 Prozent betrage. Da jedoch eine Fahrt 10 km aber auch 1.000 km lang sein kann, ist nicht der Leerfahrten-Anteil maßgeblich, sondern der Leerkilometer-Anteil. Und der beträgt lediglich 22 Prozent, wie sich aus Zahlen derselben Quelle errechnen lässt. Allerdings besteht wenig Hoffnung, dass dieser Leerkilometer-Anteil signifikant gesenkt werden kann: Die Strecke vom Speditionshof bis zur ersten Beladestelle wird immer eine Leerfahrt bleiben, genauso wie die Rückfahrt von der letzten Entladestelle. Zudem gibt es viele Verkehre, bei denen die Rückfahrt automatisch leer erfolgt: Was sollen z.B. ein Langholz-Lkw, der Baumstämme zum Sägewerk gebracht hat, oder ein Mülllaster von der Deponie mit zurücknehmen? Und ein Milchtankwagen kann auf der Rückfahrt nicht mit Benzin beladen werden. Außerdem gibt es Regionen mit stark unterschiedlichem Eingangs- und Ausgangsvolumen: In den Großraum Berlin zum Beispiel wird aufgrund der hohen Einwohnerzahl viel Fracht hineintransportiert, aufgrund fehlender Industrie mangelt es jedoch an Rückfracht.

Ebenso ist die alte Schweizer Mär zu monieren, dass der Rückgang der Lkw-Transitfahrten durch die Schweiz ihren Hauptgrund in der Einführung der LSVA-Maut im Jahre 2001 gehabt habe. Straßenverkehrsexperten wissen, dass die Schweiz zeitgleich die höchstzulässigen Lkw-Gewichte von 28 t über 34 t auf 40 t erhöht hatte, wodurch sich die Lkw-Nutzlast verdoppelte. Seither werden also viel weniger Lkw-Fahrten für den Transport der gleichen Gütermenge benötigt.

Erstaunlich ist auch, dass die Filmemacher die im Vergleich zu Deutschland höheren Pro-Kopf-Ausgaben für die Eisenbahn in Österreich und der Schweiz als Sensation verkaufen. Bekanntlicherweise liegen beide Länder in den Alpen. Und es erfordert eigentlich nicht allzu viel Phantasie, sich vorzustellen, dass Tunnelvortrieb durch massives Felsgestein oder technisch aufwändig zu erstellende Brückenbauwerke teurer sind, als der Bau von Bahnstrecken im flachen Land. Außerdem stellt sich hier nicht nur die Frage nach dem Wieviel sondern auch, wofür das Geld ausgegeben wird. Wenn die Bahn Milliardeninvestitionen im Stuttgarter Untergrund oder für internationale Firmenaufkäufe tätigt, kann es schnell passieren, dass das Geld an anderen Stellen fehlt . . .

Sehr bedauerlich ist, dass die Autoren bei der Darstellung der Unfallzahlen zur in Fachkreisen verpönten Technik des „Gezielten Weglassens“ gegriffen haben. Für das wiedervereinigte Deutschland liegen beim Statistischen Bundesamt endgültige Unfallzahlen von 1992 bis 2017 vor. Genannt wurde im Film nur der Zeitraum 2016 bis 2017, in dem die Zahl der bei Unfällen mit Güter-Kfz getöteten Personen in der Tat um 6,6 Prozent von 745 auf 794 anstieg. Was uns die Filmemacher verschwiegen haben: Von 1992 bis 2016 ging diese Zahl (trotz der gestiegenen Verkehrsleistung, siehe oben) fast kontinuierlich von 1.883 auf 745 – also um über 60 Prozent – zurück. Sieht so seriöser Journalismus aus?

Wie so oft wird auch in diesem Filmbeitrag dem Straßengüterverkehr vorgeworfen, dass er zu billig sei. Hier müssen sich die Kritiker möglicherweise schon bald umgewöhnen: Aufgrund des europaweit grassierenden Lkw-Fahrermangels sind die Fahrerlöhne seit geraumer Zeit im Steigflug begriffen. Bei den in der Branche notorisch geringen Gewinnmargen kann das nicht ohne Auswirkung auf die Frachtpreise bleiben, wenn man als Transportunternehmer nicht zeitnah den Gang zum Insolvenzgericht antreten will. Da die Bahn aber schienenbedingt nicht mit der Flexibilität des Lkw mithalten kann und aufgrund des fortschreitenden Güterstruktureffektes mit immer kleinteiligeren Sendungsgrößen, wird sie davon kaum profitieren. Die Flexibilität erfordernden Transporte werden weiterhin mit dem Lkw durchgeführt, sie werden einfach nur teurer für den (End)Kunden. Wenn nicht sowieso der Versorgungskollaps vor der Tür steht: Bereits im vergangenen Sommer kam es zu Lieferengpässen im Einzelhandel, weil zum Beispiel die Getränkekistenstapel bei den Abfüllbetrieben zur Abholung bereit standen, aber fahrermangelbedingt kein Lkw vorfuhr.

FAZIT: Der Filmbeitrag hat trotz seines reißerischen Titels und vieler handwerklicher und logischer Fehler gute Ansätze, die es Wert sind weiterverfolgt zu werden. Der BGL steht dafür mit seinem Know-how gerne – auch für kritische Fragen – zur Verfügung.

Quelle: Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL), Foto: straßen.nrw