Baureife Projekte für 1,1 Milliarden Euro in NRW

00pb_a44-a3

Gute Nachrichten für das staugeplagte NRW: Einschließlich des 740 Millionen Euro schweren Neubaus der Leverkusener Rheinbrücke liegen in Nordrhein-Westfalen aktuell baureife Projekte in Höhe von 1,152 Milliarden Euro in der Schublade.

Neu dazu gehört ab sofort auch die Ortsumgehung Wesel auf der B58 mit einem Volumen von 90 Millionen Euro. Die zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf hat mitgeteilt, dass keine Eilanträge gegen das Vorhaben eingegangen sind. Das Land NRW wird nun unverzüglich die Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums zu einem schnellstmöglichen Baubeginn beantragen.

Allein seit Anfang des Jahres sind somit vier weitere Projekte planfestgestellt worden: Neben der Ortsumgehung Wesel liegen auch für die Maßnahmen auf der A40 und B236 bei Dortmund sowie für die A33 bei Bielefeld Baurecht vor. Für diesen Planungsvorrat in Höhe von 244 Millionen Euro wartet das Verkehrsministerium auf die Baufreigabe des Bundes.

„Gegen Stau hilft nur Bau. NRW hat seine Hausaufgaben gemacht“, erklärte Verkehrsminister Michael Groschek. „Unser milliardenschwerer Planungsvorrat zeigt, wie gut der Landesbetrieb Straßenbau NRW gewappnet ist. NRW hat damit genügend baureife Projekte in der Schublade und ist für die Zukunft bestens gerüstet.“

Außerdem fertig geplant sind bereits die beiden Abschnitte der A1 zwischen Lotte und Lengerich mit einem Volumen von 168 Millionen Euro. Würde der Bund von seinem Vorhaben absehen, diese Streckenabschnitte mithilfe von Öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) umzusetzen, könnte das Land NRW mit dem Bau beginnen. Bis Ende des Jahres sollen zudem weitere Projekte mit Baurecht in Höhe von zusätzlichen 418 Millionen Euro vorliegen.

Bereits 2016 hat NRW Straßenbaumittel des Bundes in Höhe von knapp 1,1 Milliarden Euro abgerufen – so viel wie nie zuvor. 2016 gehörte NRW zu gerade einmal fünf Bundesländern, die mehr Mittel für den Bundesfernstraßenbau abrufen konnten als im Verfügungsrahmen vorgesehen – dagegen konnten gleich elf Bundesländer die zur Verfügung gestellten Gelder nicht komplett abrufen. Einmalig wurden 2013 rund 42 Millionen Euro an Bundesfernstraßenmittel nicht verausgabt. In 2014 (+95,8 Millionen Euro), 2015 (+17,9 Millionen Euro) und 2016 (+23,9 Millionen Euro) hat NRW vom Bund dagegen mehr Mittel abgerufen als eigentlich vorgesehen – insgesamt mehr als 137 Millionen Euro zusätzlich. Unabhängig vom aktuellen Planungsvorrat wird NRW in diesem Jahr Bundesfernstraßenmittel in Höhe von voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro umsetzen – dies wäre ein weiterer Rekord.

Nach dem verstärkten Personalabbau der Vergangenheit hat Minister Groschek die Kehrtwende eingeleitet: Erstmals seit 2007 arbeiten bei Straßen.NRW wieder mehr als 1.600 Ingenieurinnen und Ingenieure (Planer). Zugleich hat NRW die Mittel für externe Planungsleistungen mit 63 Millionen Euro seit 2010 nahezu verdoppelt. Als zusätzliche Unterstützung ist 2014 die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH DEGES beauftragt worden für NRW zusätzliche Brückenprojekte umzusetzen.

Die Projekte des Jahres 2017:

Seit Anfang des Jahres sind zum Planungsvorrat für die Rheinbrücke und den A1 – Ausbau (ÖPP) Planfeststellungsbeschlüsse für folgende vier Projekte erlassen worden:

  Abschnitt Mio Euro
A 40 AS Dortmund/o (B 236) – AK Dortmund/Unna 105,1
B 236 Stadtgrenze DO/Schwerte – AS Schwerte (A 1) 19,5
A 33 B 61 Zubringer Bielefeld/Ummeln 29,0
B 58 OU Wesel 90,0

Das Bauprogramm ließe sich aufstocken, wenn die für ÖPP vorgesehenen Abschnitte der A 1 konventionell finanziert würden:

Bereits planfestgestellt aber vom Bund für ÖPP vorgesehen:

  Abschnitt Mio Euro
A 1 AS Lengerich/Tecklenburg – AK Lotte/Osnabrück 153,2
Hiervon bereits Brücken Exterheide, Smanforde und Habichtswald im Bau – 63,2
A 1 N DEK-Brücke – AS Lengerich/Tecklenburg 78,2

Bis Ende des Jahres erwartet das Verkehrsministerium weitere Planfeststellungsbeschlüsse für folgende Projekte:

  Abschnitt Mio Euro
B 474 OU Datteln 27,0
A 57 AK Meerbusch – AS Krefeld/Oppum (evtl. ÖPP) 46,8
B 67 Reken – Dülmen 72,3
B 508 TOU Kreuztal 39,0
A 46 Westring – AK Sonnborn 22,9
B 65 OU Minden mit Gesamtkosten 25,0
B 51 OU Köln/Meschenich 19,8
A 59 AS Flughafen – AD Köln/Porz 41,3
B 61 Nordring Herford bis B 239 7,9

ÖPP

A 1 Greven – nördl. DEK-Brücke 39,1
A 1 AS Münster-Nord – AS Greven (76,9 Mio. €) 76,9

Quelle: MBWSV, Foto: straßen.nrw




IHK fordert bessere Wasserstraßen

waStra
Die Transportmengen und der Marktanteil der Binnenschifffahrt schrumpfen seit Jahren. Und das, obwohl die Stärkung der Binnenschifffahrt erklärtes Ziel der Politik ist.

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve schlägt jetzt vor, die Wasserstraßenpolitik einer Überprüfung zu unterziehen. Im Rahmen ihrer Jahres-Pressekonferenz spricht sie sich für ein Wirtschaftsprogramm Wasserstraße aus.
Der Niederrhein ist der Hafenstandort schlechthin. Viele der ansässigen Betriebe und damit auch deren Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von der Wasserstraße ab. Gerade im Massengut-, Container- und Schwergutverkehr hat die Binnenschifffahrt deutliche Kostenvorteile und entlastet Straße und Schiene. Deshalb ist sie bei den Industrie- und Logistikunternehmen, die am Wasser liegen, erste Wahl. Jedes Jahr passieren allein über 150 Millionen Tonnen Güter per Binnenschiff die Grenze bei Emmerich am Rhein. Würden diese Mengen mit dem Lkw transportiert, bräuchte man dafür rund 20.000 Lkw-Fahrten pro Tag. Das entspräche einer 300 Kilometer langen Lkw-Schlange von Duisburg bis Mannheim.
Die Niederrheinische IHK hat daher zu einer Stärkung des Systems Wasserstraße aufgerufen. „Es ist höchste Zeit für ein Wirtschaftsprogramm Wasserstraße“, sagte IHK-Präsident Burkhard Landers. Die Fehler, die bei der Straße gemacht wurden, dürften sich bei der Binnenschifffahrt nicht wiederholen, forderte Landers. Deshalb gelte es, rechtzeitig zu investieren.
Für eine noch leistungsfähigere Binnenschifffahrt braucht es allerdings nicht nur Sanierung, sondern auch Ausbau. Das gilt vor allem für den Rhein im Abschnitt zwischen Duisburg und Dormagen. Die dort geplante Anpassung der Fahrrinnentiefe um 30 cm führt dazu, dass ein Binnenschiff rund 400 Tonnen mehr Güter laden kann. Die Menge entspricht etwa 20 Lkw, die dadurch auf den Straßen eingespart werden könnten.
Ferner forderte die IHK, dass die Wasserstraße wettbewerbsfähig bleiben müsse. Die Absicht, mehr Güter auf den besonders umweltfreundlichen Verkehrsträger Binnenschiff zu verlagern, vertrage sich nicht mit einer Verteuerung. Hintergrund ist, dass der Bund das bestehende Gebührensystem für die Nutzung der Flüsse und Kanäle in Deutschland von Grund auf reformieren will.
Bündnis für den Niederrhein geplant
Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau, Infrastruktur und Breitbandversorgung – in diesen Bereichen sehen die Unternehmen am Niederrhein den drängendsten Handlungsbedarf für die künftige Landesregierung. Das ergab eine Befragung der IHK. Die Wünsche und Erwartungen der regionalen Wirtschaft hat die Niederrheinische IHK in ihrem aktuellen Positionspapier an die Kandidaten der Landtagswahl NRW zusammengefasst.
Die Unternehmen am Niederrhein brauchen belastbare Rahmenbedingungen, um sich weiterentwickeln und wachsen zu können. Dazu gehören unter anderem eine leistungsfähige Infrastruktur, um den Erfolg des Wirtschafts- und Logistikstandorts Niederrhein zu sichern, und ein modernes Glasfasernetz, um den Weg für die digitale Arbeitswelt zu bereiten. Diese beiden Handlungsfelder aus der Unternehmerbefragung stellte Landers ebenfalls exemplarisch vor.
Durch die rasante Entwicklung der Digitalisierung sind die Anforderungen an die Breitbandinfrastruktur in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Damit auch die Unternehmen am Niederrhein die Chance haben, die Anwendungen, Dienstleistungen und Produkte von morgen entwickeln zu können, brauchen sie die technischen Voraussetzungen dafür. Die Niederrheinische IHK fordert deshalb die Politik auf, noch stärker auf Glasfaser zu setzen und den Breitbandausbau zur Chefsache zu machen. Landers konkretisierte: „In jeder Kommune muss es einen Breitbandbeauftragten geben, der dafür sorgt, dass Unternehmen, Schulen, Krankenhäuser und Gewerbegebiete mit 100 Mbit und mehr versorgt werden.“
Ein Dauerthema ist die Instandhaltung und der Ausbau der regionalen Infrastruktur. Besonders in Duisburg beeinträchtigt die Überlastung mancher Strecken Unternehmen und Anwohner massiv. 270 Milliarden Euro will der Bund in den nächsten 13 Jahren in die Infrastruktur in Deutschland investieren. Allein 14 Milliarden für den Aus- und Neubau der Fernstraßen entfallen dabei auf NRW. Schwachstelle sind lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, insbesondere bei der Umsetzung von Erneuerungs- und Instandhaltungsprojekten. „Was wir brauchen, sind Konzepte, um Planungsläufe zu verkürzen und trotzdem eine angemessene Beteiligung der Öffentlichkeit sicherzustellen“, machte der IHK-Präsident deutlich.
Nach der Wahl lädt die Niederrheinische IHK die neu gewählten Mandatsträger aus der Region ein, ein Bündnis für den Niederrhein zu gründen. Ziel ist es, in der Politik für mehr Verständnis für wirtschaftliche Belange zu werben und den regelmäßigen Austausch zu fördern. „Wir wollen ein festes Bindeglied zwischen Unternehmerschaft am Niederrhein und Landespolitik schaffen. Gemeinsam wollen wir daran arbeiten, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am Niederrhein bürokratiearm, wachstumsorientiert und zukunftsfest auszugestalten“, so Burkhard Landers.
Das Positionspapier steht ab sofort als Download auf der IHK-Website hier bereit.
Quelle und Grafik:Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg – Wesel – Kleve zu Duisburg



Hafen der Zukunft

hhm_luftbild_2014-0229

Trotz sinkender Umsätze und einiger Reederpleiten: Dem Größenwachstum der Containerschiffe scheinen keine Grenzen gesetzt. Wie reagieren die Häfen auf die damit verbundenen Herausforderungen? Das untersucht ARTE in einer sehenswerten Dokumentation, die jetzt im Internet anzusehen ist.

Trotz sinkender Umsätze und einiger Reederpleiten: Dem Größenwachstum der Containerschiffe scheinen keine Grenzen gesetzt. Wie reagieren die Häfen auf die damit verbundenen Herausforderungen? Olaf Merk vom International Transport Forum (ITF) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht dieser Frage nach. Er begutachtet die Häfen von Hamburg, Rotterdam und Dubai, spricht mit Verantwortlichen über Zukunftspläne und Strategien. Der Hafen Jebel Ali in Dubai setzt auf Expansion und baut ein Terminal nach dem anderen ins Meer. Doch ist das angesichts des rückläufigen Welthandels überhaupt sinnvoll? Im Hamburger Binnenhafen ist Flächenwachstum dagegen unmöglich. Welche Strategie haben sich die Hafenbetreiber hier überlegt? Rotterdam hat die ersten voll automatisierten Terminals der Welt. Wird der Arbeiter hier zukünftig überflüssig und das Terminal zum menschenleeren Industriegebiet? Die Digitalisierung hat im Hafen längst Einzug gehalten. Führerlose Fahrzeuge, sogenannte Automated Guided Vehicles fahren selbstständig die Ladung zum Lager. Container werden aus einem Bürogebäude per Joystick gelöscht. Wenn das die Gegenwart ist, wie sieht die Zukunft aus?

Die sehenswerte, wenn auch ein bisschen einseitig auf Container konzentrierte Doku ist noch bis Mitte nächsten Monats im Internet unter http://www.arte.tv/guide/de/061709-000-A/hafen-der-zukunft zu sehen.

Quelle: ARTE, Foto: HHLA




Studie zeigt Wege zur CO2-Reduzierung

energie-in-transitie

Das Wuppertal Institut hat ermittelt, wie die Rotterdamer Industrie die CO₂-Emission drastisch verringern und dennoch weiter die Produkte erzeugen kann, an denen in unserer Gesellschaft ein Bedarf besteht, wie zum Beispiel Kraftstoffe und chemische Erzeugnisse.

Das Hauptergebnis der Studie besteht darin, dass eine Verringerung der CO₂-Emission bis zu 98 % realisierbar ist, indem man eine Reihe unterschiedlicher Techniken nutzt. Die Studie wurde im Auftrag des Hafenbetriebs Rotterdam durchgeführt, der darauf abzielt, dass das Hafengebiet eine führende Position in der Energiewende einnimmt.

Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam: „Die Studie zeigt, dass eine drastische CO₂-Reduktion möglich ist und verschiedene Projekte, an denen wir derzeit arbeiten, sehr gut in die ausgearbeiteten Konzepte für die Energiewende passen, insbesondere die Nutzung von Restwärme und die Abscheidung und Speicherung von CO₂. Der Bericht zeigt jedoch auch, dass Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten zum großen Teil auf eine andere Technologie umsteigen sollten. Die Energiewende ist ein Prozess mit vielen Schritten, von zahlreichen Partnern und über einen langen Zeitraum hinweg. Die Studie zeigt, dass eine Energiewende möglich ist und dient vor allem als Aufruf zur Initiierung von Projekten. Man sollte zunächst klein beginnen und dann in größerem Maßstab vorgehen. Dies ist in Rotterdam möglich, erfordert jedoch eine solide langfristige Politik und Unterstützung durch den Staat und Europa.“

Das deutsche Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, die Rotterdamer Industrie auf das Klimaübereinkommen von Paris abzustimmen. Eine Schließung von Industrieanlagen ist nicht erforderlich, da die Gesellschaft auch langfristig Bedarf an verschiedensten chemischen Produkten und Brennstoffen hat. Der Transport kann teilweise elektrifiziert werden, doch für die Luftfahrt und Seeschifffahrt ist dies vorläufig schwierig. Eine Schließung von Industrieanlagen in Europa würde zum Import der jeweiligen Produktarten führen. Sie führt letztlich nur dazu, dass Industrie an andere Orte verlagert wird und hier viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Ein Wandel zu einer Produktion mit einem wesentlich geringeren CO₂-Fußabdruck ist somit ein logischer Schritt. Das Wuppertal Institut hat dementsprechend vier mögliche Konzepte für die Energiewende ausgearbeitet.

Das erste ist das Business-as-Usual-Szenario. Wie der Name bereits besagt, zeigt dieses Szenario keine großen Trendänderungen. Eine Verbesserung der Effizienz der Industrie durch den Einsatz der „Best available technology“ sorgt für eine geringere Emission. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass sich die Produktion verringert, da der Bedarf an Brennstoffen zurückgeht. Das Ergebnis ist eine um 30 % geringere CO₂-Emission im Jahr 2050. Für die Realisierung der Klimazielsetzungen ist dies zu wenig. Das zweite Szenario, Technological Progress, kommt mit 75 % etwas mehr in die Nähe. Das Hauptelement ist dabei die Abscheidung und Speicherung von CO₂ in großem Maßstab.

In zwei weiteren Konzepten der Energiewende erscheint derzeit eine CO₂-Reduktion von 98 % realisierbar. Bei dem einen handelt es sich um Biomass and CCS; es stützt sich stark auf den Einsatz von CCS kombiniert mit Biomasse als Rohstoff für Chemie. Das letzte Konzept ist der Closed Carbon Cycle, der stark auf die Schließung von Kreisläufen abzielt. Es werden noch fossile Rohstoffe genutzt, doch sie werden nahezu vollständig recycelt.

Jedes Konzept für die Energiewende hat Herausforderungen bzw. Engpässe wie etwa die Verfügbarkeit von genügend Biomasse, eine 100 %-ige Abscheidung von CO₂ oder eine vollständig regenerative Stromerzeugung. Zudem gibt es bei jedem der Energiewendekonzepte Unsicherheiten im technischen Bereich. So zeigt sich, dass nicht ein einzelnes Konzept zum Erfolg führt, sondern letztlich eine Kombination der verschiedenen Konzepte erforderlich sein wird, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Zudem gilt, dass in allen Konzepten einige der gleichen Techniken vorkommen wie die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse mit nachhaltiger Elektrizität (z. B. erzeugt durch Windkraft im Meer), eine Elektrifizierung industrieller Prozesse sowie die Nutzung von Restwärme.

Im Rotterdamer Hafengebiet wird an einigen Projekten gearbeitet, die in diese Konzepte für die Energiewende passen, wie die Entwicklung eines regionalen Wärmenetzes, eines Demonstrationsprojekts für die Abscheidung und Speicherung von CO₂, (CCS) die Umwandlung von Kunststoffabfall in Chemikalien (Waste-to-chemicals), biobasierte Brennstoffe und Chemie, Transport an Land von Strom, der in Windparks in der Nordsee erzeugt wird, die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse usw. Projekte dieser Art können die wirtschaftliche Erneuerung des Rotterdamer Industriekomplexes vorantreiben.

In der Energiewende folgt der Hafenbetrieb Rotterdam einer Strategie nach dem Prinzip „Sowohl als auch“. Der Hafenbetrieb setzt stark auf die Entwicklung einer nachhaltigen Industrie wie regenerativer Energie, einer biobasierten Produktion und Initiativen im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Zugleich arbeitet der Hafenbetrieb mit der vorhandenen, auf fossilen Energiequellen basierenden Industrie zusammen an einem zunehmend niedrigeren CO₂-Fußabdruck, beispielsweise mit Projekten zur Nutzung von Restwärme und zur CO₂ -Abscheidung und Speicherung.

Die Studie gibt es hier

Im Anschluß organisierte der Hafenbetrieb Rotterdam ein Gipfeltreffen mit dem Titel „Energy in Transition“. An Bord der SS Rotterdam wurde der Wuppertal-Bericht präsentiert. Das Gipfeltreffen war ein Anlass, über Herausforderungen, vor allem jedoch über die sich bietenden Chancen, nachzudenken.

Verschiedene Akteure präsentieren voller Stolz, dass die Energiewende tatsächlich jetzt schon stattfindet. Zur Förderung von Initiativen und Partnerschaften sind im Vorfeld des Gipfeltreffens drei neue Partnerschaften bekannt gegeben worden, die sich auf die optimale Nutzung von Restwärme der Industrie und von Biobrennstoffen richten.

„Wir müssen es gemeinsam machen.“ So lautet die deutliche Schlussfolgerung, die sich aus einer Reihe Workshops ergeben hat, bei denen die Teilnehmer gemeinsam darüber nachdenken mussten, wie die Energiewende tatsächlich beschleunigt werden kann. Es heißt jedoch: „Ohne Fleiß kein Preis” – wir dürfen keine Angst davor haben, in der Übergangsphase Risiken einzugehen. So äußert sich Stijn Effting, Leiter des Workshops „Biobased: Growing Energy“.

Zu verschiedenen Themen wie Kreislaufwirtschaft, alternative Brennstoffe und Energie-Effizienz konnten die Unternehmen während des Gipfeltreffens mit dem Pläneschmieden beginnen. Das taten sie nach Aussage von Maike Akkers, Leiterin des Workshops „Power to the Port“, auch bereits vor zehn Jahren – aber damals wollten sie es in Eigenregie versuchen. „Jetzt sind die Akteure dazu bereit – miteinander – ins kalte Wasser zu springen.“

Auch Randolf Weterings, Leiter des Workshops „Capture the Opportunity“ hält positive Worte bereit: „In Zukunft könn(t)en wir CCS (Carbon Capture and Storage) für die chemische Industrie nutzen. Und zudem nehmen wir Unternehmen ihre Sorgen ab und schaffen gleichzeitig ein Netzwerk zur Beschleunigung der Anwendung von CCS.”

Quelle und Grafik: Port of Rotterdam




Mittelfristprognose veröffentlicht

bahnhof_alte_suederelbe_copyright_hhm-krueger

Laut der im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur erstellten Prognose wird für den Güterverkehr im Jahr 2017 ein anhaltendes Wachstum beim Transportaufkommen (+1,2 %) und bei der Transportleistung (+1,5 %) erwartet.

Mittelfristig ist aufgrund der sich abzeichnenden Rahmenbedingungen mit einem anhaltenden, wenngleich abgeschwächten Wachstum beider Größen zu rechnen. Die Entwicklung nach Verkehrsträgern zeigt eine vergleichbare Tendenz. Mit einem jährlichen Plus von mindestens 2 % bei Aufkommen und Leistung werden für den Kombinierten Verkehr, als Teilsegment des Eisenbahngüterverkehrs, sowie für die Luftfracht überdurchschnittliche Zuwächse prognostiziert.

Transportaufkommen Mio. t Veränderungen in %
2015 2016 2017 2020 16/15 17/16 20/17
Straßengüterverkehr 3539,2 3593,3 3639,4 3702,5 1,5 1,3 0,6
Eisenbahngüterverkehr

darunter Kombinierter Verk.

367,3

89,4

361,3

91,0

362,9

92,9

367,2

100,5

-1,6

1,9

0,4

2,1

0,4

2,7

Binnenschifffahrt 221,4 219,6 220,8 222,5 -0,8 0,5 0,3
Rohrleitungen 90,7 92,4 92,7 91,8 2,0 0,3 -0,3
Luftfracht 4,4 4,6 4,7 5,0 3,4 2,5 2,0
Insgesamt 4223 4271,2 4320,5 4389,1 1,1 1,2 0,5
Seeverkehr 291,8 292,6 294,7 298,4 0,3 0,7 0,4

Das im Personenverkehr im Jahr 2016 zu beobachtende Aufkommens- und Leistungswachstum wird sich kurz- bis mittelfristig ebenfalls abschwächen. Für das Jahr 2017 wird über alle Verkehrsarten ein Plus von 1,2 % (Aufkommen) bzw. 1,3 % (Leistung) prognostiziert. Vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Zunahme der Kraftstoffpreise zeigt sich die Gesamtentwicklung maßgeblich von der Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs beeinflusst. Ein überdurchschnittliches Wachstum wird kurz- wie mittelfristig dem Luftverkehr sowie dem Eisenbahnverkehr zugetraut. Die Wachstumsraten im Fernbuslinienverkehr bleiben hingegen deutlich hinter denen der Vorjahre zurück. Der gemeinsam von der SSP Consult, Beratende Ingenieure GmbH und dem Bundesamt für Güterverkehr erstellte Prognosebericht steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Quelle: Bundesamt für Güterverkehr, Foto: HHM Krueger




Zu Lasten der Binnenschifffahrt

* Copyright Peter-Paul Weiler, www.berlin-event-foto.de Tel. +49 1577 4720112 / Veröffentlichung und Verwendung nur mit Autorenangabe / Publication is permitted provided photographer is named

Der in Teilen der Verkehrspolitik mit Wohlwollen aufgenommene Vorschlag, demnächst die Trassenpreise der Bahn zu halbieren, wird zu Lasten der Güterbinnenschifffahrt gehen. Das hiermit eigentlich verfolgte Ziel, Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, wird sich nicht erreichen lassen, sondern lediglich die Wettbewerbssituation zwischen Schiene und Schiff anheizen.

Auf diese Zusammenhänge hat Martin Staats, Vorstand der MSG eG und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB), in Berlin hingewiesen.

Es sei löblich, dass die Politik die Straße vom Güterverkehr entlasten wolle. Eine bloße Kostenreduktion durch Absenkung der Trassenpreise sei hierfür aber ungeeignet: „Schiff und Schiene transportieren in großen Mengen identische Massengüter wie etwa Kohle, Erze, Steine, Erden, Container sowie landwirtschaftliche oder chemische Erzeugnisse. Hierfindet der Wettbewerb der Verkehrsträger statt, und der wird sich deutlich verschärfen, wenn die Kosten der Schiene um die Hälfte reduziert werden. Am Aufkommen des Straßengüterverkehrs ändert sich dadurch nichts, zumal sich die Frage stellt, ob die Schiene überhaupt die Kapazität besitzt, die auf der Straße transportierten Güter in größerem Umfang zu übernehmen“, erklärte Staats im Rahmen einer Veranstaltung der Parlamentarischen Gruppe Binnenschifffahrt (PGBi) in Berlin. Wenn diese enorme Kostenabsenkung bei der Schiene bei der anstehenden Reform der Schifffahrtsabgaben nicht berücksichtigt werde, sei eine eklatante Wettbewerbsverzerrung zwischen Schiff und Schiene vorprogrammiert.

Ein zukünftiger Themenschwerpunkt liegt in den Augen des Verbandspräsidenten im Bereich der Innovationen: „Die Binnenschifffahrt hat in der NRMM-Verordnung die mit Abstand strengsten Abgasgrenzwerte in Europa verordnet bekommen. Kein Hersteller hat derzeit für uns Motoren im Angebot, die diese Grenzwerte einhalten könnten. Es ist bezeichnend, dass die Bahn von der EU nicht nur die Möglichkeit einer Befreiung von den neuen Abgasgrenzwerten eingeräumt bekommen hat, sondern auch zukünftig alte Austauschmotoren mit hohen Emissionswerten einbauen darf. Die Binnenschifffahrt wird u.a. durch alternative Antriebe und Treibstoffe, wie etwa Gas-to-liquid (GTL), oder Kraftstoff-Wasser-Emulsionstechniken für niedrigere Emissionen sorgen und so ihre Umweltverträglichkeit steigern“, so Martin Staats.

Auch wenn in dieser Legislaturperiode bereits viel im Bereich der Wasserstraßeninfrastruktur erreicht wurde: Hier bleibt die Politik nach wie vor gefordert. Flüsse und Kanäle müssen in Teilen ausgebaut und bestehende Engpässe beseitigt werden. „Die Vertiefung des Mittelrheins ist ein für die Wirtschaft und Industrie wichtiges und volkswirtschaftlich hoch rentables Projekt des aktuellen Bundesverkehrswegeplans. Es darf aber nicht sein, dass die Umsetzung dieser Maßnahme nun Jahrzehnte dauert – sei es aus Mangel an Personal in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, sei es aufgrund eines absurd hohen Planungsaufwandes oder eines extensiven Verbandsklagerechts“, mahnte BDB-Präsident Martin Staats. Deutliche Worte fand Staats zu der Verteilung des zukünftigen WSV-Personals und der Planungsgelder, die kürzlich im Haushaltsausschuss des Bundestages beschlossen wurde: „Der Elbe-Lübeck-Kanal hat mit einer Million Gütertonnen bei Weitem nicht die Bedeutung des Rheins, der Main-Donau-Wasserstraße, des westdeutschen Kanalnetzes, der Mosel und des Neckars. Die exklusiv für den Ausbau dieses Kanals bewilligten Ingenieure hätte die deutsche Wirtschaft an anderer Stelle dringender gebraucht, wo sie volks- und verkehrswirtschaftlich nutzenstiftender hätten eingesetzt werden können!“

Zum Abschluss brach der BDB-Präsident noch eine Lanze für die Mitarbeiter in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung: „Man sollte aufhören, dauernd auf die WSV einzudreschen. Dort arbeiten fähige Leute, und wir bedauern, dass uns die Ansprechpartner in der Fläche teilweise abhandengekommen sind. Die Arbeit in der Verwaltung dürfte durch die bisherige Reform nicht einfacher geworden sein“.

 Quelle: BDB, Foto: Berlin-event-foto.de, Auf dem Parlamentarischen Abend der Parlamentarischen Gruppe Binnenschifffahrt in Berlin bezieht BDB-Präsident Martin Staats Stellung zur Verkehrspolitik des Bundes.

 




Deutsche Schiffsmakler: „Fully booked ´till May!“

???????????

Die Mitgliederversammlung des Zentralverband Deutscher Schiffsmakler e.V. (ZVDS) steht ganz unter dem Vorzeichen der kommenden Nationalen Maritimen Konferenz. Fehlende Anbindung der Verwaltung ist aus Sicht des ZVDS das größte Hemmnis bei der Digitalisierung.

„We are fully booked `till May! – das ist einer der schönsten Sätze der letzten Monate“, freut sich der Vorsitzende des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler e.V., Christian Koopmann, „auch wenn das im Augenblick im Wesentlichen für den Linienbereich und nur für den Containermarkt gilt“. Aber auch in der Trampschifffahrt seien wieder steigende Charterraten zu beobachten. So konnte der von den Schiffsmaklern herausgegebene New ConTex seit Jahresbeginn 47 Punkte zulegen. Koopmann weiter: „Auch wenn es noch dauert, bis wir wieder bei einem auskömmlichen Ratenniveau sind, die Richtung stimmt schon mal und wir hoffen, dass es so weitergeht.“

Dementsprechend stand die diesjährige Mitgliederversammlung der ZVDS unter guten Vorzeichen. Gleichwohl dürfe dieses nicht über die Herausforderungen hinweg täuschen, vor denen der Verband und die Mitglieder stehen. Koopmann weiter: „Die schwache Einkommenssituation verführte viele Reeder dazu, auch bei den Kommissionen für Agenten und Maklern sparen zu wollen. Wer aber immer nur den günstigsten Preis sucht, darf sich nicht über mangelnden Service und fehlende Qualität beschweren.“ Es werde daher eine Aufgabe des Verbandes sein, in Einklang mit den internationalen Partnerverbänden dafür zu werben, dass Qualität auch ihren Preis habe – und das gleichermaßen bei Reedern, Maklern und Agenten.

Zudem setzte sich der Trend zur Konsolidierung weiter fort. „Auch im letzten Jahr gab es Unternehmenszusammenschlüsse und Pleite, das blieb auch nicht ohne Auswirkungen auf unsere Mitgliederbasis. Daher werden wir uns in diesem Jahr überlegen müssen, wie die zukünftigen Verbandsstrukturen aussehen sollen“, berichtete der ZVDS-Geschäftsführer Dr. Alexander Geisler. „Die Anzahl unsere Mitglieder ist überschaubar, aber die Effektivität unseres Verbandes hat dennoch höchste Priorität“, so Geisler.

War das letzte Jahr noch von der Diskussion um die Entwicklung der Infrastruktur geprägt, so standen die inhaltlichen Debatten dieses Jahr ganz unter dem Vorzeichen der Digitalisierung. „Man mag es mögen oder nicht – die Digitalisierung ist das neue MEGAWORD. Dabei ist dieses Thema eigentlich nicht wirklich neu für uns“, stellte Christian Koopmann klar. Koopmann weiter: „Der elektronische Datenaustausch und der Aufbau digitaler Lieferketten gehören bereits seit Jahren zum Berufsalltag in der maritimen Branche. Unsere Agenturen bilden die Schnittstelle zwischen den globalen Headquarters der Reedereien und den hiesigen Terminals, Spediteuren sowie den Verladern. Gleichwohl hat die Entwicklung durch die neuen technischen Entwicklungen einen erheblichen Schub erfahren.“

Kritisiert wurde, dass besonders die Verwaltung bei dieser Entwicklung nicht immer mithalten kann.

Hierzu Koopmann: „Leider müssen wir feststellen, dass sich die Verwaltungen nicht mit derselben Geschwindigkeit an die digitalen Veränderungen anpassen, wie unsere Mitgliedsunternehmen. Hier fehlt es teilweise an der Infrastruktur und so manche Landesbehörde nimmt die Meldungen der Schiffe nur in Papierform an, da es an PC´s fehlt. Und auf der deutschen Bucht und auf anderen Seerevieren fehlt es noch an einer für den schnellen Datenaustausch notwendigen Netzabdeckung. Es freut uns daher außerordentlich, dass die Bundesregierung das Thema „Digitalisierung“ zum Leitthema der kommenden Nationalen Maritimen Konferenz gemacht hat und wir hoffen, dass von der Konferenz auch ein Signal an die Verwaltungen und Behörden ausgeht, endlich digital aufzurüsten und sie in die Lage versetzt werden, die vorhandenen Daten zum Wohle aller zu nutzen. Denn mit der Schaffung elektronischer Meldewege soll unserer Meinung nach in erster Linie eine Prozessbeschleunigung und Verfahrensvereinfachung für alle Beteiligten erreicht werden. Eine Arbeits- und Kostenverlagerung von der Verwaltung auf die Wirtschaft darf damit nicht verbunden sein.“

Kritisch sehen die Schiffsmakler die „Goldgräberstimmung“, die mit Blick auf die Fördermittel ausgebrochen zu sein scheint. „Es ist schon sehr erstaunlich, wie viele branchenfremde Unternehmen und „Forschungseinrichtungen“ sich aktuell auf dieses für unsere Mitglieder nicht völlig neue Thema stürzen. Es ist ein natürliches, betriebswirtschaftliches Interesse unserer Mitgliedsunternehmen, die Vorteile zu nutzen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, und diese Entwicklung darf nun nicht zu einem Selbstbedienungsshop für Beratungsunternehmen werden. Daher sollte der Fördergeber aus unserer Sicht auf dem bewährten IST-Zustand aufsetzen. So können Fehlinvestitionen und Doppelförderungen vermieden werden.“

Zumindest personell besteht bei dem ZVDS kein Engpass. Nach Ablauf seiner regulären Amtszeit wurde Jan Wollschläger (Frachtcontor Junge & Co. GmbH, Wilhelmshaven) als Vertreter der Vereinigung Wilhelmshavener Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. erneut in den Vorstand gewählt.

Als Gastredner im Rahmen des traditionellen Abendessens sprach vor rd. 100 Teilnehmern Herr Achim Wehrmann (Bundesministerium für Verkehre und digitale Infrastruktur), der einen Ausblick auf die kommende Nationale Maritime Konferenz sowie die geplante Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung der maritimen Branche gab.

Bereits einige Stunden zuvor trafen sich die Mitglieder der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. (VHSS) zu ihrer Mitgliederversammlung und berieten sich über die aktuellen Themen. In diesem Zusammenhang wiederholte der VHSS-Vorsitzende seine Kritik an den Umweltverbänden. Koopmann abschließend: „Auch wenn wir leider immer noch nicht die Fahrrinnenanpassung beginnen können, so gilt es doch festzuhalten, dass der NABU und der BUND das Verfahren verloren haben. Sie wurde von dem Bundesverwaltungsgericht letztlich abgewiesen. Es wäre daher nicht nur fair und anständig dieses endlich zu akzeptieren, sondern auch ein Ausdruck rechtstaatlichen Denkens. Es ist nicht ehrenrührig in einem Rechtsstreit zu unterliegen – es wird nur peinlich, wenn man sich partout weigert, dieses Ergebnis anzuerkennen, weil es nicht in die eigene Ideologie passt.“ Aus Sicht der VHSS sollten sich die Verbände konstruktiv in die Pläne zur Planergänzung einbringen, aber nicht wieder versuchen, über diesen Umweg das Gesamtprojekt zu torpedieren.

Und auch der VHSS-Vorstand erhielt Verstärkung. So wurde mit großer Mehrheit Herr Boris Wehmann (MSC Germany S.A. & Co. KG) als neuer Beisitzer gewählt.

Quelle: ZVDS, Foto: HHM/Michael Lindner




Bundestag beschließt Antrag zur maritimen Wirtschaft

Megaboxer_Treffen_in_Waltershof_copyright_HHM_Hasenpusch

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS) begrüßt den Bundestagsbeschluss des Fraktionsantrags der CDU/CSU und SPD zur Innovation und Forschung als Wettbewerbsvorteil der deutschen maritimen Wirtschaft.

Damit wird im Vorfeld der am kommenden Dienstag in Hamburg stattfindenden 10. Nationalen Maritimen Konferenz ein klares Bekenntnis zum deutschen Seehafenstandort zum Ausdruck gebracht.

„Der Beschluss hebt die herausragende Bedeutung der deutschen Seehäfen als Logistikdienstleister sowie als Wachstumsmotor für die gesamte deutsche Wirtschaft hervor. Der Bundestag erkennt an, dass sich die erfolgreiche deutsche Hafenwirtschaft in einem Umfeld internationalen Wettbewerbsdrucks befindet und mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert ist. Die vom Bundestag geforderten Maßnahmen würden einen wichtigen Beitrag zum weiteren Erfolg der Seehafenbetriebe leisten“, erklärte ZDS-Präsident Frank Dreeke.

Der ZDS begrüßt die für die deutschen Seehäfen wichtigen Forderungen des Bundestages u.a. zur praxisgerechten Anwendung des Beihilferechts unter Berücksichtigung der geografischen Besonderheiten deutscher Seehäfen ebenso wie die Forderung nach der Engpassbeseitigung der Hinterlandanbindungen und nach dem Ausbau der seewärtigen Zufahrten von und zu den deutschen Seehäfen. Auch die Forderung des ZDS zur Reform der Einfuhrumsatzsteuer zur Beseitigung gravierender Wettbewerbsnachteile deutscher Seehäfen im Gegensatz zu benachbarten europäischen Seehäfen und die Forderung nach einer Ermäßigung der EEG-Umlage für die Landstromversorgung von Schiffen wurden im Beschluss aufgenommen. Hervorzuheben ist auch die geplante Fortführung des Förderprogramms IHATEC über 2020 hinaus.

„Damit sich deutsche Seehäfen im internationalen Wettbewerb auch zukünftig weiterhin behaupten können, ist es besonders wichtig, dass erhebliche Wettbewerbsnachteile, wie sie beispielsweise bei der Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer existieren, behoben werden“, sagte ZDS-Präsident Dreeke.

Im Hinblick auf die Digitalisierung in der maritimen Wirtschaft – der Themenschwerpunkt der diesjährigen Nationalen Maritimen Konferenz – beinhaltet der Beschluss wichtige Forderungen wie den Ausbau der IT-Infrastruktur und die notwendige Gewährleistung der Sicherheit der Systeme.

Mit Blick auf die anstehenden Wahlen in einigen Bundesländern und beim Bund erwartet der ZDS, dass auch die Vereinfachung des Umwelt- und Planungsrechts angegangen wird. „Wir setzen auf die Impulse aus dem Innovationsforum Planungsbeschleunigung, das seinen Bericht in Kürze vorlegen wird“, sagt Frank Dreeke. „In der Vergangenheit haben sich wichtige Infrastrukturvorhaben wie beispielsweise die Fahrrinnenanpassung von Elbe und Weser immer wieder verzögert. Eine Vereinfachung des Umwelt- und Planungsrechts ist daher zwingend erforderlich.“

vom Deutschen Bundestag beschlossene Antrag mit Maßnahmen zur Stärkung der maritimen Wirtschaft ist im Deutschen Verkehrsforum auf volle Zustimmung gestoßen. Dr. Ulrich Nußbaum, Vorsitzender des DVF-Präsidiums: „Für den Hafen- und Schifffahrtsstandort Deutschland ist das ein richtungsweisendes Programm. Viele der Maßnahmen sind außerdem für den Transport- und Logistiksektor insgesamt von großer Bedeutung. Das ist ein echtes Zukunftsprogramm. Die Bundesregierung sollte alles daran setzen, diese Vorschläge umzusetzen.“

Nußbaum wies auf zentrale Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur hin, die in dem Antrag aufgeführt sind: Aufstockung der Planungskapazität bei Bund und Ländern, Engpassbeseitigung bei den seewärtigen Zufahrten und den Schienenanbindungen im Hafenhinterland, sowie die Sicherung von Wachstumsflächen für Hafenumschlag und Logistik. Nußbaum: „Deutschland muss bei Planung und Bau wichtiger Infrastrukturprojekte in Zukunft wieder schneller werden. Mit verzögerten Ausbau- und Ersatzvorhaben bei Flughäfen, Autobahnen, Brücken und Schienenkorridoren lässt sich eine lange Liste schreiben. Die Fahrrinnenanpassungen Elbe und Weser werden nicht unsere letzten großen Verkehrsprojekte sein. Beim Planungsrecht und Planungsvollzug muss also etwas passieren.“

Die Vorschläge des Gesetzgebers zeigen eine wachsende Aufmerksamkeit für die notwendige Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Flexibilität des Logistikstandortes Deutschland. Nußbaum: „Das zeigt sich zum Beispiel bei der Einfuhrumsatzsteuer. Die Nachteile für den Logistikstandort Deutschland durch das bürokratische Verfahren bei der Einfuhrumsatzsteuer müssen in der nächsten Legislaturperiode dingend beseitigt werden. Das bisherige Verfahren behindert nicht nur die deutschen Häfen, sondern genauso unsere Luftfracht-Hubs, Spediteure und die verladende Wirtschaft. Wichtig ist auch, dass der Bundestag nochmals eine faire Bewertung der EU bei der öffentlichen Finanzierung hafenbezogener Infrastrukturen eingefordert hat – Stichwort Beihilfepolitik.“

Auch im Bereich Umwelt, Klima und Energie stimme die Linie im Bundestagsbeschluss: Die Förderung von schadstoffarmen Antrieben für Binnen- und Seeschiffe, die Unterstützung der entsprechenden Betankungsinfrastruktur in den Häfen, die Entlastung der Landstromversorgung und im Übrigen genauso des Schienenverkehrs von der EEG-Umlage seien wichtige Ansatzpunkte, um die notwendigen Fortschritte beim Klimaschutz im Verkehrssektor zu ermöglichen. Nußbaum: „Künftige Vorschriften bei Emissionen und Luftschadstoffen müssen außerdem besser international abgestimmt werden.“

Der Antrag enthalte schließlich eine Reihe wichtiger Ansatzpunkte zur Förderung digitaler Innovationen für die Bereiche Schifffahrt, Häfen und Logistik. Zutreffend sei laut Nußbaum der Hinweis des Deutschen Bundestages, dass die Umsetzung des IT-Sicherheitsgesetzes sachgerecht und praxistauglich sein muss. Das DVF hatte erst kürzlich betont, dass der aktuelle Entwurf der KRITIS-Verordnung im Verkehrsbereich über das Ziel hinausschießt.

Hintergrund
Seit dem Jahr 2000 findet regelmäßig etwa alle zwei Jahre die Nationale Maritime Konferenz unter der Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) statt. Die Konferenzen haben sich unter der verantwortlichen Leitung des Maritimen Koordinators der Bundesregierung als Dialogforen für die maritime Wirtschaft insbesondere mit der Bundesregierung bewährt, um aktuelle maritime Fragen und Interessen Deutschlands zu erörtern. Im Schwerpunkt befassen sich die Konferenzen mit Themen zum Schiffbau, zur Hafenwirtschaft, Seeschifffahrt und Meerestechnik, zu Offshore-Themen und zum Klima- und Umweltschutz. Bereits am 09. Dezember 2016 fand in Berlin das Branchenforum zur 10. Nationalen Maritimen Konferenz fand zum Thema „Digitalisierung in der maritimen Wirtschaft“ statt.

Quelle: Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Deutsches Verkehrsforum, Foto: HHM Hasenpusch




Logistik hält die Erfolgsspur.

NDH5

Die Konjunkturtendenz der deutschen Logistikwirtschaft ist weiterhin aufwärts gerichtet. Das geht aus der jüngsten Erhebung (Februarbefragung) zum Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BLV) ermittelt.

Der Klimawert stieg insgesamt zwar nur moderat um 1,7 Zähler, bestätigt damit aber die markante Aufhellung aus dem Vorquartal. Das Niveau von 138,2 markiert den höchsten Stand seit dem Herbst 2011. Die Lagebeurteilung hat auf hohem Niveau leicht um 3,7 Punkte nachgegeben, dies wurde aber durch anziehende Erwartungen (plus 7,1 Punkte) mehr als wettgemacht. Beide Marktseiten liegen nunmehr fast gleich auf, da die Anwender in Industrie und Handel mit einem Klimaanstieg um 3,8 Punkte zu den Anbietern (Logistikdienstleister) aufschließen konnten, deren Klimawert praktisch unverändert blieb. Hinsichtlich der kurzfristigen Geschäftstendenz ist eine große Mehrheit der Befragten zuversichtlich in dem Sinne, dass sie in den kommenden drei Monaten eine steigende Logistikaktivität erwarten. Auf beiden Marktseiten überwiegen die Zuversichtlichen um mehr als 40 Prozentpunkte diejenigen, die eine geringere Aktivität erwarten.

Beide Marktseiten liegen mit ihren Klimawerten etwa 10 Punkte oberhalb des 10-jährigen Indikatordurchschnitts, insofern stehen die Zeichen in der deutschen Logistikwirtschaft derzeit deutlich auf Expansion. Indikatoren zur Unternehmenszuversicht für die deutsche Wirtschaft insgesamt weisen seit der Jahresmitte auf eine deutlich verbesserte konjunkturelle Grundtendenz hin, und diese positive unternehmerische Stimmung überträgt sich demnach auch auf die Logistikwirtschaft.

Die weitere Klimaaufhellung der Logistikanwender in Industrie und Handel und ist im Wesentlichen auf eine günstigere Lageeinschätzung zurückzuführen (Anstieg um 7,2 Punkte). Die Lageverbesserung zeigt sich in einer leichten Verknappung der im Markt verfügbaren Logistikkapazität und ist begleitet von einer merklichen Verteuerung der Logistikkosten. Die Erwartungen für die nächsten 12 Monate blieben insgesamt fast unverändert, da eine nicht mehr ganz so starke Einschätzung der zukünftigen Logistikbedarfe im In- und Ausland von einer erhöhten Bereitschaft zum Ausbau der Sach- und Personalkapazitäten ausgeglichen wurde. Die Geschäftsentwicklung wird weiterhin äußerst positiv beurteilt. Der Klimawert für die Logistikdienstleister ist insgesamt kaum verändert, allerdings klaffen auf dieser Marktseite die Entwicklungen von Lage und Erwartungen auseinander. Nach einem furiosen Anstieg im Vorquartal um 25 Punkte gab die Lageeinschätzung zuletzt wieder um 14,6 Punkte nach, während die Erwartungskomponente die Verschlechterung vom Vorquartal (minus 12 Punkte) nun mit einem Anstieg um 13 Punkte egalisierte. Zu der verschlechterten Lageeinschätzung haben eine geringere Kapazitätsauslastung und eine leicht verschlechterte, aber weiterhin als gut beurteilte Auftragslage beigetragen. Auch die Entwicklung der binnenwirtschaftlichen und grenzüberschreitenden Auftragseingänge wurde weiterhin positiv beurteilt, sie verlor gegenüber dem Vorquartal aber leicht an Dynamik. Das Vertrauen in eine weiterhin positive Entwicklung mit Blick auf die kommenden 12 Monate hat sich hingegen wieder gefestigt. Nicht nur konnten die Aussichten auf die Geschäfts- und Auftragsentwicklung ihre Vorquartalswerte merklich übertreffen, sondern auch die Bereitschaft zur Ausweitung der Sach- und Personalkapazitäten hat deutlich angezogen.

Sonderthema: Digitalisierung und Innovationsmanagement

Impulse zu neuen digitalen Geschäftsmodellen in der Logistikwirtschaft kommen vor allem aus der Führung der Logistikunternehmen oder werden seitens der Kunden angestoßen. So geben gut 60 Prozent der Befragten an, dass die Unternehmensleitung die Entwicklungsziele vorgibt (top-down), weniger verbreitet – vor allem bei den Logistikdienstleistern – ist der umgekehrte Weg, wo Impulse von Mitarbeitern kommen und bereitwillig vom Management aufgenommen werden (bottom-up). Rund die Hälfte der Unternehmen reagiert mit digitalen Innovationen auf neue Kundenanforderungen, und bei 40 Prozent der Unternehmen werden Mitarbeiter ermutigt, ungewohnte Wege zu gehen und werden dabei mit Zeit und Geld unterstützt. Gut ein Viertel der Unternehmen lässt sich von Digitalisierungs-Experten beraten („Digital natives“).

Im Innovationsmanagement stellen sich die Logistiker mehrheitlich als fehlertolerante und lernfähige Organisationen auf. Für mehr als die Hälfte der Befragten gehören Fehler zum Innovationsprozess dazu, aus denen gelernt werden kann – übereinstimmend äußert sich fast kein Unternehmen so, als ob man sich Fehler generell nicht leisten könne. In rund 70 Prozent der befragen Unternehmen werden kalkulierte Risiken im Innovationsprozess durch interdisziplinäre Teams und geeignete Maßnahmen des Controllings flankiert. Etwa 40 Prozent beziehen auch ihre Kunden im Sinne von „Open Innovation“ in die Prozesse ein. Dagegen wartet lediglich ein sehr geringer Anteil der Befragten zunächst die Entwicklung in anderen Unternehmen ab, um eigene Fehlschläge im Innovationsprozess zu vermeiden.

Technische Anmerkung: Im laufenden Quartal wurde für die Indikatorberechnung eine Verfahrenskorrektur vorgenommen, durch die sich die saisonbereinigte Lageeinschätzung der Logistikdienstleister leicht von den zuletzt gemeldeten Niveaus unterscheidet. Das Konjunkturklimabild ändert sich hierdurch indes nicht.

Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnen soll (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung). Über die Erhebungshistorie des BVL-Logistikindikators (10 Jahre) wurden bislang indes durchschnittliche Indikatorwerte von etwa 127 Punkten erreicht, was eine zusätzliche Orientierung zur Bestimmung einer Normalsituation der Logistikkonjunktur bietet. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl schlagen sich im Antwortverhalten Saisoneffekte nieder, die mit einem statistischen Standardverfahren zur Saisonbereinigung (Census-X12-ARIMA) aus den Indikatorwerten herausgerechnet werden.

Kommentar von Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands, Bundesvereinigung Logistik (BVL): „Es war schon beim BVL-/VDA-Forum Automobillogistik Mitte Februar im Mercedes-Benz-Werk in Bremen zu spüren: Die Stimmung unter den Logistikern aus Industrie, Handel und Dienstleistung ist im ersten Quartal 2017 von Gelassenheit und Optimismus geprägt. Nicht geopolitische Ereignisse dominieren die Diskussionen, sondern Strategie und Praxis – und hier vor allem die Chancen und Risiken des Digitalisierungsprozesses, der alle Handlungsfelder von Supply Chain Management und Logistik erfasst hat.

Das Bundeswirtschaftsministerium berichtet zudem, die deutsche Wirtschaft sei 2016 preisbereinigt um 1,9 Prozent gewachsen. Die Arbeitslosigkeit befinde sich auf dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren und Deutschland verzeichne mit mehr als 43,5 Millionen Erwerbstätigen erneut einen Beschäftigungsrekord. Die realen Nettolöhne und -gehälter seien seit 2013 durchschnittlich um mehr als 1,4 Prozent pro Jahr gestiegen. Die anhaltende binnenwirtschaftliche Dynamik durch Konsumausgaben und Wohnungsbauinvestitionen zeigt Wirkung. So legt auch der Klimawert des Logistik-Indikators verglichen mit dem Vorquartal nochmals zu – auf den höchsten Stand seit Herbst 2011.

Beide Marktseiten liegen mit ihren Klimawerten um rund zehn Punkte über dem Indikatordurchschnitt der letzten zehn Jahre. Die langfristigen Erwartungswerte werden von allen Marktbeteiligten mindestens auf stabilem Niveau oder höher angegeben – ein Indiz für eine robuste Gesamtsituation. In der Dreimonatsperspektive wird mehrheitlich eine Nettoverbesserung des Logistikgeschäfts erwartet – mehr Euphorie geht nicht.

Mit der Zusatzfrage zum Indikator wurde herausgearbeitet, dass in der Praxis die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle in Industrie, Handel und Dienstleistung in mehr als 60 Prozent der Betriebe durch die Leitungsebene vorangetrieben werden. Rund die Hälfte der Unternehmen geben an, dass sie von ihren Kunden deutliche Signale erhalten, dass innovative Lösungen gewünscht sind. Im Innovationsprozess werden von der Mehrheit der Unternehmen kalkulierbare Risiken eingegangen und Fehler als kreativer Teil des Innovationsprozesses akzeptiert. Den Satz „Wir können uns Fehler – auch in diesem Prozess – nicht leisten“ unterschreiben weniger als fünf Prozent der Befragten.

Zusammen mit den Erkenntnissen der Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“, die die BVL Anfang März veröffentlicht hat, sind diese Ergebnisse ein gutes Signal für die Bewältigung der Herausforderungen der Digitalisierung. Strategisch, taktisch und operativ, bei Sachinvestitionen und bei der Qualifizierung der Mitarbeiter/innen wird die Digitale Transformation das Jahr 2017 dominieren. Die BVL trägt dem mit ihrer inhaltlichen Arbeit Rechnung und hat das Jahr und den 34. Deutschen Logistik-Kongress im Oktober unter das Motto gestellt: „Neues denken, Digitales leben“. Die gute Konjunktur wird helfen, zielführende neue Wege ohne Zögern zu wagen.“

Quellen: BVL und iwf, Foto: NDH




Rheinland trotzt allen Turbulenzen

NDH05

Die Wirtschaft im Rheinland trotzt allen weltwirtschaftlichen Turbulenzen und zeichnet sich zu Jahresbeginn 2017 durch eine große Stabilität aus.

Das ist die zentrale Botschaft des aktuellen Konjunkturbarometers Rheinland, das die sieben rheinischen Industrie- und Handelskammern (Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Mittlerer Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid) heute in Düsseldorf präsentiert haben. Dazu wurden knapp 3.000 Unternehmen zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie zu ihren Erwartungen für 2017 befragt.

Zum Jahresbeginn 2017 bewerten die Unternehmen im Rheinland ihre Geschäftslage größtenteils weiterhin sehr positiv. 39,7 Prozent der befragten Betriebe bezeichnen ihre Lage als gut, weitere 49,8 Prozent immerhin als befriedigend. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der guten und schlechten Lageeinschätzungen darstellt, hat gegenüber dem Herbst um 1,8 Punkte zugelegt. Er hat mit 29,3 Punkten fast den starken Wert vom Jahresbeginn 2016 erreicht und liegt deutlich über dem 10-Jahres-Durchschnitt, der bei 21,3 Punkten liegt. „Die Konjunktur im Rheinland entwickelt sich sehr stabil. Anhaltend niedrige Zinsen, eine hohe Kaufkraft und Konsumlaune, eine bis in den November hinein relativ niedrige Inflation sowie steigende Einkommen und Beschäftigung stützen diesen Verlauf“, erläuterte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.

Von den Leitbranchen am Mittleren Niederrhein meldet insbesondere die Chemische Industrie eine überaus positive Geschäftslage, die zudem deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegt. Dies gilt auch für die Logistiker, die in den vergangenen Jahren vom gestiegenen privaten Konsum sowie den niedrigen Ölpreisen profitiert haben. Das Ernährungsgewerbe meldet zwar ebenfalls eine positive Lage, die Bewertung der Unternehmen liegt allerdings unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Bei den Metallunternehmen ist der Anteil der Unternehmen, die eine gute Lage melden, mit 28 Prozent nur wenig höher als der Anteil der Unternehmen, die eine schlechte Lage melden (21 Prozent). Insbesondere die Stahlbranche befindet sich in einer globalen Strukturkrise. Das Angebot übertrifft weiterhin die Nachfrage deutlich.

26,0 Prozent der Unternehmen im Rheinland gehen für die kommenden Monate von einer sich weiter verbessernden Geschäftsentwicklung aus. Weitere 60,9 Prozent erwarten keine größeren Veränderungen und nur 13,1 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Der Saldo für die Geschäftserwartungen liegt somit bei 12,9 Punkten und damit um 2,1 Punkte über dem Wert der Herbstumfrage. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass sich die regionale Wirtschaft 2017 gut und stabil entwickelt“, sagte Steinmetz.

Durch die positiven Entwicklungen bei Geschäftslage und Erwartungen steigt der IHK-Konjunkturklimaindex leicht an und erreicht jetzt 120,8 Punkte. Einen besseren Wert gab es zuletzt zum Jahresbeginn 2014. Der langjährige Durchschnitt wird sogar um 6,1 Punkte übertroffen. Erstmals seit fast drei Jahren deutet sich ein
nennenswerter Aufschwung bei den Exporten an. Dazu passen Prognosen der Forschungsinstitute, die eine leichte Zunahme des weltweiten BIP-Wachstums voraussagen. Motor der Wirtschaft bleibt in den meisten Branchen die gute Inlandsnachfrage. Aktuell rechnen 27,7 Prozent der exportierenden Unternehmen für 2017 mit einer Zunahme ihrer Exporte, nur 13,9 Prozent erwarten einen Rückgang.

Der Aufschwung der Exporterwartungen wird jedoch von zahlreichen Unsicherheiten begleitet. Im Vordergrund stehen dabei die USA und die „America first“-Politik von Präsident Donald Trump. „Die Androhung von Strafzöllen und die Kündigung von Handelsabkommen sind erste sichtbare Zeichen. Auch der anstehendeBeginn der Verhandlungen zum Brexit sorgt für Verunsicherung. Damit stehen die Handelsbeziehungen zu zwei wichtigen Handelspartnern der rheinischen Wirtschaft zur Disposition. Auch in weiteren europäischen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich und den Niederlanden, könnten europa- und freihandelskritische Parteien an Einfluss gewinnen“, so Steinmetz. „Hier lauern Risiken, die wir sicher im Auge behalten müssen – ohne aber jetzt in hektischen Aktionismus zu verfallen.“

Der Saldo für die Beschäftigungspläne erreicht mit 8,6 Punkten den besten Wert seit dem Jahresbeginn 2012. Insgesamt möchten 22,4 Prozent der Betriebe ihre Mitarbeiterzahl erhöhen. Dem stehen nur 13,8 Prozent mit Plänen zum Beschäftigungsabbau gegenüber. Steinmetz: „Die erfreuliche Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich also weiter verbessern. Positive Impulse erwarten wir hier von der IT-Branche, der Gesundheitswirtschaft und der Chemischen Industrie. Mit rückläufigen Mitarbeiterzahlen rechnen dagegen erneut die Finanzdienstleister.“

Steinmetz ging auch auf die Gründung der Metropolregion Rheinland e. V. ein: „Die sieben rheinischen IHKs waren seit 2009 ein Treiber bei der Gründung der Metropolregion. Das Rheinland hat als starke Marke beste Voraussetzungen, um im internationalen Wettbewerb um Menschen, Ideen, Ansiedlungen und Investitionen eine wichtige Rolle zu spielen. Das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse unseres Konjunkturbarometers.“

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein