Hoffnungsträger Binnenschiff mehr fördern

Laut der jüngsten Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) soll der Marktanteil des Binnenschiffs am Transportaufkommen stagnieren. Das Volumen hingegen wird steigen, da ist sich die Prognose, die vom Ministerium beauftragt wurde, sicher. Dass das Potential der Binnenschifffahrt in dieser Studie unterschätzt wird, zeigte die Informationsveranstaltung „Nachhaltige Binnenschifffahrt im Spannungsfeld zwischen Markt und Politik“ der IHK Braunschweig und Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM).

So stellte Markus Heinen, Repräsentant West bei HHM, fest, dass es die Verkehrspolitik möglich machen sollte, die Vorteile der einzelnen Verkehrsträger zusammenzuführen und Synergien zu nutzen. Hier gelte es die Rahmenbedingungen zu schaffen.

Auch Stefan Heidler, Leiter Transport & Zoll bei New Yorker zeigte auf, dass Binnenschiffe nicht nur für den Transport von Massengütern geeignet seien. Mit ihnen lassen sich auch sehr gut Container transportieren. „Wir setzen Binnenschiffe auch in unserem schnell drehenden Geschäft erfolgreich ein“, betonte Heidler.

Das unterstrich auch Jens Hohls, Geschäftsführer, Hafenbetriebsgesellschaft Braunschweig mbH: „Das Binnenschiff ist ein klassischer Allrounder. Aufgrund der Fähigkeit große Gewichte zu transportieren, ist es am wirtschaftlichsten beim Transport von großen Mengen. Das muss kein Massen- oder Schwergut sein. Auch Stückgut lässt sich gut mit dem Binnenschiff transportieren. In unseren Häfen sind wir auch auf solche Ladung gut vorbereitet“, sagt Hohls.

Dabei sind besonders Binnenschiffe ein Hoffnungsträger, wenn es um nachhaltigen Transport geht. Aktuelle Forschungen und Projekte attestieren dem Verkehrsmittel ein hohes Innovationspotential im Bereich der alternativen Kraftstoffe. Gleichzeitig ist die Binnenschifffahrt für die angrenzenden Wirtschaftsregionen wie Südostniedersachsen von großer Bedeutung. Das bestätigte Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig: „Die Binnenschifffahrt ist für Unternehmen der Region ein entscheidender Verkehrsträger und damit auch für uns als IHK ein Thema, aktuell beschäftigt uns der Ausbau des Stichkanals in Salzgitter.“

Doch der Ausbau und Erhalt der Wasserstraßen wird nach Meinung von René Oloff, Niederlassungsleiter Hamburg bei der Deutschen Binnenreederei, vernachlässigt. „Wir haben immer wieder mit Streckensperrungen zu kämpfen. Zudem wurden viele Schleusen seit Jahrzehnten nur noch in Stand gehalten und nicht modernisiert. Das führt häufig zum Ausfall.“

Dessen ist sich auch das BMDV bewusst, dass die Binnenschifffahrt ein wichtiges Instrument im Mix der Transportmittel ist. „Wir werden die Binnenschifffahrt – als umweltverträglichen Verkehrsträger mit Potenzial – im Rahmen unserer Möglichkeiten weiter unterstützen. Dazu gehört die Bereitstellung einer bedarfsgerechten Infrastruktur sowie die Förderung von Innovationen, Digitalisierung und die Umrüstung auf klimafreundliche Antriebe, aber auch die Förderung der Aus- und Weiterbildung. Deshalb arbeiten wir daran, mehr Mittel für den Sektor zu erhalten“, sagte Hilde Kammerer, Leiterin der Unterabteilung WS1 (Wasserstraßen) im BMDV.

Dabei muss das Binnenschiff nicht immer nur auf den klassischen langen Strecken genutzt werden. Im Hamburger Hafen beispielsweise wären viele Containerumfuhren mit dem Lkw überflüssig, wenn hier mehr Binnenschiffe eingesetzt werden könnten. „Mehr Verkehre auf der Wasserstraße führen automatisch zu einer Entlastung der Straße und damit zu weniger CO2-Ausstoß. Um die wasserseitigen Anbindungen ins Hinterland und im Hafen noch besser koordinieren zu können, sind wir dabei viele Prozesse zu digitalisieren und automatisieren. Unser Ziel ist es, die Binnenschiffe schneller und effizienter abfertigen zu können“, sagte Volker Werner, Direktor Vertrieb bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Quelle: HHM, Foto: HHM/ Heinen, Teilnehmende und Diskutanten auf der Informationsveranstaltung „Nachhaltige Binnenschifffahrt im Spannungsfeld zwischen Markt und Politik“ der IHK Braunschweig und Hafen Hamburg Marketing e.V. 




3 Milliarden Dollar für Hafen-Transformation

Der vieldiskutierte US-Inflation Reduction Act (IRA) umfasst eine starke hafenpolitische Komponente: Das Gesetz stellt in den nächsten vier Jahren 3 Milliarden USD zur Verfügung, um die amerikanische Hafenwirtschaft beim Klima- und Umweltschutz zu unterstützen. Für den ZDS zeigt das Programm auf, mit welchem Nachdruck andere Wirtschaftsräume ihre Seehäfen bei den großen Transformationsprozessen unterstützen.

Im Clean Ports Program des IRA geht es um:

– Kauf oder Installation von emissionsfreier Hafenausrüstung oder -technologie

– Durchführung relevanter Planungen oder Genehmigungen im Zusammenhang mit der Anschaffung solcher emissionsfreier Hafenausrüstung/-technologie

– Entwicklung qualifizierter Klimaaktionspläne: Festlegung von Zielen, Umsetzungsstrategien sowie Monitoringverfahren zur Verringerung der Emissionen von Treibhausgasen, kriterienbezogenen Luftschadstoffen und gefährlichen Luftschadstoffen in einem oder mehreren Häfen

– Berücksichtigung von Verfahren zur Bürgerbeteiligung, für mögliche Auswirkungen auf Interessengruppen, einschließlich einkommensschwacher und benachteiligter Kommunen in Hafennähe

– Beschreibung von Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz des Hafens

Antragsberechtigt sind neben Infrastrukturbehörden, Bundesstaaten, Gebietskörperschaften und Luftreinhaltungsbehörden auch privatwirtschaftliche Unternehmen, die „Anlagen, Umschlaggeräte, Transportmittel oder damit verbundene Technologien eines Hafens besitzen, betreiben oder nutzen“, also Seehafenbetriebe.

Die Maßnahmen des Inflation Reduction Act, der einen Beitrag zur Reduzierung der CO²-Emissionen um 40 % bis 2030 in den USA leisten soll, ergänzen weitere Programme des amerikanischen Verkehrsministeriums, wie z.B. den Infrastructure Investment and Jobs Act, der 400 Mio. USD für ein Programm zur Reduzierung von LKW-Emissionen in Hafenanlagen sowie weitere 2,25 Mrd. USD für ein Programm zur Entwicklung der amerikanischen Hafeninfrastruktur zur Verfügung stellt.

Darüber hinaus werden im Rahmen des Bipartisan Infrastructure Law (BIL) sowie des Consolidated Appropriations Act im Haushaltsjahr 2023 insgesamt 662,2 Mio. USD für das Port Infrastructure Development Program bereitgestellt. Dieses Programm finanziert die Planung und Durchführung von Projekten zur Verbesserung der Sicherheit, Effizienz, Zuverlässigkeit und Umweltverträglichkeit des Warenverkehrs in und um die Häfen.

Die US-amerikanische Politik untermauert die Forderungen des ZDS in den laufenden Beratungen zum Bundeshaushalt ebenso wie bei den Überlegungen zur Nationalen Hafenstrategie, deutlich stärker in die Häfen und die Verkehrsinfrastruktur am Standort Deutschland zu investieren.

Quelle: ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Foto: HHLA/ Luftbild Rätzke




Rückgang um 3,2 Prozent beim Seegüterumschlag

Der Güterumschlag der deutschen Seehäfen ist 2022 mit insgesamt 279,1 Millionen Tonnen um 3,2, % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitgeteilt hat, ist der Güterempfang aus dem Ausland (- 1,5 %) deutlich weniger stark zurückgegangen als die ins Ausland versendete Gütermenge (- 7,0 %). Gegenüber dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 – mit einem Gesamtumschlag von 293,5 Millionen Tonnen in den deutschen Seehäfen – ist der Güterumschlag 2022 um – 4,9 % rückläufig.

Größter Handelspartner der deutschen Seehäfen war 2022 mit einem Umschlagsvolumen von 24,4 Millionen Tonnen nunmehr Schweden, gefolgt von Norwegen (22,7 Millionen Tonnen), den USA (22,0 Millionen Tonnen) und der Volksrepublik China (20,9 Millionen Tonnen).

Die Russische Föderation, 2021 noch wichtigstes Partnerland, rangierte 2022 mit 13,4 Millionen Tonnen Güterumschlag nur noch auf Rang 7, wobei 93,4 % des Warenumschlags auf den Import entfielen. In Folge der wegen des Angriffskriegs in der Ukraine getroffenen Sanktionen war der Güterumschlag mit Russland im Laufe des Jahres 2022 stark rückläufig. Knapp drei Viertel des Umschlagvolumens mit russischen Häfen entfielen auf das 1. Halbjahr 2022.

Der Containerumschlag der deutschen Seehäfen lag 2022 mit 13,9 Millionen TEU (20-Fuß-Standard-Container) mit einem Minus von 6,3 % unter dem Vorjahreswert (14,8 Millionen TEU), nachdem er 2021 im Vergleich zum Vorjahr noch um 5,8 % gestiegen war. Das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 mit 15,0 Millionen TEU wurde damit bislang noch nicht wieder erreicht. Ursachen hierfür dürften coronabedingte Einschränkungen durch Lockdowns, Lieferkettenprobleme sowie Staus in der Containerschifffahrt gewesen sein. Über ein Fünftel (21,5 %) des deutschen Containerumschlags im Jahr 2022 entfiel auf China, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit einem Anteil von gut einem Zehntel (10,2 %).

Die deutschen Seehäfen haben im Jahr 2022 insgesamt 36,1 Millionen Tonnen fossile Energieträger (Kohle, Rohöl und Erdgas) importiert, das waren 13,9 % mehr als im Jahr 2021. Knapp ein Drittel (31,5 %) des Empfangs entfielen auf Kohle und gut zwei Drittel (67,6 %) auf Rohöl. Wichtigstes Lieferland waren hier die Vereinigten Staaten, aus deren Häfen 7,5 Millionen Tonnen und damit gut ein Fünftel (21,0 %) der empfangenen Menge stammten. Auf den weiteren Plätzen: Norwegen mit 5,8 Millionen Tonnen und die Russische Föderation mit 5,7 Millionen Tonnen. Im Vorjahr 2021 war noch Russland mit 12,1 Millionen Tonnen und einem Anteil von 38,2 % wichtigster Handelspartner der deutschen Seehäfen für fossile Energieträger.

Quelle: ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V., Foto: HHLA




BDB fordert eine nachhaltige Verkehrspolitik

Bis 2051 wird der Verkehr überall in Deutschland zunehmen, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt hier die Verkehrsleistung um die Hälfte – von 679 auf 990 Milliarden Tonnenkilometer. Der LKW bleibe dabei das dominierende Verkehrsmittel (+ 54 %). Der Güterverkehr auf der Schiene lege um ein Drittel zu, während die Wasserstraße stagniere. Das ist das Ergebnis der langfristigen Verkehrsprognose, die von Intraplan im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellt wurde.

Ursächlich für diese Entwicklung ist laut Intraplan der Strukturwandel im Güterverkehr. Durch die Energiewende gebe es einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukten und Erzen, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden. Zunehmen werde der Straßenverkehr, etwa im Bereich der Stückgüter.

Der BDB stimmt der an sich seit Langem bekannten Annahme einer sich ändernden Güterstruktur grundsätzlich zu, kritisiert aber die Schlüsse, die daraus gezogen werden:

Die nationalen und internationalen Beschlüsse, auf fossile Brennstoffe zu verzichten, werden selbstverständlich ihre Spuren im Güteraufkommen hinterlassen. Der momentane Hochlauf an Kohletransporten ist lediglich kurzfristig und hat seine Ursache im Ukraine-Krieg und der beschlossenen Energiewende. Die zunehmende Umstellung auf strom- und wasserstoffangetriebene Verkehrsmittel und das angekündigte Verbot von Ölheizungen wird zu Rückgängen bei Benzin-, Diesel- und Heizöltransporten führen. Daraus aber abzuleiten, dass sämtliche Güterverkehrszuwächse weit überwiegend bei der Straße stattfinden, halten wir für einen Fehler.

Der containerisierte Warenverkehr im Hinterland der Seehäfen wird in den kommenden Jahren weiterwachsen. Diese enormen Gütermengen können nur über Schiffe und die Güterbahn transportiert werden. Die Industriestandorte in Deutschland, wie sie etwa längs des Rheins anzutreffen sind, werden auch zukünftig auf Verkehrsträger angewiesen sein, die große Mengen an Rohstoffen zuverlässig, hocheffizient und ohne spürbare Belastungen für die Bevölkerung transportieren. Wenn man der weiteren Deindustrialisierung Deutschlands keinen Vorschub leisten will, muss dieses Thema mitgedacht werden. Güter- und Warenverkehr in Deutschland besteht nicht nur aus Paketdienstleistern, die im Auftrag von Amazon oder Zalando Päckchen ausliefern.

Es ist kein verkehrspolitisches Wunschdenken, sondern die Aufgabe einer an den Nachhaltigkeitszielen orientierten Verkehrspolitik, Straße, Schiene und Wasserstraße sinnvoll miteinander zu vernetzen und Anreize für eine Verkehrsverlagerung zu setzen. Ein „Laissez-faire“-Szenario ohne Verkehrslenkung würde zu weiteren Dauerstaus und Flächenfraß führen und wäre klimapolitisch ein Desaster. Der European Green Deal mit den dort genannten Verlagerungszielen im Güterverkehr muss die Richtschnur für das Handeln der Bundesregierung sein. Der Verkehrssektor verstößt bereits jetzt gegen die zulässigen Emissionsgrenzen des Klimaschutzgesetzes.

BDB-Präsident Martin Staats (MSG, Würzburg): „Wir erwarten daher, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing aus dieser Verkehrsprognose die richtigen Schlüsse zieht und mit uns so schnell wie möglich den Dialog für eine wirksame Verkehrswende aufnimmt. Der „Masterplan Binnenschifffahrt“ bietet hierfür einige sehr gute Ansätze. Zu nennen ist etwa die verstärkte Verlagerung von übergroßen und schweren Stückgütern auf das Wasser oder die Ertüchtigung der Schifffahrt für kleinere Ladungspartien.“

Quelle und Foto: BDB, eine nachhaltige Verkehrspolitik kann nur unter Beteiligung von Schiff und Güterbahn funktionieren. Sowohl im Hinterlandverkehr der Seehäfen als auch für die Versorgung der Industriestandorte in Deutschland ist der Einsatz des Binnenschiffes auch in der Zukunft ohne Alternative.




„Studie des Ministeriums setzt fatales Signal“

Steffen Bauer, CEO der HGK Shipping, kritisiert die konsequente Missachtung der Binnenschifffahrt in der neuesten Studie des Bundesverkehrsministeriums zur Verkehrsentwicklung. Die Bundesregierung müsse aufpassen, dass sie nicht den Niedergang des Systems Wasserstraße einleite und in einigen Jahren feststelle, dass ein wichtiges Kernelement zum Erreichen der Klimaziele fehle.

Die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) vorgelegte neue Verkehrsprognose sagt bis 2051 einen deutlichen Anstieg des Güterverkehrs auf der Straße und neue Rekorde für die Schiene voraus, während die Wasserstraße stagniert. Bundesverkehrsminister Volker Wissing drängt auf den Ausbau der Straßeninfrastruktur und nachrangig der Schiene. Er unterschätzt einmal mehr die Bedeutung des Zusammenspiels aller Verkehrsträger und deren Beitrag zur Dekarbonisierung des Gütertransports in Deutschland und hier insbesondere die Schlüsselrolle der Binnenschifffahrt.

Bauer will dies so nicht stehenlassen. „Das konsequente Ausschließen des Systems Wasserstraße ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland fatal, denn eine leistungsfähige Industrie benötigt alle Verkehrsträger zur Ver- und Entsorgung. Nicht ohne Grund haben sich große Teile unserer deutschen Industrie in den Wirtschaftszentren entlang des Rheins, der Donau und des westdeutschen Kanals-Netzes angesiedelt.“

Auf EU-Ebene hat man längst erkannt, dass die Binnenschifffahrt als CO2-effizienter Verkehrsträger das Potenzial hat, eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs zu spielen, erklärt Bauer. Im Rahmen des EU Green Deal fordert diese bis 2030 einen Anteil der Wasserstraße am Modal Split von 25 Prozent, der bis 2050 noch einmal auf 50 Prozent steigen soll. Derzeit werden aber nur sechs Prozent aller Güter über europäische Wasserstraßen transportiert, Tendenz fallend.

Die vorgelegte Studie der Verkehrsprognose zeichne nun ein völlig anderes Bild. Die Untersuchung berücksichtige viele Aspekte wie die vorhandenen Potenziale der Verkehrsverlagerung oder die logistischen Folgen der Energietransformation und Kreislaufwirtschaft nicht oder nur unzureichend.

Steffen Bauer: „Bereits heute bestehende Potenziale zur Verkehrsverlagerung bleiben bisher ungenutzt. Gütergruppen wie Großraum und Schwergüter, zum Beispiel Windkraftanlagen, die heute zu großen Teilen noch auf der Straße transportiert werden, können direkt auf das System Wasserstraße verlagert werden.“ Auch für containerisierte Transporte, etwa für die in der Studie beschriebenen wachsenden Produktgruppen EBM-Waren (Elektronik, Maschinenbau, Nahrungs- und Konsumgüter), eignet sich der kombinierte Transport Binnenschiff – Schiene – Lkw bestens.

Selbst wenn ausreichend neue Straßeninfrastruktur gebaut würde, um Verkehrsinfarkte in Metropolregionen zu vermeiden, stelle sich die Frage, woher das Fahrpersonal im Straßengüterverkehr kommen soll. Schon heute fehlen allein in Deutschland 80.000 Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. Mit einer vier- bis fünfköpfigen Besatzung können ein Motorgüterschiff mit 3.000 Tonnen Tragfähigkeit bis zu 150 Lkw und ein Containerschiff sogar bis zu 500 Lkw ersetzen.

Der prozentuale Ladungsrückgang in der Binnenschifffahrt sei durch die abnehmenden Kohle- und Mineralöltransporte nachvollziehbar, sagt Bauer. Jedoch werden in der Bewertung wichtige Aspekte falsch eingeordnet. So entstehen zum Beispiel im Rahmen der Energietransformation neue Güterströme. Die wachsende Wasserstoffwirtschaft benötigt neben der Pipelineversorgung auch immer Möglichkeiten, Wasserstoff und deren Derivate zum Verbrauchsort zu bringen. Auch hier müssen Binnenschiff und Schiene als bevorzugte Verkehrsträger eingeplant werden. „Wir werden besonders in der Hochlaufphase zwischen 2025 und 2050 Kapazitäten benötigen, um die Versorgung der Industrie sicherzustellen“, betont der HGK Shipping-CEO.

Auch das Thema ressourcenschonende Produktion ist in der Prognose nicht ausreichend berücksichtigt worden. Die angestrebteTransformation zur Kreislaufwirtschaft hat zur Folge, dass größere Mengen an Recyclingmaterial zur Wiederverwertung gesammelt und zurückgeführt werden müssen. Hier können und müssen alle drei Verkehrsträger gemäß ihrer spezifischen Stärken zum Einsatz kommen.

Steffen Bauer: „Während wir Länder wie zum Beispiel Indien beraten, wie sie ihre Flüsse und das System Wasserstraße zum Erreichen ihrer Klimaziele befähigen können, vergisst die deutsche Politik eines der leistungsfähigen Systeme, das Rückgrat der Industrieversorgung. Die Bundesregierung muss aufpassen, dass sie damit nicht den Niedergang des Systems Wasserstraße einleitet und in einigen Jahren feststellt, dass ein wichtiges Kernelement zum Erreichen der Klimaziele fehlt. Als mahnendes Beispiel sei hier die Solarindustrie in Deutschland angeführt.

Quelle und Foto: HGK Shipping GmbH




Hafenwirtschaft fordert fairen Wettbewerb

Zur aktuellen Situation in der Seeschifffahrt erklärt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS): „Schifffahrt und Häfen sind zwei verschiedene Branchen und die Schifffahrt lebt in einer ganz eigenen Welt. Von den Rekordgewinnen in der Schifffahrt hat die Hafenwirtschaft gar nichts, im Gegenteil!“

Und er fährt fort: „In der Containerschifffahrt liegt der Steuersatz derzeit bei unter 1 Prozent und wesentliche Regeln des Wettbewerbs sind ausgesetzt. Linienreedereien treffen untereinander ganz offiziell Absprachen zum Angebot. Bei den Häfen und der Logistik im Hinterland haben wir hingegen einen sehr harten, internationalen und vor allem funktionierenden Wettbewerb, und wir zahlen Steuern wie jede andere Branche auch. Sehr problematisch ist es nun, wenn die Linienschifffahrt ihre quasi steuerfreien Gewinne nutzt, um weltweit ins Geschäft des Hafenumschlags und der Hinterlandlogistik zu drängen und ihre Sonderprivilegien auch dort zur Anwendung bringt. Es kann nicht richtig sein, dass in diesem globalen Verdrängungswettbewerb zwei Unternehmen, die die gleiche Tätigkeit ausüben, so stark unterschiedlich besteuert und reglementiert sind. Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Wenn überhaupt, dann dürfen die Sonderregeln für Containerreedereien nur auf dem Wasser gelten und müssen an der Kaimauer enden.“

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e. V. (ZDS) ist der Bundesverband der 156 am Seegüterumschlag in den Häfen beteiligten Betriebe in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der ZDS vertritt die gemeinsamen wirtschafts-, gewerbe-, sozial- und tarifpolitischen Interessen der Unternehmen.

Quelle: ZDS, Foto: HHLA




Fachgespräch zur Effizienzsteigerung in der WSV

In Berlin fand jetzt auf Einladung der drei Bundestagsabgeordneten Mathias Stein (SPD), Bernd Reuther (FDP) und Lukas Benner (Grüne) ein Fachgespräch zur Steigerung der Effizienz der Arbeit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) statt.

Die Abgeordneten hatten im Vorfeld des Gespräches ein Impulspapier übersandt, das nicht nur im Bundesverkehrsministerium und bei den über 12.000 Mitarbeitern in der WSV für Rumoren gesorgt hatte. Eine Zerschlagung der WSV in einen hoheitlich handelnden und in einen nicht-hoheitlich handelnden Bereich sei zwingend erforderlich, um die zukünftige Finanzierung der Wasserstraßen den Schwankungen der jährlich zugeteilten Haushaltsmittel zu entziehen. Langjährige Finanzzusagen, wie sie im Bereich der Schiene existieren, seien allein im Wege der Privatisierung des Bausektors in der WSV zu erzielen.

Der BDB hatte sich im Schulterschluss mit weiteren Verbänden, großen Schifffahrtsunternehmen, der Gewerkschaft Verdi und dem Deutschen Gewerkschaftsbund bereits im Vorfeld des Gespräches gegen dieses Papier gestellt. Auch wenn der Kerngedanke einer langfristig sicheren und auskömmlichen Infrastrukturfinanzierung im Wasserstraßenbereich völlig zutreffend ist: Zu polemisch sind die im Impulspapier getroffenen Aussagen zum Zustand der WSV und zu den Handelnden in der GDWS-Leitung, zu unsubstantiiert ist die vorbehaltlose Forderung nach einer Privatisierung der Verwaltung, zu wenig durchdacht ist die Idee, dass im Haushalt plötzlich mehr Mittel für die Wasserstraßen zur Verfügung stehen, nur weil eine Privatisierung des Baubereiches der WSV erfolgt ist. Auch Bundesverkehrsminister Wissing hat den Ideen zur Privatisierung der WSV Anfang Februar eine klare Absage erteilt.

Was die WSV zur Erfüllung ihrer Aufgaben wirklich braucht, haben BDB und Verdi Anfang Februar in einem Positionspapier dargelegt (Anlage), nämlich endlich einmal ausreichende Finanzmittel und mehr Stellen in der Verwaltung, die für deutlich mehr als nur den Erhalt und Ausbau der Flüsse und Kanäle zuständig ist. Mit diesem Impuls positionierten sich der Schifffahrtsverband und die Gewerkschaft auch in diesem Fachgespräch.

Gleich zu Beginn des Gespräches gab es seitens der Einladenden erfreulicherweise „Entwarnung“, indem von der Kernthese einer zwingend erforderlichen Privatisierung bzw. Ausgliederung der WSV abgerückt wurde. Die Privatisierung könnte – anders als im Papier dargestellt – lediglicheine Möglichkeit des Vorgehens sein. Zugleich wurde der beschwichtigende Hinweis gegeben, dass das Papier keine Kritik an den handelnden Personen in der WSV darstellen soll. Diese waren dort als ineffizient arbeitende und unmotivierte Bedienstete dargestellt worden, die sich „zur ausführenden Hand der jeweiligen Leitung degradiert“, resigniert und zermürbt in einem Zustand der Subordination befänden.

Es bestand Einigkeit bei den Teilnehmern, dass die WSV eine höhere politische Aufmerksamkeit benötigt, um langfristig und gesichert die erforderlichen Finanzmittel und Haushaltsstellen zu erhalten, und dass in der Verwaltung noch Potenzial für eine effizientere Zusammenarbeit besteht. Die durchgeführte WSV-Reform müsse analysiert und ggf. punktuell nachgesteuert werden. Die zumindest teilweise Ausgliederung bestimmter Aufgaben der WSV in eine privatrechtliche Gesellschaft wurde als nur eine von mehreren denkbaren Möglichkeiten genannt. Hierüber bestand bei vielen Teilnehmern Einigkeit.

Um Finanzfragen sollte es in dem Fachgespräch allerdings nicht gehen. „Heute geht es nur um Strukturen und Prozesse in der Verwaltung. Über das Geld wird an anderer Stelle mit den Haushältern gesprochen“, teilte MdB Stein zu Beginn mit. Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer der 2009 ausgegliederten österreichischen Wasserstraßenbetriebsgesellschaft „Viadonau“ gab interessante Einblicke in die Reformprozesse seiner privatrechtlich organisierten Gesellschaft. Flankiert wurde dies durch die Ausführungen von Prof. Sanja Koraæ von der Universität Speyer. Auch hier war die Aussage eindeutig: „Sämtliche effizienzsteigernde Maßnahmen der Prozessteuerung und des Personalmanagements können auch in öffentlich-rechtlich organisierten Verwaltungen angewendet werden und setzen keine Ausgliederung oder Privatisierung voraus.“

Ob und wann das Thema weiterverfolgt wird, blieb am Montag offen. Mehrfach wurde aber darum gebeten, dass bei einer Fortführung der Gespräche Vertreter der Verwaltung mit am Tisch sitzen sollten: „Es ist nicht gut, wenn Verbände ‚über die WSV‘ sprechen, anstatt ‚mit der WSV‘“, so ein Teilnehmer der Veranstaltung.

Quelle: BDB, Foto BAW, die WSV ist für eine Vielzahl von Aufgaben zuständig, u.a. für die Umsetzung wichtiger wasserbaulicher Maßnahmen. Hierfür benötigt sie langfristig und gesichert die erforderlichen Finanzmittel und Personalstellen.




Entwicklung von Logistikflächen in Häfen

Nachdem eine Logivest-Untersuchung bereits im Frühjahr 2022 den Flächenmangel in Häfen als Herausforderung für den Ausbau der trimodalen und nachhaltigen Logistik attestierte, hat der Logistikimmobilienberater nun ein umfassendes Researchpaper zum Thema „Entwicklung von Logistikimmobilien in deutschen Häfen“ veröffentlicht.

Von den rund 650 Häfen, die es gemäß der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Deutschland gibt, verfügen etwa 180 logistikimmobilienaffine Häfen über eine bi- oder multimodale Umschlagsmöglichkeit sowie über ein erhöhtes Neubauvolumen von Logistikimmobilien. Basierend auf dem Neubaumonitoring, welches im jährlichen Logivest Logistikimmobilien Seismographen dargestellt wird, konnten die logistikimmobilienaffinen Häfen über eine eigens entwickelte Methodik identifiziert und jene Objekte abgebildet werden, die zwischen 2017 und 2021 innerhalb der Häfen sowie in einem Radius von einem Kilometer um die Häfen herum neu gebaut wurden. „Damit verfügen wir über eine sehr gute Datenbasis über die Flächen in den logistikimmobilienaffinen Häfen. Daten wie diese sind für uns die Grundlage für fundierte Standortanalysen und -beratungen“, sagt Markus Seidle in, Head of Research bei Logivest. Von 2017 bis 2021 wurden innerhalb der Hafenflächen insgesamt ca. 1,2 Millionen Quadratmeter Neubaufläche entwickelt – nur ein Bruchteil der im selben Zeitraum deutschlandweit knapp 26 Millionen Quadratmeter entwickelten Logistikneubaufläche. Pro Jahr wurden damit innerhalb der Häfen durchschnittlich knapp 240.000 Quadratmeter entwickelt – und etwa 415.000 Quadratmeter, wenn das untersuchte Gebiet auf einen Radius um die Häfen von einem Kilometer erweitert wird.

„Häfen sind ein begehrter Ansiedlungsort für Logistikimmobiliennutzer geworden, die nicht allein den logistischen Schiffsverkehr, sondern vorrangig die weiteren Standortvorteile nutzen möchten. Deswegen werden heute zumeist größere und modernere Logistikimmobilien als zuvor gebaut, die zudem eine sehr hohe Drittverwendungsfähigkeit aufweisen“, sagt Kuno Neumeier, CEO der Logivest Gruppe. Die durchschnittliche Größe heutiger Logistikimmobilien innerhalb der Hafenflächen in Deutschland beträgt ca. 15.000 Quadratmeter (Baujahr zwischen 2017 und 2021). Unter anderem aufgrund des über die Zeit gestiegenen Flächenbedarfs von Logistikimmobilien entspricht eine Logistikimmobilie mit Baujahr 1980 meist nicht mehr den heutigen Standards. Sie muss also entsprechend modernisiert und an das neue Mieterklientel angepasst werden, oder aber einer neuen, zeitgemäßen Immobilie Platz machen. „Doch oft ist der ve rfügbare Platz in den Häfen sehr begrenzt“, sagt Neumeier.

Ein möglicher Ansatz, dem Flächenmangel zu begegnen, besteht darin, ungenutzte Wasserflächen innerhalb der Häfen aufzuschütten. Beispielsweise entstanden innerhalb von knapp 20 Jahren komplett neue Hafenflächen am JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Dort wurden ca. 290 Hektar Hafen- und Logistikgelände im ehemaligen Hafenbecken aufgeschüttet und so neuer Raum für die Logistik geschaffen. Eine weitere Möglichkeit, um neue Entwicklungsflächen zu schaffen, besteht in der Revitalisierung von Brownfields. Dabei wird veraltete Bausubstanz abgerissen, um anschließend auf der frei gewordenen Fläche eine neue Immobilie zu entwickeln. Damit bietet ein Brownfield-Development die Möglichkeit, ökologisch nachhaltige Projekte zu entwickeln, ohne Grünflächen versiegeln zu müssen. Aus Industriebrachen können so moderne und effiziente Logistik-Hubs werden.

Ein Beispiel dafür ist der „LogPort Duisburg VI“ im Duisburger Stadtteil Walsum, bei dem Immobilienbestände im Hafen abgerissen und neue Logistikhallen angesiedelt werden konnten. Multi-Level-Konzepte sind eine weitere Variante der effizienten Flächennutzung. Ihr Vorteil liegt darin, dass die Nutzfläche die bloße Grundfläche eines Objekts übersteigt und die Andienung über alle Ebenen erfolgen kann. Die Umsetzung solcher Multi-Level-Konzepte ist jedoch meist mit höheren Baukosten verbunden. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Ansiedlung ist das Projekt Mach 2 von Four Parx im Hamburger Hafen: Dort wählte der Projektentwickler eine doppelstöckige Bauweise, um mehr Nutzflächen schaffen zu können und somit der Flächenknappheit zu begegnen. Mehrgeschossige Projekte werden zuerst vorrangig in Ballungsräumen umgesetzt werden, wo der Flächenbedarf bereits sehr hoch und die Flächenverfügbarkeit sehr niedrig ist.

Das gesamte Paper steht auf der Website von Logivest zum Download kostenfrei zur Verfügung: https://www.logivest.de/researchpaper-hafenlogistik

Quelle: Logivest GmbH




Wir wollen das best in class Shortsea-Terminal in Europa sein

„Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir kundenorientiert und flexibel sind. Ich überzeugt davon, dass diese zentralen Werte in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Wenn wir allerdings unseren Marktanteil halten und vergrößern wollen, müssen wir zunehmend kreativ werden. Wir streben danach, in wenigen Jahren das best in class Shortsea-Terminal in Europa zu sein“, erklärt CCO Jeroen Zwijnenburg von Rotterdam Shortsea-Terminals (RST).

Der Rotterdamer Waal-Eemhaven beherbergt Europas größten Shortsea-Cluster, das City-Terminal. In Kombination mit der hohen Konzentration von kooperierenden (Shortsea-)Terminals und Shortsea-Dienstleistern garantiert der Cluster einen schnellen und zuverlässigen Transport und Umschlag von Waren innerhalb Europas. Darüber hinaus verfügt Rotterdam über das größte Netz von Zubringerdiensten zu internationalen Liniendiensten und eine direkte Verbindung zu Deepsea-Linienverbindungen mit mehr als 140 internationalen Häfen. Unverzichtbar für  diesen Cluster ist Rotterdam Shortsea-Terminals, Europas größtes Drehkreuz für den spezifischen Shortsea-Verkehr, mit einer Kapazität von mehr als einer (1) Million TEU pro Jahr.

Einer der entscheidenden Vorteile von RST ist seine Lage: RST liegt vierzig Kilometer landeinwärts, im Herzen des Rotterdamer Hafens und in der Nähe wichtiger Verkehrsknotenpunkte mit Anbindungen an das Hinterland. Darüber hinaus gibt es eine interne Verbindung zu Rotterdams größtem Schienenterminal (Rail Service Centre Rotterdam – RSC). und die Autobahn A15 liegt im wahrsten Sinne des Wortes um die Ecke. Diese hervorragende Lage und die trimodale Anbindung über Schiene, Straße und Binnenwasserstraße sind unerlässlich für eine effiziente und schnelle Abfertigung. Das gilt auch für die große Vielfalt an Zielorten, denn RST ist ein wichtiges Drehkreuz für Nordafrika, die iberische Halbinsel (Portugal und Spanien), Großbritannien und Irland, Skandinavien und das Baltikum.

Das Terminal fertigt Container für rund 20 Reedereien ab, zu denen Samskip, BG Freight, Containerships, Eucon und Unifeeder gehören. „Jede Woche verbinden wir durch unsere Arbeit rund siebzig Häfen in achtzehn europäischen Ländern miteinander. Die Abfertigungsfrequenz ist hoch, sie beträgt im Durchschnitt 50 bis 55 Abfahrten“, erklärt Jeroen Zwijnenburg, CCO bei RST.

Eine effiziente und schnelle Abfertigung ist für RST von entscheidender Bedeutung, wie Zwijnenburg betont: „Nur wenn die Fracht ihren Zielort schnell erreicht, können wir mit anderen Transportmodalitäten konkurrieren. Viel Fracht wird erst angeliefert, wenn das Schiff bereits am Kai liegt, oder sogar erst am Tag der Verschiffung. Manche Container berühren nicht einmal den Boden.“

Gleichermaßen wichtig sind das hohe Maß an Flexibilität und das hohe Serviceniveau. „Diese Faktoren machen uns zu dem zuverlässigen Partner, auf den unsere Kunden seit Jahren zählen, und bilden die Grundlage für unser Wachstum“, führt Zwijnenburg aus. Innerhalb der City-Terminal-Kooperative arbeitet RST auch eng mit RSC (Schienen-Drehkreuz), Kramer (Leerdepot), Neele-Vat (Cross-Docking), Lineage (Kühl-Drehkreuz) und Matrans Rotterdam Terminal zusammen. „Dadurch, dass ein Produkt von uns gemeinsam angeboten wird, wird unser Leistungsversprechen stärker“, erklärt Zwijnenburg.

Die Kooperationspartner nutzen beispielsweise ein gemeinsames Gate für den vollautomatischen Umschlag von LKW- und Schienen-Containern, das in enger Zusammenarbeit mit dem Hafenbetrieb Rotterdam und Certus Automation entwickelt wurde. Alle eingehenden Container werden über das Port Community System von Portbase vorab angekündigt. Bei ihrer Ankunft im Terminal erfolgt eine Strahlungsdetektion und gleichzeitig werden die Container gescannt. Wenn sich der Fahrer am Gate meldet, werden alle Daten automatisch geprüft und der Fahrer bekommt weitere Anweisungen.

„Dank dieser automatisierten Verarbeitung kann das Risiko menschlicher Fehler ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist dieser Vorgang sicherer. Und, last but not least, wirkt sich die Automatisierung auch positiv auf die Geschwindigkeit und Effizienz aus. Der durchschnittliche Zeitgewinn pro LKW beträgt bei der Abfertigung 35 bis 40 Minuten. Bei 360.000 LKW-Besuchen pro Jahr können Sie sich Ihren Gewinn schnell ausrechnen“, fasst Zwijnenburg die Vorteile zusammen.

Trotzdem betrachtet sich der CCO nicht sofort als reich. Er weiß nur zu gut, dass der Markt Schwankungen unterworfen sein kann: „In den vergangenen Jahren haben wir mehrere größere Unterbrechungen erlebt. Wenn wir unseren Marktanteil halten und vergrößern wollen, müssen wir zunehmend kreativ werden.

Brexit und Covid zum Beispiel hatten weitreichende Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit von RST. Es gab weniger Warenbewegungen, während das Terminal ständig auf einem hohen Auslastungsgrad arbeitete. Dank seiner Funktion als erweitertes Gate für die Maasvlakte-Terminals und als vorübergehender Lagerplatz für angestaute Container, gelang es RST, einen Großteil des Rückschlags abzufedern.

Auch die Russland-Sanktionen als Folge des Krieges in der Ukraine haben gravierende Auswirkungen. Obwohl St. Petersburg immer ein sehr großes Ziel war, ging die Zahl der Container um 75.000 bis 100.000 Stück zurück.

„Es ist übrigens nicht so, dass diese Unterbrechungen nur negative Effekte haben“, fügt Zwijnenburg hinzu. „Während Großbritannien früher unser größter Markt war, ist das Volumen nach Irland dank des Brexit in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass wir jetzt viel mehr Frachtströme in die baltischen Staaten verzeichnen können. Dazu kommt, dass der europäische Markt nach wie vor wächst. Zwar nicht so schnell, dass wir den Verlust von Fracht nach Russland auf einen Schlag kompensieren können, aber der Shortsea-Markt wird sich auch von diesem Schlag erholen.“

Entsprechend zuversichtlich ist Zwijnenburg, was die Zukunft angeht: „Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir kundenorientiert und flexibel sind. Ich überzeugt davon, dass diese zentralen Werte in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden.

Der CCO bezeichnet die Verbindung mit dem Hinterland als einen der wichtigen Aspekte der Gegenwart. „Damit wir weiterhin relevant und erfolgreich sein können, müssen wir nicht nur mit unseren Kunden, sondern auch mit den Kunden unserer Kunden zusammenarbeiten. Indem wir mehr Informationen mit dem Hinterland teilen, können wir die Prozesse in der Lieferkette noch besser aufeinander abstimmen. Die Digitalisierung wird daher immer wichtiger“, erklärt Zwijnenburg. Mit dem kürzlich gestarteten Pilotprojekt „Port Alert“ macht RST einen großen Schritt in die richtige Richtung. Port Alert wird ein dynamisches Warteschlangensystem umfassen, das den Spediteuren mehr Einblick in den Grad der Überlastung bei RST bietet, so dass die Kapazitäten in der Kette weiter optimiert werden können. Für die rasche und deutliche Kundenkommunikation hat RST kürzlich eine rund um die Uhr arbeitende Datenabteilung eingerichtet. Jederzeit.

Das Projekt, das im Mai 2022 mit dem City Terminal Partner RSC gestartet wurde, ist ein weiteres Beispiel für das kontinuierliche Optimierungsbestreben. Aufgrund einer Initiative von RST, einen Six-Sigma-Black-Belt-Spezialisten zu engagieren, stellten die Partner ein zehnköpfiges Team zusammen, das eine gründliche Analyse der Betriebsabläufe durchführen und Ineffizienzen im Rangierbereich zwischen beiden Terminals beseitigen sollte. „Gemeinsam haben wir uns auf den Rangierbereich konzentriert, um zu gewährleisten, dass die Güter das gebuchte Schiff oder den gebuchten Zug erreichen“, erläutert Zwijnenburg.

Es wurden bereits erhebliche Leistungsverbesserungen erzielt, insbesondere durch die Beseitigung von falsch interpretierten Anweisungen für den Durchgangstransport zwischen den Vertragsparteien und durch die Straffung und Vereinheitlichung der Verfahren. Weitere Vorteile ergaben sich aus einer besseren Abgrenzung der Schließzeiten/Spitzenverkehrszeiten an den einzelnen Terminals und aus einer besseren Wahrnehmung von unzureichend ausgelasteten Rangieranlagen. Mehr als 98 % der Container halten jetzt die zugewiesenen Schiffs- oder Bahnslots ein, wobei die neuen Verfahren auch Korrekturmaßnahmen bei verpassten Slots priorisieren.

Zwijnenburg: „Optimal wären natürlich 100 %, wobei unser Schwerpunkt allerdings praktischer Natur ist: Die Verfahren und die Kommunikation müssen verbessert werden, damit die gesamte Leistungssteigerung von Dauer ist. Mittlerweile haben wir erhebliche Verbesserungen bei den Datenflüssen und Abläufen implementiert, um zu gewährleisten, dass der Rangierbetrieb die höchsten Leistungsstandards unterstützt.“

Abgesehen von seinem ständigen Streben nach Innovation und Optimierung setzt RST natürlich auch auf Nachhaltigkeit. Zwijnenburg: „Nachhaltigkeit ist untrennbar mit unserem langfristigen Wachstum verbunden. Wir setzen uns dafür ein, Nachhaltigkeit systematisch in unseren Arbeitsabläufen zu verankern.“Dabei ist RST bestrebt, eng mit den Kunden zusammenzuarbeiten, die ihre Ladungen zunehmend mit dem Binnenschiff statt mit dem LKW transportieren.

Einer der wichtigsten Antriebsfaktoren für eine nachhaltige Zukunft ist die weitgehende Reduzierung der CO2-Emissionen. Die CO2-Bilanz von RST im Jahr 2020 entsprach 66.500 Hin- und Rückflügen von Amsterdam nach Paris. Um dies auszugleichen, wären 850.000 Bäume erforderlich. „Jeder an unserem Terminal abgefertigte Container verursacht 21 kg CO2. Bis 2025 sollten es weniger als 10 kg sein“, lautet das Fazit von Zwijnenburg.

Auf seinem eigenen Terminalgelände investiert RST zunächst in Sonnenkollektoren und ein Großprojekt für Ladestationen. „Unsere eigene Fahrzeugflotte wird mit Elektroantrieb ausgestattet sein und wir prüfen derzeit auch die weitere Elektrifizierung unserer Anlagen für das Terminal. Darüber hinaus konzentrieren wir uns auf die vorbeugende Wartung, um Ausfallzeiten zu reduzieren und die Einsatzfähigkeit der Anlagen zu steigern. Gemeinsam mit dem Rotterdamer Hafen untersuchen wir auch Möglichkeiten für die Landstromversorgung“, fügt Zwijnenburg hinzu.

Corporate Social Responsibility ist auch ein strategischer Schwerpunkt für RST. „Für uns als Europas größtes Lager- und Umschlagterminal für Shortsea-Schiffe ist es selbstverständlich, unsere Rolle in der Gesellschaft und den Einfluss, den wir ausüben können, weiter auszubauen. Wir stellen uns unserer Verantwortung für die Auswirkungen unserer Aktivitäten auf Mensch und Umwelt. Diese Themen sind schon set einigen Jahren wichtig und auch wir haben die nötigen Maßnahmen ergriffen“, so Zwijnenburg. „Unser Bestreben ist es, in wenigen Jahren das umweltfreundlichste Shortsea-Terminal in Europa zu sein.“

Die Energieziele für 2025 sind ebenso klar: mehr als 75 % erneuerbare Energie, mindestens fünf betriebsbereite Dieselfahrzeuge, die durch saubere, elektrisch betriebene Alternativen ersetzt werden, mindestens drei Viertel aller Transport- und Leasingfahrzeuge mit Elektroantrieb und mehr Ladestationen. RST hat auch seinen Vorsatz zum Ausdruck gebracht, sich aktiv an Wasserstoffinitiativen für zukünftige Anlagen zu beteiligen.

Quelle und Video: Port of Rotterdam




Ludwigshafen und Mannheim sind zufrieden mit 2022

Die Häfen Ludwigshafen und Mannheim blicken auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2022 zurück: insgesamt wurden 13.244.767 Tonnen Güter wasserseitig umgeschlagen, davon 5,7 Millionen Tonnen Güter in Ludwigshafen und 7,5 Millionen Tonnen in Mannheim. Auf den wasserseitigen Containerumschlag entfielen insgesamt 1.484.095 Tonnen; davon 752.355 Tonnen in Ludwigshafen und 731.740 Tonnen in Mannheim.

„Die aktuellen Zahlen belegen die Bedeutung der Binnenhäfen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Häfen sind nicht nur das „Tor zur Welt“ für Import- und Exportgüter. Sie bieten der regionalen Wirtschaft ein umweltschonendes Logistikangebot. Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf das Schiff und die Bahn wird hier seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Die Binnenhäfen stehen damit für Arbeitsplätze, regionale Produktion, Handel und die sichere Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Gütern und Energie.“ Sagte am Mittwoch, den 25.01.2023, der Direktor des Hafens Mannheim Uwe Köhn.

„Für das Jahr 2023 haben sich beide Häfen vorgenommen, gemeinsam die ebenfalls umweltrelevanten Themen City-Logistik und den möglichen Einsatz von Wasserstoff weiter zu forcieren. Unsere stadtnahen Logistikflächen werden hier eine wichtige Rolle spielen können.“ blickt Franz Reindl, Chef des Hafens Ludwigshafen nach vorne.

Der wasserseitige Güterumschlag in den Mannheimer Häfen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 254.551 Tonnen (+3,50 Prozent) von 7.271.551 Tonnen auf 7.526.102 Tonnen Güter. Der wasserseitige Güterumschlag im Ludwigshafener Hafen fiel um 1.147.502 Tonnen von 6.866.167 Tonnen auf 5.718.665 Tonnen Güter (-16,71 Prozent).

Die Tonnage im Containerumschlagsverkehr in Ludwigshafen sank um 130.796 Tonnen auf 752.355 Tonnen. Das sind 14,8 Prozent weniger als im Vorjahr. In den Mannheimer Häfen sank die Tonnage von 853.740 Tonnen auf 731.740 Tonnen. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 14,24 Prozent. Ursache ist die Komplettsanierung einer Hafenbrücke, die als wichtige Zufahrt dient.

In welchen Gütergruppen der Umschlag am höchsten ist, hängt stark von den ansässigen Hafenunternehmen ab und ist daher in den Häfen sehr unterschiedlich. In Ludwigshafen machen die chemischen Erzeugnisse den größten Teil des Umschlags aus, gefolgt von Erdöl, Mineralöl, Mineralöl, -erzeugnisse, Gase. Die drittgrößte Gütergruppe sind Steine und Erden. In Mannheim wird der höchste wasserseitige Umschlag im Bereich „Feste mineralische Brennstoffe“, erzielt, gefolgt von der Gütergruppe „Andere Nahrungs- und Futtermittel“ sowie „Chemische Erzeugnisse“.

In den Gütergruppen entwickelte sich der wasserseitige Güterumschlag im Vergleich zum Vorjahr im Hafen Ludwigshafen wie folgt: Die Gütergruppe „Chemische Erzeugnisse“ verzeichnete einen Rückgang von 455.929 Tonnen auf 2.552.080 Tonnen (-15,16 Prozent). Die Gütergruppe „Erdöl, Mineralöl, -erzeugnisse, Gase“ sank ebenfalls von 1.824.768 Tonnen auf 1.552.035 Tonnen (14,95 Prozent). Die drittstärkste Gütergruppe „Steine und Erden“ sank um 121.122 Tonnen auf 800.423 Tonnen (-13,14 Prozent).

In Mannheim gab es in zwei Gütergruppen einen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr: Die Gütergruppe „Feste mineralische Brennstoffe“ stieg um 32,77 Prozent von 2.099.514 Tonnen auf 2.787450 Tonnen. Die Gütergruppe „Andere Nahrungs- und Futtermittel“ stieg um 2,59 Prozent von 1.581345 Tonnen auf 1.622.376 Tonnen. Einen minimalen Rückgang um 2,33 Prozent verzeichnet die Gütergruppe „Steine und Erden“ von 661.987 Tonnen auf 648.579 Tonnen.

Durch den Transport der Güter mit dem Binnenschiff tragen die Häfen aktiv zur Vermeidung von LKW-Verkehren und damit zur Reduzierung von Lärm und schädlichen Abgasen bei: Insgesamt haben die Häfen die Straßen und Brücken in den Stadtgebieten um etwa 3.750 Lastkraftwagen pro Tag, bei einer durchschnittlichen Ladung von rund 10 Tonnen pro LKW, entlastet.

Quelle und Foto: Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH Direktion