Umweltzertifizierung für Bremische Häfen

Erneut und zum sechsten Mal wurden jetzt die Bremischen Häfen nach dem Umweltmanagementstandard „PERS“ (Port Environmental Review System) zertifiziert. Senatorin Dr. Claudia Schilling gratulierte der Hafenmanagementgesellschaft zu der erneuten Bestätigung des Umweltengagements: „Die Häfen haben weitere sichtbare Zeichen für mehr Nachhaltigkeit im Hafen gesetzt und bestätigen damit erneut ihre Vorreiterrolle beim Umweltschutz. Wir werden diesen Weg in den kommenden Jahren konsequent fortsetzen.“

Kernstück der Zertifizierung ist der umfangreiche Umweltbericht, der gemäß dem internationalen Standard PERS (Port Environmental Review System) erstellt wurde und neben wesentlichen Kennzahlen für die bremischen Häfen auch Projekte und Maßnahmen für den Umweltschutz in den Häfen darstellt.

Seit der letzten Zertifizierung im Jahr 2020 hat sich einiges in Sachen Umweltschutz in den bremischen Häfen getan. So haben die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau sowie die Senatorin für Wissenschaft und Häfen in Absprache mit dem Hafenamt der Hansestadt Bremen und der Wasserschutzpolizei Bremen verbindliche Regelungen zum Umgang mit Schiffsabwässern getroffen. Diese sollen sowohl für die Schifffahrt als auch aufseiten der Häfen und Behörden für Klarheit bei den Anforderungen sorgen. Die von der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projektgruppe CLEAN entwickelte für die bremischen Häfen den bundesweit ersten Leitfaden zur erlaubnispflichtigen Unterwasserreinigung von Schiffsrümpfen.

Auf dem Weg zum klimaneutralen Hafenstandort wurden zwei Projekte der Hafenmanagementgesellschaft bremenports GmbH & Co. KG mit Preisen ausgezeichnet. So gewann das Projekt „Der CO2-neutrale Hafen Bremen/Bremerhaven“ den NordWest Award 2020 der Metropolregion Nordwest. Das Preisgeld des Awards wurde für eine Photovoltaikanlage für den „Welcome“-Club der Seemannsmission verwendet. Das zweite Projekt „SHARC – Smart Harbor Application Renewable Integration Concept“ war eine der nachhaltigen Ideen, die 2021 mit dem MCN Cup des Maritimen Clusters Norddeutschland ausgezeichnet wurden. Bei dem durch das damalige BMWI geförderte Projekt „SHARC“ ging es um die Erarbeitung einer Lösung für die quartiersweite Integration erneuerbarer Energiequellen und -träger im Überseehafen Bremerhaven.

bremenports-Geschäftsführer Robert Howe: „Diese wissenschaftliche Studie ist eine hervorragende Basis, um jetzt gemeinsam mit den Unternehmen im Überseehafen große Schritte in Richtung klimaneutraler Hafenbetrieb zu gehen.“

Mit dem Projekt ZeroEmission@Berth wurde eine enge Kooperation mit den anderen deutschen Seehäfen für weniger Emissionen an der Kaje aufgebaut. Ziel ist es, die Emissionen der Schiffe während der Liegezeit im Hafen zu reduzieren. Neben dem von allen Hafengesellschaften unterzeichneten gemeinsamen Positionspapier wurde ein Innovationswettbewerb ausgeschrieben, in dem die Seehäfen der Schifffahrt anbieten, gemeinsam nach innovativen Lösungen für eine emissionsfreie Liegezeit zu suchen, die möglichst auch im Fahrtbetrieb zur Emissionsreduzierung beitragen können.

Als besonders gelungenes Beispiel für lokale Kooperation beim Umweltschutz wird in dem PERS-Bericht das „Seabin-Projekt“ in Kooperation mit der Geschwister

Scholl Schule in Bremerhaven hervorgehoben. Dieses Projekt wurde bei „Jugend forscht“ 2022 mit dem ersten Preis im Regionalwettbewerb und dem Sonderpreis „Reset Plastic“ ausgezeichnet. Drei Schüler haben den mithilfe der Seabin gesammelten Plastikabfall aus dem Kaiserhafen näher untersucht. Die Kooperation mit der Schule wird zukünftig weitergeführt.

Weiterhin werden wichtige Umweltaspekte wie Ressourcen und Kreislaufwirtschaft im Hafen und verschiedene Kennzahlen in dem Bericht  dargestellt. Der Umweltbericht wurde von der Hafengesellschaft bremenports in Abstimmung mit der Senatorin für Wissenschaft und Häfen und mit Beiträgen verschiedener Beteiligten der Port Community erarbeitet. Der Umweltbericht 2022 ist im Internet auf der Homepage „bremenports.de“ in der deutschen und englischen Version veröffentlicht.

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Scheer




Start der Kampagne „Switch to Zero“

Unternehmen, die ihre Güter per Schiff importieren oder exportieren, haben in der Regel wenig Einfluss auf die Treibstoffwahl der (Container-)Reederei. GoodShipping ändert dies mit dem Konzept namens „Insetting“. Der Hafenbetrieb Rotterdam und GoodShipping führen gemeinsam eine Kampagne durch, damit Unternehmen dieses Konzept kennenlernen können und ihre Seefracht – oder einen Teil davon – mit nachhaltigem Treibstoff transportieren lassen können.

Ziel der Kampagne „Switch to Zero“ ist es, ungefähr zwanzig Seefrachtverlader dafür zu gewinnen. Swinkels Family Brewers, bekannt unter anderem für seine Marken Bavaria und Cornet, sowie Dille & Kamille sind die ersten, die ihre Teilnahme an dieser Kampagne angekündigt haben. Sie werden nächstes Jahr (einen Teil) ihrer Container mit nachhaltigem Treibstoff transportieren lassen.

Beim „Insetting“ wird die CO2-Reduktion nicht durch Kompensation („Offsetting“, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen) erreicht, sondern durch die Verwendung von nachhaltigem Treibstoff durch die Schifffahrtsindustrie selbst. Verlader, die häufig eine kleine Anzahl von Containern auf verschiedenen Schiffen transportieren lassen, können durch das „Insetting“ über GoodShipping eine bestimmte Menge an CO2-Reduktion erwerben. GoodShipping sorgt dafür, dass dies umgesetzt wird, indem ein Schiff mit nachhaltigem Treibstoff versorgt wird. Dazu braucht es nicht dasselbe Schiff zu sein, auf dem der Containertransport erfolgt.

Als Anreiz für die Logistikbranche, CO2 zu sparen, wollen GoodShipping und der Hafenbetrieb Rotterdam etwa zwanzig neue Seefrachtverlader finden, die bereit sind, diesen Service zu nutzen. Die Kampagne bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, sich zu beteiligen und zu einer konkreten Reduzierung der CO2-Emissionen beizutragen. Das Ziel lautet, gemeinsam mit diesen Verladern ein Schiff zu bunkern, so dass 2023 Tonnen weniger CO2 in die Atmosphäre gelangen. Dies lässt sich mit der Menge an CO2 vergleichen, die beim Transport von ca. 15.000 TEU Containern zwischen Rotterdam und Göteborg freigesetzt wird.

Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam: „Die Schifffahrt liegt noch nicht gut im Zeitplan, bis 2050 kohlendioxidneutral zu sein. Gemeinsam mit Partnern entwickeln wir eine Reihe von Initiativen, die dazu beitragen sollen, die Logistik nachhaltiger zu gestalten: von der batteriebetriebenen Binnenschifffahrt bis hin zur Landstromversorgung von Seeschiffen und von der Bio-Kerosin-Produktion für die Luftfahrt bis hin zu den sogenannten Green Corridors (grünen Korridoren) für die Schifffahrt. Die Reduzierung in Höhe von 2023 Tonnen CO2 durch nachhaltigen Treibstoff ist dabei nur ein Beginn. Wir wollen zeigen, dass es möglich ist und dabei die Diskussion in Gang bringen. Das Ziel lautet Maßstabsvergrößerung und eine immer stärkere CO2-Senkung. Das Tempo beim Wandel muss erhöht werden.“

Dirk Kronemeijer, CEO Dirk Kronemeijer, CEO GoodShipping: „Wir haben in den letzten zwei Jahren eine enorme Beschleunigung der Energiewende bei den Verladern feststellen können, und deshalb wollen wir mehr Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre Fracht nachhaltig zu transportieren. Das Angebot des Hafenbetriebs Rotterdam, der als nachhaltigster Hafen der Welt gelten will, hierbei mitzuwirken, war daher eine einfache Entscheidung. Mit der „Switch to Zero“-Kampagne machen wir es den Unternehmen leicht, ihre Transporte ohne komplizierte Änderungen in der Lieferkette nachhaltiger zu gestalten.“

Harold Reusink, Supply Chain Manager Dille & Kamille: „Bei Dille & Kamille streben wir danach, unser Sortiment noch nachhaltiger zu gestalten. Aus diesem Grunde arbeiten wir im Hinblick auf unsere Übersee-Transporte mit GoodShipping zusammen. Das Großartige an dieser Zusammenarbeit ist, dass sie auch andere dazu inspiriert, sich mit den Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit zu beschäftigen. So entsteht eine Kettenreaktion innerhalb einer Kette, die ursprünglich eher konservativ ist, einfach dadurch, dass neue Fragen rund um die Organisation des Transports gestellt werden.“

Fred Hooft, Global Logistics Manager bei Swinkels Family Brewers: „Wir haben den Ehrgeiz, als Unternehmen vollständig kreislauffähig zu werden. In diesem Zusammenhang interessieren uns natürlich auch die CO2-Emissionen unseres Transports. Die „Switch to Zero“-Kampagne ist ein guter erster Schritt, um herauszufinden, wie wir unseren Seetransport nachhaltiger gestalten können. Wir hoffen, dass diese Initiative mehrere Unternehmen dazu bewegen wird, den Schritt zu wagen, und dass wir gemeinsam etwas Entscheidendes für die Reduzierung der Umwelt- und Klimabelastung tun können.“

Die Kampagne von GoodShipping und dem Hafenbetrieb Rotterdam, die rund zwanzig Verlader zur Teilnahme bewegen soll, beginnt am 5. Dezember, wobei sich Dille & Kamille und Swinkels Family Brewers bereits als Teilnehmer angemeldet haben. Teilnehmende Unternehmen können sich für eine Reduktion von 75, 100 oder 125 Tonnen CO2 entscheiden. GoodShipping und der Hafenbetrieb bieten einen beträchtlichen Rabatt pro Tonne CO2-Reduktion, was es für Unternehmen attraktiv macht, dieses Konzept auszuprobieren.

Die Schifffahrt ist für etwa 3 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, ist aber gleichzeitig ein komplexer Sektor, der lange Zeit aus den internationaler Klimaabkommen herausfiel. Außerdem ist die Kette bruchstückhaft, weil die Unternehmen oft nur einige wenige Container per Schiff transportieren.

Das niederländische Unternehmen GoodShipping ist Weltmarktführer im Bereich „Insetting“, dem Service für Verlader und Produzenten, die Seefracht mit nachhaltigem Treibstoff anstelle von herkömmlichem, fossilem Treibstoff transportieren lassen. Durch diese Form des „Insetting“ wird die Energiewende im Transportsektor beschleunigt. Die Initiative liegt hierbei nicht bei den Reedereien, sondern bei den Ladungseignern. GoodShipping ist bereits für große Akteure wie DHL, IKEA, BMW, Tony’s Chocolonely, Beiersdorf und Kings of Indigo tätig. Der Treibstoff wird aus zertifizierten nachhaltigen Energieströmen hergestellt, zu denen auch Frittierfett und tierische Fette gehören, die als 100%ige Abfälle gekennzeichnet sind und nicht weiter verwendet werden können. Außerdem konkurrieren diese sogenannten modernen Biokraftstoffe nicht mit der Nahrungskette und beeinträchtigt die Produktion keine wichtigen Ökosysteme wie den Regenwald. Dies wird von einem unabhängigen Nachhaltigkeitsrat überwacht.

Quelle und Grafik: Port of Rotterdam




„Die Energiewende ist wie ein Gummiband“

„Wir müssen rechtzeitig rudern. Dann erwischen wir die grüne Energiewelle“, so Nico van Dooren, Direktor für New Business Development & Portfolio des Hafenbetriebs Rotterdam. Im 11. Stock des Rotterdamer World Port Centers verwendet Nico van Dooren in einer knappen halben Stunde reichlich Metaphern. Dabei ist er richtig schwungvoll, um der enormen Bedeutung der Energiewende für eine lebenswerte Erde Ausdruck zu verleihen.

„Nicht nur für künftige Generationen, sondern auch jetzt, für uns selbst, betont er. Sowohl privat als auch geschäftlich setzt er sich dafür ein. „Leider sind wir Vorreiter“, erläutert er weiter. „Wir sollten alle schon viel weiter sein. Jetzt steht bei Unternehmen und Privatleuten noch an erster Stelle, dass sich Nachhaltigkeit finanziell lohnen muss. Erst wenn dies gewährleistet ist, wird gehandelt. Doch damit alleine erreicht man das Ziel nicht.“ Unternehmen und Menschen sollten eine Wende anstreben. Als Beispiel führt er die Initiative ZES (Zero Emission Services) an: „Sowohl Heineken als auch wir wollten emissionsfreie Binnenschifftransporte erreichen. Die letztliche Lösung, der Wunsch, war für uns der Ausgangspunkt, nicht das Geschäftsmodell. Erst danach haben wir analysiert, ob die Lösung technisch und finanziell realisierbar ist. Das Ergebnis spricht für sich: Auf diese Weise ist es uns gelungen.“

Die Energiewende ist nur gemeinsam möglich. „Der Hafen, in dem so viele Unternehmen in direkter Nähe zusammen angesiedelt sind, ist dafür der ideale Ort.“Nico erläutert näher, warum: „In Frankreich gibt es einen Winzer, der Wein aus biologischem Anbau herstellt. Sein Nachbar erzeugt den Wein noch auf traditionelle Weise. Die Folge ist, dass der Bio-Winzer am Rand seiner Anbaufläche auf Pestizide stößt. Den Wein dieser Trauben kann er nicht mit einem Biolabel versehen. Doch er hat eine Lösung gefunden. Auf den Eimer mit gepflückten „unbrauchbaren“ Trauben klebt er ein Etikett mit einem negativen Text über seinen Nachbarn: „Robert est un … “ (Robert ist ein …). Vervollständigen Sie den Satz selbst. Ich möchte nur sagen: Nur auf dem eigenen Flecken Land an der Energiewende oder Klimafreundlichkeit zu arbeiten, funktioniert nicht. Der Nachbar muss mitmachen.“

Ein emissionsfreier Hafen, das ist das Ziel. Doch Nico van Dooren strebt einen Hafen an, der nettopositiv ist. Er nennt das Beispiel Westlake Epoxy: „Das Abwasser, das dieses Unternehmen einleitet, enthält weniger Verunreinigungen als das Wasser, das es aus dem Wasserhahn bezieht. Doch dies ist erst 1 Unternehmen, das mir in dieser Hinsicht bekannt ist.“ Mit seinem Team versucht er, diese Entwicklung weiter voranzutreiben. „Wie? Wir fangen blanko an. Wir lernen, was nettopositiv bedeutet, schauen, wo das Know-how zu finden ist und erschließen ein Netzwerk. Ich verwende intern immer die Metapher: Wenn man zu fest zieht, reißt das Gummiband; wenn man zu vorsichtig zieht, hängt es durch. Man muss also die passende Zugstärke, Ausgewogenheit finden, um eine Energiewende zu ermöglichen.“

Privat hat Nico van Dooren schon seit Jahren Solarmodule auf dem Dach und seit 15 Jahren einen Solarboiler. „Und ich streue auch mitunter Kaffeesatz als Dünger für Champignons in den Garten.“ Trotz der Klimavorteile der Solarmodule geben die ersten Solarmodule auf seinem Dach ihm Stoff zum Nachdenken. „Sie sind fast am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Und was machen wir dann damit? Wie können wir sie recyclen oder wiederverwenden? Sogar das Forschungsinstitut TNO weiß es noch nicht, trotz Studien dazu.“ Nico van Dooren würde sich wünschen, dass es jetzt schon anders wäre, doch ist voll guten Mutes, dass die Kenntnisse entwickelt werden.

Was für Solarmodule gilt, gilt auch für Windkraftanlagen in der Nordsee. Auch ihre Nutzungsdauer ist begrenzt. Während die neueste Generation von Solarmodulen ca. 25 Jahre hält, haben Windkraftanlagen eine Lebensdauer von maximal 15 Jahren. „Heute gibt es fast 300 Windkraftanlagen in der Nordsee. 2030 werden es fast 2000 sein, die zusammen ca. 21 GW jährlich an Windenergie erzeugen. Die Nutzungsdauer endet nicht bei allen gleichzeitig, doch es geht um eine große Anzahl jährlich. Die ersten 300 sind dann am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. Jede Windkraftanlage hat 3 Rotorblätter. Sie sind aus Aluminium oder einem Verbundstoff aus Kunststoff und Aluminium oder Polyester und Polyurethan gefertigt. Bisher kenne ich erst ein Unternehmen – es liegt im Botlek-Hafen – das diese Rotorblätter verarbeiten kann.“

Außer Metaphern kennt Nico van Dooren auch Klassiker. Ein Zitat von Ghandi hält ihn und sein Team (netto)positiv: „First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win.“ Und so soll es werden, wenn es an Nico van Dooren liegt: Der Hafen soll emissionsfrei sein, mit einem zweiten Leben für Solarmodule, ebenso für Windkraftanlagen und einer Menge (Netto-)Positivität, auch beim Nachbarn. Dafür setzen er und sein Team sich ein.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Marc Nolte




Mit Abwärme grünen Dampf erzeugen

Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zu nachhaltigen Chemie-Standorten. Sie dienen dazu, Wasserkreisläufe zu schließen und die Wärmeemission in die Umwelt zu verringern. Der Chempark-Betreiber Currenta arbeitet gemeinsam mit dem Kunststoff-Produzenten Covestro an konkreten Lösungen für die Wärmerückgewinnung und Einsparung von Betriebswasser in den Produktionsbetrieben von Covestro im Chempark Uerdingen.

Die Unterzeichnung eines gemeinsamen Letter of Intent markiert den ersten Schritt auf diesem Weg. Bis zum 30. Juni 2023 wollen Currenta und Covestro im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zwei mögliche Einsatzorte für Wärmepumpen näher untersuchen: Den erst 2021 erweiterte Chlorelektrolysebetrieb sowie den MDI-Betrieb von Covestro. In beiden Betrieben entstehen wichtige Vorprodukte für die chemische Produktion von Kunststoffen.

Currenta-CEO Frank Hyldmar: „Wir möchten mit unseren Standorten Europas nachhaltiger Chemiepark werden. Dabei beschäftigen wir uns insbesondere mit dem Thema Wasser. Es geht darum, Wasserkreisläufe zu schließen und die Menge an Rheinwasser, die wir als Betriebswasser und Kühlwasser im Chempark nutzen, in Zukunft weiter zu reduzieren.“

Wärmepumpentechnik sorgt dafür, dass die Abwärme aus den Kühlwassersystemen zukünftig als thermische Energie genutzt werden kann. Auch für Covestro ist dies ein wichtiger technischer Meilenstein auf dem Weg zur operativen Klimaneutralität im Jahr 2035, die sich das Unternehmen als Ziel gesetzt hat. Eine der Säulen, um dieses Ziel zu erreichen: Grüner, also mit erneuerbaren Energien erzeugter Dampf.

Dr. Daniel Koch (Head of PM Operations EMEA Covestro): „Covestro könnte durch den Einsatz der Zukunftstechnologie Wärmepumpe den CO2-Fußabdruck seiner Produkte weiter verkleinern – ein wichtiger Schritt in Richtung operativer Klimaneutralität. Die Nutzung von Abwärme würde zudem eine Reduzierung der Betriebs- und Instandhaltungskosten unserer Anlagen mit sich bringen. Das ist eine echte Win-Win-Situation.“

Zukunftsweisend werden die im Zuge der Studie erarbeiteten Ergebnisse und Informationen aber nicht nur für die nachhaltige Transformation der chemischen Produktion in Nordrhein-Westfalen. Es geht auch um Standortsicherung:

Detlef Rennings, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats Currenta: „Nachhaltigkeit bedeutet Arbeitsplatzsicherheit. Denn Industrie hat hier nur dann eine Zukunft, wenn sie sich ausgewogen verändert. Wenn sie grüner und günstiger wird und die Voraussetzungen dafür schafft, dass der Produktionsstandort attraktiv bleibt. Ich freue mich besonders, dass wir hier in Uerdingen einen ersten wichtigen Schritt auf diesem Weg gehen.“

Kerstin Spendel, Vorsitzende des Betriebsrats Covestro am Standort Uerdingen: „Damit unsere Standorte in Deutschland auch in Zukunft konkurrenzfähig produzieren können, müssen sie technologisch mit der Zeit gehen und sich auf eine grünere, nachhaltigere Produktion umstellen. Dieses Pilotprojekt ist ein wichtiges Signal für unser Leitziel Kreislaufwirtschaft und damit letztlich auch für den Erhalt unseres Uerdinger Standortes.“

Quelle und Foto: Currenta, Dr. Daniel Koch (Covestro) und Frank Hyldmar (Currenta) bei der Unterzeichnung des LOI. Im Hintergrund ist ein Kühlturm der Currenta zu sehen. Abwärme, die hier heute verloren geht, kann durch Wärmepumpen künftig genutzt werden.




Initiative „Grüner Korridor“ für nachhaltige Schifffahrt

Der Hafenbetriebe von Rotterdam und Göteborg haben eine Absichtserklärung (MoU) für die Realisierung eines grünen Korridors zur Förderung der nachhaltigen Schifffahrt zwischen den beiden Häfen unterzeichnet.

Die Absichtserklärung, die im Beisein ihrer Majestäten König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden sowie König Willem Alexander und Königin Maxima der Niederlande unterzeichnet wurde, wird auch die laufende Zusammenarbeit der Häfen in den Bereichen Dekarbonisierung und Digitalisierung weiter stärken.

Im Zuge der Initiative „Grüner Korridor“ werden die Häfen einen gemeinsamen Rahmen für die Zusammenarbeit schaffen, um die Verwendung neuer alternativer Kraftstoffe zu fördern, die für eine vollständige Dekarbonisierung des Seeverkehrs erforderlich sind und einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen des Pariser Abkommens leisten.

Die Parteien beabsichtigen, den Grünen Korridor zwischen Göteborg und Rotterdam an ein größeres Netz von Hochseekorridoren anzuschließen, einschließlich des Europäischen Grünen Korridornetzes, das im März dieses Jahres vom Maersk Mc-Kinney Møller Center for Zero-Carbon Shipping ins Leben gerufen wurde. Rotterdam hat vor Kurzem auch eine große „Grüner Korridor“-Initiative mit der Maritime & Port Authority of Singapore gestartet.

Beide Häfen sind bereits aktiv an der Entwicklung nachhaltigerer Kraftstoffe für die Schifffahrt beteiligt. Der Hafen von Göteborg ermöglicht seit 2015 das Bunkern von Methanol für RoPax-Fähren in kleinerem Umfang, und der Hafen von Rotterdam hat im Mai 2021 den weltweit ersten Barge-to-Ship-Betrieb zum Bunkern von Methanol gestartet.

Die Absichtserklärung wurde am Donnerstag in Göteborg während eines niederländischen Staatsbesuchs in Schweden unterzeichnet, der parallel zum chainPORTS-Gipfel in Göteborg stattfand. Auf dem Gipfel diskutierten die beiden Parteien mit acht weiteren Häfen aus der ganzen Welt darüber, wie sie dazu beitragen können, die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff in Europa zu beschleunigen, um Industrie und Verkehr zu dekarbonisieren, und wie sie ihre jeweiligen Digitalisierungsagenden weiterentwickeln und miteinander verbinden können.

Allard Castelein, CEO Hafenbetrieb Rotterdam: „Diese „Grüner Korridor“-Initiative ist Teil unserer laufenden Bemühungen, die Parteien der gesamten Lieferkette zusammenzubringen, um eine nachhaltigere Schifffahrt zur Unterstützung des Pariser Abkommens zu erreichen. Wir freuen uns sehr, unsere laufende Zusammenarbeit mit Göteborg im Bereich Nachhaltigkeit auf diese Weise weiter auszubauen und weitere Parteien ins Boot zu holen.“

Elvir Dzanic, CEO Hafenbetrieb Göteborg: „Als einer der weltweit nachhaltigsten Häfen seit vielen Jahren freuen wir uns, unsere Erfahrungen weiterzugeben sowie Schritte nach vorne zu unternehmen und uns mit anderen Häfen der Welt wie dem Hafen von Rotterdam zusammenzuschließen. Indem wir die Zusagen der Clydebank-Erklärung von der COP26 durch grüne Korridore erfüllen, können wir jetzt einen klareren Weg zur Dekarbonisierung der Schifffahrt aufzeigen.“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Rhenus mit FCL -Transport bis 2045 zu 100 Prozent klimaneutral

Rhenus gestaltet ihren weltweiten FCL (Full Container Load)-Transport bis 2045 zu 100 Prozent klimaneutral. Das Unternehmen setzt damit den nächsten Punkt seiner Nachhaltigkeitsagenda in die Tat um. Zuletzt verpflichtete sich Rhenus bei ihren LCL (Less Than Container Load)-Transporten zu CO2-Neutralität.

Null Emissionen bei allen globalen FCL-Dienstleistungen: Diese Zielsetzung setzt die Rhenus Gruppe bis 2045 um. Der Logistikdienstleister beschäftigt sich stetig mit nachhaltigen Transportmöglichkeiten. Das Unternehmen arbeitet beispielsweise an einem Tool, das den gesamten CO2-Fußabdruck der weltweiten Luft- und Seetransporte transparent gestaltet. Rhenus forscht außerdem an alternativen Biokraftstoffen, um Emissionen zu reduzieren.

Bereits 2021 verpflichtete sich das Unternehmen, seine LCL-Transporte bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Schon kurz darauf gelang Rhenus mit dem Start eines Pilotprojekts der erste Meilenstein auf diesem Weg: Alle Sendungen ab Hilden in Nordrhein-Westfalen sind seit diesem Jahr klimaneutral. Das dokumentiert ein Carbon-Neutral-Zertifikat von Climate Partner für alle Exportsendungen, die im ersten Quartal 2022 abgewickelt wurden.

„Rhenus ist bestrebt, den Wandel der Logistikbranche zu einer nachhaltigeren Industrie voranzutreiben. Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, um die Entwicklung umweltfreundlicherer und nachhaltigerer Alternativen für Seefrachttransporte zu fördern und voranzutreiben“, sagte Jan Harnisch, CEO Global bei Rhenus Air & Ocean. Rhenus konzentriert sich nach eigenen Aussagen zunächst auf den asiatischen Binnenmarkt, da es sich hierbei um eine der am schnellsten wachsenden Handelsrouten der Welt handelt. Nach und nach werden sämtliche Initiativen auf alle anderen globalen Routen ausgeweitet. Die neue FCL-Initiative vervollständigt die Gesamtstrategie von Rhenus Ocean Freight hinsichtlich CO2-Neutralität und bietet Rhenus-Kunden schon in Kürze eine nachhaltigere Logistik.

Quelle: Rhenus, Foto: Rhenus Air & Ocean.




Ab November entlasten Umfuhren per Feederschiff die Straße

Für Containerumfuhren zwischen den großen Terminals im Hamburger Hafen können ab dem 1. November 2022 gezielt Feederschiffe eingesetzt werden. Zu den angestrebten Zielen zählen die Entlastung der Hafeninfrastruktur durch weniger Lkw-Fahrten zwischen den Terminals, kürzere Wartezeiten an den Terminals und ein damit verbundener geringerer CO2-Ausstoß. Den Weg dafür bereitet haben die dänische Reederei Unifeeder als Initiator, das Hamburger Softwarehaus DAKOSY und die DIHLA DAKOSY Interessengemeinschaft Hamburger Linienagenten (DIHLA). Gemeinsam haben sie einen digitalen Prozess geschaffen, der auch die zollrechtliche Behandlung abbildet.

Täglich finden im Hamburger Hafen im großen Stil Transhipment-Containerumfuhren per Lkw statt (Transhipment = Umschlag von Containern zwischen Großcontainerschiffen und Feederschiffen), die nicht am gleichen Terminal weiterverladen werden. Insgesamt zählte der Hafen Hamburg in 2021 etwa 3,3 Mio. TEU Transhipments-Umschläge, wobei nicht jeder Umschlag eine Umfuhr nach sich zieht. „Durch schiffsbezogene Umfuhren können jährlich mehrere tausend Container von der Straße geholt werden. Jeder Container, den wir über die Wasserstraße bewegen, bedeutet eine Einsparung an C02“, sensibilisiert DIHLA-Geschäftsführer Alexander Geisler.

„Für diese Containerumfuhren sehen wir ein hohes Verlagerungspotenzial von der Straße auf die Wasserstraße, indem wir unseren bestehenden Schiffsraum nutzen. Als größter Feedercarrier in Nordeuropa haben wir in Hamburg bis zu 85 Terminalanläufe pro Woche und damit ausreichend Kapazitäten, zusätzliche Container auch innerhalb des Hafens zu transportieren“, umreißt Florian Pein, Area Director West and Central Europe bei Unifeeder das Konzept. Der daraus entwickelte Service umfasst Containerumfuhren per Feederschiff zwischen den HHLA Terminals CTA, CTT und CTB sowie Eurogate und in Kürze auch dem Süd-West Terminal. Mittelfristig strebt Unifeeder an, auf diesem Weg 50 Prozent seiner Transhipment-Umfuhren vom Lkw auf Feedercarrier zu verlagern. Diese Alternative ist für Pein von besonderer Bedeutung, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bei den Lkw-Fahrern. „Wir spüren die Auswirkungen der seit Jahren rückgängigen Nachwuchszahlen im Lkw-Fahrerbereich. Dies führt stetig zu erheblich fehlenden Umfuhrmöglichkeiten und langen Wartezeiten im Hamburger Hafen“, betont Pein.

Die Voraussetzungen für den digitalen Prozess und die zollrechtliche Umsetzung der Feederumfuhren haben DAKOSY, DIHLA und Unifeeder gemeinsam geschaffen. Die Basis bildet das von DAKOSY betriebene Port Community System, in das ein neues Modul integriert wurde. „Die Anwendung ist auch für andere Feedercarrier interessant und kann von diesen an November genutzt werden“, betont DAKOSY-Projektleiter Franz Schwanke und kann weiter berichten: „Das Modul hat sich bereits im Live-Test bewährt. Während der dreimonatigen Pilotphase hat Unifeeder etwa 50 Container pro Monat umgefahren.“

Die Herausforderung des Projekts lag darin, die Voraussetzungen für die digitale zollrechtliche Behandlung von Umfuhren zu schaffen. „Normalerweise muss ein exportseitiges Zollverfahren abgeschlossen werden, sobald ein Container auf ein Feederschiff verladen wird. Unter Einbeziehung des Zolls haben wir jetzt eine Integrationsfunktion in der Importplattform IMP und der Exportplattform EMP geschaffen, mit der Umfuhren zollrechtlich sauber abgebildet werden können“, vertieft Schwanke.

In den Prozess wurde das sogenannte Umfuhrmanifest neu eingeführt. Mit diesem signalisiert der Feeder-Carrier per EDI-Schnittstelle oder über die IMP-Webanwendung, dass er eine Umfuhr per Feederschiff durchführen möchte. Daraufhin wird automatisiert ein Verwahrerwechsel ausgelöst und kein Ausfuhrprozess angestoßen. Mit dem Manifest werden zudem Start- und Zielterminal über die geplante Umfuhr informiert und im weiteren Verlauf mit Statusmeldungen versorgt. Auf diese Weise können die Terminals ihre internen Prozesse ebenfalls optimiert steuern.

Die Vorfinanzierung für die Realisierung der Feederumfuhren notwendigen digitalen Prozesse hat die DIHLA übernommen. Die Motivation verdeutlicht deren Geschäftsführer Alexander Geisler: „Für uns ist die schiffsbezogene Umfuhr im Hafen der richtige Weg. Die Hürden in der Praxis haben gezeigt, dass es dafür einen Bedarf gibt. Jetzt sind die Voraussetzungen für die digitale zollrechtliche Behandlung geschaffen. Damit ist der Weg frei, die Straßeninfrastruktur im Hafen zu entlasten und unter Berücksichtigung vorhandener Schiffskapazitäten und digitaler Infrastruktur umweltfreundlicher und damit zukunftsweisend unterwegs zu sein.“

Als eines der führenden Softwarehäuser für die Logistik bietet DAKOSY seit nahezu 40 Jahren digitale Lösungen für die internationale Speditions- und Zollabwicklung sowie das Supply Chain Management an. Darüber hinaus betreibt DAKOSY das Port Community System (PCS) für den Hamburger Hafen und das Cargo Community System (FAIR@Link) für die Flughäfen Frankfurt und Hamburg. Alle in die Export- und Importprozesse involviertenUnternehmen und Behörden können durch die Nutzung der digitalen Plattformen ihre Transportprozesse schnell und automatisiert abwickeln.

Seit 45 Jahren bietet Unifeeder Containerverkehre in Nordeuropa an und ist mit über 50 angelaufenen Häfen (kompletter Ostseeraum, England/Irland und Portugalservice) im heutigen Netzwerk seit Jahren führend. Größter Hub-Port in diesem Service ist Hamburg gefolgt von Rotterdam und Bremerhaven. Das Kerngeschäft besteht zum größten Teil aus Transhipments sowie den wachsenden hauseigenen Shortsea- und Tankbulk-Verkehren.

Quelle: DAKOSY, Unifeeder und DIHLA, Foto: Unifeeder




Uniper beauftragt Technip Energies als FEED-Anbieter H2Maasvlakte

Nach der Ankündigung der Europäischen Kommission, dass das H2Maasvlakte-Projekt von Uniper als wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) ausgewählt wurde, hat Uniper diese Woche einen weiteren wichtigen Schritt zur Realisierung ihres 100-MW-Elektrolyseur-Projekts für grünen Wasserstoff am Kraftwerksstandort Maasvlakte im Rotterdamer Hafen gemacht.

Auf dem World Hydrogen Congress unterzeichneten Uniper und Technip Energies heute die Vereinbarung, die dem internationalen Ingenieur- und Technologieunternehmen den Auftrag für die Front-End-Engineering-Studie (FEED) erteilt, die im Oktober 2022 beginnen soll. Ein Meilenstein, der Unipers Vorzeige-Wasserstoffprojekt in den Niederlanden einen wichtigen Schritt näher zur Realisierung bringt.

H2Maasvlakte soll bis 2030 schrittweise auf eine Gesamtelektrolysekapazität von 500 MW für grünen Wasserstoff ausgebaut werden. Die ersten 100 MW sollen im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden.

Unipers Vorzeigeprojekt H2Maasvlakte wird einen sehr wichtigen Beitrag zum Ziel der niederländischen Regierung leisten, bis 2025 eine Elektrolyseurkapazität von 500 MW für grünen Wasserstoff aufzubauen und bis 2030 3-4 GW zu erreichen.

Vor kurzem hat die Europäische Kommission im Rahmen des IPCEI-Programms das Uniper H2Maasvlakte-Projekt für die Wasserstoff-Wertschöpfungskette „IPCEI Hy2Use“ nominiert. Im Rahmen dieses Prozesses erhielt das Projekt H2Maasvlakte eine Vielzahl von Unterstützungserklärungen, Absichtserklärungen und abgeschlossenen Absichtserklärungen von verschiedenen Parteien, von Erzeugern erneuerbarer Energien, die sich um Hollandse Kust VI und VII (West) bewerben, über Erstausrüster (OEMs) für Elektrolyseure bis hin zu Abnehmern von grünem Wasserstoff in industriellen Prozessen. Dieses hohe Maß an Unterstützung zeigt das große Interesse, das dieses Projekt in der gesamten Wertschöpfungskette auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene gefunden hat.

Als Teil des FEED-Arbeitsumfangs wird ein multidisziplinäres Team von Technip Energies das komplette FEED-Paket liefern, einschließlich eines Entwurfs für ein groß angelegtes Wasserelektrolysesystem, die Anlagenbilanz sowie die Standortintegration.

Axel Wietfeld, CEO von Uniper Hydrogen, sagte: „Wir sind sehr stolz auf diesen wichtigen Schritt und die FEED für eines unserer Vorzeige-Wasserstoffprojekte in den Niederlanden abzuschließen. Der Standort des Projekts in Maasvlakte im Rotterdamer Hafen wird eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Wasserstoff für die Industrie spielen. Maasvlakte nutzt die Synergien, die sich aus den derzeitigen Aktivitäten von Uniper ergeben, und ermöglicht gleichzeitig die Systemintegration für den Anschluss Erneuerbarer Energien an einem sehr stark frequentierten Standort. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Technip Energies, mit denen wir die gleichen Werte teilen, nämlich Pioniere bei der Ermöglichung der Energiewende mit Wasserstoff zu sein.“

Allard Castelein, CEO Hafen von Rotterdam: „Die Entscheidung von Uniper, die FEED-Phase ihres 100-MW-Elektrolyseurs zu starten, ist ein wichtiger nächster Schritt, um Rotterdam zu Europas Wasserstoff-Drehscheibe zu machen. Unser Ziel ist es, den Rotterdamer Hafen zu einem wichtigen Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff und zu einer wichtigen Importdrehscheibe zu machen. Der Beginn der FEED-Studie zeigt die Entschlossenheit von Uniper, Teil dieses Übergangs zu einer nachhaltigen Industrie zu sein.“

Quelle, Foto (Haliade-X vor dem Uniper-Gelände) und Grafik: Port of Rotterdam




Smooth Ports benennt Maßnahmen zur CO2-Reduzierung

Die Partner des europäischen Projekts Smooth Ports stellten fest, dass die Optimierung oder Verlagerung des Straßenverkehrs auf andere Verkehrsträger in Hafengebieten einen Einfluss auf die CO2-Emissionen in Häfen haben kann. Ein effizienter Ablauf des täglichen Straßenverkehrs in Hafengebieten, zum Beispiel zur Abfertigung von Gütern, ist ebenfalls ein wichtiges Instrument zur Verringerung der Emissionen in Häfen.

Eine Straffung dieser Verkehrsströme durch Bündelung der Abfertigungsaktivitäten in Grenzkontrollstellen gehört auch dazu. Sie trägt dazu bei, unnötigen Straßenverkehr in Hafengebieten zu vermeiden. Das sind einige Ergebnisse der Abschlusskonferenz.

In der aktuellen Diskussion um den Green Deal der Europäischen Union kommen diese Ergebnisse von Smooth Ports genau richtig. Das zeigte sich auf der Abschlusskonferenz im Hanse-Office in Brüssel unter der Federführung der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt. Die Partner präsentierten die Gesamt- und Einzelergebnisse des EU-Projekts. Im Anschluss an die Präsentationen der Projektergebnisse stellte das Interreg Europe Joint Secretariat das neue Interreg Europe Programm 2021-2027 vor. Grundsatzreferate und die Podiumsdiskussion zum Thema ‘Nachhaltige Hafenentwicklung und Verkehrsmanagement in europäischen Häfen‘ rundeten die Veranstaltung ab.

Das Project ‚Smooth Ports’ startete im Jahr 2019 und konzentrierte sich auf die Identifizierung von Maßnahmen und Instrumenten zur Reduzierung von CO2-Emissionen in Häfen. Zu diesem Zweck haben sich die Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, das Port Authority Network Northern Tyrrhenian Sea, die Port of Nantes-Saint-Nazaire Authority, die Gemeinde Monfalcone, die Regionalverwaltung Varna und Hafen Hamburg Marketing zusammengeschlossen.

Zu den weiteren zentralen Themen gehörten auch der Schiffsverkehr. Schiffe verursachen in den Häfen ebenfalls viele CO2-Emissionen. Als Lösung identifizierten die Teilnehmer eine Reihe von Instrumenten. Die Bereitstellung alternativer Kraftstoffe gehört genauso dazu wie eine Landstromversorgung (Onshore Power Supply, OPS). Dies wurde auf einer Podiumsdiskussion mit hochrangigen Vertretern der Europäischen Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr, Referat Häfen und Binnenschifffahrt (DG MOVE), der Organisation europäischer Seehäfen (European Sea Ports Organisation, ESPO), und der Hamburg Port Authority (HPA) unterstrichen, die vom Brüsseler Büro des Handelsblatts moderiert wurde.

Die HPA stellte anhand von Praxisbeispielen vor, was für umweltschonende Verkehrsmanagementmaßnahmen die Häfen zur Optimierung der LKW-Ströme in den Häfen ergreifen können. Eines der Beispiele war das Projekt ‚MOZART’. Verkehrsmanagement mit Lichtsignalsteuerung durch quanteninspirierte Optimierung. Die Vertreter der DG MOVE und der ESPO sprachen über die Gesetzgebung und wie die Herausforderungen in Europa angegangen werden können, um die Ziele zu erreichen.

Die Diskussion befasste sich auch mit der bevorstehenden Notwendigkeit, Schiffe in Häfen mit Landstrom zu versorgen. Dies ist eines von vielen Themen, bei denen das Henne-Ei-Problem vorherrscht. Diese Art von Problem ist auf Hindernisse und Treiber zurückzuführen, die z.B. mit der Technologie und dem Betrieb sowie mit institutionellen-, wirtschaftlichen- oder Akteurs bezogenen Elementen zusammenhängen. Aus der Sicht eines Hafens sind technische, politische und gesetzgeberische sowie geschäftsbezogene Elemente Beispiele hierfür.

Mit Blick auf den Green Deal und die Verpflichtung der Stakeholder ist auch der Umweltaspekt wichtig. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass OPS ab 2025 angeboten werden muss, mit einem erweiterten Angebot ab 2030. Dies ist in der Verordnung für alternative Kraftstoffe dargelegt.

Der Vertreter der DG Move wies in seiner Keynote darauf hin, dass auf der Ebene der Europäischen Kommission derzeit eine Vielzahl von Rechtsvorschriften überarbeitet werden. Beispiele hierfür sind die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, die Verordnung über den kombinierten Verkehr und die Überarbeitung des TEN-V-Rahmens. Verordnungen werden regelmäßig überarbeitet. Das von der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen vorgestellte Konzept des ‚Green Deal‘ unterstreicht zusätzlich die Notwendigkeit, neuere Entwicklungen und technologische Fortschritte in Gesetzestexten und Finanzierungs- oder Hebelinstrumenten der Europäischen Kommission zu berücksichtigen.

Über die gesamte Projektlaufzeit engagierten und engagieren sich Akteure aus Verwaltung, hafenbezogenen Unternehmen und Logistikunternehmen entlang der Lieferkette, um die Emissionen aus dem hafenbezogenen Straßenverkehr durch die Verbesserung regionaler Politikinstrumente ganzheitlich zu reduzieren.

Der zweite Tag der Abschlusskonferenz wurde genutzt, um ein internes Partner- und Lenkungsausschusstreffen abzuhalten, gefolgt von einem Besuch der Grenzkontrollstelle des Hafens von Antwerpen. Von Seiten Hamburgs nahmen Vertreter der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz an der Besichtigung teil, die das Hamburger Projekt ‚Border One Stop Shop‘ vorbereiten, bei dem alle Einfuhr- und Zollkontrollen an einem Ort zusammengeführt werden.

Das Projekt Smooth Ports läuft noch bis Anfang 2023. Bis dahin werden sich die Partner weiterhin virtuell treffen, mit verschiedenen Interessengruppen kommunizieren und die Umsetzung der Aktionspläne überwachen.

Quelle und Grafik: Smooth Ports




Rotterdam: Lärmmessungen bei festgemachten Schiffen

Unter der Bezeichnung ESI-noise führt der Hafenbetrieb Rotterdam einen Preisnachlass für Schiffe ein. Voraussetzung für die Gewährung des Nachlasses ist, dass auf der Grundlage eines international anerkannten Standards angegeben wird, wie viel Lärm ein Schiff verursacht, wenn es im Hafen liegt.

Dieser Anreiz fügt sich ein in die Politik des Hafenbetriebs Rotterdam, den Hafen nachhaltig und im Einklang mit der Umwelt zu entwickeln. Für Seeschiffe gelten bisher nur Lärmschutzanforderungen im Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen an Bord, nicht aber in Bezug auf die Lärmbelastung für die (bewohnte) Umwelt. Mit ESI-noise als Anreiz fördert der Hafenbetrieb Rotterdam die Aufmerksamkeit für die durch Schiffslärm verursachte Umweltbelastung.

Der Lärmbericht ist nach dem sogenannten internationalen Neptunes-Protokoll zu erstellen. Die sich daraus ergebende Punktzahl wurde in den Environmental Ship Index (ESI) übernommen. In Rotterdam können Schiffe jetzt einen Preisnachlass von 312,50 € pro Besuch und bis zu 1250 € pro Jahr erhalten, wenn sie einen ESI-Lärmbericht vorweisen können. Die Nachlassregelung gilt bis mindestens Ende 2023.

Neben ESI-noise als Anreiz für einzelne Schiffe wird der Hafenbetrieb in Zusammenarbeit mit der Stadt Rotterdam, der Provinz Südholland und der Umweltbehörde DCMR in Kürze ein regionales Programm zur Messung des Lärms von festgemachten Schiffen im Allgemeinen starten. ESI-noise und das regionale Messprogramm tragen beide dazu bei, das Wissen über den Lärm von festgemachten Schiffen zu erweitern und die (internationale) Aufmerksamkeit für diese Lärmbelastung zu erhöhen.

Der Environmental Ship Index, kurz ESI, ist ein international anerkannter Standard, der die Emissionen von Seeschiffen bislang nur unter den Gesichtspunkten der Luftqualität und des Klimas betrachtet hat. Der neue ESI-noise-Index misst zusätzlich die von Schiffen ausgehende Lärmbelastung.

Der ESI ist ein international verwendeter Index. Mitte 2022 konnten rund 7000 Seeschiffe einen ESI-Score vorweisen, mit dem sie in knapp 60 Häfen einen Preisnachlass erhalten können. Rotterdam ist nach Hamburg der zweite Hafen, der auf diese Weise für eine leisere Schifffahrt wirbt.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam