Xycle baut erste Plastik-Recyclinganlage

Xycle steht kurz vor dem Bau einer Fabrik im Rotterdamer Hafen, die jährlich 20.000 Tonnen an nicht mechanisch recycelbaren Plastikabfall in einen hochwertigen nachhaltigen Rohstoff umwandelt. Der Hafenbetrieb Rotterdam vermietet Xycle zu diesem Zweck ein Gelände am Rijndwarsweg im Europoort.

Der Baubeginn für diese erste Xycle-Anlage ist für das vierte Quartal 2022 geplant. Damit steht der chemischen Industrie ein verantwortungsvoller alternativer Rohstoff für die Herstellung neuer Kunststoffe zur Verfügung.

Xycle ist ein Joint Venture von NoWit, Patpert Teknow Systems und Vopak. Das Unternehmen hat 14 Jahre lang an einem Verfahren gearbeitet, mit dem nicht mechanisch recycelbarer Plastikabfall in großem Maßstab durch chemisches Recycling in Sekundärrohstoffe in Neuware-Qualität umgewandelt werden können. Bei diesem Verfahren wird Mischkunststoff ohne Zugabe von Sauerstoff erhitzt. Er verbrennt dann nicht, sondern zerfällt und kann als Rohstoff wieder eingesetzt werden. Die Technologie von Xycle wurde mittlerweile erprobt und hat sich bewährt. Xycle erwartet, die Umwelt- und Baugenehmigung im dritten Quartal zu erhalten. So kann Ende dieses Jahres noch mit dem Bau der Anlage begonnen werden, die voraussichtlich im vierten Quartal 2023 in Betrieb genommen werden kann.

Arjen Varekamp, im Namen von NoWIT & Patpert: „Für uns als Initiatoren von Xycle ist es ein Privileg, nach jahrelanger Vorbereitung gemeinsam mit unserem starken strategischen Partner Vopak unseren nachhaltigen Traum in die Realisierung eines Rotterdamer Kreislaufprojekts umsetzen zu können.“

Marcel van de Kar, Global Director New Energies Vopak: „Wir freuen uns sehr über diesen Meilenstein für Xycle und sind stolz darauf, als Vopak einen Beitrag dazu zu leisten. Die partnerschaftliche Entwicklung neuer Infrastrukturlösungen und der Aufbau neuer Lieferketten sind für die Energiewende von wesentlicher Bedeutung.“

Allard Castelein, CEO Hafenbetrieb Rotterdam: „Der Standort von Xycle im Rotterdamer Hafen fügt sich nahtlos in unsere Strategie ein, bestehende Unternehmen dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu werden, und diese Art von neuen, kreislauforientierten Unternehmen anzuziehen.“

Die Ambitionen von Xycle gehen über Rotterdam hinaus. Zusätzlich zu dieser Anlage, die 20.000 Tonnen Plastik in etwa 20 Millionen Liter flüssige Kohlenwasserstoffe (Pyrolyseöl) umwandelt, will Xycle Fabriken mit einer Kapazität von 80 bis 100.000 Tonnen pro Jahr betreiben. Dabei muss die bewährte Depolymerisationstechnologie von Xycle weltweit eingeführt werden. In den kommenden Jahren will Xycle mehrere größeren Fabriken an verschiedenen Orten der Welt realisieren.

Derzeit kann kaum ein Viertel aller Plastikabfälle weltweit recycelt werden. Das bedeutet, dass der Rest des Plastikabfalls auf der Mülldeponie landet, verbrannt oder in die Umwelt entsorgt wird. Xycle hat eine Technologie entwickelt, um Plastikabfall, der sich nur schwer mechanisch recyceln lässt, auf nachhaltige Weise zu verarbeiten. So benötigt die (petro-)chemische Industrie weniger fossile Rohstoffe für die Produktion neuer Kunststoffe. Dabei ist die Xycle-Anlage selbsttragend und wird mit Kraftstoff betrieben, den die Maschine selbst erzeugt. Plastikabfall auf diese Weise zu recyceln erfordert nicht nur weniger neue Rohstoffe, sondern führt auch zu deutlich geringeren CO2-Emissionen als die Verbrennung von gemischten Plastikabfällen, wie dies heute häufig der Fall ist.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Rotterdam reduziert eigene CO2-Emissionen

Der Hafenbetrieb Rotterdam wird die eigenen CO2-Emissionen schneller als geplant reduzieren. Der CO2-Ausstoß des Hafenbetriebs wird gegenwärtig vor allem von (Patrouillen-) Fahrzeugen verursacht. Auch durch den Straßenverkehr und Gebäude wird CO2 freigesetzt. Insgesamt belaufen sich die Emissionen auf über 4000 Tonnen pro Jahr. Diese eigenen CO2-Emissionen des Hafenbetriebs sollen im Vergleich zu 2019 schon um 75 % bis 2025 und um 90 % bis 2030 reduziert werden. Letztlich soll der Hafen vollständig emissionsfrei operieren.

„Wir werden unsere eigenen CO2-Emissionen möglichst schnell verringern. Den verbleibenden Ausstoß werden wir vollständig durch Kompensationsmaßnahmen ausgleichen. Der Hafenbetrieb so gesehen aus betrachtet bereits jetzt CO2-neutral. Und da wir in den kommenden Jahren immer weniger Emissionen verursachen werden, sind auch immer weniger Ausgleichsmaßnahmen notwendig“, erklärt Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam.

Der Hafenbetrieb hat im letzten Jahr mithilfe des sog. science-based targeting ermittelt, welche Emissionsreduktion er realisieren muss, um seinen Beitrag zur Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf höchstens 1,5 °C zu leisten. Science-based targeting ist eine Methode, die die Klimaschutzziele von Paris in konkrete Ziele für individuelle Unternehmen umsetzt. Auf der Grundlage dieser Methode müsste der Hafenbetrieb bis 2030 eine Reduktion um mindestens 46,2 % (im Vergleich zu 2019) realisieren; da es aber technisch machbar erscheint, entschied man sich dennoch für eine beschleunigte Reduktion der eigenen Emissionen um 90 % bis 2030. Das bedeutet unter anderem, dass die gesamte Fahrzeugflotte des Hafenbetriebs schon in Kürze vollständig auf Biokraftstoffe umgestellt wird und dass ab 2025 möglichst nur noch emissionsfreie neue Schiffe eingesetzt werden.

Der Hafenbetrieb wird aber auch in anderen Bereichen auf eine CO2-Reduktion hinwirken. Bis 2025 sollen die durch Flugreisen von Mitarbeitenden verursachten Emissionen um 70 % und bis 2030 um 80 % gesenkt werden, einerseits durch Reduzierung der Zahl der Flugreisen und andererseits durch Teilnahme an einem Biokerosinprogramm. Auch für die Aufträge, die der Hafenbetrieb an Auftragnehmer vergibt, wurden Reduktionsziele formuliert. Bis 2030 soll durch Einschränkung des Kraftstoffverbrauchs eine Reduktion von 45 % erreicht werden (insbesondere bei Nassbagger- und Erdaushubarbeiten); weitere 20 % sollen beim Einsatz von Bau- und anderen Werkstoffen eingespart werden. So wird beim Bau von Kaimauern beispielsweise viel Stahl verarbeitet, dessen Produktion mit hohen CO2-Emissionen einhergeht. Darum erscheinen diese 20 % bis 2030 das höchste erreichbare Ziel.

Anlass für diese Verschärfung der Klimaziele sind unter anderem die kürzlich vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) vorgelegten Klimastudien, das Programm „Fit für 55“ der Europäischen Kommission und der Klimagipfel in Glasgow, auf dem das Ziel der Begrenzung des Temperaturanstiegs auf höchstens 1,5°C bestätigt wurde.

Darüber hinaus setzt sich der Hafenbetrieb für die Reduktion der Emissionen von Schifffahrt und Industrie ein, wenngleich er darauf keinen direkten Einfluss ausüben kann. Diese Herangehensweise basiert auf zwei Studien des deutschen Wuppertal-Instituts aus den Jahren 2017 und 2018 zu den Emissionen von Industrie und Schifffahrt und den möglichen Wegen zur Realisierung der Energiewende in diesen Branchen.

Für die Schifffahrt im Verwaltungsgebiet des Hafens (bis zu 60 km vor der Küste) wurde das Ziel festgelegt, die Emissionen bis 2030 um 20 % zu senken. Entwicklungen, an denen in diesem Zusammenhang gearbeitet wird, sind unter anderem Effizienzmaßnahmen (durch Optimierung logistischer Prozesse), die Nutzung von Landstrom (wobei die Schiffe an den Kais ihre Generatoren abschalten und stattdessen an das Stromnetz an Land angeschlossen werden) und das Bunkern sauberer Kraftstoffe (wie Flüssiggas, Biokraftstoff und Methanol) durch die Schifffahrt.

Für die Industrie sind verschiedene Projekte geplant, etwa die CO2-Abscheidung und -Speicherung unter der Nordsee (Porthos), die Verlegung von Leitungen für Wasserstoff und Restwärme und die Förderung innovativer Entwicklungen, darunter die Produktion von grünem Wasserstoff und Biokraftstoffen. Insgesamt kann mit diesen Projekten sowohl im Hafen selbst als auch außerhalb (beispielsweise durch Nutzung von in der Hafenindustrie erzeugten Biokraftstoffen) eine CO2-Reduktion von rund 23 Millionen Tonnen erzielt werden. Das entspricht 35 % des niederländischen CO2-Reduktionsziels für das Jahr 2030.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




WPCAP: Plattform für Klimaschutzmaßnahmen

Der Landstrom ist auf dem Vormarsch. In einer wachsenden Zahl von Häfen wird die Stromversorgung der angelegten Schiffe zu einem erwachsenen Bestandteil der Infrastruktur. Mit Landstrom können Schiffe mit (erneuerbarem) Strom für die Nutzung von Geräten und die Beleuchtung an Bord versorgt werden.

Dieselgeneratoren und Hilfsmotoren können dadurch abgeschaltet werden. Dadurch wird der Ausstoß von CO2, Stickstoff und Feinstaub verringert und die Lärmbelästigung in der unmittelbaren Umgebung reduziert.

Vertreter des World Ports Climate Action Program (WPCAP) besuchten kürzlich den Hafen von Vancouver, unter anderem im Zusammenhang mit der dort stattfindenden IAPH Welthafenkonferenz. Die Teilnehmer konnten mit eigenen Augen sehen, wie Container- und Kreuzfahrtschiffe an das Landstromnetz im westkanadischen Hafen angeschlossen werden.

„Mit Steckern, die etwa fünfzehn Kilo wiegen, um den Anschluss an das 6,6-kV-Netz sicher verlaufen zu lassen“, so Jarl Schoemaker vom Hafenbetrieb Rotterdam und Vorsitzender der WPCAP-Landstrom-Arbeitsgruppe. Schoemaker war mit einer Reihe von Vertretern in Vancouver zum WPCAP-Treffen, bei dem die Arbeitsgruppen die Fortschritte besprechen und Vereinbarungen über das weitere Vorgehen in den verschiedenen Phasen treffen.

Das WPCAP konzentriert sich auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels im maritimen Sektor. Das Hafennetzwerk wurde 2018 auf der Weltklimakonferenz in San Francisco gegründet. Mit Antwerpen, Barcelona, Göteborg, Hamburg, HAROPA Le Havre, Long Beach, Los Angeles, New York / New Jersey, Rotterdam, Valencia, Vancouver und Yokohama bieten die Mitgliedshäfen eine große geografische Streuung. Im Rahmen des WPCAP arbeiten verschiedene Koalitionen an spezifischen Projekten, an denen möglichst viele Schifffahrtsunternehmen, Terminals und Energieversorger beteiligt sind, um eine maximale Wirkung zu erzielen.

In Kanada hat die Landstrom-Arbeitsgruppe weitere Fortschritte erzielt. „Vancouver verfügt bereits über Landstrom für Containerschiffe und die Kreuzfahrtindustrie, die alle zu fast 100 % aus Wasserkraft gespeist werden. Durch die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Häfen in diesem Bereich stellen wir fest, dass der Wissensstand in Bereichen wie Technik, Betrieb, Sicherheit, aber auch Kostenmodelle zunimmt. Entscheidend ist jedoch, dass immer mehr Schiffe für den Empfang des Stroms vorbereitet werden.“

Zusätzlich zu den bestehenden Anlagen in Vancouver und Los Angeles haben die Häfen von Antwerpen, Bremerhaven, Hamburg, HAROPA Port und Rotterdam Anfang letzten Jahres beschlossen, das Tempo zu erhöhen, um große Containerschiffe, die im Jahr 2028 anlegen, mit Landstrom zu versorgen. Außerdem wurde ein „Schiffseignermodul“ entwickelt, um den Kostenunterschied zwischen Landstrom und Schiffskraftstoffen zu ermitteln. Dies zeigt auch, dass Landstrom kostengünstig, robust und zukunftssicher ist, insbesondere für große Energieverbraucher.

Die Fortschritte der WPCAP-Arbeitsgruppe führen auch zu Innovationen bei neuen Systemen. Schoemaker: „Wir befassen uns derzeit mit einem effektiven Wissensaustausch, der weltweiten Verbreitung der Landstromversorgung und Möglichkeiten zur Verbesserung des technischen Standards. Zu diesem Zweck sind wir u. a. mit der International Electrotechnical Commission im Gespräch, die alle Normen für elektrische und elektronische Geräte festlegt. Wir sehen Verbesserungsmöglichkeiten und können bei der Einführung von Landstromprogrammen in Häfen weltweit helfen. Dies ist zum Beispiel in Europa sehr hilfreich, wo die Europäische Kommission im Rahmen ihres Programms Fit for 55 Landstromanforderungen für Containerschiffe, Kreuzfahrtschiffe und Fähren einführt. Aber es regt auch andere Häfen an, da wir ein wirklich gutes Paket in der Hand haben, das die Einführung erleichtert und auch beschleunigen kann.“

Er unterstreicht einmal mehr, dass sich das WPCAP zu einer Plattform für Klimaschutzmaßnahmen im maritimen Sektor entwickelt hat, nicht nur in Form von Wissensentwicklung, sondern auch in Bezug auf die praktische Anwendung.

Ein weiterer Bereich, in dem sich das WPCAP aktiv engagiert, ist die Vorbereitung der Häfen auf die Abfertigung von Schiffen mit alternativen Kraftstoffen. In Anbetracht des vielfältigen Brennstoffmixes der Zukunft ist es für die Häfen, die zwischen verschiedenen Aspekten navigieren müssen, eine komplizierte Landschaft, darunter Sicherheit, Verwaltung, gesellschaftliches Engagement und kommerzielle Faktoren. Diese Faktoren können sich je nach den vom Hafen angebotenen Dienstleistungen unterscheiden, die von einfachen Port Calls bis hin zu Bunkerung, Wartung und industriellen Dienstleistungen reichen.

„Für ein ankommendes Schiff, das Ammoniak verwendet, gelten andere Vorschriften als für ein Schiff, das Wasserstoff bunkern will, oder ein E-Methanol-Schiff, das repariert werden muss“, erklärt Cees Boon vom Rotterdamer Hafen.

Die WPCAP-Arbeitsgruppe für alternative Kraftstoffe ist sich bewusst, dass es andere Organisationen gibt, die ebenfalls versuchen, die Herausforderungen in der zukünftigen Landschaft anzugehen und Möglichkeiten für Häfen zu identifizieren. Zu diesen Organisationen gehören unter anderem die International Association of Ports and Harbors (IAPH) über ihre Clean Marine Fuels (CMF)-Gruppe, die Getting to Zero Coalition und unter anderem wissenschaftliche Einrichtungen.

Vertreter der Arbeitsgruppe wurden zur Teilnahme an der IAPH-CMF-Versammlung eingeladen, bei der es um Bunker-Checklisten und Audit-Instrumente ging. Die IAPH-Gruppe hat den Grundstein für die Schaffung eines Sicherheitsrahmens für die Verwendung alternativer Kraftstoffe durch Schiffe in Häfen gelegt. Die Diskussion mit WPCAP konzentrierte sich auf den nächsten Schritt hin zu einem Instrument, um dies in Häfen zu ermöglichen. Es wurde vereinbart, dass WPCAP dieses Instrument entwickeln würde.

Boon wurde dazu angeregt, das bereits als Industriestandard etablierte TRL-Instrument (Technical Readiness Level) zu nutzen, um einen Port Readiness Level-Indikator für alternative Kraftstoffen für Schiffe (PRL-AFS) zu erstellen. Das PRL-AFS ist ein Indikatorinstrument, das in neun Schritten die Fortschritte eines Hafens, der Hafenanlauf- oder Bunkerdienste anbietet, verfolgt, um schließlich bereit zu sein, Schiffe mit individuellen Kraftstoffen aufzunehmen.

„Zusätzlich zu dem Indikator haben wir eine praktische Visualisierung entwickelt, die den Status jedes Hafens für jeden alternativen Kraftstoff auf einen Blick zeigt – was unserer Meinung nach für Interessengruppen wie Schiffseigner/-betreiber, Regulierungsbehörden und Kraftstofflieferanten interessant ist. Die Visualisierungsmatrix bietet eine Vielzahl von Informationen auf einen Blick, darunter den aktuellen Bereitschaftsgrad für einen bestimmten Kraftstoff, die Ambitionen des Hafens und auch relevante Informationen über die Nutzung des Hafenraums“, sagt Namrata Nadkarni, Vorsitzende der Arbeitsgruppe und Gründerin der maritimen Beratungsfirma Intent Communications. „Darüber hinaus haben wir begonnen, Leitlinien für die Überlegungen auf jeder einzelnen Ebene zu entwickeln.“

Während die Zukunft dieser Arbeitsgruppe über das Jahr 2023 hinaus noch nicht feststeht, soll der Indikator in den kommenden Monaten verfeinert werden, um zu prüfen, ob er auch auf andere Hafentypen anwendbar ist, und um Rückmeldungen von relevanten Stakeholdern wie der IAPH, der International Chamber of Shipping, der Ghetto to Zero-Koalition und der International Association of Bunker Operators zu erhalten. Die Zusammenarbeit mit der IAPH ist auch ein Auftakt, um die IMO und andere Hafengemeinschaften auf Vorschläge aufmerksam zu machen. Die Arbeitsgruppe wird auch weiter an der Erstellung des Begleitdokuments für die PRL-AFS arbeiten, der nicht nur für Häfen von unschätzbarem Wert sein wird, sondern auch als pädagogisches Instrument zur Beantwortung der häufig gestellten Frage „Wann sind Sie bereit für alternative Kraftstoffe?“

Weitere Fortschritte werden im Herbst mit allen CEOs der Häfen erörtert, gefolgt von der ersten globalen WPCAP-Konferenz in der ersten Hälfte des Jahres 2023.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




„Lean and Green 1st Star“ für GEODIS

Auf dem diesjährigen Handelslogistik-Kongress in Köln wurde der Geschäftsbereich Contract Logistics von GEODIS in Deutschland durch GS1 Germany mit dem „Lean and Green 1st Star“ ausgezeichnet. Der Dienstleister für Kontraktlogistik konnte seinen CO2-Fußabdruck in den vergangenen fünf Jahren um rund 30 Prozent reduzieren und übertraf damit sogar die von „Lean and Green“ gesetzte Zielmarke von mindestens 20 Prozent.

Gleichzeitig erreichte GEODIS damit in Deutschland ein wichtiges Etappenziel im Rahmen seines globalen „Ambition 2023“- Plans, der eine weltweite CO2-Reduzierung um 30 Prozent bis 2030 vorsieht.

Die „Lean and Green“- Projektkoordination steuert GEODIS vom Firmensitz in Frankfurt/Main aus. Eine der ersten Maßnahmen war die Umstellung aller vierzehn Standorte in Deutschland auf Ökostrom. Diese erfolgte zum 1. Januar 2020 und erzielte bereits eine CO2-Einsparung von rund 1.415 Tonnen in den ersten beiden Jahren.

Eine weitere Maßnahme war die Implementierung eines neuen Transportmanagement-Systems, welches zu einer Optimierung der Tourenplanung und damit zu einer besseren Transportauslastung führte. Das neue Routing & Dispatch-Systems trägt dazu bei, unnötige Leerkilometer zu vermeiden und Verkehre zu bündeln. Dies führt zu einer jährlichen Einsparung von rund 20.000 Kilometern, was einem reduzierten CO2-Ausstoß von 14 Tonnen pro Jahr, Basis 700g/km CO2, entspricht.

Des Weiteren setzt GEODIS in Deutschland bei der Erneuerung der Fahrzeugflotte jetzt auf EURO-Trailer. Diese bieten mehr Laderaum, wodurch jeder elfte Transport eingespart werden kann. Die Reduktion beträgt insgesamt 446 Tonnen im Jahr 2020. Auch die Umstellung der Firmenwagen auf Hybrid sowie Schulungen für kraftstoffsparendes Fahren leisten einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung. Im Juni 2021 hat das Unternehmen zudem seine Firmenwagenflotte auf die DKV CARD Climate umgestellt, mit der CO2-Emissionen zu 100 Prozent kompensiert werden. Der Betrag wird für Klimaschutzprojekte an die Umweltschutzorganisation „myclimate“ weitergeleitet. Dank dieser Maßnahmen können somit jährlich rund 16 Tonnen CO2-Ausstoß kompensiert werden.

„Unser Engagement in Deutschland ist ein gutes Beispiel für die vielfältigen Aktivitäten unseres Unternehmens, sich weltweit für den Umweltschutz einzusetzen. Der „Lean and Green“-Award bestätigt uns darin, diesen Weg im Rahmen unseres „Ambition 2023“- Plans gemeinsam mit unseren Kunden und Mitarbeitenden weiterzugehen“, sagt Thomas Kraus, President & CEO North, East and Central Europe von GEODIS.

Quelle: Geodis, Foto: EHI, Stefanie Müller (Junior Manager Logistik und Supply Chain Management), Sascha Karsten (Sales & Tender Manager I Market Line Transportation GEODIS CL Germany) und Oliver Püthe (Lead Industrie Engagement GS1 Germany) nahmen den Preis entgegen.




Die maritime Branche und das Klimaziel

Rund vier Monate vor Start der Weltleitmesse SMM vom 6. bis 9. September 2022 in Hamburg traf sich anlässlich der internationalen Vorauspressekonferenz eine hochkarätige Experten-Runde, um über die drängendsten Themen der maritimen Branche zu sprechen. Im Fokus stand die Frage, wie die Schifffahrt bis 2050 klimaneutral wird. Optionen gibt es viele – sogar Atomkraft könnte wieder ins Spiel kommen.


Es waren ungewohnt ernste Töne, die Messe-Chef Bernd Aufderheide zu Beginn der SMM-Vorauspressekonferenz gegenüber den internationalen Journalistinnen und Journalisten anschlug. „Die Corona-Krise ist noch nicht überwunden, da führt der Krieg in der Ukraine zu einem erneuten schweren Schlag für die globale Wirtschaft und damit auch für die internationale Schifffahrt, für Logistikketten und Häfen”, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress (HMC). Der Krieg zwinge Europa, sich aus der Abhängigkeit russischer Energielieferungen zu befreien – und mache den Abschied von fossilen Brennstoffen noch dringlicher. Jenseits von Pandemie und Krieg bleibe die Erwärmung des Planeten das existenzielle Menschheitsproblem.

Ein Problem, gegen das auch die Schifffahrt kämpft. Wie wird sie möglichst schnell klimaneutral? Das ist das zentrale Thema der diesjährigen SMM, die unter dem Leitmotiv „Driving the maritime transition“ steht. Als Vorgeschmack auf den großen Branchentreff im September lud Aufderheide fünf meinungsstarke Gäste nach Hamburg ein. Das Publikum schaltete sich digital dazu.

Die Schifffahrt hat sich für 2050 das Zero-Emission-Ziel gesetzt. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf welchen alternativen Brennstoff sollen die Reeder setzen? Im Spiel sind unter anderem Ammoniak, Methanol, Wasserstoff und synthetisches Gas. Klar ist: Wer pünktlich klimaneutral sein will, muss jetzt investieren. Knut Ørbeck-Nilssen, CEO Maritime bei der Klassifikationsgesellschaft DNV, rät zu Flexibilität: „Warum sollten wir uns auf ein bestimmtes Lager festlegen, wenn es um Kraftstoffe geht? Wir bewegen uns wahrscheinlich auf ein Brennstoff-Multiversum zu, und wir brauchen möglichst viele Experimente mit verschiedenen Brennstoffen und so viele Akteure wie möglich, die diese Experimente durchführen.“ Man könne nicht warten, bis die perfekte Brennstofflösung auftauche – und müsse jetzt mit dem Übergang beginnen, so Ørbeck-Nilssen. Die Technologie zur Kohlenstoffeinsparung sei da: „Wir müssen uns den Geist der Zusammenarbeit zu eigen machen, um gemeinsame Herausforderungen wie Sicherheit, Kraftstoffverfügbarkeit und Kosten zu bewältigen – wir können nur gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten.“

Sich einfach viele Brennstoff-Optionen offenhalten – ob die maritime Energiewende so gelingt? Der renommierte maritime Ökonom Prof. Dr. Martin Stopford ist skeptisch: „Die Schifffahrt ist kein idealer Kandidat für grüne Kraftstoffe!“ Keine der Alternativen sei so effizient wie Schweröl, aber dafür umso teurer. Außerdem bezweifle er, dass es überhaupt genug Kapazitäten gibt: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Industrie in den kommenden zehn Jahren so viel grünen Brennstoff in die Hände bekommen wird. Im Jahr 2020 wurden nur 13 Prozent des Stroms aus kohlenstofffreien Brennstoffen erzeugt.“

Mehr Potenzial prophezeite Stopford für „Retrofitting-Packages“, also Komplett-Lösungen, mit denen die Effizienz von Schiffen signifikant gesteigert wird: „Die Weltflotte von 100.000 Schiffen nachhaltig umzurüsten – das ist eine gewaltige Aufgabe!“ Angesichts der Kosten und Beschränkungen herkömmlicher grüner Brennstoffe rücke die Wirtschaftlichkeit der Kernenergie stärker in den Fokus.

Auf welchen Brennstoff es am Ende auch hinausläuft: Die Schiffbauer und Zulieferer haben das Know-how, die passende Antriebstechnologie bereitzustellen. René Berkvens, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbands SEA Europe und ehemaliger CEO der Damen Group, forderte von der gesamten europäischen Schifffahrt mehr Bereitschaft, kraftstoffsparende Technologien und alternative Kraftstoffe – sowohl bei neuen Schiffen als auch bei der Nachrüstung von Schiffen – einzusetzen.

In der Industrie wird gerade den Reedern eine fast schon traditionelle Kaufzurückhaltung nachgesagt. Dem widersprach Nikolaus H. Schües, designierter Präsident der BIMCO und Vorsitzender der Geschäftsführung der Reederei F. Laeisz: „Wir sind nicht übervorsichtig, wir handeln vernünftig. Angesichts der derzeitigen technischen Unsicherheit ist es sinnvoll, bei den Investitionen selektiv vorzugehen.“ Schües betonte jedoch: „Wir wollen die Branche grüner machen, weil wir davon überzeugt sind, dass dies der richtige Weg ist.“ Vielen Schifffahrtsunternehmen fehle jedoch derzeit der finanzielle Spielraum dafür: „Im Moment profitieren vor allem die großen Containerreedereien.“ Einige Reeder litten noch unter den Folgen der jahrelangen Krise. „Aber egal wie teuer der Übergang sein wird – für die Gesellschaft wird es teurer sein, diesen Weg nicht zu gehen.“

Gewinner und Verlierer gibt es auch bei den Schiffbauern: „Die weltweiten Auftragsbücher sind voll – aber das kommt vor allem den asiatischen Werften zugute, die Containerfrachter und LNG-Tanker bauen“, so Berkvens. Die hochspezialisierten Werften und Zulieferer in Europa hoffen nun auf das Comeback des Kreuzfahrtmarkts sowie auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien im Offshore-Bereich – und die Bereitschaft der Reeder, in neue Technologien zu investieren.

Cristina Aleixendri, COO bei bound4blue, sieht sich hier im Aufwind: „Die Branche ist zu sehr auf grüne Kraftstoffe fokussiert. Aber es gibt andere nachhaltige Antriebslösungen. Wind als Energiequelle ist frei verfügbar – warum sollte man sich das nicht zunutze machen?“ Mit den automatisierten Windsegeln ihres spanischen Start-ups könnten Schiffe schon heute 30 bis 40 Prozent Treibstoff einsparen. Für sein nachhaltiges Engagement wird bound4blue vom Europäischen Innovationsrat gefördert. Vor allem Reeder Schües ist von dem Ansatz begeistert: „Es gibt nichts Natürlicheres, als mit Wind eine Vorwärtsbewegung zu erzeugen.“ Sein Traum: der Transport von grünem Ammoniak mit Segelantrieb. Für die Reederei wäre das eine Rückkehr zu ihren Wurzeln: F. Laeisz hat sich vor über 100 Jahren mit den Flying P-Linern einen Namen gemacht. Die Windkraft könnte zu einem wichtigen Bestandteil der Energiewende an Bord werden. Das Beispiel zeigt: Es liegen zahlreiche Lösungen auf dem Tisch, um die Mission Zero Emissions anzugehen. „Wir sind bereit, in Technologien zu investieren. Und die SMM ist genau der richtige Ort, um diese komplexen Themen anzugehen“, so Schües.

Auch wenn sie nicht bei allen Themen auf einen Nenner kamen, in einem Punkt waren sich die Podiumsteilnehmer einig: Im Wettlauf gegen die Zeit – und gegen den Klimawandel – ist eine Weltleitmesse wie die SMM unverzichtbar. Gastgeber und HMC-Chef Bernd Aufderheide konnte das nur bestätigen: „Der persönliche Kontakt zwischen der Industrie und anderen Stakeholdern ist durch nichts zu ersetzen. Und nur der intensive Ideenaustausch an den Messeständen und auf den Konferenzen bringt uns dem Ziel der Dekarbonisierung der Schifffahrt näher.“

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet vom 6. bis 9. September 2022 in Hamburg statt. Rund 2.000 Aussteller und über 40.000 Besucher aus mehr als 100 Ländern werden erwartet. Die SMM deckt in elf Hallen die komplette Wertschöpfungskette der Branche ab, bringt Entscheider aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die Plattform für Innovationen. Im Fokus der 30. SMM stehen die digitale Transformation, der Klimawandel und die maritime Energiewende. 2021 hatte die SMM coronabedingt online stattgefunden. In diesem Jahr trifft sich die Community wieder live auf dem Messegelände sowie in den hochkarätig besetzten Fachkonferenzen.

Quelle: Hamburg Messe und Kongress, Foto: Hamburg Messe und Congress/Otzipka




Kritik an Klimaschutz bei Hapag-Lloyd

Anlässlich der Hauptversammlung von Hapag-Lloyd monierte der NABU zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fehlende Investitionen von Hapag-Lloyd in nachhaltige Schifffahrtstechnik. Angesichts der Gewinne von mehr als 9 Milliarden Euro im Jahr 2021 sei die Entscheidung, mehr als 6 Milliarden Euro in Dividenden statt in umweltfreundliche Technologien zu investieren, nicht nachzuvollziehen.


Leif Miller, NABU Bundesgeschäftsführer: „Hapag-Lloyd fährt Rekordgewinne auf Kosten von Umwelt und Natur ein. Die schon bei der letztjährigen Hauptversammlung angemahnten notwendigen Maßnahmen für mehr Klimaschutz wurden offensichtlich ignoriert. Entscheidungen für mehr Klimaschutz müssen aber schnell getroffen werden. Wenn Hapag-Lloyd die eigenen Nachhaltigkeitsziele ernst meint, ist dieser Kurs nicht mehr hinnehmbar. Vor allem die fortgesetzte Nutzung von hochgiftigem Schweröl ist angesichts existierender Alternativen nicht akzeptabel. Sollte die EU sich zeitnah dazu durchringen, ambitionierte Klimaschutzvorgaben auf See zu machen, kann Hapag-Lloyd schnell ins Schlingern kommen.“

Die enormen Gewinne im Containergeschäft bieten eine einmalige Chance für die langfristige Weichenstellung hin zu umweltfreundlicherer Schifffahrt. Fokussiert sich die Branche aber weiterhin auf fossile Kraftstoffe, wäre ein weiteres Jahr im Kampf gegen die Klimakrise vergeudet. Wünschenswerte Entscheidungen wären ein Schwerölausstieg oder die Umstellung auf E-Fuels. Miller: „Das könnten wegweisende Signale an andere Unternehmen sein, ebenso wie an Investoren, um einen deutlichen Kurs Richtung klimafreundlicher Zukunft zu setzen.“

Markus Dufner, Geschäftsführer der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: „Ohne Investitionen in zukunftsfähige Technik wird sich das Gewinnstreben von Hapag-Lloyd nicht lange durchhalten lassen. Eine Dividende von 68 Prozent der Gewinne sollte langfristig denkenden Aktionären zu denken geben. Sollen nachhaltige Profite erzielt werden, muss Hapag-Lloyd auch bevorstehenden politischen Vorgaben zur Nachhaltigkeit gerecht werden. Aktuell scheint dem Konzern jedoch kurzsichtiges Profitstreben und Dividenden wichtiger zu sein als Nachhaltigkeit. Hier sind auch die Eigner, etwa die Stadt Hamburg mit ehrgeizigen Klimazielen, in der Pflicht, auf eine Kurskorrektur zu drängen.“

Um den Beitrag der Schifffahrt zum weltweiten Treibhausgasausstoß zeitnah zu senken ist neben dem sofortigen Schwerölausstieg die weitere Entwicklung klimafreundlicher Antriebstechnologien und der schnelle Hochlauf emissionsfreier E-Fuels wie grünem Methanol oder Ammoniak dringend notwendig. Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, einen ambitionierten Emissionshandel für die Schifffahrt in Europa und darüber hinaus zu unterstützen, stellt dabei ein wichtiges Signal für mehr Klimaschutz auf See dar. Weitere benötigte Maßnahmen umfassen Effizienzsteigerungen der Bestandsflotte, etwa durch Windunterstützung, ebenso wie die Besteuerung von Schiffstreibstoffen

Quelle: Nabu, Foto: Hapag-Lloyd




Einsatz im Klimaschutz ausgezeichnet

Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik haben für ihr gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz einen VR-Award der VerkehrsRundschau erhalten. Mit dem Projekt „Klimaschutz kennt keinen Wettbewerb” streben die Logistiker einen klimaneutralen Straßengüterverkehr an und vertreten die Interessen ihrer Branche in der Mobilitätswende.

Die Logistikunternehmen Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik eint der Wunsch nach einer Mobilitätswende, bei der die Interessen der Anwender alternativer Antriebskonzepte einbezogen werden. Obwohl per se im Wettbewerb zueinander, haben sie sich zu einer gemeinschaftlichen, agilen Initiative für den Kampf gegen den Klimawandel zusammengeschlossen – und dafür nun den VR-Award der VerkehrsRundschau in der Kategorie Umweltschutz gewonnen.

„Die Mobilitätswende kann nicht im Alleingang Einzelner umgesetzt werden. Vielmehr müssen alle Beteiligten miteinander in einen Austausch treten, damit der Wandel funktioniert“, erklärt Sascha Hähnke, Geschäftsführer der Rhenus Transport. Schon seit rund zehn Jahren tauschen sich die Geschäftsführer der technologieoffenen Logistikunternehmen über alternative Antriebskonzepte aus.

„Gerade bei dem Einsatz neuer, wenig erprobter Technologien, ist es mehr als hilfreich, auf die bereits gemachten Erfahrungen der Kollegen aus den anderen Unternehmen zurückgreifen zu können“, sagt Torsten Oldhues, Managing Director Operations HAVI. Bereits seit langem setzen sie alternative Antriebe wie Gas- und Wasserstoff-Lkw, rein elektrische und Hybrid-Fahrzeuge ein. „Dank der Nutzung ökologischer Antriebskonzepte sparen wir jährlich mehr als 1.000 Tonnen CO2“, berichtet Matthias Strehl, Geschäftsführer bei Meyer Logistik: „Daher beobachten wir sehr genau die technischen Entwicklungen am Markt, um in der Anwendung perspektivisch diese Zahl zu erhöhen.“ Für die Zukunft planen die Logistikdienstleister weitere Anschaffungen von Fahrzeugen mit klimafreundlichen Antriebsarten.

Ihre umfangreiche Expertise zu Konzepten klimafreundlicher Nutzfahrzeuge nutzen die drei Logistiker, um mit Entscheidern aus Politik, Herstellern und Logistikunternehmen in einen kontinuierlichen Austausch zu kommen. Damit sensibilisieren sie in ihrer Vorreiterrolle für die Chancen, die der weitreichende Themenbereich „Alternative Antriebe“ bietet. Das in München ansässige Wochenmagazin VerkehrsRundschau würdigte die Initiative nun.

Quelle: Rhenus, Foto: VerkehrsRundschau/Jan Scheutzow, Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik haben für ihr gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz einen VR-Award der VerkehrsRundschau erhalten. Entgegen nahmen ihn (von links nach rechts) Sascha Hähnke, Geschäftsführer Rhenus Transport, Matthias Strehl, Geschäftsführer Meyer Logistik, Torsten Oldhues, Managing Director Operations HAVI.

 




Unterwasserroboter in Hamburg getestet

Die acht Partner Hamburg Port Authority (HPA), das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen, die Technische Universität Delft, die regionale Entwicklungsgesellschaft Dubrovnik (DUNEA), SUBSEA TECH SAS, die Technische Universität Cluj-Napoca, die Technische Universität München und die Universität von Dubrovnik arbeiten im Rahmen des EU-geförderten Projektes SeaClear (www.seaclear-project.eu) an der Entwicklung eines autonomen Systems, um den Meeresboden zu reinigen.

Das SeaClear-System besteht aus einem autonomen Schiff mit zwei Unterwasserrobotern, die Abfall unter Wasser identifizieren und sammeln. Auf dem ITS Congress 2021 wurde das System, dessen Einzelkomponenten von verschiedenen Projektpartnern seit Januar 2020 entwickelt werden, vorgestellt. Nun werden die Einzelkomponenten erstmals zusammengeführt und die Prozesse im Rahmen einer Testkampagne unter Realbedingungen erprobt. Als Testgebiet fungiert das Areal des Hansahafens im Hamburger Hafen.

„Obgleich wir in Hamburg nicht die Herausforderung haben, große Mengen Plastikmüll aus der Elbe bergen zu müssen, bietet der Hafen doch ideale Bedingungen für die Tests des SeaClear-Systems. Das trübe Wasser der Elbe, die Tideströmungen und auch der Schiffsverkehr stellen besondere Herausforderungen für das System dar. Für uns sind diese Tests zudem wichtige Erfahrungen beim Einsatz von autonomen Systemen“, sagt Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority.

„Wir freuen uns, das System erstmalig im Hamburger Hafen zu testen“, sagt Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen. „Die Ergebnisse der einwöchigen Testläufe werden unsere Entwicklungen im Bereich der Systemintegration im weiteren Projektverlauf vorantreiben.“

Im Zuge der Tests werden unter anderem präparierte Proben von Müllpartikeln an den Gewässergrund abgelassen. Die Aufgabe des kleinen Tauchroboters ist die Erfassung und Markierung der Funde in der zuvor erstellten Umgebungskarte.

Quelle: Hamburg Port Authority, Foto: seaclear, der autonome Unterwasserroboter ROV Tortuga wird erstmalig im Hamburger Hafen getestet.




Hafen Wien goes green: 40 Mio. Euro für CO2-Neutralität bis 2040

An der Schnittstelle internationaler Handelswege nehmen der Hafen Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, und seine Tochter WienCont eine wichtige Funktion im österreichischen Verkehrssystem ein und haben damit Vorbildwirkung für den gesamten Sektor – auch in Bezug auf den Klimaschutz. Um den Status und mögliche weitere Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren, hat der Hafen Wien die Österreichische Energieagentur mit der Erstellung einer Energie- und CO2-Bilanz für den Hafen Wien und die WienCont auf Basis der Daten 2019 beauftragt.

„Wien wird bis 2040 klimaneutral: Daher ist es wichtig, schon jetzt Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren und zu setzen, um das Ziel zu erreichen. Der Hafen Wien ist hier auf einem guten Weg, wie die aktuelle Studie der Österreichischen Energieagentur zeigt. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt im Hafen Wien bereits jetzt bei 25 Prozent. Und bis zum Jahr 2040 wollen wir weitere 40 Millionen Euro in alternative Energien und weitere CO2-reduzierende Maßnahmen am Standort investieren“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

„An allen vier Standorten des Hafen Wien – Albern, Freudenau, Lobau und HQ7 – wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt: So wird der Containerterminal der WienCont schon seit dem Jahr 2018 mit 100 Prozent grüner Energie aus Wasserkraft versorgt. Seit Anfang des Jahres befindet sich die dritte Solaranlage am Areal im Probebetrieb und eine vierte Solaranlage wird noch heuer projektiert. Die bis 2040 geplanten Investitionen umfassen unter anderem den weiteren Ausbau klimafreundlicher Energien, die CO2-sparende Umgestaltung des Fuhrparks aber auch die verstärkte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bzw. aufs Wasser“, so Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding.

Österreich ist in Europa Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien und das Land bekennt sich zu einer aktiven Klimaschutz- und Energiepolitik. Hier fungiert der Hafen Wien als Best Practice Beispiel: „Als multimodales Logistikzentrum verbindet der Hafen Wien die CO2-sparenden Verkehrswege Schiene und Binnenwasserstraße. Bis zum Jahr 2040 wollen wir kontinuierlich die Klimabilanz für den Hafen Wien und die WienCont verbessern, durch Investition in den Ausbau unserer nachhaltigen Aktivitäten zur Stärkung von Green Logistics“, so die technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, Doris Pulker-Rohrhofer.

„Auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft ist der Verkehr nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Dieser Sektor ist immerhin für ganze 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich“, sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Doch gerade Unternehmen wie der Hafen Wien haben die Möglichkeit, einen großen Beitrag zu leisten, damit auch für unsere Kinder ein Leben in einer intakten Umwelt und die ökologische Vielfalt gesichert sind.“

Um einerseits die Klimaneutralität im Hafen Wien zu erreichen und andererseits auch zum klimaneutralen Wien beizutragen, wird der Hafen Wien bis 2040 insgesamt 40 Millionen Euro investieren.

Eines der wichtigsten Ziele dabei ist, noch mehr Güter vom Transport auf der Straße zur Beförderung auf die Schiene und auf das Wasser zu verlagern. Deshalb wird der Hafen Wien seinen Containerterminal nochmals ausbauen und dafür 20 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Außerdem werden weitere Landflächen im Hafen Freudenau gewonnen, um zusätzliche Umschlageinrichtungen ansiedeln zu können. Diese Redimensionierung des Hafenbeckens ist deshalb möglich, da der Hafen Freudenau noch aus einer Zeit stammt, in der ein Hafenbecken viel größer dimensioniert werden musste, als das heute der Fall ist. Denn heute brauchen die Schiffe weniger Platz zum Wenden und können auch rascher be- und entladen werden. Für das Projekt Landgewinnung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Sieben Millionen Euro werden in neue moderne und umweltfreundlichere Kräne und Umschlagsinfrastruktur investiert. Um weitere drei Millionen Euro werden die Heizanlagen auf dem Hafenareal modernisiert.

Der Gesamtenergieverbrauch von Hafen Wien und WienCont liegt bei 8.967 MWh pro Jahr (4.571 MWh/Jahr bei Hafen Wien sowie 4.396 MWh/Jahr bei WienCont). Beide Unternehmen konnten in Summe bereits 1.312 MWh fossile Energie im Jahr 2019 durch erneuerbare Energie ersetzen. Über alle Standorte zusammen liegt der Anteil der erneuerbaren Energien immerhin bereits bei 25 % (Hafen Wien: 20 %, WienCont: 30 %). Das entspricht im Vergleich zu einem jährlichen österreichischen pro-Kopf-Energieverbrauch von 38 MWh (BMK, 2020 und Statistik Austria, 2019) etwa dem Energieverbrauch von 236 Österreicher*innen.

Die Ergebnisse der Untersuchung der Österreichischen Energieagentur zeigen, dass beide Unternehmen, Hafen Wien und WienCont, durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Jahr 2019 in Summe Emissionen von 1.702 Tonnen CO2-Äquivalenten verursachten.

Beim Vergleich mit den jährlichen pro-Kopf-CO2-Emissionen in Österreich von rund 9,4 Tonnen CO2-Äquivalenten (Statista, 2020) entspricht dies etwa den CO2-Emissionen von 181 Österreicher*innen. Davon entfielen 48 Prozent (819 Tonnen) auf den Hafen Wien und 52 Prozent (883 Tonnen) auf die WienCont. In beiden Fällen sind die Emissionen überwiegend Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen sowie der Wärmebereitstellung zuzurechnen – hier werden derzeit noch überwiegend fossile, CO2-intensive Energieträger eingesetzt.

Innerhalb der Studie wurde zudem der Vorteil der trimodalen Infrastrukturbereitstellung (Kombination aus Schiff-Straße-Schiene) im Zuge einer Nutzenkorbanalyse untersucht und hinsichtlich der eingesetzten Energie und klimarelevanten Emissionen bewertet. Hierbei zeigt sich, dass der Hafen Wien durch die Kombination der Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenwasserstraße gegenüber einem monomodalen Standort für die Transportleistung von 1.000 Tonnen-Kilometern (tkm) rund 42,7 Prozent der Energie bzw. 44 Prozent der Emission an CO2-Äquivalenten einspart.

Neben den in der Studie berücksichtigten und bis 2019 umgesetzten Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen, hat der Hafen Wien aktiv an der Verbesserung seiner CO2-Bilanz gearbeitet. Nach einer umfassenden Analyse weiterer möglicher Maßnahmen wird der Hafen Wien und die WienCont diesen Weg weitergehen, um ihren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz auch in Zukunft auszubauen.

Der Hafen Wien betreibt seit Anfang des Jahres bereits die dritte Solaranlage im Probebetrieb. Eine vierte Solaranlage wird heuer projektiert. Außerdem hat der Hafen Wien in den letzten Jahren einen Großteil der Außen- sowie Innenbeleuchtung in den Lagerhallen auf LED umgestellt, E-Schnellladestationen wurden am Gelände installiert, fünf E-Fahrzeuge wurden angeschafft, bei Fahrten am und außerhalb des Hafengeländes wird verstärkt auf E-Bikes gesetzt und es wurde bei sämtlichen Betriebsanlagen auf ÖKO-Strom umgestellt.

Zusätzlich werden heuer im Hafen Albern zwei Ölheizungen durch Luft-Wärme-Pumpen ersetzt, diese werden wiederum mit Solarstrom gespeist und somit hat der Hafen Wien die Distanz zur vollständigen CO2-Neutralität weiter reduziert. Zusätzlich konnte aufgrund des Wechsels in den energiekonformen Modus mittels LED beim Projekt Außenbeleuchtung im Jahr 2020 im Gewerbeareal HQ7 eine Energieersparnis von rund 87 Prozent erzielt werden.

Sowohl der Hafen Wien als auch die WienCont haben konsequente Maßnahmen gesetzt, um ihren Anteil an alternativen Energien zu erhöhen und damit ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Der Strom am Hafen Wien wird bereits in diesem Jahr zu 100 Prozent als erneuerbare Energie am Standort eingesetzt. Dieser wird einerseits durch die eigenen Photovoltaikanlagen gewonnen, andererseits wird der Ökostrom auch zugekauft. Dieser zugekaufte Ökostrom wird konkret aus Wasserkraft, Biogas, fester und flüssiger Biomasse, Wind- und Sonnenenergie gewonnen. Außerdem wird das Terminal der WienCont seit einigen Jahren mit 100 Prozent Energie/Strom aus Wasserkraft versorgt.

Der Hafen Wien achtet nicht nur auf seine eigenen betrieblichen CO2-Emissionen, sondern auch auf das Potenzial, mit seinen Produkten und Dienstleistungen die Emissionen von Partner*innen und Kund*innen zu senken.

So hat der Hafen Wien im August 2021 eine Kooperation mit dem Trailer-Innovator HELROM gestartet. Bislang lassen sich mehr als 90 Prozent der Trailer (= LKW-Auflieger) in Europa aufgrund technischer Barrieren nicht von der Straße auf die Schiene bringen. Ziel der Zusammenarbeit mit HELROM ist, mehr Trailer auf der Schiene statt auf der Straße zu befördern. Inzwischen verkehren wöchentlich drei Rundläufe zwischen Düsseldorf und Wien. Mit Hilfe von im Waggon integrierter Schwenktechnologie können die Trailer direkt vom Waggon auf die bereitstehende LKW-Zugmaschine umgeschlagen werden.
Seit Aufnahme des Probebetriebs im August 2020 konnten rund 500 Züge in Wien Freudenau abgefertigt, 14.000 Sattelaufliegerfahrten von der Straße auf die Schiene verlagert und dadurch 8.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.

Einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert zudem die Innovationsschmiede des Hafen Wien, der thinkport VIENNA, welcher güterlogistische Innovationen in Wien entwickelt, testet und umsetzt. Im Jahr 2020 hat der thinkport VIENNA gemeinsam mit der European Federation of Inland Ports (EFIP) die weltweit erste Open Innovation Challenge für Binnenhäfen ins Leben gerufen. Eine Challenge um einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können, um nur eines der innovativen Beispiele zu nennen.

Der Hafen Wien ist als Tochter der Wien Holding ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit den Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau ist dieses Logistikzentrum mit drei Millionen Quadratmeter das größte Güterverkehrszentrum im Osten von Österreich. Der Hafen Wien ist durch seine Anbindung an die drei TEN-T Korridore ein sehr attraktiver Verkehrsknotenpunkt. Rund 2.000 Kilometer entfernt vom Schwarzen Meer und rund 1.500 Kilometer von der Nordsee fungiert der Hafen Wien mit seiner optimalen direkten Anbindung an die drei Verkehrsträger Binnenwasserstraße, Schiene und Straße, sowie mit der Nähe zum Flughafen Wien-Schwechat als leistungsstarke Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwege.

Die WienCont – ein Tochterunternehmen des Hafen Wien steht für eine moderne und trimodale Umschlagstechnik. Neben der Stellung als optimale Drehscheibe für die Abwicklung von Ganzzugverkehren zu den wichtigsten Seehäfen, sowie kontinentalen Verkehrsknotenpunkten, die eine Anbindung an die bedeutendsten internationalen Logistikzentren gewährleistet, ist die WienCont auch im Containerhandel tätig und bietet Zusatzleistungen wie Containerreparatur an. Zusätzlich bietet die WienCont seit Anfang des Jahres 2019 mit ihrem Tochterunternehmen – Fehringer’s Technical Service Consulting GmbH – weitere Serviceleistungen wie die mobile Inspektion und Reparatur von Ladeeinheiten an.

Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.

Mehr als 85 Mitarbeiter*innen aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um.
Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.

Im Podcast Petajoule beantworten die Expert*innen der Österreichischen Energieagentur mit Gästen aus der Energiebranche die Fragen der Energiezukunft.

Quelle und Foto: Wien Holding




NABU: Flüssiggas keine klimafreundliche Alternative

Mit Flüssiggas betriebene Schiffe stoßen neben CO2 auch extrem klimaschädliches Methan aus. Das hat der europäische Dachverband des NABU – Transport & Environment – im Rotterdamer Hafen mit einer speziellen Infrarotbildkamera deutlich sichtbar nachgewiesen.

Neben dem bei der Verbrennung entstehenden CO2 entweicht auch unverbranntes Methan, ein Treibhausgas mit einer 86-mal stärkeren Klimawirkung als CO2.Flüssiges Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) wird oftmals als klimafreundlichere Alternative zu herkömmlichen Schiffskraftstoffen wie Schweröl oder Marinediesel angepriesen, da die CO2-Emissionen bis zu 25 Prozent geringer sein sollen. Diese Behauptung ist jedoch nicht haltbar.

Die Emissionen aus sogenanntem Methanschlupf, also unverbranntem Methan, welches im Verbrennungsprozess entweicht, schädigen das Klima enorm. Auch bei Förderung und Transport gelangt unverbranntes Methan in die Atmosphäre. Besonders klimaschädlich ist die Bilanz von Gas aus Quellen, die über Fracking angezapft werden. Das Ersetzen des heute üblichen Schweröls oder Diesels durch LNG bringt den Klimaschutz nicht voran, in einigen Fällen fällt die Klimabilanz gegenüber dem Status Quo sogar schlechter aus. Trotz der verheerenden Klimawirkung fördert die Bundesregierung LNG als Schiffskraftstoff und den Bau von LNG-Betankungsschiffen.

Sönke Diesener, NABU-Schifffahrtsexperte: „Flüssiggas ist keine klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Schiffskraftstoffen. Die Bundesregierung muss den unmittelbaren Förderungsstopp für LNG-Schiffe und entsprechende Betankungsinfrastruktur beschließen. Stattdessen müssen auf europäischer Ebene zukunftsweisende Regelungen für den beschleunigten Hochlauf von synthetischen Kraftstoffen auf Basis von grünem Wasserstoff durch eine verpflichtende Mindestquote zeitnah umgesetzt werden. Investitionen in Landstromanlagen, Lade- und Betankungsinfrastruktur für grüne Kraftstoffe in den deutschen Häfen sind dafür unabdingbar.“

Nach Angaben der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) entweichen je nach Motor zwischen 0,2 und über 4 Prozent des fossilen Gases aus dem Verbrennungsprozess direkt in die Atmosphäre. Silke Bölts, Referentin für Verkehrspolitik bei Transport & Environment Deutschland: „Grüne Etiketten können den negativen Klimaeffekt von LNG-Schiffen nicht verstecken. Jede Regulierung, die auf LNG für den Seeverkehr setzt, zementiert eine klimaschädliche Technologie für mehrere Jahrzehnte auf dem Markt. Deutschland und die EU müssen dringend umsteuern und eine Transformation hin zu wirklich grünen Kraftstoffen forcieren.“

Im Jahr 2021 haben Reedereien weltweit mehr LNG-Schiffe in Betrieb genommen als in den vier vorangegangenen Jahren zusammen. Im Rahmen des Fit-for-55-Pakets schlug die Europäische Kommission 2021 Ziele zur Treibhausgasminderung von Schiffskraftstoffen vor, welche Reeder zwingen würden, von Schweröl als am häufigsten verwendeten Schiffskraftstoff abzurücken. Ohne konkrete Mechanismen zur Förderung von wirklich klimafreundlicheren Alternativen wie grünem Ammoniak, Methanol oder Wasserstoff können dies jedoch zu Lock-In-Effekten für klimaschädliches LNG führen. Jüngste Berechnungen zeigen, dass über zwei Drittel der neugebauten Schiffe ab 2025 mit LNG betrieben werden könnten. Damit würde der Anteil von fossilem LNG von heute geschätzten 6 Prozent bis 2030 auf über ein Viertel aller Schiffskraftstoffe in Europa ansteigen und die Nutzung fossiler Kraftstoffe bis in die 2040er Jahre festschreiben.

Quelle: NABU