Mehr als 500.000 Euro an den Hafen Mülheim

Vom Abstellgleis zum Verladegleis mit digitaler Güterwaage – Ministerin Brandes hat einen Förderbescheid über 507.000 Euro an den Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim übergeben, damit die dortige Hafenbahn modernisiert werden kann. Das Geld stammt aus dem Förderprogramm für öffentliche nicht bundeseigene Eisenbahnen (NE-Bahnen), das das Verkehrsministerium Mitte 2018 wieder aufgenommen hat.

So werden mehr Industrie- und Gewerbegebiete sowie Logistikstandorte an Hauptstrecken der Bahn angebunden und langfristig mehr Güter auf die Schiene gebracht.

„Jeder Transport, den wir vom Lkw auf die Schiene verlagern, sorgt für mehr Platz auf den Straßen und ist gut für das Klima“, so Verkehrsministerin Ina Brandes. „Deshalb fördern wir die Modernisierung und Reaktivierung von Güterschienenstrecken wie am Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim: Mit Unterstützung des Landes wird aus einem alten Abstellgleis ein zentrales Verladegleis für alle Hafenanrainer. Zudem können dort Güter, die auf den Waggon geladen werden, sofort auch gewogen und die Daten digitalisiert direkt Industrie und Gewerbe übermittelt werden. So stelle ich mir einen modernen und vernetzten Güterverkehr vor.“

Im Hafen Mülheim werden Eisen, Stahl, Mineralöl, Altmetall und chemische Produkte sowie Getreide umgeschlagen. Einen Teil der Infrastruktur bildet die Hafenbahn Mülheim an der Ruhr. Sie ist mit ihrem 27 Kilometer langen Schienennetz und über 50 Weichen die wichtigste Verbindung zwischen dem Streckennetz der Deutschen Bahn und den Unternehmen im Hafen.

„Die Pflege der Schieneninfrastruktur ist alleine kaum zu stemmen“, so Joachim Exner, Geschäftsleiter der Betriebe der Stadt, zu denen der Rhein-Ruhr-Hafen gehört. „Die Hilfen des Landes geben uns die Möglichkeit, nicht nur zu reparieren, sondern unsere Hafenbahn auch weiterzuentwickeln. Die Erneuerung des Mülheimer Anschlussgleises und Bindegliedes an das übergeordnete Netz zusammen mit dem Einbau der Gleiswaage ist für den örtlichen Hafen ein Meilenstein, weil durch die vereinfachten Abläufe im Rangierbetrieb deutlich effektiver gearbeitet werden kann.“

Das Land übernimmt 75 Prozent der gesamten Baukosten und erstmalig auch einen Teil der anfallenden Planungskosten. Die Förderrichtlinie des NE-Bahn-Programms wurde kürzlich dahingehend geändert, dass es dem Land wieder möglich ist, auch sogenannte Hafenbahnen, also nicht bundeseigene öffentliche Eisenbahnen in Binnenhäfen, finanziell zu unterstützen. Davon profitiert nun der Hafen Mülheim.

In der Vergangenheit hat der Hafen Mülheim bereits NE-Bahn-Förderungen in Höhe von rund 600.000 Euro erhalten und damit die Hafenbahn im Nordhafen modernisiert oder saniert.

Insgesamt zwölf Millionen Euro stehen im Jahr 2022 für das Förderprogramm bereit – das sind fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch in den Folgejahren soll die Förderung fortgesetzt werden. Gefördert werden weiterhin vorrangig Investitionen in den Ersatz und Erhalt, aber auch der Aus- und Neubau von überwiegend für den Güterverkehr genutzten Schienenstrecken und Verladeeinrichtungen der NE-Bahnen. Voraussetzung ist, dass die Infrastrukturen für alle Eisenbahnen zugänglich – also öffentlich – sind.

Seit 2018 wurden mit rund 27 Millionen Euro schon rund 100 Maßnahmen von 22 nicht bundeseigenen öffentlichen Eisenbahnen aus Landesmitteln bezuschusst.

Quelle VM NRW, Foto: Foto: VM/Ralph Sonderman




Kein Klimaschutz mit der Brechstange

In einem ersten Treffen mit MdB Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Logistikbeauftragter der Bundesregierung, hat BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen in dieser Woche in Berlin die Schwerpunkte der Binnenschifffahrtspolitik in den kommenden vier Jahren besprochen.

Die neue Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag die weitere Steigerung des Güterverkehrs auf dem Wasser ebenso auf die Fahnen geschrieben wie die Stärkung der Hinterlandanbindungen der Seehäfen. Die Förderung von Landstrom und alternativen Kraftstoffen und Antrieben soll helfen, die schon heute besonders umweltschonende Binnenschifffahrt noch klimafreundlicher werden zu lassen. Staatssekretär Luksic und Geschäftsführer Schwanen waren sich darin einig, dass diese Eckpunkte des Koalitionsvertrages eine gute Basis für konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Schifffahrt bilden. Sie waren sich auch darin einig, dass die Güterbinnenschifffahrt einen wesentlichen Beitrag zur klimafreundlichen Bewältigung des Güterverkehrs der Zukunft leisten wird. Hierfür bedarf es gut ausgebauter Flüsse, etwa am Mittel- und Niederrhein, denn sie sind Voraussetzung für die Planbarkeit und Verlässlichkeit im Güterverkehr. Entsprechende Haushaltsmittel und ausreichend qualifiziertes Personal in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung müssen der Regierung hierfür zur Verfügung stehen.

Sorgen bereiten der Branche aktuell die Maßnahmen der Europäischen Kommission für die Erreichung der Klimaschutzziele im Rahmen des „Fit for 55“-Paketes:

Zwar wird im europäischen „Green Deal“ der Anstieg des Güterverkehrs auf dem Wasser um 50 % bis zum Jahr 2050 anvisiert, denn die Schifffahrt verfügt über erhebliches Potenzial für die erforderliche klimafreundliche Verkehrsverlagerung. Dieses Ziel wird aber konterkariert, wenn die EU-Kommission der Branche die Investitionsmöglichkeiten in Schiff, Betrieb und Personal nimmt. Insbesondere die geplante Novelle der europäischen Energiesteuerrichtlinie, die eine neue Steuer auf den in der Schifffahrt verwendeten Diesel vorsieht, wird zu einem massiven Anstieg der Betriebskosten führen und den klein- und mittelständisch strukturierten Unternehmen die Möglichkeit der Investition in Schiff, Betrieb und Personal nehmen.

„Verlagerungsziele und Klimaschutzmaßnahmen sind nicht im Einklang, mehr noch: Sie behindern einander. Die EU-Kommission muss hier dringend nacharbeiten“, so BDB-Geschäftsführer Schwanen, der sich eindeutig gegen diese neue Steuerbelastung ausspricht:

„Mit der neuen Steuer betreibt die EU-Kommission Klimaschutz mit der Brechstange. Sie erwartet von der Schifffahrt einen sofortigen Abschied von den fossilen Brennstoffen und ordnet hierfür eine allein klimapolitisch begründete Verteuerung des Schiffstreibstoffes an. Dieses Vorgehen versucht sie dadurch zu begründen, dass sie alternative Treibstoffe zeitlich befristet mit Null Euro besteuern will. Auch wir bekennen uns zum Ziel der Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Wir erwarten aber, dass die EU-Kommission begreift, dass es in der Güterschifffahrt zurzeit keine serienreifen und europaweit zur Verfügung stehenden Alternativen zum Diesel gibt. Eine Abkehr vom Diesel ist deshalb zurzeit de facto nicht möglich. Zwar gibt es mit „Elektra“ und anderen Forschungsvorhaben hoffnungsvolle Ansätze. Insbesondere in der Großschifffahrt auf dem Rhein, wo rund 80 % des Güterverkehrs auf dem Wasser stattfindet, stehen Elektro- oder Wasserstoffantriebe aber frühestens in einigen Jahren zur Verfügung. Und die flächendeckende Versorgungsinfrastruktur jenseits des Rheins und außerhalb Deutschlands, etwa in Ost- und Südosteuropa, wird sich ebenfalls nicht „mal eben“ errichten lassen. Wir verlangen, dass die EU-Kommission ihr Vorgehen an den Realitäten und dem Realisierbaren ausrichtet. Die Branche muss von solchen steuerlichen Mehrbelastungen, die ausschließlich schaden und niemandem nützen, verschont werden.“

Der BDB hat mit dem Parlamentarischen Staatssekretär und Logistikbeauftragten Oliver Luksic die Fortführung der Gespräche verabredet. Es wird dann um die konkrete Ausgestaltung der Branchenförderprogramme und um die Fortsetzung der Arbeiten am „Masterplan Binnenschifffahrt“ gehen. Der BDB hat hierzu – ebenso wie zur Entwicklung der Nationalen Hafenstrategie – bereits seine aktive Unterstützung zugesagt.

Quelle: BDB, Foto: SBKR, konstruktives Gespräch zur Binnenschifffahrtspolitik in der 20. Wahlperiode: Parl. Staatssekretär Oliver Luksic, zugleich Logistikbeauftragter der Bundesregierung (links), und BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen




Parlamentarische Gruppe konstituiert

Auch in der 20. Wahlperiode wird es eine überfraktionelle Interessenvertretung für die Binnenschifffahrt und das System Wasserstraße im Bundestag geben: Am Donnerstag, 17. Februar 2022 fand – aus Pandemiegründung rein virtuell – die konstituierende Sitzung in Berlin statt.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) zeigt sich hierüber hoch erfreut:
„Die erste Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt wurde 1996 auf Initiative des BDB gebildet. Sie besteht seither ununterbrochen fort und darf als feste Institution im parlamentarischen Raum bezeichnet werden. Sie hat in diesen rund 25 Jahren zahlreiche wertvolle Initiativen zur Stärkung der Binnenschifffahrt und zur weiteren Entwicklung des Systems Wasserstraße im parlamentarischen Raum gestartet. Es ist großartig, dass wir in den kommenden vier Jahren erneut auf diese Unterstützung bauen können, und ich freue mich auf die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit!“, erklärt BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen.

Die PGBi hat angekündigt, bereits in diesem Frühjahr ihre Arbeit aktiv aufzunehmen und durch Arbeitsgespräche, Veranstaltungen in Berlin und Vor-Ort-Termine mit dem Gewerbe die Themen rund um die Binnenschifffahrt weiterzuentwickeln. Dazu zählen u.a., die Wasserstraßeninfrastruktur zu stärken, den Investitionsstau anzugehen, Planungs- und Genehmigungsverfahren voranzutreiben und die Binnenschifffahrt auf ihrem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen.

Die Gruppe umfasst aktuell bereits über 50 Bundestagsabgeordnete aus sämtlichen Regionen Deutschlands; Tendenz steigend. Als Sprecher wurden am Donnerstag benannt:

MdB Mathias Stein (SPD), der auch bereits in der vergangenen Wahlperiode die Koordination der Gruppe innehatte.

MdB Bernd Reuther (FDP), der ebenfalls die Arbeit in der PGBi fortsetzt.

MdB Lukas Benner (Bündnis90/Die Grünen), der über den Wahlkreis Aachen (NRW) neu im Bundestag vertreten ist und die Nachfolge von MdB Claudia Müller antritt, die in das Amt der Koordinatorin für die maritime Wirtschaft und Tourismus der Bundesregierung berufen wurde.

MdB Henning Rehbaum (CDU), der über den Wahlkreis Warendorf (NRW) neu im Bundestag vertreten ist, zuvor neun Jahre Abgeordneter im Landtag NRW war und nun die Nachfolge von dem aus dem Bundestag ausgeschiedenen Eckhard Pols antritt.

MdB André Bochmann (AfD), der die Nachfolge für den aus dem Bundestag ausgeschiedenen Andreas Mrosek antritt.

Die Linke hat noch keinen Sprecher bzw. keine Sprecherin benannt. Der bisher für die Linke in der PGBi tätige Jörg Cezanne ist aus dem Bundestag ausgeschieden.

Quelle: BDB, Foto: SBKR, auch in den kommenden vier Jahren kann das Binnenschifffahrtsgewerbe auf die Unterstützung der Abgeordneten im Bundestag bauen. 




Verkehrsausschuss konstituiert

Vorsitzender des Verkehrsausschusses in der 20. Wahlperiode ist Udo Schiefner (SPD). In der von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) geleiteten konstituierenden Sitzung am Mittwoch wählten ihn die Abgeordneten mit 33 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme an die Spitze des 34-köpfigen Ausschusses.

Schiefner hatte in der vergangenen Wahlperiode den 2. Untersuchungsausschuss (Pkw-Maut) geleitet.

Die SPD-Fraktion ist im Verkehrsausschuss mit zehn Abgeordneten vertreten, die CDU/CSU-Fraktion mit neun Parlamentariern. Dem Ausschuss gehören außerdem fünf Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und jeweils vier Mitglieder der Fraktionen von FDP und AfD an. Die Fraktion Die Linke entsendet zwei Mitglieder in den Ausschuss.

SPD: Jürgen Berghahn, Isabel Cademartori, Martin Kröber, Dorothee Martin, Jan Plobner, Udo Schiefner, Uwe Schmidt, Christian Schreider, Mathias Stein, Anja Troff-Schaffarzyk

CDU/CSU: Thomas Bareiß, Michael Donth, Martina Englhardt-Kopf, Jonas Geissler, Florian Müller, Christoph Ploß, Henning Rehbaum, Felix Schreiner, Björn Simon

Bündnis 90/Die Grünen: Matthias Gastel, Stefan Gelbhaar, Susanne Menge, Swantje Michaelsen, Nyke Slawik

FDP: Valentin Abel, Michael Kruse, Jürgen Lenders, Bernd Reuther

AfD: Rene Bochmann, Dirk Brandes, Dirk Spaniel, Wolfgang Wiehle

Die Linke: Thomas Lutze, Bernd Riexinger

Quelle: Deutscher Bundestag, Foto: SPD Kreisverband Viersen




Düsseldorfer Erklärung schafft Rahmen

Im Rahmen des High-Level-Dialogs zur Transformation der Industrie des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein- Westfalen hat ein breites Bündnis aus Wirtschaftsverbänden, Kammern, Gewerkschaften und In- dustrieinitiativen gemeinsam mit Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart die Düsseldorfer Erklärung unterschrieben. Mit dieser Übereinkunft zur Bekräftigung des Industriepolitisches Leitbildes ist ein Impuls für den notwendigen Transformationsprozess der nordrhein-westfälischen Industrie verbunden.

Wirtschafts- und Innovationsminister Pinkwart: „Uns allen ist klar: Wir stehen vor einem Jahrzehnt umfassender digitaler und klimabezogener Transformation. Dieses braucht einen breiten Konsens und gute Rahmenbedingungen für mehr Innovationen und Investitionen, um Nordrhein-Westfalen zur modernsten und klimafreundlichsten Industrieregion Europas zu entwickeln. Mit unseren Industrieunternehmen und den verbundenen Dienstleistern und Zulieferern haben wir beste Voraussetzungen, diesen Weg erfolgreich zu gestalten. Die „Düsseldorfer Erklärung“ ist dabei Bekenntnis und Auftrag zugleich: Ein Bekenntnis für den Standort und seine Beschäftigten, aber auch Auftrag, jeden und jede einzelne in den Transformationsprozess einzubinden. Wir wollen die Menschen für unseren Wirtschaftsstandort begeistern und die Industrie als Innovationstreiber sichtbarer machen.“

Als gesamtgesellschaftliche Initiative und Dialogplattform unterstützt Zukunft durch Industrie die Düsseldorfer Erklärung, um die Zukunft der industriellen Kernregion gemeinsam mit allen Akteuren aktiv zu gestalten. Insbesondere der öffentliche Dialog über die Rolle der Industrie, ihre Bedeutung und notwendige Transformation hin zur Klimaneutralität, wird gestärkt.

„Wir als gesamtgesellschaftliche Initiative fördern seit mehr als zehn Jahren den offenen Dialog über die Industrie und ihre Nachhaltigkeit. Die Erklärung verstärkt dieses Engagement, da bei der Transformation der Industrie insbesondere dem gesellschaftlichen Dialog und der aktiven Kommunikation eine wichtige Rolle zukommt.“ betont Rolf A. Königs, Vorsitzender des Vorstands von Zukunft durch Industrie. „Der bereits intensiv geführte Dialog zwischen alle Akteuren, vor allem mit Bürgerinnen und Bürgern sowie jungen Menschen, wird dadurch bekräftigt, um den Industriestandort von morgen zu entwickeln.“

Die hybride Veranstaltung fand unter Einhaltung der aktuellen Corona-Hygiene-Maßnahmen / 2G+ statt. Die Düsseldorfer Erklärung gibt es  hier 

Zukunft durch Industrie e.V. ist eine unabhängige gesamtgesellschaftliche Initiative. Der Verein setzt sich für eine nachhaltige, innovative Zukunft für die Industrie in NRW ein. Um diese zu erreichen, initi- iert Zukunft durch Industrie als Kommunikationsplattform einen zielgerichteten Dialog mit Bürgerin- nen und Bürgern sowie jungen Menschen, etabliert einen fachlichen Austausch und vernetzt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Durch maßgeschneiderte Veranstaltungsformate wird die Industrie in NRW dabei sicht- und erlebbar gemacht. Besonders die Chancen sowie die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit, welche die Industrie bietet, werden dabei in den Mittelpunkt gestellt. Der im Jahr 2010 gegründeten Initiative gehören über 150 Mitglieder an – Unternehmen ebenso wie Hochschulen, Verbände, Gewerkschaften, Privatpersonen und Vereine.

Quelle: Zukunft durch Industrie, Foto: MWIDE NRW/Susanne Kurz, die Unterzeichner der Düsseldorfer Erklärung.




Neue Leitung für das Verkehrsministerium

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Mittwoch den neuen Mitgliedern der Bundesregierung die Ernennungsurkunden übergeben, nachdem vorher bereits Olaf Scholz nach seiner Wahl zum Bundeskanzler die Ernennungsurkunde übergeben wurde.

Anschließen erfolgte die Vereidung im Deutschen Bundestag. Damit ist Dr. Volker Wissing (FDP) offiziell neuer Bundesminister für Verkehr und Digitales. Neue Parlamentarische Staatssekretäre sind Daniele Kluckert, Oliver Luksic und Michael Theurer (alle FDP).

Quelle und Foto: BMVI




Schnell-Lader in der Düsseldorfer City

Am Düsseldorfer Graf-Adolf-Platz können E-Fahrzeuge mit bis zu 150 Kilowatt Leistung pro Ladepunkt geladen werden. Das bedeutet: Strom für 100 Kilometer Fahrleistung gibt’s dort in weniger als zehn Minuten. Stadt und Stadtwerke werden den Ausbau von Schnell-Ladern weiter forcieren: Bis Jahresende sollen schon 36 Schnell-Ladepunkte im gesamten Stadtgebiet in Betrieb sein.

Beim Ausbau der Elektromobilität drücken die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Stadtwerke Düsseldorf aufs Tempo: Mit 36 Schnell­Ladepunkten, die die Stadtwerke Düsseldorf bereits zum Jahresende 2021 in Betrieb haben werden, zählen sie zu den aktivsten Unternehmen in Deutschland, die Schnell-Ladeinfrastruktur im urbanen Raum aufbauen. Auf dem Weg zu diesem Ziel haben Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sowie die Stadtwerke-Vorstände Julien Mounier und Manfred Abrahams einen wichtigen Meilenstein gesetzt: Am Graf­ Adolf-Platz haben sie den ersten 150-Kilowatt-Schnell-Lader in der Innenstadt eröffnet.

Damit leisten Stadt und Stadtwerke einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele. Mit dem bereits aktiven Ökoladesystem der Stadtwerke Düsseldorf wird schon jetzt der CO2-Ausstoß reduziert. Insgesamt hat das Unternehmen mehr als 1.300 Ladepunkte unter Vertrag – im Benchmark mit anderen Stadtwerken im Bundesgebiet, der sowohl die Schnell- als auch die korrespondierende Normal-Ladeinfrastruktur berücksichtigt, befinden sich die Stadtwerke Düsseldorf damit in vorderer Position. Gleichwohl sind erhebliche zusätzliche Anstrengungen nötig, damit der Verkehrssektor seinen Beitrag zur weiteren Reduzierung der CO2-Emissionen leistet. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 lagen die Emissionen im Sektor Verkehr in Düsseldorf noch bei insgesamt 1,4 Millionen Tonnen – bis 2035 sollen sie laut Plan der Stadt im Zuge der Klimaneutralität Düsseldorfs auf rund 374 Tausend Tonnen pro Jahr reduziert werden.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sagte: „Die Stärkung des ÖPNV, der Ausbau des Radwegenetzes und der Umstieg auf E-Mobilität werden in den nächsten Jahren signifikante Beiträge zur Erreichung der Klimaziele leisten. Daher sind wir froh, dass wir mit den Stadtwerken Düsseldorf einen leistungsfähigen Partner mit ambitionierten Zielen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur an unserer Seite haben.“

Wie die genau aussehen, erklärte Stadtwerke-Vorstandsvorsitzender Julien Mounier: „Im nächsten Jahr möchten wir das bestehende Ladenetz weiter ausbauen. Wobei der Schnell-Ladeinfrastruktur eine besondere Rolle zukommt. Unser Ziel ist der Aufbau eines inneren Schnellladerings mit zentrumsnahen Standorten wie hier am Graf-Adolf-Platz sowie ein äußerer Schnellladering mit Stationen nahe der Autobahnzubringer. Dadurch schaffen wir ein attraktives Angebot für alle E-Autofahrenden in Düsseldorf.“

Vertriebs-Vorstand Manfred Abrahams sagte: „Die bereits aktiven Schnell-Ladesäulen, wie etwa am Höherweg gegenüber der Automeile, werden seit dem Start im Juni 2021 von Monat zu Monat stärker frequentiert. Diese positive Nachfrageentwicklung geht mit den weiter steigenden Zulassungszahlen für Fahrzeuge mit Elektromotor einher.“ Abrahams ergänzte: „Vom Schnell-Lader bis zur Wallbox: Für die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, für die Unternehmen und für die Stadt sind wir ein erprobter Partner in Sachen E-Mobilität.“

Bei den Planungen für den weiteren Ausbau orientieren sich die Stadtwerke Düsseldorf konsequent an der Nachfrageentwicklung für das elektrische Laden. Durch ein intensives Monitoring wird der Bedarf nach weiterer Verdichtung der Ladepunkte im gesamten Stadtgebiet analysiert. Bei allen Ausbauaktivitäten müssen die Verfügbarkeiten der technischen Dienstleistungen, wie zum Beispiel Tiefbaukapazitäten, die Lieferzeiten von Ladesäulen sowie natürlich die Netzkapazitäten in das jeweilige Planungskalkül einbezogen werden. Auch deshalb ist die Verdichtung sowohl der Schnell- als auch der Normalladeinfrastruktur ein Projekt mit hoher Komplexität.

SCHNELL-LADER
Je nach Leistung eines Schnell-Laders reduzieren sich die Ladezeiten im Vergleich zum Normal-Laden deutlich. Gemäß allgemeiner Definition endet das Normal-Laden bei 22 Kilowatt Leistung. Bei einem Schnell-Lader mit beispielsweise 50 Kilowatt können 100 Kilometer Fahrleistung in rund einer Viertelstunde getankt werden. Bei Säulen mit 150 Kilowatt Leistung sinkt die Ladezeit für die besagte Fahrstrecke auf unter zehn Minuten.

Am so genannten „High Power Charger“ (HPC) am Graf-Adolf-Platz kann sogar mit 300 Kilowatt Leistung geladen werden – nämlich dann, wenn nur ein Fahrzeug daran angeschlossen ist. Bei zwei Fahrzeugen wird die Leistung aufgeteilt.

Neun der zehn aktuell meistverkauften Elektrofahrzeuge sind schnell­ladefähig. Und die Autoindustrie arbeitet daran, auch die ersten Plug­in-Hybride, also Fahrzeuge, die neben einem Verbrennungsmotor über einen Elektromotor verfügen, für das Schnell-Laden auszurüsten.

LADENETZ IN DÜSSELDORF
Für den allgemeinen Ladebedarf bauen die Stadtwerke Düsseldorf zusätzlich die Normal-Ladeinfrastruktur in der Landeshauptstadt aus. Denn nicht immer ist die Notwendigkeit des Schnell-Ladens gegeben. Bei längeren Einkäufen, beim Arztbesuch oder während des Aufenthalts im Büro können die Stehzeiten des E-Fahrzeugs gut zum Normal-Laden genutzt werden, das weniger anspruchsvoll bezüglich der Netzanbindung ist.

In Düsseldorf stehen bereits mehr als 300 öffentlich zugängliche Normal- oder Schnell-Ladepunkte zur Verfügung, mit weiter steigender Tendenz. Des Weiteren errichten die Stadtwerke Düsseldorf Ladeparks für Firmen und bieten Ladelösungen für zu Hause an. Insgesamt sind aktuell mehr als 1.300 Ladepunkte unter Vertrag.

SCHNELL-LADENETZ IN DÜSSELDORF
Die neuen Schnell-Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten und 150 Kilowatt Leistung entstehen am Graf-Adolf-Platz, am Südring, in der Ackerstraße, in der Hansaallee sowie am Ratinger Weg in Gerresheim. Dazu werden in der Pariser Straße an der Grenze von Heerdt und Oberkassel sowie in der Mercedesstraße nahe des Mörsenbroicher Eis zwei Ladeparks mit insgesamt acht Säulen und 16 Ladepunkten den E-Autofahrern zeitnah zur Verfügung stehen.

Schon in Betrieb sind folgende 50-Kilowatt-Schnell-Lader: Vier Ladepunkte befinden sich an der Cäcilie-Beuken-Straße in Benrath, zwei an der Schuchardstraße in Garath sowie vier weitere auf dem Gelände der Tankstelle am Kreisverkehr Höherweg, gegenüber der Automeile.

Mehr Infos zum Thema gibt’s unter:
https://www.swd-ag.de/mobilitaet/elektromobilitaet

Quelle und Foto: Stadtwerke Düsseldorf, (v. re.): Manfred Abrahams, Vertriebsvorstand der Stadtwerke Düsseldorf, Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Julien Mounier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Düsseldorf. 




200 Mio. Euro zusätzlich für Wasserstraßen

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) stellt noch in diesem Jahr zusätzliche Haushaltsmittel für Ersatz-, Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen an Bundeswasserstraßen bereit. Möglich wird dies durch Ausgabereste aus dem Straßenbau.

Bundesminister Andreas Scheuer: „Weiterarbeiten! Kräftig investieren und bauen, was geht! Mit 200 Millionen Euro zusätzlich stärken wir die klimafreundlichen Wasserstraßen noch einmal deutlich und leisten damit einen weiteren wichtigen Beitrag, um unsere Klimaziele zu erreichen. So können wir noch in diesem Jahr weitere Ersatz-, Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen an Bundeswasserstraßen finanzieren. Dazu schichten wir freiwerdende Straßenbau-Mittel um. Profitieren werden davon z.B. Maßnahmen zur Abladeoptimierung am Niederrhein, die Fahrrinnenanpassung an Unter- und Außenelbe, die Wehre am Main und Lahn, aber auch Projekte aus unserer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie, wie der Bau von Stromtankstellen.“

Quelle und Foto: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)




energie- und klimapolitisches Fundament

Nach 17 Monaten intensiver Arbeit mit einem breiten Kreis von Akteuren hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) den Abschlussbericht der dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität veröffentlicht. Zehn wissenschaftliche Institute haben dazu ihre Expertise eingebracht und mehr als 70 Unternehmen ihre Branchenerfahrungen und Markteinschätzungen gegeben, ebenso ein 45-köpfiger Beirat mit hochrangigen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Sie haben gemeinsam untersucht, welche Technologiepfade aus heutiger Perspektive realistisch sind und welche Rahmenbedingungen es braucht, um diese bis 2045 in einem integrierten klimaneutralen Energiesystem in Deutschland zu realisieren. Dabei wurden konkrete Lösungssätze und CO2-Reduktionspfade für einzelne Sektoren (Bau, Verkehr, Industrie, Energieerzeugung sowie zu LULUCF) analysiert und identifiziert.

„Die dena-Leitstudie liefert der zukünftigen Bundesregierung eine praxisorientierte Perspektive zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2045. In Ergänzung zu einer umfassenden und ausdifferenzierten Analyse wurden insgesamt 84 Aufgaben in zehn zentralen Handlungsfeldern identifiziert, die eines gemeinsam haben: Jede einzelne Aufgabe ist machbar. Die erforderliche parallele Orchestrierung aller dieser Aufgaben aber ist eine gewaltige Herausforderung. Deutschland muss neuen Schwung holen in der Energie- und Klimapolitik. Es gilt eine neue Veränderungsdynamik anzustoßen. ‘Weiter so‘ ist keine Option! Energiewende und Klimapolitik müssen besser organisiert, das historische Klein-Klein der vergangenen Jahre überwunden werden. Es bedarf einer grundlegenden Veränderung der Herangehensweise an diese Jahrhundertaufgabe. Gelingt uns dieser ‘Aufbruch Klimaneutralität‘, werden wir in der Lage sein, die gesetzlich verankerten Ziele für 2030 zu erreichen. Auch Klimaneutralität im Jahr 2045 kann dann eine erreichbare Perspektive sein“, erklärte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena. „Die konkreten sektorspezifischen Jahresziele für die unmittelbar vor uns liegenden Jahre werden allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erreicht. Zuviel ist liegen geblieben in den vergangenen Jahren. Dessen sollte sich die neue Bundesregierung unbedingt bewusst sein. Die gegenwärtigen gesetzlichen Regelungen stehen einem zielorientierten effizienten Handeln entgegen und verhindern so die notwendige Dynamik“, so Kuhlmann weiter.

Die dena-Leitstudie zeigt anhand eines zentralen Szenarios (Szenario Klimaneutralität 100, KN100) wie die Sektorziele im Jahr 2030 und Klimaneutralität im Jahr 2045 erreicht werden können – welche Energieträger und Technologien in welchen Mengen benötigt werden sowie die dafür notwendigen transformatorischen Veränderungen. Die Studie setzt sich an verschiedenen Stellen mit Zielkonflikten und umzukehrenden Trends auseinander. Sie beschreibt in Exkursen zu Einzelthemen die Rolle, welche die verschiedenen Akteure übernehmen müssen. In vier Pfadausprägungen untersucht die Studie zudem Varianten zur Zielerreichung, etwa einen höheren Anteil von direkt-elektrischer Nutzung gegenüber einem höheren Anteil von gasförmigen oder flüssigen Energieträgern oder die Auswirkungen von verstärkten gegenüber begrenzten Anstrengungen zur Erhöhung der Energieeffizienz.

Um Klimaneutralität zu erreichen, ist aus technologischer Betrachtung eine Vier-Säulen-Strategieerforderlich: Die Erhöhung der Energieeffizienz ist eine wesentliche Maßnahme in allen Verbrauchs­sektoren, insbesondere in der Industrie und im Gebäudesektor. Für den umfassenden direkten Einsatz von erneuerbaren Energien ist in vielen Anwendungsbereichen neben der Energieeffizienz­verbesserung eine breite und deutlich beschleunigte Elektrifizierung eine Grund­voraus­setzung. Neben Strom werden erneuerbare gasförmige und flüssige Energieträger und Rohstoffe benötigt. Als vierte Säule braucht es technische und natürliche CO2-Senken. „Wir werden nicht alle Emissionen vermeiden können, insbesondere in der Landwirtschaft und der Industrie. Daher muss die zukünftige Bundesregierung schnell eine Strategie für den Ausbau vorhandener und die Erschließung neuer natürlicher und technischer Senken entwickeln“, so Kuhlmann. „Diese vier Säulen haben unterschiedliche zeitliche Perspektiven. Ihnen allen ist gemein, dass sie erhebliche Anstrengungen in den Aufbau entsprechender Infrastrukturen bedürfen. Das gilt für Strom, Gas, Wasserstoff, Wärmenetze und CO2 in gleicher Weise wie für die Verkehrsinfrastruktur, die Digitalisierung und die administrative Infrastruktur, gegenwärtig eine der Hauptblockaden für das Aufnehmen neuer Dynamik“, erklärte Kuhlmann.

Die Energieversorgung ist aktuell der größte CO2-Emittent. Reduktionen müssen hier am stärksten und am schnellsten erfolgen, so die Studie (von 308 Mio. Tonnen CO2ä in 2018 auf 104 Mio. t CO2ä in 2030 und auf -8 Mio. t CO2ä in 2045). Zentral ist dabei, dass sich die erneuerbaren Stromkapazitäten bereits bis 2030 mehr als verdoppeln müssen. Die installierte Leistung von Solarenergie zum Beispiel steigt von 45 Gigawatt (GW) auf 131 GW, Windenergie an Land von 52 GW auf 92 GW. Die Kohleerzeugung wird 2030 marktgetrieben kaum noch eine Rolle spielen, die Nutzung von Erdgas in der Stromerzeugung nimmt dagegen bis 2030 zu. Bereits dieser ‚Fuel Switch‘ trägt bis 2030 erheblich zur Emissionsminderung in der Energiewirtschaft bei. Wasserstoff und Powerfuels werden bis 2030 nur eine geringe Rolle spielen. Der Aufbau entsprechender Infrastruktur und Märkte ist aber unabdingbar, denn die Rückverstromung von grünem Wasserstoff wird 2045 nach Windkraft und Photovoltaik zur dritt­wichtigsten Stromerzeugungs­quelle. Bis 2035 spielt blauer Wasserstoff eine, wenn auch geringe Rolle, danach geht er gemäß Modellierung der dena-Leitstudie sukzessive aus dem Markt.

„Um Klimaneutralität in der Energieversorgung zu erreichen, braucht es den beschleunigten, marktbasierten Ausbau der erneuerbaren Energien durch eine Vereinheitlichung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren und die Bereitstellung von mehr Flächen. Parallel müssen bis 2030 leistungsfähige Märkte und Infrastrukturen für Powerfuels entstehen. Wichtig ist vor allem eine aktive Begleitung des vorzeitigen Ausstiegs aus der Kohleverstromung. Dabei gilt es eine Reihe von technologischen Anforderungen zu beachten, die in einem gesonderten Exkurs im Detail in der Studie dargelegt werden. Dazu gehört auch: Versorgungssicherheit in der Transformation erfordert ein neues Konzept mit dem Zubau von gesicherter Leistung und Anreizen für Flexibilitäten. Ohne einen entsprechenden Mechanismus für die Sicherung neuer Kapazitäten wird das nicht möglich sein. Auch auf den Ausbau der Stromnetze und die Wärmeversorgung kommen dabei immense Herausforderungen hinzu, die eine Reihe von absichernden Mechanismen erforderlich machen“, so Kuhlmann.

Die Industrie folgt an zweiter Stelle der höchsten Emissionen. Hier muss der Ausstoß allein bis 2030 um rund 36 Prozent sinken. Nach einer relativen Stagnation in den vergangenen zwei Jahrzehnten bedarf es zur Erreichung der Minderungsziele im laufenden Jahrzehnt einer durchschnittlichen Absenkung von ca. 8 Mio. t CO2 pro Jahr. Fast 70 Prozent des Minderungsbeitrags entfallen auf die energetischen Emissionen. Die stärksten Veränderungen werden bis 2030 auf die Branchen Stahl und Chemie zukommen. „Um Klimaneutralität in der Industrie zu erreichen, braucht es eine transparente Treibhausgasbilanz in der gesamten Wertschöpfungskette, konsequente Kreislaufwirtschaft, finanzielle Lenkungswirkung über die CO2-Bepreisung, die Schaffung neuer Leitmärkte sowie den schnellen Hochlauf von emissionsarmen Technologien und Produktionsverfahren. Auch der Umbau der Abgaben und Umlagen – insbesondere das unmittelbare Absinken der EEG-Umlage auf null – sind wesentliche Grundlagen für die Aussicht auf Erfolg“, so Kuhlmann weiter. Die Industrie ist bis 2045 und bleibt auch langfristig der größte Abnehmer von Wasserstoff zur energetischen und stofflichen Nutzung. Hierfür müssen die notwendigen Voraussetzungen zur Umstellung der Prozesstechnologien sowie zum Aufbau der Infrastrukturen getroffen werden.

Der Verkehrssektor steht aktuell an dritter Stelle der Emissionen und hat die größte Reduktions­aufgabe aller untersuchten Verbrauchssektoren: Schon bis 2030 muss der Ausstoß um rund 48 Prozent sinken (von rund 164 auf 85 Mio. t CO2ä). Die stärkste Minderung muss im Individual­verkehr erfolgen, gefolgt vom Lkw-Verkehr. Dabei wird im Personenverkehr ein Hochlauf der Elektro­mobilität auf 9,1 Millionen vollelektrische Fahrzeuge (bzw. 14 Mio. Fahrzeuge inklusive Hybride) bis 2030 als notwendig erachtet. Wasserstoff wird kaum eine Rolle spielen. „Um Klimaneutralität im Verkehrssektor zu erreichen, braucht es eine Forcierung der Elektromobilität im Individualverkehr, umfassenden Einsatz von Wasserstoff und Powerfuels im Schwerlastverkehr, den intensivierten Ausbau des ÖPNV und eine bessere Verknüpfung mit anderen Mobilitäts­angeboten sowie größere planerische Gestaltungsfreiheit für Kommunen. Wichtig ist auch: Förder­instrumente, die im Wesentlichen auf die Zementierung der Individualmobilität ausgerichtet sind, stehen den erforderlichen transformatorischen Veränderungen im Verkehrsbereich eher im Weg“, erklärte Kuhlmann die Herausforderungen im Verkehrssektor.

Auch im Gebäudebereich müssen die CO2-Emissionen allein bis 2030 um 44 Prozent sinken (von rund 120 auf rund 67 Mio. t CO2ä). Der Großteil der Minderungen (46,5 Mio. t CO2ä) entfällt auf Maßnahmen an der Gebäudehülle und technische Anlagen. Der Einsatz von Wärmepumpen, der Ausbau der Anschlüsse an Wärmenetze muss massiv vorangetrieben werden. Im Szenario KN100 werden für das Jahr 2030 bereits 4,1 Millionen Gebäude mit Wärmepumpen versorgt, im Jahr 2045 sieht die Studie 9 Millionen Wärmepumpen. In 2030 werden 1,3 Millionen weitere Wohnungen (gegenüber 2019) durch Wärmenetze versorgt werden, 2045 sind es dann 2,7 Millionen. Auch der Einsatz von klimaneutralen Brennstoffen muss sich schon bis 2030 mehr als verdreifachen, von heute 9 auf dann 32 Terawattstunden (TWh). Bis 2045 erfolgt eine weitere Vervierfachung auf 120 TWh. Aufgrund der Vielschichtigkeit des Gebäudesektors mit seinen sehr spezifischen Herausforderungen ist aus heutiger Perspektive ein klimaneutraler Gebäudebestand ohne Wasserstoff und klimaneutrale Gase nicht denkbar. Eine besondere Herausforderung ist der dafür erforderliche Umbau der Infrastruktur. „Um Klimaneutralität im Gebäude­bestand zu erreichen, braucht es tiefgreifende Veränderungen mit hoher Geschwindigkeit. Gebäude mit dem schlechtesten Standard müssen zuerst angepackt, Sanierungsverfahren standardisiert, massiv intensiviert und die Wärmeversorgung schnell dekarbonisiert werden“, so Kuhlmann.

„Es reicht aber nicht aus, Transformationspfade in einem Handlungsfeld oder einem Sektor zu beschreiten, es braucht die Verknüpfung von Maßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldclustern“, so Kuhlmann weiter. Die dena-Leitstudie zeigt die Notwendigkeit eines zielführenden Energiemarkt­designs, das die Transformation beschleunigt und möglichst effektiv Investitionen in klimaneutrale Technologien und Infrastrukturen auslöst. Dabei spielt ein CO2-Preis mit mehr Lenkungswirkung, die Angleichung staatlich induzierter Preisbestandteile und der Aufbau einer integrierten Infrastruktur­planung eine zentrale Rolle. „Grundlage des Gelingens wird sein, die unterschiedlichen Technologiepfade offen zu halten und keine frühzeitigen Vorfestlegungen zu treffen, die Optionen zur Erreichung der Klimaziele unnötiger­weise einschränken. Alle Optionen, innovative Technologien zu identifizieren, zu unterstützen und zu skalieren müssen massiv vorangetrieben werden. Aber auch durch die Nachfrageseite sollten Innovationen zur Erreichung von Klimaneutralität gestärkt werden, beispielsweise durch eine auf klimaneutralen und innovativen Technologien beruhende Beschaffung der öffentlichen Hand. Die Steigerung von Forschung und Entwicklung sind ebenso notwendig“, so Kuhlmann.

Große Bedeutung für die Erreichung der Klimaneutralität hat die europäische Ebene, denn sie setzt maßgebliche übergeordnete rechtliche Rahmenbedingungen. „Die Studie verdeutlicht, dass die Energiewende stärker europäisch und international gedacht werden muss. Deutschland sollte bei der Umsetzung des ‚Fit for 55‘-Pakets zum Vorreiter werden die nationale Energiepolitik den europäischen ‚Green Deal‘ als Leitbild nehmen. Entsprechende Initiativen wie der ‚Klimaclub‘ sollten weiter forciert, die europäische integrierte Infrastrukturentwicklung vorangetrieben und die internationalen Energiepartnerschaften insbesondere im Bereich Wasserstoff ausgeweitet werden“, so Kuhlmann. „Allein die radikale Veränderung der Importe von Energie und ein Blick auf die damit verbundenen geopolitischen Herausforderungen unserer Partnerländer macht deutlich, dass Klimapolitik eine zentrale Aufgabe für den oder die nächsten Außenminister/in sein muss.“

Der gewaltige Transformationsprozess funktioniert aber nur mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen und muss sozial gerecht ausgestaltet sein. „Partizipieren und profitieren Bürgerinnen und Bürger an und von der Energiewende, steigt die Akzeptanz für die Transformation. Die Förderung von ‚Energy Communities‘ spielt dabei eine zentrale Rolle. Gesellschaftliche Verhaltens- und Konsummuster sind so leichter zu verändern. Auch die Rolle der Bürgerinnen und Bürger als Prosumer sollte gestärkt werden“, ist Kuhlmann überzeugt. Maßnahmen wie die verbindliche Beteiligung der Kommunen an Einnahmen von Erneuerbare-Energien-Projekten oder die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen können die Akzeptanz fördern und Ansätze wie eine Pro-Kopf-Energie-Geld die soziale Ausgestaltung der Energiewende verbessern. „Neben einer effektiven Energie- und Klimapolitik ist ein konsistentes Politikkonzept erforderlich, welches die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen befähigt, die transformatorischen Veränderungen mitzugestalten, soziale Verwerfungen vermeidet und die wirtschaftlichen Chancen der Energiewende nutzt.“

„Jede einzelne der Aufgaben dieses gewaltigen Transformationsprozesses ist gestaltbar. Ob uns die gleichzeitige Orchestrierung all dieser Aufgaben gelingt, werden die nächsten Jahre zeigen. Ganz zweifelsohne sind die 2020er Jahre ein Jahrzehnt von ganz besonderer Bedeutung für den Aufbruch und Fortschritt in diesem Land. Dabei kann die dena-Leitstudie eine gute Grundlage für die Regierungsarbeit der kommenden Jahre sein“, so Kuhlmann abschließend.

Die dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität verfolgt – wie die erste dena-Leitstudie aus dem Jahr 2018 – systemisch einen integrierten Ansatz. Neu an der dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität ist die Einbindung von Querschnittsthemen. Um integrierte Lösungen zu erarbeiten, diskutierten die projektbeteiligten Expertinnen und Experten in drei gemeinsamenQuerschnittsmodulen zusätzlich sektorübergreifende Inhalte: Energiemarktdesign, Transformation sowie Wirtschaft & Europa.

Analog zur ersten dena-Leitstudie fand ein wesentlicher Teil der Analysen in vier Sektormodulen statt: Sie betrachten die Entwicklung für die Energiewirtschaft sowie für Gebäude, Industrie und Verkehr. Arbeitsschwerpunkte waren die Diskussion konkreter Optionen zur Erreichung von Klimaneutralität im Jahr 2045 sowie die passende Parametersetzung zur Quantifizierung der sektorspezifischen Transformationspfade im Rahmen der energiesystemischen Modellierung.

Quelle und Foto: Deutsche Energie-Agentur




Deutsche Seehäfen Vorreiter der Digitalisierung

Unter dem Titel „Der Hafen der Zukunft“ haben zahlreiche Experten der Seehafenwirtschaft und Logistik auf der Norddeutschen Hafendigitalisierungskonferenz in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin aktuelle Themen und Zukunftsperspektiven diskutiert. Die Veranstaltung geht auf eine gemeinsame Initiative der fünf Küstenländer und des Zentralverbands der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) zurück.

Im globalen Wettbewerb der Hafenstandorte, Seehafenbetriebe und Logistikunternehmen bieten Automatisierung und Digitalisierung neue Möglichkeiten, komplexer werdende Prozesse rund um den Güterumschlag und die logistischen Abläufe in den Häfen und im Hinterland nachhaltig zu optimieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Niedersachsens Digitalisierungsstaatssekretär Stefan Muhle: „Auch die maritime Wirtschaft ist dem enormen Digitalisierungsdruck und -tempo ausgesetzt. Sich dessen bewusst zu werden und gemeinsam die Herausforderungen anzunehmen, erfordert große Aufgeschlossenheit und kollaboratives Denken und Agieren der gesamten Branche. Wir wollen als Küstenländer dazu unseren Beitrag leisten.“

Nach einer Keynote von Prof. Dr. Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen, diskutierten auf dem Panel der Präsident des ZDS Frank Dreeke, der Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft Ortwin Harms, Manuela Herbort, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, die CEO von TUI Cruises Wybcke Meier sowie Ulrich Wrage, CEO der Dakosy AG, über den Stand der Digitalisierung der deutschen Häfen im internationalen Vergleich. Worin liegen die Treiber und was fördert Digitalisierung in den Häfen? Was braucht es, um noch schneller und zielgerichteter voranzukommen? Wie sieht die Zukunft der Häfen aus? Frank Dreeke hierzu: „Digitale Lösungen beim Betrieb der Anlagen, bei Zu- und Nachläufen, bei der Kommunikation oder in der kommerziellen Abwicklung steigern Effizienz und Nachhaltigkeit in den Häfen erheblich. Das Potenzial für weitere Fortschritte ist riesig, das haben wir auf der heutigen Veranstaltung gesehen. Wir wollen die Digitalisierung in unseren Seehäfen vorantreiben, um zukünftig noch leistungsfähiger und emissionsärmer zu arbeiten.“

Darüber hinaus wurde die bestehende Vielfalt an Digitalisierungsaktivitäten in Häfen und Schifffahrt anhand von einigen herausragenden Best Practice-Beispielen deutlich gemacht.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Foto: Seaports of Niedersachsen