Zukunftsperspektive für Bundeswasserstraßen und ihre Auen

Verkehr, Wassertourismus, Natur- und Klimaschutz werden zusammengedacht. Mit diesem Bekenntnis haben Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und Bundesumweltministerin Steffi Lemke im Umweltforum in Berlin gemeinsam die vierte Statuskonferenz zum Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ eröffnet. Auf der Konferenz haben Vertreterinnen und Vertreter des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) und des Bundesumweltministeriums (BMUV) mit zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Naturschutz und Tourismus über die Zukunftsperspektiven für die deutschen Bundeswasserstraßen und ihre Auen diskutiert.

Deutschland lebt von seinen Gewässern. Sie durchziehen unser ganzes Land – wie Lebensadern. Auf ihnen werden wichtige Güter transportiert, sie verbinden Wirtschaftsräume und sie sind ein wertvoller Natur- und geschätzter Erholungsraum. Das Bundesprogramm ‚Blaues Band Deutschland‘ steht für das Gleichgewicht von Ökologie und Ökonomie. Beide Aspekte müssen bei allen Entscheidungen ausgewogen berücksichtigt werden. Ein absolutes Muss in der Verkehrs- und Umweltplanung, das es zu bewahren und mit Blick auf die anstehenden verkehrs- und klimapolitischen Herausforderungen weiterzuentwickeln gilt.

Die zentrale Frage der 4. Statuskonferenz war, wie sich das Bundesprogramm künftig noch stärker mit dem natürlichen Klimaschutz, mit der erforderlichen Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und mit der Verbesserung der ökologischen Gewässersituation, d.h. der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie an Bundeswasserstraßen und weiterer naturschutzfachlicher Zielsetzungen, verknüpfen lässt.

Der Fokus lag dabei weiterhin auf den zahlreichen kleineren Wasserstraßen, die von der Güterschifffahrt nur noch wenig genutzt werden, dafür von der Freizeitschifffahrt umso mehr. Aber auch im güterverkehrlich intensiv genutzten Kernnetz der Bundeswasserstraßen werden lokale Maßnahmen – sogenannte Trittsteine – vor dem Hintergrund des integrativen Ansatzes, also der gleichzeitigen Umsetzung verkehrlicher und ökologischer Ziele, beleuchtet.

Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing betonte: „Wir müssen insbesondere im Kernnetz dringend Maßnahmen ergreifen, wenn wir mehr Güter von der Straße auf das Wasser verlagern wollen. Unsere Wasserstraßen wurden über Jahrzehnte vernachlässigt. Das ist nicht nur ein Problem aus verkehrlicher, sondern auch aus ökologischer Sicht. Ich habe mich in den Haushaltsverhandlungen stark dafür eingesetzt, dass hier die Trendwende eingeleitet werden kann. Und mit den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen werden wir dabei erstmals auch einen größtmöglichen ökologischen Nutzen erzeugen können.“

Bundesumweltministerin Steffi Lemke ergänzte: „Die naturnahe Gestaltung von Flüssen und Auen ist essentiell für den Erhalt dieser wichtigen Lebensräume, für Tiere und Pflanzen. Zudem bieten natürliche Flusslandschaften und Auen Überschwemmungsflächen, die Hochwasser abmildern können und große Mengen an Kohlenstoff speichern. Nicht zuletzt schaffen wir auch attraktive Erholungsräume für uns Menschen. Wichtig ist mir, dass wir dabei eng mit allen Akteuren zusammenarbeiten.“

Das Bundesverkehrsministerium und das Bundesumweltministerium haben mit dem gemeinsam erarbeiteten Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ seit dem Kabinettsbeschluss am 1. Februar 2017 einen Handlungsrahmen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte geschaffen. Damit soll bis 2050 verstärkt in die Renaturierung von Bundeswasserstraßen und Auen investiert und neue Akzente in Natur- und Gewässerschutz, Hochwasservorsorge sowie Wassertourismus, Freizeitsport und Erholung gesetzt werden.

Mit Maßnahmen zur ökologischen Entwicklung sollen die vielfältigen Lebensräume oftmals bedrohter Tier- und Pflanzenarten an den Wasserstraßen und ihren Auen gesichert, wiederhergestellt und aufgewertet werden. Gleichzeitig werden attraktive Flusslandschaften mit einer hohen Anziehungskraft für Erholungssuchende, Wassersport und Wassertourismus geschaffen. Die Renaturierung dieser Gewässerökosysteme leistet auch einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz und zur Klimaanpassung.

Weitere Informationen finden Sie unter www.blaues-band.bund.de

Quelle und Video: Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)




RheinCargo erhält Förderbescheid für Landstrom-Anlage

 Die Anlegestelle für Personenschiffe im Neusser Hafenbecken 1 wird von RheinCargo mit einer Landstromanlage ausgerüstet. Über diesen Zugang können Schiffe die an Bord benötigte Energie beziehen und somit auf dieselbetriebene eigene Stromgeneratoren während des Anliegens verzichten. Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, übergab für diesen Zweck am Donnerstag, 7. September 2023, an der Anlegestelle einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 425.000 Euro an die RheinCargo GmbH & Co. KG. 

„Nordrhein-Westfalen soll die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden. Dafür müssen wir jetzt in allen Sektoren anpacken und heute die richtigen Investitionsentscheidungen treffen. Ich freue mich sehr, dass RheinCargo die klimaneutrale Transformation ambitioniert angeht und die klimafreundliche Versorgung der Schiffe mithilfe von Landstromanlagen in den von ihr betriebenen Rheinhäfen voranbringt – für eine bessere Luftqualität im Umfeld der an-kernden Schiffe und ein gutes Klima in NRW“, sagte Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur bei dem Termin. 

RheinCargo hatte im April 2022 den Steiger im Neusser Zentrum in Betrieb genommen. Bis dahin gab es keinen barrierearmen Zugang für Personenschiffe im Neusser Hafengebiet. „Ich freue mich, dass RheinCargo die zukünftigen Rheinschiffe über diese Landstromverbindung mit grünem Strom versorgen kann. Dadurch werden Schadstoff- und Lärmemissionen verringert. Dies hat einen positiven Effekt auf die Umwelt und auf die Neusser Bürgerinnen und Bürger. Die Förderung dieses Projektes zahlt auf das Klimaschutzziel der Stadt Neuss ein: Bis zum Jahr 2035 will Neuss klimaneutral sein“, erklärte der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer. 

Für RheinCargo bedeutet die Installation der Landstromanlage einen weiteren Schritt auf dem angestrebten Weg in Richtung Klimaneutralität. So wird in den sechs von dem Unternehmen betrieben Rheinhäfen in Düsseldorf, Köln und Neuss ausschließlich Ökostrom genutzt. „In Köln und Düsseldorf gibt es an Anlegestellen für Personenschiffe bereits Landstromanlagen. Wir freuen uns sehr, jetzt auch in Neuss der Personenschifffahrt saubere Energie zur Verfügung stellen zu können“, so RheinCargo-Geschäftsführer Jan Sönke Eckel. 

Quelle: RheinCargo, Foto: RheinCargo / Timo Lessig , v.l.n.r. Jan Sönke Eckel (Geschäftsführer RheinCargo), Manfred Abrahams (Vorsitzender Aufsichtsrat RheinCargo), Götz Jesberg (Geschäftsführer RheinCargo), Mona Neubaur (NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie), Reiner Breuer (Bürgermeister Stadt Neuss), Stephan Lommetz (Vorsitzender Geschäftsführung Stadtwerke Neuss)




EHFG: Häfen haben nationale Bedeutung

Die Seehäfen sind nach Ansicht der Emder Hafenförderungsgesellschaft e. V. (EHFG) von nationaler Bedeutung. Dies sei spätestens durch die Corona-Krise und den daraus resultierenden Unterbrechungen von Lieferketten sowie dem Angriff Russlands auf die Ukraine sichtbar geworden.

Dies machten Vertreter der EHFG den Mitgliedern des Arbeitskreises „Häfen und Schifffahrt“ der CDU-Landtagsfraktion deutlich, die den Emder Hafen im Rahmen ihrer Sommertour besuchten. Die Häfen leisteten als Drehscheiben für Energie und Logistik einen erheblichen Beitrag zur bundesweiten Energiesicherung und Warenversorgung. Deshalb müsse sich der Bund stärker bei der Finanzierung der Hafeninfrastruktur einbringen. Die dafür eigentlich zuständigen Länder könnten das finanziell alleine nicht mehr stemmen. Der Rastdorfer CDU-Abgeordnete Hartmut Moorkamp als hafenpolitischer Sprecher seiner Fraktion unterstützt die Forderung der Emder Hafenförderung und sagte zu, sie in die Entscheidungsgremien seiner Partei auf Bundesebene einzubringen.

Auf besonderes Interesse bei den Hafenpolitikern stießen die Planungen zur Modernisierung der Großen Seeschleuse in Emden. Niederlassungsleiter Aiko Hollander und Maschinenbauingenieur Wilfried Schleusener von der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) verdeutlichten den Gästen aus Hannover die Bedeutung des Bauwerks für den Emder Hafen. So erfolgten im vergangenen Jahr rund 3.000 Schleusungen mit mehr als 5.000 Schiffen. Im Binnenhafen wird mehr als die Hälfte des gesamten Emder Hafenumschlags abgewickelt. Alleine diese Zahlen zeigten die Notwendigkeit einer stets einwandfrei funktionierenden Schleuse auf. NPorts hat bereits mit den vorbereitenden Leistungen in diesem Jahr begonnen. Auf Grund der Komplexität der geplanten Modernisierung der Schleuse, die unter laufendem Betrieb erfolgen muss, werden die Arbeiten das Emder Hafenbild die nächsten Jahre begleiten.

Quelle: Emder Hafenförderungsgesellschaft e. V., Foto: privat, Vertreter der Emder Hafenwirtschaft und der CDU-Landtagsfraktion zeigten sich bei der Schleusung eines Autotransporters überzeugt von der Bedeutung der Großen Seeschleuse für den Emder Hafen. Von links nach rechts: Wilfried Schleusener, EHFG-Vorstand Reinhard Hegewald, EHFG Aufsichtsrat Tim Kruithoff, NPorts-Niederlassungsleiter Aiko Hollander, EHFG-Aufsichtsratsvorsitzender Timo Siebahn, die CDU-Abgeordneten Ulf Thiele, Claus Seebeck und Saskia Buschmann, stellvertretender EHFG-Aufsichtsratsvorsitzender Manfred de Vries, CDU-MdL Hartmut Moorkamp, IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard und die EHFG-Aufsichtsräte Jan Remmers und Frank Wessels.




Entlastung für die Straßen in NRW

Eine schlagkräftige Allianz mehrerer Häfen und Eisenbahnbetreiber will für eine spürbare Entlastung der Verkehrssituation im Ruhrgebiet und in Südwestfalen sorgen. DeltaPort, duisport, der Hafen Dortmund sowie die Kreisbahn Siegen-Wittgenstein werden unter dem Projektnamen „LOG4NRW“ zeitnah ein Bahn- und Binnenschiffsystem etablieren, mit dem ein erheblicher Anteil der Lkw-Verkehre in Nordrhein-Westfalen von der Straße auf Schienen und Wasserstraßen verlagert werden kann. Dies haben die Partner heute in Siegen bekanntgegeben. Die Schirmherrschaft für das Projekt übernimmt Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

Bis zu 27.000 Lkw-Fahrten können durch das neue Verkehrsangebot überflüssig werden. Die ersten Züge sollen schon im vierten Quartal 2023 rollen. Das geplante Konzept sieht folgende Verbindung vor: Voerde-Emmelsum (Container-Terminal Contargo) – Duisburg-Walsum logport VI (Multimodal Terminal Duisburg) – Hafen Dortmund (CTD Container- Terminal Dortmund) – Siegerland (Südwestfalen Containerterminal in Kreuztal) und zurück. Dies führt zu einer unmittelbaren Entlastung der Autobahnen 2, 4 und 45 sowie der ohnehin angespannten Verkehrssituation in Südwestfalen, insbesondere im Sauerland. Darüber hinaus ermöglicht das kombinierte Bahn- und Binnenschiffsystem erstmals Transporte zwischen den Terminals in Duisburg, Voerde-Emmelsum, Dortmund und Kreuztal.

Minister Krischer begrüßt diese Entwicklung: „Es freut mich sehr, dass es unseren Logistikunternehmen erstmalig gelungen ist, Schienengüterverkehre zwischen wichtigen Wirtschaftsregionen Nordrhein-Westfalens zu schaffen. Dies ist gerade für die Region rund um die Rahmedetal-Brücke besonders wichtig. Die Zukunftskoalition Nordrhein-Westfalens will die Verkehrsverlagerung von der Straße auf Schiene und Wasserstraße. Darum fördert Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren die Nicht-Bundeseigenen Eisenbahnen im Infrastrukturausbau.“

DeltaPort als Impulsgeber der LOG4NRW-Projektidee hat sich bereits frühzeitig dem Thema der Verkehrsverlagerung gewidmet und in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen Lösungsansätze erarbeitet. Die regionale Vernetzung über den Einsatz von Binnenschiff und Bahn zur Hebung von Verkehrsverlagerungspotenzialen stand hierbei im Fokus. Aus diesem Impuls heraus wurde gedanklich das Projekt „LOG4NRW“ geboren. LOG steht hierbei für „Logistik“ und „4“, auf Englisch „four“ oder auch „for“ ausgesprochen, bedeutet „Logistik für Nordrhein-Westfalen“. Ziel des Projektes „LOG4NRW“ ist es, Quell- und Zielverkehre des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes auf alternative Verkehrsträger (Schiff / Bahn) zu verlagern. Im Rahmen der Kooperation mit dem größten Binnenhafen der Welt streben die Projektpartner nunmehr die kurzfristige Realisierung der Konzeptidee an.

Der Hafen Dortmund als Logistikdrehscheibe für den Raum Dortmund, östliches Westfalen, Sauer- und Siegerland, verfügt über starke tägliche Bahnverbindungen in Richtung der deutschen Seehäfen. Zahlreiche Großverlader werden auf der letzten Meile von den beiden Dortmunder KV-Terminals (KV = Kombinierter Verkehr) beliefert. Die ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) sind über die Häfen in Duisburg und Voerde-Emmelsum angebunden.

Das Südwestfalen Container-Terminal der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein verfügt derzeit über keine Bahnanbindung an die Drehscheiben Dortmund und Duisburg/Voerde-Emmelsum. Container aus dieser Region werden also derzeit per Lkw zu den Hinterlandterminals Rhein/Ruhr oder direkt in die Seehäfen transportiert. Die Krombacher Brauerei als Großverlader liegt nur sechs Kilometer oder zehn Minuten Fahrzeit vom Terminal entfernt. Der bundesdeutsche Getränkefachgroßhandel nutzt das Südwestfalen Container-Terminal heute bereits zur Versorgung der Regionen Berlin, Bremen und Hamburg.

 „Mit LOG4NRW bieten wir Deutschlands drittstärkster Wirtschaftsregion, Südwestfalen, auf einen Schlag ein Füllhorn an maritimen und kontinentalen Schienenverkehren zur Entlastung der Stau geplagten Ausweichrouten entlang der A45“, betont Landrat Andreas Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbahn. „Zugleich haben wir nun die Voraussetzung geschaffen, dass Unternehmen in der Region verstärkt über die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene nachdenken können, weil es praktikabel und wirtschaftlich ist sowie auch ökologisch Sinn macht“, so Kreisbahn-Geschäftsführer Christian Betchen.

„Wir müssen die Anstrengungen vorantreiben und erhöhen, um unsere Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft mit resilienten und nachhaltigen logistischen Lösungen zu versorgen. Als Landrat des Kreises Wesel freue ich mich besonders über den Startschuss des durch DeltaPort initiierten Logistikkonzeptes LOG4NRW, welches nunmehr gemeinsam mit dem Duisburger Hafen, dem Dortmunder Hafen und der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein umgesetzt wird. Dieses wird erhebliche Lkw-Verkehre von unseren Straßen auf Bahn und Binnenschiff verlagern und somit einen bedeutenden Beitrag zur Mobilitätswende und zur CO²-Reduktion in NRW leisten können“, freut sich Landrat Ingo Brohl.

Die Disposition der Buchungen für alle Kooperationspartner übernimmt die duisport agency GmbH als zentrale Marketing- und Vertriebsgesellschaft der duisport-Gruppe. Die Traktion der Züge wird gemeinsam von der duisport-Tochtergesellschaft duisport rail GmbH und der Dortmunder Eisenbahn durchgeführt – von Emmelsum über logport VI in Duisburg, den Dortmunder Hafen und das CTD bis nach Kreuztal.

„Das Projekt LOG4NRW ist ein weiterer Beweis dafür, wie sinnvoll und effektiv Kooperationen innerhalb der Logistikbranche sein können. Hier entsteht eine vielfältige Win-win-Situation, von der nicht nur die beteiligten Partner, sondern auch Wirtschaft, Verbraucher und die Umwelt in Nordrhein-Westfalen profitieren“, sagt duisport-CEO Markus Bangen.

„Nachhaltigkeit und Resilienz bilden die Grundlage für die Abbildung CO²-armer und systemstabiler Logistikketten, die wir im Rahmen des LOG4NRW-Projektes als Partner gemeinsam initiieren wollen. Wir sind daher davon überzeugt, einerseits auf der Relation Emmelsum/Duisburg nach Dortmund und andererseits zwischen Dortmund und Kreuztal erhebliche ‚Last-Mile‘-Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagern und somit einen erheblichen Beitrag für die Umwelt und die Wirtschaft leisten zu können“, sagt DeltaPort-Geschäftsführer Andreas Stolte.

„Die Kooperation der drei Binnenhäfen macht deutlich, dass Binnenhäfen zusammenarbeiten können und wollen und dabei einen großen Beitrag insbesondere im Bereich der Verkehrswende in NRW leisten. LOG4NRW ist ein gutes Beispiel für zukünftige Kooperationen von Binnenhäfen, um die vorhandenen Potenziale der Wasserstraße in Kombination mit der Schiene im Hinterland deutlich zu machen und diese zu heben“, sagt Dortmunder-Hafen-Vorständin Bettina Brennenstuhl.

Quelle: duisport, Foto: KSW, v.l.n.r.: Markus Bangen (CEO duisport), Andreas Müller (LR Kreis Siegen-Wittgenstein), Bettina Brennenstuhl (Vorständin Hafen Dortmund), Oliver Krischer (Minister MUNV NRW), Andreas Stolte (GF DeltaPort), Ingo Brohl (LR Kreis Wesel), Christian Betchen (GF Kreisbahn Siegen-Wittgenstein)




Bundeskanzler betont Bedeutung der Wasserstraßen

Bundeskanzler Olaf Scholz, der als Bundestagsabgeordneter auf einer „Sommerreise“ in Brandenburg unterwegs war, hat das Berufsbildungszentrum der Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt (GDWS) in Kleinmachnow bei Berlin besucht. Hier informierte sich Scholz über das Berufsbild der Wasserbauer, die nach dem Absolvieren der Ausbildung in einem der 17 Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter des Bundes arbeiten. Hier wurde der Bundeskanzler auch darüber informiert, dass es trotz relativ konstanter Ausbildungszahlen überall an Nachwuchs fehle.

Olaf Scholz betonte im Rahmen seines Besuchs in Kleinmachnow die wichtige Rolle der Binnenschifffahrt. Die Wasserstraßen seien unverändert von großer Bedeutung, damit die Wirtschaft sich entwickeln und wachsen könne und die Natur erhalten bliebe. Diese müssten jedoch ständig hergestellt, gepflegt und gewartet werden. „Deutschlands Wohlstand lebt davon, dass wir Wasserstraßen haben“, wird der Bundeskanzler in den Medien zitiert.

„Es freut uns, dass der Bundeskanzler die Bedeutung unseres Verkehrsträgers für die Versorgungssicherheit des Wirtschaftsstandorts Deutschland und den umweltfreundlichen Gütertransport so deutlich ausspricht. Ein solches Bekenntnis haben wir von den Vertretern seiner Ampel-Koalition, insbesondere vom eigentlich auch für die Wasserstraßen zuständigen Bundesverkehrsminister, in öffentlichen Statements bisher viel zu selten vernommen. Olaf Scholz hat in dieser Woche aus erster Hand erfahren, dass es einen massiven Personalmangel in der WSV gibt, der dazu führt, dass Wehre, Schleusen, Düker, Hebewerke und Brücken zusehends verfallen, Flüsse und Kanäle für die Schifffahrt spontan gesperrt werden müssen und sich wichtige Ausbauprojekte immer weiter verzögern. Als Chef der Regierung hat Olaf Scholz es in der Hand, für eine deutlich bessere Personalausstattung in der Bundeswasserstraßenverwaltung und für kontinuierlich auskömmliche Mittel im Bundeshaushalt für Erhalt und Ausbau der Bundeswasserstraßen zu sorgen“, erklärt Martin Staats (MSG, Würzburg), Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB).

Welche Folgen eine finanziell und personell nicht bedarfsgerecht ausgestattete Wasserstraßenverwaltung, die bei Unterhalt, Sanierung und Neubau kaum hinterherkommt, hat, tritt derzeit wieder auf unrühmliche Weise am Schiffshebewerk Lüneburg bei Scharnebeck zu Tage. Dort wurde, während der Kanzler sich in Kleinmachnow über die Wasserstraßen informierte, das Hebewerk am Elbe-Seitenkanal, dem eine „Scharnierfunktion“ im gesamten nordwestdeutschen Wasserstraßennetz zukommt, aufgrund eines größeren Schadens komplett für die Schifffahrt gesperrt. Der Kanal bleibt damit, da der zweite Trog ohnehin seit Jahren außer Betrieb ist, bis auf Weiteres unpassierbar. Wie groß der Schaden ist und wann er behoben werden kann, ist derzeit noch unklar. Klar ist hingegen, dass diese neuerliche Sperrung wieder zu erheblichen Verzögerungen beim Gütertransport im Fahrtgebiet und im Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens führt.

Quelle und Foto: BDB




Mehr Güterverkehr auf dem Neckar durch Schleusenausbau!

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) weiß sich mit dem Landesverkehrsminister Baden-Württembergs, Winfried Hermann (B’90/Grüne), einig: Der Neckar muss fit für die Zukunft gemacht werden! Hierfür müssen die Schleusen nicht nur saniert, sondern deren Schleusenkammern direkt um einige Meter verlängert werden, damit Schiffe mit einer Länge von 135 Metern direkt vom Rhein in den Neckar einfahren können!

Das wurde bei einem gemeinsamen Gespräch in Stuttgart deutlich. Hermann bestätigte BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World, Stuttgart) und BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, dass die Landesregierung uneingeschränkt hinter dieser seit vielen Jahren vorgesehenen Ausbaumaßnahme steht. Bereits seit mehreren Jahren ist die Verlängerung der Neckarschleusen von Mannheim bis Plochingen im Bundeswasserstraßenausbaugesetz als „Vordringlicher Bedarf“ notiert. Passiert ist in dieser Hinsicht und trotz einer im Jahr 2007 abgeschlossenen Bund-Land-Vereinbarung zur anteiligen Personalkostenübernahme bisher jedoch praktisch nichts. „Der Bund muss aufwachen und endlich tätig werden!“, lautet deshalb die klare Forderung. BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World) erklärt hierzu: „Deutschland ist weltweit einer der wichtigsten Logistikstandorte. Mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Außenhandels wird über die westeuropäischen Seehäfen abgewickelt. Wasserstraßen, Schifffahrt und Häfen sind daher Drehscheiben des internationalen Warentauschs und für unsere Volkswirtschaft von herausragender Bedeutung. Unsere Wasserstraßen sind zudem besonders umweltfreundliche Verkehrswege. Ohne die Binnenschifffahrt auf dem Rhein und dem Neckar wird die Metropolregion Stuttgart den Anschluss zur Weltelite verlieren.“

Für einen effizienteren und umweltfreundlicheren Güterverkehr müssen noch deutlich mehr Transporte auf das Wasser verlagert werden. Damit lassen sich die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreichen, Straße und Schiene werden entlastet, und die lärm- und staugeplagte Bevölkerung wird geschont. Die Schleusen am Neckar müssen hierfür dringend erneuert werden: Sie sind Jahrzehnte alt, sanierungsreif, zunehmend störanfällig und mit ihren kleinen Kammern nur für Schiffe mit maximal 105 Metern Länge nutzbar.

Quelle und Foto: BDB, v.l.n.r.: MDirig Philipp Franke (Leiter der Abteilung 5 im Verkehrsministerium Baden-Württemberg), BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, Verkehrsminister Winfried Hermann (Land Baden-Württemberg), BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer (DP World, Stuttgart)




Wissing: Digitalisierung im Güterverkehr beschleunigen

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) nimmt zusammen mit dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) am EU-Projekt „eFTI4EU“ (electronic freight transport information) teil, bei dem grenzüberschreitend ein digitales System zur Übermittlung von Frachtbeförderungsinformationen im Güterverkehr zwischen Unternehmen und Behörden entwickelt und implementiert werden soll.

„eFTI4EU“ ist eine Kooperation eines europäischen Konsortiums von 22 Projektpartnern und einschließlich neun EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland. Ziel des Projekts ist der europaweit einheitliche Betrieb von sogenannten nationalen „eFTI-Gates“ als digitalen Zugang eines Mitgliedstaates zu schaffen. Damit soll eine europaweit kompatible digitale Umgebung für den Austausch von Logistik- und Transportdaten implementiert werden. Diese soll anhand von Anwendungsfällen sowohl national als auch grenzüberschreitend zunächst in allen neun Mitgliedstaaten erprobt werden. Es ist das erste Projekt, das die EU-Verordnung zu elektronischen Frachtbeförderungsinformationen grenzüberschreitend in die Praxis umsetzt (EU VO 2020/1056).

Bundesminister Dr. Volker Wissing: „Germany goes digital: Wir wollen die Chancen der Digitalisierung konsequent nutzen und gehen jetzt einen wichtigen Schritt im Logistikbereich, der die Planung und Abwicklung grenzüberschreitender Gütertransporte erheblich vereinfachen wird. Wir schaffen eine europaweite digitale Plattform zum Austausch und zur Kontrolle von Transportinformationen. Das spart nicht nur Zeit und Nerven, sondern macht die gesamte Logistikkette deutlich effizienter und damit kostengünstiger. Hierzu arbeiten wir eng mit unseren Projektpartnern zusammen. Alle Entwicklungen im Rahmen des Projekts werden den EU-Mitgliedstaaten und der Logistikwirtschaft open source zur Verfügung gestellt.“

Christian Hoffmann, Präsident des Bundesamtes für Logistik und Mobilität (BALM): „Das Bundesamt für Logistik und Mobilität verfolgt bei der Fortentwicklung des Verkehrskontrolldienstes zur Überwachung des Güterverkehrs auf der Straße eine konsequente Modernisierungsstrategie, in die sich die Digitalisierung der Frachttransportinformationen durch eFTI als weiterer wichtiger Baustein einfügen wird. Durch die Beteiligung an dem Projekt „eFTI4EU“ verstärkt das BALM zudem nochmals sein Engagement in der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Behörden der Mitgliedstaaten im Hinblick auf digitale Kontrollprozesse.“

Das Projekt hat eine Laufzeit von 36 Monaten und die Gesamtsumme der Investitionen aller Partner summiert sich auf 28,3 Millionen Euro, von denen über das EU-Förderprogramm Connecting Europe Facility (CEF) der Europäischen Kommission fünfzig Prozent erstattet werden. Der Bund investiert rund 5,4 Millionen in das Projekt.

Quelle: Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Foto: Bundesministerium für Digitales und Verkehr/ Jesco Denzel




Strategie gegen den Fachkräftemangel

Gemeinsam mit Staatssekretärin im SH-Wirtschaftsministerium Julia Carstens diskutieren die Gäste des Brunsbütteler Industriegesprächs „Spezial“ über den Fachkräftemangel. Dieser stellt die Unternehmen des ChemCoast Parks in vielen Bereichen vor enorme Herausforderungen. Es bedarf einer gemeinsamen Strategie aller handelnden Akteure, um den hohen Fachkräftebedarf am Standort auch zukünftig decken zu können.

Insgesamt hängen vom ChemCoast Park Brunsbüttel 12.500 Arbeitsplätze ab, 4.500 davon befinden sich direkt vor Ort in Brunsbüttel. Damit sind die am Standort ansässigen Unternehmen maßgebliche Arbeitgeber in der Region und darüber hinaus. Bereits seit Jahren ist jedoch auch der wachsende Fachkräftebedarf in aller Munde. Fehlende Arbeitskräfte in vielen Branchen führen dazu, dass offene Stellen zum Teil erst nach längerer Zeit besetzt werden können und auch dann nicht immer mit der gewünschten Qualifikation. Noch bedrohlicher werden die Auswirkungen des Fachkräftemangels angesichts der Tatsache, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den geburtenstarken Babyboomer-Jahrgängen bis Ende des Jahrzehnts in Rente gehen werden. Hinzu kommen diverse Ansiedlungsprojekte von Unternehmen und Werken, die von den bedeutungsvollen Entwicklungen des Industriestandortes zu einem deutschlandweiten Energiehub profitieren wollen. Auch hier entsteht ein zusätzlicher Fach- und Arbeitskräftebedarf. Somit sehen sich auch die Unternehmen des ChemCoast Parks mit enormen Herausforderungen konfrontiert.

Um diese Herausforderungen sowie potenzielle Lösungsansätze gemeinsam zu diskutieren, veranstaltete die Werkleiterrunde des Industriegebietes heute gemeinsam mit ihrem bereits 2016 gegründeten Arbeitskreis „Fachkräftebedarf“ das zweite Brunsbütteler Industriegespräch „Spezial“ unter dem Titel „Fachkräftebedarf – was tun?“ auf dem Gelände der Covestro AG in Brunsbüttel. Als Abwandlung der regulären Brunsbütteler Industriegespräche dienen diese „Spezial“-Veranstaltungen als themenspezifische Diskussionsrunden im kleineren Rahmen. Im August 2022 lud die Werkleiterrunde zuletzt zu einem Austausch über die komplexen Herausforderungen der Energie- und Gaskrise ein. Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung galt es, gemeinsam mit Staatssekretärin Julia Carstens aus dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium und rund 70 weiteren Gästen, sowohl über die aktuellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt zu diskutieren als auch eine gemeinsame Strategie gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln. Jürgen Evers, Talent & External Relationship Manager bei der Covestro Deutschland AG sowie Sprecher des Arbeitskreises „Fachkräftebedarf“ der Werkleiterrunde, betont vor diesem Hintergrund: „Es ist keine Zeit mehr für Egoismus. Die Herausforderungen der Gegenwart können wir nur gemeinsam bewältigen.“

Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group sowie Sprecher der Werkleiterrunde des ChemCoast Parks Brunsbüttel, erläutert: „Wir sprechen hier in Brunsbüttel nicht nur von einem Fachkräftemangel, sondern von einem weitgehenden Arbeitskräftemangel. Um die Attraktivität des Standortes für potentielle Arbeitnehmer nachhaltig zu steigern, brauchen wir vor allem verbesserte Rahmenbedingungen, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrsinfrastruktur. Das schließt zum einen den jüngst angekündigten Ausbau der B5 zwischen Wilster und Brunsbüttel, und zum anderen auch den Ausbau der Brunsbütteler Schienenanbindung ein, die sowohl für die Stärkung des Personen- als auch des Güterverkehres unerlässlich ist.“

An der Podiumsdiskussion, die von Thomas Bultjer, Leiter der IHK Geschäftsstelle Dithmarschen, moderiert wurde, nahmen neben Staatssekretärin Julia Carstens, Jürgen Evers und Frank Schnabel auch Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord, und Prof. Dr. Tim Warszta, Professor für Wirtschaftspsychologie und Institutsleiter WinHR an der Fachhochschule Westküste in Heide, teil. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmer der Runde über Hintergründe, Herausforderungen und potenzielle Lösungsansätze für den aktuellen Fachkräftemangel. Als Vertreterin der Landesregierung erinnerte Staatssekretärin Julia Carstens an die Fachkräfteinitiative Schleswig-Holstein: „Hier arbeiten wir mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Sozialpartner und der Hochschulen daran, einen möglichst großen Anteil der inländischen Potenziale auf dem Arbeitsmarkt auszuschöpfen.“ Es gehe darum, mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen, Ältere länger in Arbeit zu halten oder beispielsweise Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund und Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Carstens: „Weil dies allein aber nicht ausreichen wird, um die Arbeitskräftelücke zu schließen, setzen wir auch verstärkt auf die Erwerbszuwanderung.“ In diesem Zusammenhang werde das „Welcome Center Schleswig-Holstein“ eine wichtige Rolle einnehmen.

Auch die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften seien ein elementarer Bestandteil einer erfolgreichen Fachkräfte-Strategie. „Die „fertige“ Fachkraft gibt es in Zukunft immer seltener. Eine Stärkung der Aus- und Weiterbildung ist deshalb das A und O. Viele Jugendliche in Übergangssystemen und eingewanderte Menschen warten nur auf eine Chance. Mit entsprechender Förderung können diese Potenziale leicht gehoben werden. Auch bei der beruflichen Weiterbildung gibt es Verbesserungsbedarf. Es braucht eine Stärkung der Weiterbildungskultur in den Unternehmen ebenso wie die Korrektur der Beratungs- und Förderungsstrukturen. Auf die Gesundheit der vorhandenen und erfahrenen Fachkräfte muss besser geachtet werden. Immer weniger von ihnen schaffen es bis zum regulären Renteneintritt. Mit einem verbesserten Arbeits- und Gesundheitsschutz können mehr Beschäftigte bis zum Ruhestand gesund bleiben,“ führt Laura Pooth aus.

Die Diskussion zeigte ebenfalls auf, dass eine zielführende Strategie zur Lösung des Fachkräftemangels auch diverse Faktoren zur Steigerung der Arbeitgeber- sowie Standort-Attraktivität miteinbeziehen müsse. Dies sei jedoch nicht die alleinige Aufgabe der hier ansässigen Unternehmen, sondern sollte als gemeinsames Projekt verstanden werden. Prof. Dr. Tim Warszta betont: „Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken sind gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen und Region erforderlich: Attraktive Arbeitsplätze an einem attraktiven Lebensort können Fachkräfte anziehen.“

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurden außerdem relevante Leuchtturmprojekte aus der Region, darunter die Weiterbildungsangebote der VHS Brunsbüttel, die Projekte „Moin MINT“ und „Stadtguthaben“ sowie der Elternkompass Digi Bo, vorgestellt. Diese unterstreichen noch einmal deutlich, wie viel schon jetzt in der Praxis von Unternehmen und Institutionen in der Region umgesetzt wird, um dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen.

„Besonders im Hinblick auf die zukünftigen Ansiedlungsprojekte in der Region braucht es bereits jetzt Konzepte und eine gemeinsame Strategie, um Arbeits- und Fachkräfte hier am Standort zu gewinnen und zu binden. Um die Rahmenbedingungen dafür optimal zu gestalten, bedarf es neben den Bemühungen der Unternehmen ebenfalls der tatkräftigen Unterstützung aus der Politik. Nur gemeinsam können wir die Unternehmen des ChemCoast Parks Brunsbüttel als Arbeitgeber auch langfristig attraktiv und wettbewerbsfähig aufstellen,“ fasst Frank Schnabel zusammen.

Quelle und Foto: ChemCoast Park Brunsbüttel, die Podiumsteilnehmer des Brunsbütteler Industriegespräch „Spezial“ unter dem Titel „Fachkräftebedarf – was tun?“ Es diskutierten (v.l.n.r): Thomas Bultjer, Leiter der IHK Geschäftsstelle Dithmarschen, DR. Tim Warszta, Professor für Wirtschaftspsychologie und Institutsleiter WinHR an der Fachhochschule Westküste, Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord, Julia Carstens, Staatssekretärin im SH-Wirtschaftsministerium, Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group und Jürgen Evers, Talent & External Relationship Manager bei der Covestro Deutschland AG.




Die Nationale Hafenstrategie

Nahezu jeder Wirtschaftszweig in Deutschland ist auf funktionierende Häfen und gut ausgebaute Infrastrukturen angewiesen. Seit 2009 wird von der Regierung die nationale Hafenpolitik mit den Nationalen Hafenkonzepten gestaltet. Das aktuell geltende Nationale Hafenkonzept von 2015 wurde vom Bundeskabinett beschlossen und ist auf zehn Jahre angelegt.

Allerdings haben sich die Themen in der Zwischenzeit entwickelt, wie das Verkehrsministerium jetzt schreibt. Viele Maßnahmen seien inzwischen abgearbeitet oder als Dauerthemen in Bearbeitung, neue Herausforderungen sind hinzugekommen:

„Die Herausforderungen der 2020-er Jahre im Hinblick auf die umfassenden Transformationsprozesse, die Folgen der Covid-19-Pandemie und Veränderungen im Welthandel erfordern neue strategische Überlegungen dazu, wie die Wettbewerbsfähigkeit des Hafenstandorts Deutschland gestärkt werden kann.

Der Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode enthält den Auftrag zur Entwicklung einer Nationalen Hafenstrategie (KoalV Zeilen 1707 und 1708). Handlungsfelder für die Nationale Hafenstrategie sind:

  • Wettbewerbsfähigkeit des Hafenstandorts Deutschland stärken,
  • Häfen zu nachhaltigen Knotenpunkten der Energiewende entwickeln,
  • Potenziale der Digitalisierung, Automatisierung und Innovationen ausschöpfen,
  • Ausbildung und Beschäftigung zukunftsfähig gestalten,
  • Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur bedarfsgerecht erhalten und ausbauen.

In den vergangenen Monaten haben Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Ländern, Verbänden und Gewerkschaften unter Federführung des BMDV intensiv an der im Koalitionsvertrag verankerten Nationalen Hafenstrategie gearbeitet. Zum Abschluss des vorgeschalteten Arbeitsgruppenprozesses fand am 3. Juli 2023 in Berlin die Statuskonferenz der Nationalen Hafenstrategie statt.

Die Veranstaltung bot mit wichtigen Impulsen und spannenden Diskussionen einen Einblick in den Erarbeitungsprozess, den aktuellen Sachstand und einen Ausblick zum weiteren Verfahren der Nationalen Hafenstrategie. Zu den Gästen zählten Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Ländern, Politik und Gewerkschaft sowie Wirtschafts- und Umweltverbänden. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Herr Dr. Volker Wissing, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort. Die Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz Frau Daniela Schmitt sprach die Unterstützung der Bundesländer für die Nationale Hafenstrategie aus. Frau Staatssekretärin Susanne Henckel stellte die erreichten Meilensteine und zentralen Handlungsfelder der Strategie vor.

Anschließend diskutierten Mitglieder des Bundestags, Herr Uwe Schmidt, Herr Michael Kruse und Herr Felix Banaszak, über mögliche künftige Herausforderungen für den Hafenstandort Deutschland. In einer Podiumsdiskussion warfen hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Gewerkschaft einen Blick in die Zukunft der See- und Binnenhäfen. Die Parlamentarische Staatssekretärin Frau Daniela Kluckert und der Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus Herr Dieter Janecek rundeten die Veranstaltung mit einem Abschlussgespräch ab.

Am 22.06.2022 hat Frau Parlamentarische Staatssekretärin Daniela Kluckert unter dem Motto „Auf dem Weg zum Zukunftshafen“ in Berlin den Auftakt für die Erarbeitung der Nationalen Hafenstrategie gegeben. Zusammen mit hochrangigen Gästen aus der maritimen Branche haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Chance genutzt, eine gemeinsame Perspektive für die Häfen der Zukunft zu entwickeln.

In der zweiten Jahreshälfte startet der Prozess der Erarbeitung der Hafenstrategie auf Grundlage von Leitlinien, die mit den Beteiligten erarbeitet wurden.

Zu den fünf Handlungsfeldern der Nationalen Hafenstrategie werden Arbeitsgruppen gebildet, die die Leitlinien weiter ausarbeiten und mit konkreten Maßnahmen füllen:

  • AG 1 Häfen als nachhaltige Knotenpunkte der Energiewende,
  • AG 2 Wettbewerbsfähige Häfen in Deutschland,
  • AG 3 Digitale, automatisierte und innovative Häfen,
  • AG 4 Häfen als zukunftsfähige Ausbildungs- und Beschäftigungsorte,
  • AG 5 Häfen mit einer bedarfsgerechter Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur.

Das Nationale Hafenkonzept von 2015

Das Nationale Hafenkonzept aus dem Jahr 2015 ist der aktuelle strategische Leitfaden für die Hafenpolitik in Deutschland. Es wurde vom Bundeskabinett beschlossen und ist auf zehn Jahre angelegt. Die deutschen Häfen sollen weiterhin ihre Funktion als Drehscheiben des nationalen und internationalen Warenaustauschs, als Zentren für logistische Aktivitäten und als Industriestandorte auf höchstem Niveau ausfüllen können.

Das Hafenkonzept umfasst Maßnahmen für

  • den gezielten Ausbau der hafenbezogenen Infrastruktur,
  • die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der See- und Binnenhäfen,
  • die internationale und europäische Hafenpolitik,
  • den Umwelt- und Klimaschutz,
  • die gute Ausbildung und Beschäftigung,
  • die Gewährleistung angemessener Sicherheit und Gefahrenabwehr,
  • die bessere Zusammenarbeit von Bund und Ländern in der Hafenpolitik.

Viele Maßnahmen des Nationalen Hafenkonzepts wurden mittlerweile umgesetzt oder so auf den Weg gebracht, dass eine zügige Umsetzung zu erwarten ist.“

Quelle und Grafik: Bundesministerium für Digitales und Verkehr




Hubertus Heil besucht Fraunhofer IML

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, hat gemeinsam mit Journalistinnen und Journalisten am 11. Juli 2023 das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML besucht. Im Fokus des Besuchs standen Technologien, die die Zusammenarbeit von Menschen und Künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt der Zukunft prägen werden. 

Im Rahmen seiner Sommerreise durch Nordrhein-Westfalen, die im Zeichen von Themen wie Arbeitssicherheit, Fachkräftemangel und Zusammenarbeit von Mensch und KI stand, war das Fraunhofer IML die Station, an der intelligente Zukunftstechnologien im Fokus lagen. Das Dortmunder Forschungsinstitut rief bereits vor mehreren Jahren die Social Networked Industry aus, in der Menschen und Maschinen verantwortungsvoll gemeinsam die Arbeitswelt der Zukunft prägen. In diesem Zusammenhang forscht das Institut an zahlreichen Lösungen. 

„Digitale Technologien, insbesondere KI-Anwendungen wie ChatGPT, werden die Arbeit vieler Beschäftigter verändern. Der Einsatz von KI in der Arbeitswelt bringt daher viele Chancen, den Arbeitsablauf in Betrieben zu vereinfachen. Nach Lösungen zu suchen, wie hier am Fraunhofer-Institut, um dies weiter zu optimieren, ist aus meiner Sicht als Arbeitsminister auch ein wichtiger Beitrag, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ich bin überzeugt, dass diese technologische Entwicklung das Arbeitsleben besser machen kann. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass wir diese Technologie aktiv gestalten. Unser Ziel ist es, dass KI dem Menschen dient, nicht umgekehrt“, sagte Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, im Rahmen seines Besuchs. 

„In naher Zukunft werden Menschen und Künstliche Intelligenz partnerschaftlich zusammenarbeiten und KI wird nicht nur Auskunft geben, sondern zunehmend aktiv handeln. Es stellt sich die Frage, nach welchen Maximen dies geschieht. Wir laufen auf eine Zäsur zu, deren Grundsätzlichkeit an einen ›Kategorischen Imperativ für Künstliche Intelligenz‹ denken lässt – auch wenn der Vergleich noch ein wenig hinkt. Es ist unsere Aufgabe, einen Rahmen für die Zusammenarbeit von Menschen und KI nach unseren Normen und Maßstäben zu sichern, aber auch technisch umzusetzen. Daran arbeiten wir am Fraunhofer IML gemeinsam mit unseren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Hochdruck“, betonte Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML. 

Der Minister hatte während seines Besuchs zahlreiche Möglichkeiten zur Interaktion mit Maschinen: Unter anderem konnte Heil selbst einen biointelligenten Drohnenschwarm steuern, der aus 20 Drohnen besteht und das Verhalten eines Vogelschwarms imitiert. Mit der Erprobung von KI-Algorithmen im dreidimensionalen Raum und einem hochdynamischen System lassen sich zum Beispiel Lösungen für komplexe logistische Aufgaben finden und in die Anwendung übertragen. 

Für verschiedene Lagertätigkeiten testete der Minister die Hilfe eines Exoskeletts: Die am Körper getragenen (elektro-)mechanischen Stützstrukturen sollen die physische Gesamtbelastung bei der Ausübung von Arbeitstätigkeiten reduzieren und bestimmte Körperregionen wie den Rücken entlasten. Auf lange Sicht ließe sich so den hohen Krankenständen durch Überbelastung des Muskel-Skelett-Systems in der Logistik und damit auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. 

Ein weiteres Highlight war der am Fraunhofer IML entwickelte „evoBOT“ – ein autonomer mobiler Roboter (AMR), der mit seinen zwei Armen eine neue Generation von Transportrobotern begründet. Durch seine hohe Agilität und Flexibilität ist der »evoBOT« nicht auf einen logistischen oder industriellen Kontext beschränkt, sondern kann in vielfältigen Anwendungsbereichen zu einem echten Kollegen werden. Außerdem präsentierten die Forschenden des Fraunhofer IML den LoadRunner, einen High-Speed-Roboter für Sortier- und Verteilprozesse. Der LoadRunner wird aktuell gemeinsam mit der KION Group industrialisiert und hat bereits mehrere Praxistests beim KEP-Dienstleister DPD absolviert. 

Quelle und Foto: Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML