HHLA eröffnet Wasserstoff-Testfeld im Hamburger Hafen

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat das erste Testfeld für wasserstoffbetriebene Hafenlogistik und die dazugehörige Wasserstofftankstelle im Hamburger Hafen eröffnet. Das Testfeld am Container Terminal Tollerort (CTT) bildet einen weiteren Meilenstein in der Dekarbonisierung der Logistik. Gemeinsam mit ihren Partnerunternehmen im Clean Port & Logistics Cluster (CPL) testet die HHLA nun im operativen Betrieb, wie Wasserstoff verlässlich zur Versorgung von Schwerlastfahrzeugen eingesetzt werden kann.

Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, eröffnete das Testfeld gemeinsam mit Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, Christian Maaß, Leiter Wärme, Wasserstoff & Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Antje Roß, Managerin Hafennetzwerke und -anwendungen, NOW GmbH und Dr. Lucien Robroek, President Technology Solutions Division von Hyster-Yale Materials Handling, mit einer erfolgreichen Betankung einer wasserstoffbetriebenen Zugmaschine.

Angela Titzrath, CEO der HHLA: „Wir freuen uns sehr, heute das erste Testfeld für wasserstoffbetriebene Hafenlogistik zu eröffnen. Es ermöglicht uns, Zukunftstechnologien zu testen, wertvolle Daten zu sammeln und auszuwerten. So gestalten wir die nachhaltige Zukunft der Logistik und investieren weiter in innovative Technologien. Unsere Erkenntnisse teilen wir mit Unternehmen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, um gemeinsam klimafreundliche Transportlösungen zu entwickeln. Unser Ziel ist klar: Die Dekarbonisierung der Logistikbranche und die Erreichung unseres Klimaziels, bis 2040 konzernweit klimaneutral zu produzieren.“

Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Mit Clean Port & Logistics ist am Hamburger Hafen ein Leuchtturmprojekt für den Einsatz von Wasserstoff in der Hafenlogistik entstanden. Von Gabelstablern über Zugmaschinen bis Lkw – die hier von uns geförderte Wasserstoffinfrastruktur ebnet den Weg für eine klimafreundliche Logistik vor Ort. Ich hoffe, dass das Wasserstoff-Testfeld dank des Engagements der Hafenakteure eine starke Signalwirkung hat. Nur so gelingt es uns, die Logistik in Deutschland klimafreundlich zu machen.“

Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation: „Für den Hamburger Hafen ist die Eröffnung ein wichtiger Schritt. Zukünftig wird damit der Einsatz von wasserstoffbetriebenen Schwerlastgeräten an den Terminals und darüber hinaus möglich. Das Potential für den Hamburger Hafen und die Logistikbranche ist dabei beachtlich – denn beispielsweise auch Lkw, die regelmäßig in den Hamburger Hafen kommen, können perspektivisch von einer solchen Infrastruktur profitieren. Das Testfeld hilft uns, dafür wichtige Erfahrungen zu sammeln. Damit treibt die HHLA mit ihren Partnern weiterhin die Transformation und Dekarbonisierung von Umschlag- und Transportprozessen voran.“

Dr. Lucien Robroek, President Technology Solutions Division von Hyster-Yale Materials Handling: „Hyster ist Vorreiter in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen für Schwerlastanwendungen, darunter auch Zugmaschinen betrieben mit Nuvera® -Brennstoffzellen. Wir freuen uns sehr, die Hyster® Terminal-Zugmaschine mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb gemeinsam mit der HHLA im Terminalbetrieb zu testen. So setzen wir unsere Zusammenarbeit mit zukunftsorientierten Unternehmen fort, die im Rahmen ihrer Reise zu Nachhaltigkeit und Effizienz neue Lösungen erforschen möchten.“

Mit der Eröffnung des Testfelds und der Einweihung der Wasserstofftankstelle steht die benötigte Infrastruktur bereit, um den Übergang zu einem emissionsfreien Schwerlastlogistik- und Hafenbetrieb zu beschleunigen und die Dekarbonisierung der Logistik weiter voranzutreiben. Geräte wie Straddle Carrier, Leercontainerstapler, Gabelstapler, Reachstacker, Zugmaschinen aber auch Lkw können im Hamburger Hafen nun effizient mit grünem Wasserstoff auf 350 bar betankt werden. Die Tankstelle wird öffentlich zugänglich sein und bietet so weiteren Unternehmen die Chance, klimafreundliche Lösungen für den Transport zu testen. Für die Anmeldung am Terminal ist eine Registrierung in der App passify erforderlich. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im Clean Port & Logistics Cluster entwickelt die HHLA gemeinsam mit über 40 Partnerunternehmen aus der ganzen Welt seit 2022 Lösungen, um wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge und Terminalgeräte in kurzer Zeit zur Marktreife zu bringen und die für den Einsatz notwendigen Maßnahmen vorzubereiten. Die in den Arbeitsgruppen entwickelten Konzepte für Betrieb, Sicherheit, Wartung, Betankung und Versorgung werden dazu nun im praktischen Betrieb auf dem Testfeld am CTT erprobt und optimiert. In den vergangenen Wochen konnten bereits die ersten Tests der Tankstelle mit Geräten von Hyster-Yale, VWG Oldenburg sowie einem Wasserstoff-Truck von CMB.TECH durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit bei CPL unterstützt die Unternehmen dabei, ihre Prozesse zu dekarbonisieren und sinnvolle, klimafreundliche Investitionen zu tätigen, indem sie erforderliche Informationen und praktische Erfahrungen sammeln.

Das Cluster und die Tankstelle werden im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit einer Summe von zusammen rund drei Millionen Euro gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.

Die HHLA verfolgt im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie „Balanced Logistics“ das Ziel, bis 2040 konzernweit klimaneutral zu produzieren. Dafür setzt die HHLA bereits seit Jahren auf die Elektrifizierung ihrer Anlagen und Geräte in ganz Europa. Wasserstoff kann bei der weiteren Dekarbonisierung der Logistik einen wesentlichen Beitrag leisten. Daher engagiert sich die HHLA neben dem Einsatz von Wasserstoff bei ihren Schwerlastgeräten auch im Bereich des Imports und der Distribution des Energieträgers. Hier ist die HHLA mit ihrem breiten europäischen Netzwerk aus Seehafenterminals und Intermodalverbindungen hervorragend aufgestellt, um die Chancen im Bereich Wasserstoffimport und -transport zu nutzen.

Mit Clean Port & Logistics (CPL) hat die HHLA ein Innovationscluster zur Erprobung wasserstoffbetriebener Geräte in der Schwerlast- und Hafenlogistik gegründet. Im Cluster kommen Gerätehersteller, Hafen- und Logistikunternehmen, wissenschaftliche Partner, Produzenten von grünem Wasserstoff, Softwareunternehmen und Betreiber bzw. Hersteller von Tankstellen zusammen. In überregionaler Zusammenarbeit wird getestet und untersucht, wie Wasserstoff als Treibstoff beim Hafenumschlag und in der Schwergutlogistik verlässlich eingesetzt werden kann. Dazu führt das Cluster Simulationen und Untersuchungen durch, erarbeitet Ausbildungs- und Schulungskonzepte. Aktuell sind bereits über 40 Partnerunternehmen aus der ganzen Welt an Bord. Die Teilnahme steht grundsätzlich allen interessierten Unternehmen offen. Mehr Informationen finden Sie auf der Website.

Quelle: HHLA, Foto: HHLA / Thies Rätzke




Alexander Voigt folgte Josef Reindl in Ludwigshafen

Die Hafenbetriebe Ludwigshafen am Rhein GmbH hat einenderen Geschäftsführer: Die Gremien hatten Alexander Voigt mit Wirkung zum 1. Juli zum Geschäftsführer bestellt. Er folgt auf den bisherigen Hafenchef Franz Josef Reindl, der nach 18 Jahrn in den verdienten Ruhestand ging..

„Mit Alexander Voigt konnten wir einen erfahrenen Hafenkenner als Geschäftsführer gewinnen, der mit seinen umfassenden Kenntnissen die positive Entwicklung der Landeshäfen am Rhein weiter fortsetzen wird. Der Aufsichtsrat freut sich auf eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm“, sagte Andy Becht, Aufsichtsratsvorsitzenden der Hafenbetriebe,

Der personelle Wechsel in der Geschäftsführung ging einher mit einer Neustrukturierung der Hafengesellschaften des Landes. Rückwirkend zum 1. Januar 2024 wird die Fusion der beiden landeseigenen Hafenbetriebe Rheinland-Pfalz GmbH und der Hafenbetriebe Ludwigshafen am Rhein GmbH zur Häfen Rheinland-Pfalz GmbH erfolgen, deren Leitung der neue Geschäftsführer Alexander Voigt übernehmen wird.

Der 50-jährige Volljurist hat als Prokurist der Rheincargo GmbH & Co KG und der Neuss-Düsseldorfer Häfen GmbH & Co.KG in verschiedenen Verwendungen langjährige Erfahrung in der Hafenwirtschaft und speziell im Immobilienmanagement der Häfen gewonnen. Zugleich war er in der Hafen Düsseldorf-Reisholz Entwicklungsgesellschaft mbH als Geschäftsführer mit der Entwicklung von Hafenflächen befasst.

„Ich freue mich auf die neue Aufgabe, die Hafenwirtschaft in ihrer Komplexität und Bedeutung für Wirtschaft und Region hat für mich einen besonderen Reiz. Ich bin überzeugt, dass die Verkehrsträger Eisenbahn und Binnenschiff in der Zukunft gerade bei der Frage der CO2 Vermeidung und Entlastung der Straßeninfrastruktur eine stärkere Rolle übernehmen müssen“, sagte Voigt. „Für mich ist es eine Herzenssache, an diesen wichtigen Zielen weiter mitarbeiten und gestalten zu können.“

Der bisherige Hafenchef Franz Josef Reindl hatte im Jahr 2006 die Hafengesellschaft des Landes in schwierigem Fahrwasser übernommen, auf finanziell gesunde Beine gestellt und hafenwirtschaftlich kontinuierlich weiterentwickelt. Staatssekretär Andy Becht dankte Franz Reindl für sein großes Engagement und unermüdliches Eintreten für die hafenwirtschaftlichen Belange nicht nur in Ludwigshafen, sondern für die gesamte Hafen- und Logistikbranche.

Quelle und Foto: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, v.l.n.r. Franz Josef Reindl, Staatssekretär Andy Becht, Alexander Voigt




Förderung von Ausbildung und Flottenneubau

Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Susanne Henckel, hat den BDB in Duisburg besucht. Bei einem Rundgang über das Schulschiff „Rhein“ in Duisburg-Homberg überzeugte sie sich vom Leistungsspektrum dieser in Europa einzigartigen Aus- und Weiterbildungseinrichtung, die sich in der Trägerschaft des Binnenschifffahrtsverbandes BDB befindet.

Rund 300 Auszubildende pro Jahr leben während des dreimonatigen Berufsschulunterrichtes (Blockunterricht) an Bord des Schulschiffes und werden dort in praxisbezogenen Kursen auf das spätere Leben und Arbeiten an Bord eines Binnenschiffes vorbereitet.

BDB-Vizepräsident Dirk Gemmer (Rhenus), Schulschiffleiter Gerit Fietze und Geschäftsführer Jens Schwanen schilderten der Staatssekretärin die aktuelle Personalsituation in der Branche, die von einem deutlichen Arbeits- und Fachkräftemangel gekennzeichnet ist. Sie warben dabei für die unveränderte Fortführung der Förderung von Aus- und Weiterbildungen für die Binnenschifffahrt. Die Staatssekretärin sicherte bei den im Herbst startenden Haushaltsberatungen des Bundes ihre Unterstützung zu und lobte den BDB für das arbeitsmarktpolitische Engagement. Die demnächst startende Imagekampagne des BDB zielt ebenfalls auf eine weitere Gewinnung von Nachwuchs ab, denn die Branche will mit verstärkter Ausbildung dem Personalmangel begegnen.

Die Flottenmodernisierung und -erneuerung sowie die Digitalisierung der Schifffahrt waren weitere Themen des Gesprächs mit BMDV-Staatssekretärin Susanne Henckel. Die Staatssekretärin konnte sich bei der Besichtigung des Koppelverbandes „Rhenus Duisburg“ von der Effizienz, des hohen Digitalstandards und der Nachhaltigkeit der Binnenschifffahrt persönlich ein Bild machen. Schiffsführer Michael Schmalisch und Rhenus-Geschäftsführer Dirk Gemmer erläuterten das Fahrt- und Einsatzgebiet des Schiffes, das im Maschinenraum mit einer Kraftstoff-Wasser-Emulsionsanlage und mit einem „Vater-Sohn-Konzept“, d.h. ein großer Motor für die Rheinschifffahrt und alternativ ein kleinerer Motor für die Kanalfahrt, für einen deutlich geringeren Verbrauch und damit für geringere Emissionen sorgt. Dank des sog. Flextunnels an der Schraube bleibt das Schiff auch bei Niedrigwasser leistungsfähig und in Fahrt. In dem Fachgespräch wurde deutlich, dass das Flottenmodernisierungsprogramm des Bundesverkehrsministeriums für Nachrüstungen in der Bestandsflotte richtig und sinnvoll ist und unbedingt fortgesetzt werden sollte. Staatssekretärin Henckel stimmte zu, dass neben der Flottenmodernisierung aber auch an die Erneuerung des Schiffsraums gedacht werden muss. Ein regelrechtes Neubauprogramm zur Unterstützung der klein- und mittelständisch geprägten Branche macht bei Baukosten von rund 8 bis 10 Mio. Euro für ein großes Trockengutschiff Sinn. Es hilft der Branche, die Regierung bei ihren verkehrs- und klimapolitischen Zielen zur Verlagerung von mehr Verkehr auf das Wasser zu unterstützen.

Quelle und Foto: BDB, v.l.n.r.: Schulschiffleiter Gerit Fietze, BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen, BMDV-Staatssekretärin Susanne Henckel und BDB-Vizepräsident Dirk Gemmer (Rhenus PartnerShip) an Bord des Schulschiffes „Rhein“.




Planungsbeschleunigung im Rheinischen Revier

Veranstaltung „Pakt für Planungsbeschleunigung im Rheinischen Revier“ im Pop-up Store in Neuss, Wirtschaftsministerin Mona Neubaur

Wie können Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden? Diese Frage haben sich die Industrie- und Handelskammern im Rheinischen Revier – Mittlerer Niederrhein, Aachen und Köln – gestellt, gemeinsam mit Vertretern aus Kommunen, Landesverwaltungen sowie externen Planungs- und Genehmigungsexperten diskutiert und auf dieser Grundlage den „Pakt für Planungsbeschleunigung im Rheinischen Revier“ erarbeitet.

Die 16-seitige Selbstverpflichtung, die von allen (Oberbürger-)Bürgermeisterinnen, (Ober-)Bürgermeistern, Landräten und den Regierungspräsidenten aus Düsseldorf und Köln unterzeichnet wurde, haben die Akteure jetzt Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, im IHK-Pop-up-Store in Neuss überreicht.

„Die Energiewende, die nachhaltige Transformation der Wirtschaft, die Digitalisierung und der damit einhergehende Strukturwandel sind enorme Herausforderungen für das Rheinische Revier, denen wir uns für eine erfolgreiche und zukunftsfähige Wirtschaftsregion stellen müssen und wollen“, erklärte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Allerdings hemmt die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren die dringend erforderlichen Maßnahmen und Investitionen.“ Auf die dafür notwendigen Gesetzesänderungen habe man nicht warten wollen. „Stattdessen haben wir uns gefragt, wie uns innerhalb der bestehenden Rechtslage schnellere Genehmigungen und Planungen gelingen.“ Mit dem Pakt haben die Städte, Gemeinden, Kreise, Bezirksregierungen und IHKs im Rheinischen Revier eine Selbstverpflichtung erarbeitet, die künftig allen Planungs- und Genehmigungsprozessen zugrunde liegen soll. „Es geht unter anderem darum, auf rechtlich nicht zwingend erforderliche Verfahrensschritte zu verzichten, sich frühzeitig mit allen Parteien abzustimmen, die Vollständigkeit von Unterlagen schnellstmöglich zu prüfen und Zeitpläne auf allen Seiten einzuhalten“, sagte Steinmetz.

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur bestätigte die Bedeutung des Themas: „Einfache und schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren sind notwendig, damit dringende Investitionen zügig getätigt und alle innovativen Potenziale zur Gestaltung des Rheinischen Reviers ohne unnötige Hemmnisse und Verzögerungen genutzt werden können. Wir setzen uns daher in Nordrhein-Westfalen und im Bund für eine umfassende Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren ein. Der Pakt für Planungsbeschleunigung im Rheinischen Revier leistet einen beachtlichen Beitrag, dieses Anliegen auf regionaler und lokaler Ebene umzusetzen. Es ist gut, dass hier alle Beteiligten an einem Strang ziehen, denn das Anliegen ist komplex und vielfältig.“

Bei der anschließenden Talkrunde waren sich Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, Dr. Thomas Wilk, Regierungspräsident der Bezirksregierung Köln, und Dr. Jan Thiele von der Kanzlei Dombert einig, dass die Arbeit jetzt erst richtig starte. Bayer sprach von einer Menge „Spirit“, der in dem Pakt stecke. Schließlich gebe es nicht viele Abkommen, die von 76 Akteuren unterzeichnet wurden. „Wir haben uns selbst in die Pflicht genommen und wollen jetzt dranbleiben“, betonte er. Nun gehe es unter anderem darum, Themen zu eruieren, die sich standardisieren lassen. Außerdem könnten Ideen, die in Kommunen bei Genehmigungsverfahren bereits erfolgreich umgesetzt wurden, von anderen Kommunen übernommen werden.

„Mit dem Pakt haben sie bei uns offene Türen eingerannt“, erklärte Wilk. „Wir müssen schneller werden und Vorschläge erarbeiten, wie wir weiterkommen.“ Derzeit arbeite man gemeinsam mit der Stadt Köln daran, Genehmigungslotsen als Ansprechpartner für Unternehmen zu implementieren. Darüber hinaus verwies der Regierungspräsident darauf, dass die Einstellung der Mitarbeitenden in den Behörden eine entscheidende Rolle bei Planungs- und Genehmigungsverfahren spiele. Als Beispiel nannte er ein Windkraftrad, das in einem Wasserschutzgebiet gebaut werden sollte. „Sicherlich lassen sich Gründe gegen, aber eben auch welche für eine Genehmigung finden.“ Schließlich handele es sich nicht um eine Tankstelle, die in einem Wasserschutzgebiet natürlich nicht genehmigt werden dürfe. „Ein Windrad aber schon – und bei solchen Entscheidungen müssen die Führungskräfte hinter ihren Sachbearbeitern stehen.“

Thiele, der unter anderem die Gemeinde Grünheide im Rahmen der Ansiedlung des Autoherstellers Tesla beraten hat, sprach vom „Mut, zu entscheiden“. „Ein Gutachten reiht sich häufig ans nächste, und dann muss es noch eins und noch eins sein“, sagte er. „Vielleicht braucht es aber auch einfach mal nur eins für eine Entscheidung.“

Der „Pakt für Planungsbeschleunigung im Rheinischen Revier“ ist zum Download auf der IHK-Website zu finden:www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/31836

Quelle und Foto: IHK, setzen sich für mehr Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren ein (v.l.n.r.): Michael F. Bayer (Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein), Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen), Dr. Thomas Wilk (Regierungspräsident der Bezirksregierung Köln), Dr. Kristel Degener (Leiterin Wirtschaft und Politik bei der IHK Köln) und Dr. Jan Thiele (Kanzlei Dombert).      




BDB unterstützt „Weckruf der Verbände“

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) unterstützt das mit 20 weiteren Verbänden aus den Bereichen Verkehr, Wirtschaft und Logistik unter der Federführung des Deutschen Verkehrsforums initiierte Positionspapier „Weckruf der Verbände: Bundeshaushalt muss der verkehrlichen Realität standhalten“.

Darin wird der dringende Appell an die Bundesregierung gerichtet, die Budgets für die Erhaltung der Verkehrswege im Bundeshaushalt 2025 auf dem Niveau des Jahres 2024 – zuzüglich der einzupreisenden massiven Baukostensteigerungen – fortzuführen. Hintergrund ist, dass die Ampelkoalition nach Informationen der Verbände plant, die Verkehrsinvestitionen ab 2025 zu kürzen. Dies steht im krassen Widerspruch zum von der Regierung formulierten Ziel, die verkehrlichen Infrastrukturen klimaresilient und leistungsfähig aufzustellen, um diese fit für die Zukunft zu machen, auch im Bereich der Digitalisierung.

Neben Straße und Schiene wären auch die Wasserstraßen massiv von weiteren Kürzungen betroffen, zum Beispiel bei der nicht mehr aufschiebbaren Sanierung der Schleusen im westdeutschen Kanalnetz. Dies hätte enorme Auswirkungen auf den Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland. Insbesondere die Großindustrie in den Bereichen Chemie, Stahl und Mineralöl ist essenziell auf die Güterschifffahrt als verlässlichen Logistikpartner angewiesen. Gleiches gilt für den Transport von Agrargütern, Baustoffen sowie Halb- und Fertigwarenerzeugnissen in Containern.

Bereits im laufenden Haushaltsjahr 2024 reicht die für Erhalt, Aus- und Neubau der Bundeswasserstraßen zur Verfügung stehende Summe von rund 725 Mio. Euro nicht einmal aus, um den Substanzerhalt zu finanzieren. Der Bedarf hierfür wurde im Jahr 2015 von der damaligen Regierung auf rund 900 Mio. Euro pro Jahr beziffert. Dabei sind dringend benötigte Aus- und Neubauvorhaben wie die „Abladeoptimierung Mittelrhein“ noch nicht einmal berücksichtigt. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi hatte der BDB bereits Anfang des Jahres 2023 darauf hingewiesen, dass eine Finanzausstattung von deutlich über 2 Mrd. Euro jährlich nötig ist, damit die zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) mit ihren 12.000 Beschäftigten ihre verkehrlichen und ökologischen Aufgaben tatsächlich erbringen kann.

Die WSV nimmt vielfältige und unverzichtbare Aufgaben für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen wahr. Rund 7.500 km dieser Wasserstraßen, das sog. „Kernnetz“, sind für die gewerbliche Binnenschifffahrt relevant. So ist die WSV u.a. zuständig für rund 350 Schleusenanlagen, 300 Wehre, vier Schiffshebewerke und 1.000 Brücken. Viele dieser Bauwerke sind jedoch mittlerweile überaltert und in schlechtem oder gar kritischem Zustand. Rund 60 Prozent aller Schleusen wurden vor 1950 gebaut. Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn: Fällt ein Teil der Wasserstraßeninfrastruktur aus, droht ein schwerer Schaden für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die hier ansässige Großindustrie. Bei Betroffenheit von Wehren drohen mithin sogar Gefahren für Leib und Leben der Bevölkerung, da diese dem Hochwasserschutz dienen und Überschwemmungen verhindern. Die Bundesregierung muss daher den Bundeswasserstraßen und deren Finanzierung endlich deutlich höhere Priorität einräumen.

Das gemeinsame Positionspapier von BDB und Verdi mit vertiefenden Hinweisen zu den Handlungsnotwendigkeiten bei der Ertüchtigung der Wasserstraßeninfrastruktur und der Personalausstattung in der WSV kann unter folgendem Link abgerufen werden: BDB-Verdi-Positionspapier 2023

Quelle und Foto: BDB, der Neubau einer zweiten Schleusenkammer bei Zerben am Elbe-Havel-Kanal dient der Ertüchtigung der Wasserstraße Magdeburg-Berlin für 2,80 m Abladetiefe. Auf dem Kanal werden pro Jahr rund 2 Mio. Tonnen Güter transportiert.




leistungsfähige Häfen benötigen Investitionen

Zu dem von der SPD-Bundestagsfraktion beschlossenen Positionspapier „Problembereiche und Forderungen beim Ausbau der Offshore-Windenergie“, in dem unter anderem die Hafeninfrastruktur thematisiert wird, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS), Daniel Hosseus.

„Wirtschaftskraft, Energiewende und Wehrhaftigkeit Deutschlands setzen leistungsfähige Seehäfen und effiziente Verkehrsanbindungen voraus. Der nationalen Bedeutung der Häfen, die die Bundesregierung zuletzt mit ihrer Nationalen Hafenstrategie anerkannt hat, muss durch finanzielle Zusagen des Bundes Rechnung getragen werden. Die Hafenbetriebe und Küstenländer dürfen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen nicht allein gelassen werden. Der Finanzierungsbedarf für Hafeninvestitionen in Deutschlands Energiewende und den Offshore-Ausbau liegt in Milliardenhöhe, weit über den im Positionspapier genannten 400 Millionen Euro jährlich.

Als ZDS haben wir konkrete Vorschläge vorgelegt, wie der Bund Haushaltsmittel für die notwendigen Investitionen refinanzieren kann. Aus unserer Sicht sollten die Mittel aus der Transformationskomponente bei den Offshore-Wind-Ausschreibungen und die Einnahmen aus dem Emissionshandel für die Schifffahrt in die Hafeninfrastruktur reinvestiert werden.

Es ist gut, dass die SPD-Fraktion den politischen Handlungsbedarf bei der Hafeninfrastruktur auf Bundesebene anerkennt. Diesen Worten müssen jetzt dringend Taten der Bundesregierung und des Bundestages folgen.“

Quelle: ZDS Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V.,, Foto: HHM/ Luftbild Schlick




Minister Madsen beim Kieler Hafen

Bei einem Besuch im Kieler Hafen tauschten sich Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer vom PORT OF KIEL, über die Entwicklung des Kieler Traditionsunternehmens aus. Neben der aktuellen Entwicklung sprach Seehafen-Chef Claus auch über die anstehenden Projekte in den Bereichen Hafenerweiterung und Digitalisierung. Mit einem Investment von knapp 70 Mio. Euro in den nächsten fünf Jahren, sei es für das Unternehmen ein großer, aber auch notwendiger Kraftakt.

Madsen zeigte sich von den Plänen des Hafenchefs beeindruckt und sicherte ihm die weitere Unterstützung der Landesregierung zu: „Der Kieler Hafen hat sich – auch mit Unterstützung des Landes – in den letzten Jahren sowohl im Güterumschlag als auch im Passagierverkehr herausragend entwickelt. Und auch wenn vor allem die Kreuzfahrtschiffe in den Sommermonaten besonders ins Auge fallen mögen – nebenbei unternimmt der Hafen riesige Schritte in Richtung Klimaneutralität, unter anderem durch die Bereitstellung von Landstrom. Klar ist: Schleswig-Holstein steht zu seinen Häfen“, sagte Madsen.

Man war sich einig, dass die Bundeshafenstrategie zwar die Bedeutung von Häfen unterstreicht und entsprechende Maßnahmen vorsieht, aber hinsichtlich der Finanzierung zu unkonkret bleibt.

„Es braucht Planungssicherheit für die Schleswig-Holsteinischen Häfen – wir wollen und müssen uns noch zukunftsfähiger aufstellen, benötigen dafür aber verbindliche Zusagen aus der Politik zu Fragen der Finanzierung. Der Kieler Hafen übernimmt eine wichtige Versorgungsfunktion für Nordeuropa, der muss Rechnung getragen werden. Wir bauen da auf die Landeshafenstrategie“, so Claus.

Der Kieler Seehafen schlägt jährlich 7,9 Mio. Tonnen Fracht aus Skandinavien und dem Baltikum um. Mit der mengenstärksten Fährroute Richtung Baltikum und täglichen Fährverbindungen nach Schweden und Norwegen, zählt der Hafen zu den wichtigsten Logistikhubs in Norddeutschland. Im vergangenen Jahr wurde über 1 Mio. Tonnen Schüttgut für die hiesige Baubranche umgeschlagen. Mit dem Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals und der festen Fehmarnbeltquerung, ist der Kieler Hafen damit auch von wachsender Bedeutung für zentrale Bauvorhaben in Schleswig-Holstein. Mit einer veränderten geopolitischen Lage in Europa, ist der Hafen schon jetzt für militärische Transporte eine wichtige Drehscheibe. Auch im Passagierverkehr setzt der Ostseehafen Maßstäbe: Über 2,8 Mio. Personen wurden an den Kieler Terminals im vergangenen Jahr abgefertigt.

Quelle und Foto: Port of Kiel




Bremer Smartport-Community erhält Förderzuschlag

Riesenerfolg für die Bremer Smartport-Community: Erst im März haben mehr als 70 Unternehmen und Betriebe, gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen und Behörden, die Smartport-Strategie für die Bremischen Häfen auf den Weg gebracht und eine „Roadmap“ hin zum digitalisierten und intelligenten Hafen von morgen vorgezeichnet. Jetzt wurde die Smartport-Community für eine deutliche Unterstützung der weiteren Zusammenarbeit ausgewählt.

Nachdem die Hafenmanagementgesellschaft bremenports für das Sondervermögen Hafen und als Koordinatorin der Smartport-Initiative gemeinsam mit der Universität Bremen und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ihre Bewerbung für das Förderprojekt DATI-Pilot beim Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eingereicht hatte, kam nun erfreuliche Post aus Berlin: „Ihre Community hat sich unter knapp 500 Bewerbungen aus dem ganzen Land behaupten können. Hierzu gratuliere ich Ihnen ganz herzlich“, hieß es darin.

Der hiesige Beitrag mit dem Titel „Smartport Transfer – Koopetition in den Bremischen Häfen als Innovationsbooster auf dem Weg zum Smartport (SPorT)“ ist damit eine von bundesweit nur 20 ausgewählten Initiativen, die sich im entsprechenden Auswahlverfahren durchsetzen konnten.

Für die hiesige Smartport-Community bedeutet dies konkret, dass deren Arbeit und Projekte in den nächsten vier Jahren eine Förderung von bis zu 5 Millionen Euro durch die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) im Rahmen des BMBF-Programms DATI-Pilot erhalten werden. Bereits Ende Juni wird nun ein erstes Orientierungsgespräch zur weiteren Strukturierung des Förderprojekts mit den 20 ausgewählten Innovationsgemeinschaften stattfinden. Offiziell starten wird das Projekt Anfang 2025. Das Besondere am DATI-Pilot-Programm ist, dass es speziell den Wissenstransfer aus der Forschung in die Anwendung vorantreiben und neue Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen generieren soll.

Die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt, ist begeistert von den Möglichkeiten, die dadurch entstehen: „Die Förderung der Smartport-Community durch das Bundesforschungsministerium ist ein gewaltiger Vertrauensbeweis in die Innovationskraft der Bremischen Häfen. Mit den bis zu fünf Millionen Euro können wir die digitale Transformation unserer Hafeninfrastruktur entscheidend vorantreiben. Gemeinsam mit Unternehmen, Wissenschaft und der gesamten maritimen Branche in Bremen werden wir zahlreiche zukunftsweisende Projekte realisieren. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen langfristig zu sichern und Bremen als Vorreiter intelligenter Hafenlösungen zu etablieren.“

Für die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft Kathrin Moosdorf bestätigt sich erneut eine zentrale Stärke der Bremischen Wissenschaftslandschaft: „Wir schaffen es hier in Bremen sehr gut, wissenschaftliche Ergebnisse in die Praxis und damit echte Lösungen in die Anwendung zu bringen. Für die Smartport-Community ist unser Forschungs- und Transferschwerpunkt Logistik Wegbereiter. Die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Hafenwirtschaft, der enge Austausch und das gemeinsame Weiter-Denken von Lösungen ist hier geübte Praxis und zahlt sich nun mit dieser positiven Entscheidung aus dem BMBF voll aus.“

Auch bremenports Geschäftsführer Robert Howe ist sich sicher: „Die Förderung wird dem Gesamtprojekt einen enormen Schwung geben und die Smartport-Community sowie die Digitalisierungsprojekte in den Bremischen Häfen deutlich nach vorne bringen.“

Für Martina Wellbrock, die die DATIpilot-Bewerbung als bremenports-Vertreterin für das Sondervermögen Hafen gemeinsam mit der Universität Bremen und dem ISL maßgeblich vorangetrieben hat, geht nun die Arbeit erst richtig los. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag, Sprecher des Forschungs- und Transferschwerpunktes Logistik des Landes Bremen und mit Prof. Dr. Frank Arendt, Geschäftsführer des ISL Bremen/Bremerhaven, bildet sie die Steuerungsgruppe für das besondere Förderprojekt: „Wir alle sind sehr auf diese neuartige Fördermöglichkeit gespannt – und freuen uns, dass wir ausgewählt wurden, in den nächsten Jahren digitale Hafenprojekte zu fördern, den Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen zu stärken und neue Methoden zur Verschlankung der Prozesse in der Förderlandschaft zu entwickeln und zu testen.“

Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag als Vertreter der Universität Bremen ergänzt: „Logistikforschung ist nicht für den Elfenbeinturm. Unsere Ergebnisse müssen gemeinsam mit den Unternehmen der Bremischen Häfen prototypisch umgesetzt werden. Nur so bringt die Forschung einen Mehrwert für die Wirtschaft, die Region und die Gesellschaft.“

Echte Chancen sieht auch der dritte Partner im Bund des Förderprojekts, Prof. Dr. Frank Arendt vom ISL: „SPorT bietet zudem eine erstklassige Möglichkeit, die bereits von den F&E-Einrichtungen im Land Bremen zum Thema Smartport entwickelten Konzepte und Software-Demonstratoren über diese Transferaktivität gemeinsam mit Unternehmen und Behörden weiterzuentwickeln.“

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Luftfoto Scheer




Gute Aussichten für Elbverkehre

Mit der Unterschrift des tschechischen Präsidenten Petr Pavel ist das zwischen der deutschen und tschechischen Regierung geschlossene Abkommen „Über die Unterhaltung und Entwicklung der Binnenwasserstraße Elbe“ völkerrechtlich verbindlich. Beide Seiten verpflichteten sich bereits 2021 darin, Rahmenbedingungen für eine funktionierende Binnenschifffahrt zu schaffen.

Dies soll in einem wirtschaftlichen und ökologischen Rahmen geschehen. Auf deutscher Seite enthält der Vertrag eine Festlegung auf die im Gesamtkonzept Elbe (GKE) benannten verkehrlichen Maßnahmen und das Ziel einer Fahrrinnentiefe von 140 Zentimetern nach derzeit gültigem gleichwertigem Wasserstand an 345 Tagen im Jahr.

Der Vertrag liegt im strategischen und ökonomischen Interesse beider Länder. Tschechien verfügt mit der Elbe über den einzigen Zugang zu den Weltmärkten über eine Wasserstraße. Mit einer verlässlichen Wassertiefe kann der Transport bestimmter Projektladungen garantiert werden. Zudem sorgt der Wasserweg auch für eine Entlastung von Schiene und Straße. „Der Vertrag ist ein Impuls dafür, die verkehrlichen Ziele des GKE nicht aus den Augen zu verlieren und hier rasch Verbesserungen herbeizuführen. Als Hamburger Hafen begrüßen wir die Ratifikation des Abkommens durch die Tschechische Republik. Sie ist ein wichtiger Impuls für die Entwicklung der internationalen Wasserstraße Elbe in verkehrlicher und ökologischer Hinsicht sowie für die Stärkung der bilateralen Elbe-Kooperation“, sagt Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V..

Bis zum vergangenen Oktober wurden die im Gesamtkonzept Elbe (GKE) benannten verkehrlichen Maßnahmen und das Ziel einer Fahrrinnentiefe von 140 Zentimetern auch von den Umweltverbänden akzeptiert. In der „Dessauer Elbe-Erklärung“ fordern sie jetzt jedoch ein Moratorium für die verkehrlichen Maßnahmen. Das widerspreche den Zielen des Abkommens, unterstreicht Mattern.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) begrüßt, dass das bereits 2021 unterzeichnete Elbe-Abkommen zwischen Deutschland und Tschechien nun in Kraft treten kann. BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen hatte zuletzt noch Anfang Mai 2024 in einer Anhörung vor dem Bundestags-Verkehrsausschuss betont, dass das GKE schnellstmöglich umgesetzt werden sollte: Der derzeitige Zustand, der fast in jedem Jahr für fünf Monate gewerbliche Schifffahrt unmöglich macht, steht der planbaren Nutzung dieses Verkehrsträgers im Wege.

Der BDB widerspricht entschieden der Darstellung von Umweltverbänden, dass die Elbe als Verkehrsweg keine Zukunft hat. Vielmehr zeigt der rege Güterschiffsverkehr, der alljährlich einsetzt, sobald die sommerliche Niedrigwasserperiode vorbei ist, dass die Elbe einen erheblichen Beitrag zur Verlagerung von Transporten auf klimafreundliche Verkehrsträger leisten kann. Der BDB fordert daher, das Gesamtkonzept Elbe nun zügig umzusetzen, um das volkswirtschaftliche Potenzial dieses Wasserweges zu heben.

Naturschutz und verkehrliche Interessen müssen dabei kein Widerspruch sein: Auch die Schifffahrt hat ein Interesse daran, die Erosion und schleichende Vertiefung des Flusses bei gleichzeitig immer schmalerer Fahrrinne zu stoppen.

Quelle: HHM und BDB, Foto:  HHM




Europas Seehäfen brauchen entschlossenes Handeln

In der neuen Legislaturperiode muss die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Seehäfen in den Fokus der Politik rücken. Das fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS) im Nachgang der Europawahl. „Das frisch gewählte Parlament und die nächste Europäische Kommission haben es mit vielen Krisen und Herausforderungen zu tun. Gerade deshalb muss sich die EU auf ihre Stärken besinnen: Gemeinsames Handeln, einen freien Binnenmarkt, eine offene und selbstbewusste Handelspolitik sowie fairer  Wettbewerb. All das sollte auch in eine umfassende europäische Hafenstrategie sowie eine gemeinsame maritime Industriestrategie einfließen“, erklärt dazu Angela Titzrath, Präsidentin des ZDS.

Nachdem die Bürgerinnen und Bürger der EU in der vergangenen Woche ein neues Europäisches Parlament gewählt haben, beginnt nun der Countdown zur Neubesetzung der EU-Kommission. Außerdem wird in den kommenden Wochen die strategische Agenda der EU für die Jahre 2024 bis 2029 finalisiert. „Um den Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können, brauchen wir starke Häfen. Wirtschaftskraft, Energiewende und Wehrhaftigkeit setzen leistungsfähige  Seehäfen  und effiziente Verkehrsanbindungen voraus. Für eine starke Europäische Union muss die maritime Logistik daher Priorität haben“, fordert Angela Titzrath.

Im Sinne der Wirtschaftlichkeit der europäischen Seehäfen ist es notwendig, dass die EU stabile Voraussetzungen für Investitionen schafft. Nur so können die Häfen als Anlandungs-, Speicher- und Versorgungsstellen für alle Arten von Energieträgern fungieren und das stetig wachsende Güterverkehrsaufkommen bewältigen. Daher muss auch das Beihilferecht für Häfen und Schifffahrt modernisiert werden, unter anderem mit der überfälligen Nachprüfung der einschlägigen Leitlinien für staatliche Beihilfen – für gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen europäischen Hafenstandorten. Außerdem muss die Kommission ihr Vorgehen beim Emissionshandel für die Schifffahrt verbessern. „Hier ist schnelles Handeln der EU gefragt, denn Reedereien sind längst dabei, neue Ladungsdrehkreuze außerhalb der EU zu etablieren“, erklärt Angela Titzrath.

Die europäischen Seehafenbetriebe stehen mit internationalen Wettbewerbern auch in Konkurrenz, wenn es um Investitionsmöglichkeiten geht, ob in Europa oder in Übersee. Die strategische Rolle von Häfen und Transportwegen als sicherheitsrelevante Infrastruktur ist dabei verstärkt zu berücksichtigen. Das darf aber nicht dazu führen, dass Investitionen internationaler Partner undifferenziert und unverhältnismäßig erschwert werden. Hier muss die nächste EU-Kommission schnell und mit Augenmaß Rechtssicherheit schaffen und Reziprozität gewährleisten.

„Die Europäische Union begründet Wohlstand und Frieden auf dem Kontinent. Als Unternehmerinnen und Unternehmer wie als Beschäftigte der Seehafenbetriebe werden wir uns mit voller Kraft in die Entscheidungsprozesse rund um die maritime Infrastruktur einbringen, um dieses Gemeinschaftsprojekt weiter voranzubringen“, ergänzt die ZDS-Präsidentin.

Quelle: ZDS, Foto: HHLA