Die maritime Branche und das Klimaziel

Rund vier Monate vor Start der Weltleitmesse SMM vom 6. bis 9. September 2022 in Hamburg traf sich anlässlich der internationalen Vorauspressekonferenz eine hochkarätige Experten-Runde, um über die drängendsten Themen der maritimen Branche zu sprechen. Im Fokus stand die Frage, wie die Schifffahrt bis 2050 klimaneutral wird. Optionen gibt es viele – sogar Atomkraft könnte wieder ins Spiel kommen.


Es waren ungewohnt ernste Töne, die Messe-Chef Bernd Aufderheide zu Beginn der SMM-Vorauspressekonferenz gegenüber den internationalen Journalistinnen und Journalisten anschlug. „Die Corona-Krise ist noch nicht überwunden, da führt der Krieg in der Ukraine zu einem erneuten schweren Schlag für die globale Wirtschaft und damit auch für die internationale Schifffahrt, für Logistikketten und Häfen”, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress (HMC). Der Krieg zwinge Europa, sich aus der Abhängigkeit russischer Energielieferungen zu befreien – und mache den Abschied von fossilen Brennstoffen noch dringlicher. Jenseits von Pandemie und Krieg bleibe die Erwärmung des Planeten das existenzielle Menschheitsproblem.

Ein Problem, gegen das auch die Schifffahrt kämpft. Wie wird sie möglichst schnell klimaneutral? Das ist das zentrale Thema der diesjährigen SMM, die unter dem Leitmotiv „Driving the maritime transition“ steht. Als Vorgeschmack auf den großen Branchentreff im September lud Aufderheide fünf meinungsstarke Gäste nach Hamburg ein. Das Publikum schaltete sich digital dazu.

Die Schifffahrt hat sich für 2050 das Zero-Emission-Ziel gesetzt. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf welchen alternativen Brennstoff sollen die Reeder setzen? Im Spiel sind unter anderem Ammoniak, Methanol, Wasserstoff und synthetisches Gas. Klar ist: Wer pünktlich klimaneutral sein will, muss jetzt investieren. Knut Ørbeck-Nilssen, CEO Maritime bei der Klassifikationsgesellschaft DNV, rät zu Flexibilität: „Warum sollten wir uns auf ein bestimmtes Lager festlegen, wenn es um Kraftstoffe geht? Wir bewegen uns wahrscheinlich auf ein Brennstoff-Multiversum zu, und wir brauchen möglichst viele Experimente mit verschiedenen Brennstoffen und so viele Akteure wie möglich, die diese Experimente durchführen.“ Man könne nicht warten, bis die perfekte Brennstofflösung auftauche – und müsse jetzt mit dem Übergang beginnen, so Ørbeck-Nilssen. Die Technologie zur Kohlenstoffeinsparung sei da: „Wir müssen uns den Geist der Zusammenarbeit zu eigen machen, um gemeinsame Herausforderungen wie Sicherheit, Kraftstoffverfügbarkeit und Kosten zu bewältigen – wir können nur gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten.“

Sich einfach viele Brennstoff-Optionen offenhalten – ob die maritime Energiewende so gelingt? Der renommierte maritime Ökonom Prof. Dr. Martin Stopford ist skeptisch: „Die Schifffahrt ist kein idealer Kandidat für grüne Kraftstoffe!“ Keine der Alternativen sei so effizient wie Schweröl, aber dafür umso teurer. Außerdem bezweifle er, dass es überhaupt genug Kapazitäten gibt: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Industrie in den kommenden zehn Jahren so viel grünen Brennstoff in die Hände bekommen wird. Im Jahr 2020 wurden nur 13 Prozent des Stroms aus kohlenstofffreien Brennstoffen erzeugt.“

Mehr Potenzial prophezeite Stopford für „Retrofitting-Packages“, also Komplett-Lösungen, mit denen die Effizienz von Schiffen signifikant gesteigert wird: „Die Weltflotte von 100.000 Schiffen nachhaltig umzurüsten – das ist eine gewaltige Aufgabe!“ Angesichts der Kosten und Beschränkungen herkömmlicher grüner Brennstoffe rücke die Wirtschaftlichkeit der Kernenergie stärker in den Fokus.

Auf welchen Brennstoff es am Ende auch hinausläuft: Die Schiffbauer und Zulieferer haben das Know-how, die passende Antriebstechnologie bereitzustellen. René Berkvens, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbands SEA Europe und ehemaliger CEO der Damen Group, forderte von der gesamten europäischen Schifffahrt mehr Bereitschaft, kraftstoffsparende Technologien und alternative Kraftstoffe – sowohl bei neuen Schiffen als auch bei der Nachrüstung von Schiffen – einzusetzen.

In der Industrie wird gerade den Reedern eine fast schon traditionelle Kaufzurückhaltung nachgesagt. Dem widersprach Nikolaus H. Schües, designierter Präsident der BIMCO und Vorsitzender der Geschäftsführung der Reederei F. Laeisz: „Wir sind nicht übervorsichtig, wir handeln vernünftig. Angesichts der derzeitigen technischen Unsicherheit ist es sinnvoll, bei den Investitionen selektiv vorzugehen.“ Schües betonte jedoch: „Wir wollen die Branche grüner machen, weil wir davon überzeugt sind, dass dies der richtige Weg ist.“ Vielen Schifffahrtsunternehmen fehle jedoch derzeit der finanzielle Spielraum dafür: „Im Moment profitieren vor allem die großen Containerreedereien.“ Einige Reeder litten noch unter den Folgen der jahrelangen Krise. „Aber egal wie teuer der Übergang sein wird – für die Gesellschaft wird es teurer sein, diesen Weg nicht zu gehen.“

Gewinner und Verlierer gibt es auch bei den Schiffbauern: „Die weltweiten Auftragsbücher sind voll – aber das kommt vor allem den asiatischen Werften zugute, die Containerfrachter und LNG-Tanker bauen“, so Berkvens. Die hochspezialisierten Werften und Zulieferer in Europa hoffen nun auf das Comeback des Kreuzfahrtmarkts sowie auf das Geschäft mit erneuerbaren Energien im Offshore-Bereich – und die Bereitschaft der Reeder, in neue Technologien zu investieren.

Cristina Aleixendri, COO bei bound4blue, sieht sich hier im Aufwind: „Die Branche ist zu sehr auf grüne Kraftstoffe fokussiert. Aber es gibt andere nachhaltige Antriebslösungen. Wind als Energiequelle ist frei verfügbar – warum sollte man sich das nicht zunutze machen?“ Mit den automatisierten Windsegeln ihres spanischen Start-ups könnten Schiffe schon heute 30 bis 40 Prozent Treibstoff einsparen. Für sein nachhaltiges Engagement wird bound4blue vom Europäischen Innovationsrat gefördert. Vor allem Reeder Schües ist von dem Ansatz begeistert: „Es gibt nichts Natürlicheres, als mit Wind eine Vorwärtsbewegung zu erzeugen.“ Sein Traum: der Transport von grünem Ammoniak mit Segelantrieb. Für die Reederei wäre das eine Rückkehr zu ihren Wurzeln: F. Laeisz hat sich vor über 100 Jahren mit den Flying P-Linern einen Namen gemacht. Die Windkraft könnte zu einem wichtigen Bestandteil der Energiewende an Bord werden. Das Beispiel zeigt: Es liegen zahlreiche Lösungen auf dem Tisch, um die Mission Zero Emissions anzugehen. „Wir sind bereit, in Technologien zu investieren. Und die SMM ist genau der richtige Ort, um diese komplexen Themen anzugehen“, so Schües.

Auch wenn sie nicht bei allen Themen auf einen Nenner kamen, in einem Punkt waren sich die Podiumsteilnehmer einig: Im Wettlauf gegen die Zeit – und gegen den Klimawandel – ist eine Weltleitmesse wie die SMM unverzichtbar. Gastgeber und HMC-Chef Bernd Aufderheide konnte das nur bestätigen: „Der persönliche Kontakt zwischen der Industrie und anderen Stakeholdern ist durch nichts zu ersetzen. Und nur der intensive Ideenaustausch an den Messeständen und auf den Konferenzen bringt uns dem Ziel der Dekarbonisierung der Schifffahrt näher.“

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet vom 6. bis 9. September 2022 in Hamburg statt. Rund 2.000 Aussteller und über 40.000 Besucher aus mehr als 100 Ländern werden erwartet. Die SMM deckt in elf Hallen die komplette Wertschöpfungskette der Branche ab, bringt Entscheider aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die Plattform für Innovationen. Im Fokus der 30. SMM stehen die digitale Transformation, der Klimawandel und die maritime Energiewende. 2021 hatte die SMM coronabedingt online stattgefunden. In diesem Jahr trifft sich die Community wieder live auf dem Messegelände sowie in den hochkarätig besetzten Fachkonferenzen.

Quelle: Hamburg Messe und Kongress, Foto: Hamburg Messe und Congress/Otzipka




Fabrik für Recycling-Batterien eröffnet

TES, einer der größten Unternehmen weltweit für das Recyceln von Batterien und Elektroschrott, errichtet eine neue Fabrik im Rotterdamer Hafen. Frans Timmermans, Mitglied der Europäischen Kommission, gab dem Bau symbolisch das Startsignal.

Es wird die erste Fabrik in den Niederlanden für das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Die Anzahl von Elektrofahrzeugen nimmt in den nächsten Jahren exponentiell zu und somit die Nachfrage nach Rohstoffen für die Fertigung von Batterien, besonders nach Kobalt, Nickel und Lithium. Gleichzeitig entsteht eine enorme Zufuhr von EV-Batterien, die recycelt werden müssen. TES verfügt über ein Verfahren, wobei diese beim Recyceln entstehenden Rohstoffe zurück an die Batterie-Industrie fließen können.

TES hat die Ambition, aus diesem Flecken im Rotterdamer Hafen einen höchstmodernen Standort zu machen, mit einer letztendlichen Kapazität von 25.000 Tonnen. Ende 2022 wird die erste Phase des Projekts bereits voll betriebsfähig sein, und die Fabrik kann 10.000 Tonnen Batterien verarbeiten. Kobalt, Nickel und Lithium werden dann als Rohstoff zur Herstellung neuer Batterien zurückgewonnen.

Der Hafenbetrieb Rotterdam hat die Ambition, eine Vorreiterrolle sowohl im Bereich der Energiewende als auch bei der Kreislaufwirtschaft zu übernehmen. Als größter Hafen und Branchencluster Europas kann der Rotterdamer Hafen einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der europäischen und niederländischen Ziele bezüglich Klima und Kreislaufwirtschaft leisten. Der Hafenbetrieb arbeitet mit führenden Unternehmen wie TES zusammen, um Drehkreuze für Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe, Batterien und Baumaterialien in Rotterdam zu entwickeln. Auf diese Weise gehen wirtschaftliche Entwicklungen und Beschäftigungsperspektiven Hand in Hand mit der Energiewende und der Schaffung einer Kreislaufwirtschaft.

Quelle und Video: Port of Rotterdam




Franziska Giffey tauft die ELEKTRA

Im Berliner Westhafen hat die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey die ELEKTRA getauft. Nach fast zewijähriger Bauzeit auf der Schiffswerft Hermann Barthel GmbH in Derben und der Überführung in den Berliner Westhafen kann jetzt die Langzeiterprobung dieses einzigartigen, innovativen und emissionsfreien Schubbootes beginnen.

Petra Cardinal, Geschäftsführerin der BEHALA, begrüßte rund 250 Gäste, die sich im Hafenbecken II versammelt hatten. In der Eröffnungsrede sprach Bundesminister Dr. Volker Wissing über die Bedeutung der Wasserstoffmobilität für das Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung. „Die ELEKTRA ist ein Leuchtturm-Projekt: Sie ist das weltweit erste Schubboot, bei dem ein batterieelektrischer Antrieb mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik kombiniert wird. Das gesamte Projekt ist eine Blaupause für die klima- und umweltfreundliche Binnenschifffahrt und nicht nur technisch sondern auch regulatorisch eine echte Pionierleistung.“

Prof. Dr.-Ing. Gerd Holbach, Gesamtprojektleiter von der Technischen Universität Berlin, erläuterte kurz das Gesamtprojekt, die Konzeption und den Entwurf zum Bau des innovativen Schubboots.

Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, sprach die Formel „Ich taufe Dich auf den Namen ELEKTRA, wünsche der Besatzung allzeit gute Fahrt und Dir immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ und taufte das Schiff. Sie sagte: „Das weltweit erste emissionsfreie Schubboot ist das beeindruckende Ergebnis der Zusammenarbeit von Beteiligten aus dem Bereich des Schiffbaus und der Energie- und Antriebstechnik. Ich freue mich besonders, dass auch viel Berliner Erfindergeist in die Entwicklung und den Bau von ELEKTRA geflossen ist. Dieses Leuchtturm-Projekt zeigt uns exemplarisch, wie es gelingen kann, mit innovativen Ideen langfristig eine Klimaverbesserung auf unseren Wasserstraßen zu erreichen. Berlin will hier Vorreiter sein.“

Frau Dr. Corinna Barthel von der Barthel Werft gratulierte der Taufpatin mit einem Blumenstrauß und sprach über die Besonderheiten beim Bau der ELEKTRA.

Unter der Projektleitung des Fachgebietes Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme der TU Berlin sind die Unternehmen BEHALA – Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Logistik), Schiffswerft Hermann Barthel, BALLARD Power Systems (Brennstoffzellen), Argo-Anleg (Wasserstoffsystem), SER Schiffselektronik Rostock (elektr. Energiesystem), EST-Floattech (Akkusystem) und HGK Shipping (nautischer Betrieb) an der Entwicklung, am Bau und der Erprobung der ELEKTRA als Partner beteiligt.

Die ELEKTRA wird als erstes emissionsfreies Schiff eine Vorbildfunktion einnehmen, denn dieses Energiesystem ist so konzipiert, dass es auf eine Vielzahl von Binnenschiffs- und Küstenschiffstypen übertragbar ist.

Es geht dabei nicht nur um die Energiebereitstellung für den Schiffsantrieb und das Schieben von Schubverbänden, sondern auch um die Energie für die Besatzung, die an Bord wohnt, kocht und wäscht. Weiterhin muss Energie für die Temperierung der Räume und des Steuerhauses bereitgestellt werden. Auch die Akkumulatoren benötigen eine bestimmte„Wohlfühltemperatur“ für einen effizienten Betrieb und eine lange Lebensdauer. All das muss bei begrenzter mitgeführter Energiemenge und ohne Reichweitenverlust funktionieren.

Die Abwärme der Brennstoffzellen wird durch eine konsequente Wasserkühlung genutzt und über eine Sole-Wärmepumpe werden die Räume beheizt. Dabei ist es von Vorteil, dass das Schiff immer Wasser mit Temperaturen von über 0° C unter dem Kiel zur Verfügung hat.

Der Einsatz eines selbstentwickelten Energiemanagementsystems und eines Fahrassistenten unterstützen den Schiffsführer und Logistiker bei der Planung der Einsätze und der Durchführung der Transporte.

Mit 750 kg nutzbarem gasförmigem Wasserstoff bei einem Druck von 500 bar an Bord und einer Batteriekapazität von ca. 2.500 Kilowattstunden hat das Schiff im Schubverband mit dem beladenen Schwergutleichter URSUS eine Reichweite von ca. 400 Kilometern. Daher wird in den Fahrtgebieten von Berlin Richtung Rhein/Ruhr, Hamburg und Stettin neben dem Westhafen unterwegs nur jeweils eine weitere Landstation zur Versorgung der ELEKTRA mit Wasserstoff und Strom benötigt. Insgesamt können Verbände bis 150 m Länge gefahren werden.

Sowohl im Berliner Westhafen als auch im Hafen Lüneburg werden die ersten Stationen für den Wechsel der Wasserstofftanks und elektrische Ladestationen in der benötigten Leistungsklasse von 500 Kilowatt in 2023 in Betrieb genommen.

Mit dem Industrie- und Gewerbepark Mittelelbe / H2 Green Power & Logistics GmbH hat die TU Berlin einen Liefervertrag zur Befüllung und zum Transport der Tanksysteme (Multiple Energy Gas Container – MEGC) mit grünem Wasserstoff bis zum Ende der Projektlaufzeit Ende 2024 abgeschlossen.

Die MEGC können mit dem bordeigenen Kran getauscht werden und der Stromanschluss erfolgt über einen Ladegalgen, an dem die Kabel landseitig geführt werden.

Für die Schiffsbesatzung ist somit der Umgang mit den armdicken Kabeln sehr einfach und das Schiff ist in kurzer Zeit an der Ladestation angeschlossen und die Pier ist frei von Kabeln.

Die Erprobungen finden zunächst vorwiegend im Bereich der Hauptstadtregion statt, ab 2023 werden die Erprobungen dann auch verstärkt im Fernverkehr Richtung Hamburg fortgesetzt.

Am Ende werden wir viel gelernt haben und wir können dann auch sagen, wie zukünftige marktfähige Binnen- und Küstenschiffe für viele Anwendungszwecke in dieser Leistungsklasse optimal ausgerüstet sein müssen und wie die Konzepte bei anderen Schiffstypen und Leistungsklassen aussehen können.

Bei einem Gesamtprojektvolumen von ca. 14,6 Mio. Euro wird das Projekt durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit ca. 9,1 Mio. Euro gefördert und vom Projektträger Jülich (PTJ) und der Nationalen Organisation für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) betreut und koordiniert.

 

 

Quelle und Foto: BEHALA, als weltweit erstes Schubboot, bei dem ein batterieelektrischer Antrieb mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik kombiniert wird, ist die ELEKTRA eine beeindruckende Pionierleistung im Bereich klima- und umweltfreundlicher Binnenschifffahrt.




Einsatz im Klimaschutz ausgezeichnet

Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik haben für ihr gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz einen VR-Award der VerkehrsRundschau erhalten. Mit dem Projekt „Klimaschutz kennt keinen Wettbewerb” streben die Logistiker einen klimaneutralen Straßengüterverkehr an und vertreten die Interessen ihrer Branche in der Mobilitätswende.

Die Logistikunternehmen Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik eint der Wunsch nach einer Mobilitätswende, bei der die Interessen der Anwender alternativer Antriebskonzepte einbezogen werden. Obwohl per se im Wettbewerb zueinander, haben sie sich zu einer gemeinschaftlichen, agilen Initiative für den Kampf gegen den Klimawandel zusammengeschlossen – und dafür nun den VR-Award der VerkehrsRundschau in der Kategorie Umweltschutz gewonnen.

„Die Mobilitätswende kann nicht im Alleingang Einzelner umgesetzt werden. Vielmehr müssen alle Beteiligten miteinander in einen Austausch treten, damit der Wandel funktioniert“, erklärt Sascha Hähnke, Geschäftsführer der Rhenus Transport. Schon seit rund zehn Jahren tauschen sich die Geschäftsführer der technologieoffenen Logistikunternehmen über alternative Antriebskonzepte aus.

„Gerade bei dem Einsatz neuer, wenig erprobter Technologien, ist es mehr als hilfreich, auf die bereits gemachten Erfahrungen der Kollegen aus den anderen Unternehmen zurückgreifen zu können“, sagt Torsten Oldhues, Managing Director Operations HAVI. Bereits seit langem setzen sie alternative Antriebe wie Gas- und Wasserstoff-Lkw, rein elektrische und Hybrid-Fahrzeuge ein. „Dank der Nutzung ökologischer Antriebskonzepte sparen wir jährlich mehr als 1.000 Tonnen CO2“, berichtet Matthias Strehl, Geschäftsführer bei Meyer Logistik: „Daher beobachten wir sehr genau die technischen Entwicklungen am Markt, um in der Anwendung perspektivisch diese Zahl zu erhöhen.“ Für die Zukunft planen die Logistikdienstleister weitere Anschaffungen von Fahrzeugen mit klimafreundlichen Antriebsarten.

Ihre umfangreiche Expertise zu Konzepten klimafreundlicher Nutzfahrzeuge nutzen die drei Logistiker, um mit Entscheidern aus Politik, Herstellern und Logistikunternehmen in einen kontinuierlichen Austausch zu kommen. Damit sensibilisieren sie in ihrer Vorreiterrolle für die Chancen, die der weitreichende Themenbereich „Alternative Antriebe“ bietet. Das in München ansässige Wochenmagazin VerkehrsRundschau würdigte die Initiative nun.

Quelle: Rhenus, Foto: VerkehrsRundschau/Jan Scheutzow, Rhenus Transport, HAVI und Meyer Logistik haben für ihr gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz einen VR-Award der VerkehrsRundschau erhalten. Entgegen nahmen ihn (von links nach rechts) Sascha Hähnke, Geschäftsführer Rhenus Transport, Matthias Strehl, Geschäftsführer Meyer Logistik, Torsten Oldhues, Managing Director Operations HAVI.

 




Unterwasserroboter in Hamburg getestet

Die acht Partner Hamburg Port Authority (HPA), das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen, die Technische Universität Delft, die regionale Entwicklungsgesellschaft Dubrovnik (DUNEA), SUBSEA TECH SAS, die Technische Universität Cluj-Napoca, die Technische Universität München und die Universität von Dubrovnik arbeiten im Rahmen des EU-geförderten Projektes SeaClear (www.seaclear-project.eu) an der Entwicklung eines autonomen Systems, um den Meeresboden zu reinigen.

Das SeaClear-System besteht aus einem autonomen Schiff mit zwei Unterwasserrobotern, die Abfall unter Wasser identifizieren und sammeln. Auf dem ITS Congress 2021 wurde das System, dessen Einzelkomponenten von verschiedenen Projektpartnern seit Januar 2020 entwickelt werden, vorgestellt. Nun werden die Einzelkomponenten erstmals zusammengeführt und die Prozesse im Rahmen einer Testkampagne unter Realbedingungen erprobt. Als Testgebiet fungiert das Areal des Hansahafens im Hamburger Hafen.

„Obgleich wir in Hamburg nicht die Herausforderung haben, große Mengen Plastikmüll aus der Elbe bergen zu müssen, bietet der Hafen doch ideale Bedingungen für die Tests des SeaClear-Systems. Das trübe Wasser der Elbe, die Tideströmungen und auch der Schiffsverkehr stellen besondere Herausforderungen für das System dar. Für uns sind diese Tests zudem wichtige Erfahrungen beim Einsatz von autonomen Systemen“, sagt Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority.

„Wir freuen uns, das System erstmalig im Hamburger Hafen zu testen“, sagt Carlos Jahn, Leiter des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik und Dienstleistungen. „Die Ergebnisse der einwöchigen Testläufe werden unsere Entwicklungen im Bereich der Systemintegration im weiteren Projektverlauf vorantreiben.“

Im Zuge der Tests werden unter anderem präparierte Proben von Müllpartikeln an den Gewässergrund abgelassen. Die Aufgabe des kleinen Tauchroboters ist die Erfassung und Markierung der Funde in der zuvor erstellten Umgebungskarte.

Quelle: Hamburg Port Authority, Foto: seaclear, der autonome Unterwasserroboter ROV Tortuga wird erstmalig im Hamburger Hafen getestet.




Außenweser wird digital

Bremerhaven und das Revier der Außenweser verfügen bislang über keine nautische Terminalkoordinierung oder vergleichbare smarte Lösungen. Dies erweist sich angesichts der Konkurrenz unter den europäischen Häfen als potentieller Wettbewerbsnachteil.

Vor diesem Hintergrund hat bremenports gemeinsam mit EUROGATE und dem Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC) das Projekt „Digitale Außenweser“ gestartet. „Wir freuen uns, für dieses ambitionierte Projekt mit HVCC einen kompetenten Partner gewonnen zu haben, der über umfangreiche Erfahrungen mit der Koordination von Schiffsanläufen in einem anspruchsvollen nautischen Bereich unter Beteiligung vieler Partner verfügt“, so bremenports Geschäftsführer Robert Howe. „Zugleich ist die Zusammenarbeit mit HVCC ein Beispiel, wie sinnvolle Hafenkooperation gestaltet werden kann.“ HVCC ist ein Joint Venture der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der EUROGATE Container Terminal Hamburg GmbH (CTH).

Ziel des Projektes ist es, mit transparenter und fortlaufend aktualisierter Information die vorhandenen Terminalkapazitäten besser zu nutzen und Ressourcenplanung zu optimieren, Schiffsanläufe vorrausschauend zu planen und so auch Treibstoffverbräuche zu senken.

Schifffahrt und Häfen sind heute mehr denn je miteinander vernetzt und als wesentliche Bestandsteile internationaler Lieferketten gemeinsam zu betrachten. In einer dynamischen Marktumgebung gewinnen Themen der Lenkung und Steuerung von Schiffsverkehren immer mehr an Bedeutung. In den Revieren müssen alle Aspekte der Schifffahrt möglichst passgenau mit den vielfältigen Prozessen öffentlicher wie privater Akteure in den Häfen synchronisiert werden.

Darüber hinaus führt das allgemeine Schiffsgrößenwachstum im Containerverkehr häufig zu Schiffsanläufen mit Tiefgangs-Einschränkungen auf der Außenweser. Um enge Zeitfenster einhalten zu können, müssen Schiffe verschiedener Kunden bestmöglich zu koordiniert werden, um unwirtschaftliche Zeitverluste zu vermeiden.

Innerhalb des Projektes sollen die heutigen Verkehrsabläufe (Prozesse, Kommunikation und genutzte Systeme) im Revier Außenweser analysiert werden. Dabei müssen organisatorische, wirtschaftliche, technische, zeitliche und rechtliche Aspekte geprüft werden, um über ein geeignetes Betriebskonzept entscheiden zu können.

Howe: „Um das Projekt erfolgreich zu gestalten, setzen wir auf eine enge Kooperation mit allen für dieses Thema wichtigen privaten und öffentlichen Akteuren. Wir brauchen die Lotsen, die Reeder die Umschlagsbetriebe und viele weitere am Geschehen Beteiligte.“

Geplant ist, das Projekt „Digitale Außenweser“ bis zum Frühjahr 2023 abzuschließen und damit einen ersten Baustein für die Smart-Port-Orientierung der Bremischen Häfen zu setzen.

Quelle: bremenports GmbH & Co. KG, Foto: bremenports GmbH & Co. KG/ Scheer




Blaulicht-Event am Chempark Uerdingen

Die Werkfeuerwehr des Chempark Krefeld-Uerdingen hat am Samstag, 14. Mai, ihre Fahrzeuge in Hohenbudberg ausgestellt. Das Event hat zahlreiche Feuerwehrfans angelockt.

Man nehme: Einen großen Parkplatz, jede Menge Feuerwehr-Liebhaberinnen und -Liebhaber und eine Handvoll Feuerwehrfahrzeuge. Und schon hat man das perfekte Event für Blaulichtfans. Die Chempark Werkfeuerwehr hat ihre Fahrzeuge hinter dem Werkszaun hervorgeholt und sie für Interessierte „ins richtige Licht“ gestellt.

„Wir bekommen unter anderem über Social Media von Blaulichtspottern häufig Anfragen, ob sie die Fahrzeuge der Werkfeuerwehr fotografieren können. Das haben wir heute möglich gemacht“, erzählt Florian Just, Brandesinspektor bei der Werkfeuerwehr Krefeld-Uerdingen. „Wichtig war uns, dass wir das ganze leicht zugänglich gestalten. Der Parkplatz außerhalb des Chempark ist dafür super geeignet. Im Ernstfall wären die Feuerwehrkollegen schnell einsatzbereit und im Werk.“

Aber nicht nur die (Hobby-)Fotografen und Filmer kamen auf ihre Kosten. Auch zahlreiche Familien waren vor Ort. 20 Kollegen der Werkfeuerwehr standen Rede und Antwort zu ihren Fahrzeugen. Mutige konnten sich am Firetrainer mit dem Feuerlöscher ausprobieren und wem nicht warm genug war, der konnte sich einmal in die komplette Feuerwehr-Montur werfen. „Wir freuen uns sehr, dass wir nach über zwei Jahren Corona endlich mal wieder so etwas ähnliches wie einen Tag der offenen Tür machen können. Schön zu sehen, dass so viel Interesse an unserer Arbeit besteht“, sagt Marius Althaus, stellvertretender Leiter der Werkfeuerwehr Krefeld-Uerdingen. „Danke an alle Kolleginnen und Kollegen, die das heute möglich gemacht haben.“

„Ich habe mich sehr gefreut, als ich den Post vom Chempark auf Instagram gesehen habe. Ich wollte mir vor allem die außergewöhnliche Technik anschauen“, sagt Besucher Dominik Lorenz. „Dormagen und Leverkusen lasse ich mir nicht entgehen.“

Denn ähnliche Veranstaltungen sind auch an den anderen beiden Chempark-Standorten geplant.

Quelle und Foto: Chempark, Dominik Lorenz ist bei der freiwilligen Feuerwehr und interessiert sich sehr für die außergewöhnliche Technik der Werkfeuerwehrfahrzeuge.




Rotterdam richtet Luftraum über Hafen ein

Um die zunehmende Anzahl von Dronen-Flugbewegungen über dem Rotterdamer Hafengebiet in geregelte Bahnen zu lenken, führt der Hafenbetrieb ein Pilotprojekt für Verkehrsregeln und -management im „unteren Luftraum“ durch. Eine Premiere in den Niederlanden. Jetzt begann das Ausschreibungsverfahren für Parteien, die den Hafen bei diesem Vorhaben unterstützen können.

Der bemannte Flugverkehr wird von den erfahrenen Kräften der Flugverkehrsleitung der Niederlande abgewickelt, während die Abteilung Hafenmeister den Schiffsverkehr in Rotterdam und Umgebung begleitet. Für den professionellen Dronenverkehr im „Very Low Level Airspace“, beziehungsweise im unteren Luftraum, besteht bisher keine vergleichbare Kontrollinstanz. Die Tests des Hafenbetriebs Rotterdam sollen Aufschluss darüber verschaffen, wer am besten für diese Tätigkeit geeignet ist und welche effektiven Regeln für die Nutzung des Luftraums erforderlich sind.

Die Zahl der Dronenflüge nimmt stetig zu. Bisher werden sie für Inspektionen, zur Gefahrenabwehr und für die Verbrechensaufklärung eingesetzt, aber schon bald sollen auf diesem Wege auch Pakete zugestellt werden. Eine positive Entwicklung, die zu den Bestrebungen des Hafenbetriebs Rotterdam passt, ein sauberer und intelligenter Hafen zu sein. Dronen sind schnell, nicht umweltbelastend, wartungsarm, relativ kostengünstig und sicher. Im hybriden Hafen der Zukunft sollen außer Schiffen, Zügen und Lkw auch Dronen für den Transport von Frachtgütern und Passagieren eingesetzt werden. Die ersten Vertiports (Flughäfen für Maschinen, die vertikal landen und starten) in Rotterdam können möglicherweise schon im Jahr 2024 getestet werden. Für 2026 werden die ersten kommerziellen Flüge in fliegenden Taxis erwartet, die zunächst allerdings noch von einem Piloten gesteuert werden. Hersteller entwickeln zurzeit Dronen für die Beförderung von zwei bis sechs Fluggästen.

Zum Hafengebiet haben nur Dronenbetreiber Zugang, die über eine Genehmigung der niederländischen Aufsichtsbehörde für menschliche Umwelt und Verkehr („Inspectie Leefomgeving en Transport“) verfügen. In Zukunft soll es kein Ausnahmefall mehr sein, dass im Luftraum mehrere Dronenflüge gleichzeitig stattfinden. Da die Sicherheit im Rotterdamer Hafen höchste Priorität hat und Rettungsdienste (wie Rettungs- und Polizeihubschrauber) nicht bei ihrer Arbeit behindert werden dürfen, hat der Hafenbetrieb eine Ausschreibung für Unternehmen organisiert, die Systeme für die Kontrolle von unbemanntem Flugverkehr („Unmanned Traffic Management“) anbieten. Diese „UTM“ oder „U-Space“ überwachen, welche Dronen sich in der Luft befinden und ob die Flüge genehmigt wurden, um den Dronenverkehr in geregelte Bahnen zu lenken.

Außer den Unternehmen und Behörden, die sich mit dem Dronenflug befassen, sind auch die niederländischen Ministerien für Verteidigung und Infrastruktur („Ministerie van Defensie en Infrastructuur“) & Wasserwirtschaft („Waterstaat“) an dem Projekt „Rotterdam prototype U-Space Airspace“ beteiligt, ebenso wie die oben genannte Aufsichtsbehörde für menschliche Umwelt und Verkehr („Inspectie Leefomgeving en Transport“). Mithilfe des Prototyps will man sich einen fundierten Eindruck davon verschaffen, welche Tätigkeiten und wie viel Arbeit für die Dronen-Luftraumkontrolle eingeplant werden müssen, welche Kosten anfallen und wer die Arbeiten an besten ausführen kann. All das, um langfristig die Sicherheit im Luftraum garantieren zu können. Der Testdurchlauf beginnt Mitte 2022 und wird zwei Jahre lang dauern. Nach Abschluss können endgültigere Entscheidungen über die Einrichtung der Dronen-Luftraumkontrolle gefällt werden.

Der Hafenbetrieb Rotterdam hat ein Whitepaper über den Einsatz von Dronen und die mögliche Einrichtung eines U-Space im Rotterdamer Hafengebiet verfasst.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Port of Rotterdam/ Luuk Barth




Hafen Wien goes green: 40 Mio. Euro für CO2-Neutralität bis 2040

An der Schnittstelle internationaler Handelswege nehmen der Hafen Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, und seine Tochter WienCont eine wichtige Funktion im österreichischen Verkehrssystem ein und haben damit Vorbildwirkung für den gesamten Sektor – auch in Bezug auf den Klimaschutz. Um den Status und mögliche weitere Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren, hat der Hafen Wien die Österreichische Energieagentur mit der Erstellung einer Energie- und CO2-Bilanz für den Hafen Wien und die WienCont auf Basis der Daten 2019 beauftragt.

„Wien wird bis 2040 klimaneutral: Daher ist es wichtig, schon jetzt Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren und zu setzen, um das Ziel zu erreichen. Der Hafen Wien ist hier auf einem guten Weg, wie die aktuelle Studie der Österreichischen Energieagentur zeigt. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt im Hafen Wien bereits jetzt bei 25 Prozent. Und bis zum Jahr 2040 wollen wir weitere 40 Millionen Euro in alternative Energien und weitere CO2-reduzierende Maßnahmen am Standort investieren“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

„An allen vier Standorten des Hafen Wien – Albern, Freudenau, Lobau und HQ7 – wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt: So wird der Containerterminal der WienCont schon seit dem Jahr 2018 mit 100 Prozent grüner Energie aus Wasserkraft versorgt. Seit Anfang des Jahres befindet sich die dritte Solaranlage am Areal im Probebetrieb und eine vierte Solaranlage wird noch heuer projektiert. Die bis 2040 geplanten Investitionen umfassen unter anderem den weiteren Ausbau klimafreundlicher Energien, die CO2-sparende Umgestaltung des Fuhrparks aber auch die verstärkte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bzw. aufs Wasser“, so Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding.

Österreich ist in Europa Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien und das Land bekennt sich zu einer aktiven Klimaschutz- und Energiepolitik. Hier fungiert der Hafen Wien als Best Practice Beispiel: „Als multimodales Logistikzentrum verbindet der Hafen Wien die CO2-sparenden Verkehrswege Schiene und Binnenwasserstraße. Bis zum Jahr 2040 wollen wir kontinuierlich die Klimabilanz für den Hafen Wien und die WienCont verbessern, durch Investition in den Ausbau unserer nachhaltigen Aktivitäten zur Stärkung von Green Logistics“, so die technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, Doris Pulker-Rohrhofer.

„Auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft ist der Verkehr nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Dieser Sektor ist immerhin für ganze 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich“, sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Doch gerade Unternehmen wie der Hafen Wien haben die Möglichkeit, einen großen Beitrag zu leisten, damit auch für unsere Kinder ein Leben in einer intakten Umwelt und die ökologische Vielfalt gesichert sind.“

Um einerseits die Klimaneutralität im Hafen Wien zu erreichen und andererseits auch zum klimaneutralen Wien beizutragen, wird der Hafen Wien bis 2040 insgesamt 40 Millionen Euro investieren.

Eines der wichtigsten Ziele dabei ist, noch mehr Güter vom Transport auf der Straße zur Beförderung auf die Schiene und auf das Wasser zu verlagern. Deshalb wird der Hafen Wien seinen Containerterminal nochmals ausbauen und dafür 20 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Außerdem werden weitere Landflächen im Hafen Freudenau gewonnen, um zusätzliche Umschlageinrichtungen ansiedeln zu können. Diese Redimensionierung des Hafenbeckens ist deshalb möglich, da der Hafen Freudenau noch aus einer Zeit stammt, in der ein Hafenbecken viel größer dimensioniert werden musste, als das heute der Fall ist. Denn heute brauchen die Schiffe weniger Platz zum Wenden und können auch rascher be- und entladen werden. Für das Projekt Landgewinnung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Sieben Millionen Euro werden in neue moderne und umweltfreundlichere Kräne und Umschlagsinfrastruktur investiert. Um weitere drei Millionen Euro werden die Heizanlagen auf dem Hafenareal modernisiert.

Der Gesamtenergieverbrauch von Hafen Wien und WienCont liegt bei 8.967 MWh pro Jahr (4.571 MWh/Jahr bei Hafen Wien sowie 4.396 MWh/Jahr bei WienCont). Beide Unternehmen konnten in Summe bereits 1.312 MWh fossile Energie im Jahr 2019 durch erneuerbare Energie ersetzen. Über alle Standorte zusammen liegt der Anteil der erneuerbaren Energien immerhin bereits bei 25 % (Hafen Wien: 20 %, WienCont: 30 %). Das entspricht im Vergleich zu einem jährlichen österreichischen pro-Kopf-Energieverbrauch von 38 MWh (BMK, 2020 und Statistik Austria, 2019) etwa dem Energieverbrauch von 236 Österreicher*innen.

Die Ergebnisse der Untersuchung der Österreichischen Energieagentur zeigen, dass beide Unternehmen, Hafen Wien und WienCont, durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Jahr 2019 in Summe Emissionen von 1.702 Tonnen CO2-Äquivalenten verursachten.

Beim Vergleich mit den jährlichen pro-Kopf-CO2-Emissionen in Österreich von rund 9,4 Tonnen CO2-Äquivalenten (Statista, 2020) entspricht dies etwa den CO2-Emissionen von 181 Österreicher*innen. Davon entfielen 48 Prozent (819 Tonnen) auf den Hafen Wien und 52 Prozent (883 Tonnen) auf die WienCont. In beiden Fällen sind die Emissionen überwiegend Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen sowie der Wärmebereitstellung zuzurechnen – hier werden derzeit noch überwiegend fossile, CO2-intensive Energieträger eingesetzt.

Innerhalb der Studie wurde zudem der Vorteil der trimodalen Infrastrukturbereitstellung (Kombination aus Schiff-Straße-Schiene) im Zuge einer Nutzenkorbanalyse untersucht und hinsichtlich der eingesetzten Energie und klimarelevanten Emissionen bewertet. Hierbei zeigt sich, dass der Hafen Wien durch die Kombination der Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenwasserstraße gegenüber einem monomodalen Standort für die Transportleistung von 1.000 Tonnen-Kilometern (tkm) rund 42,7 Prozent der Energie bzw. 44 Prozent der Emission an CO2-Äquivalenten einspart.

Neben den in der Studie berücksichtigten und bis 2019 umgesetzten Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen, hat der Hafen Wien aktiv an der Verbesserung seiner CO2-Bilanz gearbeitet. Nach einer umfassenden Analyse weiterer möglicher Maßnahmen wird der Hafen Wien und die WienCont diesen Weg weitergehen, um ihren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz auch in Zukunft auszubauen.

Der Hafen Wien betreibt seit Anfang des Jahres bereits die dritte Solaranlage im Probebetrieb. Eine vierte Solaranlage wird heuer projektiert. Außerdem hat der Hafen Wien in den letzten Jahren einen Großteil der Außen- sowie Innenbeleuchtung in den Lagerhallen auf LED umgestellt, E-Schnellladestationen wurden am Gelände installiert, fünf E-Fahrzeuge wurden angeschafft, bei Fahrten am und außerhalb des Hafengeländes wird verstärkt auf E-Bikes gesetzt und es wurde bei sämtlichen Betriebsanlagen auf ÖKO-Strom umgestellt.

Zusätzlich werden heuer im Hafen Albern zwei Ölheizungen durch Luft-Wärme-Pumpen ersetzt, diese werden wiederum mit Solarstrom gespeist und somit hat der Hafen Wien die Distanz zur vollständigen CO2-Neutralität weiter reduziert. Zusätzlich konnte aufgrund des Wechsels in den energiekonformen Modus mittels LED beim Projekt Außenbeleuchtung im Jahr 2020 im Gewerbeareal HQ7 eine Energieersparnis von rund 87 Prozent erzielt werden.

Sowohl der Hafen Wien als auch die WienCont haben konsequente Maßnahmen gesetzt, um ihren Anteil an alternativen Energien zu erhöhen und damit ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Der Strom am Hafen Wien wird bereits in diesem Jahr zu 100 Prozent als erneuerbare Energie am Standort eingesetzt. Dieser wird einerseits durch die eigenen Photovoltaikanlagen gewonnen, andererseits wird der Ökostrom auch zugekauft. Dieser zugekaufte Ökostrom wird konkret aus Wasserkraft, Biogas, fester und flüssiger Biomasse, Wind- und Sonnenenergie gewonnen. Außerdem wird das Terminal der WienCont seit einigen Jahren mit 100 Prozent Energie/Strom aus Wasserkraft versorgt.

Der Hafen Wien achtet nicht nur auf seine eigenen betrieblichen CO2-Emissionen, sondern auch auf das Potenzial, mit seinen Produkten und Dienstleistungen die Emissionen von Partner*innen und Kund*innen zu senken.

So hat der Hafen Wien im August 2021 eine Kooperation mit dem Trailer-Innovator HELROM gestartet. Bislang lassen sich mehr als 90 Prozent der Trailer (= LKW-Auflieger) in Europa aufgrund technischer Barrieren nicht von der Straße auf die Schiene bringen. Ziel der Zusammenarbeit mit HELROM ist, mehr Trailer auf der Schiene statt auf der Straße zu befördern. Inzwischen verkehren wöchentlich drei Rundläufe zwischen Düsseldorf und Wien. Mit Hilfe von im Waggon integrierter Schwenktechnologie können die Trailer direkt vom Waggon auf die bereitstehende LKW-Zugmaschine umgeschlagen werden.
Seit Aufnahme des Probebetriebs im August 2020 konnten rund 500 Züge in Wien Freudenau abgefertigt, 14.000 Sattelaufliegerfahrten von der Straße auf die Schiene verlagert und dadurch 8.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.

Einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert zudem die Innovationsschmiede des Hafen Wien, der thinkport VIENNA, welcher güterlogistische Innovationen in Wien entwickelt, testet und umsetzt. Im Jahr 2020 hat der thinkport VIENNA gemeinsam mit der European Federation of Inland Ports (EFIP) die weltweit erste Open Innovation Challenge für Binnenhäfen ins Leben gerufen. Eine Challenge um einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können, um nur eines der innovativen Beispiele zu nennen.

Der Hafen Wien ist als Tochter der Wien Holding ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit den Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau ist dieses Logistikzentrum mit drei Millionen Quadratmeter das größte Güterverkehrszentrum im Osten von Österreich. Der Hafen Wien ist durch seine Anbindung an die drei TEN-T Korridore ein sehr attraktiver Verkehrsknotenpunkt. Rund 2.000 Kilometer entfernt vom Schwarzen Meer und rund 1.500 Kilometer von der Nordsee fungiert der Hafen Wien mit seiner optimalen direkten Anbindung an die drei Verkehrsträger Binnenwasserstraße, Schiene und Straße, sowie mit der Nähe zum Flughafen Wien-Schwechat als leistungsstarke Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwege.

Die WienCont – ein Tochterunternehmen des Hafen Wien steht für eine moderne und trimodale Umschlagstechnik. Neben der Stellung als optimale Drehscheibe für die Abwicklung von Ganzzugverkehren zu den wichtigsten Seehäfen, sowie kontinentalen Verkehrsknotenpunkten, die eine Anbindung an die bedeutendsten internationalen Logistikzentren gewährleistet, ist die WienCont auch im Containerhandel tätig und bietet Zusatzleistungen wie Containerreparatur an. Zusätzlich bietet die WienCont seit Anfang des Jahres 2019 mit ihrem Tochterunternehmen – Fehringer’s Technical Service Consulting GmbH – weitere Serviceleistungen wie die mobile Inspektion und Reparatur von Ladeeinheiten an.

Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur.

Mehr als 85 Mitarbeiter*innen aus vielfältigen Fachrichtungen beraten auf wissenschaftlicher Basis Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie internationale Organisationen. Sie unterstützen diese beim Umbau des Energiesystems sowie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Österreichische Energieagentur setzt zudem im Auftrag des Bundes die Klimaschutzinitiative klimaaktiv um.
Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.

Im Podcast Petajoule beantworten die Expert*innen der Österreichischen Energieagentur mit Gästen aus der Energiebranche die Fragen der Energiezukunft.

Quelle und Foto: Wien Holding




4,6 Millionen Tonnen Wasserstoff in 2030

Der Rotterdamer Hafen kann, mit dem hier aktiven Firmencluster und in Zusammenarbeit mit exportierenden Ländern, 2030 Nordwesteuropa mit mindestens 4,6 Millionen Tonnen Wasserstoff versorgen. Das ist wesentlich mehr, als wovon man bisher ausgegangen ist.

Die Nutzung von 4,6 Millionen Tonnen Wasserstoff bedeutet eine CO2-Reduzierung von 46 Millionen Tonnen und steigert somit die Energieunabhängigkeit Europas. Diese Menge Wasserstoff versteht sich als eine vom Hafenbetrieb Rotterdam erstellte Gesamtsumme aus konkreten Projekten und realistischen Plänen, mit denen Unternehmen und exportierende Länder derzeit beschäftigt sind.

Im Namen von ca. 70 Unternehmen und exportierenden Ländern hat der Hafenbetrieb Rotterdam dieses Angebot dem EU-Kommissionsmitglied, Frans Timmermans, vorgelegt, um mit der Wasserstoffwirtschaft einen Schnellstart hinzulegen. Die Pläne und Projekte sind eine konkrete Ausgestaltung der verschärften europäischen Ambitionen: Im Rahmen von „RepowerEU“ ist mit Bezug auf „Fit for 55“ (von 5,6 Millionen Tonnen auf 20 Millionen Tonnen) eine Vervierfachung der Produktion und des Imports von Wasserstoff ins Blickfeld gerückt. Der Wasserstoff kann für die nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft, besonders als Transportkraftstoff und in der Industrie eingesetzt werden.

„Die Nutzung nachhaltigen Wasserstoffs trägt substantiell zu den europäischen Zielen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Steigerung der Unabhängigkeit Europas im Energiebereich bei. Mit der Produktion und dem Import von grünem Wasserstoff tragen wir zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft bei“, sagt Allard Castelein, Geschäftsführer des Hafenbetriebs Rotterdam.

Laut der 70 Parteien, die das Angebot unterschreiben, sind zwei Rahmenbedingungen ausschlaggebend, um die Wasserstoffwirtschaft schnell in Gang zu bringen. Die Erste Bedingung ist die Zertifizierung von Wasserstoff: Von außerhalb Europas importierter Wasserstoff muss hier als „grün“ anerkannt werden. Die zweite Bedingung ist das Schließen der finanziellen Lücke zwischen der Nutzung von grauer und der Nutzung von grüner Energie und Wasserstoff. Denn solange aus fossilen Rohstoffen erzeugte Energie billiger ist als nachhaltige, können die Produktion und die Nutzung von grünem Wasserstoff nicht die Fahrt aufnehmen, die nötig ist, um die europäischen Ziele zu erreichen.

Wasserstoff stellt eine Alternative zur Nutzung von Öl und Erdgas als Energieträger und Rohstoff dar. Viele Unternehmen sind mit Projekten beschäftigt, um in Nordwesteuropa mithilfe grünen Stroms Wasserstoff zu erzeugen oder dies dort zu tun, wo mehr Sonne, Wind und Platz zur Verfügung stehen. Auf der ganzen Welt bereiten Länder sich auf diese neue Energieversorgung vor. Beispielsweise in Lateinamerika oder in Australien erzeugter Wasserstoff kann effizient und in großem Umfang nach Rotterdam verschifft, hier verarbeitet und ins Hinterland transportiert werden.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam, EU-Kommissionsmitglied, Frans Timmermans und Allard Castelein, Geschäftsführer des Hafenbetriebs Rotterdam