Drohender Lockdown der Lieferketten

Die Neuerungen im Infektionsschutzgesetz zur 3G-Regelung am Arbeitsplatz und der 3G-Pflicht im öffentlichen Verkehr treten am 24. November 2021 in Kraft. Für den Mobilitäts- und Logistiksektor sind die Vorschriften in der Umsetzung nicht praktikabel. Dr. Florian Eck, Geschäftsführer des DVF dazu:

„Die neu im Infektionsschutzgesetz vorgeschriebene 3G-Regelung für Arbeitsstätten macht für stationäre Arbeitsplätze Sinn. Im mobilen Bereich droht ein Lockdown der Lieferketten. Problematisch wird es vor allem bei der grenzüberschreitenden Belieferung. Oftmals ist das Personal mit in Deutschland nicht zugelassenen Impfstoffen immunisiert, Tests vor der Belieferung nicht möglich. Die bisher berechtigte Ausnahme von Transportpersonal von der Testpflicht wird damit faktisch außer Kraft gesetzt. Betriebsgelände und Logistikzentren können somit nicht befahren oder betreten werden, die Lieferketten werden lahmgelegt.“

„Wichtig sind jetzt pragmatische Ausnahmeregelungen für das Transportpersonal. Seit März 2020 haben die Unternehmen erfolgreich Schleusenkonzepte aufgebaut und eigene Hygienestandards entwickelt. Darauf muss aufgesetzt werden. Analog zur Einreiseverordnung müssen Transportmitarbeiter*innen von der Testpflicht ausgenommen werden, soweit der Aufenthalt in der jeweiligen Betriebsstätte nur vorübergehend ist und Hygiene- sowie Schutzmaßnahmen getroffen werden. Die Schleusenkonzepte sehen in der Regel auch separate Toiletten für betriebsexternes Transportpersonal vor. Auch diese Lösung wird durch das neue Gesetz aufs Spiel gesetzt. Gleichermaßen müssen die Testkapazitäten an den Grenzen ausgebaut werden.“

Im öffentlichen Verkehr dürfen ab Mittwoch aufgrund des Bundesgesetzes nur noch Geimpfte, Genesene und negativ auf Corona Getestete befördert werden. Eck dazu: „Die 3G-Pflicht für Passagiere in Bussen und Bahnen tritt in Kraft, ohne dass sich der Bund zu einer aktiven Begleitung der Maßnahmen bekannt hat. Die Verkehrsunternehmen werden mit den neuen Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes alleine gelassen. Es fehlen die Ressourcen für die nun notwendigen Kontrollen, soweit sie in einem offenen System überhaupt möglich sind. Hier muss der Bund nachsteuern, beispielsweise durch Übernahme der Kontrollaufgaben im ÖPNV durch die Bundespolizei. An dieser Stelle wird auch deutlich, dass im Zuge der laufenden vierten Welle eine Ausweitung des Rettungsschirms nach 2022 hinein notwendig wird.“

„Es ist jetzt Aufgabe der geschäftsführenden Bundesregierung, insbesondere von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gemeinsam, schnell und pragmatisch zu handeln. Die Zeit drängt, die neuen Regeln gelten ab dem 24. November 2021. Wenn keine Ausnahmeregeln kommen, drohen diesmal keine Staus an den Grenzen, sondern an den Toren der Logistikzentren. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln geht es um eine Einbeziehung der Bundespolizei in Kontrollkonzepte, auch das muss schnellstmöglich entschieden werden.“

Quelle: DVF, Foto: HPA/ Andreas Schmidt-Wiehoff




BME veröffentlicht Logistik-Studie 2021

Das Management nachhaltiger Lieferketten hat in manchen Unternehmen noch „Luft nach oben“. Nicht immer wird dort Nachhaltigkeit in Supply Chains auf Basis einer konkreten Strategie und mit definierten Verantwortlichkeiten bereits umgesetzt.

Das Management nachhaltiger Lieferketten wird bereits von einer großen Zahl deutscher Unternehmen bewusst umgesetzt. Gleichzeitig gibt es aber auch noch bei vielen Firmen „Luft nach oben“. Nicht immer wird dort Nachhaltigkeit in Supply Chains auf Basis einer konkreten Strategie und mit definierten Verantwortlichkeiten bereits umgesetzt. Das sind zentrale Ergebnisse der BME-Logistik-Studie 2021 „Nachhaltigkeit in Supply Chains“.

Die Online-Erhebung wurde gemeinsam vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) und der Hochschule Fulda durchgeführt. An der Umfrage beteiligten sich 226 Führungskräfte aus Einkauf, Logistik und Supply Chain Management. Sie sind in den Branchen Industrie, Handel und Dienstleistung geschäftlich aktiv. Ziel der diesjährigen BME-Logistik-Studie war es, den Status quo von Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement in Supply Chains bei Unternehmen im deutschsprachigen Raum zu erfassen.

„Noch zu selten setzen die Unternehmen Nachhaltigkeit auf Basis gezielter Strategien und fest definierter Verantwortlichkeiten um. Dieser Tatbestand zieht sich durch nahezu alle Bereiche – von der Organisation über den Umfang der operativen Umsetzung bis hin zu konkreten Aktivitäten“, betont BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov. Danach verfügen derzeit weniger als die Hälfte der befragten Firmen über eine eigene Organisationseinheit für Nachhaltigkeit. Häufig werde Nachhaltigkeit noch als „Projekt“ in den Logistik- oder Einkaufsabteilungen verortet, das neben anderen Aufgaben abgearbeitet wird. „Unternehmen, die bereits eine Organisationseinheit für Nachhaltigkeit eingerichtet haben, äußern sich positiv über die Einbindung in Aufbau- und Ablauforganisation. Das ist ein Zeichen dafür, dass es betriebsintern anscheinend wenig Reibungspunkte gibt“, so Frau Melnikov weiter.

„Die aktuellen Studienergebnisse belegen, dass die Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit künftig noch weitaus stärker in den Blick nehmen müssen. Wichtig ist dabei, alle Glieder der Werftschöpfungskette zu betrachten“, sagt Carsten Knauer, BME-Leiter Sektion Logistik/SCM, Referent Fachgruppen. Nachhaltigkeit in den Lieferketten sollte sich seiner Meinung nach „nicht nur auf den Einkauf des Unternehmens reduzieren. Es geht vielmehr darum, auch bei den Kunden ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen – beispielsweise für höhere Preise. Denn Nachhaltigkeit verursacht meistens auch höhere Kosten.“

„Es ist erfreulich, dass es Vorreiter gibt, die die Bedeutung von Nachhaltigkeit in Lieferketten für das eigene Unternehmen erkannt haben. Damit lassen sich Chancen und Wettbewerbsvorteile erzielen“, erklärt Michael Huth, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Logistik, an der Hochschule Fulda. Gleichzeitig zeige sich seiner Einschätzung nach aber auch, dass „zu viele Firmen nur auf externe Anforderung zur Nachhaltigkeit reagieren – und das häufig auch nur halbherzig“.

Die BME-Logistik-Studie „Nachhaltigkeit in Supply Chains“ wurde im Zeitraum vom 17. Mai bis 15. Juli 2021 durchgeführt. Die meisten Teilnehmer kamen aus der Lager- und Transportbranche sowie aus den Bereichen Automotive, Pharma, Chemie und Maschinenbau. Autoren der Umfrage sind Prof. Dr. Michael Huth (Hochschule Fulda) und Carsten Knauer (BME).

Die Ergebnisse der BME-Logistik-Studie 2021 „Nachhaltigkeit in Supply Chains“ können hier heruntergeladen werden.

Quelle und Grafik: BME




5. Sustainable Shipping Conference in Bremen

In Bremen hat am 8. und 9. November die 5. Sustainable Shipping Conference stattgefunden. Expert*innen und rund 145 Gäste aus der maritimen Branche diskutierten Trends, Technikfragen und regulatorische Entwicklungen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Schifffahrt. Das Maritime Cluster Norddeutschland war als Mitveranstalter an Bord.

Die Trends und Entwicklungen auf den globalen Schifffahrtsmärkten zeigte zum Auftakt Professor Dr. Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik auf. Er skizzierte damit auch den ökonomischen Rahmen, in dem die weitere Dekarbonisierung der Branche stattfinden soll. Dank der aus Sicht der Reedereien zuletzt sehr positiven Entwicklung der Frachtraten, die sich teilweise in kurzer Zeit verachtfacht hätten, und der guten Ergebnisse seien diese Unternehmen heute „in der Lage, Reserven zu bilden und in nachhaltige Technik zu investieren“, unterstrich Lemper in seiner Keynote. Allerdings hätten angesichts der Angebotslücke auch die Neubestellungen von Schiffen seit Herbst 2020 stark und seit diesem Frühjahr sogar „extrem“ angezogen. Ab 2023/24 sei daher mit einer Normalisierung zu rechnen, sogar erneute Überkapazitäten wären dann möglich, warnte Lemper.

Michael Maass von der Kühne+Nagel (AG&Co.) KG gab einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der zu den weltweit führenden Transportlogistikunternehmen gehörenden Gesellschaft beim Thema Nachhaltigkeit. So könnten Seetransportkunden schon heute über die Plattform Seaexplorer leicht erkennen, „welches der jeweils umweltfreundlichste Dienst für den Transport ihrer Container von A nach B ist“, so Maass. Wegen der aktuellen Engpässe im Containerseetransport seien die Wahlmöglichkeiten aktuell allerdings mitunter eingeschränkt. In Bezug auf CO2-Emissionen setze K+N grundsätzlich auf eine langfristige Strategie und den Dreiklang von „vermeiden, reduzieren, kompensieren“. Maas gab zu Bedenken, dass es „Nachhaltigkeit im Transportwesen nicht umsonst gibt“.

Wolfram Guntermann von der Containerlinienreederei Hapag-Lloyd berichtete über ein Leuchtturmprojekt seines Unternehmens auf dem Weg zur emissionsarmen Schifffahrt, die Umrüstung der „Brussels Express“ für den Betrieb mit flüssigem Erdgas (LNG). Das Schiff mit einer Kapazität von 15.000 TEU sei „das erste Schiff dieser Größenordnung, das auf LNG-Betrieb umgerüstet wurde“. Hapag-Lloyd erwartet von derartigen Umrüstungen eine Reduktion der CO2-Emissionen in der Größenordnung von 15 bis 25 Prozent gegenüber dem Betrieb mit herkömmlichen Brennstoffen. Guntermann wies dabei auch auf die hohen Kosten (30 Mio. Euro) der technisch aufwendigen und anspruchsvollen Umrüstung hin. Die weltweit fünftgrößte Linienreederei hat mittlerweile zwölf große Neubauten bestellt, die mit LNG angetrieben werden können, 17 Schiffe der bestehenden Flotte gelten als LNG-ready, könnten also auf LNG umgerüstet werden.

Dr.-Ing. Ulrich Malchow von der Hamburger Ionada GmbH präsentierte technische Möglichkeiten und erste Pilotprojekte zur Abscheidung von CO2 aus Schiffsabgasen. „Null CO2 Emissionen bis 2050“ sei allein mit alternativen Kraftstoffen nicht zu erreichen. Gerade für die Bestandsflotte könnte die CO2-Abscheidung eine „pragmatische Lösung darstellen“, sagte Malchow. Mit der immer höheren Bepreisung von CO2-Emissionen werde die CO2-Abscheidung für die Schifffahrt künftig „auch zu einem Business Case“.

Sebastian Ebbing vom Verband Deutscher Reeder führte in das Fit-for-55-Gesetzepaket der EU („Green Deal“) ein, das auch erhebliche Folgen für die Schifffahrt impliziert. Die Ziele seien grundsätzlich zu begrüßen, die für die Schifffahrt maßgebende Verordnung zur Nutzung kohlestoffarmer Kraftstoffe im Seeverkehr müsse aber der Praxis teilweise noch angepasst werden. Als eine Herausforderung formulierte Ebbing die Bereitstellung von alternativen Kraftstoffen in ausreichender Menge. Eine andere sei die Verfügbarkeit von Landstrominfrastruktur als Voraussetzung für eine Landstrompflicht. „Hierfür kann nicht das Schiff verantwortlich sein“, betonte Ebbing.

In drei Workshops diskutierten Teilnehmer*innen und Expert*innen intensiv weitere Nachhaltigkeitsthemen, wie das Potenzial von Segeltechnologien, den künftigen Umgang mit Unterwasserschall sowie die Problematik der EU-Taxonomie.

Im Rahmen eines Empfangs des Senats der Freien Hansestadt Bremen hatte am Vorabend Tanja Dalgaard vom dänischen Thinktank Mærsk Mc-Kinney Møller Center for Zero Carbon Shipping in einem Festvortrag die großen Herausforderungen und Lösungsansätze für den Weg in eine dekarbonisierte maritime Branche skizziert.

Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die beiden „greenports-Awards 2021“ der bremischen Häfen durch bremenports-Geschäftsführer Robert Howe verliehen. Die Preise gingen an das niederländische Feederschiff „Freya“ (Kategorie emissionsärmste Schiff) sowie an deren Reederei, die niederländische Holwerda Shipmanagement B.V. (Kategorie Reederei mit emissionsärmster Flotte).

Die 5. Sustainable Shipping Conference fand als Hybridveranstaltung im Haus der Bremischen Bürgerschaft mit rund 85 Teilnehmer*innen vor Ort, für die die 3G-Regeln galten, sowie weiteren 60 Teilnehmer*innen online statt. Veranstalter waren die Senatorin für Wissenschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, die Hochschule Bremen sowie das Maritime Cluster Norddeutschland.

Quelle und Foto: Maritimes Cluster Norddeutschland e. V., während der 5. Sustainable Shipping Conference im Haus der Bremischen Bürgschaft 




Rheinische Wirtschaft mit klarer Aufwärtstendenz

Die Lockerungen der Corona-Verordnungen, steigende Konsumlaune und zunehmende Investitionen sowie eine hohe Auslandsnachfrage führen in der Wirtschaft im Rheinland zu einem deutlichen Aufschwung. Das zeigt das aktuelle Konjunkturbarometer der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Rheinland. 

„Die 2.700 befragten Unternehmen im Rheinland bewerten ihre aktuelle Geschäftslage viel besser als in den Vorumfragen, die noch ganz im Zeichen drastischer Einschränkungen des Wirtschaftslebens standen. Das gilt auch für viele Betriebe aus Leitbranchen am Mittleren Niederrhein“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein.“ 40 Prozent der befragten Unternehmen beschreiben ihre Lage als gut, 15 Prozent sind mit ihrer Situation unzufrieden. Mit einem Saldo von fast 26 Punkten erreicht der Lageindex wieder das Vorkrisenniveau. Dr. Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg: „Während die Bauwirtschaft, die IT-Branche und Teile der Industrie die Corona-Krise größtenteils überstanden haben, hat sich die Situation im Gastgewerbe oder im Einzelhandel noch nicht entspannt. Lieferschwierigkeiten für einige Rohstoffe und Vorprodukte sowie steigende Energiepreise belasten viele Industriebetriebe, und in zahlreichen Branchen bremst der Fachkräftemangel die weitere wirtschaftliche Erholung.“

Die Erwartungen für die kommenden Monate sind deshalb zwar klar positiv, allerdings nicht ganz so deutlich wie die Lageeinschätzungen. 31 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte. Die große Mehrheit (55 Prozent) geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Zwischen den einzelnen Branchen zeigen sich dabei deutliche Unterschiede. „Die gut laufende Bauwirtschaft, die Finanzdienstleister und die Gesundheitswirtschaft können sich eine nochmalige Verbesserung kaum vorstellen. Maschinenbau, Elektroindustrie und die IT-Branche rechnen trotz einer guten Lage mit weiteren Verbesserungen. Im Bereich Gastronomie und Tourismus sowie dem stationären Einzelhandel hofft man bei aktuell noch großen Schwierigkeiten auf eine baldige Verbesserung“, so der Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg.

Mit Blick auf die wichtigsten Branchen am Mittleren Niederrhein zeigt sich Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz mit der Situation in seiner Region ebenfalls zufrieden. „Im Maschinenbau und in der Metallindustrie liegt der Lageindex mit 38 beziehungsweise 28 Punkten über dem jeweils langjährigen Durchschnitt, in der Chemischen Industrie mit 27 Punkten nur knapp darunter.“ Die Lage in der Ernährungsindustrie und in der Logistik (jeweils 11 Punkte) bleibt dagegen deutlich hinter der Einschätzung der Gesamtwirtschaft zurück. „Beide Branchen sind besonders stark von hohen Rohstoff- und Energiepreisen betroffen“, so Steinmetz. In der Ernährungsindustrie melden 96 Prozent der Betriebe, dass die Rohstoff- und Energiepreise ein wesentliches Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind, in der Logistik 71 Prozent – so viele wie in keiner anderen Dienstleistungsbranche.

Abhängig bleibt die zukünftige Entwicklung natürlich vom Verlauf der Pandemie und den entsprechenden Reaktionen der Politik. Als Ergebnis der beschriebenen Entwicklungen steigt der Konjunkturklimaindex auf 121 Punkte. Zuletzt erreichte er einen vergleichbaren Wert zum Jahresbeginn 2019, also über ein Jahr vor Beginn der Coronapandemie. In den vergangenen beiden Umfragen lag er mit 97 bzw. 98 Punkten jeweils knapp unter der 100-Punkte-Grenze.

Die Nachwirkungen der Coronapandemie und einige altbekannte Probleme bestimmen die größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Rheinland. Am häufigsten genannt (62 Prozent) werden die steigenden Energie- und Rohstoffpreise. Zum Jahresbeginn bereitete dies nur etwa halb so vielen Unternehmen Sorgen. In diese Kategorie fallen neben rekordverdächtigen Diesel- und Benzinpreisen auch Lieferengpässe bei Holz, Chips, Halbleitern und anderen wichtigen Vorprodukten. In der Industrie sind hiervon sogar 85 Prozent betroffen.

Zweitwichtigstes Risiko ist der Fachkräftemangel. Dieser wird von 54 Prozent der befragten Unternehmen genannt, gegenüber dem Jahresbeginn eine Zunahme von 20 Prozentpunkten. In einigen Branchen wie dem Gastgewerbe fällt es schwer, in der Pandemie verlorene Fachkräfte und Aushilfen zurückzugewinnen, in anderen Branchen fehlt schlicht der Nachwuchs (etwa Lkw-Fahrer und Pflegekräfte). Die verbesserte wirtschaftliche Situation in vielen Betrieben und die freundlicheren Aussichten führen dazu, dass wieder verstärkt investiert und Personal eingestellt werden soll. Hille: „32 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr investieren, nur halb so viele planen Einschnitte in den entsprechenden Budgets. In allen hier betrachteten Branchen ist der Saldo aus steigenden und sinkenden Investitionsplänen positiv. Am vorsichtigsten sind noch die Unternehmen im Gastgewerbe, Tourismus und Einzelhandel, von denen viele in der langen Coronakrise ihre Rücklagen aufgezehrt haben.“ Die größten Zunahmen bei den Investitionen gibt es in der Chemie und der Metall- und Elektroindustrie.  Durch das Kurzarbeitergeld konnten auch in der Krise viele Beschäftigungsverhältnisse aufrechterhalten werden.

Teilweise kam es aber trotz der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu Entlassungen. Mit dem sich verstetigenden Aufschwung suchen die Unternehmen wieder verstärkt nach neuem Personal. Fast 27 Prozent wollen ihren Personalbestand erhöhen, weitere 62 Prozent planen keine Veränderungen. IT-Branche, Maschinenbau, Kunststoff- und Elektroindustrie sowie die Beraterbranchen gehen hier voran. Bei den Finanzdienstleistern steht eher eine weitere Konsolidierung auf dem Programm.

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein




Großes Potential für kombinierten Verkehr

Zahlreiche kleinere und mittlere Transportunternehmen könnten den Kombinierten Verkehr (KV) von Lkw und Bahnen für den Hauptlauf auf geeigneten Transportrelationen nutzen und so Güterverkehre auf die Schiene verlagern. Doch viele dieser Firmen machen davon keinen Gebrauch. Dies zeigt die erste systematische Befragung von Transportunternehmen in Deutschland zu diesem Thema. Die Umfrage führten Allianz pro Schiene und Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. innerhalb des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Projekts Truck2Train gemeinsam durch.

62 Prozent der befragten kleinen und mittelständischen Anbieter gaben dabei an, Waren auf Strecken von 300 Kilometern und mehr mit dem Lkw zu transportieren. Ab dieser Entfernung kann der umweltfreundliche KV seine wirtschaftlichen Vorteile ausspielen. Ebenfalls 62 Prozent der Befragten erklärten zugleich, dass sie diese Möglichkeit derzeit nicht nutzen. Insgesamt nahmen mehr als 200 Unternehmen an der Befragung teil.  

„Diese Umfrage belegt eindrucksvoll, welch großes Potential der Kombinierte Verkehr für mehr Klimaschutz beim Gütertransport in Deutschland bietet, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Dienstag in Berlin. „Die Schiene ist eine Option für viele kleine und mittlere Transportunternehmen. Umso wichtiger ist, die Einstiegshürden abzubauen. Diese Chance für mehr Klimaschutz im Verkehr darf sich Deutschland nicht länger entgehen lassen“, so Flege weiter.

BGL-Vorstandssprecher Professor Dr. Dirk Engelhardt (Foto) betonte: „Uns war wichtig, die Transportunternehmen selbst reden zu lassen und die Hindernisse bei der Nutzung der Schiene offen zu legen. Mit den Rückmeldungen wollen wir helfen, bestehende Hürden abzubauen und aufzeigen, warum die Verlagerungsziele bisher nicht erreicht wurden. Anstatt immer nur nach einer Verlagerung zu rufen, wollen wir gemeinsam mit der Allianz pro Schiene Lösungen anbieten und die Nutzung des Kombinierten Verkehrs für kleine und mittelständische Transportunternehmen Realität werden lassen.“

Vor allem drei Hürden verhindern laut der Umfrage derzeit, dass der KV sein Potential bei kleineren und mittleren Unternehmen ausschöpft. Für viele Firmen ist aufgrund begrenzter Personalkapazitäten der Planungsaufwand für den Wechsel vom Lkw zu Bahnen und zurück zu hoch und das notwendige Know-how fehlt. Ihnen stehen im eigenen Fuhrpark zudem oft keine Ladeeinheiten zur Verfügung, die ein Kran zum Umladen auf die Schiene greifen kann. Nur so aber ist häufig im KV der Wechsel vom Lkw und zurück möglich. Schließlich sind vielen schlicht die Angebote und die Preise der KV-Operateure nicht bekannt. Oftmals fehlen aber auch geeignete KV-Zugverbindungen in Standortnähe. Ein wichtiges Thema für die Befragten sind zudem Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Schienengüterverkehr.

Die Allianz pro Schiene und der BGL arbeiten gemeinsam mit den Unternehmen des Transportsektors daran, die Zugangshürden zur Schiene abzubauen. Dafür führen sie in dem vom BMVI geförderten Projekt Truck2Train den Dialog mit Unternehmen und Verbänden des Straßen- und Schienengüterverkehrs. Ziel ist es, eine markgerechte Blaupause für digitale KV-Einstiegsportale zu erarbeiten, die auch den kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zur Schiene ermöglicht.

Die Allianz pro Schiene und der BGL treiben die Nutzung des Kombinierten Verkehrs durch kleinere und mittlere Unternehmen gemeinsam voran. Dafür arbeiten sie im Rahmen der Verlagerungsziele des Masterplans Schienengüterverkehr in dem vom BMVI geförderten Projekt Truck2Train intensiv zusammen. Zudem nutzen sie den Austausch mit weiteren Projekten, die in eine ähnliche Richtung zielen.

So fördert die EU im Rahmen des Life-Programms den Aufbau eines KV-Einstiegsportals auf europäischer Ebene. Dieser Intermodal Capacity Broker (www.rail-flow.com/intermodal-capacity-broker-spediteure/) der Rail-Flow GmbH richtet sich speziell an kleinere Unternehmen.

Modility (www.modility.com/) ist eine Plattform für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene, die von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ins Leben gerufen wurde. Gefördert wird die laufende Pilotphase vom BMVI mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Zukunft Schienengüterverkehr, mit dem Piloten und Tests im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs gefördert werden.

Quelle und Foto: BGL




Signal an Berliner Verhandlungspartner

Mehr Investitionen, mehr Innovationen und zügige Sanierungsmaßnahmen für die Wasserstraßen: Diese klare Forderung haben beim diesjährigen Schiffermahl der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V. Ehrengast Dr. Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF, und Schifferbörsen-Vorsitzender Frank Wittig nach Berlin gesendet. Unisono betonten beide die Bedeutung der Binnenschifffahrt. Zu lange wären wichtige Investitionen in das System Wasserstraße geschoben worden. Jetzt sei es wichtig, zügig konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Das Bekenntnis zur Binnenschifffahrt stand bereits in einigen Koalitionsverträgen, der politische Wille das System Wasserstraße dann auch in der Umsetzung zu stärken, war allerdings verhalten. Mit dem Schiffermahl der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort sendet die Branche eine klare Botschaft an die koalierenden Parteien in Berlin: Die Binnenschifffahrt muss Priorität haben. Sie ist Teil der Lösung, um den Verkehrssektor nachhaltig zu gestalten und um die Straßeninfrastruktur zu entlasten. Für die Zukunft braucht die Branche eine klare Binnenschifffahrtsperspektive 2030.

Schifferbörsen-Vorsitzender Frank Wittig betont: „Nach einer jahrelangen Hängepartie muss es jetzt darum gehen, konkrete Maßnahmen und Projekte auch anzugehen und sie nicht nur auf dem Papier anzukündigen. Noch immer dauern Planung und Bewilligung zu lange. Deshalb unsere Botschaft an eine neue Bundesregierung: Gütertransport mit Binnenschiffen ist nachhaltig, effizient und entlastet die Verkehrsinfrastruktur. Die Politik muss das bei der Priorisierung der Investitionen anerkennen.“

Auch Ehrengast Dr. Brudermüller weiß um die Bedeutung der Binnenschifffahrt. Das Ludwigshafener Stammwerk liegt direkt am Rhein und ein Großteil der Logistik des Chemiekonzerns wird per Binnenschiff abgewickelt. Er betont: „Die Binnenschifffahrt hat beim Transport von Massengütern auf langer Strecke klare Vorteile. Sie entlastet den Straßen- und Schienenverkehr und ist ökologisch sinnvoller. Deutschland braucht eine starke Binnenschifffahrt.“

Das traditionelle Schiffermahl fand unter Corona-Auflagen im Gemeindehaus Ruhrort statt. Vor rund 130 geladenen Gästen würdigte Wittig den Einsatz der Verlader, Partikuliere und Reedereien in der Corona-Pandemie. Dank ihnen konnten die Lieferketten auch in schwierigen Zeiten aufrecht erhalten bleiben.

Quelle: Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V., Foto: Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V/ Jacqueline Wardeski, der Vorstand der Schifferbörse zusammen mit Ehrengast Dr. Martin Brudermüller. Von links: Gunther Jaegers, Detlef Kohlmeier, Femke Brenninkmeijer, Steffen Bauer, Frank Wittig, Dr. Martin Brudermüller, Heiko Brücker, Joachim Schürings, Dr. Gerhard Erdmann, Ocke Hamann, Roberto Spranzi. Dem Vorstand gehören außerdem an: Thomas Maaßen, Andreas Grzib, Thomas Groß, Martin Staats.




Anmeldung für Deutsch-Niederländische Businesswoche

Wie kann der Markteinstieg in den Niederlanden gelingen? Was ist bei der Entsendung in das Nachbarland zu beachten? Welche Chancen ergeben sich in den Branchen Agrobusiness und Bau auf der anderen Seite der Grenze? Was kann man von den Niederländern zum Thema Künstliche Intelligenz in der Logistik sowie der Industrie 4.0 lernen?

Antworten auf diese Fragen geben die Webinare im Rahmen der Digitalen Deutsch-Niederländischen Businesswoche, zu der die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein gemeinsam mit Partnern vom 22. bis 26. November einlädt. Die Premiere der Veranstaltung im vergangenen Jahr war mit mehr als 500 Teilnehmern, 16 Webinaren und 170 Matching-Gesprächen ein großer Erfolg.

„Vor allem in den Bereichen Vertrieb und Marketing gibt es klare Unterschiede in der Geschäftskultur“, sagt Aldo Lodder, zuständig für die Absatzberatung bei der Deutsch-Niederländischen Handelskammer. Der niederländische Generalkonsul in Düsseldorf, Peter Schuurmann, empfiehlt: „Unternehmen sollten sich gut auf ihren Start im Nachbarland vorbereiten und dafür das umfangreiche Angebot der Deutsch-Niederländischen Businesswoche nutzen.“

Die digitale Veranstaltung bietet auch die Möglichkeit zum virtuellen Matchmaking mit anderen interessierten Unternehmern. „Die digitale Businesswoche ist offen für alle Branchen und richtet sich an Unternehmerinnen und Unternehmer und sonstige Entscheidungsträger mit Interesse an grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen“, erklärt Jörg Raspe, Referent im Bereich International der IHK Mittlerer Niederrhein.

Alle Angebote der digitalen Deutsch-Niederländischen Businesswoche sowie eine Anmeldemöglichkeit sind auf der Webseite www.wirtschaftsforum-ihk.de zu finden. Ansprechpartner ist Jörg Raspe, Tel. 02131 9268-561 (E-Mail: joerg.raspe@mittlerer-niederrhein.ihk.de).

Quelle und Foto: IHK Mittlerer Niederrhein




Binnenhäfen und -schifffahrt wollen mitgestalten

Zeitgleich mit den Arbeitsgruppen von SPD, Grünen und FDP, die ihre Gespräche über einem Koalitionsvertrag aufgenommen haben, trafen sich die Präsidien und Geschäftsführungen der Branchenverbände der Binnenschifffahrt und der Binnenhafenwirtschaft zu einem turnusgemäßen verkehrspolitischen Austausch. Darin legten beide Verbände ihre gemeinsamen Ziele für die kommende Legislaturperiode fest.

Binnenschifffahrt und Binnenhäfen sind ein wichtiger Teil der ökologischen Verkehrswende und Garanten für die Versorgung von Industrie und Handel. Damit das System Wasserstraße seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und zur Sicherung des Industriestandortes Deutschland leisten kann, fordern Binnenschifffahrt und Binnenhäfen von der künftigen Bundesregierung ein deutlich stärkeres Engagement in fünf Kernbereichen: Dem Ausbau und Erhalt der Wasserstraßeninfrastruktur, der Stärkung von Binnenhäfen als trimodale Logistikdrehscheiben, der Verbesserung von Wettbewerbsbedingungen für die Binnenschifffahrt, Unterstützung für die Dekarbonisierung der Flotte sowie der Digitalisierung von Schifffahrt, Binnenhäfen und Wasserstraßen.

BDB-Präsident Martin Staats: „Die Binnenschifffahrt ist ein klimafreundlicher Verkehrsträger, der einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen und nationalen Klimaschutzziele leisten kann. Die EU misst der Binnenschifffahrt in ihrer „Sustainable and Smart Mobility Strategy“ eine entscheidende Rolle bei Dekarbonisierung des Transportsektors zu. Der Gütertransport über die Wasserstraßen soll bis 2050 um 50 % ansteigen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, muss die Bundesregierung die Sanierung und den Ausbau der Wasserstraßen zu einer ihrer Top-Prioritäten machen. Hierzu bedarf es ausreichender Finanz- und Personalmittel sowie verlässlicher qualitätssichernder Vereinbarungen.

Die deutschen Binnenschiffsunternehmen bekennen sich zum Ziel der Dekarbonisierung des Verkehrssektors und investieren schon heute in emissionsmindernde Maßnahmen und Antriebe mit alternativen Kraftstoffen, wie Batterieelektrik oder Wasserstoff. Für den Umbau der Flotte werden in den kommenden Jahren erhebliche Finanzmittel notwendig, die durch die Branche allein nicht bereitgestellt werden können. Deshalb werden für den Umstieg auf alternative Energieträger auch in den kommenden Jahren weitere Fördermaßnahmen in erheblichem Umfang für die Modernisierung der Bestandsflotte und Investitionen in Neubauten benötigt, denn allein kann die Binnenschifffahrt die Aufgabe nicht stemmen.“

BÖB-Präsident Joachim Zimmermann: „Die deutschen Binnenhäfen sind Standorte für Wertschöpfung und regionale Beschäftigung. Als multimodale Logistikhubs sind wir Hafenbetreiber Motoren der Verlagerung auf die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße. Wir wollen diese Rolle künftig noch besser ausfüllen. Hierzu bedarf es verstärkter Hilfen für Investitionen in multimodale Umschlagsanlagen, Anschubfinanzierungen für neue Logistikkonzepte unter Nutzung der Wasserstraße sowie der Sanierung binnenschiffsbezogener Infrastrukturen in Binnenhäfen. Ein integriertes Verkehrskonzept für Schiene und Wasserstraße würden der Verkehrsverlagerung neuen Schub geben und das System Wasserstraße stärken.

Wir wollen die Häfen zu Drehkreuzen für die Energieträger der Zukunft, z. B. Wasserstoff, weiterentwickeln. Davon wird auch die Binnenschifffahrt profitieren. Gleichzeitig müssen wir die enormen Chancen der Digitalisierung für die Optimierung der Lieferketten nutzen. Dazu benötigen wir zeitnah einen flächendeckenden 5G-Ausbau an Wasserstraße und Schiene. Die deutschen Binnenhäfen sind bereit, aktiv ihren Teil zum Wandel beizutragen!“

Die Positionspapiere der Verbände für die neue Wahlperiode gibt es hier: Forderungen des Binnenschifffahrtsgewerbes gegenüber der Bundesregierung 2021 bis 2025 (20. Legislaturperiode) für den BDB und hier: BÖB-Forderungen-20.-WP.pdf (binnenhafen.de) für den BÖB.

Quelle: BDB und BÖB, Foto: bayernhafen Regensburg

 




Raus aus dem Krisenmodus, rein in die Zukunft!

Am 22. September hat der BÖB seine Jahrestagung im Spreespeicher in Berlin ausgerichtet. Vor etwa 50 Anwesenden, darunter Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medien, gab BÖB-Präsident Joachim Zimmermann (Foto) einen Überblick zu den Empfehlungen der deutschen Binnenhäfen für die kommende Wahlperiode.

BÖB-Präsident Joachim Zimmermann: „Die deutschen Binnenhäfen sind Teil der Lösung für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Mit unseren bundespolitischen Forderungen haben wir ein Angebot formuliert, die Verkehrsverlagerung und das Erreichen der Klimaziele aktiv mitzugestalten. Dafür brauchen wir aber auch die entsprechenden Rahmensetzungen der Politik.

Ohne Binnenhäfen wäre die gesamte Industrialisierung nicht möglich gewesen. Als Drehkreuze für die Energieträger der Zukunft bieten sich Binnenhäfen auch für die Bewältigung der Energiewende an.

Als multimodale Logistikhubs sind Binnenhäfen Treiber der Verlagerung auf die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße. Anstelle einer Verlagerung von LKW-Transporten sehen wir derzeit aber eher eine Kannibalisierung der beiden umweltfreundlichen Verkehrsträger. Wir fordern daher gleiche Wettbewerbsbedingungen für Schiene und Wasserstraße. Hierzu bedarf es politischer Unterstützung. Eine Förderung für die Sanierung von Kaianlagen und Ufermauern sowie die Förderung multimodaler Umschlagsanlagen und ein integriertes Verkehrskonzept für Schiene und Wasserstraße würden der Verkehrsverlagerung neuen Schub geben und das System Wasserstraße stärken.

Wir wollen auch die enormen Potenziale der Digitalisierung nutzen. Dazu benötigen wir zeitnah einen konsequenten und flächendeckenden 5G-Ausbau an Wasserstraße und Schiene.

Die deutschen Binnenhäfen sind bereit, aktiv ihren Teil zum Wandel beizutragen!“

Passend dazu gab der Business Futurist Sven Göth im Anschluss einen Impuls zu den Kernkompetenzen für das 21. Jahrhundert: Innovationsfähigkeit, Digitalisierungsfähigkeit, Veränderungsfähigkeit, Verantwortungsfähigkeit sowie Teamfähigkeit. Damit beschrieb Göth den Weg, auf den sich auch die deutschen Binnenhäfen bereits begeben haben.

Quelle und Foto: BÖB




„Bayern-Shuttle“ erhält den Logistik-Preis 2021

DB Cargo gewinnt gemeinsam mit LogServ und CargoServ, den beiden Tochtergesellschaften der Steel Division der voestalpine AG, den Deutschen Logistik-Preis 2021. Erstmals erhält damit ein Bahnunternehmen die begehrte Auszeichnung.

Der Jury-Vorsitzende Matthias Wissmann und der BVL-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer überreichten den Preis gestern Abend in feierlichem Rahmen beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.

Die Innovation: Im Bayern-Shuttle kombiniert DB Cargo die Schnelligkeit von Ganzzügen mit der Flexibilität von Einzelwagen. In einem werktäglichen Umlauf werden die Stahl- Sendungen von voestalpine für drei Premiumhersteller aus der bayrischen Automobilindustrie kombiniert. Der Clou: An den drei Automobilproduktionsstandorten wird außerdem jeweils hochwertiger Stahlschrott aufgenommen, der im Nachtsprung zurück ins Stahlwerk von voestalpine in Linz transportiert wird. Das spart nicht nur die Emissionen des Leerlaufs, sondern ermöglicht durch die geschickte Kombination von Stahlversorgung und Schrottentsorgung die tägliche Lieferung und Abholung an allen Orten – ein umweltfreundlicher Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. In Summe wird jährlich mehr als eine halbe Million Tonnen bewegt.

Matthias Wissmann: „Das Konsortium um DB Cargo hat unternehmensübergreifend gehandelt und es geschafft, Leerläufe, Zeit, Equipment, Ressourcen und Kosten zu sparen. Hier zeigt die Bahn, was Bahn an Logistik kann.“

Thomas Wimmer: „Ganzzüge mit Einzelwagen-Vorteilen verknüpfen – das ist deutlich komplexer, als es klingt. Hier wurden für die Bahn ganz neue Prinzipien umgesetzt.

Mehrere Endkunden werden aus einem Ganzzug bedient, bei meist schwankenden und schwer prognostizierbaren Transportbedarfen. Beeindruckend ist vor allem die massive Zeitersparnis beim Transport.“

„Zum ersten Mal gewinnt ein Logistikkonzept auf der Schiene den begehrten Deutschen Logistik-Preis. Das ist ein klares Signal für die Innovationskraft des Schienengüterverkehrs und ein Beweis für die gute Zusammenarbeit der an diesem Konzept beteiligten Partner“, freut sich Katja Sander, Vice President Metals bei DB Cargo.

Das Milkrun-Prinzip

Der Shuttle funktioniert grundsätzlich wie das Milkrun-Konzept, welches aus der Optimierung der überbetrieblichen Beschaffungslogistik bekannt ist.

So können in dem Shuttle aus Linz täglich flexibel Stahlmengen für drei verschiedene Empfangsorte der Automobilindustrie versendet werden. Zusätzlich werden die Transporte mit Schrott aus den drei Automobilwerken kombiniert. Der Vorteil dieses Ansatzes: Die verschiedenen Empfänger aus der Automobilindustrie werden bedarfsgerecht und nach einem festen Takt der Reihe nach bedient. Das sorgt für eine hohe Zuverlässigkeit in den Lieferketten. Darüber hinaus werden im Zulauf des Schrotts verschiedene Lieferanten angefahren, wobei das Schrottaufkommen von dem jeweiligen Produktionsaufkommen des Automobilherstellers abhängt. Damit das gelingt, ist ein komplexes Kapazitätsmanagement des Shuttles erforderlich. Dies setzen LogServ, CargoServ und DB Cargo in der täglichen Zusammenarbeit erfolgreich um.

So entsteht ein ständig ausgelasteter Rundlauf. Würden die einzelnen Empfangsorte separat angefahren, würden pro Jahr in Summe 75.000 Leerlaufkilometer anfallen, die jetzt eingespart werden können. Die Transporte zu den Automobilwerken müssen schnell und flexibel zugleich sein, damit voestalpine auch kurzfristige Abrufe der Automobil- produzenten erfüllen kann. Gleichzeitig muss der Schrott in der Gegenrichtung – für die direkte Stahlwerksversorgung – extrem zuverlässig laufen. Das Stahlwerk benötigt konstanten Nachschub, da es nicht einfach abgeschaltet werden kann.

Um den täglichen Umlauf „just in time“ schaffen zu können, ist eine gruppierte Zugbildung notwendig, die an jedem Halt das schnelle Absetzen und Aufnehmen der Wagen ermöglicht. Daraus entsteht ein „Schienen-Ballett“, das durch einen 24/7-Service ständig von LogServ und DB Cargo im Blick behalten wird. Für die tägliche Steuerung der Versorgung der Automobilwerke, und um bei Bedarf schnell eingreifen zu können, setzen DB Cargo und LogServ ein Kanban-Prinzip um. Mit GPS ausgerüstete Wagen sorgen dafür, dass die Wagenstandorte zu jedem Zeitpunkt in digitalen Karten verfolgbar sind.

Mit dem Konzept des Bayern-Shuttle erreicht DB Cargo höchstmögliche Flexibilität und Schnelligkeit in einer resilienten Transportkette. Täglich werden sieben Gleisanschlüsse mit zwei unterschiedlichen Güterwagengattungen mit volatilen Mengen ver- und entsorgt.

Ein weiteres Novum: Während in der Regel an Grenzübergängen ein Personalwechsel und/oder Lokomotivwechsel erfolgt, fährt der Bayern-Shuttle grenzüberschreitend von Linz bis Ingolstadt mit derselben Lokomotive durch.

Beitrag zum Klimaschutz

Das hohe Volumen in der Stahlproduktion von mehreren Millionen Tonnen pro Jahr ist ökologisch sinnvoll nur auf der Schiene zu transportieren. Gleichzeitig ist Stahl das weltweit am meisten recycelte Material. Bei der Produktion von einer Tonne Rohstahl werden etwa 250 kg Schrott eingesetzt. Der ‚Stahlkreislauf‘ ist damit einer der Schlüsselfaktoren industrieller Nachhaltigkeit.

Ein Güterzug verbraucht bis zu zwei Drittel weniger Energie als der Straßengüterverkehr und spart über 80% der Kohlendioxidemissionen. Ein einziger Zug bewegt durchschnittlich rund 1000 Tonnen Ladung und ersetzt bis zu 52 schwere LKW. voestalpine hat bei DB Cargo CO2-freien Bahnstrom und damit komplett klimaneutrale Logistikketten bestellt. Selbst die Emissionen durch den Nachlauf per LKW werden durch Klimazertifikate kompensiert. Zudem vermeidet der Bayern-Shuttle für eine bestmögliche Klimabilanz sämtliche Leerläufe. In Summe werden so im Vergleich zum Lkw ca. 7.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Gut auch für die Industriekunden als Abnehmer des Stahls: Die neuen Elektro- und Hybridmodelle der großen deutschen Premiumhersteller hinterlassen bereits in der Produktion und Logistik deutlich weniger CO2-Spuren.

Die Partner wollen das Konzept des Bayern-Shuttle künftig auch auf Verkehrspakete anderer Kunden übertragen und damit die Vorteile auch für weitere Lieferungen nutzen.

Hintergrund zum Deutschen Logistik-Preis

Mit dem Deutschen Logistik-Preis zeichnet die BVL in der Praxis realisierte Logistik- Konzepte aus, die von Unternehmen aus Industrie, Handel und dem Dienstleistungs- sektor eingereicht werden können. Im Zentrum steht die Frage: Ist ihre Logistik innovativ? In den von der Jury zu beurteilenden Unterlagen müssen die Entwicklung der Konzeption, die Implementierung und die Ergebnisse dargestellt werden. Der Praxisbezug ist entscheidend. Der Preis wird seit 1984 von der Bundesvereinigung Logistik vergeben.

Quelle und Foto: BVL. Die Träger des Deutschen Logistik-Preises 2021, v.l.: Marvin Daniels, Account Manager Rail, DB Cargo AG Jan Reuter, Leiter CMR Süd, DB Cargo AG Pierre Timmermans, Vorstand Vertrieb der DB Cargo AG Peter Finkenzeller, DB Cargo Management Region Mitte Katja Sander, Leiterin Metals, DB Cargo AG Markus Schinko, Geschäftsführer, Logistik Service GmbH (LogServ) und Cargo Service GmbH (CargoServ) Christian Janecek, Geschäftsführer, Logistik Service GmbH (LogServ) Christoph Priemetshofer, Bereichsleiter, voestalpine Rohstoffbeschaffungs GmbH Gönke Kraft, Head of European Network Service Design, DB Cargo Christoph Heibach, Leiter Arbeitsgebiet Salzgitter voestalpine, DB Cargo AG